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Dienstag, 18. llnguv 1914 eelpHigtt Tageblatt. Nr. 417. Morgen-Ausgabe. Seite 7 * Städtische Sch»immschül«r. E, wild uns ge schrieben: Wie schon seit 18 Jahren, so bat auch diese» Jahr der Rat der Stadt Leipzig rund 1000 Knaben au» sämtlichen Bezirksschulen der Stadt Gelegenheit geboten, unentgeltlich schwimmen »u lernen. Der Unterricht wurde während der Sommer ferien vormittags von 7—12 Uhr im Stadt. Frei- bade von 16 Turnlehrern unter Oberleitung de» Gymnasialoberlehrer» P. Heilemann erteilt. Leider hat eine große Zahl von Schülern nicht durch gehalten oder durchhalten können, so daß sich der «chwimmprobe in der letzten Woche statt 9S7 nur 711 Schüler unterzogen, von denen 325 als Freischwim- mer erklärt werden konnten. Diese erhielten auf Ratskosten eine rote Badehose mit dem Ausdruck: „Schwimmprets der Stadt Leipzig". Die Badehosen wurden am letzten Schwimmtage, 15. August, ver teilt. Von einer größeren Festlichkeit war abgesehen worden wegen der ernsten Zeit, doch hatten sich viele Eltern eingefunden. A Heilrmann begrüßte alle Anwesenden, lobte die «schiller wegen ihres Fleißes und ihres guten Betragens und forderte sie unter Hin weis auf die Kriegslage auf, ihre Kräfte für das Vaterland weiter zu üben, ihre Dankbarkeit Eltern, Lehrern und dem Rate gegenüber durch weitere treue Ausdauer und treue deutsche Gesinnung zu bewähren, auch später als Erwachsene. Dann begann ein mun teres Springen, Schwimmen und Wasserspielen. Die Knaben bekamen nach jeder Uebungsstunde je 1 Paar Würstchen mit einer Semmel oder je '/^ Liter Milch mit 2 Semmeln. Es wurden rund 900 Liter Milch getrunken und 10 500 Paar Würstchen und 17 000 Semmeln verzehrt. Auch erhielt jeder Knabe, der sich der Schwimmprobe unterzog, ein Schwimmbuch, das der Turnlehrer Rößner auf Grund der von einer Kommission Leipziger Turnlehrer ausgearbri- teten Uebungstafeln zusammengestellt hatte. In gleicher Weise erhielten 288 Mädchen nachmittags Schwimmunterricht, von denen 61 als Schwimmpreis Badeanzüge bekamen, dre Sonnabend nachmittag bei dem in gleicher Weise wie bei den Knaben verlaufe nen Abichwimmen verteilt wurden. * „Aus dem Munde der Kinder....!" Welch gemalt,ge Flc.mmen der begeisterten Liebe und der hingebenden Opferfreudigkeit die schwere Zeit in den deutschen yerzcn entfacht hat, das braucht und kann nicht mehr in Worten ausgedrückt werden. Die Herzen des ganzen Volkes schlagen einmütig zu sammen, hoch und niedrig, alt und jung steht dicht geschlossen beieinander. Selbst die Allerjüngsten wollen nicht abseits bleiben. Sie begreifen noch nicht, aber sie ahnen und fühlen doch, in welch gewaltiger, welt geschichtlicher Zeit wir leben. Und weil es ein würdiger Mann einst ausgesprochen hat: „Aus dem Munde der Kinder und Unmündigen sollt ihr die Wahrheit hören", so mögen die schlichten Reime, die die elfjährige Dorotea Klos uns durch ihre Mutter hat senden lassen, hier einen Platz finden: „Hundert Jahr' sind kaum verflossen, Seit das viele Blut vergossen. Und wieder ruft's an allen Ecken: „Krieg!" Gott verleih den Deutschen Sieg! Krieger, seid nur unverzagt, Gott, der Schöpfer, hält die Wacht, Daß kein Feind ins Land uns dringe. Und uns um die Heimat bringe. Deutsche Mütter, deutsche Frauen, Zeigt doch Mut und Gottvertrauen. Deutsche Kinder, lobt den Herrn, Denn er hilft den Deutschen gern!" * Krieg und Kind. In der „Frkft. Ztg." macht eine Dame folgende beachtenswerte Anregung: