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Nr. 1. — 1. 1. 36. Sächsische Bolkszeltunr, Seite 8 Gedenkjahr jfySb / LÄN- Daß ..Die wunderbaren Reisen und lustigen Abenteuer des Freil»rrn von Münchhausen" 1936 „schon" 150 Jahre alt werden, daß Englcnrd „schon" vor 100 Jahren den Oranje- Freistaat oder die Kolonie Süd-Australien begründete, dah 1936 die Cunard-Schisfahrtlinie oder die Gründung des ersten Diako- nissenhauses (-urcij Fliedner) sn Kaiserswerth ebenfalls „schon" 109 Jahre alt sind, — das will uns nicht einleuchten. Um so weniger, wenn wir damit Tinge vergleichen, die sehr „alt" zu sein scheinen, In Wirklichkeit jedoch erstaunlich „jung" sind, wie z. B. der Dieselmotor, der 1936 erst -10 Jahre „alt" wird. Die Farbenphotographie ist „erst" vor 30 Jahren gelungen, das erste Luftschiff in Stromlinienform svon Schütte- Lanz) oder das Vitamin gegen Beriberi wurden „erst" vor S5 Jahren konstruiert bzw. entdeckt. „Erst" vor 50 Jahren durchquerte Hermann v. Wihmann zum zweiten Male Afrika vom Kongo nach Mozambique: „erst" 50 Jahre sind es her, dah der Erreger der Lungenentzündung entdeckt wurde. Auch die Drahtseilbahn sbis dahin noch Hanfseile!), die erste Pergamentfabrik oder die erste kritische Gesamtausgabe der Werke Beethovens werden 1936 75 Fahre alt, wogegen es uns unverhältnismäßig „lange" erscheinen will, wenn es 1936 schon 800 Jahre her sind, daß Albrecht der Bär die ersten Teile der späteren Mark Brandenburg östlich der Elbe eroberte, wäh rend Hannover als Residenzstadt um ein ganzes halbes Jahr tausend jünger ist! Daß der Buchweizen in Deutschland erst mals vor 300 Fahren ermähnt wird, dagegen Johann Gens fleisch von Gutenberg sbei Mainz) schon vor 500 Jahren die Metalltype erfand, will uns nicht in den Sinn, erst recht nicht, wenn wir sehen, daß das letzte Opfer des Hexenwahns in Europa „erst" vor 100 Jahren verbrannt oder das Telephon erst vor 75 Fahren von Philipp Reiß (und auch das erst zur Uebertragung von Tönen!) hergestellt wurde. Dagegen wundern wir uns wieder, daß z. B. der Dreifarbendruck oder das Solway-Verfahren bei der Sodagewinnung sAmmoniakprozeß) oder die Entdeckung der Fermente nebst ihren Wirkungen (durch Pasteur) ebenfalls nunmehr „schon" 75 Jahre alt iverden. * Wie wenig wir uns auf unser Zeitgefühl verlassen können, wird uns — überzeugend, vielleicht auch erschreckend — klar, wenn wir hören, daß das Skcltspiel erst vor 50 Jahren sdurch Buhle) einheitlich geregelt wurde, oder daß die An wendung der Asepsis und der erste Benzinkraftwagen von Benz wie der Daimlcrmotar nicht älter sind Das Lied „Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rot" kommt uns älter vor als der berübmte Spruch: „An deutschem Wesen mag noch die Welt genesen!'^ — und doch ist dieser 1936 schon 75, jenes Lied da gegen „erst" 50 Jahre alt! Hier sagen wir: „erst" — aber gleich sofort drängt sich ein erstauntes „schon" aus unsere Lippen, wenn ein noch so viel gelesener Roman wie Sudermanns „Frau Sorge" 1936 nun auch schon seine 50 Jahre hinter sich hat! Ebensowenig entspricht es unscrm Zeitgefühl, daß Winkler „schon" vor 50 Jahren das Element Germanium entdeckte, Ladenberg das erste synthetische Alkaloid (Koniin) l)erstellle, daß gar das Azetylen und die ä»mische Kutalyse (von Berzelius) „schon" vor 100 Jahren entdeckt wurden. Auch die Zentrisugal- maschine, die Stahlwerke in Le Creusol von Schneider, die erste Felderberieselung werden bereits 100 Fahre alt, die Höllen maschine (Bombe) und die Einführung des Virginia-Tabaks so