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Sonntags-Ausgabe. tvr L»Ip?«S ua- Vorort, »vr» aas«, »r«a«r vrAUASprei^rr u«dep»-tt»ur»rmal«a,II»»n»h»u»o»be«chtr »»aotUch 1.2S M.. o»rrt,l>«hrUch r.75 M. »«> »rr »es»aft,st»Ue, unser« ZtUolr« unö NuoaobrNrUrn adgekoltr m»«atU«01M.,»>rrt»lIührUch r M. durch «asrr» a«»»>rtlgr« ZtUolr« ia» hau» »»drocht: «oaatUch 1^4 M.. »trr1rl>«drUch 4^4 M. kurch-t»p»st! lanerhal» vrutsch- land» ua- ürr drutschra llolonlra monatlich 1.S0 m., »iertey-hrUch 4^4 M., auoschUrhUch postdrstrUart». proto »or «>a,»laum»»r I» Pf. 2a Lrtpzl-, Sou Nachdarorton uai Len Ort«« mit »iaraoa Ztllai« wirb St« fideuüauogad« «och am hdenS So» «rschotaoa» ta» Hau» gollofort. Nr. 47S. /lrrrtsblatt des Rates und despolrrerarrrLes der Stadt Leipzig «e-atttoa uu» chrschäft-strU«: lohanai.gaff» Nr. 4. » Zorusproch-ftuschluS Nr. 14441, 1444, ua» 14004. ISS. Jahrgang s,n,«Ig«npr-ise: zelt« S0 Pf. e,fchast,an,rtg«u mit ptatzvorschrtf» >m Preis, erhSkt k,»^» aa» Varif. Vella,»«: »esamtausl.SM.0a»«ausenL au.sch, Ma,,t,,«-Hauadm,: lohanui.gasse», d«ts<imtli»,n filia.en 0,/ raaediatte» ua- aU«u si««»ae»a.«»peSlt>on,n »„ I». „»0 va»1,ip»i,«r«a,»blatt «rsch.tat Werktag» Lmal, Soun. u. retenaa..«^' 0«rU»«r»,-aNt»»:2u»,az,tt,aI7.Z»ka>pr,ch.>iaschluS: hoasa""^«' Lonnlsg, Len 20. September. 1Sl4 llcbcrRillikik» »Mlssaiiitihtli Michict! Berlin, 19. September, 10 Uhr abends. (Amtlich.) Ueber Len glänzenden Erfolg der Kriegsanleihen wird mitgeteilt: Das Ergebnis der Zeichnungen auf die Kriegsanleihen kann zur stunde noch nicht endgültig festgestellt werden. Jedoch ergeben die bisher eingclaufenen Eitneichnungen schon ein Zeichnnngsresnltat von 2'/-Milliarden Mark für die Reichsanleche nnd von über t Milliarde Mart für die Schatzanlveisungen, zusammen also von über lt'/- Milliarden Mark. Die Ziffern w idcn sich noch bedeutend erhöhe«. Der Erfolg übersteigt alle Erwartungen und ist ein machtvoller Beweis für die Kapitalskrast, aber auch für die vaterländische Begeisterung des deutschen Volkes. NnmSlldkck Lage im Westen — neue Erfolge im Osten. Großes Hauptquartier, 19. September, abends. (Amtlich). Die Lage im Westen ist im allgemeinen unverändert. Auf der ganzen Schlachtfront ist das enalitch französische Heer in die Verteidigung gedräi gt worden. Der Angriff gegen die starken, zum Teil in mehreren Linien bmtercinander befestigten Stellnngen kann nur langsam vorwärtsgehen. Die Durchführung der Angriffe gegen die Linien der Sperrforts südwestlich von Verdun ist vorbereitet. Im Elsaß stehen unsere Truppen längs der Grenze den französischen Kräften dicht gegenüber. Im Osten ist am 17. September die 4. Finnländische Schützenbrigade bei Augnstow ge schlagen worden. Beim Vorgehen gegen Offow:ez wurden Grajewo und Schtfchutfchin nach kurzem Kampf genommen. Ein stolzer, glänzender Sieg ist im Deutschen Reich aus finanziellem Gebiet erfochten worden! Am 9. September erschien die amtliche Ankündi gung, in der zur Zeichnung der vom Reichstag am 4. August einmütig bewilligten Kriegs anleihen ausgefordert wurde. Schon zehn Tage später, am 19. September, konnte der Draht die hochersreuliche Kunde verbreiten, daß das deutsche Volk in freudiger Opferwilligkeit weit über A/r Milliarden Mark sofort zur Verfügung gestellt hat. Unsere gehässigen, tückischen Gegner erleben eine neue, furchtbare Enttäuschung. Auf der blutigen Walstatt im