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Nr. 231 Sette 2 Mittwoch. 1». Mai 1S32 »Dresdner Nachrichten Sn Beginn des Depadtim-Pwzesses vrsdlmolckung «ll»«r«e vorUuor SodrUUsNaw» Zierlin, 18. Mai. In Moabit begann Henio unter dem Vorsitz von Landgerichtsdirektvr Jasper der mit Spannung erwartete grobe D e v a - H e i m - P r o z e b, der daS Nach spiel zu dein Zusammenbruch des Deva-Heim-KonzernS im Soinnier vorigen Wahres bringt. Angeklagt sind der frühere Geiieraldiretlor Wilhelm Jeppel, der ehemalige AufsichtS- ratovorsitzeiide l>. Cremer, denen Sohn, der Prokurist Ernst Äsilhelm Cremer, der frühere Bevollmächtigte für Anolaiidsaiileilien beim Zentralausschub für Innere Mission, Gustav C i a n k, e », der frühere AufsirlitSratSvorsihenbe der zum Deva Heim Konzern gehörenden 'Baugenossenschaft des Deutsch-Evangelischen VolksbundcS Mülheim a. d. Ruhr, Pastor Pt üller, soivic die früheren Direktoren dieser Bau- genonenschait, Pani Jeppel und Kocks. — Die Anklage vertritt StaatSanwaltschastsrat Dr. Eichholz. Der Znliörerranm ivar, atü der Vorsitzende die Ver- handlnng gegen li> llhr eröffnete, nur schwach beseht. Offen bar waren in der Hauptsache nur Angehörige der geschädigten Banipareikreise vertreten. Bis aus Cremer und Müller sind die Angellagten fast durchweg jüngere Leute in den 20er bis 80er Jahren. Landgerichtsdircktor Jasper gibt zunächst einen kurze« Ueberbiick über die Gründung der Deutsch-Evangelischen Heim statten-Gesellschalt sDeva-Hcimf und die Entwicklung des eigentlichen Deva-Heim-KonzernS mit seinen llutergesellschasten, der Baugenossenschaft in Mül heim, der Heimslatlenbank, der Deutschen EntschuldungS- und Zweckspar A G. (Teuzagt, der Jsotra Gesellschaft znr Hcr- stetlnng wirtschaftlicher Baustoffe und der Areh-Banstoff- A.-G. I e p p e l, der anfangs in der Baugenossenschaft tätig war, wurde durch die Znsanimensassiiiig Generaldirektor der Teva Heim. deren Anssichioratovvrsitzender, Pastor Cre m e r, gleichzeitig in die Baugenossenschaft eintrat. Die Ursache des Zusammenbruches im Frühjahr 1931, so führte der Borsitzende aus, führt die Anklage zurück ans Jehlleitung von Bauspar- g e I d e r n, aus betrügerische Handlungen der VvrstandSmit- glieder und auf unbefugte Berwendnng von VermögcnS- stücken des Konzerns, bzw. des ZentralanSschusses für Innere Mission, für eigene Zwecke der Angeklagten. Dann begann die Bernelnnung. Wilhelm Jeppel, der jetzt 40 Jahre alt ist, stammt ans Mülheim, war als Zeichner und Konstrukteur in melieren Maschinenfabriken in Westdeutschland tätig, arbeitete dann im elterlichen Lebens mittelgeschäft und trat schliesilich als Geschäftsführer der Baugenossenschaft des Tentsch-Evangclischen VolkS- bundes ein. Diese Genossenschast umsasitc ursprünglich nur Lü bis 32 Personen. Die Mitgliederzahl stieg dann anher ordentlich. 1927 betrug die Zahl der Genossen 100 009. Dann kam eine Arbeitsgemeinschaft mit der Deva- heim und der H e i m st ä t t e n b a n k zustande, um aus Hauszinsmitieln Hypotheleugelder zu beschaffen. Eine straf- Berlin, 18. Mai. Nach ziemlich langwierigen Verhand lungen zwischen der deutschen und der österreichischen Negie rung ist jetzt das deutsch-österreichische Neise- a b k o m in e n perfekt geworden, das für den Sommer- unü Urlaubsverkehr grohe Bedeutung hat. Nach diesem Ab kommen dürien rcichsdentsche Reisende nach Oesterreich pro Person 500 NM. mitnehmcn. Tic