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Plenrtag, 7. Dezember 1837 SSchflsch« Volkszeitung Nummer L8S, Sette S ^IvtlLSN Rückerstattung der deutschen Kolonien! Ist a«n 8Ne<»«i» Angestellten gekolten? Jahre hindurch wurde geschrieben und gesprochen von der Etellenlosennot so vieler älterer Angestellter. Wirkliche Hilfe wurde diesen Arbeitslosen aber nicht zuteil. Auch die Arbeits- plahaustauschaktion aus Grund der Anordnung vom 28. August 1934 brachte nicht den gewünschten Erfolg. Um den älteren Stellenlosen eine wirkliche Hilfe zu bringen, hat am 7. Nov. 1936 Ministerpräsident Generaloberst Gäring als Beauftragter des Bierjahresplans seine bekannte Fünfte Arbeitseinsahanord- nung erlassen. Wie die Rrichsanstalt berichtete, wurden Ende November 1S36 etwa 79 000 ältere stellenlose Angestellte über 49 Jahre gezählt, von denen etwa 43 060 einsatzfähig waren. Der in dem Erlab selbst liegende Appell an die Betriebssichrer auf Einstellung älterer Angestellter hat nicht die Auswirkung gehabt, die dem Erlab unbedingt zukommen mutz. Deshalb sah sich der Präsident der Reichsanstalt genötigt, von den ihm durch die Fünfte Anordnung gegebenen Ermächtigungen Gebrauch zu machen. In einem Durchfiihrungserlaß vom 15. April 1987 er hielten die Landesarbeitsämter und Arbeitsämter ihre Anwei sungen, wie im einzelnen das Verfahren zur Pflichteinstellung älterer stellenloser Angestellter durchzusühren ist. Mehr als ein halbes Jahr ist setzt seit dem Erlab der Durchführungsbestimmungen zur Fünften Anordnung vergan gen. Es ist deshalb angebracht, nunmehr die Frage auszuwerfen, ob seht den älteren Stellenlosen geholfen Ist. Soeben hat die Reichsanstalt einen Bericht über den Arbeitseinsatz der Angestell ten In den Monaten Juli bis September 1937 herausgebracht, in dem sich nähere Angaben über die Unterbringung älterer Stellenloser finden. „Die Durchführung der „Fünften Anordnung", hecht es da zunächst, „ist In -er Berichtszeit von den Arbeitsämtern mit Nachdruck weiter betrieben worden. Seit Beginn der Matz nahme Ist die Zahl der unter die Anordnung sollenden älteren arbeitslosen Angestellten von 46000 auf 28000 zurückgegangen. Dieser rein zahlenmätzlge Rückgang um 18 000 liegt jedoch unter der Gesamtzahl der tatsächlich untergebrachten älteren Ange stellten. da der Bestand an Bewerbern, durch den Zustrom an Arbeitsuchenden, die bisher sremdberuflich beschäftigt oder dem Arbeitsamt fcrngeblieben waren, ständig wieder erhöht wird. Die feit Erlab der Fünften Anordnung in Zugang gekomme nen Angestellten wurden in die Maßnahmen einbezogen, soweit sic eine ordnungsmätzige Ausbildung, aufmeisen konnten und einsatzfähig waren." Diese Darlegungen der Reichsanstalt verdienen in doppel ter Hinsicht Beachtung. Sie zeigen zunächst, datz die Durchfüh rung der Fünften Anordnung schon bis setzt nicht ohne erheb liche Erfolge geblieben Ist. Das Ist um so deutlicher zu erkennen, wenn wir hlnzufiigen, datz nach dem genannten Bericht bisher 86 000 Verpflichtungen von Betrieben zu Mehreinstellung von älteren Angestellten von den Arbeitsämtern bzw. den Landes arbeitsämtern ausgesprochen wurden. Aus der anderen Seite zeigen die wiedergegebenen Worte des Berichtes der Reichsanstalt die erfreuliche Tatsache, wie gratz das Vertrauen der älteren Stellenlosen In die Maßnahmen der