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Monta-, 26. vkroder 8 leipziger Tageblatt. Nr. S46. Ndenü-Nusgade. seUr S. k. Konrert in der Philippuekirche. 2n den Herren Kantor Gustav Zweifler und Organist Bernhard Uhlig sind der mvsica s»cr» zwei eifrige Förderer und tüchtige Vertreter erstanden Das zeigte das gestern vom freiwilligen Kirchenchore der Philippus- gemeinde zu L.-Lindenau zum Beiten der Krtegsnot- speude veranstaltete Konzert aufs deutlichste. Herr Kantor Zweigier hat sich einen wohldisziplinierten Chor herangedildet. dessen jedes einzelne Mitglied mit vollster Aufmerksamkeit allen Minken seines Leiters folgte, der mit musikalischem Feingefühl die einzelnen Chöre von Richter, Jansen, Mendelssohn und Klein sicher und sorgfältig einstudiert hatte und ihnen eine wohlklingende und ausdrucksreiche Wiedergabe zuteil werden lieh. Herr Organist Uhlig überzeugte mit dem Vortrag mehrerer Orgelstücke von Bach, Rob Schumann und Reubke aufs neue von der Meisterschaft, mit der er Manual und Pedal beherrscht, bewies aber auch zugleich durch die Art und Weise der Register zusammenstellung, daA er ein feinsinniger Musiker rst, der gar wohl den vtimmungsgehalt der einzelnen Werke zu erfassen und wiederzugeben vermag. Eine wohlgelungene Probe seines komposito rischen Könnens bedeute das Intermezzo über B—a—c—h, ein geistvoll gearbeitetes, impressionistisch gehaltenes Stück von interessanter Koloristik. Eine willkommene Abwechslung ward durch die Mit wirkung der Konzertsängerin Fräulein Gertrud Kubel und des Konzertmeisters Herrn Hugo Hamann geboten. Schon oft hat Herr Hamann seine künst lerischen Kräfte in den Dienst der Wohltätigkeit ge stellt und dabei jedesmal, gestern mit dem Vortrag dreier Stücke von Händel, Tartini und Mozart, durch sein von innigem Empfinden getragenes Spiel die Herzen aller erbaut. Und in die Herzen der zahlreich erschienenen Zuhörer hinein sang sich auch Fräulein Kubel, die Schuberts „Grosz ist Jehova, der Herr" und Lieder von Beethoven und Wolsg. Franck aus- gewählt. Ihren wohllautenden besonders in der Höhe ergiebigen Sopran machte sie durchgängig aus drucksvollster Vortragsweise dienstbar. Beschlossen ward das von bestem Gelingen begleitete Konzert mit dem gemeinsamen Gesang „Ein feste Burg". * Reiseverkehr nach und von Strassburg. Der Gouverneur der Festung Straszburg hat über Len Verkehr innerhalb und mit der Festung Straszburg folgende Bestimmung getroffen: „1. Ausländer bedürfen zur Zureise nach Straszburg oder dem er weiterten Befehlsbereich der Festung Straszburg einer schriftlichen Erlaubnis. Für die Ortschaften links des Rheins ist der Militär-Polizeimeistrr in Straszburg und für die rechtsrheinischen Ort schaften der Zivilkommissar in Kehl zuständig. 2. Reichsdeutsche, die «ufzcrhalb des er weiterten Befehlsbereiches wohnen, bedürfen zur Zu- rcisc nach der Stadt Strassburg eines Passes oder Passierscheines der zuständigen Behörde ihres Wohnortes. Zu einem mehr als drei Tage dauernden Aufenthalt ist schriftliche Erlaubnis des Militär-Polizeimcisters erforderlich. Bei den nach Straszburg versetzten Reichs- und Landesbeamten ge nügt die Versetzungsverfügung als Ausweis. — Auf Militärpcrsonen in Uniform finden diese Bestim mungen keine Anwendung." Hiernach können Fahrkarte» nach Straszburg nur an solche Personen ausgegeben werden, die Pässe oder Passier scheine der zuständigen Behörden vorlegen können. * Das Paketdepot Leipzig (Güterstrasse, Lute 