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vonnersras. lv. vezcuilrec Leipziger Logebiatt. veltt 2. Nr. S27. Nveuü-Nusgadr. Gli Wc gswind. Frau Exzellenz!" rief er die Oma an und kl - pun als den diNl die Na« Lier er i geri our Iw die ein vor Ke' ger um Ja w< Er be ruß dur soll Ue, einj iche kra ieir setz lini von Heu tzef' yec Te hat Sic her Fei ner Rü dar nui Un >ere Plä sie nah zö,i kla zei« ans sin) Di stal un) tiss setz «er de, ist nri «es we tei me rui zis! in liö ok al ft« Ti st- kr lo ve> ner sie her sie der Hot Loi schc ihr ein iml all uni au< «va in Ho k»a> klo lel ko, ge, vo S.ä ial zn« Mi Svdrvidmasvdlinvv Lvmediirz « (.rlmmai^elie 81r. 24. l'ol. 12989. Lei Gil He« bot nict «ro sch Von den übrige« KttsgsschauplLtze» ltvge» leine Nachrichten vor. Der Echeichvon Kiasim, das Oberhaupt der «rohen Schiitensekte, hat ein« Prokla« mation für den Heiligen Krieg erlassen. Das ara bisch« Blatt „Nai-el^m" meldet, dah der england feindliche Temur Khan «rohe Massen Reiterei gegen Indien zusammenzieht. Neue Enthüllungen über Mstr. Grant Vuff in Sern. Der „Franks. Ztg." ging von vertrauenswürdiger seile folgender Englisch geschriebener Brief eines Amerikaners zu, der in der Uebersctzung lautet: Lieber Freund! Ja, ich weih alles über jene stürmische Szene zwischen Grant Duff und M. Da Sie offenkundig von der Angelegen heit schon unterrichtet sind und da mir niemand Verschwiegenheit auferlczt hat, so nehme ich keine Bedenken, Ihnen zu sagen, was ich darüber weif,. Evelyn Monntswart Grant Duff in seiner Eigenschaft als Gesandter S. Britischen Majestät außerordentlicher und bevollmächtigter Minister zu Bern, verlangte von Herrn Bundes rat M., dem kommenden Präsidenten der Schweiz, daß die aus dem St. Gotthard stationierten mili tärischen Autoritäten gestatten sollten, daß die Franzosen oder Engländer funken telegraphische Arbeiten an den radio telegraphischen Türmen und Apparaten der schwei zerischen Regierung auf dem St. Gotthard für die Dauer des Krieges vornehmen, um sie für Kriegszwecke zu benutzen. Dieser Vorschlag zum Bruch der Neutralität erregte die Wut des Herrn M., obwohl M. ein italienischer Schweizer aus dem Kanton Tessin und keineswegs Prodcutscher ist. M. sagte zu Grant Duff, daß er diesen Vorschlag als eine Beleidigung der Schweiz ansehe, und daß er nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle, solange der britische Minister in der Schweiz bleibe. M. veranlaßte ferner den schweizerichen Bundesrat, an den schweizerischen Gesandten in England zu telegraphieren, die britische Re gierung zu benachrichtigen, daß die Schweiz angesichts des Vorkommnisses bitte, Grant Duff abzuberufen und durch einen geeigneteren Diplomaten oder Gesandten zu er setzen. Außer mir wurden noch folgende Herren von dem Zwischenfall durch M. in seiner Wut unterrichtet. (Hier folgen die Namen von vier Schweizern und einem Deutschen.) Das ist alles, was ich darüber weiß. Ich habe heute Ihren Rat befolgt und durch den deutschen Konsul hier meine amerikanischen Pässe visitieren lassen. Er ist ein liebenswürdiger Mensch. Robert Louis Steffenson. Dieser Brief rührt her von einem zurzeit in Zürich lebenden Amerikaner an seinen Freund und ist uns von einer Seite zur Verfügung gestellt worden, die jedes Mißtrauen ausschließt. Der Brief schreiber ist außerdem zu jeder Zeit bereit, durch Nen nung der Namen, die wir numerisch bezeichnet haben, für die Richtigkeit einzutreten. Herr Grant