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veue 2. Nr. 435. Nvenü'Nusgade. Leipziger Tageblatt. vonnerstsg, 27^Nugult l9l4. aus Paris und London kann man keinen Glauben schenken, Gott sei Dank nicht! Nun Gott befohlen, er verleihe den stolzen, tapferen Söhnen Deutschlands Sieg!" Weitere Mel-ungen. * Für die ostvreuhischen Flüchtlinge wurde am Mitlwcxynachnnttag in Berlin im Dom, der bis auf den letzten Platz gefüllt war, ein Gottesdienst abgehalten. An der kleinen Sei» tenlog-e wohnte die Kronprinzessin der An dacht bei. Auf den Ehrenplätzen im Schiff der Kirche vor dem Altar hatten die von Haus und Hof ge flüchteten Ostpreussen Platz genommen. * Aus Nürnberg wird den Münchner Blättern gemeldet, daß bei einem der (öesangentransporde aut der Strecke Cveilsheim—Nürnberg ein Unter offizier der Begleitmannschaft, der sich aus einem Wagensenster hinausqebeugt hatte, von einem französischen Gefangenen gepackt und aus dem Wagen geworfen worden ist. Der Unteroffizier wurde schwer verletzt auf dem Ge leise gesunden. Der Täter wurde auf der Stelle erschossen. * * In einem Artikel im „Tag" über den Jung» deutschlandbund im Kriege schreibt der Generalfeldmarschall von der Goltz: „Die blutige Saat, die heute gestreut wird, wird herrlich aufgehcn. Nach dem Kriege wird es keine Parteien, keine Spal tungen und Absonderungen in der Heranwachsenden Generation mehr geben, die sich jetzt zum Dienst des Baterlandes vorbereitet. Junpdeutschland wird die gesamte deutsche Jugend umfassen, wie es zu Anfang gedacht war. Es verbürgt unserer Eigen art die Dauer durch Nacht zum Licht. * Aus Stuttgart wird unterm 25. August ge meldet: Graf Zeppelin traf gestern nachmittag unerwartet in Stuttgart ein. Er wurde sofort er kannt und stürmisch begrüßt. Auf Befragen menrte er. seine Luftschiffe seien täglich unterwegs. Sein Luftschiff, das über Lüttich gewesen sei, sei ordentlich beichossen worden. „Fährt Eure Exzellenz mit?" „Vorerst noch nicht. Man sagt mir. ich sei zu alt." Auf weitere Fragen sagte der Gras: „Kommt alles noch, nur abwarten." Unter brausenden Hochrufen fuhr Graf Zeppelin feiner Villa zu. * * Der schwedische Reichstag wurde vom Sonnabend auf eine Woche vertagt. Am 8. Sep tember tritt der Reichstag wieder zusammen und be handelt die Verteidigungsanlage, deren Annahme schnell gehen werde, da die Parteien schon in allen Hauptpunkten einig sind. Was tun wir zu Hause -egen Sie Kriegsnot l Von geschätzter Seite wird uns aus Dresden geschrieben: „Für diejenigen Teile des deutschen Volkes, die haben daheim bleiben müssen, bringt der Krieg eine Fülle von Ausgaben. Auch für solche Kreise, die sich mit dem Noten Kreuz und mit anderen Formen der öffentlichen Hilfe nicht befassen können, bringt er neue Pflichten. Namentlich bringt er für die Ver braucher lKonsumenten) die Pflicht, ihren Verbrauch nach Möglichkeit unverändert bcizubehaltcn. Unser Wirtfch-afts- und Geschäftslcben erleidet ohnedies durch die Einberufung der Leiter und Mitarbeiter und des sonstigen Personals, durch die Störung der Zufuhr, durch den Wegfall eines großen Teils der Ausfuhr und durch eine Reihe von anderen Um ständen große Störungen. Es sollte vermieden werden, daß zu diesen Störungen noch eine weitere dadurch tritt, daß die Verbraucher ihren Verbrauch «ohne zwingende Notwendigkeit cinschtänken. Im Gegenteil werden die Verbraucher es sich heute überlegen sollen, ob sie nicht gerade jetzt die eine oder andere Arbeit machen lassen, die sie sonst vielleicht erst für nächstes Jahr