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Montag, S. September 1937 Sächsische Bolbszeitung Nummer 208. Selle S /Ntttelmeen-Konkei'eni orien nickt? Die Londoner Sonntagsprcsse beschäftigt sich eingehend mit der geplanten M i t t e l m e e r k o n s e re n z. Sämt liche Blätter heben hervor, daß weder die Tagesordnung noch dir Teilnahme, noch der Ort der Tagung, ja nicht einmal die Form der Einladung zu dieser Tagung an die verschiedenen Mittclmecrmächle lestgelegt sei. Gleichzeitig ergehen sich die Blätter in Vermutungen Uber die wcscntliä-en Punkte des britischen Planes zur Bekämpfung des Piratcntums im Mit« telmeer, nämlich die Zurückziehung sämtlicher U-Boote aus dem Mittelmeer, Zusammenarbeit der Mittclmeerslotten im Falle eines Angriffes auf ein Handelsschiff dieser Mächte, sowie schließlich Einrichtung einer Art von Beglcitsystem auf den wichtigsten Handelsstraßen im Mittelmeer. „Sunday Times" erklärt, daß es klar sei, daß England und Frankreich zusammen die Einladung zu dieser Tagung entsenden würden. Auf alle Fälle sei es wichtig, daß die Kon ferenz Ihre Arbeiten bereits beendet habe, bevor sich der Völ kerbund auf Grund der Klage von Valencia mit dem spanischen Bürgerkrieg befasse. England wünsche eines, nämlich, daß die Piraten-U-Boote als solche sofort erkannt würden. Das Blatt glaubt» daß an der Konferenz England, Frankreich, Italien, Jugoslawen, Griechenland und die Türkei teilnehmen werden. Ander« am Mittelmeer interessierte Mächte könnten über die Beratungen auf dem Laufenden gehalten werden. Schließlich hebt der Korrespondent hervor, daß die Teilnahme Italiens an -en Beratungen unumgänglich sei. „Observer" zweifelt daran, daß die Konferenz überhaupt zustande kommt. Trotz der optimistischen Erwartungen, die man tn gewissen Kreisen in Paris und London zur Schau getragen hab«, zeig« es sich immer mehr, daß schier unüberbrückbare Schwierigkeiten auftauchen. Es sei unmöglich, die Einladun gen zur Konferenz zu entsenden, wenn man nicht ganz sicher ftl, daß sie auch angenommen würden. Wen aber wolle man Arkaden? Italien werde sich niemals an den gleichen Tisch Gtzen, an dem «in Vertreter Valencias sei. Auch Sowjetrußland «nd die Mächt« des Schwarzen Meeres hätten «In Interesse em den Beratungen. Gleichzeitig müsse man mit Deutschland rechnen, das «inen Angriff auf die „Deutschland" und die »Leipzig" erlebt habe. In gewissen Kreisen sei bereits die Bemerkung gefallen, daß eine Konferenz ohne Deutschland ein Manöver sei, um den Richteinmischungsausschuß ohne Deutsch ein der die knds Beteiligung wieder Ins Leben zu rufen. Es sei nur kleiner Schritt von einer solchen Verdächtigung bis zu Annahme, daß es sich um einen versteckten Angriff auf Berkin—Rom-Achse handele. Düsseldorf, 6. September. Di« große' Reichsausstellrmg „Schaffendes Volk" wurde bis zum Sonntag von fünf Millionen Menschen besucht, was die groß« Bedeutung dieser Vierjahres- planschau am Rhein kennzeichnet. Vie veulseke Kulturwoeke ln pari» Es ist der tiefere Sinn jeder Weltausstellung, daß die einzelnen Nationen hier ihre besten Leistungen in einer Schau vereinigen, und daß so den Besuchern in dem Zu sammenklang des Ganzen die Gemeinsamkeit aller Kultur bestrebungen in sinnfälliger Weise zum