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Getrmd die Grofze / Dis zum 13. Jahrhundert hatte lm Helligenkalender der römischen Kirche Deutschland ebenso viele Heilige aufzuweisen wie andere Länder. Mit dem 13. Jahrhundert, als das deutsche Kaisertum zerfällt, ändert sich dies plötzlich. Seitdem zählt Deutschland nur noch einen geringen Bruchteil von kano nisierten Heiligen im Vergleich zu den romanischen Ländern. Schon das 13. Jahrhundert weist nur zwei ausdrilchlich kanoni sierte deutsche Heilige auf, Elisabeth von Thüringen und die hl. Hedwig von Schlesien. Schuld an dieser Tatsache ist eine gewisse Interessenlosigkeit der Deutschen gegen über ihren großen religiösen Gestalten, an denen an und für sich die deutsche Nation nicht ärmer ist als andere. Zu diesen großen Heiligen, an denen das deutsche Volk Dankesschuld abzutragen hat, gehört auch die hl. Gertrud van Helfta. Sie gehörte keinem fürstlichen Geschlecht an und so hat sich denn auch kein dynastisches Interesse um ihre Kanonisierung bemüht. Infolge ihrer hohen Geistesgaben ge wann sie gleich Albertus, dem größten deutschen Theologen, den Beinamen die Große. Sie ist Landespatronin, allerdings nicht in einem deutschen Staat, sondern in Peru. Es gibt eine große Gortrudenliteratur, allerdings zum größten Teil in französischer und spanischer Sprache. In Deutschland hat sich besonders der Bencdiktinerorden ihrer Verehrung und der Ver breitung Ihrer Werke angenommen. Er feiert ihr Fest auch mit einem besonderen Offizium. Das Alostes Helfta Jährt man von Eisleben mit der Eisenbahn oder mit dem Auto nach Halle zu, so kommt uns als erste Ortsclmft das Dors Helfta entgegen. Ein waldiger Ausläufer des Harzes, der Horn- burger Sattel zieht sich im Süden entlang, nach Norden und Osten erstreckt sich eine fruchtbare Ebene zum Süßen See, jen- seits dessen wieder mit Obstbäumen bestandene Helle Hügel auf tauchen. Ueber dem Dors liegt ein stillgelegter Kupferschacht, der Hcrmannschacht, über den noch höher sich die waldbestandene Kuppe des Hausberges erhebt. Weit sä,weist von dort der Blick über das Mansfclder Land, über die Kirchtürme der Stadt Cis leben, die dunkelblauen Schlacken- und Schiefcrhalden bis zu den Wäldern des Harzes. Das Dorf Hclfia liegt in Gärten und Obsthaine eingebettet mit den weißgctiinchten meistens aus Schlackensteinen erbauten Häuschen seiner Enwohner, die dem Bergbau oder der Landwirtschaft nachgehen. Dieser freundliche Ort, der sich heute durch nichts von den andern Dörfern des Mansfelder Landes unterscheidet, kann auf eine große Vergangenheit zurückblickcn. Er ivar Sitz eines Gaugerichics. Seine Burg wird bereits um 966 im Hersfelder Zehntverzoichnis erwähnt. Kaiser Otta 7., Kaiser Otto 17., Bi- lckof Bernhard von Halberstadt und Bischof Tbietmar van Mer seburg haben in seinen Mauern geweilt. Helfta war Sitz eines Crzpriesters und besaß vier Kirchen. die"Rädegnndis- oder Mer- trudenkirche, die Gumpertkirche, die noch heute erhaltene Ge- argskircke und die Marienkirche des Cisterzienserinnenklosters. Hauptsächlich dem letzteren verdankt Helfta seinen Weltruf, der sogar bis zu Dante nach Italien drang. Das Zisterzienserinncnkloster war ursprünglich eine Fami- liengründuna der alten Linie der Mnnsfelder Grafen, die im männlichen Stamm 1229 ausltarb. Das erste Kloster, das zu nächst unter der Leitung der Witwe des Stifters, Graf Burchard, Gräfin Elisabeth, einer geborenen Gräfin von Schwarzburg, stand, befand sich dicht bet dem Schloß Mansfeld Es wurde dann, da die Nähe der Burg störend ivar, nach Rothardesdorf, einem setzt wüsten Ort zivischen Helbra und Eisleben verlegt. Dort herrschte aber Wassermangel, und deswegen beschloß die zweite Aebtissin, Gertrud von Hackeborn es mit einem Vor werk ihrer beiden Brüder Albrecht ind Ludwig in Helfta zu vertauschen. 