vorhatten, sei es an Arbeiten in der Zvohnung oder im Hause usw. usw. Mit jedem derartigen Auftrage führt der Ver braucher unserem Wirtschaftsleben neues Blut zu und hindert, daß der Umlauf mehr als unbedingt notwendig stockt. Nur in einem Punkte muß der Verbrauäfer seine bisherige Gewohnheit unter Um ständen ändern; wenn ov bisher seine Schuld hat stehen lassen, so soll er jetzt, wenn irgend möglich, bar bezahlen. Diese Pflicht der verbrauchenden Stellen trifft auch die öffentlichen Verwaltungen, namentlich die Staats- und Gemeindeverwaltungen. Wenn, wie wir hören, die sächsische Regierung sich beretterklärt hat, nicht allein die begonnenen Staatsbauten fortzusctzen, sondern auch neue zu be- ginnen, so trifft das sicherlich das Richtige. Eine gleiche Bahn sollten auch unsere Gemeinden ein schlagen. um nach Möglichkeit der Arbeitslosigkeit entgegenzutreten. Es ist freilich schwer, zurzeit schon ein Urteil darüber zu gewinnen, in welchem Um fange Arbeitslosigkeit vorliegt. Erst müsste ab gewartet werden, Welche Lücken die Einberufung de» Landsturmes reißt. Weiter darf gehofft werden, daß unter dem Eindruck der deutschen Erfolge auch für unsere GeschSftswelt und namentlich für Industrie und Handel Ruhe und Sicherheit in etwas zurück kehren, und daß gar mancher Geschäftsbetrieb weiter geführt wird, mit dessen Einstellung bisher gerechnet werden mußte. Immerhin wird sich schon heute so viel überblicken lasten, daß durch die teilweise Ab schneidung des Exports und durch das naturgemäße Einschränkrn des Luxusvcrbrauchcs man mit einer ziemlichen Arbeitslosigkeit zu rechnen hat, die durch die gesteigerte Tätigkeit aller derjenigen Geschäfts zweige, die bei Lieferungen für militärische Zwecke oder für Sanitätszwccke und ähnliches unmittelbar und mittelbar beteiligt sind, nur in geringem Maße wirs ' choben werden können. Deshalb sollen Staat und Gemeinden cs sich überlegen, ob sie nicht auch Arbeiten, die im öffentlichen Haushalt über kurz oder lang zu bewältigen sein werden, schon im gegen wärtigen Zeitpunkte unternehmen können. Wir denken vor allem an eine Aufgabe, die vor Beginn des Krieges von allen Seiten, ohne Unter schied der Partei, als notwendig bezeichnet wurde: die landwirtschaftliche Urbarmachung von Ocdlän der eien zum Zwecke der sogenann ten inneren Kolonisation. Wir möchten den maß gebenden Stellen zur Erwägung geben, ob es nicht möglich ist, für solche Arbeiten Arbeitslose in größerem Umfange einzustsllsn. Es würde sich dabei um einen Geschäftsbetrieb handeln, der je nach dem Auf- und Niedergänge der geschäftlichen Konjunktur ohne große Nachteile gestattet, den neuaufgenomme nen Betrieb einzuschränken oder zu erweitern, und wenn auch vielleicht ein derartiger öffentlicher Be trieb finanziell nicht besonders günstig arbeiten würde, so wird man das in den Kauf nehmen müssen und können. Für Sachsen wird freilich die Möglichkeit landwirtschaftlicher Kulturarbeiten zum Zwecke der Urbarmachung von Ocdländereien kaum in Frage kommen können: aber vielleicht gibt es auf wasser wirtschaftlichem Gebiete oder auch auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues Planungen, die so weit vor geschritten sind, daß sie in die Wirklichkeit umgesetzt werden können. Darüber, daß im Staatshaushalte dafür keine Mittel vcrwilligt sind, darf man an den maßgebenden Stellen nicht scheitern. Wir können uns nicht denken, daß sich ein Landtag fände, der in einem solchen Falle die nachträgliche Genehmigung verweigerte." Was tun wir mit -en Kriegsgefangenen