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Sächsische Volkszeitung : 06.09.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193709067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370906
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-09
- Tag 1937-09-06
-
Monat
1937-09
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.09.1937
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Das Tannenberg-Denkmal erhöht Rings um das Reichs ehrenmal Tannenberg sind jetzt 350 Wo Kubikmeter Bo- -enfläche bewegt worden, so daß das Reichsehrenmal auf einem 7 Meter hohen und bi» 800 Meter breiten Hügel weithin sichtbar Inmitten der ostvreuhischen Landschaft steht. — Unser Bild gewährt einen Blick auf das Reichs ehrenmal, wo ln einem der acht grohen Türme die sterb lichen ueberreste Hinden burgs liegen. Die Arbeiten sind tn vollem Gange. (Atlantte, Zandrr-M.f „Freiwillige für die sS. H.) Grindelwald, 8. September. In welcher Höl-e kann der Mensch noch arbeiten, wie lange verrichtet der Körper sachgemätz und störungs- srei die Stoffwechselarbeit? Das sind einige der Fragen, denen man am Iungsraujoch aus die Spur kommen will, wozu man jetzt „Versuchskaninchen" sür die Jungsrau bahn sucht. vom guten Gedanken zur Wissenschaft Als am 1. April 1886 ein Schweizer Redakteur in einer Zürcher Zeitung von einer elektrischen Bahn auf die Jungfrau fabulierte, ahnte er nicht, was er anregie. Als dann aber um „11 bis 1.30 Uhr nachts, Zimmer 42, Kurhaus, 27. 28. August 1883" der Industrielle Gayer-Zeller die spätere Verlaufs linie nach einer schweren Tagestour cnlwnrs, dachte auch dieser Industrielle nur daran, datz er einer „Welt von Faulen" eine große, schöne, packende Naturwelt erschließe. Gletscherwelt von oben, ein Blick Uber die großartigen Werke der Natur hin weg ... An die Wissenschaft dachte er nicht. Heute weilen ununterbrochen Forscherkolonnen aus der Hochalpinen For schungsstation Iungsraujoch. Unweit bohrt man schon die Stol len zum Gipfel des Schinx. Meteorologen und Strnhlensorscher — und neuerdings auch Aerzte und Biologen arbeiten hier Hand in Hand, wo Menschenmut vor 25 Jahren Schienen, Kabel und Laufwege zog und in die Felswand einiieß. Mit Fahrradgestell und KraftgerSt Als man vor einigen Jahren durchschaute, daß die höch sten Gipfel der Erde nur infolge der Unzulänglichkeit der menschlichen Natur noch nicht erobert wurden, baute man erst in London und dann an einigen anderen Plätzen Versuchskam mern, um das Verhalten des Menschen im Höhenklima zu untersuchen. Wie lange behält der Mensch dort die Besinnung? Wie lange kann er arbeiten? Wie weit reicht die Kraftreserve de» gesunden Menschen aus, um den Stoffwechsel so zu regu lieren, wie es für die Erhaltung des Normaibcsindens nötig ist. Das Verhalten des Menschen im Flugzeug konnte täuschen, da man keine Arbeit verrichtet und zu schnell aus steigt. Auch waren ruhige Messungen schwer. Deshalb kletterten in den vergangenen Jahren amerikanische Studenten mit Fahr radgestellen und Kraftapparaten aus die Höhen der Anden empor und strampelten hoch oben mit Gasmasken bis zur Erschöpfung, um Beobachtungsmaterial in ausreichender Menge zu liefern. Aber man hatte Einzelzissern, keine fort laufenden Versuche. Nun im Iungfraubahnwaggon Die Iungfraubahngescllschaft, die sich in sehr großzügiger Welse jeder wissenschaftlichen Arbeit zur Verfügung stellt, hat auf Anregung einer Forscherkolonne sofort ein ganzes Wagen- abtell in eine Versuchsstation nmgcwandelt. Da die Jungfrau bahn sehr große Höhen überwindet, hat man eine Möglichkeit vor sich, das Verhalten des Menschen beim Uebergang vom Tief land zum Hochland laufend zu beobachten. Die Meßapparaturen sind so in den Wagen eingebaut, daß sie wie eine Wasserwaage, wie ein Spezialkompaß dauernd ln der gleichen, für die Ge nauigkeit unentbehrjirl-en, horizontalen Lage bleiben. Neben den schwebenden Meßgeräten befindet sich ein Bett, aus das