1258 zogen die frommen Nonnen in Helfta ein. linier Gertrud von Hackeborn erlebte das Kloster seine große Blütezeit. Es hatte eine berühmte Mägdleinschule, unter Lei tung der Sangesmeislerin Mechthild von Wippra. Die -fahl der Nonnen stieg bald bis aus hundert. Der gesamte Adel der k,inliegenden Gegend sandte seine Töchter mit Vorliebe nach Helfta. Stiftungen und dadurch bedingter Wohlstand änderten nichts am frommen Sinn und am religiösen Leben. Drei seiner Insassinnen haben ihren Nomen in die Geschichte der deutschen Mystik eingeschrieben. Mechthild von Magdeburg mit ihrem in niederdeutscher Sprache geschriebenen Buch „Flie ßendes Licht der Gottheit", Mechthild von Hackeborn, die Schwester der Aebtissin Gertrud, die Verfasserin des „Bu ckes der geistlichen Gnad e", die von der Kirche als Se lige verehrt wird, und die große hl. Gertrud, die Verfasserin des „Gesandten der Göttlichen Liebe" und der „Geistlichen Uebunge n". Herkunft und Lharakt«» Gertrud ist am 3. Januar 12KS geboren, aber über den Ort ihrer Geburt, ihre Herkunft und Eltern wissen wir nichts. Sie ist wahrscheinlich mit fünf Jahren als Waisenkind in das Kloster Helsta gekommen und hat dasselbe nie wieder ver lassen. Ihre Schriften verraten eine gute Erziehung in Latein, Theologie, in der Kenntnis der Kirchenväter, der Heiligen Schrift und der Liturgie. Die beste Quelle ihres Lebens sind ihr« Schriften, wobei zu beachten ist, daß das erste Buch ihres Line reli-iose Gestalt au» dein sS. Jahrhundert „Gesandten der Göttlichen Liebe" nicht von ihr selbst verfaßt, sondern nach ihrem Tode von einer ihr nahestehenden Person den vier andern Büchern zugefügt ist. Gertrud berichtet, daß mit dem 27. Januar 1281 ihr inneres geistliches Leben begonnen habe. Sie war also damals 25 Jahre alt. Sie berichtet, daß sie vorher „wie eine Heidin gelebt habe". P. Ansgar Volmer meint, daß dies „ganz gewiß eine fromme Uebertreibung sei". Das stimmt allerdings gar nicht zu der keineswegs übertriebenen, sondern bei aller mystischen Innig keit sehr natürlichen, offenen und gegen sich selbst immer sehr ehrlichen Art, die uns aus den Schriften der hl. Gertrud ent- gegenieuchtet. Auch ivar die hl. Gertrud zweifellos eine sehr differenzierte, körperlich und seelisch durchaus sensible Persön lichkeit, deren ganzes Leben ähnlich wie bei der hl. Theresa von Avila ein Kamps gegen die eigene körperliche Schwäche mar. Sie ist Mitte November 13V2 im Alter von 48 Jahren ge storben. Bei der hl. Gertrud sinken wir wie bei den beiden Mechthilden die Verehrung des Herzens Jesu. Diese Hcrz-Icsu- Verehrung trägt aber keinerlei süßliche und sentimentale Züge. Das Verhältnis zu Christus und seiner Gnade ist bei ihr so zentral daß Größler und Preger in seiner „Geschichte der deut schen Mystik" die HI. Gertrudis als Vorläuferin des Protestan- Wir erinnern uns an die ersten Frühlingswochen dieses Jahres, namentlich an die zweit« Februarhälfte, den März und an Teile des Aprij, deren Wettersorm katastrophal schlecht war. Standen doch im März weite Laivdgebiete Mittel- und West europas, insbesondere der Ebene, unter Wasser, da es Tag siir Tag Dauerregen gab. Erst im späteren Verlauf des April be gann dieser unheilvolle Witterungscharakter sich zu ändert und zur allgemeinen Ueberraschung plötzlich in die gegenteilig« Wet terform, nämlich in überwiegend heiteres und trockenes Wetter bei schnell steigender Wärme überzugehen. Mit dem 1. Mai be gann, gewissermaßen als Entschädigung für das ununterbrochene Schlcchtwetter der Vormonat«, eine erheblich beständigere Wit terungsperiode, die nur ganz kurz von Regentagen getrübt wurde und bereits in der ersten Maihälste Hochsommcrwctter brachte, wie man es für gewöhnlich erst im Juli und August erwartete Der außergewähnliä)« Reichtum an Sonnenschein — der langjährige Durchschnitt wurde im allgemeinen um 5N Prozent überschritten — der im gesamten westlicl-en, mittleren und nörd lichen Europa seit mehreren Wochen zu verzeichnen ist, hat