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feindlichen VSlker zum klaren Begreife» über Recht »nd Freiheit führe» omß. Di« Partei glaubt, bah die «llUerien Regierungen di« PsUchl habe», eine» »«rarligen Vorschlag nicht »h»«Vltk»sfi»n zurück- zuweise». Er auch natürlich gleichzeitig die unerlilHiiche» diplomatische» und mUltärtsche» Garantien fordern. Genf, 7. Oktober. (E i g. Drahtbericht.) Havas meldet a»s Paris: Im Verlaufe des außerordentlichen Lande»»ngresies bar Sozia- ltftenoartet, der am Sonnabend vormittag d^zann, erklärt« Lach in, der Augenblick sei gekommen, di, Ansicht der Parteien » den Frt«- dcnsvorschlägen der Zentralmacht« zu kennen. Eine achtgllebrig« Kom- inission wird die Vorschläge prüfen. Ste soll ihren Bericht in der Sitzung vom Sonnadendnachmittag vorlegen. Rückhaltlose Offenheit! Walther Ralhcnau, -er in der .«vossischen Zeitung' den deut schen Friedensschritt als übereilt bezeichnet, weil man erst Hütte die Front befestigen müssen, ehe »ran ihn tat, sagt über die ver- yrutlichen Forderungen deS Gegners: .Wir dürfen uns nicht wundern, wenn man die sofortige Räumung des Westens, wo nickt gar cinscklietzlich dcr Reichslande, verlang!. Punkt acht wird auf Herausgabe zum mindesten Lothringens, vermut lich auch des Elsaß, gedeutet. AIS polnischer Hafen kann Danzig ge meint sein. Die Wiederherstellung Belgiens und Nordsrankreichs kann auf eine verhüllte Kriegsentschädigung in der Größenordnung von 50 Milliarden h nauSlaujen." Er fragt, ob man das bei unS übersehen habe. Wir glauben das nicht, glauben aber auch nicht, daß man alle diese Bedingungen stellen wird, und noch weniger, daß wir auf ste alle eingeyen wurden, wir »l ichten >edoch bei der Gelegenheit eine Frage beant- wrrl.'n, ü:e un'^ nur dein Leserkreise gestellt worden ist. Man mein! nämlich, da« Bekenntnis deS Reichskanzler- zur Friedens entschließung des Reichstages vom 19. Juli 1917 solle die Grenze unseres Entgegenkommens bezeichnen, und findet dann natürlich einen Widerspruch zwischen diesem Bekenntnis und der Annahme der Wilsonicheii Punirle. Die Frage löst sich unseres Erachtens dadurch, daß gegenüber der Rcichstagscntschließung nun alle Vor behalte der Regierung gefallen sind, daß die Forderungen Wilsons aber weilergehen, als die FriedeilSentschließung des Reichstages, und daß der Kanzler ihnen eben dennoch zugestimmt hat- Freilich hat er sie nur als Grundlage, oder, wie es englisch heißen würde, plsttorm bezeichnet- dennoch ist so viel klar, daß wir die Erörterung über gewisse Punkte, wie z B. Elsaß-Lothringen, nicht mehr grundsoßlic " ablchnen- In der Friedensentschließung steht ja auch .ohne Entschädigungen", und doch sind wir jetzt zur Entschädigung Belgiens bereit. Ralhenau fährt fort: .Kommt jedoch die unbefriedigende Antwort, die Antwort, die den Lkbcnsraum uns kürzt, so müssen wir vorbereitet sein. Die na- ! ovale verleid gung, die Erhebung d"S Volkes, muß eingeleitet, ein Verteidigungsamt errichtet werden. Beides tritt nur dann m Kraft, wenn die Rot eS fordert, wenn man uns zurückstößt; doch darf kein Lag veriorengehen. Das Amt ist keiner bestehenden Behörde anzu- gliedern: er besteht aus Bürgern und Soldaten und Hot weite Boll macht. Erstens wendet es sich im Aufruf an das Bo!k in einer Sprache dcr Rückhaltlosigkeit und Wahrheit." Eine solche Sprache sehen wir in der Tat als ein Gebot der Stunde an, nicht nur für das etwa zu gründende Verteidigungs amt. Man kann das Aeußcrsie aus einem Volke nur herausholen, wenn cs die volle Wahrheit