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noch „FriedenSware" und wurde von unserem Burschen bei großem Hausputz angezogen — verblüfft an und sagt: „Sie haben ja »rauen und Schlips!" Au verdammt. baS stimmt. Wir stammeln, daß wir nur studienhalber hinwollten und uns schon so schlecht als möglich angezogen hatten. Da gibt der Polizist uns Bescheid und sügt lächelnd hinzu: „Sehen Sie sich nnr vor, dast Sie da keine Fliegen be kommen!" Er meint Kleiderläuse. Ach was, so etwas gibt es doch nicht mehr. Nun stehen wir in dem SmpfangSraum vor der Barriere, hinter der sieben Männer in weihen Leinenkttteln amtieren. Man tritt dort an, wo der AnsangS- buchstabe des eigenen Familiennamens angeschlagen ist, und nun beginnt, wenn man dran ist, ei» Verhör wie beim Kriminalkommissar auf der Polizei. Etwa eine Viertelstunde kommt aus jeden Bewerber. Man muh seine Versicherungs karte zum Ausweis, bah man keine Arbeit hat, vorzeigen, seine polizeiliche Anmeldung, eine Bescheinigung über WvhnungSlosigkeit, den Nachweis, wo man zuletzt genächtigt habe und weshalb man hierher komme, auch aussagen, ob man Verwandte in Berlin Haber wer welche hat, findet im Asyl keine Aufnahme. Nun fällt eS uns wie Schuppen von den Augen. ES ist klar, dah nur ein sehr kleiner Teil der verlumpten und obdachlosen Menschheit ein solches Verhör bestehen mag oder bestehen kann, am wenigsten wirb ein zum erstenmal Ausgesetzter und gänzlich Verarmter etwa auö gebildeten Kreisen hier vor allem Volk auösagen wollen. Dann verzichtet man lieber auf das Matratzeulager und sucht eine private Penne in irgendeinem Kester aus, wo man für 15 Pfennig seinen Schlafplatz auf einer Holzbank bekommt. Also nicht unserer „vorbildlichen" Wohlfahrts pflege, sondern dem neuen AuSsragc- und Sicbesystcm ist es zuzuschrelben, dah das Asyl allmählich verwaist. Wir sind nicht hineingekommen, weil uns die nötigen vielen Papiere fehlten. ES soll uns aber doch noch gelingen. Ein alter Pennbruder hat uns den Weg dazu angegeben. Man solle einem von ihnen ein gutes Trinkgeld geben, damit er „privat" übernachten könne, dann leihe er einem gern seine Papiere. Man müsse nur einen ungefähr Gleichaltrigen zu fassen kriegen, damit die Papiere glaubhaft seien, und sich seine Schicksale und Aufenthaltsorte genau erzählen lassen, um ein Berhör bestehen zu können. Wenn etwas nicht zu stimmen scheine, werde das zuständige Polizeirevier an- gcrusen, und dann habe man den Salat. Tie „Palme" sei übrigens sauber und tadellos, man bekomme auch nachmittags um 4 Uhr eine warme Mahlzeit mit 150 Gramm Brot und morgens nm 7 Uhr eine warme Suppe. Meist seien Stammgäste da, die sich nachmittags ein- sänden, nachdem sie in den Mittagsstunden ihre Bettelgänge durch die Stadt gemacht hätten. Was man da gesammelt habe, das bringe man auf die „Stulleubörse" in der Raumer- straße, wo die vielen belegten Brote dann verkauft würden, meist für 5 Pfennig das Stück. TaS Geld werde versoffen, die Dtullenbörse sei ein fideles Lokal mit Mnsikaussührungen und anderem Klimbim. TaS wollen wir uns alles einmal ansehen. Vorerst aber müssen wir ergebnislos das Asyl verlassen. „Euch hamsc »voll »ich usfjcnomm'?, ruft uns brausten einer zu. „Nee, wir Ham Pech schabt!", antworte ich und winke Abschied. Gott bewahre uns davor, dast wir te anS wirklicher Not zu Asylisten werden. Wer kann das heute wissen? Ehe malige Millionäre kommen vielfach in Armenpflege. In Preusten bezahlen 53 Prozent der Einwohner keine Ein kommensteuer. Tasür ist die der 47 Prozent um so höher. Wie schön, dast man noch ein Tach über dem Haupte und seine eigenen Zimmer hat! Auch wenn man, te älter man wird, um so weniger zur Nuhe kommt und quantitativ immer mehr arbeiten must. Bei der Arbeit will man nicht gern gestört sein. ES kommen immer Leute mit irgendeinem Anliegen, das sich telephonisch schnell erledigen liebe, im Zwiegespräch Ange in Auge aber viel mehr Zeit nimmt. Man kann da auch nicht mit kurzer Entschuldigung „anhängen". Von den .