10) bleibt dis aus weiteres vorläufig bestehen. Es ist täglich geöffnet von 10-12 Uhr vormittags und 2—1 Uhr nachmittags. * Antrittspredigt des Pfarrers Liz. Dietrich. Vor zahlreich versammelter Gemeinde und in Gegenwart des Patronatsvertreters Herrn Bürgermeister Dr. Weber hielt gestern vormittag der neugewählte Pfarrer Liz. theol. Dietrich in der Nathanael- kirche seine Antrittspredigt. Er legte ihr das Thema: „Werdet frei", unter Hinweis auf Gal. 5, 13 u. 14, zugrunde. Dieser Ruf dringe durch Kampf und Not hindurch, verheisze das höchste Gut und verpflichte zu heiligem Dienst. Der Deutsche müsse innerlich und äusserlich frei werden, das Vaterland vom Feind, seine Bewohner aber zum wahren Glauben an Gott. Mit letzterem werde die Freiheit zum religiösen Gut, das uns zu dem schönen Dienst der Nächstenliebe be rufe. Der Kirchengesangvcrein sang Professor Schrecks Motette „Führe mich". Nach dem Gottes dienste fand noch eine Begrüszung des neucrwählten Pfarrers durch Herrn Bürgermeister Dr. Weber und den Kirchenvorstand statt, bei der sie ihre Freude über die einstimmige Wahl des neuen Pfarrers zum Ausdruck brachten. Herr Pfarrer Dietrich, am IG März 1864 als Sohn des Professors Dietrich von der Königlichen Kunstakademie zu Dresden geboren, wurde am 1. Navember 1890 zum Hilfsgeistlichen der Nathanaelgemeinde berufen, kann also aus eine 24jährige Wirksamkeit an der Nathanaclkirche zurückblicken. * Trauerfeier für Frl. Frieda Jahrmarkt. Am 24. d. M. fand die Beerdigung der an den Folgen eines Sturzes von der Straßenbahn verstorbenen Nadelarbeitslehrerin Frl. Frieda Jahrmarkt statt. Vormittags ^11 Uhr wurde in der Aula ihrer Wirkungsstätte, der Städtischen Schule für Frauenberufe, eine Trauerfeier abge halten, die deutlich zeigte, wie allgemein geachtet und verehrt die so jäh aus dem Leben Gerissene war. In pietätvoller Weise gedachte Herr Oberlehrer Serländer ihres Lcbensganges und ihres reich gesegneten Wirkens an der Frauenberufsschule, zu deren besten Schülerinnen sie einst selbst gehörte. Die Beisetzung der Entschlafenen ging unter Teil nahme ihrer Amtsg.-nassen und Schülerinnen am Nachmittag auf dem Johannis-Friedhofe vor sich. Herr Pfarrer Kretzschmar und der Direktor der Frauenberufsschule, Herr Prof. Dr. Jahn wiesen in ihren Ansprachen auf das frische, liebenswürdige Wesen der Verstorbenen hin, auf ihren Pflichteifer, ihr pädagogisches Geschick und ihre künstlerische Be gabung. Gerade in diesen Tagen des Krieges und der Not hat sie sich in aufopfernder Weise für die Allgemeinheit betätigt und war im Begriffe, dies in noch umfassenderer Weise zu tun. Ihre Schülerinnen widmeten ihr in dankbarem Gedenken einen Lor beerkranz. — In Frl. Frieda Jahrmarkt verliert die Schule für Frauenberufe eine Lehrerin, die auch in weiteren Kreisen bekannt war durch ihre schrift stcllerischen Arbeiten und durch die künstlerische Auf fassung ihres Faches, durch das Bestreben, das freie Schaffen und Gestalten als das höchste Ziel ihres pädagogischen Wirkens in ihren Schülerinnen an zuregen. * Für Treue in der Arbeit. Die Königliche Kreishauptmannschaft Leipzig hat dem seit 20 Sep tember 1889 ununterbrochen in der Noten- und Buchdruckerei von F. M. Geidel in Leipzig, Witten berger Strasse 23 beschäftigten Lithographen George Damm in Leipzig-Gohlis eine Belobigunasurkunde ausgestellt, die ihm heute an Ratsstelle überreicht wurde. * Entwendung von Liebesgaben. In der Stadt lausen allerhand Gerüchte über Entwendung