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Somttay, 20. September 19lL !. --- 0,55 Mk. pro Kopf. --118 Mill. Mk. --1,70 Mk. pro Kopf. — 38 Mill. Mk.---0,55 Mk. pro Kopf. ---188 Mill. Mk. --- 2,70 Mk. pro Kopf, in den Molkereiprodukten auf auslän- Mangel sich fühlbar machen. Man erwäge, daß wir rund 3 Millionen Tonnen Futtergerst«. fast eben soviel, wie wir selbst produzierten, einführten. Hier von lieferte Rußland allein 2 760 000 t. Unser« Schweinezucht wird aber diese, Ausfall» wegen nicht zugrunde gerichtet werden. Einmal gibt e, eine Menae Ersatzmittel, und das Hauptfutter für unsere Schweine bleiben nach wie vor Kartoffeln und Magermilch Wesentlich ist ferner, daß die Ernte in Heu, Klee, Futterrüben und Kartoffeln in diesem Jahre so reich lich ist, wie selten zuvor. Es hat den Landwirten vielfach Schwierigkeiten gemacht, den Grllnklee zu verfüttern und die tzeuvorräte unterzubringen. Der günstige Ernteertrag in diesen Artikeln bürgt da- für, dah «ine Verminderung des Rinderbestande» nicht zu befürchten ist. Geradezu glänzend steht Deutschland in bezug auf Kartoffelbau da. Auf diesem Gebiete leiden wir tatsächlich an Ueberproduktion. Von den 51 Millionen Tonnen finden im höchsten Falle zehn Millionen Tonnen Verwendung als Speisekartoffeln, der Rohstoffverbrauch in den Brennereien beläuft sich auf 2?t Millionen Tonnen und zu Stärke, Sago, Flocken, Mehl und Schnitzel werden rund 2 Millionen Tonnen verarbeitet. Die übrige riesige Masse dient als Viehfutter. Bedauerlicherweise gehen aber be sonders auf großen Gütern, wo die erforderlichen Kellereien fehlen, in jedem Jahre Tausende von Zentnern durch Fäulnis zugrunde. Die Be strebungen unserer Großgrundbesitzer, Kartoffeltrock nungsanstalten anzulegen, die Kartoffelflocken liefern und die Einfuhr von Futtergerste erübrigen sollen, sind aus diesem Grunde lebhaft zu begrüßen. Ein guter Anfang ist bereits gemacht. Denn das Deutsche Reich weist bereits über 1000 derartiger Fabriken auf. Jedenfalls ist es ein Glück zu nennen, daß wir so reichlich mit Kartoffeln versehen sind, und daß besonders den ärmeren Volksschichten für billiges Geld ein so unentbehrliches Nahrungsmittel geliefert werden kann. Der Großhandelspreis beträgt für Lpeisekartoffeln pro Zentner 2,50 für Futter kartoffeln 1,25 -H. Die Engländer, die bisher vom deutschen Markte ein ansehnliches Quantum Kar toffeln erhielten, werden sie in diesem Jahre wohl teurer bezahlen müssen. Erwähnt sei hier noch, daß Deutschland das erste Zuckerland der Erde ist, und daß es in der Lage ist, hiervon mehr als 1 Million Tonnen ins Aus land zu liefern. Außer Brot und Kartoffeln fällt für die Volks ernährung die Fleischversorgung ins Ge wicht. Da ist es nun wiederum ein Glück, daß der deutsche Viehbestand derartig glänzend dasteht, daß unser dichtbevölkertes Industrieland nur einer ganz unbedeutenden Zufuhr bedarf. Für die Fleischpro duktion kommen hauptsächlich Schweine und Rinder in Betracht. Am Schlüsse des Jahres 1913 wurden nun in Deutschland gezählt: Schweine 25,6 Millionen l1912: 21,9 Mill.); Rinder 20,9 Mill. (1912: 20,1 Millionen): Schafe 5,8 Mill., Ziegen 3,4 Mtll., Federvieh 82,7 Millionen. Die Steigerung des Schweine- und Rinderbostandes ist geradezu auf fallend. Der weit niedere Stand vom Jahre 1912 erklärt sich aus dem Futtermangel, der auf die Viehhaltung höchst ungünstig einwirkte. Seit 1913 ist nun aber von Flerschnot nichts zu spüren gewesen, im Gegenteil, die Preise im Handel waren sehr gedrückt und die Landwirtschaft hat heute noch Mühe, die Schweine an den Mann zu bringen. Die Händler zahlen zur zeit auf dem Lande für Schweine pro Zentner Lebend gewicht 38—42 .