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Sächsische Volkszeitung : 01.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193601013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-01
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Monat
1936-01
-
Jahr
1936
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Weltpolitische Rückschau syZA ? ie wichtigsten innen- und autzenpslitischen Seeignisse -e» nbgelanfenen Jahre» Das abgelaufene Jahr stand Im Zeichen bedeutsamer In nen- wie auch weltpolitischer Ereignisse, die zum Teil als Ausgangspunkte bedeutungsvoller neuer Entwicklungslinien be zeichnet werden miissen. Am Beginn des Jahres stand das Bekenntnis der Saar zu Deutschland sIT Januar). Maßlose Hetze und stärkster Druck vermochten nicht die Treue des deutschen Saaroolkes zu erschüttern. 01 v. H. der Wähler folgten der Stimme ihres Blutes und bekann ten sich zu Deutschland. Als dann am 1. März die lang ersehnte Rückgliederung im Beisein des Führers erfolgte, durchbrauste unbeschreiblicher Jubel das Land. Damit war nach dem Frie densbekenntnis des Führers die einzige noch offene Mrenzsrage mit Frankreich bereinigt und von deutscher Seite der Weg zu einer ehrlichen, auf gegenseitiger Achtung beruhenden Verstän digung freigemacht. Eine Woche vorher fand in Rom eine Begegnung statt, deren Auswirkungen nicht als eine Zerstreuung drohender Go- willerwolken. sondern als eine folgenschwere Erschütterung der Beziehungen der Mächc bezeichnet werden mutz. Die Zusammenkunft zwischen Mussolini und Laval bedeutete in vieler Hinsicht eine schicksalhafte Wende. Mit dem zwischen den leiden Staatsmännern abgeschlossenen Konsulta- tivpakt und dem Kolonialabkommen schwenkte Italien in das antlrevisionistiscke Sicherheitssystem Frankreichs ein. Es gab seine seit den Juli-Ereignissen des Jahres 1!M1 immer mehr in den Hintergrund tretende Mittlerrolle zwisäien Deutschland und Frankreich auf. Es verzichtete auf seine viele Jahre hindurch leidenschaftlich verfochteten Ansprüche in Nardafrika und erhielt zum Ausgleich weitgehende Zugeständnisse bei der Verfassung seiner Pläne in Abessinien. Laval lenkte damit Italiens Aus- dehnungsdrang in eine Richtung, in der es umso mehr die Kraftlinien Englands kreuzen mutzte, als auch die Vermutung einer italienisch-französischen Flottenoerständigung im Mittel- meer nicht van der Hand zu weisen war. Rom brachte aber auch Vereinbaruunen über Mitteleuropa zum Schutze der „Un abhängigkeit" Oesterreichs. Die beiderseitigen Verbündeten im Donaurgum sollten zu diesem Zweck einen Pakt unter dem Patronat Frankreichs und Italiens abschlietzen. Am 16. März crlietz die Relchsregieruug die historische Wehrproklamation „An das Deutsche Volk" und führte die allgemeine Wehrpflicht wieder ein. Nach dem einseitigen Bruck des Abriistungsversprcckens im Versailler Ver trag und im Völkerlunidspnkt durch die Siegermächte, nach dem endgültigen Scheitern der Bemühungen, zu einer gegenseitigen, gereckten Verständigung in der Rüstungsfrane zu gelangen, sah sich Deutschland gezwungen, den unwürdigen bedrohlichen Zu stand der Wehrlosigkeit in einer Immer stärker aufriistenden Welt zn beenden. Es nahm sich sein gutes Recht, das andere ihm verweigern wollten, und stellte seine Wehrhoheit wieder her, nicht zum kriegerischen