sich der Mensch, das Versuchskaninchen legen muß, um dann nichts anderes zu tun, als von der Scheidegg bis zum Iung- fraujoch zu atmen. Freilich atmet er aus einer Maske und in eine Maske hinein, d. h. man pumpt gemessene Lu t sFrisch- lüft) in die Maske und fängt die ausgeatmete Luft wieder auf. Da sich in den Lungen tue Frischluft im Sauer toffgehalt verändert und die ausgeatmete Luft mit hohem Kohlensäure gehalt sich chemisch und physikalisch anders verhält, kann man nach verschiedenen Umrechnungen gewisse Schlüsse ziehen. Man weiß nachher nämlich, wie der Verbrcnnungsvorgang im Kör per abläuft. Bergwerk« bei 8000 Meter Höhe All diese Dinge sind für die Erforschung des gesunden und kranken Körpes ungemein wichtig. Deshalb sucht man auch kirchlichen Einheit öfters fruchtbares, echt christliches Leben, das erst nach und nach widerstandslos und ganz organisch auch in di« äußere Kirchengemeinschaft hineinwuchs. Bedenklicher schon war es, daß dieses Christentum ganz aus den Kräften der Naturfrömmigkeit leben wollte und die Geschichtlichkeit und Geistigkeit der Lehr« Christi, dies« stärkste sormbildende, ge- fchichtetreibende Macht des Christentums ablehnte. Neben heiligmäßigen Gestalten, die heute noch in der Volksfrömmig keit Süddeutschlands große Verehrung genießen, gab es Kle riker, deren christliche Lebensführung ungefestigt ivar. Aus Thüringen und Hessen klagte Bonifatius dem Papste seine Ge wissensnot: wie sollte er sich zu diesen Männern, die sich Priester nannten, stellen? Entfernen ließen sie sich nicht; ja, nicht einmal entbehren konnte er st«, wenn die Seelsorge nicht einfach unmöglich gemacht werden sollte, wo keine anderen, besseren vorhanden waren; sich mit ihnen abzusinden, brachte er nicht übers Herz, so sehr ihn sein Bischof und der Papst ermahnten, mit der Not sich abzufinden, bis sie sich wenden ließe Nur langsam kam Bonifatius weiter. Das mag genug sein. Wir können all die Willkürlichkeiten solchen vermeintlichen Apostolats, das Durcheinander des Glau bens, der ivährend der Iremnission in Deutschland aufgeschossen ivar, hier nicht weiter ausmalen. In der Frage nach der Die irische Missten Iuv Frage des Arteigenen in der christlichen lverdezeit des deutschen Volkes In den Erörterungen über das Verhältnis von Deutschheit und Christentum wird die mögliche Zuordnung beider Größen oft dahin eingeschränkt, daß lediglich ein Christentum ohne Kirchengcmeinscl-aft mit dem Bischof von Rom für das Deutsch- Ium tragbar und angemessen sei. Man beruft dann gern das durch irische Missionare schon vor den Angelsachsen begründete Christentum der Germanen und spricht der durch sie geprägten Form des Christentums die größere Angemessenheit für die Deutschen zu; ja, man nennt dies« Form sogar „arteigen". Diese Ansicht von der irischen Kirche als einer Vorläuferin des Protestantismus und von der Iremnission in Deutschland als einer herrlichen, früh geknickten Blüte „romfreien" deutschen Christentums stammt nicht von heute »der gestern. Si« stammt nicht einmal von leichtfertigen Propagandisten und Publizisten. Aus einseitigen Deutungen ernster, aber leidenschaftlich prote stantisch eingestellter Forscher swie z. B. Ebrard) ist diese Meinung bis in die große Ouellensammlung der Monument« Germania« «ingedrungen, wo der Herausgeber Krusch die Lebensbeschreibungen der Irenapostel, vor allem weil von ihren Beziehungen zum römischen Papst darin öfters die Rede ivar, als tendenziöse Fälschungen kritisiert«. Aber schon Kruschs Mit arbeiter Levison konnte das ungerechte, mndeutende Urteil korrigieren. Die alte Meinung pflegt zwar auch heute noch hier und da vertreten zu werden. Aber das Urteil der Wissen schaft pflegt doch dieses zu sein: in der Tat blüht« damals in Irland ein starkes und bodenständiges Christentum, das auch bis zu einem gewissen Grade organisatorisch von Rom unab hängig war, — unabhängig aber nicht, iveil es damit eine be sondere Garantie