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38. Iahrg Srlchelnt « «al wüchenMch. ManatllHer v«i»g,pr«l» durch Trilgri «Inlchl. A> Pfg dzw. « Psg. Trlgerlohn 1.7»; durch dl« Post 1.70 «lnlchllrbttch Postübrrwetlung^ebllhr, »uzstglich »0 Psg Post.Vtstrllgrld. st!i»z«I>Nr. lv Psg.. Sonnabend- u. Festtag,<Rr. 20 Ps«. IbbesteNungen mllsten lpsttesten, «In« Woch« vor Ablaus der Ke,iqst-Ii lchrlslllch beim «erlag elngegangen l«In. Uns«r« lrbger düisen l«ln« Abbestellungen «nlgegennehme». Verlag—K vr«,dr«. Anzelgenprels«: dl« lsvaltsg« 77 m« breit« gell« I PH.» sllr llamlllenanzelgen I Psg. FI: Platzwllnsch« Unnr» »tr leim «««i-r leiste». „ - Nummer 88 SarliMe volkssettung Schriftleltung; lSe»L«n.A., PoN«rstr. 17, Ferurns 70711». 71017 cheschllstoskll«, Druck und Verlag: Serina »la vuchdr«cker«l ». Verla, lh. »- v. Winkel. PoNrrstrast« 17, Fernruf 7101», Postscheck: Ar. 107», Baut: Stad «bau! vr—d«» Ar. «707 Dienstag, 8. April 1937 Im Falle von HSHerer Sewalt, verbot, eintret«nd«r ««trieb»» störungen hat d«r Bezieher oder Werbungtreibend« kein« Snsprllch», fall, di« Fettung in beschrSnktem Umfang«, o«r» spsttet oder nicht erscheint. Srfllllung»ort lst Dr«»d«» Auf Moskaus Kommando Das Verfahren gegen de >a Rvcgne Protefistimmen in der pariser Rechtspresse Paris, 8. April. Die Eröffnung einer strafrechtlichen Ver folgung gegen den Obersten de la Rocque und drei seiner ersten Mitarbeiter aus der französischen Snzial- portei bildet das innerpolitische Hauptereignis der Pariser Morgenprcsse vom Dienstag. Die Beschuldigungen, gegen die sich die Leiter der Sozialpartei wehren müssen, sind: Zusam menrottungen sPrinzenparbkundgebung) und Wiederherstellung eines aufgelösten Kampsbundes. Als Strafen klommen 6 Monate bis 2 Jahre Gefängnis bzw. Geldstrafen von 18 bis 6008 Franken in Betracht. Die Rechtsblätter protestieren ohne Ausnahme in scharfen Anssührungen gegen die Beschuldigungen und überschütten die Negierung mit beissendem Spott. Im „Echo de Paris" schreibt Henry de Kcrillis: Die Anklage folgt auf das von den Ärbe i te rg e iv e r k s ch a f t e n gestellte Ultimata in. Die Regierung ist vor der Drohung der Gewerkschaften zurück- gemichen und die Justiz weicht nun vor der Drohung der Regierung. Eine feige Kapitulation bereitete andere Kapitula tionen vor. Man versagt de la Rocque ein Bürgerrecht, nur weil er der einzige Mann ist, der sich fähig zeigte, eine grohe Natio nalpartei auszustellen. Die Regierung wird aber vielleicht schon Berlin, 8. April. In dem Mordprozeh vor dem Berliner Schwurgericht gegen die 14 Kommunisten, die an dem feigen Feuerüberfall ans ein neueröffnetes SA.-Verkehrslokal in Berlin-Lichtenberg am 12. Mai 1932 beteiligt waren, stellte der Staatsanwalt nach siebcmvöchiger Verhandlung die Strafanträge. Gegen den 26jährigcn Erich Krüger, den 36jährigen Paul Groch und den 26jährigen Walter Carbang beantragte er die Todesstrafe und dauernden Verlust der bürgerlichen Ehren rechte; gegen die übrigen 11 Angeklagten wegen Beihilfe zum Washington, 8. April. Am Vorabend des 20. Jahrestages desEintritts Amerikas in den Weltkrieg erhielt Staatssekretär Hüll in Newqork von der Wilson-Stiftung die Woodrow Wilson- Medaille für seine Bemühungen um Abbau der internationalen Handelsschranken. In seiner Dankrede führte Hüll u. a. aus, Wilson habe im Januar 1918 in Punkt 3 seiner Friedcnsvorschläge die Nieder legung dieser Handelsschranken gefordert. Auf der Pariser Friedenskonferenz sei jedoch lediglich erreicht worden, datz die Sieger auf das wirtschaftliche Bündnis verzichteten, das sie