Angriff, sondern nusschlietziich zur Ver teidigung und damit zur Erhaltung des Friedens. Am 14. April traten England, Frankreich und Italien zur Konferenz von Stresa zusammen. Dieser Konferenz lag der Versuch Frankreichs zu grunde, mit Hilfe des Völkerbundes und seiner Militärbünd nisse ein System aufzurichten, das nach der Wehrproklamation Deutschland jeden weiteren selbständigen Schritt unmöglich ma chen sollte. Italien war vor allem bestrebt, seine Stellung im Donauraum weiter zu sichern. England gab seine ausgleichende Taktik aus und trat dem französischen Standpunkt bei. Es folgten die Entschlietzung des Rates, mit der sich der Völker bund erneut als Werkzeug der Marktpolitik erwies, und die bedenkliche Auslegung des Locarno-Vertrages durch Autzen- miuister Simon. Der französisch-sowjetrussische Beistandspakt sT Mai) ivar das Ergebnis einer langen politischen Entwicklung, die mit der Rutziandreisc Herriots im Herbst 1062 begonnen hatte und mit der Frankreich das Ziel verfolgte, seinem System der übergreifenden Bündnisse den Schlussstein einzufügcn. Tie Tendenz des sranzosisch-sowjetrussischen Beistandspaktes ist, wie aus dem Zusatzprolokoll hervorgcht, ausgesprochen anti deutsch. Er wurde durch den tschechoslowakisch, so w j e t r n s s i s ch e n Pakt vom 16. Mai ergänzt, der die Sowjetunion militärisch zum Nachbarn Deutschlands machte. Am 12. Mai starb Marschall PllsudstU. der Gründer de« neuen polnischen Staates. Der Verlust, den sein Volk durch das Ableben diese» großen Mannes erlitt, wurde auch in Deutschland, dem der Marschall Verständnis cnt- gegengebracht hatte, mitempfunden. Seine Bedeutung lag nicht zuletzt in seiner klaren Erkenntnis der wahren Friedensele- mcnte Europas und in der Selbständigkeit, mit der er sich be mühte, diese Erkenntnis iti die Tat umzusetzen. Der 21. Mai brachte die grosse Rede des Ftihrer» vor dem Reichstag, die in dreizehn Punkten eine grundsätzliche Erklärung über die Einstellung Deutschlands zu den großen Fragen der Außenpolitik darstellte. Sie wandte sich gegen die Diskriminierung des Reichs durch den Völkerbund und trat für wahre Gerechtigkeit im Völkerleben ein. Sie anerkannte die Gültigkeit aller frei willig eingcgaugeuen Verpflichtungen, solange Huch die Gegen seite zu ihrem Wart steht. Der Führer betonte die Bereitschaft zur friedlichen Zusammeuarlnttt mit allen Völkern und regle die Ergreifung international wirksamer Maßnahmen gegen die hetzerische Ver giftung der öffentlichen Meinung und gegen die Einmischung in die Inneren Verhältnisse der Staaten von außen an. Er stimmte dem Abschluß von Nichtangriffspakten zu, bei denen er jedoch den zweiseitigen Abkommen den Vorzug gab. Schließ lich wandte er sich gegen das uferlose Wettrüsten und machte klare Vorschläge zn seiner Begrenzung. Die Rede war ein Ausruf au die Welt für Verständigung und einen gereckten Frieden. Sic wirkte ungemein entspannend auf die an Zünd stoffen reiche internationale Lage. Die Fruchtbarkeit dieser Gedanken kam vier Wochen spä ter in dem Deutsch-englischen Flottenabliommen vom 18. Juni zum Ausdruck, das auf deutscher Seite durch den bevollmächtigten Botschafter v. Ribbentrop abgeschtossen wurde. Dieser Vertrag stellte den ersten positiven Beitrag zur tatsäch lichen Rüstungsbeschränkung dar. Er bedeutete