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Nr. 586. Monts-, üen 2. Nruremder. 19l4. kln englischer Heurer vemichiel! krosser Sieg der vesierreicker bei Ziarv Sambor. glänrenüe kttslge Ser Türken im Schmarren Meer. H Die dreizehnte Kriegswochc brachte eine dramatische Wendung. Der Weltkrieg griff auf die Türkci über. Wie stwn scheint uns schon die Zeit zu liegen, da die Türkei durch den in Petersburg säuberlich vorbereiteten Balkanbund überrascht und zum Verteidigungskrieg gegen vier Staaten genötigt wurde. Das war das KviegSjahr 1912. Damals gab es für alle Groß mächte nur eine große Sorge: den Brand zu „lokalisieren"! Und es gelang. Guropa atmete auf. Auch im Reichstage rühmte unser Reichs kanzler das Verdienst Greys um die Fern haltung einer großen Gefahr. Und heute? Selbst unsere verbündeten Gegner werden schwerlich noch von Verdiensten Greys sprechen. Er hat die Brandfackel in die Welt geschleudert, und mit jedem Tage fast greift die Flamme mehr um sich; aber nicht, wie er gedacht haben mag, bleibt England die überlegene Macht, die ihres Wendesitzes sicher sein darf, während die an dren sich mehr und mehr in unabsehbare Kämpfe verstricken. Rein, die Gerechtigkeit will es, daß das stelze Britentum vollauf erfährt, welches Unberl seine Regierung in ihr«« dunklen Drange anrichtete — so weit die englische Flagge weht! Heute weiß man in London, was die Glocke geschlagen hat. Die.. B «z: ail, stehev auf.; in Konstantinopel verkündet'der Scheich-ül-Jslani den heiligen Krieg; der Kheditx: von Aegypten schickt sich zur Heimkehr an, aber nicht um der freundlichen Einladung der Eng länder zu einer Reise zu folgen, sondern um an der Spitze türkisck^er Truppen seine verlöre- nen Rechte zurückzuerobern, und Indien? Wird Herr Grey noch den Mut haben, für die Ruhe des indischen Volkes auch nur auf drei Tage zu bürgen?! Zunächst freilich ist es das verbündete Ruß. land, das durch das kriegerische Auftreten der Türkei empfindlich in seinen Plänen gestört wird. Die russische Presse versucht zwar den ersten Eindruck zu verwischen, indem sie, wie z. B. die „Rowoje Wremia", von belanglosen Be fürchtungen redet, allein schon die an Bulga rien gerichtete drohende Mahnung, sich jetzt gefälligst über die nächsten Absichten zu ent scheiden, sagt genug. Natürlich flackert auch die Hoffnung auf die Bundesgenossenschaft Ru mäniens von neuem auf, ohne daß bis jetzt aus Bukarest ein ermunterndes Zeichen gegeben worden wäre. Was aber Bulgarien angcht, so spricht die größere Wahrscheinlichkeit für ein Zusammengehen mit der Türkei. Wie uns eine Drahtmeldung aus Wien berichtet, nimmt man dort bereits an, daß die Entsendung Grekows nach Konstantinopel den Ztvcck habe, bindende Abmachungen in diesem Srnne zu treffen. Viel, leicht doch eine voreilige Annahme! Denn nach einer amtlichen Mitteilung der bulgari- scheu Regierung beabsichtigt sie an ihrer Neutralität festzuhalten. Man wird ja bald er fahren, wie die Dinge in Sofia tatsächlich stehen. Jedenfalls hat die „Köln. Ztg.", die sich ähnlich wie wir über den ersten Eindruck der Nachrichten aus Konstantinopel äußerte, gute Gründ«', wenn sie einige Vorsicht anrät. Das geschieht offen bar nicht nur im Hinblick auf die Haltung Ru mäniens, sondern auch im Hinblick auf Grie chenland und — Italic n. Die italienische Mgierung ist zweifellos von der Bereicherung des Kriegstheaters durch das Eingreifen der Türkei nM. erbaut, und der plötzliche Rücktritt des Ministeriums Salandra bestätigt nur die Unsicherheit der Verhältnisse. Italien fürchtet vor allem für seine afrikanischen Besitzungen, die schwerlich von der islamitischen Bewegung unberührt bleiben können. Und dann — Al banien! Dill das neue