Fünften Anordnung Ist. Die älteren Angestellten sind sehr vit in ihren Hoffnungen enttäuscht worden. Erst die Anordnung rwm 7. November 1936 gab ihnen die Gewihheit, datz chnen geholfen wird. Deshalb meldeten sich Tausende von älteren Stellenlosen wieder bei den Arbeitsämtern, di« Jahre hindurch den Gang zum Arbeitsamt als zwecklos angesehen hatten. Besonders ungünstig ist nach wie vor die Arbeitseinsatzlage für ältere Stellenlose gewisser Berufe, so beispielsweise für verheiratete land- und forstwirtschaftliche Angestellte. Bei ihnen scheitert die Vermittlung meist an dem Fehlen von geeigneten Familienwohnungen und an zu geringer Bezahlung Bei diesen Berufen mutz dann eben eine auberberusliche Unterbringung der älteren Stellenlosen erstrebt werden. Die Der französische Kriegsminister Daladier hat vor kurzem aus einer Inspektionsreise die Befestigungen an der Ostgrenze besichtigt und nach seiner Rückkehr dem Hceresausschutz der Kammer über seine Eindrücke berichtet. Er erklärte dabei, datz die Maginot-Llnie, der Befestigungsgürtel, den Frankreich gleich nach dem Kriege von der Schweiz bis zur belgischen Grenze angelegt hat, uneinnehmbar sei, bah die Stärke der Befestigun gen sich im Jahre 1938 gegenüber dem Jahre 1936 verdoppelt hätten. Man sollte daraus den Schluß ziehen, dah Frankreich nun endlich das Gefühl der Sicherheit gegen einen Angriff von Osten erhält, von dem seine ganze Politik In den letzten 15 Jahren geleitet wurde, und datz die Nervosität, um nicht zu sagen Angst, allmählich verschwindet, mit der es ganz Europa ansteckt und beunruhigt. Wenn die Maginot-Llnie uneinnehm bar ist, so wird es kein Gegner versuchen, sie einzunehmen, ganz abgesehen davon, datz Frankreich sa von Deutschland auch andere Versicherungen erhalten hat, welche einen deutschen An griff ausschlietzen. Trotzdem hat setzt In der Beratung des Wehr etats in der französischen Kammer die Maginot-Llnie wieder di« alt« Rolle gespielt. Der Kriegsminister Daladier erklärte, datz nicht nur keine Sparmaßnahmen möglich seien, nach denen die französischen Staatsfinanzen geradezu schreien, sondern daß neue Anforderungen zu einem weiteren Ausbau der Maginot-Llnie nach Norden und an der Iura-Grenze notwendig seien. Die uneinnehmbare Linie soll also noch uneinnehmbarer aemacht werden. Natürlich wurde dabei, wenn auch nicht von Daladier, wohl aber von einem Abgeordneten wieder von der Gefahr eine» deutschen Angriffs gesprochen und auf die „RN- ftungsbestrebungen der Nachbarn" hingewiesen. Wenn dieser mißtrauische und nervöse Zug der französischen Politik nicht lähmend auf der ganzen europäischen Politik lasten würde, so könnte es für Deutschland und die libriae Welt ziemllck gleich gültig sein, ob Frankreich sein gutes Geld in unnötige Befesti gungen verbaut und. wie es scheint, noch mehr aufwendet, als für die Uneinnehmbarkeit der Befestigungslinie nötig Ist. Das Gefährliche an dieser Angstpsychose ist nur. daß sie Im franzö sischen Volk das Gekühl der Rub» und Sicherheit nie aufkommen läßt, um dessen Herstellung sich die europäische Diplomatie ständig bemüht. Lorbeerkranr am Grabe Kaiser Lothar« Braunschweig, 7. Dezember. Zur Feier des 800. Todestages Kaiser Lothars begaben sich Rckchsminister Rust und der braam- schmelgischc M niste rprästdent Kbogges in -le festlich geschmückte