eine Abwen dung von der starren Politik des „unteilbaren Friedens" und damit einen Erfolg des deutschen Grundsatzes der zweiseitigen direkten Verhandlungen. Mit Recht konnte der erste Lord der Admiralität im englischen Unterhaus sagen, das Flottenabkam- men sei „ein weföntllcher Beitrag zum Weltfrieden". Durch dieses Flottenabkommen wurden folgende drei wichtige Fragen geklärt: Erstens schuf das Abkommen Deutschland eine zu seiner Verteidigung notwendige Flotte von 25 v. H. Ker englischen Flottenstärk». Zweitens wurde damit der Versailler Vertrag in seinen Riistungsbestimmungen ein für allemal für ungültig erklärt. Und drittens — dieser Punkt ist mahl der bedeut samste — wurde jede Flottenrivalität zwischen Deutschland und England ausgeschaltet und damit für immer ein ruhender Pol Im deutsck-englischsn Verhältnis geschaffen. In Moskau begann am 25. Juni der 7. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale. Die kommunistische Vrapagauda erhielt durch diese Tagung des „Generalstnbs der Meltrevolution", die unter der Leitung des aus dem Reichstagsbrandstifterprozeß bekannt gewordenen Di- mitroff stand, einen neuen Auftrieb Sie sollte sich bald durch Unruhen In allen Teilen der Welt bemerkbar machen und ver anlaßte entschlossene Gegenerklärungen, die unter anderem eine starke Spannung und Ernüchterung tn den Beziehungen zwi schen den Vereinigten Stauten und der Sowjetunion zur Folge halte. Der Kominterukongreß enthüllte aber auch die bisher van Litwinow in Genf krampfhaft versuchte Verschleierung der Zusammenhänge zwischen der offiziellen Volitik des Kreml und der weltrevalutionären Zielsetzung des Kommunismus. Im grellen Gegensatz zur Moskauer Kominterntagung stand der Parteitag der Freiheit in Nürnberg. Am 10.»September läuteten die Glocken der Nürnberger Dome den dritten Reichsparteltag nach der Machtergreifung ein, dem der Führer den Namen gegeben Hut „Parteitag der Freiheit". In diesem Zeichen stand das ganze große Tressen der Nation, linier den gotischen Ehoren der Kirchen vorbei, durch die engen Gassen mit ihren Fachwerkgiebelu donnerten zum erste» Mule die Tanks, lieber der altehrwürdigen Nürnberger Burg dröhn ten die Motoren der Bombengeschwader, lind auf dem Nürn- berger Parteitag-Gelände, das nach Ideen des Führers wieder- Die Glseke Die Glocke in dem Turme / Nimmt teil an^inserm Tag. / Es rüst uns ihre Stimme, / Was auch geschehest mag. Sie kündet uns den Morgen, / Sagt uns den Mittag an. / Wir lauschen ihr, wenn müde / Und still ein Tag verrann. Es spricht der Mensch noch heute / Ein frohes Tank gebet, / Wenn hoch vom Glockenturme / Der Angelus uns lädt. Zu melden unsre Freuden / Ist sie so gern bereit. / Und sie schwingt mit, wenn drunten / Der 'Mensch verstummt im Leid. Doch an der Iahresschivelle, / Da spricht ihr ehr'uer Mund, / Tut allen hier auf Erden / Ein ties Geheimnis kund: Die Zeil ist nichts, sie fliegt vorbei / Wie einer Kugel schnelles Blei. / Und ehe ihr euch recht verseht, / Ein Jahr an euch oorübergeht. O Mensch, noch lebst du in der Zeit. / Wie lauge noch? Bist du bereit / Für eine ganze Ewigkeit? um eine Erweiterung gesunden hatte, rollte ein militärisches Bild ab, das Hunderttausende ahnen ließ, welche Krast die Wehrsreiheit der 'Nation gegeben hat. Der Reichstag zu Nürnberg. Auknüpfend