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SiisronS Sinanzplan vor vor Kimm« 10,s MiNtar-en -ranken Fehlvetrao , Vari». 17. Sa«. Der Schleier «der dem Kina«,» »la« EH»ro«S «ft am Dio«»«ag bnrch die Einbringung der Regierungsvorlage sür das zweite Hausbalt» »wdlstel i« Parlament geltiftet worden. Dieser Vorschlag ««saßt 178 Dr»ckl«ite« ««d enthält nicht weniger als 171 Artikel. , Sn der ausführlichen Begründung geht der Finanz- Minister von dem Gachverständigenberlcht aus, der den Fehlbetrag mit «und 10,8 Milliarden Franke« errechnet «nd feststellt, baß nur ein Teil dieses Fehlbetrages auf die Wirtschaftskrise zurttckzusühren sei. Die Haupt schuld sei der Finanzpolitik der letzten Jahre zuzulchreiben. Der Ftvanzminlster erinnerte an den Ernst der Wirtschaftslage. Die Währung halte Nch dank der außerordentlich grollen Mctalldeckung, dennoch müsse man sie ausmerksam überwachen. Der Stand des Geldmarktes sei sehr eigenartiq. An Nch seien grobe Kapitalreserven vorhanden, aber Ne seien durch Thesaurierung gelähmt. Kurzfristiges Geld koste fast nichts, langfristiges werbe immer teurer. Das Porte- leuille der Bank von Frankreich nehme immer mehr ab: die steigenden Einlagen hingegen bewiesen den Umfang der verfügbaren Kapitalien ohne Anlage. Der Banknotenum lauf lei geringer als ES. Das Publikum hamstere lülln- nnd kiOVN-Frgvken-Noten. Die Staatsschulden, die in den Jahren ES vis 1028 geregelt wurden und bis 1080 ab nahmen, seien in den letzten zwei Jahren plötzlich wieder «m 18 Milliarden Franken gestiegen. Der Staatsschatz habe Ende 1002 leere Kasten gezeigt. Entweder rette ma« die Finanzen bnrch einen ent» scheidende« Slngriss, ober «an schliehe die Ange« a«S Schwäch« wie ein Kaufmann, der bestirchte, seine Gläubiger z« treffen. Dann werde man von Anleihe z« Anleihe greife«, bis die Währung bedroht sei. Der NegterungSvlan sehe die sofortige Herstel lung des Haushaltgleichgewichtes, serner die Entlastung des Staatsschatzes vor. Sobald das Gleichgewicht erreicht wl, solle durch eine KonsoltdterungSanlelhe von etwa 15 Milliarden Franken die schwebende schuld in eine langfristige Schuld umgewandelt werden, um über die Ver gangenheit hinwegzukommen. Die vorgeschlagenen Mass nahmen -um Ausgleich des Fehlbetrages enthalten tm we sentlichen die bereits verössentlichten Einzelheiten. Etwa die Halste soll durch Einsparungen und die andere Hälfte durch neue Einnahmequellen gedeckt werden. Die Regie- rung wollte eigentlich den Fehlbetrag durch Einspa rungen allein beseitigen, jedoch erwies cS sich als unmöglich, im Nahmen des Haushaltplanes von 82 Mil liarden Franken etwa ein Fünftel etnzusparen. Die vonChöron in der Kammer vorgeschlagenen Spar maßnahmen sehen neben der Aufhebung der Pensionen für wiederverheiratete Kriegcrwitwen die Heraus, setzung des PcnsionsalterS um fünf Jahre vor. Dafür soll den Kriegsteilnehmern eine Landes- banklotterte gestattet werden. Die Beamten gehälter werden von 12 000 Franken an auswärts um zwei bis zehn vom Hundert gekürzt. Innerhalb von zwei Jahren sollen ferner sämtliche überflüssigen Bcamtenstellen abgcbaut werden. Bei den Aufwandsentschädigungen für Zivil- und Militärbeamtc, die «inen Gesamtbetrag von 8,5 Milliarden Franken auSmachen, sollen 000 Million"» ein gespart werden. Weiter ist eine Kürzung derMili- täranSgaben um «88 Millionen Franken