und Be raubung von Feldpostsendungen mit Liebesgaben bei hiesigen Postämtern um. Hierzu teilt die Ober- Postdirektion folgendes mit: „Infolge Einbe rufung vieler Beamten und Unterbeamten der Post- oenoaltung zu de» Fahnen »ad zur Feldpost Hobe» Mr Aufrechterhaltung eines geordneten Betriebs und zur Bewältigung des immer mehr anwachsenden Feldpostverkehrs in grösserer Anzahl Zivilpersonen als Aushelfer in den Postdienst eingestellt werden müssen, denen, nachdem sie durch den Krieg ihre Stel lung verloren hatten, auf diese Weise Erwerbsgc- legenheit gewährt wurde. Leider haben drei dieser Aushelfer das in sie gesetzte Vertrauen nicht gerecht fertigt, sondern sich in einzelnen Füllen an Feldpost- fcndungen vergriffen. Die Ober-Postdirektion beklagt diese Vorkommnisse lebhaft und hat die strafrechtliche Verfolgung der schändlichen Vergeben veranlasst: einer der ungetreuen Aushclfer ist jetzt (wie schon in diesem Blatt mitgeteilt. Die Red.) zu fünf Mona ten Gefängnis verurteilt worden. Vor Verallge meinerung der Fülle muss jedoch dringend gewarnt werden. Im Verhältnis zu der ungeheuren Menge Feldpostscndungen, die hier bearbeitet werden, ist die Zahl der ermittelten Veruntreuungen — die Ab sender der Sendungen sind benachrichtigt — nur ver schwindend gering und gibt zu ernsten Besorgnissen keinen Anlass. Das Publikum kann überzeugt sein, dass bei der Auswahl der als Aushelfer einzustellen den Personen mit Vorsicht verfahren wird und dass alles geschieht, um die gute Uebcrkunft der Sendun gen sicherzustellen. Derartige Fälle, wie sie vorge kommen sind, sind grosse Ausnahmen und werden es auch bleiben." I». Selbstmordversuch. In selbstmörderischer Ab sicht nahm am Sonnabend vormittag in einer» Grundstücke der Stcrnwartenstrasse ein 32 Jahre alter Arbeiter Gift zu sich. Er wurde kurz darauf dem Krankenhause zugeführt. Als Grund zur Tat gab er Lebensüberdruss an. I'. Diebe drangen gestern abend durch eine Fall tür vom Keller aus in die Geschäftsräume eines Kaufmanns in der E i s e n b a h n st r a ss e und stahlen dort 390 in bar sowie einen goldenen Herrcnring mit rotem Stein. Den Zutritt zu den Kellerräumen hat sich §er Dieb durch Aufsprengcn einrr verschlossenen Tür erzwungen. I'. Wer ist der Tote? Im Revier „Mühlholz" der Lonncwitzer Waldung wurde am Sonntag vor mittag ein unbekannter Mann erhängt ausgcfunden. Nach Lage des Falles liegt Selbstmord vor, der an scheinend schon vor mehreren Tagen begangen worden ist. Der Tote, der nach der Anatomie geschafft wurde, ist 40 bis 45 Jahre alt, 1,57 Meter gross, hat blondes Haar, leichte Glatze und hellblonden Schnurr bart. Am linken Daumen hat er eine Schnittnarbe. Bekleidet war er mit grauer Mütze, graubraunem ge streiften Jackett, blauwollcncm Vorhemd und schwarzer Trikothose. Wer etwas zur Feststellung seiner Person angcben kann, wolle dies dem Polizei amte mitteilen. D. Feuerbericht. Vom Küchenofen aus brach gestern Morgen in einer Wohnung der Humbold- strasse ein Balkrnbrand aus, der von der Feuer wehr in kurzer Zeit unterdrückt wurde. Kunst und Wissenschaft. * 3. Musikalische Abcndunterhaltung zum Besten Les Roten Kreuzes in Villa Dodel. „Gäste kamen und Käste gingen" und jeder gab gern in die auf gestellten Opferschalen und nahmen dafür das Be wusstsein mit hinweg, dem einen, das not ist, gedient zu haben. Leicht gibt es sich ja zudem, wenn Caritas Len farbigen Mäntel der heitereren Schwester, der Kunst, sich entleiht zum guten Zweck. Diesen zu