Bewußtsein gebracht wird. Eine Ausstellung an sich jedoch, mag sie auch noch so kunstvoll und geschickt ausgebaut sein, bleibt etwas Totes. Daher bilden die Kongresse und Kulturwochen die der Fest kalender der Pariser Weltausstellung aufweist, eine beson ders wertvolle Ergänzung, insofern, als hier die lebendige Kunst in den großen Rahmen einbezogen wird und mit ihren besten Schöpfungen aufwartet, keineswegs um Kultur- Werbung im üblichen Sinne zu betreiben, sondern um mit zuhelfen das ganze Wesen der einzelnen Nationen und Völker in ihrem künstlerischen Schaffen zu offenbaren. Die Sprache der Kunst, so drückte es Staatssekretär Funk der Vizepräsident der Reichskulturkammer und Schirmherr der Deutschen Kulturwoche in Paris, bei einem Pressempfang aus, „wird am besten verstanden und daher soll statt der oft schwer verständlichen Sprache der Politik jetzt die Sprache der holden Kunst zwi schen den französischen und ausländischen Besuchern der Deutschen Kulturwoche in Paris vermitteln". Das Werbeplakat, das zu dieser deutschen Kulturwoche einlädt, zeigt im Vordergrund eine Tänzerin mit wehenden Gewändern vor dem stilvollen Turm des deutschen Hauses der Weltausstellung. Hier ist Terpsichore das Sinnbild aller schönen Künste, die sich zu dieser Kulturwoche vereinigt haben. Es ist sowohl der deutsche Film vertreten, der mit der Welturaufsührung^eines Werkes „Patrioten" den Rei gen der künstlerischen Veranstaltungen eröffnete. Und die sem Filmwerk konnte keine bessere Kritik widerfahren, als die spontane Aeußerung eines Franzosen, der der Urauf führung beiwohnte: „Hch habe zum ersten Male ein Kunst werk gesehen, das dem Frieden zwischen unseren beiden Völ kern dient". Der Kölner Männergesangverein sowie der Kittelsche Chor aus Berlin und Heinrich Schlusnus haben die Aufgabe übernommen, das deutsche Lied im Volks- und Kunstgesang in Paris zu vertreten. Man hat damit eine hervorragende Auswahl getroffen. Unter Mitwirkung der Berliner Philharmoniker werden u. a. als Proben bester deutscher Musikkunst Bruckners berühmtes Tedeum sowie Werke von Brahms zur Aufführung kom men, und ein besonderer Glanzpunkt soll die von Wilhelm Furtwängler geleitete Aufführung von Beethovens neunter Symphonie werden. Ferner wird Paris in dieser Woche eine Reihe bester deutscher Opernausführungen erleben. Furtwängler wird zweimal die „Walküre" in der Bayreu ther Besetzung dirigieren, und Karl Elmendorfs den „Tri stan" als geschlossenes Gastspiel der Berliner Staatsoper, die unter ihrem Generalintendanten Heinz Tiedjen in Paris weilt. Unter Clemens Krauß, der für den erkrankten Richard Strauß einsprang, wird der „Nosenkavalier" und „Ariadne auf Naxos" zur Aufführung gelangen, letztere in «lner in Frankreich bisher unbekannten Fassung. Endlich hat auch die Entwicklung des deutschen Tanzes, vertreten durch Harald Kreutzberg als Solisten, die Tanzgruppe Gün ther, München, und die Tanzgruppe des Deutschen Opern hauses in Berlin, im Nahmen der Kulturwoche ihren Platz. Außerhalb des Reiches wird man selten Gelegenheit ge habt haben, deutsche Theater- und Musikkultur in solchem Umfang und in so ausgewählten Vertretern kennenzuler nen und zu bewundern. Daher zweifeln wir nicht daran, daß gerade die Veranstaltung dieser