^Leuten, die die Zeit uns stehlen", warnt ein Plakat in manchem Kontor. Ein Generaldirektor hat in Berlin-W. ein Plakat in feinem Büro hängen, das den Eintretenben an schreit: .^kommen ist Silber, Gehen ist Gold!" So etwas kann man, wenn man zu Hause ist, natürlich nicht machen, aber dafür gibt es in manchen Familie» gnt gedrillte Dienstmädchen, die den Hausherrn zu etwas Wichtigem ab rufen. Etwas ganz Verschmitztes hat ein Bekannter von uns, ein Grosser der Industrie, heranSgesunden. Er sagt: „Sehen Sie, ich muh doch auch manchmal ein paar Leute etnladcn, selbstverständlich der Zett entsprechend möglichst zu was Einfachem, etwa zum Kaffee mit Kuchen und Likör. Der Boden brennt mir dabei unter den Fitsten, denn ich habe zu arbeiten, zu arbeiten. Nun bleibt der und jener noch zum Abendbrot, das es bei uns um 148 Uhr gibt, und will auch noch stundenlang nicht weg, weil frühes Ausbrechen nach der Sättigung sich nicht schicke. Tann laste ich um 1l Uhr — sonst bleiben die Menschen womöglich bis in die späte Nacht »nd trinken nnmästig, was mir selber nicht bekommt — kleine belegte Brötchen und Bouillon in Tasten reichen. TaS nimmt jeder gern, nur weist er nicht, dast die Fleischbrühe jeder Tasse aus zwei Würfeln Sedobrol gebrüht ist. Das ist — ein starkes Schlafmittel, um 14l2 Uhr wird baS Gähnen epidemisch, und die Gäste empfehlen sich." N u m p e l st i l z ch e n. Vermischtes Sin Arbeiter baut fick ein Alu-zeu- Der Löjährlge Kurt Schreiber aus Kelsterbach am Main baute in zweijähriger Arbeit ganz allein und nur auS eigenen Mitteln ein Flugzeug, da» dem bewährten Typ GMG. der Gebrüder Müller-GrieSheim ähnelt. Schreiber, der in den vereinigten Glanzstosfwerken in Kelsterbach al» Arbeiter tätig ist, stammt aus der Rhön. Schon in der Jugend baute er Flugzeugmodelle, jedoch wollt« sein Vater von solchen Treibereien nichts wissen. Die» veranlaßt« Schreiber, sich von zu Hause zu entfernen. Er zog nun tn der Welt herum, war Arbeiter in einer Grstelwarensabrik, tn einem Bastelwerk, ging als Knecht zu einem Bauern und kam dann vor einundeinhalb Jahren nach Kelsterbach, wo er in den vereinigten Glanzstosfwerken Beschäftigung fand. Hier lebte er äußerst bescheiden in einer Dach- kammer und baute in seiner Freizeit unermüdlich an seinem Flugzeug. Als im Sommer 1S3lt da» Sportflugzeug des früheren Segelfliegers Artur Martens tn Frankfurt ab- stürzte, erschien Schreiber, um die Trümmer des Flugzeuges käuflich zu erwerben. Seine Werkstatt errichtete er auf einem alten Dachboden. Die Bauzeichnungen batte er sich von den Gebr. Müller besorgt. Jeden Tag, werktags wie Sonntag», arbeitete er Sommer und Winter mit dem grüß- ten Eifer an seinem Flugzeug. Alle» wirb gut und ge wissenhaft gemacht, da» Material wird pünktlich abbezahlt. Grobe Kosten macht der Motor. Durch den Sturz sind zwei neue Kolben notwendig, die Kurbelwelle ist verbogen. Aber auch dieses schasst er, wobei ihm zwei junge Schlosser au» Kelsterbach behilflich sind. So kam denn endlich die Stunde, bis das selbsterbaute Flugzeug startbereit war. „In den letzten Tagen habe ich nicht mehr geschlafen, tn der Er wartung, wie da» Flugzeug fliegt", so sprach er nach dem inzwischen auf dem Griesheimer Sand bei Darmstadt von dem Piloten Riedel geflogenen, zehn Minuten bauernden Probeflug. Viel kritisiert wurde seine Idee, aber jetzt, wo sie zur Ausführung gekommen ist, staunt man. Sein Wunsch ist jetzt, nach sechsjähriger Abwesenheit von zu Hause, über sein Heimatdorf