vorgesehen die sich wie folgt verteilen: KrieaSmivist-rinm rund 100 Millionen. Marineminlsterium rund >28 Millionen, Lust- fahrtmlnistcrinm 800 Millionen. Kolonlalmlnisterinm 12 Mil- lionen und Verteidigung der Neberseegebiete 42 Millionen. Neue Einnahmequellen sollen erschlossen werden durch Aufhebung bisher gewährter Steuererleich terungen, durch Erhöhung sämtlicher direkten Steuern um 8 vom Hundert, durch Erhöhung der Benztnstcn"r «nd der AlkoholvcrbrauchSstener. ferner bnrch eine neue Steuer für Ausfuhrlizenzen, eine KrastwagentranSportstener nsw. Außerdem sind strenge Maßnahmen gegen die Steuerflucht vorgesehen. Gnvkan- zum Man-schmeistteit Genf, 17. Jan. Außenminister Simon hatte am Diens tag eingehende Verhandlungen mit den Vertretern Japans und Chinas über die weitere Behandlung des M an d sch u re ist r e t t e S. In leitenden englischen Krei- sen zeigt man jetzt eine ausfallend energische Haltung. Der NeunzchnerauSschutz soll nach englischer Auffassung im Falle einer Ablehnung der japanischen Vorschläge zunächst die außerordentliche Völkerbunbsversammlung einberufcn und dieser die Annahme der praktischen Vorschläge des Lytton- berichteS empfehlen, in denen die Oberhoheit Chinas in der Mandschurei anerkannt und eine inter nationale Verwaltung und Kontrolle der Mandschurei vor geschlagen wurde. Man ist sich in den leitenden englischen Kreisen im klaren, daß ein solches Vorgehen des Völkerbun des zum Austritt Japans aus dem Völkerbund führen könnte. Der englische Außenminister kehrt am Mitt woch nach London zurück, um an der ersten englischen Kabi- nettssshung nach Weihnachten teilzunchmcn. In dieser KabinettSsitznng am Donnerstag soll eine grundsätzliche Stellungnahme der englischen Negierung zum japanisch chinesischen Streit herbctgesührt werben. Ilm die Karelinen M Rarlmmen Paris, 17. Jan. Der Auftenpoltttker des „Journal" wirst heute bet Erörterung des chinesisch-japanischen Kon flikts die Frage der von Japan im Namen des Völkerbunds verwalteten Mandate auf. Er geht von der Feststellung aus, baß die Engländer ihre Haltung gegenüber Japan zu ändern beginnen, und fragt, ob diese Umstellung auf einen Druck Amerikas zurttckgehe. Die Frage sei um so be rechtigter, al» da» Ausscheiden Japan» au» dem Völker bund auch die Aufgabe der von Japan im Namen des Völkerbund» verwalteten Mandate mit sich bringen würde. Diese Mandate berührten nun die ehemaligen dentschen Kolonien Karolinen nnd Mariannen, die von denAmeri» kaner« als gefährliche strategische Bastionen angesehen würben. Es werbe nun in den Vereinigten Staaten eine lebhafte Kampagne gegen Japan geführt, das beschuldigt werde, Flottenstützpunkt« zu organisieren, die besonders die ameri kanische Position von Hawai bedrohen würden, nament ¬ lich wenn der amerikanische Kongreß trotz des Vetos des Präsidenten sich für die Unabhängigkeit der Philippinen auSsprcchen sollte. Brauche man zu fragen, warum die Eng länder sich gegenüber den Wünschen der Amerikaner so will fährig zeigten? Die Schulden, selbst wenn man sie bezahle, blieben ein gewaltiges Druckmittel. Die Chinesen greifen an London, 17. Ja«. A«S Eharbi« wird gemeldet: 811 vag Mann chinesischer Truppe« rückten anf Tnngliao vor. Sie beabsichtigen, Mnkben anzugrelfe«. Man sieht in der Mandschurei der Entwicklung der Lage mit grober Besorgnis entgege«. Die 40-Sturi-en-Woche