kennt. * Schorfe Kritik an der amtlichen Berichterstattung übt die alldeutsch orientierte „Täsi. Rundschau". Sie Ist von der jetzigen Entwicklung der Dinge völlig überrascht. .Dem deutschen Volk', schreibt ste, .wird vielfach 0aü Verständnis für die Rotwcndigkeit dieses Friedens angebots abgehcn. Ls ist von ihm überrascht worden wie von einem S culenschlag. lind daß dem so ist, zeigt, daß es nicht so unterrichtet worden ist, wie cs von ihm hält« verlangt wenden können. Auch der bulgarisch« Schlag fiel aus heiterem Himmel, obwohl dos Abkommen mit -er Entente schon Anfang Ceplcmbcr in der Schweiz vorbereitet und ab geschlossen war und obwohl die Dahnhoskämpf« in Sofia unseren Be vollmächtigten nicht, unbekannt geblieben sein können. Was hak das Verschweigen In diesen, wie In so vielen anderen Fällen genützt, was geschadet? Wir erwarten von der neuen demokratischen Regierung, daß sie hier ^Wandel schafft, rvenn ste Geschlossenheit dcS Volkes und Festigung dcr Stimmung wünscht." Der Dolksburid für Trelhelt und Vaterland ersucht uns um Veröffentlichung folgender Erklärung: .Der Volksbund für Freiheit und Vaterland wendet sich In ernster Stunde an das deutsche Volk. — Die neue Volksreg erung Kat in dem vom ganzen deuischen Volke geteilten Wunsche nach einem ehrlichen dauernden Frieden tür die ganze Menschheit den Präsidenten Wilson gehrten, die Herstellung des Friedens in die Hand zu nehmen und den sofortigen Abschluß «in«s allgemeinen Waffenstillstandes herbeizuführen. Der Erfolg dieses Schrittes hängt in erster Linie davon ab, daß «tnhelt- lichcr, fester, unerschütterlicher BolkSw llr das Vorgehen unserer ver antwortlich«, Staatsmänner stützt. Der Bolktdund für Frcihatt und Vaterland, der seit seiner Gründung stets die Forderung nach einer volkstümlichen Gestaltung der äußeren und inneren Politik erhöbe« hat, der in der Bildung einer auf d'e große Mehrheit des Reichstages sich stützenden Dvlksregierung wie in der Rede des Reichskanzlers mit Genugtuung fei» eigenes Programm verwirklicht fleht, stellt sich t» »oller, einmütiger Ueberzeugung aus den Boden der Erklärungen des KnnzterS. Im Namen aller seiner Mitglieder, die einen großen Teil der schaffenden Stände des deutschen Volkes umfassen, bekennt er sich zu dem Wort, daß Deutschland fest entschlossen und »tnig ist soevohl zu einem redlichen Frieden, der jede eigensüchtig« Verlehuitg fremder Rechte von sich weist, als auch zu einem End kamps auf Leben und Tod für den Fall, daß die Feind« ans denFrieden versagen. Sollten wider Erhoffen auch diesmal di« Friedensroünsch« des deutschen Volkes scheitern, so wird dcr Volksbund für Freiheit und Vaterland wie ein Mann hinter die Volksregierung treten, wenn st« dann das Werk der nationalen Vrrterdlgung mit der äußersten Kraft aufnimmt. Nichts Geringeres erwartet der Volksbund von der Regierung, als daß sie die gewaltigen Käste, dl« auch fetzt noch In unserem Volk« vorhanden sind, restlos für dle Verteidigung des HeimatdodenS aufbietet. — DaS ganze deutsche Volk aber, Nord und Süd, Heer und Heimat, dessen sind wir gewiß, wird in todesmutiger Enischlosienheit auch den letzten Hauch, den letzten Blutstropfen daran sehen, um setn Leden als Nation un versehrt zu behaupten. Deutsches Volk, gedenke des Wortes deines Dichters: Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre. Abg. Trimborn Staatssekretär des Innern Berlin, 7. Oktoder. Wie die .Germania' erfährt, ist Abg. Trimborn zum Staatssekretär des Innern auSersehea. Als Ver treter der NaiionaUlberalen