Osten und im Westen wird ihnen von unseren Brüdern und Söhnen in harten Schlachten ge zeigt, daß die deutsche Wehrkraft unerschütterlich ist; und wir Daheimgebliebenen haben, um uns den im Felo« Ringenden würdig zu erweisen, den Feinden durch bereitwillige Opfer an Geld und Gut zu erkennen gegeben, daß wir auch an Kapitalkraft unerschütter lich sind. Belgier, Franzosen, Russen und Engländer haben wiederholt die schmerzliche Erfahrung machen müssen, daß wir sie an militärischer Kraft und Tüchtigkeit weit überflügeln. Nun klammerten sie sich an die Hoffnung, Deutschland werde den Riesen kampf wirtschaftlich nicht aushalten können. Aber auch diese Hoffnung haben wir ihnen gründlich zuschanden gemacht. Während sich der Norddeutsche Bund 1870 schon acht Tage nach Ausbruch des Krieges zur Aufnahme einer Kriegsanleihe genötigt sah, konnte die Reichsleitung dank der umsichtigen Finanzgebarung der Reichsbank jetzt fünf Wochen vergehen lassen, ehe sie zur Zeichnung der vom Reichstage gutgcheißenen Kriegsanleihe schritt. Schon diese Tatsache müßte eigentlich genügen, um dem feindlichen Auslande zu be- ängstigendem Bewußtsein zu bringen, daß nicht nur unsere militärische, sondern auch unsere fi nanzielle Rüstung ür den Krieg ganz ausge zeichnet ist. Und dann das andere, noch bedeut- saniere Zeichen für Alldeutschlands wirtschaftliche Kraft und Zuversicht. 1870 war das Ergebnis der Kriegsanleihe wenig befriedigend, 1914 >oar es überwältigend: Die eine Milliarde Schatz, anweisungen, die aufgelegt war, ist weit über, zeichnet, und von der Reichsanleihc, die in ihrem Höchstbetrage nicht begrenzt ist, sind sofort 2»/, Milliarden Mark vom deutschen Volke über- nommen worden. Und zwar von allen Schich. ten. Nicht nur die großen Banken, die Handels, und Jndustrieunternehmungen, die Genossen, schäften aller Art, auch alle Kreise des Bürger tum- in Stadt und Land haben dem deutschen Vaterlande Gelo zur Verfügung gestellt. Es war ein guter und kluger Gedanke, durch die Ausgabe von Stücken zu 100 und 200 Mark auch dem kleinsten und bescheidensten Sparer die Mög. lichkeit einer Anleihebeteiligung zu erschließen. Und wer in diesen Tagen die Räume unserer Banken ausgesucht hat, konnte sehr häufig die er freuliche Wahrnehmung machen, wie sich gerade auch Angehörige der minderbemittelten Schichten — wir möchten fast sagen: dazu drängten — durch Einzahlung oft sauer genug ersparter hundert Mark auch ein Anrecht auf das Bewußtsein zu erwerben: Du hast nach deinen Kräften dazu beigetragen, die Kriegslasten des deutschen Vater landes zu erleichtern. Die flammende Begeiste- rung fürs Vaterland, die auch in dieser finan ziellen Opferbereitschaft des ganzen Volkes zu starkem Ausdruck kommt, mag unsere Feinde erneut lehren, daß wir uns alle eins wissen, wenn's gilt, für die Sicherheit und Freiheit des Reiches einzustehen. Und dann noch eins: Die aeschäftige Lüqen- presse des Auslandes wußte bereits von Hun gersnot und grauenvollem Elend im Deutschen Reiche zu fabeln. Das Bild des erbärmlichen, nur von Sauerkraut lebenden Deutschen, das sie sich vor 44 Jahren zurcchtgelegt hatten, ist ja auch jetzt bei den meisten Franzosen noch nicht verblicl)-en. Der Erfolg unserer Kriegsanleihen mag sie indessen belehren, daß das deutsche Volk durch seine ArbcitstüchtigkZt zu einiger Wohlhabenheit gelangt ist, und daß es gerade deshalb um so mehr befähigt