Er wachsene, habt acht auf eure Gespräche m An wesenheit der Kinder! In eurer Erregung in dieser kriegerischen Zeit denkt ihr wohl häufig nicht an das zarte Kindergemüt, das die schrecklichen Nach richten von platzenden Granaten, Blutfließen, Quä lerei der Flüchtenden und anderem mehr aufnimmt, still mit sich herumträgt und des Abends im Dunkel der Nacht mit erregter Phantasie neu aufbaut. Dies stille Tragen und Leiden schadet dem Kinde, wenn es einigermaßen von zarter Art ist, und wir müssen die Kinder gesund erhalten, jetzt mehr denn je. Manch einer wird an sich erfahren haben, wie die Wirkungen solcher Aengste mit hinübergenommen werden zu nächsten Altersstufen und dort als Hem mungen weiterarbeiten. Ihr impft dem Kinde die Angst ein, darum gebt lhm gleich die Waffe da gegen, wenn ihr ihm das Nötigste von den Ereig nissen mitteilt, nämlich den Mut, wie ihr ihn selbst zu besitzen erstrebt, wie die ausrückenden Soldaten ihn zeigen. Er kann bei Kindern leicht durch einige ermutigende Worte geweckt werden. ?. Geschäft und Wohltätigkeit. In gegenwärtiger Zeit vertreiben hin und wieder Händler und Ge schäfte Gegenstände, besonders Ansichtskarten, mit der Ankündigung, daß ein Teil de» Rein gewinns für wohltätige Zwecke ver wendet werden solle. Eine derartige Ankündigung unterliegt einer polizeilichen Genehmigung nicht: sie ist vielmehr die auf ihre Ausführung hin kaum kon trollierbare Erklärung, vom Verkaufsgewinne Wohl tätigkeit üben zu wollen. Es muß hiernach jedem überlassen bleiben, welche, Vertrauen er der Zusicherung der Gewinnabgabe für Wohltätigkeit entgegenbrtngen will. ?. Unglaublich aber wahr! Wir brachten kürzlich die Mitteilung, daß in Leipzig und der Umgebung eine Gesundbeterin aufgetreten ist, die eine ganze Reihe von Personen empfindlich geschädigt hat. Diese Gesundbeterin ist inzwischen in der Person einer 53 Jahre alten, aus Eula gebürtigen Bahn- arbeitersehefrau ermittelt und festgenommen worden. Wie festgestellt wurde, hat sie 6 Familien um nicht weniger als 30 000 betrogen. Sie gibt selbst an, daß ihr die Betrügereien durch die Dummheit der Leute sehr leicht gemacht worden sind. In fast allen Fällen hat sie sich durch gute Bekannte, mit denen sie hinterher meist ihre Beute geteilt hat, bei Familien, deren Angehörige krank waren, empfehlen und einführen lassen, und so Opfer gefunden. In mehreren Fällen hat eine Kartenschlägerin ihre Hand mit im Spiele gehabt. Die Schwindlerin ver langte zunächst stets die Herausgabe der Wertpapiere, des Goldes und der Wertsachen, „da die zu behan delnden Personen ganz arm sein müßten". Einer Oetzscher Familie erklärte sie bei ihrem zweiten Erscheinen rundweg, daß sie wüßte, daß noch mehr Sparkassenbücher vorhanden seien, als angegeben und daß sie diese ebenfalls haben müsse, da die sonst niemand in der Familie behandeln könne. Ihren Namen anzugeben, weigerte sich die Betrügerin,' sie könne ihn erst nennen, wenn die Kranken „kuriert" seien. Die Ge sundbeterin behandelte die Patienten in der Weise, daß sie ihnen auf dem nackten Körper herumklopfte, Gebete dazu verrichtete und dabei Brot aß. Sie war so dreist, daß sie in einem Falle noch jedesmal aus dem Geschäftslokal Waren von ziemlichem Werte mit nahm, die sie angeblich dem Kinderkrantzenhause überlassen wollte. Später wollte sie in derselben Familie noch 250 .tl zur Bezahlung von Hypotheken haben. Die Schwindlerin scheint ziemlich viele Opfer gefunden zu haben. In einem Falle hat sie