Stadt Königslutter, wo sie im Rathaus« von Bürgermeister Philipps begrübt winden. Am Kaiserdom hielt Reichsminister Rust eine Ansprache, in der er das Leben und Wirken des gro ßen deutschen Kaisers würdigte. Durch ein Spalier von Fackel- träaern bcacck sich sodann der Reichsminister zrnn Grabe des Sachsenkaisers und legt« dort -inen großen Lorbeerkranz nie der. Der Lorbeerkranz trug die Aufschrift: „Dem deutschen Kat- fer Lothar, dem Sachsen. Das ewige Deutschland. Reichsletter Ritter von Epp vor einer Großkundgebung im Verllner Sportpalast Berlin, 7. Dezember. Im Berliner Sportpalast fand am Montagabend eine vom ReielMoloniaibund veranstaltete macht volle Großkundgebung statt, in deren Mittelpunkt grundlegende Ausführungen -es Leiters des Kvlonialpolitischen Amtes der NSDAP., Reichsleiter General Ritter von Epp, standen. Das deutsche Volk, so erklärte Roichsteiter General Rit ter von Epp, erhebt einmütig Anspruch aus Rückerstattung -soines ihm durch den Versailler Vertrag und di« damit vcr- k mips den Satzungen des Völkerbundes oorentl-altenen kolonia len Eigentums. Zu verschiedenen Malen hat der Führer den Mächten dies einderrtig zur Kenntnis gebracht. Deutschlands Forderung ist nicht aus der Lust gegriffen und nicht Phantastisch. Dao deutsche Volk will keinem anderen von seinem Eigen tum etwas wegnehmen. Es verlangt nur den ihm gehörenden Teil überseeischen Raumes zurück, den es einstmals aus recht- miibigem und friedlichem Wege erworben hat, und den es fetzt zum Leben notivendig braucht. Deutschland hat keinerlei Ab sichten auf das koloniale Eigentum anderer Staaten. Je mehr sich auch tm Ausland in dieser Sache di« Stimme der Vernunft durchsetzt, desto bedouerii<l>er ist es, wenn eine ge- wisse ausländische Presse jetzt wieder Nteldungen über deutsche Absichten aus «den belgisä)«n Kongo, auf Portugiesisch-Angola erfindet. Der Ziveck solcher Erfindungen ist zu deutlich sichtbar: Sie sollen lediglich dazu dienen, die Atmosphäre zu vergiften. Das ist um so weniger verständlich, als man in -en letzten Wo chen den Eindruck gewonnen hat, daß die Mandatare ansangen zu begreifen, datz die Kolonialsrage Deutschlands «in akutes und zu lösendes Probien» ist. Im weiteren Verlaus seiner Rede, die wiederholt stür mische Beifallskundgebungen auslöste, begründete General Rit ter von Epp völkerrechtlich crnd geschichtlich den deutschen Standpunkt, in dem er die Kolomalgeschichte im einzelnen aus zeichnete, den Staub der Kolonien durch das Versailler Diktat charakterisierte und die Bemühungen schilderte, die das natio- natsoziaiistischc Deutschland zur Wiedererlangung seiner Kolo nien in die Wege geleitet hat Besonderen Nachdruck legte Ge neral von Epp auf die Verdienste, die sich Deutschland um die Kolonien mcht zuletzt durch die Bekämpfung der tro pischen Krankheiten erworben hat, di« es den anderen Nationen überhaupt erst ermöglichte, ihrerseits mit Erfolg in den Kolonien zu arbeiten. Deutschland wolle seiner Kultirr und sei ner Industrie, seinen Verkehrsmitteln und sei nein Handel ein eigenes Betätigungsfeld scl)asfen mrd teilhaben an der Entwick- kmg, dem Ausbau und am Ertrag der Europas Rauinkräste er gänzenden Kontinent«, allen voran in dem vor Europas Toren liegenden Afrika. Di« Worte des Reichsleiters wurden von den anwesenden Masten mit