sich 1910 versprochen hatten. Im übrigen aber habe der Vertrag Deutschland und dessen Verbündeten wirtschaftliche Fesseln und Ungleichheit aulerlegt, und es habe bis 1925 gedauert, bis die wirtschaftliche Gleichberechtigung zwischen den Siegern und Be siegten wicderhergestellt wurde. Inzwischen hätten die wirt schaftlich freien Nationen alle möglichen Handelsschranken er richtet und die Zentralmächte seien, sobald sie ihre Freiheit wie der erlangt hätten, in dieser Richtung gefolgt. Dann sei 1928 von Amerika ein schwerer Schlag gegen die wirtschaftliche Zusammenarbeit geführt worden und die Ver einigten Staaten seien daran schuld, daß bis 1938 di« Zoll schranken immer höher wurden und «ine Flutwelle extremer Schutzzollpolitik In der ganzen Welt in Gang kam. Es gebe nur einen Weg, ein« Katastrophe abzuwenden, und das sei der, datz die gegeneinander rüstenden Nationen sich zu zielbewuhter gemeinsamer Arbeit für die Wiederherstellung der internationa len politischen und wirtschaftlichen Beziehungen auf der Grund lage freundschaftlicher Zusammenarbeit zusammenfinden. M und Ser um den Addon der Sandel», schranlen Skepsis in der englischen Presse. London, 6. April. Mit einer gewissen Skepsis stehen die Blätter dem Plan der englischen und französischen Regierung gegenüber, durch den belgischen Ministerpräsidenten van Zeeland die Möglichkeit eines Abbaues der internationalen Handelsschranken prüfen zu lassen. ..Daily Telegraph" warnt ausdrücklich vor übertriebe nen Hofsnungen. Jedes Land wünsche, bah die anderen Länder die Zolltarife herabsetzten und das Quotensystem lockerten. Das sei ganz natürlich. Diesen Traum aber in die Praxis umzu morgen die unangenehme Ueberraschung erleben, datz sie nicht nur für ihre Gegner eine furchtbare Waffe schmiedete, sondern sogar die Voraussetzungen für einen französischen Faschismus schuf. Der „Jour" unterstreicht, datz sich über den Kopf des Kabinetts Blum hinweg ein unverantwortliches, aber allmäch tiges „Ministerium der Massen" gebildet hat. Bei Licht besehen ist es Moskau, das kommandiert! Der „Figaro" stellt fest, datz die Regierung selbst kaum glauben könne, durch ihre Matznahmcn und ständige Kapitula tionen zum Bürgerfrieden beizutragen. Die „Action Francaisc" ist ebenfalls überzeugt, datz die Strafverfolgung der Sozialpartei vor allem aus das Ultimatum der Gewerkschaften zurückzusühre» ist. „Welch Prcstigcgcwinn für die Kommunisten und welch öffentliches Beispiel sklavischer Unterordnung auf feiten der Regierung unter die Befehle der Söldner einer ausländischen Macht!" Den Linksblättern fällt es schwer, nicht in grotzes Freu dengeheul auszubrechen. Nur die kommunistische „Humanit'-" legt sich keinen Zwang auf und schreibt: „Ins Gefängnis mit dem umstürzlerischen Chef! Schnelle Auslösung des wieder erstandenen Kampfbundes!" gemeinschaftlichen vollendeten und versuchten Mordes Gefäng nis- bzw. Zuchthausstrafen von 5 bis zu 14 Jahren. Vorher hatten die beiden Vertreter der Anklage zur Schuld- und Strasfrage Stellung genommen und festgestellt, datz es sich hier um eine planmätzig bis ins einzelne vor bereitete und von allen Beteiligten gewollte gemeinschaftliche Tat handele. Bei der Strafzumessung müsse berücksichtigt werden, datz ein völlig unbeteiligter Volksgenosse in dem Lokal getötet und vier andere Gäste verletzt wurden. Im ganzen seien von den Mordbuben 12 Schüsse wahllos durch die ausgerissene Tür abgefeuert worden. setzen, bedeute eine Periode geduldiger Verhandlungen. Don der Einberufung einer Wellmirtschaftskonfercnz könne noch keine Rede