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j). Lippert: Eure Religion „Rund um den Tisch" sammelte der jüngst verstorbene Peter Lippert in seinem kurz vor seinem Tode er schienenen Buch „Einsam und g « meinsa m " (Ver- lag Herder, Freiburg i. Br. 1936. RM. 4,2V) ein« kleine Gemeinde. In 12 Ansprachen wendet er sich ihnen zu. Wir peben im folgenden einen Auszug aus dem Tisch gespräch „Eure Religion" wieder. Die ausgewo gene Sprache, wie auch der feinsinnige Inhalt gerade die ser Partie lassen Peter Lippert erneut als den Meister des Essays erkennen. Die Schrift!. So muh die Religion sein, die ihr meint und die ihr in eurem Herzen tragt: gut und darum umfassend, weil sie doch eine Anbetung Gottes ist und all der Iiille, di« in ihm ist. die aus ihm strömt. Ueberall, wo solche Güte ist, da ist sie auch etwas Frommes, weil sie mit ihrer Empfänglichkeit und Be reitschaft für alles schlietzlich nichts anderes meint als den Herrn und Grund aller Dinge und Wesen. Für ihn soll sie doch erst recht bereit sein und aufgctän. Sie könnt« gar nicht anders. Bevor sie noch die Augen zu ihm erhebt und einen Namen für ihn sucht, hat ihr Herz schau für ihn gesprochen, das; er doch sein möge, so wie nur er sein kann in seiner gan zen göttlichen Fülle, in seiner Unendlichkeit. Und das ist doch Religion, wie ihr sie meint: Bereitschaft für Gottes Dasein und Wesen. Nicht wahr, meine Freunde, es ist doch so, wie ich euch gesagt habe? Euer stilles Winkelchen, in dem ihr betet, ist in Wirklichkeit mitten in der Welt gelogen, und rund herum sind alle Geschöpfe. Im Herzen Gottes liegt es. und von dort aus gehen alle Straffen überallhin, wohin man aehen mag. Alle Geschöpfe kommen dort zusammen wie die Tiere, die ans der Wüste zur abendlichen Tränke eilen. Ein Stelldicl-ein für alle Wesen, olle Fraaen, alle Nöte, kür alles Sehnen und Lieben ist dort, wo ihr seid, mit euren Morgen- und Abendgebeten, mit eurem gottinnigen Schweigen, in euren schwersten und er- siilltesten Stund-m. Wie könnt ihr also fürchten. dah eure Re- weg und schreitet hinaus in das Aeutzere und tut alltägliche Dinge auf den Gassen. Er nimmt Brot und Wein und Oel und Wasser und Erde und schier alle irdischen Dinge in sein« Hand und geht damit zu den Menschen und wirkt Wohltuendes an ihnen mit diesen Dingen, und auch das nennt er seine Religion, geradeso wie jene unsagbare Traulichkeit in dem Geheimnis seiner einsamen Seele. Und so läht er auch die Menschen wei terhin ihre Alltäglichkeit verrichten und wehrt cs ihnen nicht. Die Frau läht er Sauerteig mengen unter das Mehl, und den König läht er Heere versammeln und Länder aufteilen. Den Sämann segnet er auf seinem Weg durch die feuchten Acker- furcl)«» und dem Fiscl>er befiehlt er seine Netze auszuwersen zum Fang. So mögen sie auch weiterhin Tempel bauen und Bilder malen, sie mögen Hymnen singen und Hochzeiten feiern. All das läht er sie tun — wenn sie nur auch ihn dabei sein lassen, in Kana und auf dem See und in dem Tempel, überall, dann läht auch er sie gelten und lächelt gütig dazu, und siehe — dann ist das ihre Religion. Religion ist alles das, zu dem Jesus gut ist. Ach, meine Freunde, ich will euch mit einem Wort sagen, was eure Religion ist und was sie sein darf: alles, was Gott In seine Hand zu nehmen geruht, alles, was er mit einem Lä- cl»eln seiner Gnade anstrahlt, alles, was er beladen will mit einer Gabe seiner Liebe, alles, was irgendeinem Menschen, ja einer letzten und geringsten Kreatur dienen und helfen mag; alles, was irgendeine Erquickung, ein Licht, eine Speise, einen