vier Sparkassenbücher über insgesamt 5000 .tt erhalten, die sie mit einer Helfershelferin geteilt hat. In einem anderen Falle hat sie sich gleich 2500 von einem Bankbuch abheben und geben lassen. Die Er örterungen schweben noch. Anscheinend hat die Frau aber noch weit mehr Personen betrogen, al» bisher ermittelt werden konnten. Geschädigte wollen sich bet der Krimtnalabteilung melden. ?. Wer war die verletzte Dame? Am 5. diese» Monats, einem Mittwoch, abends kurz nach 10 Uhr ist auf der Kreuzung der Aeußeren Höllischen und Lindenthaler Strafe eine Kraftdroschke mit einem Kraftwagen zusammengeiahrcn. 2n der Kraftdroschke sollen ein Reserveoffizier und eine Dame gesesjen haben; die letztere soll bei dem Zusammen stoß einen Arm gebrochen haben. Da die Dame bisher nicht ermittelt werden konnte, wird sie ersucht, ihre Adresse der Kriminalabteiluna mitruteilen. Wer war der Schulkunde? 2n der Nähe der Heilerziehungsanstalt Kteinmeusdorf gesellte sich am Nachmittag des 8. d. M. teinem Sonnabend) zu einem Pferdetransport ein 13—14 2ahre alter verhältnis mäßig kleiner Schulknabe mit grauer Sportmütze, der sich mit dem Einverständnis eines bei dem Trans port befindlichen Archicekten auf dessen Fahrrad ietz.e und dem Transporte jo folgte. Da der Knabe später nicht aufzufinden war, so ist anzunehmen, daß er sich heimlich mit dem Rade entfernt hat, um sich dieses anmeignen. Das Fahrrad war schon alt. der Lack war am Gestell an vielen Ecken abgeblättert. Wer Uber die Person des Knaben etwas angeben kann, wird ersucht, dies der Kriminaladteilung! mit zuteilen. Verlorene Antriebskette. Am vergangenen Donnerstag nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr hat ein Lastkraftwag en aus der Thonbergrr Brücke in der Reitzenhainer Straße eine Antriebskette verloren. Ein Radfahrer, der dicht hinter dem Kraftwagen herfuhr, soll die Kette aufgehoben und mitgenommen Haden. Dieser Radfahrer wird auf gefordert, die Kette umgehend beim Fundbureau des Polizeiamtes abzugeden. Gestohlener «ierwagen. Am Donnerstag vor mittag gegen »,8 Uhr ist an der Ecke der Kronprinz- und Südstraße ein zweirädriger, grün und gelb ge strichener Handwagen, der an beiden Seiten in gelber Schrift die Firmendemchnung „H. Lange, Schenken dorfstraße" trug, weggefahren worden. Auf dem Wagen befanden sich mehrer« Holzkasten mit Flaschenbier. Wer über den Verbleib des Wagen» oder den Dieb machen kann, teile die» der Kriminaladteilung mit. Thüringen und Provinz Sachsen. * Weida, 17. August. Zur Unterstützung von Familien im Felde stehender Reservisten und Land wehrleute und sonstiger durch den Kriegszustand in Not geratener Personen bewilligte der Gemetnderat den Betrag von vorläufig 10 000 .ll. Den städtischen Beamten soll während des Krieges das volle Gehalt weitergezahlt werden. * Heldburg, 17. August. Das am ersten Mobil, machungstng. geborene Töchterchen des ins Feld ge zogenen Reserveunteroffiziers Kreisstrahenwärtcrs Appis im benachbarten Lindenau hat auf dessen Wumch und mit Genehmigung der Behörde den Namen „Mobile" erhalten Ein recht mobiles deutsches Mädchen sieht man immer gerne. * Sonneberg, 17. August. In der Nähe des hiesigen Bahnhofs warf sich der 61 jährige Schuhmachermeister Albin Stamm vor einen Eisenbahnzug. Dem Manne wurde der Kopf abgefahren, so daß der Tod sofort eintrat. Stamm war Ehrenbrandmeister der hiesigen Feuerwehr, er war aber in letzter Zeit schwer leidend. Zwei seiner Söhne sind mit ins Feld gezogen. * Jena, 