an eine ehrwürdige Tradition, au die allen Reichstage zu Nürnberg, deren letzter vor buo Jahren slattge- funden hatte, berief der Führer zum 15. September einen Deutschen Reichstag nach Nürnberg ein, der der Einheit des Volkes auch äußerlich sichtbaren Ausdruck gab Der Reichstag vom 15. September beschloß, die Hakeukreuzsahue zur alleini gen Reichssahne zu erklären. Und nm 7. November iiattcrte Lum ersten Male nm Heck aller deutschen Kriegsschule und von ?en Masten der Kasernen die neue Reichskriegsfiaagc, mit dein Hakenkreuz in der Mille, kündend, daß 'Wehrmacht und Pulk eins sind. Gleichzeitig löste nach Erfüllung seiner Aufgabe der Stahlhelm sich auf. Der Reichstag zu Nürnberg nahm ferner das Reichsbür- gergcsetz und das Gesetz zum Schulze des deutschen 'Blutes und der deutschen Ehre au. Damit kommt auch in der Gc'.'Buchung zum Ausdruck, daß die Zugehörigkeit zum deutschen Balke eine besondere Ehre ist Für die Lösung der Indc-nsrage sind durch beide Gesetze Normen aufgestellt, die diese Frage prinzipiell klären. Durch Reichsgesetz vom 5. November wurde b stimmt, daß das Hoheitszeichen der NSDAP Reichshobeilszeicbeu w-rd Inzwischen batte sich die Lage in Ostafrika zuacspitzt. Am 2. Oktober erfolgte der Einmarsch der Italienischen Truppen in Ad,'ünicn Damit war ein Konflikt ausgebrocheu, der. begründet in dein Ausdehnungsbestreben Italiens und ausgehend van den sran- züsisch-ilalienischeu Vereinbarungen, die ganze W.ll erKkütterte. Er bedeutete zunächst das Ende der Einheilssroin van Stresa und den Bruch der traditionell'» englisch italienischen Freund schaft. Ter Völkerbund wurde gegen den „Friedenslnecher" in Bewegung gesetzt und diente damit gleichzeitig ais Waffe zur Verteidigung der lebenswichtigen Interesleu dm britischen Weltreichs. Die Sauktiousmaschine begann zu a>betten. um Italien mürbe zu machen. Gleichlaufend mit den S'n'ttanen verstärkte sich der Druck Englands ans Frankreich dem - volle Unterstützung im Mittclmeer für England bei ein m weiteren Anziehen der Sanlttianslcbranbe von größter B. deu- nur sein mutzte. Das politische System Lavals, das der Ge i! der kol lektiven Sicherheit aus dein Kontinent beb rrsckt, w.ud durch diese Entwicklung, bei der Deutschland völlig abie-ts st-ltt, im mer mehr gefährdet. Laval wollte nicht die italienische und nach weniger die englische Freunds.tr tt »piern und muöie daher be müht sein, vermittelnd einen A isrleub lrerbeizu« coren. wenn dabei auch die bisher verfochtenen Grundsätze des 'Boi und indes über Bord gehen sallleu. In England war durch die lieber nähme der Ministerprasidenlschast durch Baldwin und gestützt auf die erfolgreichen Unterbauswohkw der W'ste zu einer selb ständigen Wcltpolitik gefestigt worden. Die plötzliche W ndung durch den zwischen Laval und Hagre in Parus vereinbarten Vermittlungsplan ergab eine neue Lage, die vor allem in Eng land aus starken Widersprach der öfseullicheu 'Meinung stieß,. Ter englische Außenminister Sir Samuel Hoare trat unter dra matischen Umständen zurück. Im Verlaut einer Aufsehen erre genden Aussprache im Unterhaus betonte MmisterpräudenI Baldwin, daß die Vermiltlungsoorschläge völlig tot seien und Nur ein Gedankenstrich . . . Besinnliche Geschichten zrnn Jahresanfang In den Alpen und auch in änderen Gebirgsgegenden kann