begeistertem Beifall ausgenommen. Seliumgas für deutsche Zeppeline USA. erteilt Ausfuhrgenehmigung. Washington, 7. Dezember. In der Liste der Ausfuhrlizen zen, die vom Auhenamt monatlich veröffentlicht werden, wird mitgetchlt, dah atus Grund einer einstimmigen Empfehlung aller Mitglieder her MunitionskontroMehörde 17,9 Mstionen Kubik- siltz Hel:«umgas -er Deuts6>en Zeppelin-Reederei zur Verfügung gestellt werden. Dios« Menge kann bis 1. November 1938 nach Deutschland ausaefichrt werden, söbald noch die übtiä>e Ansfuhr- evlaubnis nach Ntahgabe der Vorschriften für die Helinmausfrchr erteilt worben Ist. Reue Rlesenhängebrücke bei Köln 570 m lange Autobahnbrücke in zwei Jahren fertig. Köln, 7. Dez. Im Süden von Köln, bei Rodenkirchen, wird nach Genehmigung durch Dr. Todt demnächst im Zuge der Reichsautobahnstrecice Aaä-en — Köln zur Anschluhstrecke Köln — Frankfurt di« (wenn man von der neuen Hainbuvger Reichs autobahnbrücke absieht) wsitestgespannte Hängebrücke Europas von 570 m Länge entstehen. Diese fünfte Kölner Rheinbrücke wird nach dem vorlie genden Entwurf zu den scl)önsten Reichsaulobahnbrücken zählen. Die Pylonen erheben sich 60 m über dem Wasserspiegel. Di« Hauptstützweite zwischen den Pylonen beträgt nicht weniger al» 380 Meter. Die Seitenöffnungen der neuen Hängebrücke be tragen beiderseitig 95 m lichte Weite, während die Höhe der Fahrbahn 10 m über dem höchsten schiffbaren Master stand liegt. Mit -em Bau der neuen Brücke, die in reiner Eisenkonstruktion ausgcführt wird, soll schon im Frühjahr begonnen werden. Die ses gewaltige neue Wunderwerk deutscher Brückenbautechnik wird in der unwahrscheinlich kurzen Bauzeit von zwei Jahren sertiggestellt sein. Klrchweihe In Eharlottenburg Berlin, 7. Dez. Am Sonntag konsekrierte Bischof Gras Preyltng die neue Anbetungskirche St. Gabriel in Eharlottenburg. In der frühen Morgenstunde des grauen Vorwintertoges begannen die feierlichen Zeremonien. Das kleine, schmucke Gotteshaus war völlig überfüllt, als gegen 9,30 Uhr die erste heilige Messe begann. — Di« neue Kirche ist dem seit anderthall» Jahren bestehenden Kloster der Steyler Anbetungsschwestern baulich verbunden. Der Architekt, M. Braunstorfinger, der unweit dieser Kirche vor einigen Jahren schon di« Kirche zum Hl. Geist in Westen- und andere Gottes häuser in Groß-Berlin erbaute, hat das Gotteshaus in modernen Baustoffen sBeton und Klinkern) gestaltet, ohne den sakralen Tharakter des Baus zu beeinträchtigen. Die Kirche St. Ga briel steht an der Kreuzung der Bayernallee und der Preußen- allee. Verbraucher-Höchstpreis für Karpfen Regelung durch den Reichsnährstand. Zu den beliebten Festtagsgerichten zu Weihnachten, Sil vester und Neujahr gehört seit altersher der Karpfen. Der Reichsnährstand hat daher Vorsorge getroffen, datz auch in die sem Jahr der Karpfen den Verbrauchern zu unveränderten Preisen angeboten wird, nachdem schon im vorigen Jahr ein Derbrauchechöchstprels von 1 RM. je einhalb Kilogramm Karp fen festgesetzt worden war. Die Hausfrauen müssen daraus achten, daß nirgends versucht wird, diesen Preis zu über schreiten. In Ergänzung zu dieser Regelung hat der Reichsnährstand durch Anordnung der Hauptvereinigung der deutschen Fisch wirtschaft nun mich die Abgabehöchstpreise für die Karpfen erzeuger, also für die Teichwirtschaft, sowie