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111. Jahrgang Morgen-Ausgabe Rr. »SS 1»17 ». a»1w. 40 Pf, - ». «»4». 80 Pf.; f.;^S«^chLsl4!ini,t,«» ,N S«l«mta,flag, M. 7.— da« Laasaat «»Ischl, Pastgadüd«. gta^lamm«, 1« Pf. — e»a» ,«d -«plag« » Pf. S«r»s»r«ch.»af»l»ß «r. 14 SN. 14 «N »ad 14U4 P°ftfch«ckd»ata 72«l. ««NsrNa»» Atllal«, la« San» Ddbiacht «aaallt» M. 1DL »Iirlal- -Tr^ -lnrtsblatt des Rates und des PoUzeüunLes -rr Stadt Leip-i- Donnerstag, den 8. 3uli NuGliiiige zm Amnestie Kaiser Karls Der gescheiterte russische Durchbruchsversuch Dar Wolffsche Bureau meldet amtlich: Berlin,«. Iull, abends. Weder im Westen noch im Osten größere Kampfhand- enngen. Erfolgreiche eigene Fliegertäkigkeit. * * * Verlink. Juli. (Drablbencht.) Während eS an der flandri- sch 1 n und <m LcrArras-Front den 3. Juli über ruhig blieb, fehlen an der Ai ne - Front die Franzosen am Abend des 3. Juli neuerlich zu mehreren vnqlncklichen Gegenangriffen an. Nachdem da- Artillerie- feuer tagsüber verhältnismäßig gering gewesen vor, steigerte es sich gegen Abend und wuchs bis 10 Uhr zum Trommelfeuer an, dem Angriffe auf dem linken Flügel der neuen deutschen Stellung bei Cerny folgten. Die angrcifenden Frauzofen brachen im Fever zusammen. Aus eigenem Antrieb fliehen zwei deutsch« Kompanien den Fliehenden nach und scho ben an dieser Stelle die eigene Linie weiter vor. Ungefähr zur gleichen 'seit füllten sich weiter westlich am Lovelle- Rücken die französischen Gräben m«i Sturmtrupp««. Sobald da- die gegenüberliegende deutsche Grabenbcsasjung bemerkte, brach sic aus ihren Gräben heraus, griff den zum Angriff dereitgeficllten Gegner überraschend an und zerstreute ihn. Um Mitternacht versuchten die Franzosen einen neuen Angriff bei Cerny, der gleichfalls unter blutigen Verlusten scheiterte. An der Ost - Fronl »rat in der großen russischen ZwaugSoffenfive bereits am dritten Kampftage eine Pause ein. Die Rücksichtslosigkeit, mit der hier die russischen Divisionen unter Leitung englischer und fran zösischer Offiziere in den Kampf getrieben wurden, stand den bluti gen Methoden der zari st »scheu Aeerführung kaum nach, fa übertraf sie womöglich. Die zahlreichen Gefangenen, die eingebracht würben, waren froh, dieser Hölle entronnen zu sein. Ilebereinftlmmend sagte» sie aus, daß K »oall« rie bereit stand, um die Weichende» Me der in den Kampf zu treiben. Am 3. flockte an der ganzen russischen Front der Angriff, lediglich , bei Brzezany vermochten die Ruffen ihre Angriffe zu erst euer». Das schauerlich« Bild non der Sommeroffenfiv« 1016, wo die Angreifer regimenterweise fielen, wiederholte sich. Alle« Geschieben frischer Kräfte half den Austen nicht weiter. Bereits den Bonnittag über waren südlich Brzezany mehrere starke Angriffe zusauunenge- brocheu. Um 1 Uhr nachmittag« setzte auf die Stellungen nördlich der Bahn Brzezany—Tarnopol erneut starkes Feuer aller Kaliber ein. Gegen Abend griffe« die Rusten dl« Höhen von Brzezany an. Ein Ruffennest von Kompaniebreit« war der ganze Erfolg, der mit vielfacher Ueberlegenheit anqesehten Angriffe. ES ist fetzt grötztenkeil« wieder ge säubert. Eigene Vorstöße in die russischen Stelluugen am Westufer der Zlola - Lipa nnd bei Zwyzyn brachten Gefangene ei». Der Fortgang der Ruffenschlacht .Drahtbericht unsere« Kriegsberichterstatter , (r.) Ostfront, 3. Iull. Die Schlacht bei Brzezany nimmt ihren Fortgang. Der gestrige Lag hat uns !u der Rähe von Brzezany