deutschen Kulturwoche im Rahmen der Pariser Weltausstellung einen wertvollen Beitrag zur Zusammenarbeit der Völker aus diesen Ge bieten kulturellen Schaffens liefern und zeigen wird, wie stark die gegenwärtige ausübende Kunst in Deutschland auf den ewigen Werten unserer großen Vergangenheit ausbaut. Neue Verordnung zum Klaggengesetz Sle Setzung von Kirchenfahnen durch Privatpersonen nicht mehr zulässig Die seit einiger Zeit bestehenden Zweifel, welche Flaggen und Fahnen von Privatpersonen gezeigt werden dürfen, sind jetzt vom Neichsminister des Innern durch eine Verordnung zum Reichsflaggengesetz geklärt worden. Die Ver ordnung, die im Neichsgesetzblatt Teil I Nr. 97 vom 3. Sep tember 1837 abgcdruckt und am 4. September 1937 in Kraft ge treten ist, bestimmt folgendes: 8 1. An regelmäßigen allgemeinen Beflaggungstagen so wie an Tagen, an denen zu einer allgemeinen Beflaggung be sonders aufgesordert wird, setzen Privatpersonen nur die Reichs und Nationalflagge. Ausnahmen bestimmt die zur Anordnung einer allgemeinen Beflaggung zuständige Stelle. Regelmäßige allgemeine Beslaggungstage nach Abs. 1 sind: 1. Der Reichs- gründungstag (18. Januar), 2. der Tag der nationalen Er hebung (3V. Januar), 3. der Heldcngedenktag (S. Sonntag vor Ostern), 4. der Geburtstag des Führers und Reichskanzlers (20. April), S. der Nationale Feiertag des deutschen Volkes (1. Mai), 6. der Erntedanktag (1. Sonntag nach Michaelis). K 2. Allgemein verboten ist Privatpersonen das Sehen 1. der gegenwärtigen oder einer früheren Reichs« kriegsslagge oder sonstiger Flaggen und Fahnen der Wehr macht, 2. der gegenwärtigen oder einer früheren Neichsdienst- slagge oder einer früheren Landcsdienstflagge, 3. einer früheren Reichs, oder Landesslagge, 4. einer Kirch cnslagge. Von der Bestimmung des 8 2 Nr. 1 kann der Reichs kriegsminister im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern im Einzelfall Ausnahmen zulasten. Bei kirch lichen Feiern können Privatpersonen nur die Reichs- und Nationalflagge zeigen. Den im Abs. 1 aufgesiihrten Flaggen stehen sollt)« gleich, die mit ihnen ver wechselt werden können. 8 3. Die Reichs« und Nationalflagge darf nicht gesetzt werden, wenn der Anlaß oder die Begleitumstände der Flagge nsctzung der Würde dieses Symbols nicht entsprechen. 8 4. Das Verbot des Setzens von Flaggen umfaßt zugleich das Verbot des Zeigens der entsprechenden Farben. * Der 8 1 der Durchführungsverordnung trifft für Aus länder selbstverständlich nicht zu. Die Rolle der österreichischen Wehrmacht Eine Rede des Bundeskanzlers Schuschnigg. Wien, 6. Sept. Auf einem Vezirksappell der Vaterlän dischen Front während der Manöver im niedcrösterreichischen Grenzgebiet hielt Bundeskanzler Dr. Schuschnigg eine Rede, in der er, nach einem Bericht der „Frankfurter Zeitung", die enge Verbundenheit der österreichischen Wehrmacht mit der Be völkerung hervorhob und einen besonders warmen Appell an die Jugend richtete, mif deren Erziehung im vaterländisch österreichischen Geiste die Vaterländische Front besonderen Wert lege. Er bezeichnete es als den „Sinn dos deutschen Kampfes der Vaterländischen Front um Oesterreich", das Erbe der Väter treu und stark zu bewahren und untereinander fest wie Eisen zusammenzuhalten. Der Verlauf