zu fliegen, um seinem Vater zu zeigen, daß er es doch erreicht hat, was er wollte. Hochzeit im Kaffeehaus Eine eigenartige und amüsante Neberraschung erlebten die Besucher eines groben Berliner Kaffeehauses am PotS- damer Ptatz. In den frühen Nachmittagsstundcn näherte sich dem Kaffeehaus ein seltsamer Zug. Voran schritt ein jüngerer Herr im Frack, an seinem Arm eine junge Dame in vollem Brautstaat. Hinter ihnen schritten ernst und würdevoll eine Anzahl Herren und Damen in FeiertagS- gewandung. Natürlich rief dieser Auszug am Hellen lichten Tage auf dem Potsdamer Platz allseitig großes Erstaunen hervor. Der trotz aller Feierlichkeit durch die merkwürdigen Umstände äußerst komisch wirkende Zug betrat nunmehr das Kaffeehaus und nahm an einer Anzahl rasch zu sammengestellter Tische Platz. Der Gäste bemächtigte sich eine neugierige Unruhe, und nur der Kapellmeister er kannte die Situation, der er dadurch Rechnung trug, daß er das eben begonnene Potpourri aus dem „Lustigen Ehe mann" abklopste und rasch entschlossen den Brautmarsch auS „Lohcngrin" intonieren ließ. Es stellte sich dann heraus, daß eS sich in diesem Falle wirklich nicht um eine Filmaufnahme handelte, sondern nm eine richtige HochzeitSseier. Das junge Paar war eben erst auf dem Standesamt getraut worden. Auch die Wahl des immerhin nicht alltäglichen Ortes, den man sich zur Feier dieses Ereignisses ausgesucht hatte, sand eine natür liche Erklärung. Das nunmehr glücklich verheiratete Ehe paar hatte sich nämlich tn diesem KasfeehauS kennengelernt. * Schweden» Kronprinzensohn al» Berliner Film, regifleur. Prinz Stgvard, der zweite Sohn des schwedi- schcn Kronprinzen, der tn München Kostümdekorationskunst studiert hat und bereits in Stockholmer Theatern künstlerisch tätig war, hat nunmehr einen Vertrag unterschrieben, nach dem er als Filmregisseur ab 1. Juni tn Berlin arbeiten wird. Er wird zuerst als Assistent dem Regisseur Dr. Lud wig Berger zuacteilt. * Kolonialkrieg in Innsbruck: Regerbozer gegen Polizei. In Innsbruck wollte in der Nacht um 2 Uhr ein Wachmann eine Gesellschaft wegen ruhcstörcnden Lärmens zur Rede stellen. Daraus löste sich aus der betrunkenen Rotte ein riesiger Neger — wie sich später hcrauSstellte, ein Berufsboxer — und schlug den Beamten nieder. Diesem gelang cs noch, Hilfe herbeizupseifen; cs bedurfte aber einer ganzen Polizeistreife, um den Neger unschädlich zu machen, und zwei weitere Wachleute gingen bei dieser Ge legenheit regelrecht k. o. * Ltndbergh > Dollars in der Schweiz. Einige jener Dollarnoten, die Lindbergh vor einigen Wochen den Ent führern seines Kindes bezahlt hatte, sind jetzt plötzlich im «r. 204 Seite IS rung von Tieren i Kapitän de» Schisst sehe» »ur Berantn * «in «ei glUh die , , , tung der Erde" sinnbildlich hervorzuheben, errichten ihm die Amerikaner tn Perth Amboy im Staate Neujersey ein ge waltige» Monument. Auf einem im Querschnitt SS Meter umfassenden Unterbau wird sich ein ungefähr Sv Meter hoher Turm erheben, auf besten Spitze ein riesiges, wett in» Land hinaus sichtbares Licht glänzen soll. Dieses Licht soll nun al» „ewige» Licht", d. h. Tag und Nacht, ununterbrochen brennen und bars nicht ausgehen, solange Amerika seine» berühmtes Sohnes tn Dankbarkeit gedenkt. * Da» Hau» ohne Treppen. Der gelähmte amerikanische Millionär DefchampS tn Detroit bewohnt eine zweistöckige Billa, die sich durch ihren völligen Mangel an Treppen auSzetchnet. Seitdem DefchampS in seiner Jugend einen Unfall gehabt hat. der ihn an den Rollstuhl fesselte, kann er sich nur fahrend vorwärts bewegen. Aus diesem Grunde ist seine Billa mit schiefen Ebenen versehen, welche die ein zelnen Stockwerke miteinander verbinden. Da der Rollstuhl DefchampS elektrisch betrieben