in Veutschlanöl Diese Frage wird in der „Kreuzztg." beantwortet, und zwar mit durchaus berechtigten Vorschlägen: „Hoffentlich werden von Len zuständigen Behör- « den bald dahin Weisungen erteilt, wie diese Mcn- schcnmassen zweckdienlich zu beschäftigen sind. Nie mand soll leiden: niemals soll dem einzelnen zur Last gelegt werden, daß wir in diesen jetzigen schwe ren Krieg hineingcdrängt worden sind, und doch muß er als Teil des uns feindlichen Ganzen mit seiner in der Kriegsgefangenschaft lahmlicgendcn Kraft dafür haften. Untätigkeit bei g-^egelter Verpflegung wäre schon entschieden ein Wohlleben, und so scheint cs ratsam, baldmöglichst eine Sichtung der Menschen, massen vorzunehmen, die, sei es nach ihren Berufen oder sonstigen Fähigkeiten, cingeteilt, zu bestimmten Arbeiten ängestellt werden. Es ist nicht zu befürch ten. daß durch die Arbeit, die uns Kriegsgefangene leisten müssen, unserer jetzt an Arbeit armen Bevöl kerung ein neuer Abbruch geschaffen werde. Dahin gegen aber verbürgt uns die Beschäftigung der Kriegsgefangenen die Ruhe im Lande hinter den Fronten. Was gäbe es zu tun?.... Wir haben auch in unserm kultivierten Deutschland noch i m m e r a ew a lt i ge Strecken der heimi schen Erde brachliegen. Sowohl in der niedersächsischen Tiefebene, wie in den Ge bieten der Ostmark liegen meilenweite Oed länder, die entweder der Land- oder Forftwirt- sä)aft erschloßen werden können. Heidestrecken gilt cs aufzuforstcn. Moorgebiete zu kultivieren, Chausseen lassen sich bauen, Kanäle anlegen. In den Kohlen bezirken wird es für Arbeiter au» den Gebieten Bel giens und Nordfrankreichs Beschäftigung geben. Hoffentlich wird man auch nicht zurück- ,chrecken, die Herren Offiziere der fran zösischen Armee bei dieser Arbeitsteilung zu berück sichtigen, damit sie nicht wieder, wie Anno 70 und 71, auf den Gedanken kommen können, trotz ihres ge nesenen Ehrenwortes aus ihren ihnen zugcwiesenen yaftbezirken zu entfliehen. Wir wollen auch hierin die Erfahrungen aus der Zeit von vor 11 Jahren berücksichtigen und es wäre aus diesem Grunde gut, grundsätzlich auf das Ehrenwort eines Franzmanns zu verzichten, damit er gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, sich der Ge meinheit des Mortbruchs schuldig zu machen." Rußlands handel im Schwarzen Meer und sein Schutz. Von Konteradmiral a. D. Kalau vom Hofe. Die Haupthandclshäfen Rußlands am Schwarzen Meer, die für Len internationalen Handel wesent liche Bedeutung haben, sind Odessa, Nikolajew, Noworossjisk und Datum. Ueber diese Häfen geht ein erheblicher Prozentsatz der gesamten russischen Ein- und Ausfuhr, welche im Jahre 1913 auf 2036 Millionen Mark bzw. 3069 Millionen Mark bciorrtet wurde. Eingeführt wurde hauptsächlich Rohbaum wolle, rohe Wolle, Kautschuk, Gerbstoffe, Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Eisen-, Papier- und Ledcrwarcn, Baumwollen- und Seidcnwaren. Die Ausfuhr im großen betraf Nahrungsmittel unÄ Ge treide aller Art fmchr als die Hälfte der Ausfuhr), Naphtha, Manganerz, Flachs, Leinsaat, Häute, Rauch werk, Hanf. Das Schwarze Meer war am Trans port dieser Güter mit 17 Millionen Registertons (1 Registertonne — 1000 Kilo) beteiligt, während auf d?e nördlichen Häfen 12 Millionen Ncgistertons entfielen. Ungefähr 1500 Dampfer besorgten, die Ein- und Ausfuhr der obengenannten Häfen von und nach Lein Auslande: cs fuhren davon 18 Prozent unter russischer Flagge: 27 Prozent zeigten die eng lische, 11 Prozent die deutsche, 8 Prozent die dänische, die norw 'gische, 5 Prozent 