seiner Arteigenheit hätte besitzen wollen, son- dorn weil es im organisatorischen Aufbau der römischen Kirche, der ja auch ein Werk der Zeit mar, noch gar nicht bis zur straffen Eingliederung des abgelegenen Irlands gekommen war. Wie der erste Anstoß zur Christianisierung der Iren durch die Entsendung eines Glaubcnsboten durch Papst Coelestin erfolgte, so war auch das irische Christentum der Blütezeit in der Lehre Immer seiner Uebcreinstimmung und Abhängigkeit von Rom bewußt. Wie sehr auch die irisäien Glaubensboten die Autorität des Papstes als selbstverständlich hingonommen haben, bezeugen viele Dokumente, und nicht zuletzt sogar der leidenschaftliche Kainpfbrief des jüngeren Columban an Papst Bonifaz IV-, In dem „der Hirt der Hirten", „das schönste Haupt der Kirchen Europas" beschworen wird, über die Reinheit der Lehr« zu wachen. Bei all dieser selbstverständlichen Hinnahme der Autorität Roms wurden freilich nicht alle Neuerungen, die auf dem Festland bald Platz griffen, auch auf der Grünen Insel übernpmmen. lieber die irische Sonderart bei der Osterrechnung konnte es daher später zu ausgedehnten Konflikten mit der übrigen Kirche, besonders mit der fränkischen Staatskirche kommen. So stand cs also mit der Irischen Kirche. Wenn die Unab hängigkeit von Rom als die negative Seite der „Arteigenheit" gelten könnte, so fragen wir nunmehr iveiter, inwiefern das irisäic Christentum — positiv — besonders bodenständig und völkisch geprägt war. Es mag sein, daß die eigentümlich)« Ver fassung der iriscl-en Kir<l)e mit ihrem Sclpvergewicht in den Klöstern und Klostervcrbänden unmittelbar chnknüpfte an die alte Clanverfassung des Landes. Auch Geist und Tracht der irischen Mönche mögen eine uralte Tradition der Druidenorden fortgesetzt haben. Die irischen Klöster pflegten neben der christ lichen Tugend und Frömmigkeit nicht nur antik« Sprache und Literatur sondern vor allem auch alte einheimische Weisheit UH- Kunstfertigkeit, und die irisch,« sgälischen) Sprache scheint früh auch in die liturgischen Texte eingedrungen zu sein. Slber die durch Generationen vererbte, mit Immer gleichem Gesicht austretende irische Kunst der Buchillustration ist ossenbar kop- fischen, spätantik-orientalisä)«n Ursprungs. Wie weit der Hang , um Cccmitentum und die starke Betonung des Vußgeistes be- onders volkseigne irische, keltische Art ist, läßt sich nicht ent- ä>eiden. Immerhin wird man dem irischen Christentum näch tigen können, daß es sehr eng mit dem Volkstum verwachsen, ehr tief ins irisch)« Wesen eingcgangen war. Wer aber will entscheide», ob so sehr viel tiefer als sonstwo, auch als im deut- scheu Raum, sobald es nur kräftige Wurzeln geschlagen hatte? Um auf diese Frage antworten zu können, muß man um die Triebfeder der irischen Missionsarbeit in Deutschland wissen.. Nicht der Trieb, den Heiden die frohe Botschaft zu bringen, am allerwenigsten ein solcher Auftrag höheren Orts führte die Iren- mönchc aus der Heimat in die Fremde. Das Auswandern und Heimatloswerden schien ihnen ein christliches Opfer und Gott wohlgefälliges Werk. Daß sie in heidnischen Gebieten mit Wort und Wandel zu Glaulrensboten wurden, fiel bei ihrem Wander leben nur nebenbei ab; sie sind in die Rolle des Missionars erst nach und nach Kraft der besonderen Verhältnisse hineingewachsen. Als Columban im Frankenreich an der Gewalttätigkeit König Theuderichs gescheitert war und seine Klostergründung Luxeutl verlassen mußte, von den Häschern verfolgt, da schmerzte es ihn nicht so sehr, daß er seine Mission der Erweckung in der dar niederliegenden fränkischen Staatskirche nicht erfüllen konnte, sondern daß er von der Wanderschaft in der Fremde mit Gewalt in die Heimat sollte zurückgebracht werden. Und als er später ein zweites Mal vor Teuderichs Zorn weichen mußt«, diesmal aus der Bodenseegegend, da schien ihm das christliche — wenn auch arianische — Norditalien für sein Pilger, und Eremitendasein