eine» Erfolg gebracht, indem er den letzten Rest unserer Stellung wieder i» unsere Hände gegeben hak. Kämpfe spielten sich im Raume zwischen Poss uchow und öfMch Brzezany, wo deutsche und türkisch« Truppen vorgingen, und wo a» einigen Stellen die Russen bavonllefen, ohae sich auf Äne Ver teidigung einzolaffen. Da« ist um so bemerkenswerter, al« di« russische Angriffsarme durchweg au« de« allerbeste« Truppen besteht. Der lokal« Erfolg, der einer Offensiv« beim ersten Ansturm immer gelingt, and de« zu erreiche« der russisch« Heerführer ganze Verbünde opferte, ist also, ohne an irgendeiner Stelle den erhofften Durchbruch za vollführen, schon am ersten und in seine» Resten schon am zweite» Tage durch unsere« Gegenstoß unter auffallend geringen Verlusten wieder wettgemachk worbe«. Aach der geflrige neue Augriff der Ruffen, der mit außerordentlich stacken Krüfteu und unter dem Einsatz vieler Panzerkraft- wage« »eiter uördlich zwischen Konfiuchiun» Zboro« unter- nomnre« wurde, hat de« Raffe» bei blutigsten Verlusten «rr sehr de- scheiden«» Raumgewinn nördlich Koafiuchi gebracht. Besonder« aus gezeichnet hat sich hier auf der Mogilahöhe, «ine« 400 Meter hohe» Berg, südwestlich von Zborow, eia ungarische« Regiment, da« sich in de« hi» und her wogende« Kampf schließlich von allen Setten angegriffen sah «ad auch tapfer weit erfocht, al« die Ruffe» e« schon lm Rücke» faßten. Unsere erfolgreichen Gegenstöße, di« an« rund 700 Gefangen«, darunter zwei Stabsoffizier«, eingebracht haben, habe» heute, am vierte» Tag« der Znfanterieschlacht, zu einer Paas« geführt. Rnr die Artillerie «ar tätig. Emil Herold, Kriegsberichterstatter. An »er Minsker Front Hütte» sofort bi« n«m Log« ^fensive. — Daß He» Erwartung«» iörf«n,«t»nng', in Vpozi«rga«g Werst »vrrück«». Wettere Ausdehnung der Nnflenoffensive? (rd Von der Schweizer Grenz«, 4. Juli. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Rach Schwei zer Blüttermelbnnae» ans London drahtet der Petersburger Korrespon dent des .Daily Ehroniel«': Große Vorbereitung«, hinter der Front lasten die Hoffnung der Entente als begründet erscheinen, daß di« rassisch« Offensive sich anf die ganz« Front ansbehnen w«rd^ sodald nur im erste» Abschnitt »er Kampf et»«» volle» Erfolg eßt Rahe. Di ll, pla»te» oder d«S erste» , zeigt et» .Dl sein. Wir werden e»tla»g »er ganze» Fro»t zum Teil die Pläne der russischen Heeresleitung mißbilligt, zeigt der gerade jetzt in den Putilow-Werken auSgebrochene Lohn streik. Die Arbeiter stellen unerhörte Lohnforderungen, die von der Fabrikleitung mit der Begründung abgelehnt werden, daß sie die Fabrik um monatlich drei Millionen Rudel schädigen würden. (r.) Von der Schweizer Grenze, 4. Juli. (Draht bericht unseres Sonderberichterstatters.) Die schweize rische» MiMärkrjtiker stellen einmütig fest, bah bie neue russisch« Offensive, di« doch der letztjährigen an Wucht und Ausdehnung nichts aachgebe, ganz auffallend geringe Anfangserfolge erbracht habe. Ohne Zweifel, so schreibt der Mililärkritlker d«S .Zürcher TageSanzeigerS", müsse man davon das lange Schwelgen der russischen Heeresleitung ableikev, die, wie man vernimmt, einen Durch- floh der gegnerischen Front beabsichtigt hatte. ES ge- winnk den Anschein, als ob die jetzigen Angriffe nur ablenken soll ten und der Hauptstoß, der erst in Vorbereitung ist, in anderer Rich tung, mutmaßlich gegen die Karpathen oder gegen die woldynische Front, sich richten