man in Dorfkirchcn oft genug eine ebenso lehrreiclze wie nüchterne Einrichtung sehen. Im Eingang ist in die Mauer ein« Nlscl-e eingelassen, in der Gebein« von Verstorbenen aus- cinandergeschichtet sind. Unten liegen di« Bein« und Armknoct>en, obenauf liegen die Totenschädel schiedlich und friedlich neben einander und übereinander. Man kann natürlich nicht mehr fest stellen, wem die Knochen zu Lebzeiten gehört haben, ob der Großbnuerin oder der Kuhmagd, dem Bürgermeister oder einem Taglöhner, einem alten Miittercl)en oder einer jungen hübscizen Maid. Aber eines läßt sich doch herausfinden: Wie lange dieser oder jener Schädel auf Erden herumgetragen morden ist. Auf der Hirnschale stehen nämlich zwei Jahreszahlen, das (Oeburts- und Sterbejahr, und beide Zahlen sind verbunden durch einen Gedankenstrich. — Tas war also ihr Leben: Nur ein Gedanken strich — mehr nicht! Ob die Leute siebzig odre neunzig Jahre alt geworden sind, alle haben nur einen Gedankenstrich! Und doch haben auch diese so und so oft Silvester gefeiert und sich gefreut, wenn wieder ein neues Jahr begann und sie das alte mit seinen Sorgen und Plackereien beiseite legen konnten! — Da mag es in diesem oder jenem Schädel bunt ansgcschen haben. Hier saß vielleicht die Eitelkeit, dort der Ehrgeiz, hier die Unternehmungslust, in allen aber die Freude am Dasein und die Hoffnung, noch lange und glücklich lel»en zu können, noch ost und oft Neujahr zu feiern. Und wir stehen nun vor diesen „Hoffnungen" und sehen, was das Leben war: Nur ein Gedankenstrich . . . Eine einzige Erdenstunde Ein fanatischer Statistiker, natürlich ein Amerikaner, hat einmal ausgerechnet, was alles in einer Stunde geschieht. Dar nach kommen binnen 80 Minuten 5llll0 Erdenbürger aus di« Welt und gleichzeitig verlassen 46W Menschen wieder dieselbe. In der gleicl-eu Zeit stehen 1200 Paare am Traualtar und 85 lassen sich leider wieder scheiden. Zehn Morde gescheiten in jeder Stunde. In einer einzigen Stunde — soll man s glau ben? — gießt sich die Menschheit 1,5 Millionen Liter Wein hinter die Binde und etwa «in Drittel soviel Bier, di« 50 'Mil lionen Tassen Kaffee nicht zu vergessen. 122 000 Tonnen Stein kohle werden gefördert. 26 000 Pelztiere miissen in einer Stunde ihr Leben lassen, damit die Damen sich mit ihren Pelzen schmücken können. 7000 Automobile iverden hergestellt, da mit in der gleicl»en Stunde van ihnen 17 Mensciien überfahren norden. 1141,6 Millionen Briese und Karten wandern in der glelcl-en Zeit um die Erde, 1,6 Millionen Zeitungen und Zeit schriften werden in einer Stund-? gedruckt und vier funkelnagel neue Bücher verlassen die Presse. Unsere Mutter Erde legt in einer Stunde 1776 Kilometer zurück und erlebt vier ltze- witter und ein Beben. Soll ich weiterfahren? Nein, es ge nügt! — Etwas ist dem Statistiker entgangen: tie zahllosen Gebete und Flüche, die Akte beroiscln'r Lielv und fanatischen Hasses, die Erleuchtungen der Forsclzer und die Tränen der Be kümmerten, das Wichtioste und allein Werthaltige für die Ewigkeit bleibt dem Allgegenwärtigen und Allwissenden reser viert. Die eigentlichen Taten, die im „Buche des Lelviis" ver zeichnet sind, kündet kein Ruhm und keine Statistik, gottlob! — Und all dies ereignet sich in einer Stunde und noch viel mehr! Und was ist die Stunde und