Ministerium, das als „großes Ztzabinctt" angekündigt wird, überall nach dem Rechten sehen und Italiens Rechnung so vorteilhaft wie möglich gestalten, so wird es all« Hände voll zu tun bekommen, wenn nicht die leidige Finanzuot allen Tatendrang bändigen und zur äußersten Zurück haltung zwingen wird. Der seitherige Finanz- Minister Rubini soll ZOO Millionen neuer Steuern für Militärische Ausgaben zllefvr- dert Haden,vergebens natürlich! Niemand vermag zu sägen, welche Neber- raschunäen uns dieser Weltkrieg noch bringen wird. Wohin schauen wir? Doch immer zu erst nach dem Stand der Dinge im Westen. Wir wissen , unsere Sache hängt ietzi^ranz und M am Waffengüick. Die beide« leAtz Tages berichte de» Hauptquartier» im WeMn melden e langsam erkämpfte Fortschritte, so bei Hpcrn, bei Soijsons, Lille und Verdun. Er wähnt wird aber auch die Erschwerung unserer Angriffe am Pserkanal durch die von den Gegnern herbeigeführte Ueberschwemmung eines weiten Geländes — ein Umstand, auf den fran zösische Meldungen großes Gewicht legen. Es wird also darauf ankommen, daß dieser Nach teil ausgeglichen wird durch den Fortgang unseres weiter südlich, bei Arras, unternom- nrenen Vorstoßes. Die englische Kanalflotte — das scheint festzustehcn — wird den Fortgang an der Küste kaum noch hindern. Ein englischer Kreuzer ist einem deutschen Unterseeboot im Kanal zum Opfer gefallen. Also e i n deutsches Unterseeboot ist dort am Werke, mindestens zu - nächst eines. Und die „Times" verzeichnen die Tatsache, daß die Deutschen längs der belgischen Küste Minen legten — wie sie schmerzlich berührt zugibt, ein Beweis für die Schnelligkeit, womit die deutsche Marine zu arbeiten Pflege. — Von den Vorgängen in Russisch.Polen wird wenig berichtet, wogegen Petersburger Melduaen allerdings von einer angeblich scharst« Ver folgung der Deutschen und Oestsxreicher sprechen. Der letzte österreichische Generalstabsbericht ver zeichnet Angriffe' der fstussen, Vie zurückgeschlagen wurden, und: eintn. vollständigen S i e g zwi schen Tur ka und Stary^Sambor — Orte südwärts, von Przemysl. Auch hier also ein langsames Fortschreiten, ein schweres Ringen um befestigte Stellungen. Für die nächsten Tage wird dort wie bei Czernowitz schwerlich eine durchschlagende Aenderung zu erwarten sein, und wieder kehrt sich mit verdoppelter Spannung der Blick dem weiten Schlachtfeld in Frankreich zu, wo wohl am ehesten die ersehnte Entscheidung erzwungen wird. Der Tagesbericht -er -eutschea Heeresleitung. vom AI. Oktober. Großes Heupt quartier, zz Oktober vormittags. Mitteilung der Obersten Heeresleitung. Unsere Armee in Belgien nahm gestern Skamseapelle und Bixschvte. . Der Angriff auf Ypern schreitet gleichfalls fort. Zanduoorde, Schloß Hollebek« und Wam - bete »urden gestürmt. Auch «eiter südlich ge- mannen wir Boden. veftlich Soisfous wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und im Lauf« des Lage« an, mehrere« statt verschanzten Stellungen nördlich von vailly »er, trieben. Am Nachmittag wurde dann Mailly ge, stürmt und der Feind unter schweren Verlusten über di« Aisne zurückgeworfen. Mr machten tausend Gefangene und erbeuteten zwei Maschinengewehre. Am Arg, «ne r Walde sowie westlich »on Ber, dun und nördlich »an Loul brachen wiederholt« f«ind, liche Angriff« unter schweren Verlusten für die Fran» zosen zusammen. Der Kampf auf dem nordöstlichen Kriegs schauplatz hat noch nicht zu einer Entscheidung geführt. WestlichvonWarschaufolgendieKussen langsam unser» sich nen gruppierenden Kräften. l«. L. «.) vom 1. November. Großes Hauptquartier, 1. Rovemtzrr »arm. An Belgien werde» die Operationen durch U« bersch Hemmungen erschwert, di« am Ip « rnka » al dnrch die Zerstörung ,o« Schleusen bei Kieuport herbeigeführt sind. Bei Ypern stnd unsere Lruppen weiter »er, gadrnngen, und es wurde» mindesten« «gg Ge- fangen« gemacht sowie einige Geschütz« der Engländer erbeutet. Auch die westlich »on Lille rümpfenden Truppen stnd »orwstrt» gekommen. Di« Zahl »er bai VaN, gemachten Gefangenen erhöht sich anf etwa rggtz. - " Atz dar Tagend »an Berdnn und Lonl fanden nur Nein «re Kümpfe statt. Am Nordosten standen unsere Lruppen auch gestern noch in unentschiedenen Kämpfen mit den Russen. sW. T.