Lebenshauch bedeutet: das ist Gottes Religion. Und das ist auch eure Religion, so wie ihr sie meint. Ihr müht nur mutig sein und grohl;erzig genug, sie all das sein zu lassen, nicht allzu früh aufzuhören, nicht irgendwo haltzumachen. Meine Freunde, die Wege Gottes führen weit, und man kommt nie an ^'"lle, wo es nicht weiter geht. Es kommt nie eine Stunde, wo ihr sagen dürst: „Nun laht uns stellen bleiben, wir sind am Ende." Meine Freunde: A n kein Ende ko m m en, da s sei eure Religion! Die Hochzeit in Den Haag Das Brautpaar in der Kirche Während der Trauungsfeierlichkcit in der Grooten Kerk: Tas Brautpaar vor dem Altar. sWeltbild, M ) liaion etwas Weltentlegenes, Abseitiaes und Jenseitiges sei, fern vom Leben und von den wirklichen Geschehnissen? Mitten drin seid ihr in eurer Abaesckiedenheit. Näher leid ihr allen Tinaen "s--, dl« Men^clien, die sich o„ diele Dinge klammern und sie an sich heranreihen und für sich ausbeuten, die sich auf die Strotzen drängen und dort dem Leben und der Welt am nächsten zu stehen meinen. Ach. diese ihre Strahen führen niracnds hin. weil sie niraends Herkommen. Aul ihnen zieht in Wirklichkeit kein Geschöpf, weil man dort nicht nach -<öause kommt, und wer dort den Dingen befehlen will, der redet ins Leere. Zu den Geschöpfen kann nur der reden, der in der Richtung aus Gott hin spricht, der in Gottes Herz hinein etwas sagt: denn dort lauschen alle Geschöpfe, dort haben sie ihr Ohr und dort holten sie still, um oen Herzschlag zu spüren, von dem sie selber lel>en. Aber ihr habt noch immer einen Grund zum Zagen, meine Freunde, ich sehe es euch an. Wir sind nicht so aut. lagt ihr, nicht so gut, wie unsere Religion uns hohen möchte. Ist nichk allenthalben die Güte seltener als die Neliaion? Es gibt viel mehr fromme als gute Menschen, und wir haben kein Recht, zu zweifeln, datz sie wirklich fromm sind; aber das; sie nicht gut sind, daran kann man nicht zweifeln, sagt ihr. Ja. mein« Freunde, das ist «ine kummcrnoss« Saclp?: die unoute Fröm migkeit, die „Religion" der Unfeinen, der Gehnssiaen, der Kleinlichen der Unduldsamen und Selbstgerechten. Müssen mir an ihrer Neliaion zweifeln? Oder vielmehr an den religiösen Menschen? Ist etwg immer etwas Unechtes, Schwächliches, Selbstbetrügcrisches in ihnen? Vielleicht hasst der Fromm« durch die äussere Erfüllung des religiösen Gebotes sich drücken zu dürfen um die scl'-'U"-ere Erfüllung des Liebeaebotes. Es ist ja viel leichter, vor Gott gros;, weit und rein zu sein als vor den Menschen. Es ist weit leichter fromm zu sein als gut. Auch dos Wellen bei Gott kann eine Flucht und eine Bequemlichkeit sein, auch die Halde Zwiesprache der Seele mit ihrem Herrn und Freund kann eine Lüge enthalten. Und ihr witzt schon allzu gut. meine Freiinde. das; alles Menschliche unrein ist, das; eine ganz und gar wahrhaftige Rede uns nicht qeaeben ist. ..Jeder Menich ist lügenhaft", saat der Psalmist. Immer ist da irgendwo eine Verstellung, ein Versteckenspielcn, eine Ichqier, eine Feigheit. Auch mahl in nll-r Religion, aber ihr braucht darum nicht zu verum«». Ick hol»« euch doch schon gesagt, dgs; ihr Geduld haben müht, um die letzte und die feinste aller Ver suchungen zu überwinden, die Versuchung der Heiligen. Es wird oewih etwas Unechtes, Trübes und Weltliches sein in den Mensänm, die von der Stille. Demut und Schamhaftigkeit eurer Religion nichts wissen, die mit ihrer Religion „sich an die Stra- tzenccken hinstellen und ihre Gel»etsqunsten verlängern", di« aus ihrer Religion einen Betrieb, ein« Geschästiakeit, eine In dustrie maclzen. Al»er