werd« der Vizepräsident des preußischen Siaalsmmistcriams Dr. Frledb « rg in den engeren dem Kanzler deigegebeueu Kabiuettsral treten. Dieser setz« sich demnach zu sammen aus den Staatssekretären v. Payer, Gröber, Erzber ger, Scheidemana und Dr. Friedberg. Bisher war noch nicht bekannt, daß Erzbcrger dem engeren Kabinettsrak angehören würde. Die Schriftleitung. O Iustizrat Karl Lrtmbcrn wurde am 2. Dezember 18S4 in Köln geboren. Nach dem Besuche des Gymnasiums studierte er in Leipzig, München und Straßburg Rechtswissenschaft und wandte sich dann der RechtSanwaltslausbahn zu. lieber dl« Kommnnal-Polittk — er gehörte seit 1894 dem Skadtverordnelenkollegium in Köln an — kam er zur großen Politik. Seit 1896 ist er Mitglied des preußischen Landtages und d«S Reichstages und gehört als solches dcr ZcntrumSpartei an. Rücktritt des Herrn v. Waldow <2 Berlin, 7. Oktober. (Drahtbericht unserer Ber- liner E ch r i f t l e i t u n g.) Die bereits angekündigte Ver abschiedung des Leiters des Kriegsernährungsamtes, Staatssekre tärs von Waldow, wird nunmehr bestätigt. * Di« Bekanntgabe der Reichskanzlerred« i» Bayer». Der Minister deS Innern Dr. v. Brektreich hat angeordnet, daß dte Reichstags red e des Reichskanzlers Prinzen Max sofort inollen bayrischen Gemeinden angeschlagen wird. * Prinz Max von Bade» wird, wie uns aus Karlsruhe gedrahtet wird, infolge seiner Ernennung zum Reichskanzler aus der badischen Ersten Kammer ausscheiden. Die Präsidentenstelle wird daher neu zu besehen setn. Der Großherzog wird voraussichtlich den bisherigen ersten Vizepräsidenten Geh. Rat Dr. AlbertBürklin zum Präsidenten der Ersten Kammer ernennen. , . * Der frühere Reichskanzler Graf HerMng ist gestern vormittag auf ber Durchreise nach Ruhpolding in München eingetrosfen. Auf dem Hauptbahnhof hatten sich StaotSminister von Dandl und mehrere Herren des Ministeriums des Kgl. Hauses und des Aeußern ein gefunden. * An den ausscheidcnde» Minister für Hanbel und Gewerbe hat ber Kaiser nachstehendes Handschreiben gerichtet: Mein lieber Staatsminister Dr. Sydow! Nachdem ich Ihnen die nachgcsuchte Entlastung aus dem Amte als Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe durch Erlaß vom heutigen Tage in Gnaden erteilt habe, kann ich es mir nicht versagen. Ihnen für die hervorragenden treuen Dienste, die Sie in Ihrer langjährigen erfolgreichen Tätigkeit im Staatsdienste mir und dem Vaterlande mit aufopferungsvoller Hingebung geleistet haben, meinen königlichen Dank auszusprechcn. Als Zeichen meiner Anerkennung und meines Wohlwollen- habe ich Ihnen den hohen Orden vom Schwarzen Adler verliehen, dessen Abzeichen Ihnen hierncden zugehen. Ich ver bleibe Ihr wohlgeneigter König Wilhelm, ft. * Der nächste sächsisch« Landto» wirb sich wtodenu» mA ber Aenderunades Wahlrechts befassen. Dte syzialbemokravsch« Fraktion der Zweiten Kammer hat i» gemeinsamer Beratung mit de« Vorstand ber Sozialdemokratischen Partei Sachsens und de» Bezirks vorstand gestern beschlossen, an bte Regierung das Ersuchen ,» richten, den Landtag sofort «lnzuberusen und dte Wahlrechtsfrag« v» Sinne der bekannten sozialdemokratischen Forderung schleunigst zu erledigen. Ebenso soll ber Landtag baldigst Maßnahmen für den Aebergang in -l« Frledensverhältntss« treffen. * Die unsirurtgsie» Gerüchte gehen, wie wir Berliner Blättern ent nehmen, in den letzten Tagen wieder durch Berlin. Sie beziehen sich diesmal im wesentlichen aus die Prophezeiung von angeblich gesetz- gederischen Maßnahmen ber Reichsregierung aus finan ziellem