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Weltuntergang — wieder aus- V l / Anno 1S2S fiel ev au« — und I IG- / ain 16. Septenrbev 1YS6 Der von zwei französischen Gelehrten, Professor Antoniadi und Abbö Moreux, siir den 16. September 1036 vorausgesagte Weltuntergang ist ausgefallen. Die Nocht zum 17. September Ist durch einen strahlenden Spätsommermorgen abgelöst morden, lind die Menschheit, die im Mittelalter nnd später öfters durch mit grotzer Sicherheit vorgetragene Weltuntergangs-Prophe zeiungen sich beunruhigen lieh, wurde wieder um eine Erfah rung reicher. Allerdings hatte sie sich um diesen letzten Welt- nntergangstermin kaum gekümmert. Denn, wie gesagt, ihre Erfahrungen mit Weltuntergangs-Prophezeiungen auf Tag, Stunde und Ursache genau sind schlecht. Im Mittelalter war das anders. Da nahm man solche Prophezeiungen höllisch ernst. Und iiber die Vorbereitungen von hoch und gering zur Verminderung der schrecklichen Gefahr ist in dem Fall der sür den 15. Juli 1525 prophezeiten neuen Sintflut genaue Kunde überkommen. Auf dem Tempelhofschen Berge bei Berlin, der heute der Kreuzberg ist, der anno 1525 bedeutend höher war als heute, sah an jenem 15. Juli 1525 der Kurfürst Joachim mit seinem ganzen Hofstaat. Zahlreiche Lei terwagen, hochbcladen mit schweren Kisten lind Koffern, standen umher. Zwei Stunden vor Mittag war der Kurfürst mit seinem ganzen Trotz aufgebrochen, das „grausame Wetter", das nach der Prophezeiung die Schwesterstädte Berlin und Cölln verschlingen sollte, dnrchzustchen. Kurfürstliche Trabanten hatten die Zu gänge zum Berge besetzt. Keiner von den in Scharen und fast sinnlos vor Angst zum Berge drängenden Berliner Bürgern wurde hinausgelassen. Durch die fiebernden Städte aber ritt der Marschall des Kurfürsten schweitztriefenden Gesichts. Der Kurfürst und seine Räte, so tröstete er nach rechts und links, würden das Bolk in seinen Nöten nicht verlassen. Die Bürger sollten nur Mut behal ten und Bertrauen. Wenn cs zum Acrgstcn käme, habe der Durchlauchtigste Herr befohlen, das; alle kurfürstlichen Gebäude und Türme aufgeschlossen würden, damit die armen Leute, die Heine steinernen Häuser hätten, auf den Böden Platz fänden. Auch werde den fürstlichen Schiffern befohlen werden, das; sie in ihren Kähnen durch die Strotzen ruderten, damit sie die Er trinkenden aufnähmen und Brot und Speise zutrügen. In zwischen aber zogen alle Fuhrwerksbesitzcr ihre Wagen aus dem Schuppen, ihre Pferde aus dem Stall, Familie und Habe irgend wohin zu flüchten Beneidet wurden die Sprcefischer und -schisscr, die über Kähne verfügten, die sie volladcn konnten. Graf Vitus Rango, der General des Kaisers, hatte gleich falls seine Vorbereitungen getroffen, wenigstens das Kaiserliche Heer aus der Kalamität dieser neuen Sintflut zu retten, die zum mindesten das flache Land nach der Deutung der unter schiedlichsten gelehrtesten und weisesten Personen durch entsetz liche Regcnströme überschwemmen würde. Der General hatte dem Kaiser in einem untertänigsten „Promemoria" ans Herz gelegt, auf den Bergen seiner Staaten Magazine anlegen, sie beizeiten verproviantieren zu lassen und an die Truppen den Befehl zu erteilen, beim Anbrechen der Sintflut zu diesen Magazinen hinaufzurücken. Im Kloster Lehnin hatte im Auf trag der Mönche der Brandenburger Schiffszimmermcister auf vier mannshohen Säulen ein grotzcs geräumiges Schiff gebaut. Pater Noah oramns ex prosundis — Salva nos ex aguis et undis! stand am Bng des Fahrzeugs. Und in der Tat ivnr dieses Rettungsschiff nach einem „wahrhaften Bild der Arche Noah" gezimmert worden, das ein Lehniner Pater in einer pergamentenen Vnlgata als Randzcichnung