nanz unecht ist auch diele Religion nicht. Es gibt in den Menschen auch nichts ganz Verlogenes; eine Spur von Wahrheit ist noch in jedem Wahn, ein Hauch van Auf richtigkeit selbst noch im Iudaskus;. Ist nicht eine Art Fröm migkeit auch noch; in jenen Verblendeten, die Gott einen Dienst zu leisten glauben, wenn sic die Jünger Jesu verfolgen? Also urteilt nicht allzu hart und schnell Uber die Religion der Lieb losen, der Unguten, über die Religion der kleinen Zänker und der engen Neinsager. Wir möchten nicht sein wie sie. al»er wir wollen auch nicht richten über sie. Je reiner eine Religion, um so iveniger wird sie richten. Wie könnte denn ein Mensch, vor Gottes Angesicht stehend, seinen Bruder verdammen? Meine Freund«, ihr dürft doch wohl so kühn sein, zu den ken. dah ihr teilhaben möchtet an der Religion Jesu Christi, der doch der religiös« Mensch einfachhin war. Er stand vor dem Vater allezeit, gerade so wie ihr dort stehen möchtet. Und er kam vom Vater, gesandt in die Welt, geradeso wie ihr dorthin gesandt werdet — ein wenig gegen euren Willen. Und der ganze Sinn seines Lebens war: zu lieben, zu schenken, zu strö men und so Zeugnis zu geben vom Vater und seiner Wahrheit. Doch seht, auch er hat dem unsichtbaren Strom seines Wesens eine sichtbare Gestalt gegeben, er hat sein Blut in einen Kelch fliehen lassen, er hat Mensä)«n auserwählt und gesandt, die seins Liebe tragen sollen. Menschen! Also Wesen, die irgend wie bekleidet sind, die Mahlzeiten einnehmen, die des Schlafes lxdürfen. Und die Menschen, zu denen diese Boten gehen, wer- den auch wieder Mcnscl)«n sein, stoffliche Wesen, die in Häusern wohnen, die Geld in ihren Gürteln tragen, die man versorgen und betreuen muh. ivenn sie sich versammelt haben, und wäre cs auch um den Gottessohn. Und gerade da. bei solchen Ver sammlungen, werden selbst die Brote, die man ihnen zu essen gibt, ein heiliges Zciclum und ein Wunder: sic werden Religion. Und das Anstelle» der Brote muh geordnet geschehen, von einer Gruppe zur anderen, muh organisiert werden — da habt ihr das schreckliche Wort. Und siehe, auch das wird Religion: auch das Aufschreibcn der Namen und die Einrichtung von ltzeschästs- stunden wird eine Angelegenheit der religiösen Seelsorge. Ja, es muh wahrlich Mcnsäxm geben, die das Religiöse zu ihrem Amt machen, und ihr Amt ist und bleibt doch) Religion — auch in eurem Sinn — und dieses ihr Amt wird zu einem alltäg lichen Betrieb und — bleibt doch Religion: eure Religion! Seht ihr, meine Lieben, wir müssen sehr weitk;erzia sein, so wie Gott ist. Er wird immer noch iveitherziger sein als wir. Er zieht eure Seelen an sich und lädt euch zu Beisammensein, zu einem wundersamen Geheimnis, das zwischen niemand ist als zwischen ihm und seinem Du. Und steh«, dann geht er doch Stimmen der Volker Line weltrvanöerung / durch die Religionen der Menschheit vm. Spätrömisch« Religion. In all den bisher dargestellten Religionen der Menschheit hatte sich jeweils eine bestimmte Volks- und Nassenseel« kund getan: jede dieser Religionen war in einer bestimmten Hinsicht dem Volke, dah sie schuf und das sich ihr hingab, auf den Leib geschnitten. Das sollte unsere Ueberschrist „Stimmen der Völ ker" bedeuten. Bei der spätrömisclien Religion, die wir heute herausgreilcn, erhält dieselbe Ueberschrist einen ganz neuen, aber ebenso wahren Sinn. Die Religion der römiscl>en Kaiserzeit ist gar nichts anderes als ein S t i m in e n d u r che i n a n d e r d e r verschiedensten nationalen Götterkulte. Gotter und Göttinnen all der Völker, die das römische Weltreich