Duff ist der englische Gesandte in Bern, dessen Namen jüngst durch die Presse ging, als bekannt wurde, daß er mit einem jungen englischen Fliegeroffizier vom Kirch turm in Romanshorn aus die Lage von Friedrichs hafen ausgekundschaftet hat. Der Bundesrat in Bern muß in entschiedener Weise zu dieser neuen Angelegenheit Stellung nehmen, denn das Gebaren des englischen Gesandten kommt tatsächlich einer Beleidigung der Schweiz gleich. Nur die dreiverbandfreundliche „Neue Zü richer Zeitung" wird wahrscheinlich diesen Fall nicht sonderlich gefährlich finden, wie sic ja auch die Neu tralitätsverletzung der Sch ociz durch die englischen Flieger, im Gegensatz zu der übrigen Schweizer Presse, als einen harmlosen Irrtum und eine Belang losigkeit hinzustellen sucht. Einfall -er Deutschen in Nhoüesten. fr.) Rotterdam, 10. November. Englischerseits wird gemeldet, daß die Deutschen in Rhode sien einfielen und Abcrcorn angriffen. Heber den Ausgang des Kampfes ist noch nichts bekannt. Dann und wann werden die Telegraphenlinien durchschnitten. Die rhodcsischcn Polizeitruppen pa- Warschau vor einer neuen Selagerung. Der große Sieg bei Lodz hat, wie der Korre'p. ..Heer und Politik" von militärischer Seite ycchrie- ben wird, durch Abdrängung der russischen Hauptmacht nach Südwesten eine neue Be lagerung der Festung Warschau durch un- stehrnde Militärkabinett bin«. 1808 wurde ein Kriegs-Departement geschcnfen, das die 5. Abteilung des Staatrrats bildete. Der Vorstand hatte direk ten Vortrag beim Könige. Der erste Vorstand wurde Scharnhorst. Der erste wirkliche Kriegsminister wurde 1814 General v. Boyn, Die Grundzüg: der Organisation sind bis h:ut« dieselben geblieben. Unter diesem Kriegsminister fand auch die erste Loslösung des Generalstabs von der bisherigen Ein gliederung in das Kriegsminilterium statt. Der Keneralstab erhielt 1821 einen besonderen General- stabschef, den General v. Müffling, der aber dem Kriegsmiaister subordiniert blieb. Die völlige Los lösung geschah erst, wir erwähnt, untrr Moltke bei Beginn des Deutsch-Französischen Krieges. Nun erfolgt wieder vorübergehend eine Vereinigung di^ ser beiden Aemter, die seit ungefähr 100 Jahren ge- trennt waren. vr. Sttejemann in Kurlch-Wittmun- gewählt. Aurich, 10. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Bei der Reichst« gser sotzw ahl in Aurich- Wittmund wurde Syndikus Dr. Stresemann (Natl.) mit 9200 Stimmen bei starker Wahlbeteili gung gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht auf gestellt. Der Reichstag und die nationalliberale Partei sind zu beglückwünschen, daß eine so ausgezeichnete Kraft wie Dr. Stresemann wieder in die deutsche Volksver- tretung einzieht. Bereits während der Jahre 1907 bis 1912 hat Dr. Stresemann als Vertreter des Wahl kreises Annabcrg-Eibenstock dem Reichstage angehört. Bei den Neuwahlen 1912 unterlag er in seinem alte,» Wahlkreise dem sozialdemokratischen Gegenkandi daten. Gleich nach dem Tode des Reichstagsabgeord- netcn Dr. Scmler stellten die Nationalliberalen des Wahlkreises Aurich-Wittmund Dr. Stresemann auf Im Zeichen des Burgfriedens wurde ihm kein Gegen kandidat geaeniibergrstellt, so daß die Wahl glatt er folgte. Es ist auch für uns in Sachsen sehr wert voll, daß Dr. Stresemann nunmehr wieder im Reichs tage seine Stimme erheben kann. Wir dürfen von dem wohlbewährten Kenner der industriellen Ver hältnisse Sachsens erwarten, daß er sich der Wünsche der sächsischen Industrie im