'die schwedische, die öster reichisch ungarische und griechische, 2,5 Prozent die französische. Dieser Verkehr mußte die Straße der Dardanellen pastieren. Es ist ohne weiteres klar, daß der ungestörte Der' kehr auf dem Schwarzen Meer von großer Bedeutung für das Wohlergehen der russischen Volkswirtschaft ist und daß auch andere Nationen, besonders Eng land, daran ein nicht geringes Interesse haben. Der Schluß der Dardanellen durch Minensperren und ge ladene Kanonen seitens der Türken in Befürchtung des italienischen Flottenangriffes traf die beteiligten seefahrenden Nationen empfindlich und veranlaßte sie zu gemeinsamem diplomatischem Vorgehen, welches bekanntlich die Beschränkung des Kriegstheaters durch die Italiener zur Folge hatte und damit die Dardanellen für den internationalen Handel wieder öffnete. Was für Len Auslandshandel gilt, trifft auch für den russischen recht beeutenden Küstenhandel im Schwarzen Meer zu, wenn es feindlichen Schif fen gelingen sollte, dort einzudringen und ihn zu stören. Der Sultan ist wiederholt verpflichtet, Kriegsschiffen, ivelche den Rusten gefährlich werden könnten, d"N Eintritt in das Schwarze Meer zu ver- sagen: er besitzt auch die Mittel dazu in den Befesti gungsanlagen der Dardanellen und des Bosporus und in seiner, wenn auch nicht starken, Flotte. Für den Fall aber, daß der Sultan selber im Bunde mit Seemächien gegen Rußland Krieg führen sollte, glaubt letzteres durch Schaffung der Schwarzen- Meerflotte und Befestigungen sich genügend vor gesehen zu haben. Auffällig ist der geringe Anteil der russischen Flagge an dem Transport der nationalen Güter trotz der großen staatlichen Unterstützung, die nicht nur dem Schiffbau, sondern auch der Schiffahrt selbst zuteil wird. Laut Gesetz werden für in Rußland ge baute Handelsdampfer je narb Größe 110 bis 236 .k pro Deplacementstonne Prämien vergütet, des gleichen 70 -K pro Pferdestärke der Maschinenanlage. Im Jahre 1912 wurden 11 Millionen Mark für Sub vention bestehender Dampferlinien laut Budget be ¬ reitgestellt. Diese» System der staatlichen Subven» tion der Seeschiffahrt hat schon lange in Rußland unter dieser oder jener Form bestanden: es hat zu einer beständigen Hebung nicht beiaetragrn: Ruß lands Handelsflotte ist heute wie früher an zehnter Stelle, hinter Japan, Niederlande und Schweden mit 1,9 Proz. an der WelthaNdelsflotte beteiligt. Abge» sehen davon, daß aus bekannten Gründen in Ruß» land die zu gutem Zwecke bewilligten Staatsmittel nicht sämtlich an der bestimmten Stelle zur Wirkung gelangen können, ist im vorliegenden Falle die Sub vention tatsächlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Um ein zuverlässiges Arbeiterpersonal, tüchtige In genieure und ehrlich« Verwalter zu schaffen, dazu ge» hören weit größere Mittel, und zwar an anderen stellen: die allgemeine Volksbildung steht zu niedrig, die Begriffe von Ehrlichkeit und Pflichttreue werden im Bereich des rechtgläubigen Rußlands in einer Weise verstanden, die mit den Anforderungen der modernen Ozeanschrffahrt nicht verträglich ist. Mit kurzen Worten, es fehlt im Rustenoolke an der genügenden Qualität für den seemännischen Beruf und deshalb sind die Subventionen umsonst. Zum Schutz seiner Seeinteresten hat Rußland di« Zugänge zu den wichtigsten Handelsplätzen stark be festigt. Den Ausfluß des großen Haffs, in welches die Flüsse Bug und Dnjepr ihre gewaltigen Wasser massen ergießen, verteidigen Li« Forts von Otschakoff und Kinburu. Vierzig Meilen oberhalb am Bug liegt das für den