för dern liess Fräulein M. Nössner ihre einschmeichelnde Stimme erschallen, verstärkte alte Sympathien und gewann sich neue Verehrer ihres reizenden Talentes und ihrer wohllautenden Kunst. Herr F. W. Dodel, Herr Franz Moritz am Blüthner, Fräulein K. Laur als Geigerin mit ihren Partnern Herren Robertt Hansen und Professor von Bose waren weiterhin willige und eifrige Diener jener stillen Frau Caritas. Ein abwechselungsreiches Programm hatte Herr H. L. Kormann aufgestellt. Mozart mit einem Andante für zwei Klaviere kam zu Wort: von Herrn v. Bose inter pretiert in längst geschätzter feiner Ausführung auch ein Menuett und das scharmante Rondo alla turca, das den Zuhörer so hübsch in wohliges Behagen ver setzt. Stöhrs Märchenlied löst gleiche Stimmung aus, besonders in der Art wie Frl. Nössner nebst Begleite rin Frl. Philipp es darboten. Einen besonderen künstlerischen Genuss gewährten zwei Rezitationen, an denen Herr Jntendanzrat Oskar Borcherdt Meister schaft bewies. Leicht schmiegt sich Wildenbruchs musi- talisches Pathos und schwingender Rhythmus dem geschulten Organ an: eine dornige Sache jedoch ist es um die Wiedergabe des kolossalen Nachtstückes von Hans Strobl. Dass Herr Borcherdt auch die gefährlichen Klippen dieser harten Prosa mühelos umglitt und seine Zuhörer in Atem hielt, in intensivster Spannung, sei dankend hervorgehoben. Wildenbruchs, 1889 verfasstes Poem „Deutschland und die Welt" ist voll starker Pointen, die nur der Autor sich selbst durch „göttliche Länge" beeinträch tigt. Seher und Prophet ist hier der Dichter. Jedes Wort in diesen eisernen Zeiten in Erfüllung gehend. Einen Gegensatz zu Wildcnbruchs auch im Affekt immer die geschwungenen Linien wahrend, die stets nur in Schönheit sterben möchten, stellt Hans Strobls „Die Heizer" dar (es erschien kürzlich im Universum). Hier stand Höllen-Breughel Pate und ihm sind die Farben entliehen, wie Dantes Inferno die Töne. Letzten Realismus grausamen Grund aus schöpfend, packt es an Herz und Nerven. Aber es ist gut, auch an solche stille Helden erinnert zu werden. Es wollte schier nicht gelingen, sogleich den Weg herauszufinden aus dieser Welt des Grausens, dieser Hölle, zu den klaren Welten heiterer Sorglosigkeit — Beethovens B-ckur-Trio folgte— deren Paradieses- pförtlein sodann von Künstlerhänden aufgetan ward. X.5. Sport und Spiel. * Im Hockcygesellschaftsspiel Akademischer Sport klub—R. C. „Sport" siegte erstere Mannschaft mit 3: 0 lHallneit 1: 0). Der Eifer und die Schnellig keit des R S. C. vermochten der grösseren Spiel erfahrung und der besseren Stockarbeit des A. S. C. nicht immer standzuhalten. 2 Fuhballstädtekampf Budapest- Berlin. Am Sonntag fand in der Hauptstadt Ungarns der erste F u ss b a l l st ü d t e ka m p f zwischen den repräsenta tiven Mannschaften von Budapest und Berlin bei berrlichem Wetter in Gegenwart von etwa 25 000 Zuschauern statt. Das Schiedsrichteramt versah Projesscr Schm ieg e r«Wien. Das Spiel endete mit 3:1 für Budapest. Die deutsche Mannschaft wurde mit grossem Beifall gefeiert. Der deutsch« Konsul und der Bürgermeister von Budapest wohnten dem Spiele bei. — Am Abend wurde zu Ehren der deutschen Fussballspieler ein Bankett veranstaltet, an dem auch die Mitglieder des Vereins der Reichsdeutschen und des deutschen Vereins „Ein tracht" teilnahmen. Die deutsch.