im Laufe der Jahrhunderte unterworfen, wurden in das „Pantheon" (— Aller-Götter-Tempel) ausgenommen und dec«n Kult in Rom und im Reiche anerkannt oder doch geduldet. Worum die christ liche Religion hierbei eine Ausnahme machte, werden mir noch sel>en. Genau so wie das Uekergewicht des Kernlandes Italien und der Hauptstadt Rom immer mehr verloren aing zugunsten einzelner blühenden, selbst aus alter Kultur gründenden Pro vinzen. so spielten auch die eigentlich italienisch-römischen Gott heiten in diesem „Pantheon" keine bevorzugte Nolle. Im Gegen teil, die erotischsten orientalischen Kulte waren unter der Be völkerung Roms, Italiens, der westlichen Provinzen mehr im Schwange als die heimisclie Religion. Die römische Religion war von jeher Staalsreligion ge wesen. Mehr das Bemutztsein eines Rechtsverhältnisses als die religiöse Hinoobe beseelte den römisclcen Glauben an Iuviter, Mars, Juno, Diana. Von Amts weaen Darbringung regelmähiger Opfer, vor wichtigen politisclzen Entscheidungen die Belragnng der Orakel. Veranstaltung non Kulttänzen und Prozessionen: das mar die Ansgalw der staatlich lvamteten Priester. Jedes innerliche Verhältnis des Einzelnen zu seinen Göttern scheint sich schon früh verloren oder in abgelegene ländliche Bezirke zurück gezogen zu haben. Schon lanae vor der Z'itenmende war das religiöse Bedürfnis kwi den Gebildeten auf den Ausweg der phi losophischen Weltonschauung und Leliensweisheit gekommen, in den nrmen und ungebildeten Schichten zu allerbiid fremden, meist oricntalil<l)en Göttern almewandert. deren Kult dem Ge müt und der Phantasie der Massen mehr bat als der l«er-> For malismus der römischen Staatsreliaian. Die dunkb' chgldäische Weisheit mit ihrem Losmerl«» und Traumdenten hielt Einzug. Wunderalaub-m, Zauberei, Astralnaie machten sich breit. Mit einer eigentümlichen Zähigkeit hielt man unterdessen von Arbeitsdienst hilft Überall Zur Instandsetzung der durch die letzten schweren Stürme ver ursachten Deichbrüche an der Nordsee wurde der Arbeitsdienst eingesetzt. lPressephoto, M.) Staats wegen an jenen herkömmlichen Zeremonien sest: Tem pel wurden errichtet, Priester und Priesterkollegien unterhalten. Und noch zu der Zeit, da die erste Peterskirche lan der Stell« des heutigen Domes) längst die Kathedrale Roms geworden, hüteten die Vestalinnen das heilige Feuer im Tempel der Vesta. Seil Cäsars Tod setzte sich die Gewohnheit durch, dah der Kaiser nach seinem Ableben, später auch schon zu Lebzeiten, unter die Götter versetzt und seinem Genius von Staats ivegen Opfer dargebracht wurden Auch dieser Kaiserkult mar vom Orient ausgcgangen. Wenn schon das ganze äuhcrliche Focmen- wcsen nur aus Gründen der Staatsraison sortgeschleppt wurde, so ward das rein politische Interesse an dieser Religion, di« gar keine Religion mehr mar. besonders deutlich, als der Kaiserkult in den Mittelpunkt rückte. In dem Durcheinander der exot'- schen Götter und Götterkulte mar der Kaiserkult das einzige Gemeingut, das alle Glieder des Reiches, in Hütten und Pa lästen, am Rhein wie in Asien, noch zusammenhielt. Deswegen sind auch später die Christen verfolgt worden, die, weil sie dem Kaiser zu opfern sich weigerten, als TInatsseinde und Reellen angesehen-wurdcn. Die Kraft einer religiösen Ueberzeugnng. die Andersgläubige bekehren, bestrafen oder auch vernichten möchte, war in der römischen Religion gar nicht vorhanden. Die christlicl)« Lehre stund in den ersten Jahrhunderten al» eine unter vielen anderen orientalischen Religionen in dem bun- ten Durcheinander der spätrömi'cken Reliaionsm!' bmm. Der