Am Mittwoch Abstimmung in Genf Genf, 17. Januar. Die allgemeine Aussprache auf der Konferenz für die Etusührung der 4ll-Stundenwoche ist am Dienstagabend nach achttägiger Debatte beendet worden. In der SchlußanSsprache sagte der deutsche Regierungsvertreter, Ministerialdirektor Si h l er, bas Ziel einer tnternatto- nalen Kürzung der Arbeitszeit müsse die Beibehaltung der Lebenshaltung der Arbeiterschaft sein, soweit das praktisch durchführbar sei. Die deutsche Negierung sei bisher noch nicht zu einer gesetzlichen Kürzung der Arbeitszeit ge schritten, weil die internationale Regelung noch ausstehe und ein Wettbewerb zwischen den einzelnen Ländern nur durch eine internationale Regelung ausgeschlossen werden könne. Die deutsche Negierung wünsche daher eine ein heitliche internationale Regelung. Die Forderung der Arbeitergrnppe anf Lohnausgleich müsse in der Einzel- auSsprache durchberaten und geklärt werden. Der deutsche Arbeitgcbervcrtreter Pfeffer erklärte, in Deutschland arbeite nach sorgfältigen Berechnungen der Arbeiter zur Zeit 4ll,8 Stunden tu der Woche. Die Arbeitgeber lehnten die ArbcitSzcitkttrzung als solche nicht grundsätzlich ab, hielten jedoch einen allgemeinen internationalen Zwang für un annehmbar. Die Kürzung der Arbeitszeit und der Lohn ausgleich seien unlösbar miteinander verbunden. Nach langer GeschästSordnungSauSsprache beschloß die Konferenz, am Mittwoch zur Abstimmung über die beiden vorliegenden Anträge zu schreiten. IlnMgemM delqM «unIIauMNmg vradtmaltlung naearar variloar SvkrUtlaltnog Berlin, 17. Jan Gemeinsam mit der preußischen Akademie der Künste veranstalte« die belgisch« Negierung in Berlin eine Ausstellung..10 N Jahre belgischer Kunst", die am 2l. Januar vom belgischen Gesandten feierlich eröisnet werden toll. Die Tatsache, daß der belgische Gesandte, der naturgemäß nur tm Auftrage seiner Negierung handeln kann. cS kür angczeig« hält, dem deutschen Volke tm derzeitigen Augenblick eine solche Aus stellung znzumutcn. hat in der Oessentlichkeit bereits leb haften Protest auögclöst Man weist daraus hin. daß die Verfolgungen, denen das Deutschtum durch die Belgier ausgesetzt ist und wosür der Fall des Kaplans GilleS erst nnlängst wieder einen Beweis aelicser» hat. eS eig-'nt- lich unmöglich machen sollte daß sich die kür ihr Bestehen doch aus die Gelder der Steuerzahler angewiesene preußische Akademie der Künste ans eine solche Ausstellung einlasien konnte. Wie wir z« der Angelegenheit erfahren, ha« der Reichs, kommillar svr die KnltnSan-eleaenheiten in Preußen, Dr. Kaekler, inzwischen ber-ItS Veranlass««» aenommen, mit dem RelchSanßenminister Freiherr« von Nenratb dar» über zu konferieren, ob es angesichts der großen Miß stimmung die die Ankündigung der Ausstellung in der deutschen Oesientlichkeit auS"elöst nicht doch ratsam sei, dem belgische« Vertreter nahezuleaen, vo" der Eröffn««« der A«sste"«n» Abstandz« nehmen. Eine Entscheidung des Neichöaußenministers liegt allerdings bis jetzt noch nicht vor. Neue Aboeor-neie im Re^chskoa Berlin, 17. Januar. Beim NeichStagSbüro ist seh« die Mitteilung von der Mandatsniederlcgung des Abg. Stegmann iNatloz.j eingegangcn. Abg. Stcgmann hatte im Zusammenhang mit Vorkommnissen in der mittel fränkischen SA. in einer Besprechung mit Adolf Eitler unter Beibehaltung seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP, von