gar „schon" 350 Jahre. Vor 450 Fahren bereits umschiffte Bartholomäus Diaz das Kap der Guten Hofsnung, vor 400 Jahren legte Calvin den Grund für die Reformierte Kircl>e — Ereignisse, die unserem Empfinden lange nicht so weit entfernt zu liegen sä»inen von Tatsachen wie z. B. der ersten Mont- blanc-Besteigung, die vor „erst" 150 Jahren geschah. Ganz und gar a!»r überrascht es uns, daß der Erfinder de: Luftpumpe, der Magdeburger Bürgermeister Otto v. Guericke, oder Gabriel Daniel Fahrenheit, der Erfinder der nach ihm benannten Ther mometerskala, „schon" vor 250 Fahren geboren wurden, oder daß Jonathan Hulls schon vor 200 Jahre» empsahl, die Schiffe mit Dampf zu betreiben. * Wem will es In den Sin», daß der Tod Friedrichs des Großen sich 1936 schon zum 150. Mal« jährt, während Wilhelm I. vor 75 Jahren den Preußischen Königsthron bestieg? Schon vor 100 Jahren entwickelt« Gauß seine Tl»orie vom Erd magnetismus, führte Stephcnson den elektrischen Telegraphen im Eisenbahnbetrieb «in, erfand Dreyse das Ziindnadelgewehr. Taß es aber ,»rst" 75 Jahre her ist, daß San Rcnio der erste Winterkurort Italiens wurde, widerspricht unseren Zeitvorstel lungen ebenso sehr wie, daß Mozarts „Hochzeit des Figaro" bereits vor 150 Jahren (in Wien) uraufgcsiihrt wurde, dagegen der berühmte Tannhäuser-Skandal in der Pariser Oper sich „erst" vor 75 Jahren ereignete. Was täuscht uns mehr als d'e Zeit? die englische Regierung bestimm: keine Wiederbelebungsversuche machen werde. Die Unruhs in Europa brachte Japan die Verwirklichung feiner nationalen Ziele im Fernen Osten, die eine völlige Durchdringung der an Wirtschaftsreserven rei chen nordchinefischen Provinzen vorsehcn, immer näher. Japan strebt, wie aus zahlreichen Erklärungen heroorgeht, die unbe strittene Vormachtstellung im Osten und die Aufhebung des im Neunmächtevertrag sestgeleglcn Grundsatzes der offenen Tür tn China an. Diese Bestrebungen und der Gedanke an einen militärisch-politischen Flnnkcnschutz gegenüber Sowjctrußland liegen der Autonomiebewegung in Nordchina zugrunde. Japan hat wiederholt zum Ausdruck gebracht, daß es zu einer Zu sammenarbeit mit China bereit sei. Tie Voraussetzung hierzu ist allerdings die restlose Anerkennung feiner Vormachtstellung und die Ausschaltung aller fremden Einflüsse in China. Nach langwierigen Verhandlungen wurde am 9. Dezember die Flottenkonferenz in London eröffnet. Sie stehl im Schatten der Spannungen Im Mittel meer und im Fernen Osten. Japan besteht aus der Flotten gleichheit mit England und den Vereinigten Staaten und ist entschlossen, die weitere Aufrechterhaltung der im Washingtoner Vertrag sestgelegten Verhältniszahlen abzulehnen. Aus begreif lichen Gründen tritt es für die Abschaffung der großen Schlacht schiffe und Flugzeugträger ein, die das Rückgrat jeder über die Weiten des Pazifischen Ozeans operierenden Flotte bedeuten. Amerika kämpft für die Ueberlegenheit seiner Seemacht. Es Ist zur Abrüstung bereit, wenn dabei das bisherige Stärkever hältnis gewahrt bleibt. Nötigenfalls ist es aber auch entschlos sen, sich den Vorsprung vor der japanischen Flotte durch ge steigerte Rüstung zu sichern. Auf seine großen Schlachtschiffe will Aincrika nicht verzichten, wenn es sich auch den eng lischen Wünschen auf Tonnaaeherabletzung zugänglicher erweist. In der Flottenfrage scheint sich eine englisch-amerikanische An näherung zu verwirklichen. Diese Annäherung wurde bereits In der Neutralitätsgesetzgcbung Roosevelts deutlich, die unter anderem die Aufhebung des bisher von den