-B.) Der Tagesbericht -er österreichischen Heeresleitung. vom 31. Oktober. Wien, 31. Oktober. Amtlich wird verlautbart: 31. Oktober, mittags. Rackst der galizisch, dukowinischen Grenze nördlich Kuty wurde gestern eine russische Kolonne aller Waffen g e- schlagen. Zn Mittelgalizien behaupt, n un^re Truppen die gewonnenen Stellungen nordöstlich Turka bei S^tary Sambor, östlich Przemysl und am unteren San. Mehrere feindliche Angriffe im Raume von Risko wurden abgewiesen. Dort so» wohl als auch bei Stole und Star« Sambor wurden Hunderte »on Russen gesangengenommen. Die Opera« tionen in Russisch, Polen «erliefen auch gestern ohne Kampf. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabe« n. Hoefer, Generalmajor. vom 1. November . Wien,1. November. Amtlich wird verlautbart: 1. Rovember, mittags. Z» Russisch, Polen ent, wickeln sich neue Kämpfe. Angriffe auf unsere Stellungen wurden zurückgeschlagen und einige feind, liche Detachement» zersprengt. Die mehrtägige erbittert« Schlacht im Raume nordöstlichLnrka «ad südl'ichStarySam, bar führt« gestern zu einem »ollständigen Siege unserer Waffen. Der hier »orgebrochene Feind, zw«; Infanteriedivisionen und eine Schützen, brigade, wurde au« allen seinen Stellungen geworfen. Czernowitz wird »on unseren Truppen behaup, tet. Das namentlich auf die Residenz de« griechisch, orientalischen Erzbischofs gerichtete Artilleriefeuer der Russen blieb ohne nennenswerte Wirkung. Der Stellvertreter de» Chef« des Generalstabs ». Hoefer, Generalmajor. Der französische Schlachtbericht. Pari«, 31. Oktober. Heute nachmittag 3,30 Uhr wurde folgendes amtliches Eommuniqu« ausgegeben: Der Tag war charakteristisch durch einen allgemeinen Osfensivv ersuch der Deut schen auf der ganzen Arant von Nieuport bis Amiens und durch heftige Angriffe auf allen Teilen der T "'ckitlinie von Nieuport bis zum Kanal von La Baisse. Es gab abwechselnd Vorwärts- und Rückwärtsbewegin gen süblrch Nieuport. Die Deutschen, die Rams- ca pelle genommen hatten, wurden von dort durch Gsge a "griffe vertrieben. Südlich Zvern Haber, wsr einige Stützpunkte verloren (Hotte- bekc und Zandvoorde). Aber wir sind östlich Wern gegen P ' bcndaelc vorgerückt. Zwischen La Passee nnd Arras wurden alle Angriffe der ' mit großen Verlusten zurückgc- wiesen. In der Gegend von Ehaulnes sind nnr über Lihans hinaus vorgerückt und haben Le O-uesney en Santcrre genommen. In der Gegend an der A isne find wir ebenfalls auf den Höhen des rechten Ufers und strom abwärts von Soijsons vorgerückt, aber wir haben gegen Bailln zurückgchen müssen. Wir sind vorgerückt in der Gegend von Souain im Argonncr Wald. Fin Woövre ist ein heftiger Kampf entbr - - ut. Am Walde von Le Pröteret haben wir nviteren Boden gewonnen. Poris, 1. November. Die amtlich: Mitteilung von 11 Uhr abends besagt: Nach den letzten Nachrichten ist kein bemer» kens werter Zwischenfall zu m.lden. Am Zentrum Hatzen wir in der Gegend nördlich Sou» ir i n Fortschritte gemacht. Neberall sonst Hoden wir unserst Position:« behauptet. vom russisch-türkischen Kriegsschauplatz. Nach einer amtlichen Meldung der tür- rischen Regierung ereignete sich der erste, von uns am Freitag gemeldete Zusammenstoß im Schwarzen