dürfte. Große Erregung unter den österreichische« Deutschen fr.) Wien, 4. Juli. (Drahtbericht unseres Sonder- b e r i ch t« r st a t t e rS.) Im Abgeordnetenhaus« bringt heute Abg. Dodernigk die gestern vereinbarte Erklärung deS deutschen Rationalverbandes über den Amnestie-Erlaß zur Kennt nis des Hauses. Zn der Erklärung wird auSgeführl: ..Eine Kritik über den spontanen Akt des Kaisers steht den Deutschen nicht zu, aber die fortdauernden politischen lieber- raschnngen berühren auf das peinlichste. Sie glauben nicht, daß der angestrebte Zweck erreicht wird, und befürchten im Gegenteil, daß unsere Politik auf eine schiefe Bahn gedrängt wird, auf der «S daun ketnea Halt mehr gib». Der politisch« Inhalt der Anmrstte bedeutet die schwerste Beleidigung der Deutsche». Ma» darf de» Ein druck bei der Armee »»d im Hinterland« nicht unterschätzen. Ma» darf nicht übersehen, daß die schwersten Blatopfer von den Deutschen gerade infolge deS Verhaltens durch die gebracht werden mußten, öle jetzt der kaiserlichen Gstade teilhaftig «erden. Selbst verständlich werden die Deutschen am starken Festhalten in Treu« be harren, die Deutschen kennen eben keine Loyalität auf Kündigung.' Die erregte Stimmung unter den Deutschen besteht wetter, obwohl der dentsche Rationalverband iu seiner gestrigen Sitzung zu einer ruhigeren und gemäßigteren Auffassung sich entschloß. Welchen Schritt die deutsch-böhmischen Abgeordneten ergreife« werden, steht gegenwärtig noch nicht fest. Auch bei den Christlich-Soziale» besteht eine sehr gereizt« Stimmung, doch dürfte es auch dort bei der gemäßigten Auffassung der Sachlage bleiben. Allgemein ist aber der Unmut darüber außerordentlich groß, daß die deutschen Parteien von einem derarlig schiverwiegeichen Schritt der Regierung nicht vorher unterrichtet waren, während cs feststeht, daß die flämischen Parteien schon in der vorigen Woche beim Empfang in der Hofburg davon unter richtet wurden, daß ein großer Amnestie-Erlaß herauSgegebe« würde. Der Abg. Fink gab namens der christlich-soziale» Der- einiguag folgende Erklärung ab: Der kaiserlich« Amnestie-Erlaß vom 2. JuK ist der Ausfluß des EnadenrechteS der Kron«, das sich der Er örterung tu den verfaffuugSmäßlgea Körperschaften «utziehk. Ein eln- ztger Satz fällt aus diesem Zusammenhang heraus, nämlich jener, in dem das Allerhöchste Handschreiben der Zuversicht Ausdruck gibt, daß alle Völker der Monarchie sich in gemeinsamer Arbeit zur Lösung der großen Aufgaben und der Reuordnung der Dinge zu sammenfinden. Wir würdigen diese edlen persönlichen Absichten unseres Herrschers, zumal durch diesen Gnadeaakt Hunderte Irregeführter, auch solche, die wohl nur durch den ungeklärten Widerstreit der Meinungen eia Opfer der Ausnahmejustiz wurden, nunmehr der Freiheit wieder gegeben werben. Diele der Verurteilten allerdings tragen eine schwer« Schuld, derenthalben auch kostbares Blut unserer Braven brauhe» in» Felde geflossen ist. (Zustimmung bei den Christlich-Sozialen.) Auch diese find nun straflos. Wir wünschen aber sehnlich, datz trotzdem di« edle Tat unseres Kaiser- dem Reiche und seinen Völkern zum Segen gereiche und ihm nicht mit Undank gelohnt werd«. (Lebhafte Zustimmung bei den Christlich-Sozialen.) Jene gemeinsam« Arbeit der Völker unseres Reiches, die der Kaiser und wir mit ihm ersehnen, möge ehestens zur Lat werden. (Lebhafter Beifall und Händeklatsche» bei den Christttch-Soztalen.) (r.) Wie«, 4. Zull. (Drahtbericht