Beträge bis zu 500 NM. müssen in Deutschland auf das Postscheckkonto der Oesterreichischen Postsparkasse eingezahlt werden. Pro Tag werden dann bis zu 100 Schil ling in Oesterreich bei jedem Postamt ausbezahlt. Wichtig ist bei dieser Negelung auch die Umrechnung desGel - des. Nach Wiener Meldungen ist für diele Umrechnung -er Berliner Mittel kurs kür Auszahlung Wien mahgebend. Der Berliner Mittelkurs beträgt gegenwärtig 52 Pfennig für den Schilling. Bleibt dem Reisenden ein Guthaben auf seinem österreichischen Cinlagebuch, wenn er Oesterreich wieder verlaut, so kann er diesen Nest bei einem späteren Aufenthalt in Oesterreich wieder verwenden. Schil lingbeträge in bar kann er bei jedem österreichischen Post amt wieder aus das Buch einzahlen, jedoch nicht mehr als 100 Schilling innerhalb von drei Monaten. Kann das Ein- lagebnch für Neisezwccke nicht oder nicht voll ausgenntzt werden, so steht es dem nach Deutschland znrückgekehrten oder in Deutschland verbleibenden Reisenden frei, Ueber- bare Handlung hat der Angeklagte ln der Zuteilung von Devaheimgeldern an die Baugenossenschaft nicht erblickt. Zu der gleichen Frage wurde dann Pastor 0. Cremer vernommen, der 64 Jahre alt ist, seit Jahrzehnten keine seelsorgerische Tätigkeit auögeübt bat, sondern als Geschäfts führer der Vereine und Verbände des ZeniralauSschusseS für Innere Mission tätig war. Dr. Cremer gab mit Ge nehmigung des Vorsitzenden eine allgemeine Erklärung ab, in der er sagte: Ich sühle mich völlig unschuldig. „Vierzig Jahre habe ich im Dienste der freien evangeli schen Wohlfahrtspflege gestanden, und nicht wenige wtrt- jchastlichc Unternehmungen ins Leben gerufen: niemals aber habe ich persönliche Vorteile gesucht. Ich bin froh, dah der Prozeb beginnt, der mir die Möglichkeit der Verteidigung und Abwehr gibt, und dadurch endlich Klarheit geschasscii wird. Meine Lebensarbeit hat im Dienste für die evange lische Kirche gestanden. Ich glaube, das? meine Mitarbeit nicht wertlos und nicht ohne sichtliche Wirkung für die Kirche gewesen ist: ich war aber nie Organ der Kirche im rechtliche» Sinne, sondern ein Exponent der freien LtebcS- tätigkeit. Das, bei den wirtschaftlichen Arbeiten oft G e g e n s ä he znr amtli ch c n K irchc entstanden, lag in der Natur der Sache. Die Kirche aber hatte keine Ver bindung mit den Wirtjchaftsgebilden." <Bci Schlnb der Redaktion dauert die Verhandlung an) Die Sklarek Pla-oyers unterbrochen Berlin, 18. Mai. Im Sklarekprozch gab cS heute, als StaatSanwaltschaftSrat Dr. Weis, en berg nach der Unterbrechung durch die nochmalige kurze Beweisaufnahme sein Plädoyer sortsetzen sollte, eine Ucberraschung, die znr Vertagung führte. Beim Ausruf der Angeklagten stellte sich heraus, das, der Angeklagte Bürgermeister Kohl nicht anwesend war. Der Vorsitzende teilte hierzu mit. die Iran des Angeklagten Kohl habe heute früh dem Ge richt mitgeteilt, das, ihr Mann in der Nacht eine schwere Ohnmacht erlitten habe. Man habe den Arzt holen müssen, der Kohl für verhandlungSunsälilg erklärte. Die Verhandlung wurde unterbrochen. Sollte der GerichtSarzt den Angeklagten Kohl für verhandlnngsnnsähig erklären, so inünte das Verfahren gegen ibn jetzt kurz vor Schluh des Sklarekprozenes abgetrennt werden. Gin siebentes LoöeSopser bes AUtoUNVlÜcks tM Aar- Braunschweig, 18. Mai. Im Krankenhaus von Claus thal starb in der vergangenen Nacht der bei dem schweren