Vereinigten Staa ten verfochtenen und von England abgclehnten Grundsatzes von der „Freiheit der Meere" ausgesprochen hatte. Die Gegensätze in der Auffassung dieser drei Mächte, die alle übrigen Fragen überschatten, sind so tiefgreifend, daß ein wirklich erfolgreicher Abschluß der Verhandlungen mehr als fraglich erscheint. Fm Gegensatz zur Welt, die von Krieg und Kriegsangst geschüttelt wird, steht Deutschlands friedlicher Aufbau im Innern. Das Fahr 1935 brachte das Reich dem Ziele, eine einheit liche deutsche Verwaltung zu schaffen, wieder um einen großen Schritt näher. So wurde am 1. Januar das Reichs- und preußische Landwirtschastsministerium vereinigt. Die gesamte Rechtspflege ging am 1. April auf das Reich über, die Justizministerien der Länder wurden aufgelöst. Mit Aus nahme des preußischen Finanzministeriums wurden sämtliche preußischen Verwaltungszweige mit den entsprechenden des Reiches zusammengelegt. Damit wurde ein Dualismus zwischen dem Reich und Preußen ansgeschaltet, der in den Jahren der Zwischcnrepublik unheilvoll sich ausgewirkt hatte Am 5. November ordnete der Reichsinnenminister an, daß Bewerber um Beamtenstellen in Zukunst der Hitlerjugend an gehört haben müssen. Die kirchlichen Angelegenheiten wurden durch Reichsgesetz am 16. Juli dem Minister ohne Geschäftsbereich Kerrl übertragen, der damit Reichs- und preußischer Minister für die kirchlichen Angelegenheiten wurde Auch das Jahr 1935 stand in Deutschland im Zeichen um fangreicher Arbeitsbeschaffung. In der Mitte des Jahres sank zum ersten Male die Ziffer der Erwerbslosen unter die Grenze von zwei Millionen herab, eine ungeheure Leistung, wenn mau bedenkt, daß die deutsche Aus fuhr fast darniederlicgt. ein Zeugnis aber auch dafür, was ge ballter Wille vermag. Das Handwerk erhielt frischen Auftrieb. Die Handwerksrolle wurde wieder eingerichtet, die Handwerks karte eingefiihrt und das Psuschcrtum ausaescbaltet Das Ge- sellenwandern wurde wieder belebt. Am 26. Fcbr. wurde das erlöscht sei eines elenden Todes sterben. Als das di« Völker tn seinem Reiche vernahmen, kamen ihrer viel« zu dem König und baten ihn um Gnade, und der König nahm sie gnädig auf. Es waren aber auch viele, die nicht kommen wollten und sein Gebot gering achteten: allein als die Kerze verlöscht mar, da ließ sie der König mit Gewalt holen und umbringen. — Tenke einmal bei der Kerze an dein Lebenslicht: das brennt auch heule noch, aber wird es auch noch morgen brennen? Der Schnellzug Ein« vornehm« Dame fuhr mit dem Expreß durch die Schweizer Alpen. Als der Zug aus kirchturmhohcn Viadukten, auf schmalen Felsgesimsen, über schwindelerregenden Abgründen zischend und pfeifend zu Tal sauste, kroch der Frau die Gänse haut über den Rücken und sie fragte ängstlich den Schaffner: „Was geschieht, wenn der Zug ins Nollen kommt?" — „Tann werden die Bremsen angelegt , erwiderte der 4<eamle. — „Aber, — wenn die Bremsen versagen?" — „Dann kommen die Nc- ervebremsen an die Reihe." — „Wenn nun auch diese ver- agen"?, sragt« noch bänglicher die Gnädige. „Dann, ja dann", agte etwas ungeduldig der Schaffner, „dann kommen wir in »n Himmel oder in die Hölle, je nachdem es bei uns ans teht." — Die Frau schrie laut auf, eilte in ihr Wngcnabteil, »rückte den Kopf in die Polster und getraute sich keinen Blick mehr durchs Fenster zu werfen. — Schau, mein lieber Leser, das Menschenleben, auch das deinige — ist ein Schnellzug, der mit rasender Eile talabivärts fährt. Wie Tclegraphenstangen und Signolsäulen fliegen die Tage und Fahre an