selbst bas NctchstagSmandat zur Verfügung gestellt. Sein Nachfolger ist noch nicht benannt worden. Listenmäßig käme Steuersckretär Appler lGunzenhaulen» in Frage. Für den verstorbenen volkSvarteilichen NeickStggSavg. Dr. Schneider, der Spitzenkandidat im Wahlkreis Dresden—Bautzen war, zieht, wie bereits mitgcteilt, Rechtsanwalt Höhne «Dresdens in den Reichstag ein. Für den gleichfalls durch Tod auSgcschiedenen Abgeord- ncteu Loibl lBayr. Vp.s wird voraussichtlich Stadtrat Adlhoch nachrttcken, der schon früher dem Reichstag an gehört hat. Masseimrtrelblmsm aus russischen SMlen Moskau» 17. Januar. Die unter dem zweiten Fünf« sahrcSplan vorgesehene Vertreibung von revolutionär un zuverlässigen Elementen aus den russischen Großstädten nimmt ihren Anfang. In den Großstädten wird die gesamte Bevölkerung zunächst durch Hunderte von neucingcrichteten Eiuwohncrmeldeämtern gesichtet. Diese Arbeit soll bis zum 16. April vollendet sein. Pässe werden ohne weiteres verweigert: 1. Priestern, die nicht in den wenigen dort bestehenden Kirchen angcstcllt sind, sowie Mönchen nnd Nonnen: 2. allen, die schon einmal mit der GPU. in Kon flikt gekommen sind, sowie 3. allen denen, die nickst min destens drei Jahre in der betreffenden Stadt ansässig sind. Unter Androhung schwerster Strafe» müßen am IS. April alle diejenige«, denen ei« Paß verweigert worden ist, ihre Wohnungen räumen «nd daS Stadt» gebiet verlassen habe«. Sie dürfen sich in einem Umkreis von hundert Kilometer von ihren früheren Heimatstädten nicht nicderlassen. Unter anderem sind Tausende von sogenannten Großbauern- familien, die nach Enteignung ihres Grundbesitzes sich in den Städten durchznbringen versuchten, seht wieder einer ungewissen Zukunft ansgelicfert. Sie sollen nach dem Willen der kommunistischen Partei auögerottet werden. Zugzusammenstoft in Spanien. Der Schnellzug Madrid-» Barcelona stieb am Dienstag bet Cetina (Provinz Sara gossas mit einem Pcrsonenzug zusammen. Ein Eisenbahn beamter und ein Reisender wurden getötet, 17 Reisende verletzt. jvkis SssieklVlorm riss pssssnclö 6sstsü R vrttisn-irosiiig «A Vrtmadonnentum von ehemals Elisabeth Mara und Dresden Zur Erinuernng a« de« 100. Todestag der große« Sängerin „Wie wird e» gehen? Wie wird «S gehen?" Immer wieder rief cS Kapellmeister Hiller aus, der die junge Elisabeth Schmehltng, die ihm in Leipzig über den Weg gelaufen und deren herrliche Stimme er schnell erkannt, ausgebildet hatte. Da mar nun an einem schönen Herbst tage anno ckominl 1771 au» Dresden ein mit großem Wappensicgel versehene» Schreiben angelangt, in welchem der Direktor der Dresdner Oper mitteilte, baß die ver- witwete Kurfttrstin Marte Antonte von der edlen Gesangs- kunst Elisabeth» gehört, daß sie dieselbe persönlich kennen- lernen und hören wolle: man hätte die Hasscsche Oper „ScmiramiS" vorgeschlagen, die hohe Frau sei einverstanden. Das war so gut wie ein Befehl! „Vater Hiller", wie er von seinen Schülern genannt wurde, geriet außer fick: „Was. die Elisabeth soll in einer Oper fingen? Unmöglich! Sie kann ja nur in Konzerten auftretcnl" Da hatte die junge, 22jährige Sängerin, die auf eine harte Jugend zurttcksah, bereit» schöne Erfolge errungen. Aber nun half nicht» — der Wunsch der Kurfttrstin mußte erfüllt werden! Biele Stunden Tag um Tag, von früh bi» spät, wurde geübt, und immer wieder