17. August. Einer wiederholten Anre gung des Gemeinderates folgend, hat der Gemeinde vorstand jetzt angeordnet, daß auf den Wochenmärkten vor 10 Uhr vormittags keinerlei Waren von den Händlern aufgekauft werden dürfen. Diese An ordnung ist getroffen worden, weil seit Jahren die Hausfrauen klagten, daß die Händler mit Beginn des Marktes vielerlei Sachen von den Bauersfrauen aufkaufen und sie dann mit entsprechendem Ausschlag Weiterverkäufen. Namentlich das Geflügel wurde auf diese Weise immer verteuert. * Neustadt sHerzogtum Koburg), 17. August. Wie sehr man in gerecht denkenden kaufmännischen Krei sen Englands den Krieg des Dreiverbandes gegen Deutschland verdammt, geht aus dem Briefe eines angesehenen Londoner Kaufmanns an einen hiesigen Geschäftsfreund hervor. In dem Schreiben heißt es der hiesigen Zeitung zufolge: „Hoffentlich siegt deutsche Gesittung, deutsche Ordnung und deutsche Zivilisation bald über Unkultur, Barbarei, Meuchel mörder und über alle die, die diese unterstützen." Ekngrfanöt. (Für den Znkalt der Linsenbunqen unter dieser Rubrik übernimmt N« Redaktion außer der »rrßaeteßliLen keine Verantwortung.) Ehrt Li« brutsche Sprach«! Sehr geehrt« Redaktion! Ich habe mit Freuden in Ihrem geschätzten Blatte gelesen, wie allüberall im großen, herrlichen deutschen Daterlande eine Be wegung eingesetzt hat, die unserer deutschen Sprache, ihren Worten und Ausdrücken, wieder zu Ehre und Ansehen bringen will. Selbstverständlich darf diese Bewegung nicht wieder, wie es leider schon der Fall war, in lärmende und zerstörungswütige Kund gebungen ausarten. Aber freiwillig kann und muß jeder echte Deutsche Mithelfer am großen Werke sein. Deutsch fühlen und denken auch in der scheinbar größten Kleinigkeit, sei unser Streben. Voll Freude hc.be ich gehört, daß deutsche Kaufleute und Händler ihren Waren, die sie sonst ihrer Kundschaft nur unter hochtönenden ausländischen Namen anzubieten wag. ten, deutsche Bezeichnungen beilegen. Aber manches bleibt doch noch zu tun übrig. Zunächst könnten die Speisekarten, die in deutschen Gastwirtschaften auf liegen. endlich einmal auch ihrem Inhalt nach zu deutscher Art zurückkehren. Schon vor Jahren, als noch gar nicht an Krieg zu denken war, versuchte man die oft geradezu lächerlich anmutenden französischen Benennungen für altbekannte, gutbürgerliche E«. richte auszumerzen. Der Versuch mißlang^weil die Unterstützung der Allgemeinheit fehlte. Wenn wir ehrlich sein wollen, waren wir alle daran mit schuld, denn wir alle haben vielleicht auch zu denen gehört, die spöttisch lächelten, als sie zum ersten Male das gute, deutsche Wort „Tunke^ aus der Speisekarte vor fanden. Nun, wir wollen nicht mit Liesen Un gläubigen rechnen, aber wir können «, jetzt beweisen, daß es uns mit unserem deutschen Fühlen und Denken ernst ist. Warum soll uns nicht eine „Königinsuppe" genau so gut schmecken wie eine „Sournr tz !» reine" und eine .Arühlingssuppe" schlechter als eine ..Sonne » str zarckimävs? Und muß eine Kraftbrühe" nicht schon durch ihren Namen mehr Vertrauen zu ihrer Zusammensetzung und bekömmlichen Wirkung ein- flößen, als eine „Bouillon"? Nun, wir haken das Zutrauen zu unseren Gastwirten, daß sie aus sich selkst heraus ihre bisher französische Speisekarte in eine deutsche Reinigungsanstalt schicken werden. Das müßte denn doch mit komischen Dingen zugehen, wenn hierin keine Besserung zu erzielen wäre. Und da wir einmal bei Umbenennungen und Namensänderungen sind, könnte