sein. Ein allgemeiner wirtschaftlicher Waffenstill stand sei auch nicht möglich, solange die einzelnen Staaten sich nicht politisch sicher fühlten. Die Staaten der Osloer Konven tion hätten nur gezeigt, wie guter Wille wenigstens die Han delshemmnisse innerhalb dieser Staatengruppe verringern könnte. Auch der diplomatische Korrespondent der „Morning Post" verneint die Absicht der Einberufung einer Weltwirtschastskon- ferenz. Zwischen England. Belgien und Frankreich finde ein Meinungsaustausch statt. Wenn man üch über die Hebung des Handels in Europa im klaren sei, werde man vielleicht an an dere Regierungen herantrctcn, um zu sehen, ob Aussichten für ein allgemeines Abkommen bestünden. Der diplomatische Korrespondent der „Daily Mail" will wissen, datz ein belgischer Wirtschaftler in kurzer Zeit einige Länder bereisen und dann van Zeeland berichten werde. „Daily Herold" und „News Chronicle" unterstellen der englischen Regierung, datz sie an der Beseitigung der interna tionalen Handclshemmnisse nicht Mitarbeiten wollte. „Daily Herald" behauptete, erst vor einigen Tagen habe Baldwin einer Abordnung einflutzreicher Männer die Unterstützung der cng- lisck-en Regierung selbst für den kleinsten Schritt zur Herab setzung der Zollschranken verweigert. Der diplomatische Korre spondent des Blattes behauptet, die englische Regierung habe die Einladung an van Zeeland überhaupt geheimhalten wollen, was vermuten lasse, datz ihre Beteiligung nur auf Drängen an derer Staaten. Insbesondere Frankreichs und der Vereinigten Staaten, erfolgt sei. Im redaktionellen Kommentar unterstreicht auch „News Chronicle", datz die britische Regierung sich bisher mit Erfolg jedem Abschlutz einer Zollsenkung widersetzt habe. Der König von England lädt vier Arbeiter zu den Krönungsseierlichkeiten ein Die Einladungen zur Teilnahme an den cnglisclien Krönungs- eierlichkeiten sind nunmehr gedruckt worden. Dabei wurde be- mnnt, datz der König persönlich vier Angehörig« des Arbeiter landes eingeladen hat, und zwar «inen Arbeiter, eine Arbeite rin und zivei Jungarbeiter. Die Arbeiter sind verschiedenen Berufsgruppen entnommen und sollen die Verbundenheit des Königs mit der Industrie versinnbildlichen. Vom Wä-rungspakt zum Wirtschaftsabkommen? Zu der gestern in London begonnenen internationalen Zuckerkonferenz sind von einigen Ländern Delegierte ent sandt worden, deren hohe politische Stellung die Vermu tung nahelegt, datz mit ihrer Reise nach London nicht lediglich Fragen des Zuckermarktes in Verbindung stehen. Die bedeutendste dieser Persönlichkeiten ist Norman Da vis. der offiziell als Führer der amerikanischen Delegation in London erscheint. In der gestrigen Ausgabe der S. V. sint bereits die Mutmassungen der englischen Presse zu diesem Besuch, die insgesamt unter das Schlagwort „Weltfrieden durch Wirtschaftspakte" gestellt wurden, wiedergegeben wor den. Nun wäre es allerdings abwegig, bestreiten zu wollen, datz Norman Davis nichts von der Zuckerwirtschaft versteht, er hat sich in früheren Jahren auch mit diesem Wirtschaftsgebiet beschüstigt und gilt noch heute als Fachmann. In Wirklichkeit ist er jedoch, wie eine deutsche Zeitschrift treffend feststellte, eine Art herumreisendes ame rikanisches Staatsdepartement. Mit dieser Bezeichnung wird nicht nur seine umfassende Sachkenntnis, sondern auch eine grotze Bedeutung für die Vorbereitung und Durch- ührung wichtiger internationaler Verhandlungen getrof- en. Wenn es bei den Londoner Verhandlungen in der Tat auch zu einem Teile um die Zuckerwirtschaft gehen mag, so dürste der Anlatz