rief ungeduldig der Lehrer: „Wie wird cS gehen? Wie wirb e» gehen? Du kannst ja keine Königin vorstellen, Kind, du kannst «» nicht!" Dann war man in Dresden, tm Theater, aus der Bühne. Nasch saßen alle, welche Anfängerin als Darstellerin man vor sich hatte. Man schuriegelte den Neuling, lehrte ihm gehen, stehen, Nch zu setzen und zu erheben, zeigte, wie man die Hände bewegte, den Kopf wendete, ihn zurttckwars. „Die Dcmoiselle hat ja keinen Schimmer von Ahnung, wie sich eine Königin benimmt", schrie der Regisseur ein über da» andere Mal. Der Abend der Aufführung. Elisabeth wurde nach allen Künsten hergerichtc». geschminkt, gepudert, eine mächtige Perücke ihr aufgesetzt: spöttisch »ragte der Friseur, ob Ne auch ein SchönheitSvstästerchen wünsche ..Warum nicht? meinte Ne. Und schwupp, klebte ihr ein solch schwarze» Ding aus der einen Wange - al» Semirami»! Die übrigen Mitwirkenden kicherten und höhnten: „Eine nette Königin! Der Direktor »ah durch die Türlpalte. lachte gleichfalls Und ries: ,Ast die Leipzigerin noch nicht fertig? Sie »oll in den kleinen Borsaal treten, die Frau Kurfttrstin will Ne Nch erst ansehen, ehe sie aus die vlihne kommt." Elisabeth schlug ihren lgngschleppigeu Purpurmantel über de« Arm und folgte dem Direktor durch mehrere dunkle Gänge in ein kleines, mit rotem Samt auSgeschlageucS Kabinett, aus welchem mehrere Stufen zur kurfürstlichen Loge führten. In der Tür der letzteren stand die Kurfttrstin, über deren Schulter einige junge Hofdamen blickten nnd sich auf die seltsame Erscheinung dieser Königin lustig aufmerksam machten. Elisabeth hielt ihre Arme, die sie nicht zeigen wollte, weil sie rot angelaufen waren, mit dem Szepter aus den Rücken. „Was hat Sie da?" fragte die Kurfttrstin, „was verbirgt Sie da hinter sich?" — „Ew. Kurfürstliche Gnaden entschuldigen", klang die schüchterne Antwort, „es tst das Szepter", und Ne zeigte nun dasselbe, aber so un geschickt, baß eS fast an die Nase des dicht neben ihr stehen den Direktors fuhr, der erschrocken zurückprallte. «Das Szepter gehört nicht dahin", meinte die Kurfttrstin mit einem merkwürdigen Ton, „Sie muß eS vor sich hintragen, nnd am besten, Sie legt es ganz beiseite, denn es ist nicht nötig, daß eine Königin immer mit dem Szepter in der Hand er scheint!" Ein gnädige» Kopfnicken, eine tiefe Verbeugung der Künstlerin, und zurück ging » zu den Kulissen. Da bekam die völlig vertatterte Sängerin einen Schub, die Jnstrmnente ertönten, der Vorhang ging aus, die Künst lerin fiel mit dem Rezitativ ein — jetzt fühlte Ne sich ge borgen, ihrer Nolle sicher. Ihre schöne Stimme entfaltete sich immer klangvoller und siegreicher, der zunächst spröde Beifall wuchs von Aufzug zu Aufzug. Aber an einzelnen Klippen fehlte c» nicht. Al» sie von ihrem toten Gemahl NInuS zu sprechen batte und ein schmerzvolles Gesicht sowie eine entsprechende Bewegung machen sollte, fühlte sie, daß die funkelnde Krone auf ihrer Perücke zu wackeln begann nnd sah den Pcrttckcnmachcr, wie er voll Furcht, sie möchte das Kleinod verlieren, hinter der Kulisse angstvoll die Hände rang und ihr Zeichen machte. Bet einem Haar wär' Ne darüber in Lachen auvgebrochen, aber Ne hielt doch noch an Nch, warf nicht mehr den Kopf königlich zurlick, wie man «» 'sie gelehrt hatte, nnd schritt mit ihren Priestern in den Tempel, nachdem Ne noch die schwierige Arte