ö st erreichlsche Waffenbrüderschaft wurde in begeisterten Reden gefeiert. vermischtes. Auf was die Franzosen neidisch ioar«n. Ein aus der Nähe von Reinrs abgesandter Feldpostbrief, der der „Frkfrt. Ztg." zur Verfügung gHtellt worden ist, enthält u. a. folgende amüsante Stelle, die besonders alle diejenigen, die unseren braven Feldgrauen die heissersehnten Zigarren und Zigaretten üversandtcn, interessieren und zu neuen Sendungen veranlassen wird: „Liebe Schwester! Habe Dein liebes Paketchen mit Zigaretten erhalten, wofür ich Dir herzlich danke. Ihr wisst ja gar nicht, was Ihr damit einem deutschen Krieger für eine grosse Freude bereitet. Denkt Euch, als die Zigaretten ankamen, hat sich so fort jeder meiner Kameraden eine angesteckt und kräftig gegualmt, dass nur so die blauen Rauchwolken aufstiegen, und etwa 300 Meter davon im Schützen graben lagen die Franzosen. Ich glaube, die Franzmänner haben sich schwer geärgert, als st: uns so gualmen sahen und ein« deutsche Zigarette riechen mussten, denn kaum sahen sie bei uns die blauen Wölkchen aussteigen, als sie, die neidischen Kerle, auf uns lospfefferten, dass uns di«' Kugeln nur so um die Ohren pfiffen: getroffen -z aber Gott sei Dank keiner " Der Abonnent. Die in Bologna erscb urende Zeitschrift „Jl Mulo" lDer Maulesels, die im Gegen« satz zu anderen italienischen Witzblättern eine deutsch freundliche Gesinnung in Wort und Bild sehr ener l>isch zum Ausdruck bringt, bringt folgenden Scherz: Ein deutscher Soldat besteigt einen Eisenbahnzug, auf dem in grossen Lettern „Nach Paris" steht. Der Schaffner ruft ihn an: „Sie wollen nach Paris! Bitte, Ihren Fahrschein!" Worauf der Soldat ant wortet: „Aber Sie wissen doch! Auf dieser Strecke bin ich abonniert!" * Flemmings grosse Spezialkarte vom belgi schen und französischen Kriegsschau platz in 10 Blättern, Massstab 1 : 320 000. (Preis jedes Blatt 1 .ü.) Zu den vielen bereits erschienenen Kricgskartcn des westlichen Kriegsschauplatzes ist so eben eine weitere Karte herausgckommen, die sich durch ihren grossen Massstab van 1 :320 000 von den anderen Karten unterscheidet und dadurch eine be sondere Stelle ciunimmt. Waren die bisher vor liegenden Karten fast durchweg Uebersichtsblätter zur Verfolgung der kriegerischen Vorgänge, dann ist diese neue Karte besonders geeiqnct, sic auf den Märschen selbst zu verwenden. Deshalb dürfte sie auch unseren westlichen Truppen sehr willkommen sein, weil sie in ihr die zurückgelegtcn Wege Mr bleibenden Erinnerung eintragrn können. Letzte Nachrichten Abreise der Kaiserin von Breslau nach Posen. Breslau, 26. Oktober. Die Kaiserin ist heute früh 8 Uhr 10 Min. mit ihrer Umgebung im Son- dcrzug nach Posen abger.'ist. Zur Verabschiedung hatten sich am Bahnhof eingefundcn: Oberpräsident Dr. o. Günther mit Gemahlin, Polizeipräsident v. Oppen, Eisenbahndircktionspräsidcnt Malli- son u. a. Im Vestibül des Bahnhofs waren die Schwestern und das Sanitätspersonal des Bahnhofs verbandplatzes, ferner eine Abteilung sächsischer Sanitätsmannschaften ausgestellt. Die Kaiserin zeichnete eine gross« Anzahl von ihnen durch An sprachen aus. Unter lebhaften Hurrarufen setzte sich der Zug in Bewegung. Die Sreslauer LeibküraPere. (Von unserer Berliner Redaktion.) (H Berlin, 26. Oktober. In italienischen Blät tern war gemeldet worden, das Regim.mt der Breslauer Leibkiirassiere sei in den bis herigen Kämpfen aufgerieben worden. An der Meldung ist kein wahres Wort. Die Bres lauer Leibkürassiere fühlen sich sehr wohl und haben nicht über allzu grossen Abgang zu klagen. Keine schweren Geschütze von -en Nusien erbeutet. lVon unserer