wird, ist e» tbm ohne Kraft anstrengung möglich, tn jedes Zimmer ohne fremde Hilfe zu fahren, auch wenn eS «m zweiten Stock liegt. * Besondere Kennzeichen. In Kapstadt wollte eine Dame, die dort tn der Gesellschaft eine führende Rolle spielt, kürzlich eine Europafahrt antreten und ersuchte um Aus stellung eines RetspasteS bei der Regierungsstelle, die ihr auch umgehend einen Fragebogen zur Ausfüllung der Per sonalien übersandte. Nachdem die Dame die Fragen nach dem Personalbestand beantwortet hatte, ging sie daran, die Rubrik „Besondere Kennzeichen" nach bestem Wissen und Gewissen auSzusüllcn. Nun war die Antragstellerin besonders stolz auf ihr prächtige» Haar. Sie wollte lieber für rück ständig gescholten werden, al» auch nur eine Strähne ihre» Haare« zu opfern, da» ihr in üppiger Fülle bis zu den Knöcheln herabwallte. So schrieb sie denn mit berechtigter Genugtuung in die Rubrik: „Haare bis unter das Knie". Aber mit Entsetzen las sie später in dem übersandten Paß unter „Besondere Kennzeichen" die osstzielle Angabe: „Be haarte Beine". * Der verprügelte Völkerbund. In Schanghai er eignete sich kürzlich folgender Vorfall: Der kleine Wong stürzte weinend mit zerrißenen Kleidern und einem blauen Auge tn die Arme seiner Mutter und erzählte ihr schluch- zcnd, daß er und feine Freunde ein Spiel ,^krteg zwischen Ehtna und Japan" gespielt hätten, bei dem er so Übel zu- gerichtet worden sei. „Und du warst China?" fragte die Mutter teilnehmend. „Nein", erklärte Wong und brach in neues Geheul aus: „Ich war der Völkerbund." * Sin Kunstkenner. Herr Neureich ist durch die Nach- richt von gefälschten Kunstwerken, die als Oriainalgemälde verkauft wurden, beunruhigt worden, und so läßt er denn seine Bildergalerie durch einen Sachverständigen prüfen. Dieser kommt mit düsterem Antlitz zu Herrn Neureich und sagt: „Mit Ihrem Rembrandt sind Sie mächtig angeschmiert worben. Das Bild ist noch nicht einmal 50 Jahre alt." Herr Neureich jedoch bleibt seelenruhig und sagt: „DaS macht nicht». Hauptsache, eS ist ein echter Rembrandt." ------- —----d», ..—- , Kanton «euchdtel aufgetaucht. Die Schweizer Polizei sucht nun fieberhaft nach Spuren, die zu den Leuten sühreu, die da» Gelb eingewechselt haben. Angeblich hat man bereit» Anhaltspunkte gesunden, will sie aber nicht verraten, damit di« Ausklärung der geheimnisvollen Angelegenheit nicht ge fährdet werbe. * Sin «e«e» Tierschutzgesetz i« Griechenland. Zur Ver stärkung de» Tierschutzes ist jetzt tn Griechenland «in neue» Gesetz erlaßen worden, daß jede Quälerei. Mißhandlung ober Ueberanstrenaung von Tieren mit hohen Geldstrafe« und Gefängnis bi» zu S0 Tagen belegt. Bet der Beförde rung von Tieren können sowohl der Besitzer al» auch der Kapitän de» Schiffe» im Falle der Ueberiretung diese» Ge setze» Lur Verantwortung gezogen werden. * St« »ewig«» LÜHt" sü, Edison. Um da» Andenken de» groben Erfindere» A. Edison für alle Zeit zu ehren und zu gleich die Bedeutung seiner Erfindungen für die „Beleuch- tung der Erde" Nnnoildlich hervorzuheben, errichten ihm die „Warum halten Sie denn die Hände hoch?" — „Ach so, wir haben ja den Balken vergessen!" Lchiatrimmer kieste mit SIrkenmaeer, mit groller kriaiertoilatt». Komplott KIA. 590.— Wostnrimmsr stauinwioest sttuSdaum, komplett mit moderner Loucst KIA. 590 - Lpsiserimmer kauirasioest sttuüdaum, in moderner 2u»»mm«n»teIIung KIA. 690.- MAMIk MGMMMllE der Wunsch eines jeden örautpssrss vierer Vfunrck gebt In Erfüllung, wenn 8le unser« »esten»- wsrte Ausstellung deslcktlgen. Wik relgen ilmen dl« neuesten und »cbünrten Modelle, «r»1KI«»»lg ln vuelititt und unüber troffen in prelewürdigirelt. Llnls« Sslsplsl«: »omw L LVMLk AG. ßlödeltabrist und Einrichtungshaus DrSHdSN-K.» Srunssr Ltrsks 26 unci 33