man nicht auch den Inhaber des Hotel- Royal" bewegen, seinem Besitz einen anderen Namen veiznlegen? Wir haben einen Fürstenhof und einen Kalserhor, warum sollen wir nicht auch einen „Königsyof" in Leipzig erhalten? — kunstkalrn-er. Theater. NuS Sen «tädtischrn Tdeater». In dem am Freitag, den 2l. d. M , im Alten Theater zur Ausführung ge langenden vaterlündischen Schauspiel „Lolberg" wird Earl Eb Hardt, der neu verpflichtete jugendliche Held und Lieb haber. »um erstenmal in der Ralle des Blank auftreten. Vatteuhera-Theater. Dienstag: ,^im bunten Rock." Lust spiel van v. Schonthan und v. Schlicht. — Ddorgen: „Tis Anna Life." — Uebcrmorgen: „Im bunten Rock." Vergnügungen. Leipziger Palmengart« n. In der gegenwärtigen Zeit der steten Aufregung tut es wohl, sich eimnal an einen Ort zurüchiehen zu können, wo die Herrlichkeit der Natur Ruh« und Frieden spendet und den aufgepeitschten Nerven Er holung govährt. Dies bietet unser mächtiger Palmengarten, ohne daß man aber vom politischen Oietriebe ganz abgeschnitten wäre, denn die Direktion l»t sich die amtlichen Telegramme vom Kriegsschauplätze durch Anschluß von Woliss Telegr-Bureau gesichert. Heute ermästigter Eintritt und patriotisch».! Unter haltungskonzert. Nächsten Sonntag: Philharmonisches Orchester (HerNotz). Im Zoologischen Garten ist heut« Dienstag wieder ein „billiger Wochentag", der Eintritt beträgt für Enoachsen« nur 30 Pf. uns für Kinder nur l5 Pf. — Nachmittags und abends finden anlänlich des 85. isseburtStageS S. M. des Kaisers und Königs Franz Joseph von Oesterreich-Ungarn patrio tische Konzerte vom Philharmonischen Orchester unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Herklotz statt, und zivar nachmittags von 4—7 Uhr und abend» von V,8—Uhr. — Morgen Mittwoch nachmittag konzertiert das Leipziger Tonkünstlerorchester. Cafe Bauer. Vornehmes Take inmitten der Stadt, herrlicher Balkon mit schöner Aussicht auf die Ringanlagen. Täg lich nachmittags und abend» Konzert vom Original Wiener Salon- Orchester Erwin Wein. Im Cafe-Bauer-Kasino Konzert des humoristischen Mandolinenduetts Bellgardt bis 4 Uhr morgen». Neueste KriegSnachrichten direkt durch Wolff» Depeschen-Burcau. leipziger Vereinsleben. * Christi. Verein jung. Männer der Peters- gemeinde. Der Samtätskursu» in unserer Turnhalle ist be- endet. Der Turnbetrieb wird daher am kommenden Donnerstag unter fachkundiger Leitung wieder eröffnet. Alle Bereinsmit- glieder, die Turner des Ev. Illnglingseerein« der Andreas- und Bcthlehemsgemeinde sind eingcladen, sich zahlreich einzustellen. ^VkttvrbsobaokrullAsir in l-slprix. 120 n, Nksr ssr>»i örro- m«t»s. »woö mm tott- kmp»- erlös L»t,io, cs» t»00t>. ttoirit i>cor. «ioS- ei,I>- «In», »tteti« «»ttieroitioS 16. ,d,00» g M >7 lstw 7 Nu ll orotim. 7 Oi>s l»m ttSotisw lbOr 4S.» I«s»I0se i»mo»lä *'7.S S, irr er s« ,Is«m« rm 17. » in,:rr.s. ttl) »0 0 ozort i«t,I, 1 it r U>»oS» »moes» >>«il»s. tsa«il»0 tsld«, ts0«><»0 Issd». tiookio S VIv: -4- SS. 8»g«om,ogs io tit»si> oe, ^,N,tm«t«f: ü.l>. iih,m»m«s «stt»s»»s rat: Isüd« ooS lrootcio» lMeetmg. IllUu8 vlüUmvr, Xslserl. uvck liöalxl. Ikok-klauokortsk-drilc »ot klüxsl iinü klLninos. isMMso »i! M kkükll fstOimlkiiiMpnIuii. nltM I Lrüssel 1910 mit äew „OrnnÄ krix" I>Ip7>x kN 13 (latoro. Lttukaokausslelluvs) üiiiiilfl. 8iieil8. 8tii<ilMei8 Vas slillr Leuchten. 