zur allge- meinen Zufriedenheit gelungen batte. Der Abend gestaltete Nch für Ne zu einem vollen Erfolg. Dresden wurde da» Tvrunabrett zu der glänzenden Lankbaßn der Sängerin. Die liebenswürdige und kunst- tro'e Stadt, die Wiege ihre» Nnbm». sollte später noch eine wichtige Nolle in ihrem Leben kvielenl Dazwischen lagen sreilich manche Jahre, die voll Eßre und Gold, voll Freud' und Leid in Berlin verbrach» wurden. Bon dem Triumph, den Elisabeth al» Semirami» in Dresden errungen, hatte auch der Intendant der Berliner Oper, Gras vigelnau, gehört und den Großen König aus sie aufmerksam gemacht. Dieser winkte zunächst ab, war aber schließlich doch damit einverstanden, daß Elisabeth nach Potsdam kam und ihm in Sanssouci vorsang. Er war so entzückt von ihrer Stimme, daß er sie sogleich mit einem jährlichen Gehalt von 3000 Talern für die Königliche Oper engagierte: nach kurzem schon verdoppelte er die Summe. Elisabeth wurde rasch der Licbltng des Publikums, mancherlei Konzerte, die sie auswärts gab, auch in Dresden, vermehrten ihren Ruhm: wiederholt sang sie in Leipzig, wo Goethe sie kennenlcrntc und ißr zu ihrem Geburtstage einige innige Verse widmete. Mitten in ihren wachsenden Erfolgen beginnt ihr Roman, der ihr zum Verhängnis wurde. Sie hatte den Violoncellisten JgnaztuS Mara von der Hofkapclle des Prinzen Heinrich. Bruders des König», kenncngclernt, einen liederlichen Menschen, mit dem sie Nch aber trotz der lebhaften Warnungen ihrer Freunde, trotz des deutlichen Mißfallens des König» vermählte. Eine schlimme Lcidenszeit begann kür Ne: Ihr Mann trank und spielte, setzte seine Liebschaften fort plünderte die Kaste seiner Frau, die wiederholt den König bat Ne zu entlasten oder Ihr einen länacreu Urlaub zu gewähren wa» nicht er folgte. Von auswärts lockten verführerische Anerbietungen, lo au» London, wo man ihr für bret Konzerte iooo Taler nebst einem Reisegeld von 200 Taler bot. Aber Ne durfte ja nicht die preußische Hauvtstad« verlaßen. Und nun kam c» zum öskentlichen Skandal Der russische Großfürst Paul, Sohu der großen Katharina, stattete dem König in Berlin leinen Bestich ab. Friedrich bekohl, baß die Oper „Angelika «nd Mcdoro" gegeben werden »olle, mit einem vom Kapellmeister Rcichardt komponierten musikali schen Prolog und einer eingekügten Arte die besonder» stlr die Mara bestimmt war. Letztere veranlaßte ibren Mann, dem König einen Brief zu schreiben, in welchem Ne erklärte: „Solche Musik könne Ne nicht singen" die Arie war beigelegt. Friedrich l'eß nicht ml» Nch spaßen Herr Mara wurde ver haltet nnd nach Spandau geschickt Frau Mara legte Nch am Morgen der Festvorstellung in» Bett und ließ lagen, sie wäre krank Der König sgnbte in ihre Wohnung den Be fehl, er wünsche. Ne möchte gestmd lein. Antwort der Sängerin: «Sie wäre krgnk und könne nicht Nn«-«'" Kurz vor Beginn de" Theoter» hielt vor dem ^aule der Sängerin ein von acht Dragonern umgebener Waaen nnd der Oskizier erklärte der „Kranken" daß wenn sie nicht «osort da» Bet« verlast« er Ne. wie Ne da »ei. mit dem Bette nach dem Theater bringen wtirbe Da» ßal'? Zuerst sang Elisabeth absichtlich schleckst dann aber zwang Ne doch der Ehrgeiz, «ßre ganze Kunst zn beweisen der Großsttrst gab selbst da» Zeichen zu lautem BeikaN Erklärlich, baß unserer Sängerin der Berliner Bode» recht heiß geworden war. Der aus Spanbau wteder ent-