sich mit einer Ueberhitzung der bodennahen Atmosphäre verbunden, die alle „Durchschnittstemperaturen" unserer gemäßigten Jone über den Haufen wirft und buchstäblich ein« Umschaltung auf subtropiscl)« Werte mit sich bringt. Während für die Wende Mai—Juni in Mittel europa ein« Tagesmitteltemperatur von 14 bis 16 Grad als nor mal gilt, überschritt sie in diesem Sommer bereits Ansang Mai diese Höhe, um während der letzten Wochen ständig zwischen 22 bis 26 Grad sich zu bewegen. Die Durchschnittstemperatur des letzten Maidrlttels und der ersten Iunidckade lag mit 21 Grad sechs Grad über normal und entsprach der Normaltemperatur von Sizilien. Sie hat damit nicht nur die normal zu erwartende Wärm« der Hundstage um fast drei Grad geschlagen, sondern auch die ausgeprägten Wärmewellen der Sommer 1934 und 1835. Aus der Tatsache, daß in den letzten Wochen schon mehrere Male Tropentage mit Höchsttemperaturen von 33 bis 37 Grad in West- und Mitteleuropa beobachtet worden sind und zum Teil Rekordhitze verzeichnet wurde, wie sie seit 75'Jahren nicht gewesen ist. geht gleichfalls die ungewöhnlicl)« Wärme des bis herigen Sommers hervor. In diesem Zusammenhang ist eg von Interesse, festzustellen, daß es auf der .zzriinen Insel" Irland, die sich durch besonders Kühle Sommer auszeichnet, bisher 5 Grad zu marin war. Frank reich hat einen Wärmeiiberschuß von 7 Grad, Skandinavien von 4 Grad, dagegen sind di« Wärmetemperaturen Siideuropas un gefähr normal geblieben. Insgesamt ergibt sich - eln« Verschiebung der subtropischen Wärmezone um etwa 1060 Kilometer nordwärts nach Mitteleuropa und der sonst für Mitteleuropa normalen Wärme um weiter« 1666 Kilometer nordwärts nach Skandina vien. Allerdings verbanden sich mit dieser ununterbrochenen und übernormalen Hitze zahlreiche gewitterhafte Fronten, die zwar nicht das sonst übliche länger anhaltende Schlechtwetter nach sich zogen, lm einzelnen aber In allen Ländern unwetter artigen Dharakter aufwiesen. Die diesbezüglichen Statistiken .aus den vergangenen Wochen weisen nicht nur zahlreiche ver hängnisvoll« Wolkenbrüche, sondern auch ein« auffallende Höhe und Form der Gewltterelektrlzitiit auf. Diese Erhöhung be obachtet man in allen west-, mittel- und nordeuropäischen Län- tismus In Anspruch nehmen wollten. Gewiß betont St. Ger trud stärker die Macht der göttlichen Gnade als die Verdienst lichkeit guter Werke, gegen deren Veräußerlichung sich ja mit Recht die gesamte Mystik des späten Mittelalters wandte. Aber von den großen Mystikerinnen Deutschlands ist St. Gertrudis wohl die am wenigsten subjektive, weil ihre ganze Mystik ge tränkt wird vom Geiste der Liturgie. Daher auch die besondere Verehrung, die sie heute im Bcncdiktinerorden und am stärksten In der ganz liturgisch eingestellten Beuroner Kongregation ge nießt. Sie. die insoige körperlicher Krankheit oft verhindert ist. am feierlichen Gottesdienst und an den Tageszeiten teilzu nehmen, lebt ganz in der Liturgie und in den Mysterien, welche die Liturgie verkörpert. Daher auch ihr in der damaligen Zeit nicht selbstverständliches Eisern um die öftere Kommunion, daher auch ihre besondere Art der Marien- und Hciligenver- ehrung, die ganz im Sinne der Liturgie die Heiligen nicht um ihretwillen, sondern um Gottes und Christi willen preist. Vierzig Jahre nach dem Tode der hl. Gertrud wurde das Kloster Helfta unter die Mauern von Eisleben verlegt, wahr scheinlich wurde damals auch der Leib der hl. Gertrud mit übertragen. Das Kloster in Eisleben wie das alte Kloster In Helfta ging in den Stürmen des Bauernkrieges und der daraus folgenden Säkularisation zugrunde. Ans den Fundamenten des Eislebener Klosters und damit wahrscheinlich über dem Grabe der hl. Gertrud erhebt sich jetzt die katholische Kirche St. Ger- trudis in Eisleben, der Lutherstadt. Am stärksten aber lebt der Geist der hl. Gertrudis in ihren mystischen und aszetischen Schriften