Autounglück im Harz verunglückte Hermann Grauert anS Goslar. Damit sind dem furchtbaren Unglück bisher sieben Menschenleben zum Opfer gefallen. Weisungen deS NelchSmarkbcirageS nach Einsendung des Einlagebuches zu beantragen. Dieser Antrag wird nach Mabgabe neuer Rcichsmarkeingängc siir bestellte Einlage bücher zu den für diese neue» Einzahlungen geltenden Kursen berücksichtigt, also auch zu dem zu dieser Zeit gelten den Berliner Mittelkurs iür Auszahlung Wien. Der reichSbcutsche Steifende wird also in Oesterreich insgesamt 760 RM. zu verzehren haben, KOO RM. über das Einlagebuch für Reisszwecke, und LOO NM., die jeder Reichsdeutsche sowieso über die Grenze mit» nehmen kann. Hoffnungen, die dahin gehen, das, mau mit diesem Geld Oesterreich lediglich als D u r ch g a n g S l a n d etwa für Italien, Ungarn oder Siidslawien. vielleicht auch für die Schweiz, benützen könnte, müssen aber von vornherein zerstört werden. In den AuSsührungSbcstimmuugen des deutsch-österreichischen Reiseabkommens ist ausdrücklich darauf geachtet, das, der Reisende das Geld nur in Oesterreich verzehren darf. Iür ihn gilt nämlich das österreichische Devise ngesetz. das die Mitnahme von nur 200 Schilling (etwas über 100 NM.) über die Grenze gestattet. ES wird also gut sein, sich aus diele Bestimmungen von vornherein einzurichten, damit man dann mit seinen Neiseplänen nicht etwa Enttäuschungen erlebt. Oertliches und Sächsisches General ö. Art. v. Larisch ? Wie erst jetzt bekannt wirb, verstarv am 12. Mai in Wolftitz bei Borna. Bez. Leipzig, im Alter von 77 Jahren der Kgl. Sächs. General b. Art. a. D. Alexander v. Larisch. Er war am V. Augnst 1854 in Dresden geboren. Nach dein Besuch des Dr. Benderschen Instituts und der Königlichen Realschule in Berlin «rat er am 1. Oktober 1878 al« Avantageur beim Feldartillerieregiment 12 „Korpsartillerie" in die Kgl. Sächs. Armee. Am 21. Jannar 1875 wurde er zum Sekondelentnant ernannt. Vom 20. September 1877 bis zum 25. Juli 1878 war er zur vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin kommandiert. Im Winter 1880/81 war er Lehrer an der RegimcntSschule. Am 1. April 1881 zum Adjutanten der 2. Abteilung ernannt, wurde er bald daraus mit den Obliegenheiten eines untersuchungSsühren- den Offiziers bei der Abteilung betraut, bis er am 17. Sep- tember 1882 die Beförderung zum Prcmierleutnant erfuhr. Am 10. März 1884 erfolgte seine Versetzung zum Feld artillerieregiment 28 in Pirna, am 26. Oktober 1884 hin- gegen wieder die Rückversehung zum 12. Negimcnt in Dresden. Vom 1. Juli 1885 bis 80. September 1888 be kleidete er den Posten eines NegimentSadjutanten. Vom 4. Januar bis zum 28. März 1880 war er zum Hauptmanus- kurjuS an der Artillerieschule in Berlin befehligt. Danach, am 1. April 1880, avancierte er znm Hauptmann und über nahm als Chef das Kommando der 4. Batterie 3. Feld- artlllcricregimcnts 82 in Rvsnvein, das an diesem Tage unter Oberst von Watzdorf errichtet worden war. Diese Batterie vertauschte er am 1. Oktober 1890 mit der 8. Batterie des Regiments in Freiberg, und diese wieder am 24. März 1801 mit der 8. Batterie deS 12. Regiments in Dresden. Im Frühjahr 1894 wurde er zu den Besichtigungen deS Kgl. Preusi. GardekorpS in Berlin kommandiert und befand er sich während dieser Zeit beim 2. Garde-Feld- artlNerieregimcut. Am 81. Dezember 1891 wurde Haupt- mann von Larisch zu der Stellung eines Königlichen F l