Gebiet«. Ein« besondere Rolle spielt dabei die Behaup tung von der bevorstehenden Beschlagnahme der Bankguthaben. Ob wohl dieser Unsinn sich eigentlich von selbst richtet, sei hier noch einmal ausdrücklich gesagt, daß derartige Maßnahmen selbstverständlich wede» mittelbar noch unmittelbar geplant oder auch nur erwogen werden. (2 In der preußischen Wahlrechisfrage ist, soweit daS Herrenhaus in Betracht kommt, noch nicht dos letzte Wort gesprochen. Es besteht begründete Aussicht dafür, daß das Herrenhaus di« Alters zusatzstimme fallen lassen und auch so,.st weitgehende Aende- rungen in den Wahlgesetzen vornehmen wird, und daß di« so geändert« Vorlage, wenn sie wieder an das Abgeordnetenhaus gelangt, dort der Verabschiedung durch eine starke Mehrheit, die von der Sozialdemo kratie über Fortschrittler, Nakianailibrrale und Zentrum bis tn bte Reihen der Konservativen hineingehr, sicher ist. Die Aügem. Ev.-lulh. Konferenz hielt am 24. und 25. September, zur Erinnerung an ihre erstmalige Tagung im Jahre lZtz8, tn Han nover, der GcburlsstStte der Konferenz, eine sehr befriedigend ver laufene Gedächtnisfeier ab. Der Gottesdienst mit der Predigt deS ersten Vorsitze-den Geh. Kirchenrats D. Ihmels auS Leipzig erfreute sich eines stärken Besuches, und der Adendvvrtrag des Professors D. Prenß auS Erlangen über .Fünfzig Jahre luth. K rche" fesselte eine zahlreiche Zuhörerschaft im Saale des Lyzeums. Zu längeren Ver handlungen traten am folgenden Tage der Vorstand und dte Engere Kon ferenz zusammen. P. Hübener gab einen eingehenden Bericht über die verflossenen fünf Jahrzehnte, D. Käst an sprach über .Kirche und Staat" und P. Pauli behandelte das Thema: .Di« Kirche und der Religionsunterricht". * Deutsch-schweizerische soziale Verhandlungen. Als Abgeordnete des schweizerischen Bundesrates für die Verhandlungen mit der deu'.- schen Regierung zum Zwecks einer Verständigung über die Behandlung der beiderseitigen Staatsangehörigen in der sozialen Verbesserung sind Staatsrat Dr. Ustcrie, Piäsidenk des Verwaltungüratcs der schweizerischen Unsallversichevungc.onstalt Luzern, Dr. Rüfen acht, Direktor des Landarztes für scziale Ver sicherung in Bern, und der Direktor der schweizer schen Ilnsalloersichs- rungSanstalk in Luzern Traut bezeichnet worden. Die rumänische Sphinx Unterredung mit dem Ministerpräsidenten. S Berlin, 7. Oktober. (Drahtbericht unserer Berliner, S ch r i f l«i t u n g.) Der Bukarester Vertreter des .Berl. Tagcb." Dr. von Schmidt-Pauli halte dieser Tage eine Unterredung mit dem rumänischen Ministerpräsidenten Marghiloman. .Glauben Sie", sagte Marghiloman im Hinweis ans die Gerüchte über seine Rück- krittsabsichten und Unruhen im Lande, .ich säße in Bukarest und ließe den König allein in Bicaz, wenn in Jassy oder sonst irgendwo daS Ge ringste zu befürchten wäre? Nie war das Land ruhiger. Selbst tn Betzaradien, wo alles unterminiert war, wendet sich alles zum Guten, da die Bauern sich mit dem Großgrundbesitz aussöhnen. Mit dem König, bei dem ich noch vorgestern gespeist habe, bin ich in allen Punkten ein'g. In der Moldau sind Leute, die nichts zu tun Haden, zu einer wahren Fabrik von Gerüchten geworden. Man kann den Lag mit -er Frage beginnen: .Welche neue Lüge ist heule geboren worden?" Marghlloman fuhr fort, er fühle sich stark genug, Rumänien vor feder Strömung von außerhalb, besonders aber vor dem Uedergreifen von maximalisiischvn Einflüssen aus Rußland, oder Bulgarien zu beschützen. Weiter äußerte Marghiloman setn Be fremden über die tadelnden