fort. dern. 75 Prozent aller in den letzten Wochen herauszichenden Gewitter entwickelten sich zu Schivergewittern. Wenn man die Weiterentwicklung von einer Wissenschaft« lichen Warte aus wertet, läßt sich siir einen großen Teil Europas die charakteristische subtropisch-kontinentale Wettersorm feststellen, die in dem eigenartigen Vorherrschen der Extreme ihren Ausdruck findet. Bekanntlich zeigt das kontinentale Klima, wie es zum Beispiel Osteuropa ausweist, die Neigung, von einem Extrem ins andere zu wechseln. Dieser Kontinental charakter des Welters besteht seit einigen Wochen in ganz Europa. Der siir West-, Nord- und Mitteleuropa charakteristische ozeanische Typ ist im wesentlichen ausgeschaltet worden, an Stelle des vorherrschenden Einflusses atlantischer Tiefs und damit verbundener kühler und feuchter Seewinde ist eine Ten denz zu Hochdrncklagen getreten, die nur ganz vorübergehend ozeanische Seeluftmassen im Original zur Wirksamkeit kommen läßt. Man bann von einer Verschiebung des subtropischen Hoch- druckaiirtels in Form des Azorenhochs nordwärts in den Raum von West- und Mitteleuropa sprechen und damit von einer Nordmärtsverlagcrung subtropischer Klimasormen nach Norden. Bezeichnend für di« extreme Neigung in den Wettersorm«» mar zum Beispiel auch ein Kälteeinbruch zu Anfang des Juni. Damals verursachte eine Umlagerung der maßgeblichen Hoch druckgebiete nach Westeuropa und eine sturinwirbelartige Energiezunahme eines gewitlerhasten Tiefs über ganz West- nnd Mitteleuropa einen Einbruch arktischer Kaltlust nach Süden, so daß ein Temperaturrückgang eintrat, wie man ihn gewöhnlich nur in Rußjand und Sibirien kennt. Die Tem peraturen sanken in Skandinavien van 25 Grad Wärme auf 4 Grad Kälte und brachten dort für die nördlichen Provinzen einen Schnecsturm von ungeheurer Gewalt. In Mitteleuropa brachte der gleicl»« Kälteeinbruch einen Temveraturrttckganq von 34 Grad Wärme auf 1.8 Grad Kälte in 36 Stunden. In Norddeutschland wurde allgemein Eisbildung beobachtet. Es sel)«int nicht ganz unberecktigt zu sein anzunehmen, daß im Rahmen des Sonnensleckenmaximums, wie es augenblicklich im Gange ist. die einzelnen Wetter perioden stark zu Extremen neigen. Diese Annahme stimmt z. D. mit dem überaus nassen Winter und Frühling überein. Die vorsammerliche Wärme, die der Januar 1837 mit 15 bis 26 Grad in Westeuropa brachte, fand ihren Gegenspieler in der sibirischen. Kälte von 26 bis 46 Grad Ende Januar bis Anfang Februar, die voll« drei Wochen währte und sich merkwürdigerweise aus den Räum von Westeuropa westwärts bis zur Elin: beschränkte. Auch in früheren Jahrzehnten hat man in den Sonnenslccken- maximaljahren derartige Extreme und Ueberraschungcn be obachtet. So war das Sonncnlleckenjahr 1876 zum Teil un gewöhnlich trocken, die Monate August Oktober und Dezember ertranken dagegen in Dauerregen. Das sonnenfleckenreich« Jahr 1828 brachte einen überraschend heißen und dürren Juli, mährend di« übrige Zeit dieser Sonnenfleckenperiode mit ihren großen Ueberschwemmungen und llmvetterkatastrophen heute noch in berüchtigter Erinnerung steht. Inwieweit das Jahr 1937 In seinem weiteren Verlauf noch ivettcrkundliche Ueber- raschungen bringt, läßt sich im einzelnen nicht Vorhersagen. Wir glauben aber in dieser Beziehung mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß uns der Wettergott noch mit mancher Laun« überrascht. Der Wettergstt liebt die Extreme Launen des Sonnenfleckenniaxiinutns Die „Deutschland" kehrte heim — Tranerseier ans dem Marine-Ehrensriedhos Auf dem Ehrensrledhof der Skagerrak-Gefallenen bei Wilhelmshaven wurden di« 81 deutschen Seeleute vom Panzerschiff „Deutschland" zur letzten Ruhr bestattet. — Links: Unter Trommelwirbel werden di« Särge von varb getragen. —Recht«: Venrraladmiral Raeder hält di« Gedächtnisrede vor der letzten Ruhestätte der gesallenen Helden. (Funkbild. Scherl Bilderdienst. Zander. Bl >