Getreidehandel wichtige Niko lajew, dahinter eine Marinewerft für Neubauten und Herstellung von Inventar. Außerdem befinden sich dort zwei große Privatwerften, welche von Vickers k Co. und einer belgischen Gesellschaft ge leitet werden. Der Hauptlieoehafen der russischen Flotte ist Sewastopol an der südwestlichen Ecke der Halbinsel Krim: stark befestigt, ein idealer Kriegs hafen ähnlich wie Kiel. Die Festung Kertsch ver teidigt den Zugang zu dem Asowschen Meer und dem Flusse Don und Len Getreideplützen Taganrog, Mariapol und Rostow. Noworossjik ist ein großartiger Hafen für die Ausfuhr aus dem nörd lichen Kaukasusgebiet: er ist nicht befestigt wie auch Odessa, der Heimatshafen der russischen „Freiwilligen Flotte" und anderer großen Reedereien. Datum ist von den Russen, entgegen früheren Abmachungen, stark gegen Land und See befestigt worden, weil sie in unruhigen Zeitläuften die Seevsrbindungen gegen Türken und Kaukasier sicherer aufrechterhalten können als ihre Landverbindungen. Datum ist Hauptexporthafen für Petroleum und die minera lischen Schätze des Kaukasus. Auf dem Schwarzen Meer hat Rußland ver wendungsbereit die Linienschiffe „Rostislaw", „Panteleimon" (früher das berüchtigte Aufrührer schiff „Knjäs Potemkin"), „Joann Slatoust" und „Jewstafi". Die Hauptarmierung der letzten beiden Schiffe ist sehr ansehnlich: alle vier entwickeln jedoch keine moderne Geschwindigkeit, sie sollen 16 Knoten gelaufen haben. Die Kreuzer „Kagul" und „Pamjat Merkurya", 12 bis 15-Zentimcter-Kanonen und 22 Seemeilen höchste Geschwindigkeit. Außerdem sind vorhanden drei alte Linienschiffe und drei Kanonenboote von geringem Wert gegenüber modernen Schiffen. Torpedofahrzeuge ungefähr 20 Stück ver schiedener Größe und Konstruktion. Unterseeboote sind acht vorhanden, aber wahrscheinlich nicht viel wert. Es sind einige ältere langsame Dampfer und Torpedoboote zum Streumincnlegen und als Minen suchfahrzeuge eingerichtet. Abgesehen schon von der Zahl und Qualität der Schiffsbesatzungen, hat kein an das Schwarze Meer angrenzender Staat, selbst alle zusammen nicht, ein der dortigen russischen Flotte gleichwertiges Material aufzuweisen. Rumänien verfügt über vier kleine Pancerkanonenboote und sechs Flußkanoncnboote auf der Donau, Bulgarien hat sechs Torpedoboote, die Türkei, der zwei neue Dreadnoughts von England beschlagnahmt sind, ist auf dis beiden Linier ch ff" der ehemaligen deutschen Brandenburgklasse. zwei kleine Kreuzer und zehn seefähige Torpedoboote angewiesen. Immerhin können bei einheitlicher Lei tung mit diesen Schiffen der russische Seeverkehr, Truppentransporte usw. empfindlich gestört werden, wenn es auch unmöglich sein wird, der russischen Flotte daselbst dauernd die Seehcrrschaft streitig zu machen. Anderseits ist es der russischen Flotte un möglich, einen ernsten Erfolg gegen die Küstenbefesti gung am Bosporus zu erringen oder gar di« Durch- SvkrvibwLsvdmvv 7Ä?' bardbiivcker u. Xoklepapiere, ilriminnlseliv 81r. 24 Vas stille Leuchten. 58j Roman von Paul Grabei«. ^olH-rigUl cirslUIsin L «?o. U. m. b. U.. j.eiprtx.) (Nachdruck verboten.) 