Worte deS bisherigen Staatssekretärs von Hintze, die er nicht begreife, und erklärte, er sei sich bewußt, durchaus loyal gegen die Mittelmächte gehandelt zu haben, während die Politik unter seiner Führung rasch« und gründliche Arbeit geleistet habe. Zum Beweise seiner Loyalität zeigte Marghiloman mir eine Depesche, tn der die sofortige Durchführung österreichischer Divlfloickn, die auS der Ukraine noch Bulgarien streben, anordnete. Den Friedens vertrag selbst hofft er in etwa 14 Tagen zu ratifizieren. Der Berichterstatter fügt noch ein paar Worte über die Stimmung in Rumänien an: .Zu sagen, ob di« Stimmung tn Rumänien gegen uns sich in der letzten Zeit verbessert oder verschlechtert hat, ist allerdings nicht ganz leicht. I» der Moldau wird natürlich gegen uns agitiert. Die führenden Politiker sind jedoch stark genug, um diese Treibereien nicht zu einer Gefahr für dos Land sich entwickeln zu lassen." Ludwig Wüllner Vor einigen Wochen ist Ludwig Wüllner scchzia Jahre all ge worden. Es gab gestern manchen Augenblick, wo man sich mit Staunen eines solchen Lebensalters erinnerte und nur widerwillig daran glauben mochte, daß diese ungebrochene, feste Mannesstimme aus dem Munde eines Sprechers kam, der dem Grctsenalter nickt mehr ferne steht. Schade, daß nicht auck an des Antonius' Fonnnre-c zu prüfen war, wie nahe dieser Sechzigjährjgc noch dem Jüngling steht. Für Shakespeare war Im Programm eine Gruppe Docthcscher Lyrik eingetreten. lieber vertraute Aufgaben, Schillers berühmte Rhetorik, die E'nleitunasjzcnc vom zweiten Teil des .Faust" und di« Lyrik GoelbcS, führt« Wüllner diesmol zu einem lebenden Dichter bin, zu der Legcnoe von Rosa Zenoch, der kleinen Galizierin. (Wüllner nur- die Dichtung in dcr nächsten Woche In Berlin als Melodram vortragen tn einer Komposition von Paul Scheinpflug. Die Legende eignet sich ausnehmend dazz.) AuS .Des Michael Schwert los vaterländischen Gedichten" von Albrecht Schaeffer stammt dic-s« Kriegslegende der zwölfjährigen Samariterin, di« würdig wäre, die Schutzheilige des Genfer Roten Kreuzes zu heißen. Eines der wenigen Kricvsgsdicht«, die wir heute noch und gerade jetzt ertragen mögen. Wie Wülln«r gestern zweimal das Mort .Frieden" autsprack, wir- von vielen, di« zohört«n, auch in der kommenden Zeit nicht vergessen werden können. DaS Gütige in der Stimme und im Antlitz dieses jungen, alten Mannes umschmeichelte daS rührende und leuchtende Schicksal der kleinen Kriegt- »nd FrledenShciligen mit einer h'nreißenden priesterlichen Mild« un führte sie im letzten Stück, das seltsam an Rilkes .Marienleben" an klingt, tn ihre Glorie ein, die auch ob re Begleitung voller Sphären musik war. Zum Schluß gab Wüllner Andersens Märchen von -er lebendigen und der künstlichen Nachtigall des Lhincsen-Kaisers mit begleitender Musik von Wintcririh. Andersens sreundliche-r, streckenweise aber etwas dünner Humor, ist nicht ergiebig genug für ein so langes Vortrogsslück. Mir schien eS gestern, als verschwende sich Wüllner daran. ES blieb vnr die Freude an -er jungenhaften, guten Laune, die auS seinen Augen and seiner Stimme bricht. — Aber, um zn wissen, wieviel -lese Stimm« vermag, braucht« man nur di« Zugabe -er ersten Hälfte, Goethes .Pro metheus', zu hören. DaS war der Titan, der Feuerspendcr, und war der Enkel westfälischer Dauern von unzerstörbarem Erdcntrotz. Di« Gestalt ein«S alten Landmannes, der hlnter dem Psluge schreitet wie «in König, dem «ine zarte Echweißdahn von der Schläfe herabrinnt. Und ein Drohen und Lachen in der