ü. Diesen Preisen angemessen, die seit langem nicht so tief standen, müßten die Laden preise für Fleisch weit niedriger sein. So ist Deutsch land trotz des Krieges in der glücklichen Lage, ein starkes und billiges Fleischangebot zu haben. Und England glaubt törichterweise, daß wir ver hungern müßten. Welcher Reichtum in unserem Vieh bestand steckt, wolle man daraus ermessen, daß der Verkaufswert der Rinder auf 7065 Mill., derjenige der Schweine auf 1710 Mill, geschätzt wird. Dem gegenüber erscheint die Zufuhr an lebendem Vieh und Fleisch, das Deutschland 1912 benötigte, lächerlich gering. Es wurden eingesührt: Rindvieh aller Art (Jung- und Zuchtvieh eingeschl.) 85 Mill. Mark, fette Schweine 25 Mill. Mark, Fleisch aller Art 60 Mill. Mark. Auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, er gibt es einen Betrag von 2,50 -4l, den der Deutsche für Fleisch ans Ausland zahlte. Für das Jahr 1913 wird sich noch eine weit günstigere Rechnung ergeben: wir haben in diesem Zeiträume entschieden einen Ueberschuß an Schweinen gehabt; denn 25,6 Mill, wurden gezählt, aber nur 17,8 Mill. Schlachtungen vorgenommen. Die Gesamtzahl der im Jahre 1913 gemästeten Schweine ist außerdem noch etwas höher, da das Durchschnittsalter derselben zwischen 10 und 11 Monaten liegt. Wenn nun auch die Schweinezucht wirklich etwas nachlassen sollte, eine Notlage würde dies noch lange nicht bringen, um so weniger, da an zunehmen ist, daß in Kriegszeiten auch der Fleisch konsum an sich zurückgeht und ohne Schädigung der Volksgesundheit zurückgehen kann. Für die Dolksernährung fallen auch die Mo Iker ei Produkte ins Gewicht. Was Deutschland an Milch, Rahm, Butter und käse heroorbringt, ist schwer zu schätzen, jedenfalls ist die Produktion riesig. Mehr als die Feststellung dieser Mengen interessiert uns aber die Zufuhr in diesen Nahrungsmitteln. Darüber gibt nachstehende Uebersicht Aufschluß: Milch u. Rahm --- 38 Mill. Mk. Butter Käse Eier Um also dische Einfuhr gänzlich verzichten zu können, bedarf es wahrlich nur einer sehr mäßigen Einschränkung. 3 Liter Milch und 3 Stück Butter pro Kopf aufs Jahr sind ein kaum nennenswerter Ausfall. Außerdem werden unsere Hauptlieferanten in diesen Artikeln, die Niederlande, Dänemark und die Schweiz, gern an uns weiter liefern. Etwas Mangel wird wahrschein lich eintreten an Eiern und Gänsen. Für diese Zweige der Einfuhr kommen hauptsächlich Rußland und Galizien in Frage. Von 8 Mill. Gänsen, die wir jährlich zuführen, stammen aus Rußland allein 7 Mill. Zu kontrollieren ist allerdings zurzeit nicht, wieviel Gänse, die in Deutschland gemästet werden, bei Beginn des Krieges schon geliefert waren. Sollte uns in Deutschland etwas fehlen, dann könnten es nur Kleinigkeiten sein; mit den un entbehrlichen Nahrungsmitteln sind wir reichlich ver sorgt. Die Einfuhr, die England uns abzuschneiden trachtet, brauchen wir gar nicht. Außerdem reicht Englands Macht gar nicht aus, die neutralen Staaten am Absatz ihrer Erzeugnisse zu hindern. Eine andere Frage ist es, ob für solche Staaten, die in der Be schaffung von Lebensmitteln fast ganz aufs Ausland angewiesen sind, und zu diesen zählt England in erster Linie, überhaupt ausreichend Brot und Fleisch vorhanden ist. Wir bezweifeln es. Es gibt an sich kein überflüssiges Getreide .'