unsere- Souder- berichterflalte rt.) Die deutfch-rabikalea Abgeordneten richte» in der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses eine Anfrage an de» Leiter deS Ministerium- für Landesverteidigung, in der sie Au-Kuafk verlangen über da- Verhalten der tschechischen Mann schaftender IS. InfanteriedivistonbelZborow und über den derzeitige« Verbleib dieser Mannschaft. (Diese soll znm Feind« übergegangen fein. .D. Schrlskltg.) Schwindender Anhang Wilson»- (r.) Frankfurt a. M* 4. Zull. (Eig. Drabtbertcht.) Großes Aufsehen erregt einer Meldung der «Franks.. Zta." aut New Vork zufolge die im Staate Indiana erfolgte Nach wahl zum Bande-Kongreß. Die Mehrheit der Repu blikaner hat sich seit November verdreifacht, obwohl Wilson persönlich in dielen lokalen Wahlkampf eingriff und den demokratischen Kandidaten kräftig unterstützte. Oefterr.««ngar. Heeresbericht Wien, 4. Juli. Amtlich wird nritgeteilft Seitlicher Kriegsschauplatz Bel Brzezany wurde« heftige Angriffe stärkerer feind licher Kräfte blutig abgewlesen. Im Abschnitt südwestlich von Zdoro» Haden di« Baße» nachts angegriffen. Sonst auf alles Kriegsschauplätzen geringe Vefechttttttlgkeit. Der Lhef des Generalßada». Mecklenburg und die Neuorientierung Bon Dr. P. Skubmann-Hamburg, Mitglied des Reichstags (Nachdruck verbot« Die Erörterung der Wahlrechts- und Verfassungsfragen im Reiche und in den Bundesstaaten hat auch die sogenannte Ver- fassungsfrage in Mecklenburg w'eder in stärkeren Fluß ge-, bracht. Geruht hat sie nur während der ersten zweieinhalb Kriegsjahre. In den letzten FriedenSjahren, namentlich seit 1007, ist sie im Zusammenhang mit den Vorlagen der Regierungen leb haft erörtert worden. Infolge eines Erlasses der beiden Groß herzöge, ähnlich der Ofkerbotschast des Königs von Preußen, haben kürzlich in Schwerin eingehende Beratungen stattgefunüen, in denen die Regierungen den Versuch gemacht haben, durch An hörung angesehener Männer aus der Bevölkerung — leider nickt aus allen wichtigen Schichten — die richtigen Grundlagen sür einen Verfassungsentwurf zu finden. Also auch hier: Neu orientierung! Oder doch nicht? Eigentlich genau genommen: Nein! Unter Neuorientierung kann man doch nur eine angc- strebte Verbesserung bestehender Vcrsassungszustände verstehen. In Mecklenburg besteht aber heute eine Verfassung im Rechts sinne, ein Staatsakt, eine dtaxnr ciisrta, die dem Volk als Träger des Staates eine politische Lebensform gewährleistet, überhaupt noch nicht. Es besteht nur ein Vertrag zwischen den beiden Lan desherren, die im Rechkssinn noch absolut sind, einerseits und den Landständen, der Ritterschaft und der Landschaft, anderseits, der das ehrwürdige Datum «18. April 1755' trägt. Also nicht .Reu'-Orientiernng, sondern überhaupt erst .Orientierung' in der Welt des modernen Staatslebens ist für die beiden gesegneten deutschen Bundesstaaten die Parole. Es erscheint zunächst für jeden Uneingeweihten unfaßlich, daß es noch nötig ist, um die Durchführung eines solchen selbfdrerständ- lichen Gedankens, wie es die Einführung einer Verfassung ist, zu Kämpfen. Stellt man die Widerstände fest, dann wird aber man ches klar. Das Jahr 1848 war auch für Mecklenburg von Be deutung. Friedrich Franz ll. von Mecklenburg-Schwerin führt« eine Repräsentativ-Berfassung gegen die Stände durch, mit dem Ergebnis, daß sich ein Sturm von allen Seiten erhob. Sogar Preußen und Oesterreich wandten sich gegen