26. Ruth faß regungslos in der Ecke am Ofen, fern vom zudringlichen Lichte. Aus dem blei chen Gesicht starrten die. großen, umschatteten Augen ins Leere, mit unnatürlicher Ruhe. Wie eine Lähmung ihres ganzen Seelenlebens war eS über sie gekommen, nach dem ersten furcht baren Ausbruch ihrer Verzweiflung. Sie fühlte nicht, sie dachte nicht. Die wußte nicht, was werden sollte. Nur eine einzige dumpfe Vor stellung beherrschte sie: Es war aus mit ihr! Die konnte nicht mehr in die Dchule zu ihren Kindern, die scheu vor ihr zurückweichen wür den, nicht mehr hinaus auf die Straße, wo die Mensäten mit Fingern auf sie zeigen würden, nicht hier im Haus bleiben, wo es allenthalben höhnisch zischelte über sie — eS war aus, aus! Aber was nun kommen würde, was geschehen mußte — sie hatte noch nicht die Spannkraft, es zu denken. So starrte sie völlig apathisch wie in eine dunkle, ungewisse Ferne, in dem dumpfen Erwarten des Verhängnisses. Ein Klopfen draußen an der Tür zum Treppenslur, bas sie wohl gehört haben mochte, kam ihr so in ihrer stumpfen Teilnahmlosigkeit gar nicht zum Bewußtsein. Sic achtete auch nicht darauf, daß dann Schritte vorbeikamen — ihre Wirtin, die öffnen ging — und daß hierauf mit unterdrückter Stimme Worte vor der Flurtür gewechselt wurden. Aber plötzlich zuckle Ruth zusammen, wie von einem Stich getroffen: „Ganz gleich — ich muß sie sprechen. Ich muß, verstellen Sie?" Es war .Haltens Stimme, die da eben ge dämpft, und doch in höchster Aufregung, halb flel-end, halb drohend zu ihr hereinfcholl. Und rm selben Augenblick wich der lähmende Bann einem Empfinden jähen Erschrecken»: Was wollte er noch von ihr? Könnte er ihr denn nicht ein ¬ mal die Ruhe wenigstens nach all dem Furcht baren? Ihn Wiedersehen, ihn sprechen, nach dem, was geschehen — nein, nein, nur das nicht! Im nächsten Augenblick klopfte es an ihre eigene Tür, und Frau Kuhlmann trat ein, eine Visitenkarte in der Hand. „Herr Doktor ist draußen. Er will sich ab solut nicht abweisen lassen." Wie aus einem bleischweren Schlaf er wachend, mit dumpjbenommenem Kopf, richtete sich Ruth aus ihrer znsaminengesunkencn Hal tung auf und griff nach der Karte. Sie enthielt die eben mit Bleistift daraus geworfenen Worte: „Lassen Tie mich Sie nur einmal noch sprechen — nur eine Minute! Seien Sic barmherzig!" Einen Augenblick starrte Ruth auf die Karte. Dann sank sie mit einem unendlich milden, ge- auülten Zug nm die Lippen zurück in ihren Stuhl. Sollte ihr denn das auch nicht einmal erspart bleiben? Schon wollte sic stumm das Haupt schütteln, da Hegte aber noch einmal ihre angeborene Güte. Selbst in diesem Zustand mar tervoller Zerrissenheit wollte sie nicht «inen Bitt- flehcnden von ihrer Schwelle weisen. „Ich lasse bitten," mit matter Stimme rang sie sich das Wort ab. Die Tür hatte sich wieder hinter Holten ge schlossen, und, nun bei ihr im Zimmer, suchte sein Ange zitternd ihre Gestalt. Da — da sah er sie, auf dem Sitz in der dämmerigen Ecke, schlaff znsammengesunkcn, das totenblasse Gesicht matt auf die Seite geneigt, ein rührendes Bild völliger Gebrochenheit — das Herz blutete ihm. „Ruth, Ruth!" Im nächsten Augenblick lag er vor ihr auf den Knien. Kein Wort weiter kam von seinen zuckenden Lippen; er biß die Zähne zusammen, daß seine Erschütterung nicht Herr über ihn wnrde. Aber ans ihrer Hand, die er ergriffen, auf die er seine fiebernde Stirn gc- preßl hatte, brannte plötzlich ein heißer Tropfen. In jähem Versagen der Sinne hatte Ruth, wie er so vor ihr niederstttrzte, die Augen ge schlossen; nun fuhr sie von ihrem Sitz empor, rhm die Hand entreißend, und sich zum Herzen fahrend,: „Mein Gott, mein Gott — was tun Sie mir!" Sie glaubte, ein Herzschlag würde sie treffen, so raste es da drinnen in ihrer Brust und sie begann zu schwanken. Da war er aufgesprungen nnd hielt sic in seinen Armen. Mit unendlicher Zärtlichkeit nahm er die hilflose, zarte Gestalt an sich und bettete ihr schlaffhängcndes