.uf der Erde, und daher muß in einer Zeit, in der Unmassen aller Nahrungs mittel zu Lande und zu Wasser vernichtet werden und ganze Länder dem Anbau entzogen werden, irgendwo 'uhlbarer Lebensmittelmangel eintreten. Und so wäre «, nicht ausgesHlossen, daß England selbst zu 8. Leipziger Tageblatt. Nr. 47S. vonmagS'Nusgade. Seite s. den höchsten Preisen nicht ausreichend Brot und Fleisch beschaffen und bei der Unsicherheit des Ver kehrs ins Land bringen könnte. In England hat man sich so manches anders gedacht, als es gekommen ist. Sollte kich zu den Niederlagen in den Waffen auch noch di« Hungersnot gesellen, dann hätte die menschenfreundlichen Engländer und ihre Verbün deten da» Geschick erreicht, da» sie uns zugedacht. Deutschland wird zu leben haben, solange seine Land wirtschaft ungestört ihre gesegnete Tätigkeit fortsetzen kann, und daß uns die Früchte dieser Arbeit unver mindert erhalten bleiben, dafür wird unsere tapfer« Armee sorgen. Serkin im Krieg. o Berlin, 18. September. Die große Stadt ist allmählich still geworden. Die Derkehrsunternehmungen elektrische Bahnen, Hoch- und Untergrundbahn, Omnibusse aller Art haben ihren Betrieb eingeschränkt, die Gasthöfe und großen Restaurants beschäftigen nur noch einen Bruchteil ihres bisherigen Personals. Sie haben das zunächst getan, weil der Krieg in die Reihen ihrer Angestell ten breite Lücken riß. Sie hätten das aber auch so tun müssen: das Bedürfnis schwand; der Verkehr ist nicht mehr der alte. Man fühlr sich um 10—12 Jahre zurückversetzt. Wer jetzt uni die Mittagsstunde die Leipziger Straße kreuzt, wo scnst Gefährte aller Art sich zu Wagenburgen stauten, vermag s ohne Lebens gefahr. Etwas Gemächliches, Beschauliches ist über die Stadt gekommen. Aber eine ernste, sinnende Be schaulichkeit. Man steht es diesen Männern und Frauen an, die durch die Straßen ziehen, weil das Leben nun einmal sein Recht verlangt, weil die einen ihren Geschäften nrchgehen, die anderen Einkäufe be sorgen müssen, die dritten der Dienst freiwilliger Hilfe und Wohltätigkeit ruft, daß sic die ganze Wucht dieser schweren und doch so feierlichen Zeit empfinden. Frei lich, mutlos waren sie darum keinen Augenblick; auch nicht in den paar ersten Tagen dumpfer Erwartung. Sieben Feinde haben sich wider uns erhoben; die Sorge klopfte an jedes Haus, und in manches kehrte leider bereits srijche Trauer ein. Aber die Bevöl kerung trügt's mit Würde und Fassung, und wie in Friedenszelten geht das Leven seinen Gang. Selbst das geschäftliche kommt langsam wieder in Fluß. Natürlich nicht ganz und nicht auf der ganzen Linie, aber die erste Berwirrung ist längst überwunden. Man besinnt sich wieder darauf, daß, auch wenn wir alle zu sparen und uns einzuschränken lernten, immer noch eine Bevölkerung von rund 60 Millionen mit man cherlei unaufschiebbaren Bedürfnissen vorhanden ist, und beginnt sich auf deren Befriedigung einzurichten. Sogar der Frohsinn kam diesem Volk nicht ganz ab handen. An den letzten Sonntagen mit ihrer gol denen Spätsommerpracht sind Tausende in Las Wälder- und Seengebiet der Umgegend hinausgcpil- gert. Die Züge der Stadt- und Vorortbahn verkehr ten seltener, und auf der Hinausfahrt sowohl als auch bei der Rückkehr gab's ein Gedränge, das sonst bei dem leicht galligen Berliner polternde Entrüstung ausgelöst hätte. Jetzt trug man s mit Gelassenheit, wie man überhaupt in dieser bewegten Zeit sich gegen seitig erträgt und eine Rücksicht Übt, die man leider nicht immer kannte. Nicht nur in der Politik ist Gottesfriede. . . , Am Kurfürstendamm, wo in den letzten Jahrzehnten eine unerfreulich gespreizte Parvenü stadt entstanden ist, soll man sich in die Stimmung der Jett, nicht so leicht geschickt haben. Die Halb wüchsigen beider Geschlechter, die