ttg e l a b j ut a n t e n berufen, die er ziemlich fünf Jahre inne hatte und in welcher er König Albert auf vielen Reisen, bei zahlreichen dienstlichen und festlichen Anlässen begleitete. Am 24. April 1895 avancierte er zum Major, am 2l. August 1800 znm Oberstleutnant. Am 18. September 1809 trat Oberstleutnant von Larisch als Kommandeur der 1. Ab- teilnng deS FelbartilleriereglmentS 12 zum Truppendienst zurück. Am 20. September 1001 wurde er Kommandeur des FeldartillerieregimenlS 48 in Dresden, avancierte in dieser Eigenschaft am 21. April 1002 znm Oberst und übernahm am 23. Jult 1902 das Kommando des FeldartillertercgimentS 12. Am 18. Juli 1006 gab Oberst von Larisch das Regiments- kommando ab und wurde zunächst zu den Offizieren von der Armee übergesührt, am 17. August dieses Jahres aber zum Generalmajor ernannt. Am 11. Dezember 1906 erfolgte seine Ernennung znm Kommandeur der 2. Fcldarttllerie- brigade 24 mit dem Staböguartier in Leipzig. Am 18. No- vember 1010 wurde er unter Beförderung zum General leutnant zum Kommandeur der 8. Division Nr. 32 ernannt und am 10. März 1913 in Genehmigung seine» Abschieds- gtsuchcS znr Disposition gestellt. Bei AnSbruch des Krieges zog er als Kommandeur der 23. Neservedivision ins Feld. Am 26. Januar 1915 wurde er von seiner Kricgöstelle ent hoben, und ihm am 16. Mai 1015 der Charakter als General b. Art. verliehen. Reue Rechtshtlfeor-nuno für Zivilsachen Das sächsische Jnstizministerialblatt bringt eine neue N e ch t sh i l fe o r d n u n g für Zivilsachen, in der die Bestimmungen über den RechtShilseverkehr mit dem Ausland in bürgerlichen RechtSangclegenhciten unter Berücksichtigung der seit dem Krieg eingetretcueu Veränderungen, ins besondere aller inzwischen abgeschlossenen StaatSverträgc, übersichtlich zusammcngestellt sind. Nach einer Darstellung der allgemeinen Vorschriften für die verschiedenen Gattungen der in das Ausland hinauSgchcuden und der aus dem Aus land eingehenden Ersuchen (nm Zustellung von Schriftstücken, um Vernehmung von Zeugen usw.) werden sämtliche Staaten der Erde in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Die Nummer kann auch einzeln von der Schitstlettnng des Justiz ministerialblattes im Justizministerium bezogen werden. —* Vergebung staatlicher Aufträge an schwerkriegS- beschädigte Handwerker. Die dem Finanzministerium unter- stehenden Dienststellen werben nachdrücklichst auf die Be folgung der vom Gesamtministerittm erlassenen Verordnung vom 20. September 1922 hingeiviescn, nach der bei Vergebung staatlicher Aufträge in erster Linie diejenigen Hand werkerzu berücksichtigen sind, welche infolge Kriegs dienstes w I r t s ch a st l i ch e n Schaden erlitten haben, und nach der kriegSbcschädigte Handwerker, namentlich die Schwerkriegsbeschädigten, besondere Bevorzugung verdienen. Das heutsK-östmelchWe Relseabkommen perfekt Vradtmvlckung ao»«ror varUaor Svkriltloltaog Ein Pfingstfest in der Stille Um acht Ubr ist alles nm den Kasseetisch versammelt, hinten in der Laube. Tas ist schön, so zwischen Ei und Schinken einmal hinaus zu sehen durch den Blütcnschops der Sauerkirsche in solchen Psingsthimmel. Man ist ein Banause — dieser Ausblick mühte des Glücks schon genug sein. Statt dessen läht man sich nur zu bereitwillig die Tasse immer wieder füllen. Einziger, aber allgemein anerkannter Entschuldigungsgrund: Landlust macht Appetit. Ich glaube, wir haben das