40j Roman von Paul Grabrin. ' lOopzoi^Uc t>/ OvaclUm > sc >o. c>. w. >. U., c.siprlx. „Das kommt ganz darauf an." Seine Augen drangen tief in die ihren. „Schwächlinge mögen versinken im Strudel ihrer Leidenschaft. Nicht aber ein ganzer Mann! Der läßt sich wohl, wenn's ihm gefällt, von ihr treiben — aber nur, so lange er will. Keinen Schritt weiter!" „Sol" Atit spöttischem Lächeln sah sie ihn eine Weile schweigend an, nachlässig in ihren Sessel zurttckgelehnt. „(Lin stolzes Wort!" sagte ie dann, langsam die Zigarette zum Munde ührend. „Nur schade, — Worte und Tatsachen Leben nicht immer im Einklang." Und skeptisch lächelnd blies sie den Rauch von sich Da stieg Holten die Glut ins Gesicht, und wie vorhin sie, so erhob er jetzt leidenschaftlich die Stimme: „Und ich sage Ihnen: Es gibt Männer, über die sinnverwirrender Frauenreiz keine Ge walt hat. — Verlassen Sie sich darauf!" Fast feindselig funkelte sie sein Blick an, die in verführerischem Spiel die schlanken und doch vollen Glieder lässig im Sessel reckte, die Arme auf die Lehne gestützt, die zierlichen Füße weit vorgestreckt. Wie zum Trotz gegen sich selbst schleuderte er die Worte heraus, zum Schutz gegen die heiße Glut, die ihm un Innern brannte. Nein, er wollte, er wollte nicht ihrem Zauber verfallen! Sie hörte seine leidenschaftliche Verwahrung, aber instinktiv fühlte sie, wie hinter diesem Trutz- ruf sein angestacheltes Begehren zitterte, und das leise, ironische Lächeln wich nicht von ihren Lippen. „Wohl möglich. Aber" — sie zuckte glcicl)- gültig die Schultern und richtete sich im Sessel auf — „was ereifern wir uns so darüber? Schließlich ist doch die ganze Sackte nicht von so großem Interesse. — Nehmen Sie noch etwas Tee, Herr Doktor?" Und wieder ganz liebens würdige Wirtin, griff sie nach seinem Glase im seindurchbrochenen Silberfuß. 19. Wirklich unerträglich! Holten nahm den Hut von der heißen Stirn und blickte von der Veranda des „Hirschen" aus hinauf nach dem Himmel, der, mit weißlich grau flimmerndem Gewölk behangen, eine ge radezu erdrückende Schwüle zur Erde nieder schickte. Der Föhn strich seit zwei Tagen über das Tal hin, so daß — trotz des September endes — eine feucht-warme Treibhausluft, schlimmer als in heißesten Hochsommertagen, zwischen den hohen Bergwänden stand, eine Stick luft, die das Blut in quälende Wallungen brachte. Das hatte gerade Holten noch gefehlt zu all der Glut in seinem Innern I Seit vorgestern, wo er bei Frau Jutta zu Gast gewesen war, lag er mit sich selber in wütendem Kampf! Er konnte sich ja nun die Gefahr nicht länger mehr verheimlichen: Sein ganzes Wesen stand in Flammen durch jene Frau! Und doch zwang er sich äußerlich zur völligen Ruhe, ja, hielt er ich ihr sogar geflissentlich fern. Der Rest von leberlegung, der ihm geblieben, hieß ihn das; denn er fühlte es, unklar, instinktiv: Eine Ge- ahr lauerte da hinter ihr, die ihn zu verschlingen »rohte. Immer wieder, wenn vor seiner Seele ihr berückendes Bild in lockender Pracht erschien, grinste ihn mit grün schillernden Augen der Schlangenkopf über der weißen Schulter an. Zum Teufel! Daß er diese kindische Vision nicht los werden konnte! Oder war das mehr als ein albernes Spiel des Zufalls? Trug diese Frau wirklich verborgen die Schlange mit sich, die ihn im entscheidenden Augenblick des Selbst vergessens mit ihrem heimtückischen Biß unheil bar vergiften würde? Mit finsterer Miene, mit forschend durch- bohrenden Blicken hatte Holten sie unausgesetzt in diesen letzten Tagen beobachtet, bei Tisch und sonst in Gesellschaft Dritter, wenn sie es nicht merkte. Was hätte er darum gegeben, hätte