Berliner Redaktion.) <-) Berlin, 26. Oktober. Di« von der ausländi schen Presse verbreitete Nachricht, dass bei Augu- ftow vom Feinde schwere Artillerie er beutet worden sei, ist, wie wir vernehmen, falsch. Vie Rückkehr nach Ostpreußen. Königsberg, 26. Oktober. Die Grenze, bis zu der die Rückkehr der Ostpreussen in ihre Hei mat unbedenklich und di« Erteilung von Freifahrt scheinen zulässig ist, ist mit Rücksicht auf die günstige Kriegslage auf die ganze Provinz ausgedehnt wor den, mit Ausnahme der Orte in den Kreisen Pill- kallen, Stallupönen, Golda p, Oletzko, Lyck und Johannisburg, sowie der südlichen Teile der Kreise Ortelsburg und Neiden- burg. Es ist dringend erwünscht, dass namentlilb die Beamten, Kaufleute und Handwerker in die frei gegebenen Teile der Provinz zurückkehren. Auskunft über die Frage, inwieweit die einzelnen Ortschaften zerstört sind, wird vom Landrat erteilt. der Kampf an -er belgischen Küste. Köln, 26. Oktober. (Eigener Draht bericht.) Die „Kölnische Zeitung" meldet von der holländischen Grenze: Laut Amsterdamer „Telegraas" dauert der Kamps an der Küste fort. Da« Schlacht feld reicht von Ostendebisnach Ni ittelflan dern. Deutsche Marinetruppen besetzten Heqst und Knacke, sowie eine Anzahl Dörfer zwischen Sluis und Brügge. Alle Engländer erhielten den Befehl, das Land zu verlassen. Dem .,-lienwe Rotterdamschen Courant" zufolge haben die Deutschen ihre Sefecht«linie über 15 Kilometer nach Westen verlegt und stehen jetzt gerade vor Arras. Un aufhörlich donnern die Geschütze. Die Linie läuft gegenwärtig in gerader Richtung von Arra» nach Dixmuiden. In Douai sowie in vielen ande ren Städten ist di« Bevölkerung geflohen. Tu. Basel, 26. Oktober. Nach einer Meldung der „Gazette de Lausanne", deren ausgesprochen sran- poseufreuredliche Tendenz bekannt ist, verhehlen sich die offiziellen Kreis« Frankreichs nicht mehr di« deutsche Ueberlegenheit im Felde in folge der Heranziehung der Reserven. Trotzdem die schon im September einbcrufencn Jahrgänge in die Front eingestellt seien, sei Frankreich hinter den deutschen Truppen zurück. Diesen Ausfall an Sol daten könne England erst frühestens in zwei Mo naten ausgleichen. Erst im Frühjahr kann eine sehr stark« Armee die Entscheidung bringen. Augenblick lich sei ein Rückzug der Verbündeten nicht ausgeschlossen. fibgewiefene französische Angriffe in -en Sü-vogesen. Zürich, 26. Oktober. (Eigener Draht bericht.) Die Deutschen haben in Len Süd vogesen französische Angriff, abge schlagen. Neue Kämpfe sind im Gang«. Vie Spannung zwischen England und -en vereinigten Staaten. London, 26. Oktober. Der Korrespondent der „Morningpost" in Washington meldet, die eng lische Politik hinsichtlich der Konter bande könne die herzliche» Beziehungen mit Amerika gefährden, wenn die durch die Beschlag nahme amerikanischer Schiffe verursacht: Erregung nicht bald beseitigt werde. Die britische Regierung Handls weder offen noch folgerichtig und erwecke den Eindruck, dass sie keine bestimmte Politik hab«. Viele Kreise glaubten, England wolle den Aufbau der amerikanischen Handelsflotte verhindern. Die Erregung würde verschwinden, wenn die englische Regierung eine Erklärung über ihre Politik ab gäbe, so dass die amerikanischen Produzenten und Exporteure ihre Lage genau übersehen könnten. Je länger der gegenwärtige, höchst unbefrie digende Zustand andauere, desto mehr werde er in der Presse erörtert, die Reibung gestei gert und die Gefahr einer wachsenden Spannung