zu der Reise nach London für einen Teil der Delegierten doch in dem Bemühen zu suchen sein, die Besprechungen über eine Beseitigung weltwirt schaftlicher Handelshemmnisse fortzusetzen, Bestrebungen, die heute mehr denn je mit politischen Fragen eng verknüpft sind. Diese Bemühungen um den Welthandel haben in ver stärkter Form bereits zu Anfang des Jahres eingesetzt. Um diese Zeit hatte sich der Ausschwung in vielen Ländern bereits zu einer Hochkonjunktur entwickelt, deren wesentlichste Kennzeichen in der Förderung durch die öffent liche Hand, der starken Beteiligung der Rüstungen und der« Orientierung am Binnenmarkt bestehen. Im Verlause dieser Entwicklung ist die Industrieproduktion in vielen Ländern bereits Uber den Stand der Hochkonjunktur vom Jahre 1929 hinausgewachsen. Auf vielen Gebieten sind die Grenzen der Kapazität erreicht. Das kann aber nicht darüber Hinwegtäuschen, datz die Grundlagen dieser wirt schaftlichen Belebung vielfach höchst unsicher sind. Ginge die Aufwärtsbewegung in dem bisherigen Tempo weiter, so könnte in nicht allzulanger Zeit der Augenblick erwartet werden, an dem dieser Ausstieg ganz plötzlich ein jähes Ende finden und zum Schaden vieler Länder in das Gegenteil umschlagen müsste. Aus dieser Erkenntnis her aus haben bereits zu Anfang des Jahres diplomatische Bestrebungen eingesetzt, um durch eine Beseitigung der Handelshemmnijse eine Belebung des internationalen Warenaustausches und damit eine gesundere und dauer haftere Grundlage für den Aufschwung der Nationalwirt schaften zu finden. Diese Bestrebungen konzentrierten sich zunächst aufEngland und die V e r e i n i g t e n S t a a- ten, zwei Länder, deren Autzenhandel rund ein Drittel des gesamten Welthandels darstcllt. Es begann damit, datz der englische Handelsminister Walter Nunciman und der Direktor der Bank von England Sir Otto Nie meyer nach den Vereinigten Staaten fuhren und dort handelspolitische Besprechungen aufnahmen. Gleichzeitig wurde der frühere französische Finanzminister Georges Bonnet zum Botschafter in Washington ernannt und kurze Zeit daraus trat der amerikanische Botschafter in Paris William Bullitt einen Heimatsurlaub an. Um die gleiche Zeit hielt der holländische Ministerpräsident C o - lijn jene vielbeachtete Rede, in der er mit Nachdruck für die Wiederbelebung des Oslogedankens eintrat, nach wel chem die der Oslokonvention «»geschlossenen Länder den Abbau der Handelshemmnisse mit einer Zollsenkung von etwa 10 Prozent beginnen sollten. Diese plötzlich ein letzende diplomatische Aktivität deutete aus ernsthafte han delspolitische Bestrebungen hin. Derartige Bemühungen sind um so verständlicher, wenn man berücksichtigt, datz der im September vorigen Jahre- zwischen England, Frankreich und den Vereinigten Staaten abgeschlossene Währungspakt bisher nicht das ge- halten hat, was die Beteiligten und die übrige Welt von ihm erwarteten. In Deutschland hat man sich allerdings über diese ziemlich lose gehaltenen Abmachungen von An fang an keinen Illusionen hingegeben, zumal die Mög lichkeit handelspolitischer Zusatzvereinbarungen darin nur angedeutet worden war. Nunmehr scheint der Zeitpunkt gekommen, an dem die beiden wichtigsten Länder Eng land und die Vereinigten Staaten, deren Ver hältnis trotz des Währungsabkommens seit dem Septem ber des Jahres IlM. der Aufgabe des Goldstandards iu 14 kommunistische Mörder vor Gericht Die Strafanträge im Lichtenberger Notfront-INordproze- Kür Abbau der internat. Handelsschranken Die Schuld der Vereinigten Staaten an der Sochschuhzollpolltll der Nachkriegszeit