gesunden hatte. Alle Vorbereitungen aber der Menschheit, der »encn Sint flut zu entgehen, die törichten sowohl wie die durchdachten Matz nahmen und Entschlüsse, erwiesen sich als überflüssig. Die Sintflut kam nicht. Nach drückender Schwüle zogen sich rings um den Tempelhosschcn Berg in Schöneberg, von den Miiggel- bergen her, Stnrm- und Gewitterwolken zusammen. Nacht schwarz standen sie über der Treptower Heide als eine Wetter wand. Aber des Gimmels Schleusen öffneten sich nicht. Und cs kam keine Sintflut. Haftiz, der Chronist, schlicht seinen Bericht über jenen 15. Juli 1525: Als der Kurfürst aber lange daselbst sAnm.: auf dem Tempelhosschcn Berge) gehalten und nichts drans ge worden, hat ihn sei» Gemahl — weil sie eine überaus fromme und gottesfürchtige Fürstin gewesen — gebeten, das; er doch wieder möchte hincingchen und mit seinen Untertanen aus werten, was Gott thun wollte, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet hätten. Darüber er bewogen und ist um 4 Uhr gegen Abend Widder zu Cöllcn ein gezogen. Ehe er allda midder ins Schlos; komme», hat sich plötzlich ein Weller bewiesen, lind wie er mit der Kurfürst»! i» Schlos; kommen, hat das Wetter die 4 Pferde mit samt dem Wagenknechte erschlage» und suiiste» keinen Schaden mehr getan." Rerner und die „Seherin von ^revorst" Juni 150. Geburtstag des Dichters ain heutigen 18. September Flüchtig leb' ich durchs Gedicht, Durch des Arztes Kunst nur flüchtig; Nur wenn man von Geistern spricht, Denkt man mein noch und schimpft tüchtig. sIustinus Kerner „Prognostikon".) Iu/tinus Kerner ist uns k-eutc Kanin mehr als ein Name aus -ei» schwäbischen Dichterkreis, von Uhland und Möricke ver- dimkelt, ivie ein Dutzend andere auch. Vergessen sind seine ge- wol-phantastischen „Re i se sch a t t« n". letzte der vielen emp findsamen Reisebeschreibungen der deutschen Romantik; ver gesse» die wehmütigen, volksliedhaften Gedichte, bis aus die Ballade vom reichsten Fürsten. Irgendwo arbeitet vielleicht noch ein cand. phil. an einer Dissertation über Kerners ..Bestürmung der würltembergiscl)en Stadt Weinsberg durch den Hellen christ lichen Haufen". Unter den Gedichten findet man das merk würdige Prognostikon: „Nur wenn man von Geistern spricht..." Ahnungen und vorschauende Träume gab es in der Kind heit des kränkli6)en Knaben. Das geheimnisvolle Wesen des Wahnsinns, die Nachtseite der Seele, lockte ihn, als er in Tü bingen Medizin studierte. Ihm wurde Hölder lin zur Be obachtung überwiesen, als man ihn in hoffnungsloser Umnach tung in die Klinik brachte. Varn Hagen entwirft ein Bild des jungen Studenten: „Seine Augen haben etwas Geisterhaftes und Frommes. Alles zauberhaft Magnetisch« tritt bei ihm in mifsallender Stärke hervor. Er selbst hat etwas Somncknbules, das ihn auch in Scherz nnd Lach)en begleitet." Nach Beendigung seines Studiums bekam er später die Stelle des Obcramtsarztes in dem Städtch>en Weinsberg, wo er sich am Futz der Burgruine sein Haus erbaute. Immer mehr drängten sich okkultistische Forschungen in den Bereich sei nes dichterischen und mediziniscl)en Schassens. In seinen Balla den und Romanzen bevorzugte er gespenstische Motive. 