Stimm«, um auch Götter schüchtern zu machen. Das seltsamste aber: dieser Prometheus ist wirklich nicht allein, er zwingt di« Vorstellung auf. daß in den Lüsten -er grollende Zeus fick dem Trotzigen machtlos entgegendäumt. Tollkühner Mensckcnstmz wachs an der Gegen- »»art des feindlichen Gottes. N O. ft. Sonate»ade«d von Gertrud Rosenfeld »nd Conrad Glems». Drei halbe Stunden, drei Kammermuflkwerk« und, den Blüthner mitgerechnct, beet Personen. Mit Begeisterung wurde musiziert, mit Dank alles ent- gegen- und ausgenommen. Vornehmlich von den, in der Mehrzahl vor handenen Damen, di« sa srrundlicherwcise mehr mit dem Herzen als he« Verstand« kritisieren. Fräulein Gerlrvd Rosenfeld und Herr Tonrad Giemsa zeigten sich recht brav eingespielt. Freude am eigenen Tun vermochte nicht immer manche technische Mängel der Ausführung und das Fehlen mannigfalt ger dynamischer Abstufung zu verdecken. Der oder jener Hörer hätte sicher und gcw'tz ganz gern auch «ine bewußtere Vorstellung des stilistischen Unterschiedes der drei großen Alimister Händel, Mozart und Beethoven empfangen, also d«s Erstgenannten D-Dur-Klavier-Violinsonate etwas strenger und größer gefaßt erwartet. Und die folgende Mozartsche B-Dur-Sonate (454 K.-V., d. h. in diesem Falle nicht .kv ", sondern Köchel-Verze'chniS) hörte man früher schon wohl wärmer Intoniert und im Figurenwrrk vergeistigter. Im ersten Satze der Kreuzer-Sonate Beethovens vergegenwärtigten beide Spieler zuweilen einen ziemi ch harten Kampf wider die Materie. Aber sonst wai s recht hübsch und ansprechend, und im Variationcnsahe geriet ihnen das meist- sehr musikalisch. Das Finale zu hören mutzte dcr Chronist sich der Moikühle 'm Auguste Schmidt-Saale halber versagen. Denn wessen Herz mag sich ergötzen, dessen Gebein friert? Prof. Eugen Segnitz. Ein sran. ösischer Nachruf für Max Dauthcndy. Henri Guil- beaux veröffentlichte unter dem Titel .Das tragische Schicksal eines deutschen Dichters" in der Nummer vom 19. September der in Gens erscheinenden schweizer schrn Zeitung .La Feuille" einen Nachruf auf Max Daukhendey, wa es u. a. heißt: „Einer der entzückend sten Dichter des heutigen Deutschland ist unter wahrhaft tragischen Um- ständen gestorben, und obgleich er die Schrecken des Krirgcs. an dem er nicht teilr.ahni, n c! t gekannt t>at, war er eines scner Opsrr des Krieges die man gcwöbr.lick ignoriert. Sein Geschick ist uns durch seine Berühmtheil bekannt geworden. . . Wenn Dauthcnden ein Offizier oder ein rins.ußrrichcr Politiker und Alldeu.scher gewesen wäre, hätte man die Strenge der englischen Regierung begriffen. Ader Daukhendey war ganz einfach ein Lyriker, der manchmal an Novalis erinnert, und ein köstlich impressionistischer Erzähler.' Erstausgabe» deutscher Dichtung. Bei Paul Graupe in Berlin kommt am 28. und 29. Oktober eine kostbare Sammlung von Erstausgaben dcr deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts zur Versteigerung. Besonders reich Ist die Abteilung Goethe ver treten. linier d?n G.