er die Gedanken enträtseln können, die hinter dieser weißen, verschlossenen Stirn schliefen, hätte er den Schlüssel ihres geheimsten Wesens finden können: War sie Weib — ein stolzes, trotziges, aber doch von dem rechten Mann zu gewinnen- des Weib — oder ein kaltherziger Dämon, dessen sinnverwirrender Reiz nur dazu da war, um die Opfer blindlings ins Verderben zu locken, dem das Spiel mit den Verblendeten und das hohnvolle Zerschmettern der eingefangenen Beute die höchste grausame Befriedigung war? Es war, als ob sie diese seine fragenden Gedanken spüre, so oft hatte sie plötzlich mit einem schnellen Blick unvermutet zu ihm hin gesehen, in sein finsteres, nervöses Gesicht mit einem spöttisch-kalten und dock gleich wieder so lockenden Blick: Fürchtest du dich etwa vor mir? Wer mich gewinnen will, darf dock die Furcht nicht kennen! Und sieh den Preis, der des Sie gers harrt! ' So hatte Holten in einem beständigen Auf ruhr seines Inneren diese Tage zugebracht, auch des Nachts zumeist eine Beute dieser lockend zwingenden Empfindungen. Mit aller Gewalt rang er, sich loszureißen von den Fesseln, die ihn rettungslos zu verstricken drohten, und doch konnte er nicht! Wie ein Gebannter harrte er mit süßem Grauen dem herannahcnden Geschick entgegen. Mt nervölen Bewegungen riß sich jetzt Hol ten das Jackett auf, und wehte sich dann mit dem Hut Luft zu. Ah, er hätte hinausstürmcn mögen auf die Berge, droben in Schnee und Eis die Glut in seinen hämmernden Schläfen zu kühlen. Und doch hielt es ihn wieder wie mit Zauberkraft unwiderstehlich hier fest, hier unten in ihrer Nähe. So stand er eine Weile, in quälendem Zwie spalt mit kich selbst. Dann hörte er unten Stim men und Schritte. Aus dem Hause träte» Men schen, die drei letzten Gäste des „Hirschen", die nach Tisch noch ein Stündchen unten beim Kaffee beisammen gesessen hatten, und mit ihnen — er erkannte mit geheimem Erbeben ihre Stimme — Frau Jutta. Holten trat rasch an die Brüstung der auf dem Saalanbau befindlichen Veranda und lehnte sich hinüber, zu den Druntenstehcndcn nieder sehend, die sich gerade voneinander verabschie deten. Jetzt bemerkte man ihn, und er grüßte hinunter. „Er stand auf seines Daches Zinnen," zitierte scherzend, zu Holten himvinkend, der ältere Herr drunten, und ging dann mit seinen beiden Damen hinüber in die Dependance. „Nun, was gedenken Sie mit diesem Nach mittag zu beginnen?" Die Hände aus ihren Sonnenschirm stützend, sah Frau Jutta zu ihm herauf. „Wollen Sie sich wieder allein scheu in des Gebirges Klüften bergen — wie die bei den letzten Tage?" Da war wieder das dämo nische Spötteln und Locken! Holten fühlte, wie seine Hand auf der Brüstung zitterte, eS zog ihn wie mit einer un widerstehlichen Gewalt zu ihr, er konnte die Blicke aus ihren unergründlichen, bannenden Augen nicht losreißen. „Nicht allein!" Seine Vernunft schrie: Nicht doch! Aber seine Lippen sprachen es wie von einer fremden Macht getrieben. „Aber wenn Sie die Einsamkeit mit mir teilen wollen?" „Machen Sie einen annehmbaren Vor schlag!" Sie schlenkerte spielend mit dem gelb seidenen Schirm. Holten sah suchend über das Tal hin. Drüben hinter Huben lockte bergauf der schat tige, kühle Tannenwald. „Wollen wir ein Stück hinauf in- wild romantische Pollestal?" Er gebrauchte scherzend den Klischeeausdruck des ihnen beiden wohl be kannten Fremdenführers. „Bene! Andiamo!" entschied sich Frau Jutta. „Ich kann wohl so bleiben?" (Fortsetzung in der Abendausgabe.)