älteste dieser Kulte ans dem Orient mar der der G rotze r, Mutter Kybele, der mit seinen unsittlichen, aus'chwesten- den Formen für Jahrhunderte die römischen Massen fesselte. - trotz scharfer Verbote schon der römisch republikaniichen Reaie-. rung. Neben der phrygischen Kabele oenos; vor allem der per sische Sonnengott Mithras. daroestellt als Jüngling, der einen Stier tötet, wachsende Verehrung. Ans Aegynten man. derte der Kult der Isis und des Osiris nach Rom. Der scmitisclie Gott Baal sand viele Verehrer, und ver Kaiser Helio- aabalus machte sich selbst zu dessen Priester. Der sansch« Adonis, die phönizische A st a r I e : alle boten sie irgendeinen neuartigen Kult mit nervenaus;>eitscl)enden Zeremonien, phanta« stischen Bilddarstellnngen. ausschweifenden Gebräuchen. Da» römische Volk in seiner Vergreifung und Entartung brauchte, wie für den Leib inaner neue und stärkere erotische Genutz- und Reizmittel, so für die Seele immer buntere, geheimnisvollere, ausschweifendere exotische Göttcrkulte. Trotz aller Versuche de« Augustus und späterer Kaiser, mit der alten römisclien Zucht und Sitte auch di« römische Stnatsreligion wiederzubeleben, erstarrte, das Götter- und Opfcrwesen mehr und mehr Nicht die römi schen Götter vermochten dem Spuk der exotischen Kulte Einhalt zu gebieten, sondern nur das Christentum setzte sich ihnen gegen über durch. Zunächst sehen wir die christliche Religion noch in ernster Nebenbuhlerschaft mit solchen Kulten wie dem des Mi thras ringen. Den entscheidenden Sieg dankt es dem Kaiser Konstantin, der in staatsmännischer Weisheit die weltgeschicht liche Bedeutung der jungen christlichen Kirche erschaute. Nach dem schon sein Vorgänger Galerins dem Christentum Duldunq zugesichcrt, aber ein« Duldung der Verachtung und Verdächti gung, anerkennt Konstantin den christlichen Glauben als gleich berechtigt neben der römischen Staatsreligion Allerdings kann nicht davon die Rede sein — wie man es o!t liest — datz schon unter Konstantin das Christentum Staatsreligion geworden sei. Noch Konstantin hat den römischen Göttern Tempel gebaut nnl die üblichen Opler dargebracht. Freilich mag er in seinem Her». ,zen schon früh dem Christentum zugcneigt haben, wie er sich ja denn auch aus dem Sterbebette laufen lietz. Staatsreligion. d h. vom Staote als einzige anerkannte Religion ist das Christen tum erst unter Kaiser Gratia» und Theodosius geworden. Jetzt erst erlosch in Rom das heilige Feuer der Vesta. die Orcike! and Eibnllen verstummten, die Olympischen Spiel« wurden zum letz ten Male als religiöses Fest gefeiert. Kaiser Justinian endl'ch schlotz die Schule von Athen, das geistige Zentrum des ausster benden Heidentums Zuvor hatte das Heidentum freilich noch einmal unter dem bedeutenden Kaiser Julian sich zu erheben versucht. Mit den ausgeklügeltsten Mitteln der Kulturpolitik, mit der ungerechte sten Willkür der polizeilichen Matznahmen suchte er das Heiden tum zu stärken, um dos Christentum, das er klüglich nicht offen zu bekämpfen wagte, aus dem Sattel zu heben. Aber mit seinem Ausruf in der Todesstunde „Galiläer, du hast gesiegt" gestand er sich ein, was unabänderlicher Laus der Weltgeschichte werden sollte: den unaufhaltsamen Sieg des Kreuzes und den endgülti gen Untergang einer Religion, die längst keine Religion mehr gewesen, die von allen möglichen Einflüssen exotisclier Völker schaften sich hatte zersetzen und ausböhlen lallen, und die fetzt vor der einen Religion, die für all« Völker der Erde »«offenbart war, wie «in Nachtschatten vor der Sonn« verschwand. Ende.