ist, den gewaltigen Stürmen kühn zu trotzen, die das neidische Ausland heraufbeschworen hat. Die Bezahlung der Kriegskosten ist für lange Zeit gesichert: diese stolze Kunde mag hinausgetragen werden in die Reihen unsrer wacker kämpfenden Krieger. Wir ver lassen sie nimmermehr, wie sie uns nicht ver lassen, und darum mag in zwiefacher Beziehung der alte, liebe Ruf erklingen: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein!" Vie siebente Kriegswoche. Mit der entscheidenden Niederwerfung zweier französischer Armeekorps hat, wie wir annehmen dürfen, auf dem ganzen westlichen Kriegs- schauplatze die Gesamtcntscheidung für den gegen wärtigen Abschnitt der Operationen begonnen. Woche um Woche schon dauert das heiße Ringen, und nachdem wir durch die rasche Folge herr licher Siege verwöhnt worden waren, wurde mancher von'dem verlangsamten Gange der Er- cignisse im Westen enttäuscht. Das Drchterwort: „Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Lagen" gilt eben auch für die Tage ununterbrochener Si.'ac und Erfolge. Bedenkt man aber, daß die Franzosen jetzt ihre letzte Kraft aufbieten, um dem deutschen Anprall zu widerstehen, den auf Paris flutenden Wogen un- sercr Heere einen Damm entgegenzuwerfen, dann versteht man die volle Schwere des ungeheuren Kampfes zwischen Oise und Maas. Trotzdem dürfen wir des endgültigen Ausganges mit un geminderter Zuversicht warten. Zähes Aus harren, das Kennzeichen des deutschen Volts charakters, ist auch unseren Heeren in allen ihren Gliedern eigen und verdoppelt sich ivegen der Größe des Kampfzieles. In beiden Beziehun gen sind die Franzosen ungleich schlechter daran: während wir für die Erhaltung der Stellung Deutschlands als Weltmacht und für die Siche, rung der Zukunft unseres Volkes die volle Kraft einer in geschlossener Front streitenden Nation aufbieten, sind die Franzosen nur von einer Politik der Rachsucht in den Krieg getrieben, deren klägliches Scheitern jeder Urteilsfähige schon heute ermessen kann, und dieser Umstand wird das Feuer ihrer stürmisch ausflackernden Kampfbegeisterung um so gewisser loschen, als der stillen Ausdauer vom franzö.ischen National charakter bestimnite Grenzen gezogen sind. Noch aber ist Frankreichs Widerstandskraft nicht gebrochen, noch stehen unseren Truppen schwere und langwierige Aufgaben bevor. Sie zu erfüllen, wird ihnen in demselben Maße er- leichtert, in dem sie sich bewußt sein können, daß von den Zurückgebliebenen auf heimatlichem Boden jeder einzelne so zur glücklichen Beendi gung des nationalen Krieges beiträgt, wie sie selbst auf dem Schlachtfelde es bisher getan haben und fortan tun werden. Je tiefere Wur- zeln bei uns die Ueberzeugung schlägt, daß selbst ein wechselndes Kriegsglück das deutsche Volk nicht in der Entschlossenheit wankend machen darf, nur einen seine Zukunft unbedingt sichern, den Frieden zu schließen, um so gewisser werden wir die Feinde endgültig meistern. Wie voll kommen Regierung und Nation in der Erkennt nis der Notwendigkeit des Durchhaltens einig sind, hat sich in der lückenlosen Zustimmung gezeigt, die eine entsprechende Auslassung der „Nordd. Allg. Ztg." bei der Presse aller deutschen Parteien sand. Die Ausstreuung von Lügen über das angebliche deutsche Friedens, bedürfnis bildete nur einen kleinen Teil des Schwindels, der amtlich zurückgemiesen werden mußte: die Verunglimpfung des deutschen Hee res