grösser. „New Port World" schreibe Es befiirdcn sich nicht viel deutsche Kriegsschiffs ans dem Ozcan und die Zahl der amerikanischen Handelsschisfc ist nicht gross, aber wir hören nichts davon, dass britische Kreuzer deutsche Kreuzer einfangen, während fast täglich Schiffe mit amerikanischer Flagge beschlagnahmt und durchsucht werden. Die „Washington Times" meldet, die Besorgnis der britischen Regierung vor einem deutschen Angriff auf England scheine so panik artig geworden zu lein, dass man in der Downing- street lieber die Feindschaft der Ver einigten Staaten riskiere, als amerikanische Verschiffungen dulde, die die Ausführung deutscher Pläne fördern könnten. 14 englische Freiwillige für Tsingtau. O Berlin, 26. Oktober. (E i g. D r a h t b e r i ch t.) Nach einer Meldung der „B. Z." haben die Eng länder in Ostasicn einen Aufruf zur Meldung von Kriegsfreiwilligen zur Verteidi gung von Hongkong und Belagerung von Tsingtau erlassen. Es wurden mindestens 3000 erwartet. Gemcld.'t hatten sich bis Anfang Sep tember — 14. In Tsingtau haben sich gegen 250V Deutsche freiwillig gemeldet, unter denen übrigens Bremen am stärksten vertreten sein soll. ^Vas locken-e Spiels Rom, 26. Oktober. (Eig. Drahtbericht.) Dem „Giornale d'Jtalia" zufolge will die rus sische Regierung ihren Antrag betr. die öster reichischen Kriegsgefangenen erneuern, ohne an deren Freilassung Bedingungen zu knüpfen. Die Zahl der in Betracht kommenden Gefangenen be trägt ungefähr 6000. Zürich, 26. Oktober. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Aus Mailand wird berichtet: Ministerpräsident Salandra beauftragte eine aus Diplomaten und Staatsrechtslehrern zusammengesetzte Kommission, das russische Angebot betreffs der österreichischen Ec- sangenen italienischer Nationalität zu prüfe n. Der Präsident dieses Gerichtshofes ist Salandra selbst, so dass sein Votum wahrscheinlich den Ausschlag geben wird. Die italienischen Blätter sind mit wenigen Ausnahmen der Ansicht, dass das russische Angebot in seiner jetzigen Formulierung nicht annehm bar sei. Deutsche und österreichische Hotels in Nizza beschlagnahmt. Mailand, 26. Oktober. Aus Nizza wird ge meldet, dass die Regierung dort 15 grosse, Deutschen und Oesterreichern gehörig: Hotels mit Be schlag belegte. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte, zu Dresden. Voraussage für den 27. Oktober. Lebhafte wechselnde Winde, wolkig. Nebel, Tem peratur wenig geändert, zeitweise Niederschlag. Sonnenaufgang 6 Uhr 49 Minuten, -Untergang 4 Uhr 48 Minuten. Mondaufganq 2 Uhr 45 Minuten, -Untergang morgens. Wetternachrichten vom 25./2I. Oktober. Pöhlberg: Schwacher langanhaltender Tau, glän zender Sonnenuntergang, Himmelsfärbung orange. Pilotanfstieg. Erdboden: Slldost 3, 500 Meter: Süd 6, 1000 Meter: Westsüdwest 9, 1500 Meter: Südwest 6, 2000 Meter: Südwest 7. 2500 Meter: Westsüdwest 8, 3000 Meter: Westsüdwest 8, 3500 Meter: Westfüd west 10. 4000 Meter: West 9. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 4 Seiten. Lauptschriltleiter: Dr. Vrrnh. Weßtenherger. Verantwortliche SchrMeiter: für Politik Lr. Ar«» Günther; die Landett»eitung Walther Schindler; für Leipziger und sächsische Anjiclcqcnh-itcn Aruotd Aüirk«: für Kunst. und Wissen- s!^l- Dr. Kriedrtch Setzrrcht; für Musik ««gen Segnitz: Gericht S -aarfelv; siir die Reis»-, Bäder- und Verkchr-reitung Lndmig Metzer. — Für de« An»eigeiltc>. Heinr. Balser. Vers»,: -eidtigev rag^a^t.^^rtOchosturKchrnchrünkrer Saftnng.