der Manöver, an denen zum ersten Male die Frontmiliz der Vaterländischen Front tcilge- nommen hat, zeige, so suhr er fort, die erstaunliche Entwicklung, die Oesterreichs Wehrmacht in den letzten Jahren genommen Hube. Diese Manöver hätten aber auch noch einen anderen Sinn: „Eine Drohung? Lächerlich! Ein kleiner Staat wird nicht drohen, und wir in Oesterreich haben dazu gottlob keinen Grund. Es entspricht auch gar nicht unserer Veranlagung. Warnung? Auch keine Warnung. Wir brauchen, Gott sei Das Schicksal österreichischer Auswanderer im Sowieiparadies Strasarbcitslager oder Kettlerdoseln. Wien, 6. Sept. Das österreichische Wandernngsamt veröf fentlicht einen eindrucksvollen Bericht über das Schicksal der in das Somjetparadies eingemandcrtcn Ocsterreickcr. l89 öster reichische Staatsbürger haben im Jahre 1936, wie die genannte amtliche Stelle mitteilt, die sowjetrussischo Staatsbürgerschaft erworben und damit die österreichische verloren. Das Wande rungsamt hat das Schicksal dieser Leute weiter versolgt und ist zu der Feststellung gekommen, daß die meisten ein höchst tra gisches Los gefunden haben. Zahlreiche Männer, die aus bür gerlichen Häusern stammten, wurden unter dem Verdacht anti proletarischer Gesinnung in ein sibirisches Konzentrationslager geschickt. Zahlreiche andere führen trotz des in der Sowjct- verfassnng nicdcrgeleglen Rechts aus Arbeit ein Bcttlerdasein. Zunächst riet man ihnen, als sie letzthin wieder einmal um Ar beit baten, sich doch wieder einen österreichischen Paß zu besor gen und in die Heimat zurückzukehrcn, was natürlich völlig ausgeschlossen ist. Die KirchenverwNstungen in Santander Alle Kirchen Santanders sind von den Marxisten verwüstet und zum Teil anderer Zweckbestimmung zugeführt worden. Mit den vielen Tausenden erschossener und dann ins Meer vcrsenkter Bürger sind auch sämtliche Priester getötet worden oder eingckcrkert gewesen. Die Marxisten hatten die Pfarrkirche von Torrelavega vollkommen verwüstet und in ein Frnuengesängnis umgewan» dclt. Die nationalen Truppen befreiten die Frauen und sorgten dafür, daß die Kirche sofort dem Kultus wiedergegebcn uud neu konsekriert werden konnte. Seither ist die Kirche Tag und Nacht von betendem Volk angefüllt, das während 13 Mo naten seinen Glauben nicht mehr bekunden konnte. Mel gefährdete die Schiffahrt Zwei Dampfer vorübergehend ausgelaufen. Bremen, 6. September. In den letzten Nächten lagerte über der ganzen Nord- und Ostsceküste dichter Nebel, der für die Schiffahrt ein ernstes Hindernis bildet«. Die ein- und aus fahrenden Schisse mußten im schützenden Hasen liegen bleiben oder vor Anker gehen, um bessere Sichtverhältnisse abzuwartcn. Besonders in dcr Nacht zum Sonntag legte sich ein so dichter Nebelschleier über das Unterwcsergebiet, daß die Unteriveser- schiffahrt unmöglich wurde. Die von See kommenden Dampfer „Saale" und „Möve" liefen Nm frühen Morgen in einer Nebel wand in der Nähe von Elsfleth bzw. Vegesack aus Grund mis und konnten erst nach größeren Anstrengungen bei nächstem Hochwasser am Sonntag Mittag slottkommen. Dem unmittelbar hinter Dampfer „Möve" «inkommenden Hgpagdampfer „Seattle" gelang es, kurz vor dem auf Grund sitzenden Darupter „Möve" die Anker zu werfen. Dadurch wurde eine Kollision