uns auf dem abend- lichen Korso der Tauentzienstraße so oft ärgerten, haben, wie man sich erzählt, auch als die Geschütze schon an unseren Grenzen zu dröhnen begonnen hatten, ihr dreistes Treiben fortgesetzt und aus den Amüsierlokalen ward manche widrige Szene be richtet. Auch das ist vorüber. Erst griffen di« Blätter, griff der Polizeipräsident mit ernster Mah nung ein; hernach kamen «in paar Musiken und Lust barkeiten einschränkende Verfügungen des Oberkom mandos. Aber sie kamen eigentlich posr testum. Inzwischen war nämlich das Nachtleben, dieses viel umstrittene, bald gerühmte, bald gelästerte Berliner Nachtleben, bereits erloschen. Der heiße Atem dieser ehernen Zeit hatte es ausgeblasen. Nun geht man auch in Berlin zu ehrsamer Bürgerstunde ins Bett. In den großen Musik-Eafss bricht mit dem Glocken schlage Zwölf die Musik ab. Dann beginnen die Lokale zu veröden. Eingefleischte Bummelnaturen umschleichen dann wohl noch die Stätten friiherer Vergnüglichkeit, aber die Leere und die gähnend« Langeweile scheuchen auch sie bald von hinnen. Zwischen zwei und drei Uhr verglimmen die letzten Lichter. Besonders hart ward die Schicht angefaßt, die man im Mittelalter die „fahrenden Fräulein" nannte. Die waren in den letzten Jahren schon nahezu gesellschaftsfähig geworden; es war fast wie in Paris, oder wie in Petersburg oder Moskau: die Grenzen fingen an sich zu verflüchtigen. Nun trieb ein Gebot des Oberbefehlshabers in den Marken sie aus der Oeffentlichkeit. Der Jammer dieser Krea turen mag, nun auch der Hunger sich zu ihm gesellte, groß sein. Und doch bleibt das Gebot zu loben. Wir vertragen in diesen Tagen kein Augenblinzeln, kein spielerisches Getändel mit dem Laster. Ein läutern des Stahlbad nahm die Nation. Unser Leben hat überhaupt einen gang neuen Rhythmus bekommen. Nicht nur, weil es still wurde; weil hier und da schon die Arbeit stockt, ab und an die Not bereits an die Türen pocht. Aber alles, was sonst das Dasein uns ausfüllte, ist plötz lich an die uveite — was säße ich? — an die vierte und fünfte Stelle gerückt. Nicht nur die tausenderlei Nichtigkeiten einer Luxuskultur, die ein langer Friede und der steigende Wohlstand um uns aufhäuften. Auch unsere bürgerliche Hantierung erscheint uns überflüssig; zum mindesten nebensächlich. Wir ver richten sie, weil sie verrichtet werden muß, aber un sere Seele ist nicht dabei. Die wandert mit unseren Gedanken von einem Kriegsschauplatz gum andern. So hat unsere ganze Zeiteinteilung sich verändert. Die großen Stunden des Tages sind, wenn die Zei tungen und die Extrablätter erscheinen. Ein Blatt, zu dem ehedem kein Mensch von Geschmack gegriffen hätte, kommt jetzt in den frühen Vormittagsstunden heraus und findet Absatz. Am Nachmittag um die Teestunde, wenn die Terrassen der Kaffeehauser sich füllen, ist es einem mitunter, als ob man inmitten der britischen oder romanischen Welt säße. Mit lautem Ruf — nur nicht so grell und gellend, so marktschreierisch wie in Paris und London — stür men di« Zeitungsverkäufer durch di« Straßen, und in diesem Deutschland getreuer Abon nenten, in dem sonst jeder nur „sein" Blatt la», recken sich Tausende von Händen nach dem ersten besten, das auf dem Platz erscheint. Ein paar Stunden später weht feierliches Geläut über die große Stadt: die Kirchenglocken, di« zur abendlichen Gebetstunde rufen. Man hat sie früher, wenn man nicht gerade in der unmittelbaren Nähe «ine» Gotteshauses wohnte, kaum gehört. Nun klingt, da es um uns stiller wurde, rhr Ruf eindringlich, wer- bend, tröstend über das Häusermeer. In der zehnten