Reichstage jederzeit mir dem von ihm bekannten und an ihm geschätzten Nach druck annchmen wird. Eiserne Kreuze. Mit dem Eisernen Kreuz wurden ferner aus gezeichnet: der Ingenieur Oberleutnant der Reserve Böttner aus Zwickau (1 Klasse), der Leutnant der Reserve im Eardcreiter-Reglment Referendar von Erdmannsdorff, der Gefreite im Reierve- Jnfanterie-Regiment 241 KurtBleß, der Unter offizier im Fußartillerie-Regiment 19 Martin pröbel, der Gefreite der Reserve im Iäger-Bat. 12 Paul Börner ich der Er aüreserviit im Reerve- Feldartillerie-Regiment 53, 2. Abt leichte Munitions- totonne Walter, Ingenieur des Dresdner Eisen- Hochbaus G. m b. H, der Bizeseldwebel Johannes Bock, Mitinhaber der Firma Johann Bock, der Soldat im Rejerve-Feldartillerie Regiment 53 Stud. chem. Karl Reinhard Leupolt, der Unter offizier im Jnianterie - Regiment >77 Ratshilfs artreiter Kurt Liebscher, der Oberapotheker Kari Walther (Inhaber des Inhalatoriums gleichen Namens in Dresden), der Reserve- Os fizier und Kompanieführer Kapellmeister Reinhold Bender, Hochschullehrer an der Dresdner Musikschule, sämtlich aus Dresden, der Kriegsfreiwillige im Reserve-Insanterie- Regiment 212 Dr.-Ing. Hans Mätzel aus Zittau, der Offiziersteltvertreter im 2nfanterie-Regt. 179 Oscar Schreiber aus Wurzen, der Unteroffizier im Infanterie-Regiment 181 Anstaltslehrer bei der Landesanstall Hochweitzschen Reich (unter gleich- zeitiger Beförderung zum Vizefeldwebei >, der Jäger im Iiger-Bataillon 13 Bru« o Paul Seifert aus Döbeln, der Leutnant der Reserve im Jnf.-Regt. 164 Will). Borger, toinmanoiert zur Dienstleistung im Rejeroe-Jnfanterie-Regiment 245 (zurzeit verwundet im Stadikrcmkenhaus zu Chemnitz), der Osfizierstell- vertreler im Infanterie-Regiment 104 Ratsassessor Dr Otto, der Feldwebel und Regimentstambour im Infanterie-Regiment 104 Walter Schille, der Bizefeldwebel der Reserve im Jnfanterie-Regi- ment 182 Lehrer Marlin Hantschmann, der Krastwagenführer bei der Fetdfliegerabteilune 44 Fritz Haase, Sohn des langjährigen Vorsitzenden des C-emnitzer Vereins der Schank- und Gastwirte Haaie (unter gleichzeitiger Ernennung zum Gefreiten), sämtlich aus Chemnitz, der Leutnant im Landwehr» Infanterie-Regiment 104 Apotheker Paul Ledig aus Chemnitz-Hilbersdorf, der Vizewachtmeister bei einer Artillerie-Munitionskolonne aus dem östlichen manches Wort über Moltke denken, das ihr Hans Martin Siebzig geschrieben hatte. Ihre Kasten und Truhen zog sie auf, las in den alten Brie fen, und das Bild des großen Schweigers mit dem strengen, faltigen Gesicht stieg vor ihr auf. Solch ein Mann von Erz war dieser Gene- ralquartiermeistcr auch. Bon Stein! Der Name war wie er selbst. Elena kam mit ihrem Kummer vor die alte Frau. „Kind, wenn ich diese Schweigsamkeit recht bedenke, kann ich wohl einen Grund finden, warum wir noch keinen Brief aus dem Felde haben. Man hält sie absichtlich zurück." „Das wäre ein Unrecht an uns Frauen, Oma." „Bcelleicht ein größeres Recht am Bater- lande. Briefe können in unrechte Hände getan, gen, manches offenbaren, was noch verschwiegen werden soll" „Will man uns das Sch clsal unserer Männer nicht wissen lassen? — Das wäre. . .!" „Ich glaube, man will vorläufig jede Ge. legenheit vermeiden, über die deutschen Heere, ihre Stellungen und ihre Stärke auch nur das geringste bekanntzugeben. Ach kann das ver. stehen und mich damit absrnden." Auch Elena, alle mußten sich damit zu- friedenaeben und warten. Die erste Nachricht