für den Großhandel festgesetzt. Durch die neue Regelung -er Preisbildung vom Erzeuger bis zur Hausfrau verbleibt dem Handel die notwendige Spanne, um den Absatz der Karpfen reibungslos durchführen zu können. Privatquartier in der Schweiz Für Reisende, die in der Schweiz Privatquartier in An spruch nehmen wollen, können die besonderen Reisezahlungs- mittej nicht ausgegeben werden. Die Reichsstelle für Devisen bewirtschaftung hat -ringend ersucht, daraus, zu achten, daß zu gunsten solcher Personen die zur Bestreitung der Aufenthalts kosten erforderlichen Zahlungsmittel ausschliehlich durch Ver mittlung der deutschen Verrechnungskaste im Wege der Aus zahlung noch der Schweiz überwiesen werden. Wie die Reichs stelle mitteilt, werden immer wieder Fälle festgestellt, in denen diese Vorschrift nicht beachtet worden ist. Da dies sowohl für di« Reisenden als auch für den schweizerischen Fremdenverkehrs- verband zu Unannehmlichkeiten geführt hat. wiederholt die Reichsstell« ihr Ersuchen, die Vorschriften über die Reisezak- lungsmittel für Reisende mit Privatquartier in der Schweiz sinzuhalten. Eine RlesenunlerWaanng in Renß Neuß. 7. Dezember. Bereits feit einigen Wochen ist die Steutzer Kriminolpolizoi mit der Aufklärung größerer Unter schlagungen beschäftigt, die ein gewisser Paul Junker» aus Neuß zmn Nachteil einer größeren Steutzer Finna durch groben Ver trauensbruch begangen hat. Der Täter, der seit einiger Zeit flüchtig mar und sich gerüchtweise im Auslände aufhalten sollte, konnte auf Grund der oingel>enden Fahndungen der Kriminal polizei in der Nähe se-mer Heimatstadt Neuß ermittelt und in der Nacht von Samstag aus Sonntag festgenommen werden. Er wurde dem Gerichtogcfangnis in Düsseldorf zugeführt. Die durch Junkers veruntreute Summ« beläuft sich aus etwa 400 000 RM. Autonome Regierung in Schanghai gebildet Der „Große Weg" unter eigener, neuer Flagge. - Schanghai, 7. Dezember. Bon zuständiger Seite verlautet, datz am Sonntag in Putung eine autonome Regierung für Groß- Schanghai gebildet worden ist. Sie trägt die Bezeichnung „Ta- tao" sd. h. „Großer Weg"). Zmn Oberbürgermeister sei Suhsiwen gewählt worden, -rnn Polizeikommissar Tschujutschen. Suhsiwen ist unter dem ersten Staatspräsidenten der chinesischen Republik, Dr. Sun» valsen, Finanzminister gewesen. Er erklärte nach Uebernahme seines neuen Amtes, er verlange Beendigung der Feindseligkei ten zwischen Ghina und Japan. Die neu« autonome Regierung nahm nach ihrer Konstituierung auch eine neue Flagge an, di« aus gelbem Grunde em« Scherbe in den Farben blau und rot geigt. Zn der Rotwehr den Geliebten erstochen Berlin, 7. Dez. Eine Bluttat, die sich vor fast drei Mo naten in Spanbau abgespielt hatte, fand jetzt ihr Nachspiel vor dem Berliner Schwurgericht. In seiner Wohnung halt« man dort in der Nacht zum 10. September d. I. den 41 Jahre alten Otto I. mit einer Stichwunde in der Brust ausgefunden, an deren Folgen «r bald daraus im Krankenhaus verstarb. Naci)- dem sein« Braut, die L4jährige Hilde Z., zunächst angegeben hatte, daß I. mit der schiveren Verletzung bereits nach Hause gekommen sei, mußte sie sich später zu dem Eingeständnis be quemen, daß sie selbst Ihm den Dolchstich beigebracht hatte. Bei ihrer jetzigen Vernehmung vor dem Schwurgericht schilderte die Angeklagte, daß sie unter der