Abendstunde erscheint dac letzte Blatt. Das wird noch abgewartet — »« den Häusern halten di« Portier» und die den Haushund betreuenden Dienst- Mädchen Wacht —, dann senkt sich der Abendfrieden auf die uusruhende Sind» Das Treiben Unter den Linden, da» an- fang» für die jach aus ihrer gewohnten Bahn Ge schleuderten ein Bedürfnis war und nachher zur ge räuschvollen Mode zu werden drohte, hat so gut wie aufgehört. Es sausen auch nicht mehr, wie im Frie den, die Autos durch die nächtlichen Straßen, di« von den Stätten westlichen Vergnügens die Aus schwärmenden nach dem Zentrum bringen und um gekehrt. Auch jetzt jagt zwar noch ab und an ein Kraftwagen in atemloser Haft über den Asphalt. Aber der ist dann mit Staub und Schmutzspritzern bedeckt und kommt weit -er; aus Ost oder West vom Felde, um im Eeneralstab Meldung zu erstatten. Der Chauffeur auf dem Bock bläst in seine Trom pete, wie einst in den geruhsamen Zeiten der Bost- idylle der „Schwager" in sein Horn. Aber keine Wandermelodei, nur eine kurze, schrille, auf peitschende Fanfare. Wo ist der Dichter, der uns die Poesie dieses Kuriers des modernen Krieges sänge? * * * Und um es noch einmal zu sagen: ein wenig stiller ist Berlin geworden, aber schöner, als seit bald dreißig Jahren ich je es sah. Inmitten einer Welt von Feinden die ruhigste, vornehmste, sicherste, fleißigste Hauptstadt des Kontinents. Wer bat Berlin sonst wirklich geliebt! Jetzt könnte man fast anfangcn, es zu lieben! .... Letzte Depeschen und Fernsprechnrrldungerr. (Nach Schluß der Redaktion eingegangen.) Vie Engländer in deutsch- Neu-Guinea. Berlin, 19. September. (Amtlich.) Nach zuver lässigen Meldungen ist nunmehr, wie zu erwarten war, auch Rabaul, der Sitz des Guivernements von Deutsch-Neuguinea, von den Englän dern besetzt worden. ,Vas ist gewiß deutlich!" . Berlin, 19. September. Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" schreibt: Die seit einiger Zeit auffällig in das deutsch feindliche Fahrwasser gelenkte Stockholmer Zeitung „Da g e n s N y h e t e r" bringt ein Telegramm aus Genf, daß man nun mit voller Gewißheit feftstellcn könne, daß Deutschland die Absicht hatte, nicht nur Belgiens und Luxemburgs Neutralität zu kränken, sondern auch sich des schweizerischen Gebietes zu bedienen. Der Plan sei ge wesen, in Frankreich durch die Schweiz einzudringen und eine Umgehungs bewegung gegen Belfort zu unternehmen. Dieser Plan sei vereitelt worden durch die rasche Mobilisierung des schweizerischen Heeres, die in weniger als zwei Stunden ausgeführt worden sei. Daß die Schweiz ihr« zum Schutze der Neutralität angeordnete Mobilmachung aus Besorgnis vor einem deutschen Einmarsch begonnen oder beschleunigt habe, ist eine der französischen Lügenmären, denen die Schweizer selbst mit gerechtem Mißtrauen gegenüberstehen. Gerade heute gelangt ein neuer Beweis hierfür in unsere Hände. Die hier ein getroffene Zeitung „Vaterland" in Luzern schreibt unter dem 12. September: ,T>ie fortgesetzte Lügenhaftigkeitder.^aoas"-Meldun gen ist einfach schändlich und muß jeden Freund der Wahrheit empören!" — Das ist gewiß deutlich. ZranzöstfHes Lob -er -rutschen Zlleger. Basel, 19. September. Die „Gazette de Lau sanne" enthält ein Telegramm aus Toulouse über den Bericht eines französischen Offiziers, in dem es heitzt: Auch unsere Feinde haben aus dem letzten Kriege ihre Lehren gezogen. Sie unterhalten den be st organisierten Nachrichtendienst, der sich über die ganze Welt erstreckt und sie mit ziemlich genauen Beobachtungen versorgt. Wir glaubten nicht, daß die deutschen Flieger so