kam endlich an Lina. Geschrieben von Frauen. Hand. In einem Lazarett am Rheine. „Jä» traue mich nicht; cs ist ficher was von meinem Schatz . . .!" Die Oma ließ auch ihre Enkeltochter rufen. Dann las sie vor, was eine Krankenschwester an Lina schrieb: Geehrtes Fräulein! Damit Sie nicht erschrecken, lasse ick) den Gefreiten Pizoret nur das Folgende in die F.der diktieren. Ich schreibe Wort jür Dort, was er sagt: Liebe Lina! Mir haben sie in einem scharfen Gefecht den Daumen und die Kuppe vom Zeige, finger weggeschossen. Da mußte ich hinter die Front, weil ich nicht mehr mitknallen konnte. Tränen leuchteten aus in den dunklen Augen der Prinzessin, Tränen des Jubels. Sie riß sicb los und lief hinab unter die glücklichen Men schen, die den ersten großen Sieg der deutschen Waffen feierten. Die Fahnen flatterten. Von der Schmiede in der Waldstraße wallte das größte Banner, und der Schmied zog es am Abend glücklich ein, streichelte das blanke Tuch. „Warte man; sollst bald wieder Parade machen! Dafür werden die Jungens schon sor- gen . . . ." In der Tat, andern Tages wallte seine Fahne wieder hochauf und blähte sich stolz im Mittagswind. „Frau Erzellenz!" rief er die Oma an und chwenkte die Mütze. „Unsere „Königin Luise" hat >en Engländern das Pulver unter die Nase ge- ttouillieren nunmehr längs der Grenze von Deutsch- Ostafrika. -Schießt auf -ie Engländer.* Der Bataillonskommandeur des 1. Landsturm- Jnfanterie-Bataillons Heidelberg, Oberstleutnant Ehrt, schrieb, wie wir dem „Mannheimer General- Ana." entnehmen, in einem an den Heidelberger Be zirksausschuß des Roten Kreuzes gerichteten Brief aus dem Felde: „Neulich legten französisch» Landwehrmänner einen Zettel nieder, auf dem die Worte standen: „Schießt nicht, wir schießen auch nicht, aber schießt ordentlich auf die Engländer." Zürst Sülo« über -ie Haltung Italiens. sr.) Rom, 10. Dezember. Dem Chefredakteur des Blattes „Dittorio" wurde vom Fürsten Bülow ein« Unterredung gewährt, in der sich der Fürst in be- merkensw eiter Weis« über das Verhältnis Deutsch lands zu Italien geäußert hat. Der Fürst sagte u. a.: Wir haben von Italien kein« Wassenhilfe ver langt, und vor dem Gegenteil schützt uns die Ehren haftigkeit der entscheidenden Stellen, wie die politische Tüchtigkeit der Italiener. Deutschland und Italien sind durchaus auf.'inander angewiesen. Sie sind durch keine störenden Erinnerungen oder entgegrnstehenden Interessen getrennt. Kriegsminister un- Chef -es Großen Generalstabs. Der bisherige stellvertretende Chef des Großen Dcneratstabcs, der preußische Kricgsminister Gene ralleutnant v. Faltenhayn, ist, wie schon ge meldet, nun endgültig zum Ches des Gro- ßcn E e n c r a l sta b e s ernannt worden. Ferner ist ihn, gleichzeitig das Amt eines Kriegs ministers gelassen worden, so daß Generalleut nant v. Faltenhayn diese beiden wichtigen mili tärischen Aemter verwaltet. Diese ungewöhnlich«, durch den Krieg und die plötzliche Erkrankung Mollkes bedingte Tatsacl>e läßt die Frage angebracht erscheinen, wie sich die doppelte Tätigkeit vereinigen läßt. Nicht zum ersten Mal« ist das Amt des Kriegsministers mit dem des Chefs des Großen Generalstabes in einer Person vereinigt. Ja es ist noch gar nicht so lange her, daß die beiden Aemter von einem Offizier verwaltet wurden. Denn auch bei uns war früher, wie jetzt noch in einigen anderen Staaten, die Kommando- und Verwaltungsbehörde im Kriegsministerium vereinigt. Die völlig: Los lösung