kaum weniger geeignet als das heidnische Gebiet, wo der Pilger Columban zugleich Missionar sein konnte. Wir verstehen also, daß die „irische Mission" gar keine Mission im strengen Sinn« war. Und di« Mängel des Missions werks in der Absicht der Iren waren zugleich di« Mängel des aus ihrem Wirken erwachsenden Christentums auf deutschem Boden: es fehlt« jegliche Planung und Organisation, es war ein Wildwachsenlossen aller ungebändigten Kräfte. Während die irischen Mönche in der Heimat einer straffen kirchlichen sklösterlickenf Organisation unterstanden, ging tn der Fremde nach Willkür jeder sein« eigenen Wege, und mis diesen Wanderungen der Iren konnte keine dauerhafte kirchliche Zu sammenfassung des erwachsenden deutschen Christentums ent stehen. Die ganze Art der Iren war solcher Leistung entgegen gesetzt. Es waren eigenwillige, spannungsgeladen«, sprunghaft«, eruptive Naturen. Wer «inen Columban in seiner Propheten hasten Gröhe und Unbekümmertheit, tn seiner mystischen Tiefe und ungebändigten Glut des religiösen Empfindens vergleichen wollte etwa mit der besonnenen, nüchtern-praktischen Art, der gedänrpften, objektiven Frömmigkeit, der kindlichen gegenüber dem Papst bewiesenen Ergebenheit eines Bonifatius, der könnte schon versucht sein, tn dem Iren das ursprünglichere religiöse Genie zu sehen. Aber diese Größe der Pevson über- irug sich nicht, konnte sick gar nicht übertragen aus das Werk, aus dl« Wirkung, die ihrem persönlichen Auftreten in den deutschen Gauen folgte. Freilich sind damals viele heidnischen Germanen bekehrt worden. Aber es war immer der Eindruck der Person mehr als die Kraft der Lehre, was sie überzeugte, überwand. Ein wildwucherndes Gemisch aus alten heidnischen Vorstellungen und neuen christlichen Sitten wurde das Christen tum der Bekehrten, zusamnengehalten nur durch die Be wunderung für die Person des jeweiligen irischen Apostels. Nicht zuletzt aus den Dokumenten, die sich auf Leben und Wirken des hl. Bonifatius beziehen, missen wir, wie das Christentum der Irenmission ausgesehen hat. Daß Bonifatius eine kirchliche Gemeinschaft, ohne Abhängigkeit von Rom, ge sunden hat, die ganz nach eigenem Gutdünken wirtschaftet«, — wie er an den Papst einmal berichtet Hal —, war nicht das schlimme an sich. Es gab damals, wie wir schon andeuteten, bei dem erst fortschreitenden organisatorischen Ausbau der „arteigenen" Prägung des Christentums ist bei der Iremnission kein gültiger Rat zu holen. Es ist aber auch wider allen ge schichtlichen Sinn, der Iremnission eine größere Bedeutung zu zuschreiben. Wenn der christliche Glaub« In Deutschland mehr als eine verwehende Episode bleiben sollte, wenn das Christentum seine große völkisch)« Mission erfüllen sollte, zur Volluverdung der Deutsä>en einen grundlegenden Beitrag zu leisten, so hätte das wildwachsende Christentum der Irenzeit das niemals gekonnt. Ein Volk werden und eine völkisch)« Art im Lause der Geschichte ausprägen konnten die deutschen Stämme nur in der Hingabe an das „Reich"; die Idee des Reiches aber ist zu einem guten Teil christliche Erbschaft; und das Christentum, aus dem Idee und Gestalt des Reiches erwuchsen, ist das Christentum der römischen Kir<i>e, das Bonifatius in Deutschland organisiert«. Die Werdensgeschichte des einen deutschen Volkes aus der Viel heit der germanischen Stämme, die allein zugleich der Inbegriff einer deutschen Art ist, datiert von der Begegnung des Papst- tuins mit dem fränkischen Herrsä-erhause und von der angel sächsischen Mission her. „Das Verhältnis, das zwischen dem Papste, dem Missionar und dem sränkisäxn Fürsten zustande- kam, wurde der Moment, von welchem eine neue Entwicklung der Geschichte ausging." Die irische Mission war also so ivenig eine herrliche, fruchtversprechende Blüte romsreien, arteigenen dcutscl-gläubigen Christentums, daß sie vielmehr eine ltzefahr für di« deutschen Stämme geworden wäre, nicht mir eine Ge fahr, um den reinen