zahlreich seien. Ganze Schwärme kundschafte ten unsere Stellungen aus. Wenn einer herunter geschossen wurde, erschienen fünf andere, die höher flogen. Das können Tausende von Zeugen ver sichern. Die Flieger ließen rote Kugeln herab fallen. Unsere Soldaten warfen sich zu Boden, denn sie erwarteten eine Explosion. Aber nichts erfolgte, und nur eine weiße Rauchfahne stieg empor. Ein paar Minuten später aber sauste ein Hagel von Granaten und Schrapnells über uns her. Die deutsche Artillerie zielt und trifft genau, wenn sie uns auch an Material und Munition nicht gleichkommt. Der Plan, das Ziel durch Flieger markieren zu lassen, ist eine geniale Idee. Der Kniff ist nun entdeckt, aber er hat genug genutzt. Berbot der belgischen Fahnen in Brüssel. Brüssel, 19. September. Der Militärgouoerneur von Brüssel fordert durch Maueranschlag die Bevölke rung auf, die belgischen Fahnen einzu ziehen, da diese von den Truppen als Provokation aufgefaßt werden und bedauerliche Zwischen fälle Hervorrufen könnten. 300V gefangene Russen in Danzig. Danzig, 19. September. (Eigener Draht bericht.) Gegen 3000 gefangene Russen, die auf dem Seewege nach Danzig transportiert waren, wur. den auf großen leeren Frachtdampfern vor- läufig im Kaiserhafen untergebracht. Don den Gefangenen versuchten im Hafen zwei zu entfliehen. Einer, der dabei den Posten tätlich bedrohte, wurde erschossen. Zur Haltung Srlechenlan-s. S Berli», 19. September. (Eigener Draht bericht.) Die Uebernahme des Oberbefehls der griechischen Flotte durch den Chef der englischen Marinemisston in Griechenland, Admiral Kerr, hat, wie der „Berl. Lok.-Anz." hört, nicht die ihr in einem Athener Blatte zugeschriebene po litische Bedeutung. Sie wurde dadurch veranlaßt, -aß der griechische Admiral Konndmocioti» «inen Urlaub erbeten und erhalten hat. Der Obevb«fchl ging nach den geltenden Bestimmungen auf den rangältesten Admiral über, in diesem Falle auf den Admiral Kerr. Keineswegs aber liegt es in der Absicht der griechischen Regierung, mit der Ausfüh rung einer Bestimmung der Marine-Rangordnung eine politische Tatsache zu schaffen und die Aufgabe der Neutralität Griechenlands in Aussicht zu stellen. O Berlin, 19. September. (Eig. DrahtmeldZ Zu der Meldung von der Ernennung Kerrs zum Ober befehlshaber der griechischen Flotte erfahren wir in später Nachfftunde noch, daß hier authentische Nach richten vorliegen, wonach Griechenland nicht die Absicht bat, seine bisherige Stellung zu den krirmführenden Mächten irgendwie zu ändern. Man weist von griechischer Seite darauf hin, daß Admiral Kerroölligzudergrtecht- scheu Marine übergetreten ist, und daß er damit als rangältester Offizier bei der Neubesetzung d«r Stellung nicht hätte übergangen werden können. Man hat in Berlin keinen Grund, an dieser Auf fassung zu zweifeln. (Es wird abzuwarten sein, ob mit dieser Beur teilung über das Verhalten Griechenlands das letzte Wort gesagt ist. Die Rod.) Vie -er Aar -ie ,lieben 3u-en" behan-elt. Wien, 19. September. (Eig. Drahtber.) Nach Nachrichten aus Galizien haben die Russen in allen Orten, die sie besetzt haben, das jüdische Eigentum sowie das Eigentum der meistenteils geflüchteten polnischen Gutsbesitzer den ruthentschen Bauern übergeben. Das Vorgehen der Russen kommt einer allgemeinen Enteignung des jüdischen Eigentums gleich. Strenge Nachrichtenzensur in Frankreich. Paris, 19. September. Das „Echo de Paris" meldet: Der Kriegsminister stellt in einem Erlaß an die Bezirkskommandeure fest, daß die Zensur in vielen Provinzstädten nicht mit der wün schenswerten Sorgfalt ausgeführt