des Gencralstabes vom Kriegsmiiiisterium erfolgte erst unter Moltke bei Beginn des Deuhch-Französischen Krieg:s im Jahre 1870. Zn früherer Zeit wurden allerdings schon mancherlei Maßnahmen getroffen, um die beiden Aemter zu trennen, da sich mit dem Wachsen Les Heeres immer die Unmöglichkeit ergeben hatte, die andauernde Vermehrung der Geschäfte zu bewältigen. Diese be deutsame Entwicklung der obersten militärischen Behörden sei nnn kurz dargestellt. Die erste mili tärische Zentralbehörde, auf die sowohl Kriegs- ministcrium als auch Großer Erneralstab zurück gehen, stammt aus der kurfürstlich-brandenburgi schen Zeit. Es war die „Kriegskanzlei" des Kur fürsten Joachim. Unter dem Kurfürsten Georg Wil helm hieß sie „Geheimer Kriegsrat". Das „Trne- ral-Kriegskommißariat" d:s Großen Kurfürsten geht bereits einen Schritt weiter. Es wird im Jahre 1651 als 2. Abteilung dem „Geheimen Staatsratc" einvcrleibt, und sein Chef hat bereits Sitz un- Stimme in ihm. Der Titel „Kriegs minister" erscheint zum ersten Mal« im Jahr« 1699 und wird dem Gencral-Kriegskommißar beigelegt. Unter König Friedrich Wilhelm I. hört er wieder auf. Dieser vereinigte alle höheren Verwaltungs behörden im „General-Direktorium", dessen 3. Ab teilung zunächst di« Militärang'legcnheiten bear beitete. Später wurden diese auf die verschiedenen 5 Departements verteilt, bis König Friedrich der Grohr ein 6. Departement für dir militärischen An geles :nh«iten errichtet«. Der Chef dieser Depar tements, Generalleutnant von Wedel, rrhielt 1761 wieder den Titel „Kriegsminister". König Fried rich Wilhelm II. schuf 1787 das Ober-Kriegskolle gium mit 7 Departements und dem General-Audi- toriat, zu dem 1890 das bisherige 6. Departement des General-Direktoriums als 8. hinzutrat. 1796 erfolgte eine Neugestaltung in 3 Departements. Die Stellung des Ober-Kriegskollegiums war immer noch eine untergeordnete, da aller Verkehr mit dem Könnte durch das unter einem Generaladjutanten Vie deutsche Art. -61 Ein Roman aus unseren großen Tagen von Paul Burg. Und wenn in diesem Kriege die Franktireurs von Siebzig, die Marodeure wieder ausstehen sollten, ich wunderte mich nicht, wenn sogar ein Richard Strauß das französische Volk mit Ver wünschungen anllagte, jenes Volk, das ihm vor Monaten noch wie einem Triumphator huldigte, als er in Paris mit russischen Tänzerinnen sein neues deutsches Werk aus der Taufe hab. Unser Deutschland war uns zu eng und zu arm, wir gingen bei den Nachbarn borgen und betteln. Das deutsche Vaterland muß größer sein, und unser deutscher Stolz muß wieder wach werden und wachsen! Glücklicherweise l)aben wir Deutschen alle, auch unsere Künstler, den rechten Weg dahin j.tzt erkannt und gehen ihn unbeirrt. Sie schultern alle das Gewehr und ziehen freiwillig mit in den großen Krieg, die Maler und die Dichter, die Schauspieler und die Bildhauer." Auihorchend schwieg die Prinzessin. Ein Helles Rufen, Singen von vielen Stimmen klang die Straße herauf. Kirchenglocken klangen. Die Frauen traten ans Fenster und sahen eine wogende Menge nach dem Schlosse drängen. „Was ist?" ries Elena die ersten unter ihrem Fenster an. „Ein Siea, ein großer Sieg!" „Lüttich ist erobert, Lüttich. Hurra!" Tausendstimmig scholl der Jubelrus. Mit klopfenden Herzen sahen sich die beiden Frauen an. , „Sehen Sie? Dagegen kommt nichts Inter, nationales an. Fragen Sie doch mal bei den trockenen Kosmopoliten! — Das ist der deutsche Stolz, den unsere Man. ner