durch den englischen Gesandten im Haag und die weder bewiesene noch beweisbare Be- hauptuna des Präsidenten Poincarö, daß wir uns der Dum-Dum-Geschosse bedienten, sind von der „Nordd. Allg. Ztg." mit erquickender Deut- lichkeit als Schwindel gekennzeichnet worden. Hoffentlich führt unsere Diplomatie in den neu. tralen Staaten keine vorsichtigere Sprach«! Auf dem östlichen Kriegsschauplätze müs sen nun auch Ltockrusscn die Sprache verstehen, die der Degen des Generalobersten von Hinden burg redet. Die vollständige Niederlage der Wilnaer Armee, deren Schicksal sich von dem der russischen Narew-Armee wohl nur wenig unterscheidet, hat Ostpreußen von geschlossenen russischen Truppenkörpern befreit und im Gou vernement Suwalki bereits den Vormarsch ermöglicht. Mit einem Jubel ohnegleichen hat ganz Deutschland diese Wendung begrüßt und mit ungeteilter Genugtuung auch die Nachricht ausgenommen, daß der russische kommandierende General Mar tos, der für die Hunnentaten in Ostpreußen verantwortlich ist, als Kriegs gefangener vor ein Kriegsgericht gestellt werden soll. Möge dieses ein Urteil fällen, das dem russischen Offizierkorps jahrhundertelana im Ge dächtnis bleibt! Nicht so glücklich wie die Uns- rigen, hat sich das österreichisch-unga rische Heer in langen Kämpfen gegen die rus- fische Uebermacht doch ehrenvoll genug behauptet, um die feindliche Offensive bei Lemberg zum Stillstand bringen zu können. Erfolgreicher war unser Bundesgenosse gegen die Serben, die unter scbwcren Verlusten aus den österreichisch ungarischen Grenzen gejagt wurden. Gibt also die Lage aus den Kriegsschau plätzen unseren Feinden keinen Grund zur Ge- nugtuung, so fehlt es auch nicht an politischen Vorgängen, die den Dreiverband verstimmen müssen. Dahin gehört vor allem die zweifellose Gärung in der Welt des Islams. Das Ver bot der heiligen Karawane in Aegypten und die Einstellung der englischen Schiffahrt in Meso potamien sind zwei englische Maßnahmen, die das Vorhandensein jener Gärung beweisen. Eng lands Bemühungen, die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen der islamitischen Welt zu verhindern, würden sinnlos sein, wenn der Islam ruhig und friedlich wäre. Aus den engltscl)«n Maßnahmen muß auch ge folgert werden, daß die Mohammedaner Indiens gleichfalls in Bewegung ge ¬ kommen sind. Im nahen Orient aber zeigen die Aufhebung der Kapitulationen durch die Türkei und das Ende der englischen F lo tt en m i s s i o n in Konstantinopel deutlich an, daß die Pforte g genübcr den Bevor- mundunasveriuchen des Dreiverbandes fest ge- blieben ist. Die Haltung der meisten bulgarr- sch en Blätter berechtigt zu dec Annahme, daß die Bulgaren auf den allslawischen Köder nicht mehr anbeißen. Italien vermittels des ro manischen Rafsebewußtseins und freiheitlicher Phrasen einzufangen, bleibt Frankreich auf be- kannten Wegen emsig bemüht. Aber die Regie rung hält, ourch Volkslundgebungcn in einigen Großstädten nicht beirrr, an ihrer Neutralitäts politik fest. Auch führende Organe Italiens ha ben sich, bis auf einige Ausnahmen, mehr und mehr von den Einwirkungen des deutsch- und österrcichfeindlichcn Lügengewebes so frei ge- macht, daß sie für Frankreich verboten wurden. Dieses Vorgehen öffnet der Presse Italiens hof fentlich die Augen über den Wert der „Freiheit"., in deren Namen die Franzosen gegen Deutschland und Oesterreich zu hetzen pflegen!