1821 veröffentlichte er die Geschichte zweier Somnambulen Drei Jahre später wurde die junge Frau eines Löwensteincr Krämers in sein Haus gebracht. Aus weihen Tüchern leuchtet ein mageres Ge sicht gelblich, mit unergründlichen Augen unter langen, dunklen Wimpern. Sanft und feierlich ist ihre Sprache, fast wie ein Recitativ. Die „Seherin". Friederike Hanne, in dem Neckar-Weiler Prevorst geboren, hatte schon als Kind Träume und Gesichte ge habt. Mit furchtbaren Ahnungen, die wochenia'nges Fieber i:n Gefolge hatten, begannen die sieben Jahre ihrer Leiden. Eine fremde Sprache bildete sich lwi ihr aus. die sie mit orientalischen, dem Hindustan! ähnlichen Zeichen, niederschrieb. Dabei verfiel ihr Körper erschreckend Die Sechsundzwanziajnhrige glich einem Schreckcnsbild. als man sie nach Weinsberg brachte, um sie von Kerner magnetisch behandeln zu lassen. Jeden Abend v'rsiel sie in jenen traumhaften Zustand, den Kerner als das hellste Wa chen. das Ausgehen einer inneren Sonne bezeichnete, die dem Menschen längst verlorene Urkräfte wiedergäbe. „Magnetiselwr Schlaf. Epilepsie, Verzuckung Wahnsinn, dann die organisckie Zerstörung in einzelnen Teilen des Körpers, all dies sind Zustände, durch die der Mensch dem Geist der Natur, dem Lelwn der Kleister und der Gestirne näher kommt", schrieb er an Uhland. In diesem Zustand vermochte sie Fern- wirknngen a'uszniiben, bekundete ein eigentümliches Sehver mögen mit der Herzgrube und die verhängnisvolle Gabe des ziveiten Gesichtes. Kleister Verstorbener sah sie erscheinen, die un Die Wahrheit iiber Professor Heiler Ein alter Freund und Bekannter von Prof. Dr. Heiler teilt uns mit: Das Urteil iiber Prof. Heiler ist heute noch sehr schwankend, wenn auch im allgemeinen ein besseres und rich tigeres Urteil über diesen Mann gefällt wird als früher. Es gab eine Zeit, wo man ihn aus der einen Seite für einen bös willigen Apostaten, auf der anderen für einen verkappten Ie- sliitcn hielt. Beide Urteile sind falsch. Heiler ist kein Apostat in dem vollsten Sinne des Wortes. Er ist rein formell aus seiner Mutlerkirche ausgetreten. Aus einer jesufroinmen katho lischen Jugend kommend, litt er schon als Student in reiferen Jahren an dem Schmerz über die unheilbare Zerrissenheit in der Christenheit, wie sein grotzer Freund Södcrblom. Zudem war er wie dieser schon in jungen Jahren ein Religionsge- schichtler und bekam einen Blick für die religiösen Werte, wie sie sich in jeder höheren Religionsform zeigen. Das brachte ihn nach mehr an Söderblom, und er war besonders begeistert siir das evangelische Luthertum, wie es sich in Uppsala in der Erz bischöflichen Kathedrale zeigte. Da empfing er auch das Abend mahl aus der Hand des Erzbischofs. Damit war er freilick) faktisch von seiner Mutterkirche ausgeschlossen. Zu gleicher Zeil kielt er in Schweden Vorträge über das Wesen des Katho lizismus In der Absicht, eine Einigung der Konfessionen herbei- zuiühren. Wegen dieser Vorträge wurde er in schwedischen Zeitungen scharf angegriffen und wieder als verkappter Jesuit betrachtet. So schwankt das Charakterbild dieses Mannes in der Auffassung seiner Zeitgenossen. Diese Vorträge in Schwe den hat er später In Buchform zusammengefatzt und unter dem Titel „Das Wesen des Katholizismus" verösfcntlicht. Bekannt lich hat als Entgegnung auf dieses Buch Prof. Adam von Tü bingen sein vorzügliches Werk „Das Wesen des Katholizismus" unter demselben Titel herausgegeben. Heute noch das Stand ardwerk des Wesenhaften vom Katholizismus. Schon vorher batte Heiler vielleicht sein bestes Werk herausgegeben: „Das ciebet". weshalb er auch der Gebets-Heiler genannt wurde. Das 5 -ch hat seinerzeit auch in katholischen Kreisen viel Aufsehen er regt und dürste heute noch eines der besten religionsgeschicht- hchen Bücher über das Gebet sein. Die literarischen Leistungen uad vielleicht auch die Freundschaft mit Söderblom waren wohl dic Ursache, dah Heiler, noch bevor er da» 36. Lebensjahr er ¬ reichte, Professor der Religionsgcschichte an der Universität in Marburg a. L. wurde. Da kam dic grotze Enttäuschung und wohl der eigentliche Wendepunkt seines Lebens. Er sand das religiöse Leben der Protestanten in