Trunksucht und den Mißhand lungen ihres Geliebten seit langem schwer zu leiden hatte. Auch in der Unglücksnacht sei er, wie schon oft. schwer bezecht heim gekehrt und hätte st« in der gröbsten Weise mißhandelt. In chrer Angst habe sie nun zu einem am Fenster liegenden Dolch gegriffen und -em Betrunkene», als dieser ihr zynisch zurief: „Stich -och, Du bist doch viel zu feige!" die schivere Verletzung beigebracht. Das Schwurgericht hielt aus Grund der Beivets- aufnahme diese Darstellung nicht für widerlegt, zumal die An geklagte von allen Zeugen als stille und fleißige Frau bezeich net wurde, und sprach sie frei. Varmat-Urletl am 13. Zanuar Berhandlungsschlutz im Brüsseler Skandalprozeß. Brüst«!, 7. Dez. In dem Skandalprozeß gegen die Brüs seler Barmat-Banken Noorderbank und Goldzieher und Pensa wurden die Plädoyers mit Ausführungen der Verteidiger be endigt. Di« Verhandlung ist damit geschlossen. Die Bcrkim- dung des Urteils ist aus den 13. Januar angeseht worden. Der Ausklang der öffentlichen Verhandlung entbehrt« nicht drama tischer Höhepunkte. Rechtsanwalt Sasserath, der Verteidiger eines angeklagten Gesellschafters der Barmat-Banken, schloß sein« Ausführungen mit der Feststellung, datz Barmat nicht nur «in Betrüger von unglaublichen Ausmaßen sei, sondern datz an feinen Händen viel Blut klebe. Varmat habe unbescholtene Menschen in den Tod getrieben. Keine Macht der Erde sei in der Lage, das von Barmat angerichtete Unheil wieder gut zu machen. Selbstmord wegen elnes Gänsebratens Prag, 7. Dez. Josef Fried aus ONeschau wünschte sich zur Verschönerung der Feier seines 60. Geburtstages einen Gänse braten. Da» ist bestimmt in Anbetracht des seltenen Jubiläums ein sehr bescheidener Wunsch. Während der Vorbereitungen zu diesem Festschmaus geriet er mit seiner Ehehälfte in Streit. Fried entfernte sich zornig und kehrte auch nicht zurück, als der duftende Braten bereits aus dem Tische stand. Der matzlos er regte alte Mann hatte sich aus dem Dachboden erhängt. Kvrrv ^locknickksn Relchssugendführer Baldur von Schirach wurde am Sonn tag vom iranischen Kaiser Reza Schah empfan gen. Es entspann sich eine herzliche Unterhaltung von län gerer Dauer. Außenminlster Eden beantwortete am Montag lm Unter haus eine Reihe von Anfragen über den Konflikt im Fernen Osten. Ferner gab Eden auf Anfragen zu. daß von Seilen der Bolschewisten in Katalonien zahlreiche Angriffe in auslän dische Besihrechte erfolgt seien. Dem „Paris Soir" zufolge drangen am Sonntag drei Sowsetspanier über die Grenze in französisches Gebiet ein und ermordeten einen s »ingcn Franzosen. Das italienische Herrscherpaar gab am Montag dem fugo» lavischen Ministerpräsidenten und seiner Gemahlin ein Früh tück. Am Abend sand im Palazzo Venezia ein Festessen statt, n dessen Verlauf Mussolini und Stojadinowilsch in Trink« priichen die itaiienlsch-jugoslavische Freund« «haft feierlen. Reichsminister Dr. Frlck äußerte sich kurz vor seiner Ab reise nach Berlin vor Vertretern der schwedischen Presse sehr befriedigend über seinen Besuch in Schweden. Der SO. Jahrestag der Selbständlgkeltserklärung Finnland» wurde am Montag im ganzen Lande festlich begangen. Die gesamte un^rische Prelle bringt dem Reichsverivcser Admiral von Horthy anläßlich seines Namenstages da» Treuegelöbnis -cs ganzen ungarischen Volkes dar.