werde, und fordert die Kommandeure auf, die Zensur, namentlich di« Zeitungszensur, unnachsichtlich durchzuführen. Nachsicht könne äußerst unangenehme Folgen haben. Sie decken sich zu! Rotterdam, 19. September. (Eigener Draht bericht.) Wegen großen Mangel» an Decken für Kttcheners neue Soldaten kauft« das Kriegsministerium sämtliche Vorräte der großen Handelshäuser auf. Es fordert jetzt auch die Klein- Händler, die über Deckenvorrät« verfügen, auf, sich mit der Intendantur in Verbindung zu setzen. Weiter sollen auch Privatleute überzählig« Decken für die Armee stiften. . ver /lufruhr kn Indien un- ftegppten. (von unserer Berliner Redaktion.) O Berlin, IS. September. Die Zeitung „Os manischer Lloyd" erhält Nachrichten aus Indien und Aegypten, wonach di« Bevölkerung der beiden Länder nunmehr offen gegen di« eng lisch« Vorherrschaft auftritt und die eng lischen Truppen aus mehreren Ortschaften des Inneren Aegyptensvertrieben wurden. Täg- lich soll es zu Zusammen st ößen kommen, wobei die Engländer stet» Verluste haben und sich vor der llebermacht der bewaffneten Bevölkerung zu- rückziehen müssen. Nur das Wetter? London, 19. September. „Dailv Telearaph" bringt folgendes Telegramm aus Harunch: Die in den Hafen zurllckgekehrten Torpedobootzerstörer berichten von einer kleinen Besserung des Wetters in der Nordsee^ das der Durchführung des Pa- trouillendrenstes, der jetzt mit unablässiger Wachsamkeit gehandhabt wird, große Schwie rigkeiten bereitete. Die See sei so schwer ge wesen, daß es wiederholt unmöglich war, das Feuer in der Kambüse zu halten. Auch wären verschiedene Verletzungen von Mannschaften gemeldet worden. Der Präsident des Badischen Bauern vereins gestorben. Freiburg (Breisgau), 19. September. Oeko- uomierat Schüler, der Präsident des Badi- schen Bauernvereins, ehemaliger Reichstags- und Landtagsabgcordneter, ist gestorben. Schüler wurde 1850 iu Ebringen in Baden geboren. 1892—190^! war er Bürgermeister in Ebringen. Seit 1896 gehörte er dem badischen Landtag, von 1900—1912 dem Reichstage als Vertreter des Wahlkreises Offenburg—Kehl an. Er war Mitglied der Zentrnmspartei. Vie Pest in -en Mittelmeerhäfen. Basel, 1g. September. Nach einer Meldung de» „Journal de Een^ve" aus Neapel ist in ver schiedenen Mittelmeerhäfen die Pest fest gestellt worden. Brand einer Getreidemühle. Budapest, 19. September. Heute nachmittag geriet die Elisabeth-Dampfmühle in Brand. Feuerwehr und Militär ergriffen energische Maß nahmen, um den Brand zu lokalisieren und zu löschen, durch den die umliegenden Holzmagazine be droht waren. Budapest, 19. September. Ueber den Brand der Elisabeth-Dampfmühle werden folgende Einzelheiten bekannt: Das Feuer entstand infolge Heiß- werdens einer Walz«. Nach einer halben Stunde gelang es, den Brand, dem das ganze Mühlengebäude zum Opfer fiel, auf seinen Herd zu beschränken. Der Schaden ist sehr bedeutend. U. a. sind 150 000 Säcke und 24 Waggon Mehl ver brannt. HW- Unsere gestrig, Abendausgabe umfaßt 4 Seite», die vorliegende Ausgabe 18 Seiten, ^,sa««en 22 Leiten. Sauptschriftieiter: Lr. v«rah. Weste«* r»«r. Verantwortliche Schriftleiter: für Politik Dr. Vlrira Gstathe«: für die vandel»»eilun, Walther Gchtatzle«; für Leipziger »ad sächsische Nnaelegenheiten AraalV gii«l«: für Kunst und Wissen schaft Lr. gfrtetzrich Gehrecht: für Musik G»e«n G«e»ttz: Gericht A. Haarseltz: für di« Reise-. Bäder- und Berkehrt'eitun, Ladwta Metzer — Für den Anieigenteil cheiur. Balser. Berta,: Letv»t»«r Laeetzlatt, Gesellschaft mit beschränkt«! vastun,. Drnck: Fischer ch Wrste«. «ümNich st, '