christlichen Glauben gebracht zu werden, sondern auch eine Gefahr, um die sormgebeude Kraft ihrer Volkwerdung, um die Kristallisation einer eigenen de»tsck>en Art betrogen zu werden. Jungfrau gesucht!" auf der Scheidegg und über das Büro der Hochalpinen For schungsstation in Bern ununterbrochen Versuchskaninchen, die auf die schöne, auf die packende Aussicht bei der Fahrt in die Höhe verzichten und lieber in den Versuchswagen mit der Gas maske gehen. In den Anden plant man ähnliche Versuche. Sie werden nicht wenjger interessant verlausen, denn dort hat man auf der Callao-Lima-Oroya-Bahn in Peru eine Zugstrecke, die bis auf 4778 Meter emporgeht. Und noch bis 5080 Meter arbeiten Menschen in Bergwerken. Hier ist die Höhenkunde nicht mehr ein interessantes Experiment, sondern — eine Lebensfrage, die die Indianer in langsamer Anpassung zu über winden und siegreich zu bestehen versuchten. Abbruch des 4)ilsudiki-Hauses Transport nach Warschau erfolgt noch im September. Magdeburg, 6. Sept. Auf dem Magdeburger Zitadellengciände ist man augen blicklich damit beschäftigt, durch eine große Anzahl von Photo« graphischen Ausnahmen und durch genaue Vermessungen die Un« terlagen dafür zu schassen, daß das der Polnischen Kriegsteil- nchmerorganisation zum Geschenk gemachte Pitsudski Haus in der gleichen Gestalt wieder aufgcbaut werden kann. Das Pil« sudski-Haus ist ein Fachwerkbau. so daß der Transport des ge samten Materials nicht notwendig sein wird. Der Abbruch er folgt noch im Monat September. Die Ausmauerung des Fach werks mit Steinen und Puh soll neu vorgenommen werden. Alles übrige wird verladen, auch das Mobiliar, das der Mar schall seinerzeit benutzt hat. Im Einvernehmen mit der Witwe des verewigten Marschalls soll das Haus übrigens nicht in Kra kau, wie ursprünglich geplant, sondern in Warschau ausge baut werden. Es ist allerdings noch keine endgültige Entscliei« düng darüber getroffen worden, ob das PilsudskftHaus seinen Platz auf der Warschauer Zitadelle finden soll oder im Belve dere, wo der Marschall seine letzten Lebensjahre zugebracht hat- Aeberzeuater Millionenerbe ohne Aonkursinasse Münster, 6. Sept. Der 41jährige Felix Block trat noch im Gerichtssaal vor der Strafkammer in Münster so siegesgewiß auf, daß man glauben konnte, er sei selbst von den Lügenmärchen über feine Millionen erbschaft überzeugt. Obwohl er nicht einmal nachweisen konnte, wer seine Eltern waren und wo sie sich bis zu ihrem Tode auf gehalten hatten, wollte er van ihnen im Jahre 1024 bar« 400 000 Goldmark geerbt haben. Diese Summe mar aber nur eine Lappalie, gemessen an dem Riesenvermögen. das angeblich sein gleichnamiger Onkel, ein Multimillionär in Argentinien, be saß. Und ihm, dem Angeklagten, wollte dieser Onkel die rund« Summe von 25 Millionen Dollar vermacht haben Aber ml« das meistens bei den Millionenerbschaften aus dem Auslande zu sein pflegt, die glücklichen Erben kommen aus irgendwelchen Gründen an das Geld nicht heran und gründen dann Konsortien zur Hebung des-Goldschatzes. Herr Block machte zwar keine Erbengemeinschaft mobil, aber er beauftragte mit der Wahrnehmung seiner Interessen namhafte Rechtsanwälte des In- und Auslandes und pumpte sie an, nachdem er ihnen die Verwaltung des sagenhaften Ver mögens übertragen hatte Im Geschäftsverkehr mit seinen An wälten mies er zum Teil beglaubigte Unterschriften eines vor mal» berühmten Anwalts sowie Stempel und Schriftstücke einer Bank in Puanos Aires vor. Erst als der zugezogene Schrift sachverständige überzeugend nachwies, daß alle diese Unter schriften und Stempel gefälscht waren, gab der raffinierte Be trüger das Sviel verloren. Er erhielt eine Gesamtstrafe von drei Jahren Zuchthaus und. soll, da er vom medizinischen Sach verständigen als geistig minderwertig gekennzeichnet wurde, nach der Strafverbüßung in einer Heil- und Psiegeanstalt un tergebracht werden.
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