mit dem Schwerte, mit Kanonen schreiben," sagte die Prinzessin bewegt. Elena streckte ihr beide Hände hin und senkt« beschämt den Blick. »Ja, ja, wir Deutschen find schon ein Volk!" Hu, wie die Schrapnells über uns wegsegten. Hab aber man keine Angst, es ist weiter nischt und geht mir gut. Wenn ich wieder kann, mar- schiere ich hinterher und schieße mit die andern Finger. Deinen Herrn und euern Reinhardt sah ich noch, wie sie mich wegschicktcn, gesund beim Reservebataillon. Wenn sie wüßten, daß ich schreibe, ließen sie gewiß zuHause grüßen. Leb wohl, liebe Lina! Es geht alles großartig. Wir waren in einer ganz kolossalen Schlacht. Ich könnte soviel erzählen, aber die Schwester sagt, eS ist verboten. Nächstens mehr von Deinem treuen Kasimir Pizorek. Nun war die Freude groß. Elena brachte dem Mädchen eines ihrer Kleider. „Da, Lina! > Dein Bräutigam hat mir eine große Freude gemacht. Grüße ihn! Und eine recht schöne Kiste mußt du ihm schicken. Nimm von den frühen Birnen. Und Wurst . . ." „Aber Frau Leutnant! Wegen dem biß. chen Schreiben!" „Mädchen, es war die erste Nachricht von meinem Manne!" Der Zuruf des braven Pizorek von seinem Krankenlager hatte sie alle zur Freude aufgeweckt. Jetzt wußte man doch wenigstens, daß die Män. ner am Leben, daß )ie auf dem Marsche waren und es ihnen gut ging. Gewiß hatte das Ba taillon Lüttich miterorbert. Die alte Exzellenz und Lina wetteiferten im Zeitungslcsen. Stolz waren sie aus den großen deutschen Sieg: Unsere Männer waren auch ba det. Üeber die schaueren Verluste, die langsam nur bekannt wurden, lasen sie hinweg. Zwar trieb ihnen die Wehmut über so viele brave Tote Tränen in die Augen, aber die eigenen Männer, sie waren ja nicht dabei. . Als die erste Verlustliste abgedruckt wurde, stand das heimische Bataillon mit seinen schweren Einbußen an erster Stelle. Da leuchteten oft ge- hörte Namen ruhmvoll auf, und jedem, der eS la-, klang da- Weinen der Witwen und Waise« im Ohre und Herzen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) falten!" Eie verstand ihn nicht, und wollte weiter. „Na, was denn?" lies er hinterher. „Ein Dampfer von uns bat Minen gelegt. In der Themse. Denken Sie mal an! Exzellenz, das ist noch nichts? — Und ein großer englischer Kreuzer ist mit untergegangen. Das sind Kerle, was, unsere Blau, jacken!? —" Er ließ sie stehen und rannte die Straße hin, es dem nächsten jubelnd zu verkünden. Elena taten diese Siegesbotschaften weh; sie hatte noch keine einzige Nachricht von Erhardt. Keiner in der Stadt erfuhr von den Seinen. Nur drei Todmeldungen waren gekommen. Wie ging eS ihnen allen? — Waren sic verwundet, gefangen oder tot? — Warum kam keine Nach richt? — Versagte die Feldpost? — Die alte Exzellenz wußte sich in den Tagen des langen und lähmenden Wartens einen schö- nen Trost. Sie las die Berichte von dec Ein. nähme Lüttichs noch einmal und noch einmal. Tie wuchtigen, ehernen Sätze des G.'neralquar- tiermeisters hämmerten sich ihr ins Herz und gaben ihr eine selige Ruhe. Bon Stein! DaS war noch ein Ntann? Kein Wort zuviel, kein Lob zu laut. Sie mußte an Kriegsschauplatz Rudolf Pfefferkorn, Eoh. Le» Spinnereibesitzers Pfefferkorn in Glauchau, deö Einj.