Mitteldeutschland so trostlos und zerrissen, das; ihn das innigste Heimwehr nach seiner Mntterkirche befiel, und es hätte nicht viel gefehlt, so märe er damals wirklich in seine Mntterkirche zurückgekehrt Da war cs wieder sein Frennd Söderblom, der ihn gehalten. Er nannte ihn einen Pilger aus dieser Erde, der keinen Himmel habe, und er bat ihn, doch bei seinem Werk der Einigung, der sog. „cvangel. Katholizität" zu verbleiben. Das ivar dann sür den weiteren Verlauf seines Lebens bestimmend. Heiler blieb in seiner Stellung, wurde immer geistiger und gewann im tiefsten Erleben fast alle katho lischen Wahrheiten ivieder zurück, die das Glück seiner Jugend ausgemacht, besonders war es das eucharistische Sakrament, dem seine ganze Liebe und Sorge galt. Hierzu ist freilich das katholische Vriestertum notwendig, das er sich durch eine rite vollzogene Priester- und Bischofsweihe zu verschossen suchte. Das Urteil iiber diesen Schritt war allerdings sehr verschieden. Ob er besondere Früchte getrogen, mützte sich erst entscheiden. Schöner und richtiger wnr jedenfalls sein Bestreben, durch Nach ahmung des franziskanischen Lebcnsideals ein wahrhaft christ liches Leben zu verwirklichen und so ein hinrcitzendes Vorbild für seine Idealkirche zu schaffen. Es ist ein wirklich erbauliches christliches Leben, das seine franziskanischen Tertiären führen. Und so ist Heiler heute auch geteilt: Er sieht als Ideal eine heilige christliche Kirche und in der Wirklichkeit die trostlose Zerrissenheit. Auf der einen Seite heute noch die grotze Sehn sucht nach der Mntterkirche, ans der anderen die rclig. Werte, besonders die religionsmertvollen Vetriwahrheitcn in anderen christlichen Bekenntnissen. So wandelt er eine via crucis und mutz sich noch obendrein trotz alles ehrlichen Strebens nach einem hehren Ziel vielfache Missverständnisse. Verkennung und VerurteUnng gefallen lassen. Das ist icdenfalls sicher, datz Hei ler viel Mitzverständnisse nnd Fehlurteile in beiden Konfessionen aus dem Wege geräumt, datz er viel dazu bcigetragen hat, das; fick heute die christlichen Konfessionen besser verstehen und mehr auf das Wesentliche schauen über alle unsere trennenden Untcrfchiede hinweg. Und wenn einmal nach der Ritte und der Verheitzung des Herrn die grotze Gnade der Wiedervereinigung zuteil werden follte, so ha» ganz gemitz der vlelverkannte Pros. Heiler viel dazu beigetragen. sAus „Der Katholik") Töne aus Licht Dieser Tage wurde in der Berliner Philharmonie eine neue Orgel ausgestellt, die unter Mitarbeit der Firma Teiesunken von dem Freiburger Orgelbauer, Edwin Welte, unterstützt durch seinen Werkmeister, Wilhelm Faatz, konstruiert wurde. Es handelt sich hier um eine Lichtton-Orgel, die cluf einem völlig neuartigen Tonsystem beruht. Die Tonerzeugnng der Lichtton-Orgel geschieht ähnlich wie beim Tonsilin auf mechanisch-licht-elektrischem Wege. Runde rotie rende Touscheiben aus Glas (Bild oben) sind die Tonbildträger, oui die die Schwingungsbilder der Töne ringweise in Ampli tudenschrift photographiert sind. Diese Schwingungsbilder sind entweder von Pfeifentönen ausgenommen oder ans Grundton und Ol>ertönen konstruiert. Es ist also möglich, aus synthetischem 28ege völlig neue Klangfarben zu erzeugen und dadurch den Reichtum der Orgel an Tongestaltung unbeschränkt zu erwei tern. Die Tastatur der Orgel (Bild unten) unterscheidet sich von der einer gewöhnlichen in keiner Weise. (Wellviid M.) lllllllillllllllllllllllillllisttllillilillllllstlllllllillllllilllllllllilllllilillllililllillllllilillllllillillllllil erlöst im „Zwischenreick)«" der Läuterung harrten. Sie schlürften und klirrten durch die Flure, während der Wind klagend in den Aeolsharsen ans dem Geistertnrm des Kernerhauses sang. Schel ling. Schleiermachcr, Görres und D. F. Straus; sind an ihrem Lager gewesen, auf dem ihr Körper sich im Fieber verzehrte. Noch im Todesjahr der Friedrike Hausse. 