dein Fenster deiner Seele vorbei; hin und wieder biegt der Zug in die dunklen Felsschluchten der Trübsal« und Kümmernisse oder er verschwindet in den Tunnels der bittersten Erdenleiden, wo alles rundum nachtschwarz ist vor Wehe und Trostlosigkeit: dann bricht er wieder hinaus in den heilen, sonnigen Tag, reizend« Bilder gleiten vorüber: Felder und Wälder, Berg und See, traulicl)« Dörslein und glänzende Städte — das sind di« irdi sch«» Freuden und Genüsse. Ohne Rast und Ruhe, in keuchen der Eile hastet der Zug deines Lebens hoch über den schwin delnden Nl>griinden der Ewigkeit dahin; keine Haltcstation gibt es, nicht eine einzige; und du magst froh sein, wenn nicht «in schwerer Stein auf der Bahn liegt oder eine Schiene ge lockert ist — will sagen, ivenn nicht ein plötzlicher Unglückssall deinem Leben ein jähes Ende bereitet. Nur eine Parole darf «s In deinem kurzen Leben geben — es Ist ja nur wie «in Gedankenstrich — und die lautet: ad astra! Der Neujahrsglückwunsch DI« Illeschichte einer Sitte. Die Sitte, sich zu Neujahr alles Gute zu wiinscl»». ist sehr alt. Ehemals geschah es persönlich durch Besäet» l»ei Verwand ten und Freunden. Man brachte sich dalrei auch Geschenke, eine Uebung, die sich allgemein in Frankreich erhalten hat. Dort bietet der Neujahrstaq nicht bloß „einen Kuß der ganzen Welt", sondern auch die Bescherung, die uns das Christkind acht Tage frUl>er zuteil werden läßt. Das Christkind behandelt die Fran- Arbcitsbuch geschaffen, einen Monat spater wurde auf der Leip ziger Tagung die soziale Selbstverwaltung begründet und die gewerbliche Wirtschaft In die deutsche Arbeitsfront elngcglicdcrt. Am 30. Januar trat der seit langem erkrankte Reichs- wirlsckaftsininister Schmitt zurück, und Ncichsbankpräsident Dr. Schacht wurde zum kommissarischen Reichswirtschafts- minister ernannt. Am 30. März wurde das Gesetz zur För derung des Wohnungsbaues erlassen, während am 20. Juni die Ausfiihrungsbcstimmungen über den Aufbau und Aufgabenbe reich des neuen Rcichsarbeits- und Wirtschaftsratcs veröffent licht wurden, der in starkem Maße die organische Zusammenge hörigkeit von Wirtschaft und Arbeit herausstellt. Die Deutsche Eisenbahn konnte in Deutschland am 7. Dezember aus ein hundertjähriges Bestehen zu- riickblicken. Genau hundert Fahre vorher fuhr der erste Zug von Nürnberg nach Fürth. Bei der Erinnerungsfcicr in Niirn- berg hielt der Führer eine Ansprache, in der er die Deutsche Reichsbahn als das größte sozialistische Unternehmen aller Zeiten bezeichnete. Die Deutsche Reichsbahn selbst gab einen Ueber- blick über Ihre Leistungen, die Iin Fahre 1935 durch erneute Fahrplanverbesserungcn und Insbesondere durch die Einsetzung Jeder Haushalt erhält elne Spendenliste fiir die Neusahrs- bitte des WHW. Jeder Familienangehörige kann, wenn er eine Spende einträgt, sich an der Schätzung beteiligen. Jedem winkit ein Gewinn. zosen überhaupt stiesmülterlich, e'»n ungefähr so wie uns der Neujahrslag. Man darf das ungefähr mit in Zusammenhang bringen mit den Bestrebungen dec französischen Revolutionslzel- den, die das Christkind überhaupt aus dem Kalender mismerzten uich an seine Stelle ein uns nal»stcl»ndes Wesen aus dem Tier reich setzten, nämlich das Schwein wie für das Osterfest den Hund. Es sind das zwei Tiere, die uns lieb und ivert lind, aber mich einige von uns iveniqcr angenehm empfundene Eigenschaf ten besitzen, die in der Umgangsspraä» häufig zum Ausdruck kommen. Ihre Einschallung in den Fahrcslauf an dieser Stelle läßt daher die Absicht der