vermieden. Von See sind bisher kein« Schiffsunsälle bekannt geworden. Sie Versorgung der Polizeibeamten Die Versorgung der Polizeibeamten regelt sich grundsätz lich nach dem Deutschen Veamtengesetz. Da aber für die Polizei- offiziere niedrigere Altersgrenzen vorgesehen sind, erhöht sich ihr Ruhegehalt lm Laufe der Dienstjahre so, daß sie bei Errei chung der Altersgrenze das Höchstruhegehalt erhalten. Als Altersgrenze gilt für Polizeileutnanle, Pollzeioberlcutnante und Polizeihauptleute das bl. Lebensjahr, siir Polizeimajore des Reichs das b3. Lebensjahr, für Offiziere höherer Dienstgrade des Reichs das 56. Lebensjahr und für Polizeioffiziere der Gemeinden und für alle übrigen Polizeivollzugsbeamien des Reichs und der Gemeinden das 66. Lebensjahr. Wird ein Polizeiofsizicr vor Vollendung des 30. Lebens jahres wegen mangelnder Eignung in den Ruhestand versetzt, so haben er und seine Hinterbliebenen keinen Anspruch aus Versorgung. Er erhält lediglich an Stelle des Ruhegehalts ein Uebergangsgeld In Höhe des Sechsfachen der Dienstbezügc des letzten Monats, das im Gegensatz zum Deutschen Veamtengesetz auch gewährt wird, wenn der Beamte aus einem von ihm zu vertretenden Grunde entlassen worden ist. Dank, nicht zu warnen und wollen niemand warnen. Keine Drohung und keine Warnung, aber eine Feststellung ist es, daß, wie in der ganzen Welt, auch wir in Oesterreich bereit sind, ge treu den Ueberlieserungen, die wir zu pflegen haben, die Kraft unseres Volkes einzusetzcn und die Freiheit unserer Hei materde zu wahren." Der Bundeskanzler kam dann auf den wirtschaft lichen Aufschwung zu sprechen, dcr sich auch in Oester reich feststellen lasse. Es sei eine Freude, so sagte er. ..daß es schon verschiedene Bezirke gibt, gerade auch in Niederösterreich, wo man heute keinen oder kaum mehr einen Arbeitslosen zählte". Schuschnigg glaubt in diesem Aufschwung erkennen zu können, daß das Ziel, das man sich gesteckt habe, wen» auch langsam, so doch sicher erreicht werde. Er appellierte dann an die Bevölkerung, bei dieser Ausbauarbeit Oesterreichs mitzu wirken, und meinte, um diese Zusammenarbeit aller zu errei chen, sei die Aktivität der Vaterländische» Front eine unbe dingte Notwendigkeit. Er fühle sich allerdings auch veranlaßt, vor Müdigkeit und Verdrossenheit, die es in Oesterreich nicht mehr geben dürfe, zu warnen. Nachdem er betont hatte, daß die Jugend von der Vaterländischen Front „in die richtigen Bahnen gelenkt werden" müsse, schloß der Bundeskanzler seine Rede mit dcr Forderung an die Mitglieder dcr Vaterländischen Front, sich nicht „auseinanderhetzen" zu lassen. F. Z. Enteritls-ZnseNlon der Enten und Enteneier als Ursache von Lebensmittelveraistunqen 7 Berlin, 6. Sept. In den letzten Jahren Ist eine größere Anzahl Lebens mittelvergiftungen beobachtet worden, bei denen rohe oder ungenügend erhitzte Enteneier als Träger der Krankheitserreger ermittelt wurden. Ein sicherer Schuh des Menschen vor einer Entenei-Infektion ist durch genügendes Erhitzen der Eier gewährleistet. Zur Aufklärung des Bevölkerung ist deshalb in einer „Verordnung über Enteneier" des Reichs- und Preu ßischen Ministeriums des Iuuern vom 24. Juli 1936 (Reichs- gesetzblatt 1. S. 630) bestimmt, daß im Verkehr bcsindliche En