diese .Neuordnung', die ihnen widerrechtlich erschien, und der sogenannte Freienwalder Schiedsspruch von 1850 — ein bezüglich seiner Rechtsgültigkeit höchst zweifelhafter Rechtshergang — ließ das Land in die alten Zustände zurückfallen. Seitdem können die jeweiligen Groß herzöge davon sprechen, daß sie .bestrebt" sind, .das Werk ihrer Ahnen", eben die Einführung einer modernen Verfassung, durch zuführen. Es wäre gut, wenn diese Bestrebungen nun endlich einmal zu einem Erfolg führen wollten. Der oben erwähnte Großherzog Friedrich Franz ll. hak noch oft (1850, 1872, 1874 und 1880) den Versuch gemacht. Danach ist im deutschen Reichstage ost, fast in jedem Gesetzgebung-abschnitt, ein entsprechender Antrag oder eine Interpellation eingebracht worden, ohne ersichtliche Wirkung. Bereits 1867 — vor fünfzig Jahren — hat sich kein Geringerer als Treitschke in leidenschaftlichen Worten für die mecklenburgische Verfassung eingesetzt. Später war es Büsing als Wortführer der nattonallloeralen Partei, der unablässig seinem Heimatland vor- wärtszuhelfen bestrebt war. Auch im Reichstage war — wenn auch bis in die 80er Jahre ost eine Mehrheit für entsprechende Anträge sich fand — das rechte Verständnis für die Lage Mecklenburgs nicht in vollem Umfange vorhanden. Daß es dem Geist der Reichsverfassung, auf Grund deren vlele reichsgesehlich geordnete Dinge den Bun desstaaten zur Ausführung überlassen sind, nicht entspricht, wenn zwei Bundesstaaten überhaupt noch einer konstitutionellen Ver fassung ermangeln, sollte doch auf der Hand liegen. Trotzdem ist im Reichstage oft die Meinung — nicht selten sogar mit Erfolg — vertreten worden, daß die Frage, welch« Verfassung die einzelnen Bundesstaaten haben, deren eigene Sache sei. Das kann man anerkennen für die Einzelheiten der Verfassung, keines falls aber für die Grundform. Auch die Reichsregierung hat sich bisher wenig geneigt gezeigt, den Bestrebungen der mecklenburgischen Regierungen auf Einführung einer Verfassung ihre Hilfe zu gewähren. Das konservative Regiment in Preußen, als herrschender Faktor im Reiche, hat offensichtlich der ultra- konservativen mecklenburgischen Ritterschaft nicht unbequem werden mögen. Nach dem Inhalt der preußischen Ofkerbotschast sollte man annehmen, daß hierin neuerdings ein Wandel ein getreten ist. Man darf in der mecklenburgischen DerfassungSfraae den Kernpunkt nicht aus dem Auge lassen: datz nämlich die Einfüh rung einer konstitutionellen Verfassung bisher lediglich gescheitert ist an dem hartnäckigen Widerstand der Mehrheit jener 700 bis 800, durch Grundbesitz bevorrechtigten mecklenburgischen Ritter gutsbesitzer, die mit den 49 Vertretern der Städte zusammen den sogenannten .Landtag" bilden. Jede vom Reiche den beiden mecklenburgischen Regierungen verweigerte Unterstützung kommt nur diesen ultra-reaktionären Bestrebungen zugute. Deshalb mutz bestimmt erwartet werden, daß die jetzt im Gange befind liche Neuorientierung im Reiche auch im Bundesrate und Reichs tage zu einer veränderten Auffassung darüber führt, ob das Deutsche Reich berechtigt und verpflichtet ist, endlich zu einer Veränderung der mecklenburgischen Verfafsongtzustände mitzu- helfen. Die liberalen Parteien werden es an Bemühungen zur Durchsetzung dieses Ziele» nicht fehlen lassen. Ich hoffe sogar, datz die Iulitaguna des Reichstages Gelegenheit zu einer Er- örterung dieser Frage, wenigstens im VerfasiungsauSschnsse, geben wird.