Verächtlichmachung uns hochheiliger Geheimnisse vermuten. Nach der Erfindung der Vuel>-rucker« Kunst und des Kupferstiches wurde das Glückwünschen einsact»r, umfangreicher und dann» unzrersönlicher ivenn auch noch lange eine Herzlichkeit bestand die uns lieute schier fremd anmutet. Mit der Zeit artete es aber aus. Aus der Höflichkeit mit der notivendiq damit verbundenen Antwort wurde häufig ein« Rück- sichtslosigkcit. Die eigentlich» Blüte der Neujahrskarte begann mit der Biedermeierzeit. Da gab es Giückwünscl» auf sarbencr Seide, in Umrahmungen mit Perlen. Glasstaub und Fre»ndsch>asls- symbolen. Namentlich spielten die heute arg in Mißkredit ge kommenen Aufk!apvkarten eine große Nolle. Auch Goethe sand an ihnen Gefallen. „Die zierlich»», nickenden, bückenden und salutierenden Geschöpfe sind glücklich angekommcn und haben nicht allein mir. sondern ganzen Gelellsch-aften. in denen ich sie produzierte, Vergnügen gemacht." Aber die Geschmacklosigkeit erklomm noch» ganz andere Stufen. Auf einer van dem i»- riihmten Maler Daniel Chodowiecki im Fahre 1788 entworfe nen Karl« finden wir folgende Reime gedruckt: „Delir Gedächtnis möge brennen Wie ein dickes Dre'erlickt! «Älbst die Ziege deines Glückes Schreie lebenslang Meck, meck! Fa ein Schweif von Phobihcngsten Treibe dir. wenn dir am bäirgsten. Stets die Kummcrfllcgen weg!" Auch eiserne Neujahrskarten gab cs. und zivar in Preußen in der schweren Zeit von 1805 bis 1813. Sie wurden von der königlichen Eisengießerei In Berlin hergestellt und von Fried rich Wilhelm dem Dritten verschickt. Ihre einfache Aufschrift hieß „Neujahr" mit der Jahreszahl. Dazu war das Bild des Gietzhauses mit seinen Betriebsräumen oder andere Berliner Bauten zu sehen Manche Familien lassen sich auch heute noch Neujahrskarten Herstellen, die zum Teil sehr wertvoll sind. Na mentlich auf diesem (llebiete wird in Amerika ein unerhörter Luxus getrieben. Es sollen dort Karten aus Gold mit dem Na menszug tn Silber keine Seltenheit sein. Die Form wechselt und wird wechseln, -le Sache ist ge- blieben. Das Bedürfnis des Menschen, die sich gut oder vonein ander abhängig sind, einander wenigstens das zu wünschen, was sie sich nicht selbst beschaffen können, hat den Neuiahrswunsch bis l»ute erhalten, und er wird fortbeslchcn und wird um so inniger und herzlicher lauten, je trüber di« Zeiten und die Aus sichten auf die Zunkunft sind. der fliegenden Triebivagenzügc nach den verschiedensten Rich tungen sich zeigte. Ich hott' einen Kameraden . . ." Vier Katastrophen, die das ganze deutsche Volk berührten, waren Im Fahre 1935 zu verzeichnen Am 13. Juni kamen bei einer R i e s e n e x p l o s I o n Im Splengstosfwerk Reins dorf über hundert Personen ums Leben. Der Führer gab ihnen am 18. Juni das letzte Geleit. Am 19. August brach auf der 12. Deutschen N u n d f u n k a u s st e l l u n g in Berlin ein Großbrand aus, der eine Halle In Asche legte. Bei dem Brande kamen mehrere Menschen ums Leben und eine Reihe von auf dem Funkturm Weilenden befand sich längere Zeit in größter Lebensgefahr. Am Tage darauf durcheilte aufs neue eine Schreckcnskunde Deutschland. Am Brandenburger Tor In Berlin mar ein Teil der U n t e r g r u n d b n h n b a u g r u b e eIngestürzt und hatte neunzehn Arbeiter verschüttet, lieber eine Woche arbeiteten unter ständiger Lebensgcsahr Pioniere des Neichshccres, Technische Nothilfe und Bauarbeiter, zuerst Immer noch In der leisen Hoffnung, einige der Arbeitskameraden lebend bergen zu können. Auch hier bewies sich die sozialistische