gute Teil erwählt, wir vier Flüchtlinge, die gestern hier eingefallen sind aus der Groh- stabt. Wie mag es jetzt zugeheu aus Bahnhof, Dampfschiff und Strahcnbahn! Heisa, hier haben wir keine Eisenbahn, keine Autolinie, kein . . . Radio. So etwas gibt es heutzu tage nicht mehr ost auf der Welt,- lasst cS uns auskosten. Im Herrenzimmer des alten lieben GutSbanses steht ein Busch Sumpfdotterblumen auf dem Tisch, zwei Menschenköpsc dick, in blauer Schale. Kühle: Stille. Auch das Telephon auf dem Schreibtisch, der einzige Gegenstand, den ich hier mihtranisch betrachte, benimmt sich manierlich und schweigt. Von draussen herein klingen gedämpft die Wellen des hundertfältigen Lebens, bas sich nm diese Jahreszeit in einer groben Landwirtschaft entfaltet. Ein paar ganz famose Repräsentanten stehen gleich drüben auf dem Hof: zwei Hähuchen, menschlichem Altcrsmah nach etwa Tertianer. Offenbar haben sie etwas unter sich in» Reine zu bringen. Erst stehen sic in trotzig selbstbewusster Haltung einander gegenüber, regungslos. Dann recken sie, wie ans Kom- mando, die Hälse weit vor «nd schleudern sich kampssrohe Herausforderungen entgegen. Es klingt, wie wenn ein Pennäler mutiert. Tie Mensur steigt. — Tgnn kommt nnler Kleiner gesprungen. Ich soll un bedingt mit zur Fvhlcnkoppcl kommen. — Dort könnte man'S allerdings eine Stunde wenigstens anShalten. DaS jüngste Pferdchen, vierzehn Tage alt und noch ein btbchen unsicher auf den Beinen, ist eine Quelle immer neuen Ver gnügens. Aber beim Schweinestall drüben zieht ein Wolken- schatten über unser Glück. Ein paar Leut« stehen dort, und eben bringt einer mit einem breiten Lebergürtel, daran «in Wetzstahl hängt, daS kranke Schweinchen heraus, da« gestern so teilnamSloS in seiner Strohschütte lag. Di« anderen haben es zuschanden gedrückt: cS ist lahm. Notschlachtung! Kaum aber hat der Gesell' da» Tierchen über die Stall- lchwclle geschoben, hinein in den lieben blanken Sonnen schein, da — ein Quieken, hell wie ein Trompetenstoh, und dann saust eö mit flatternden Ohren. Alle« krümmt sich vor Lachen. „Na, Müller, dann gehn Sie mal wieder heim", sagt der Gutsherr. Dann der Kirchgang. Den schmalen GraSpfad hinter den Gütern geht es dahin. Die Schwalben schieben über die Saat, jedes Hälmchen glänzt wie lackiert. AnS dem Bauern hof drüben guillt ein Kastanienbaum heraus, noch einmal so hoch wie daS HauSdach. In weiten Abständen Gut an Gut, jedes ein kleines Reich für sich unter goldenen Eichen wipfeln und sonnenhellen Linden. Nichts schöneres als solch rein erhaltenes Dorsbild! lieber die Wiesen länst eS gleich Goldschaum — Dotterblume und Löwenzahn. Schwarz-weibe Rinder liegen in all dieser Pracht. Der Kirchenbügel ist ein Gedicht. Die rotbraune Bruchsteinmaner von Blütcnwipseln überschirmt,- die kngelgekrönteu Torsäulen von snngem Grün umsponnen. Im Schiss nehme ich Platz, unter den FrauenständenI Ein Vcrstvb gegen den Gebrauch,- aber von hier ans kann ich die wundervolle alte Banernkirche viel bester überschauen als von oben Hinterm mannSstarkem Eichengebälk der Brüstung. Die schöne Herrschastsbetstube mit den Hellen Butzenscheiben und dem sein dnrchgcsührten Rokokoornament: die Stuckdecke in ihrer köstlichen Formen- gebnng, ein Meisterwerk des ausgehenden Barock. „Adam döring sein garden", 1680" steht mit buntem Gerank ans der Bankrückwaud. Ein Schmetterling gaukelt die Blrkenwipsel deS Mittelganges