Hanpt an seiner Schulter. So hielt er sie eine Weile, bis die Schwäche vor- übergegangcn war und sie, wieder zum Bewußt sein gelangend, mit fragendem Ausdruck die Augen aufjchlug. Da sah sie sein Antlitz mit den innig anflcuchtcnden Augen dicht über sie ge beugt, und in neu aufschrcckendcm Entsetzen wollte sie ihn instinktiv von sich stoßen. Aber da flehten ihr seine zitternden Worte im Ohr: „Ruth, liebe Ruth — meine liebe, arme Heilige! Vergib mir, was du um mich gelitten, nnd nimm hin, was ich dir geben kann. Werde mein — werde mein Weib!" Noch einmal schloß sie die Augen: Gott im Himmel! Hatte er das wirtlich gesagt, oder war cs immer noch eine Vorspieglung ihrer verwirrten Sinne? Aber nein, da tönte ja die Stimme ihr wieder im Ohr: „So^ sprich doch, Ruth, nur ein einziges Wort! Straf mich doch nicht länger mit deinem Schweigen!" Ach! Mit dem Jauchzen einer alle Fesseln prengenten Seligkeit wollte sie sich an ihn wessen, seinen Hals umschlingen, — der Um- chwung ans tödlicher Verzweiflung zum jubeln- >en Glück war ja kaum zu fassen — aber da kehrte ihr mit dem vollerwachtcn Bewußtsein plötzlich auch die Erinnerung zurück; die Erinne- rung auch an jenen Abend am dunklen See, wo er das vernichtende LÄirt gesprochen, und mit großen, entsetzten Augen, mit zuckenden Lip pen, wiederholte sie es jetzt, sich von ihm frei machend: „Die Ehe ist der Tod der Liebe! — Wie kön nen Sie da jetzt so zu mir sprechen?" Und sie trat von ihm einen Schritt zurück. Doch er streckte ihr stehend die Hände entgegen. -- - „Vergiß es, das frevelhafte, törichte Wort, das ich in blinder Verbitterung sprach! Ich be schwöre dich, Ruth, bei allem, was dir heilig ist! Ich bin sehend geworden in der Todesangst um dich, und nun weiß ich es besser: Verklärende Schwärmerei, betörende Leidenschaft — das kann wohl blenden nnd irreftthrcn zu einem unseligen Ehebund. Nicht aber, wo aus ruhiger, lang prüfender Freundschaft schließlich die Liebe er wächst! Das ist kein Rausch, der verfliegt im nüchternen Alltag — im Gegenteil, das ist stärker als er, das hebt uns freudig empor aus dem ewigen Einerlei des Lebens. Darum, Ruth, so wahr ich hier vor dir stehe — ich fühle nur noch eines: Es gibt kein anderes Glück für mich auf der Welt als dich — als dich in meinem Hause!" Da versanken die letzten düstcrn Schatten um Ruth, und jauchzend flog ihre Seele dem se ligen Licht entgegen. Lange hielten sic sich umfangen; wortlos genossen sie das Zusammenfindcn nach langem qualvollen Irren. Dann hob Ruth den Kopf und sah ihm mit seligen Blicken in sein ver klärtes Gesicht. „Das große, stille Leuchten — auch auf deinem Antlitz!" flüsterte sie leise, mit einem glücklichen Lächeln, unwillkürlich jener Stunde in den Bergen denkend, wo sich zum ersten Male ihre Seele ahnend mit der seinen berührt hatte. „Sag', so gibt es doch noch etwas Höheres, Lieb ster, als das stille Lächeln über den Trüm mern unserer Illusionen?" Kraftvoll, innig zog er ihren schlanken Leib an sich, und seine Rechte suchte ihre Hand: „Ja — das ernste, große Glück, das zwei Menschen sich selbst schaffen, nachdem sic innerlich still und fest geworden. Zwei Menschen von gleicher Art und gleichem Ziel." Fest drückte er ihre Hand. „Ich denke, Ruth, sie haben sich ge funden!" Das Mädchen antwortete nicht; aber schwei gend, mit zurückgebogenem Haupte, bot sie de« Mann die Lippen zum Kusse. V, fahrt die I Bospo russisch schwer licher die ru weisen dünge, russisch lich, Flotte i t. 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