Gemeinschaft des Volkes durch die Tat. Am Heiligabend durcheilte eine neue Schrcckenskunde die deutschen Gaue. Während überall an den Lichlerbämncn die Kerzen flackerten, Kindcrjnbel die Däuser fiilllc und Weih nachtslieder zum Himmel stiegen, stießen ans der Saalebrücke bei Groß-Heringen zwei Züge zusammen, lieber 30 Menschen verloren auf einen Schlag das Leben. Mahl die meisten mögen sich voll Freude und Hoffnung auf der Fahrt zu Ihren Familien befunden haben. Das ganze deutsche Volk war erschüttert über das Unglück und vielfältig äußerte sich da tiefste Mitgefühl mit den Opfern und den Hinterbliebenen. Ernte des Todes. Von namhaften Persönlichkeiten starben Im vergangenen Jahre u. a.: Ain 11. Januar Staatssekretär a. D. von Fagow im 71. Lebensjahre, General von Eteuben (zuletzt kommandie render General des 4. Armeekorps) iin 79. Lebensjahre, am 3. Februar Prof. Hugo Funkers im 75. Lebensjahre, am 1. März Bischof Dr. Bares, Berlin, im 64. Lebensjahre, am 5. März der bayerische Kultusminister Hans Schemm (tödlicher Absturz mit dein Flugzeug), am 18. März der Vorsitzende des Aussichts und Vcrwaltungsratcs der F. G Farben Duisberg im 74. Le bensjahre, ain 30 März Bischof Dr. Hugo, Mainz, am 1. April der llnterstaatssekretär a. D W ihelm von Stumm, am 12. Mai Marschall Pilsudski von Polen im 68. Lebensjahre, am 3. Funi Gesandter Graf Adelmann, nm 13. Juli die Frau des öster reichischen Bundeskanzlers Schuschnigg (tödlicher Autounfall), am 30. Juli der Gründer der Deutschen Vodenrekormbewegung Adolf Damaschke Im 70. Lebensjahre am 16. August stürzten tödlich ab Miley Post und Mill Roger, am 29. August erlag die Königin der Belgier den Verletzungen eines Autounfalls, am 23. Oktober verstarb Reichsstatthalter Wilhelm Loeper im 52. Lebensjahre, ain 23. Oktober Prof. Seeberg im 76. Lebens jahre, am 8. November Frau Prof. Förster-Nietzsche, die Schwe ster des Philosophen, Im 90 Lebensjahre, am 3. Dezember die Schwester des englischen Königs Prinzessin Viktoria im 67. Lebensjahre, am 8. Dezember die Schleswig-Holsteinische Hei matdichterin Charlotte Niese, Im 80 Lebensjahre, am 18. De zember der Präsident von Venezuela. General Gomez, Im 75. Lebensjahre. Winlerhllfswerb. Das Winterhilfswerk des deutschen Volkes 1934/35, das mit dem 31 März seinen Abschluß fand, hatte einen Erfolg, der den des Vorjahres noch erkebl'ch übertraf Es kamen insge samt Werte von rund 357 Millionen Mark ein, die den Bedürf tigen zugesührt werden konnten. Am 9. Oktober eröffnete der Führer das dritte Winter hilfswerk des deutschen Volkes mit einer Ansprache im Reichs- tagssitzungssaal, und am Tage der nationalen Solidarität, dem 7. Dezember, wurden Summen aufgebracht, wie sie noch keine Tagessammlung In Deutschland jemals gebracht hat. Ausblick ins neue Jahr. Wir schreiten nun In das vierte Jahr der Regierung Adolf Hitlers. Wir gehen In das Jahr hinein mit Stolz und Zuver sicht. Wir wissen, daß dem deutschen Volke nichts geschenkt wird, und daß es auch heute noch viel Not erdulden muß. Aber hat der Führer nicht zu Beginn seiner Regierungstätigkeit ge sagt, daß der Weg steinig und steil sein wird, de» er gehen muß? Zu allen Zeiten mußten die Völker sich das selbst er arbeiten und erobern, was sie besitzen wollten. Das deutsche Volk hat gearbeitet, hart gearbeitet in diesen letzten drei Fah ren. Und der Erfolg Ist nicht ausgeblicben. Er wird Im kom menden Jahre wiederum größer werden, und auf dem Wege zur Hohe und zum Glück werden mir mlcÄcr einen großen Schritt vorwärts tu».