teneier die deutlich lesbare Aufschrift „Entenei! Kochen!" tragen müssen. Weiterhin muß an den Behältnissen, in denen Enteneier feilgehalten werden, an einer gut sichtbaren Stelle aus einem mindestens 20 cm langen und tb cm breiten Schilde die deutlich lesbare Aufschrift .Enteneier! Vor dem Gebrauch mindestens 8 Minuten kochen oder in Backofenhitze durchbacken" angebracht sein. Und schließlich ist in den Geschäftsräumen und Vcrkaufsständen, in denen Enteneier feilaehalten werden, an gut sichtbarer Stelle in der Nähe der seilgehaltenen Enteneier ein mindestens 24 mal 30 cm großes Schild anzubringen, das die deutlich lesbare Aussthrist trägt: „Enteneier dürfen zur Verhü tung von Gesundheitsschädignngen nicht roh oder weichgekocht verzehrt oder zur Herstellung von Puddings. Manonnaise, Rührei, Setzei. Pfannkuchen nsm. verwendet werden. Sie müs sen vor dem Genuß mindestens 8 Minuten gekocht oder beim Kuchcnbacken in Backofenhitze völlig durchgebackcn werden." Keine fristlose Entlassung eines städt. Angestellten bei nichtartslber Abstammung Wenn eine städtische Behörde, so heißt es in einem Urteil des Reichsarbeitsgerichts, trotz der veränderten Ein stellung, die Staat und Volk seit der nationalen Erhebung den Juden gegenüber einnehmc». drei Jahre lang keine Veran lassung gefunden hat, einen Dienstangestcllten zu entlassen, dann besteht zwar in Anbetracht der veränderten Zeitumständc keine Pflicht zur dauernden Weiterbeschästigung des jüdischen Ange stellten. eine fristlose Entlassung ist jedoch nicht zu billigen. (ArbRSamml. Bd. 29 S. 214.) Vorgehen gegen englische Pressevertreter Eine Ankündigung der irischen Regierungspartei. Dublin, 6. Sept. Wenn der Dail, das Irische Parlament, nach seinen Ferien wieder zusammcntritt, wird er voraussicht lich sofort die Haltung englischer Pressevertreter in Irland er örtern. Die „Irish Preß", dos offizielle Organ der Regierungs partei, wirft den englischen Pressevertretern in Irland vor, eine ständige Verleumdungskampagne gegen den Freistaat zu führen. Unter der neuen Verfassung habe dcr Exekutivrat größere Voll machten, aus- und inländische Zeitungen zn kontrollieren, und aller Voraussicht nach werde man von diesen Vollmachten auch Gebrauch machen. ^VewuSt dle Ernteerglebialeil niedrig gehalten" Neuer Riesenprozeß in Sowjetrußand. — Sieben Todesurteile Moskau, 6. Sept. In großer Aufmachung berichtet die „Lcningradskaja Praivda" von einem neuen Riesenprozeß, der in dcr Stadt Ostrom In der Gegend von Leningrad stattgesunden hat und der mit dem Todesurteil von sieben höheren landwirt schaftlichen Beamten abschloß. Den Angeklagten wird der Phantastische Vorwurf gemacht, daß sie „bewußt die Ernteergie« bigkolt niedriggchaltcn, Reparaturen an den Traktoren Hinter trieben und auf vlelsachc Art den Staat betrogen haben". Die große Aufmachung des Prozesses beweist, daß man gegenüber dem notleidenden Lande nach einer Rechtfertigung für die Ernährungsschwicrigkeiten sucht. Daraus ist es auch zurückzuführcn, daß sofort nach dcr Verkündung des Urteils überall Im Leningrader Gebiet Versammlungen unter dem Motto „Hunden gebührt ein Hundetod" einberusen wurden, in denen die Kolchosbauern zu einer „flammenden Gutheißung de» Urteilsspruchc»" gezwungen wurden. (I)