-Freiw. Unteroffizier im Feldartillerie-Regt. 68 Gerhart Pfotenhauer (zurzeit schwer ver- wundet im Lazarett zu Trier), Sohn des Fabrik» besitzers Carl Psotenhauer in Frankenberg t. der Unteroifizirr Dr. jur. Kurt Ahnert, Sohn des Rechnunpsrat» Almert in Glauchau, der Unteroffizier im Infanterie-Regiment 139 Karl Martin aus Hainichen. » Weitere Meldungen. * Der russische Minister des öffentlichen Unter richts Casso ist nach einer Krebsoperation ge storben. Stanislaw« Dröpnska. Sine polnische Kämpferin. * Nach österreichischen Blättern haben zwei Frauen, die mit ihren Männern zu Felde zogen. Auszeichnungen erhalten für tapferes Verhalten vor dem Feinde, und zwar die Gattin eines Obersten, Stella von Turnau, und die Gattin eines Arztes, Elisabeth Lorenz. Am merkwürdigsten ist aber die Geschichte einer jungen Polin, Stanislawa Or- dynska. Sie ist achtzehn Jahre alt und liegt jetzt krank im Wiener Statthaltereispital. Stanis.awa Ordynska wurde als Tochter eines Arztes in Warschau geboren. Das traurig« Schick al ihres Dateis und ihrer Brüder erfüllte sie mit glühendem Haß gegen die russischen Bedrücker und trieb sie zur sog. polnischen Legion, mit der sie gegen die Russen zu Felde zog. Ihr Vater war den rus sischen Gewalthabern verdächtig gewesen und nach Sibirien verbannt worden. Um den alten Mann die weit« Reise nicht allein machen zu laßen, haben sie ihm, zur Begleitung jedenfalls, seinen ältesten Sohn mitgeaelen Der jüngere wurde, um ihm den Kum mer, seinen Vater und Bruder verbannt zu wissen, auf die Dauer zu ersparen, aufgelnüpft, und die Ordymka, die viel ge ehen hat, hat auch das gesehen. Ihre Mutter schließlich ist verschollen und schmachtet wahrscheinlich in irgendeinem russischen Gefängnis. Die Seelenstimmung der jungen Polin ist nach allem wohl begreiflich. Als Soldat verkleidet, steigt sie beim Ausbruch des Krieges mit anderen gleich gesinnten Kameradinnen zu Pferde. Eine zweite Verkleidung, das Kostüm einer russischen Bäuerin, wird in die Satteltasche gestopft und alsbald benützt. So schleicht sie sich in ihrer Vermummung durch die feindlichen Stellungen, fertigt ein« Zeichnung an und bringt sie zurück. Sie wird Gefreiter. Für einen gelungenen Handstreich, der dem österreichischen Kom mando Einblick in die Notizbücher einiger russischer Offiziere verschafft, wird sie Korporal, für die Ge- fangennehmung dreier Rußen gar Zugsfllhrer — alles in wenigen Wochen. Und nun ist sie Feld webel, der erste weibliche Feldwebel der österreichisch ungarischen Armee. Einen weiblichen Offizier zwar hat es, wie die Wiener „N. Fr. Pr." erzählt, schon gegeben — zur Zeit der Napoleonischen Kriege, Fran ziska Scanagatta war sein, richtiger: ihr Name. Franziska brachte es bis zum Leutnant und machte Feldzüge mit, ohne ihr Geschlecht zu verraten. Als es sich schließlich doch enthüllte, beließ sie ein kaiser licher Gnadenakt im Besitz ihres Leutnantspatents; man sah ihr nach, daß sie gelogen hatte. Anders dio Ordynska, die den Krieg von Anfang an eingestande nermaßen als Frau mitmachte. Sie bleibt Frau — und sie kämpft wie ein Mann. Wer hört, wie auch kräftige, abgehärtete Offiziere und Soldaten der Nervenüberspannung erlagen, wird nicht verwundert sein über das Sckickal der heldenmütigen Polin. Auf einem Aufllärungsritt geriet sie in einen Nahkampf mit einer russischen Abteilung. Sie muß schießen und — zögert. Es geht ihr wider das Herz; sie zagt; sie läßt den Re volver sinken. Und hebt ihn wieder und tötet meh rere Feinde —. Dieses Erlebnis, dieses Töten müßen, erschütterte sie schwer, und die Schrecken des Krieges, die Aufregungei» und Anstrengungen warfen sic nieder. Ihr weiches Frauengemiit hielt nicht stand: aber eine Heldin ist sie doch.