-sa nlausgabcn d-r Goe'hescken W^rkc ist vor allem die d r .Schriften" (Le pzig, Göschen, 1787—90) und der .Neuen Schriften" (Verl n, 1i rger, 1792—1SOO) In gleichmäßigen, schönen Ganz lederbänden mik dem Dalbergschcn Exlibris zu nennen. Ein Gegen stück ist die .Ausgabe lchter Hand" der Werke, alle 60 Barde in dcr sogenannten Grzßoktavnnsgabe- Von den Einzelausgaben findet man die Erstausgabe des Goetz' und des .Werther". Von Schiller sind die ersten Ausgaben der .Ränder", deS .Don CarloS" und des .FieSko" vorhanden. Besonders hervorzubeten ist die von Schiller noch selbst begonnen: Gesamtausgabe seines Theaters in einem Ab züge auf Schreibpapier mit den Kupfern und Ebr. Fr. Nicolais Buch zeichen. Lessing isi durch die .Schriften", Wieland durch ein fast vollständiges Eemplar seines .Teuiscken Merkur", Bürger mit -er Erstausgabe feiner Gedichte, Claudius mit den sämtl chen Wer ken des , ^«bäo»ck«r Voten', La vater durch die .Physiognomischen Fragmente" vertreten. Aus der romantischen Schule sind die Erst ausgaben Ach m von ArnimS, BrenIanoS, L. T. A. Hoffmanns vor handen. Eine Sondergruppe bilden die Schatkenrißsammlun- gen und Stammbücher auS dem 18. Jahrhundert, mit Bildnissen von Goethe, Lavater, Lessing, Lhodoroiecki, Kotzebue u. a., and Ein tragungen von Goethe, Herder, Wieland, Lessing, Kästner, Käthchen Schönkopf. - »1. .Das literarisch« Echo", Halbmonatsschrift sttr Literaturfreund«. (Begründet von Dr. Josef Ettlinger. Herausgegeben von Dr. ENrst Hetlborn.) Verlag: Egon Fleische! tk L o., Berlin W. S. Gas 2. Oktoberheft ist soeben mit folgendem Inhalt erschienen: Guido K. Brand: Fronttheater; Theodor Heuß: Isolde Kurz; Fedor vonZobeltitz: Der Verfasser der .Vierzig Jahre"; Friedrich Kluge: Das Hildebrandslied; Arthur Luther: Das Krl«gsb»ch des Philisters; Karl Müller-Rastatt: Neue nieder-euksche Bücher. Ferner Echo der Bühnen, Zeitungen, Zeitschriften und des Auslandes. Kurze Anzeigen — Notizen — Nachrichten — Büchermarkt. Ein LutherreNes in Breslau. Ein Lutherrelief wird am kommenden Reformationstage, 30. Oktober, über dem seitlichen Südportal der Bres lauer Barbarakirche angebracht werden. Der Entwurf zu de» in Eisen gegossenen Bildwerk, daS in einem halbkreisförmigen Rahmen den Kops des Reformators und darunter die Jahreszahlen 1517 und 1V17 ausweist, stammt von dem Breslauer Bildhauer Rodert Bednoxz, -er mit dcr Ausführung des Modells auf Grund eines engeren Wettbewerbs mii zwei anderen Breslauer Künstlern von der Gemeinde beauftragt worden ist. * .Sprache der Erde" betitelt Adele Gerhard ihren jüngst jhel Morawe L Scheffelt, Berlin) erschienenen Novellenzyklus. 2n dter kleinen Dichtungen sucht sie den Leser mit der Psyche ihrer Frau<n- gcstalten — diese erwecken vornehmlich ihre künstlerische Teilnahme — vertraut zu machen. Am ehesten ist ihr dies in der ersten, noch »vr dem Kriege enistandene» Erzählung .Di« Hand Gottes" gelungen. Weniger überzeugend wirken di« übrigen Stücke, wiewohl sie ,aus d?n Erschütterungen des Weltkrieges wuchsen". Die Situationen erscheinen zum Teil gesucht, wie das Verhältnis Trauks und RetnerS in dem .Mag des Lebendigen", die Sprach« oft manieriert, nach originellem Ausbrnch suchend, so vor allem ln der Litclnovelle. Besonders dte .Sprache her Erde" erscheint der deutschen Sprache und ihrer sinngemäßen 4>n. Windung arg entfremdet. In ihr finden sich Bilder, schmückende Ml- wörter, Neubildungen, die der Phantasie des Lesers Unmögliches ger- muten: .Mit einem gehe.men Schrei faßt« dieser wortlose Kummer »» Marheines Seel«, rührte ganz nackt an sie wie ein Stück ihrer eigene» Haat." Da ist von .grasigen Wiesen", von .ungesprochenen Stunden", von dem .trennenden Ewigkeitsmale in der zerschlagenen Seele', »»» .schattenster Umschlosienheit" die Red«. Daß auch der gutwillige Loser soick« Phrasen aus dem Zusammenhänge als störende Elemente herauS- reißt, mag dcr D.chkerin eine freundlich« Mahnung sein, Ihren Bildern und Gedanken einen sprachlichen Ausdruck zu verlelhrn, der einen M- grlrübten Genuß verbürgt. Dr. M. jß.