1820. verössent- lichte Kerner ein umsangreiches Werk, „Die Seherin von Pre vorst", das seine Beobachtungen „ohne allen Zusatz, in nackter Treue" enthielt. Es erregte autzerordenlliches Aussehen. Mit Leidenschaftlichkeit begann aber auch die Polemik, deren geistige Führung der Kreis um Hegel bildete, die „Hegelmaaister". I m m e r m a n n widmete ein ganzes Buch seines . Münch hausen" den Poltergeistern in und um Weinsberg. Bon der sachlichen 'Beobachtung des Arztes war Kerner, vor allem unter dein Einflutz des Fanatikers E s ch e n in a y e r, zum Glauben an die Manifestationen der Gcisterwelt gelangt und hat mit vielen anderen das Schicksal geteilt. Opser bewutz- ter Täuschungen geworden zu sein. Das zeigt sich vor allem in feiner Schrift „Erscheinung aus dem Nachtaebiete der Natur", worin di« Gcist«rscheinungcn «iner Frau behandelt werden, die ivegen Betruges im Weinsberger Gefängnis cinaesverrt war. Den ganzen Nest seines Lebens widmete er der hypopbysischen Wissenschaft, mit der er in den Kampf «intrat gegen die Ber- flachung des Seelischen durch den Rationalismus. Aus seiner Reise nach Meersburg entdeckte er unter Dornen das Grab „des weisen Meisters", Franz Anton Mesmers, der dcn tieri schen 'Magnetismus entdeckte. Seinem Schassen ist Kerners letzte Arbeit gewidmet. Mit den Jahren war es still im Kernerhaus geworden, das einst fo viele Gäste gesehen hatte: Uhland, Schwab. 'Möricke und Lenau, den Griechen-Miiller. Arnim, Tieck, Freiligrath. lOeibel. Die Blindheit, dic ihn immer dichter umsing, zwang Kerner, seine Arbeiten anfzugeben. Nun blieben ihm nur noch seine „Klexographien": er pretzte Tinte zwisclzen zwei Blättern zu» sgmmen und schrieb heitere Reime zu den grotesken blau» schwarzen Spukgestalten, die so entstanden. Er war schon ein Vergessener, als er. sechsundsiebzigjährig, in der Nacht vom 21. zum 22. Februar 1862 starb. 175 Jahve Bleistift Das Werk Kaspar Fabers. In diesem Monat sind 175 Jahre seit dem Beginn der Her stellung von Zeick-enstiften vergangen, dic man schon mit Fug und Recht als Bleistifte in unserem heutigen Sinne bezeichnen kann. Im September 1761 gründet« Kaspar Faber In Stein bet Nürnberg die erste Werkstatt die sich lediglich der Herstellung von Zeichenstiflen widmete. 1836 — also vor hundert Jahren — schuf sein Urenkel die Normung der Bleistifte und legte oadurch den Grundstein zu dem Fabrikat, das heut« dcn Weltmarkt be ster rscht. Der Gedanke oder der Wunsch, ein bequem In der Tasck)« mitzuführendes Schreibgerät zu schassen, ist natürlich viel älteren Dalums. Schon bei den alten Römern bemüh!« man sich darum. Diese fertigten kleine Sck)eiben aus Blei, mit deren Rand man schreiben konnte. Sie nannten diese primitiven Geräte einfach plumbum Blei, eine Bezeichnung, die sich bis auf den heutigen Tag für den Schreibstift erhalten hat. allerdings fälschlich, da die schwarze Sch re ibm ässe unserer Bleistifte ja nicht aus Blei, sondern aus Graphit besteht Später benutzten niederländische und italienische Maler eine Art Griffel, den man auch als einen Vorläufer des Bleistifts ansel)en kann. Sic verwendeten auch Stifte aus Kreide und Holzkohle. Von Dürer ist überliefert, datz er sich zu Zeickp nungen auf Kreioelwmer eines Silberstists bediente. Eine Art Vorläufer des Graphits entstand bereits vor Be ginn des 15. Jahrhunderts in Italien. Dort ivar man darauf aus, die Vleisck)eibe. di« noch von altersher überkommen ivar.