entlang nach dem Altar zu. DaS Mädelchen vor mir, das wie eine Blume anS dem alten Gestühl aufblüht, wendet kein Ange von dem fremden Mann, der so laut initsingt. Ja, wer sollt' heute nicht singen «nd preisen an solchem gottbegnadeten Pfingsttag? Einstimmig wird der Vorschlag des Hausherrn ab gelehnt, eine Fahrt hinaus in die Welt zn machen. Wir kommen aus ihr, wir kennen sie, wir bleiben hier! Der Doktor kommt mit Weib und Kind aus dem Nahnort her über. „Seid froh, bah ihr hier seid. Eine Völkerwanderung zieht durch unser» Grund. Dreihundert Motorräder wenigstens!" Aber ein Spaziergang wird gemacht durch unsere Felber, das kleine Bachtal entlang, am NittcrgutS- wald und den groben Wiesen hin, die mit ihrem weihen Dornenrandgebüsch biS an die Tricbisch reichen. „Der kleinste Halm schon deiner Weisheit Spiegel" singt der fromme Gellert. Hier aber jauchzt eS hundertfach dem Schöpfer noch in anderer Art, vom flechtenübcrgoldeten FelS, vom Wurzelgerank, da« der Mai mit einem Kissen weih blühenden BitlerkleeS überkleidct hat, bis »nr ragenden Tanne und zur leuchtenden Birke. Nein wie die wasserstoff gesättigte Luft diese» Tales, klar wie die Welle, darin die Forelle hinschieht. liegt hier Natur vor unseren armen Städteraugeu — — wir schauen und schweigen, Die Abendbowle ist gut, würzig und tief. Wie der Doktor endlich vom Hofe fährt, glänzen unzählige Sterne in bas scharsumrisscne schwgrze Viereck unserer Feiertags- Heimat herein. In den Wiesen läuten die Frösche. 6. p. Kunst un» Wissenschaft Mitteilungen »er Sächsischen StaatScheater Opernhaus Freitag (20), Anrecht -ä: „Alba" mit Lorenz, Helene Jung, Burg, Rader, Böhme, Lange, Margit Vokor (zum ersten Male Priesterin). Tänze mit Susanne DomboiS- Thiel, Neppach und Tanzgruppe. Musikalische Leitung» Kutzschbach,- Spielleitung: Staegemann. Anfang 7>4 Uhr. DaS vollständige Programm des SonderkonzertS der Staatskapelle unter Leitung von Fritz Bnsch mit Werken zeitgenössischer Komponisten am Montag (23.) ist wie folgt: 1. Konzertmusik für Streich orchester und Blechbläser von Hindemith (1030 komponiert): 2. Strawtnskn: Scherzo fantastigne für grobe» Orchester, Werk 8, und Sinfonie der Psalmen für gemischten Chor und Orchester (1030 komponiert), mit dem Opernchor: 8. Paul Büttner: Präludium, Fuge und Epilog „Eine Vision", für groheS Orchester: 4. Richard Strauh: Aus Gesängen für eine Singsttmme, mit Begleitung deS Orchesters, Werk 83: a) Verführung, k) Gesang der Apollopriesterin, gesungen von Maria FuchS: 5. Busont: Heiteres Stück ans der Orchestersuite „Die Brautwahl". Sämtliche Werke, mit Aus nahme des Büttnerschen, zum ersten Male in den Konzerten der Staatskapelle. DaS Konzert beginnt 8 Uhr. Eine öffentliche Hauptprobe findet nicht statt. Für da» Konzert sind Eintrittskarten an der Opernhauskasse, den bekannten VorvcrkaufSstellcn und bet der Konzertdtrektton Ries zu haben. ———. 's* Mltteiluua der «»»Idi». Da» Galispiel »er Nachricht» au» München, da» vom IS. »I» einschltehlich 22. Mai in »er Komö die siaMtndet, bringt die literarische Posse mit tziesang und Ton, In drei Akten „H 1 e r t r r t G o e« h e". die in München und «er- ltn mit Ersatz ankgelührt wurde. 4* FrühlingSkonzert tm vinguerschloft Donnerstag, den IS. Mat tftS2, abend» 8 Ubr. An»sübrende: Margarete «ulhorn- Specht (Sopran), Ina «Uting (Violine), «lsred Zimmer (Orgel und «lavier). SrühlingSaricn un» Ltjtjr, D. «tt MiLiük