Meere am Mittwoch, den ?8. Oktober. "Wie die Meldung behauptet, hat die russische Flotte die Femdseligleiten eröffnet, in. dem sie die zu einer Uebung ausgefahrencn tür- kischen Schiffe angrifs. Daraufhin sei es den Türken, wie cs in dem Berichte heißt, „durch die Gnade des Allmächtigen ge- lungeu, den russischen Minendampfer „Prut", der 700 Minen an Bord gehabt habe, und den Torpedobootjäger „Kubancz" zu versenken, ein Torpedoboot nnd ein Küstenwachschiff schwer zu beschädigen und einen Kohlendampfer zu kapern. Darauf folgte dann die bereits gemeldete Beschießung von Theodo'ia anf d«r Halb insel Krim; der Kreuzer „H'amidie" erschien vor Noworossijsk: der russische Bot schafter in Konstantlnopkt und die türkischen - r Konsuln würden a b b e r n f e n. Damit war der ; Krie g S z u st a n d , ohne daß von einer Seite eine Kriegserklärung erfolgt war, ausgesprochen. . Soweit der Stand der Tinge bis zum 31. Ok- tober. . . . Heute liege» folgende weitere Meldungen vor: i Aus London, 31. Oktober, wird der „Frkft. Ztg." berichtet: Ein Lloyd-Telegramm meldet, daß verschiedene ljedenfalls türkische) Torpedoboote, deren Namen un« bekannt find, einen Angriff gegen Odessa unter, nahmen und das russische Kanonenboot „Donetz" am Eingang des Hafens zum Sinken brachten. Er» Teil der Bemannung ertrank, wurde getötet oder ver wundet. Drei russische Dampfer und ein französischer Dampfer wurden beschädigt und einige Einwohner getötet oder verwundet. Der türkische Kreuzer „Sultan Zawu» Selim" hat Sewastopol erfolgreich beschossen und die Stadt in Brand gesteckt. Die Beschießung » dauert« sechs Stunden. Konstantinopel, 31. Oktober. Der Kreuzer „Midilli" Hot in Naruski die Petroleum- nnd Getreideläger zerstört und 14 Transport dampfer oersenkt. Der Torpedobootszerstörer „Verc.i-Satwet" hat in Roworossijol dt« funkeatelegraphische Station zerstört. Der Torpedo, bootsrerstörer „Z ad ig, h i ar, i, M i 11 et" hat ein russisches Kanonenboot versenkt. Der Torpedoboot», Zerstörer „Mua,enet,i, Milli je hat ein an- »eres Schiff derselben Gattung beschädigt. In l Odessa sind di« Petroleumbehälter nnd fünf russische Schiffe beschädigt worden. Der Kreuzer „Hamidie" hat in Kertsch ein Transportschiff »ersenlt. Die gefangen genommenen russische« Offiziere und Matrosen «nrdea mit dem gekaperten russischen Kahlendompfer «ach Kawak am oberen Bosporus gebracht. — Der Khedive »on Aegypten wohnte dem aus Anlaß des Beiramsestes j im Palais stattfindendeu Empfang und der Handkuß- Zeremonie bei. Heute hißt« da» russisch« Konsnlot di« italienische Flagg« zum Zeichen, daß Ita lien den Schutz der russische« Staatsangehörigen über, l nehm«. Konstantinopel, 1. November. Ein amtlicher Bericht besagt: Aus der Anwesenheit eine» ' Minenlegers bei der russischen Flotte geht her vor, daß sic die Absicht hatte, den Eingang zum Bosporus durch Minenzu sperren, um die tür« kische Flotte, die durch diese Minensperre in zwei Teile getrennt worden wäre, vollständig zu vernichten. An der Annahme* Hansic hierdurch der Gefahr eine» Ueberfalles ausgesetz!sdin würde, und in der Vorau», sicht, daß die Russen di« Feindseligkeiten ohne vorher, gegangen« Kriegserklärung eröffnet hätten, macht« sich die türkische Flotte an die Verfolgung der rus sischen und zersprengte sie. Konstantinopel, 31. Oktober. Der russische Botschafter ist heut« mit seiner Familie im Son- Verzug« abgereist. Mit demselben Zug« verließen auch die übrigen Herren Wr Botschaft mit ihren Familienangehörigen, sowie einer Reche von rus sischen Persönlichkeiten die Stadt. Di« Reife geht über Bulgarien und Rumänien. Die Mitglieder fast sämtlicher diplomatischen Mission« der nicht i« Kriegszustand befindlich« Stzmtten «schien« am