schließlich das ganze Leben? — Ein Gedankenstrich . . . Zeitverluste . .. Ein Engländer hat l>erechuet: Drei Jahre unseres Lebens verlieren wir alle beim Reden über das Wetter, sechs Jahre ver liert jeder Engländer mit dem Tel phonieren. der Franzose drei mit dem Komplimentcunnä-en, die Frau viele Jahre vorm Spiegel. Die Uhren In der Kirche zu Altötting ist eine iveit über Bayerns Grenzen hinaus berühmte Uhr: „Der Tod von Altötting" oder wie es im Votksmuud ltcützt: „Der Tod non Oetting". iieixr der Uhr steht der Sensenmann und mäht, in jeder Sekund« führt er «inen Strsich. Di« Leute sagen, so oft er inältz?. fallen zn>ei Menschen. Wenn ein Streich dss Altöttinger Todes im neuen Jahre dir zielten sollte? Vergiß nicht, auf deine Lel»ens- uhr zu schauen. — Am 1. September 1715 starb in seinem Prunkschlotz zu Versailles König Ludwig XlV. von Frankreich, der Sonnenkönig genannt. Im Augenblick des Todes lchl.ch cnl Diener leise inr Uhr. dcrcn Tiaren tue störte, und stellte sie ab. lind !«">« neck, nach mehr als MO Jahren, steht die Uhr aus 1.21 Irgendeinmal kommt der Tod. um jeden Preis auch » 'ne Lebensuhr abzustellen, und wo sie stand, das wird sie cwig zeioen . . In ^ev:.la in Spanien ist eine Uhr, die geht beständig zehn Mnntten nacy. Tas ist die Uhr. nach der früher die Verbrecher h ng richlel wurden. Ein barmherziger Scharsrichter hat die ll ir einmal um zehn 'Minuten znrückaestellt. damit die armen Zünder die:e kurze Lebensverlängerung erhielten — Zehn 'Minuten sind eigentlich eine kurze Zeit, mit dem Matz der Eiv.ake:! nicht mehr wie ein Gedankenstrich! Aber wie lang sind zehn Minuten bei einer schweren Prüfung, zehn Minuten einer lanoen. schmer zensreichen Nacht, zehn 'Minuten Todesanaü. hn Minuten Erd beben, zehn Minute» in einem Brand, zehn Minuten bei einem Eisenbahnunglück? Zehn 'Minuten können entscheidend sein sür die ganze Ewigkeit! Keine Zeit verlieren „Keine Zeit verlieren, gnädiger Herr, keine Zeit verlieren'" — so schrieb Graf Starhemberg in höchster Not i n Jahr« 1622 an den Kaiser Leopold. Was war denn los" Ein ungeheures Türkenheer hatte die Kaiserstadt Wien von all'» Sc.len einge schlossen. Von den tapferen Verteidigern nwr schon ein großer Teil cluf den Wallen verblutet. Hunger und Seuchen droßlen dann dem christliclx'n Heere die letzten Krä'te zu rauben Ter obige Alarmruf ist darum verständlich. Was wäre aus Wien, was aus Oesterreich und dem ganzen Abendland geworden, ivenn die Türken gesiegt hätten? Spät ist zwar d e Hil'e ge kommen. aber sie kam, und wie durch ein Wunder wurde da» gewaltige Türkenheer vernichtend geschlagen und damit die abendländische Kultur gerettet. -- Keine Zeit verß «um mein lieber Leser, dein Leben ist wertvoller als die Stad! Wien, keine Zeit verlieren! Tu hast deine Lebenslage »ich: aui der Hand? Auch deine Tage sind gezählt, auch dein Leben st nicht mehr als ein Gedankenstrich. Solange die Kerze brennt . . . Ter König Alexander, so erzählen die alten Saum, stell!« an seinem Hofe eine brennende Kerze aus und schickte Herolde aus, welclie in seinem ganzen Reiche ausrufen und sagen sollten: so jemand gegen den König irgendein Verbrechen begangen habe, der solle kühn kommen so lange die Kerze brenne, und der König werde ihn gehen lassen: so aber jemand eme Missetat begangen hätte und nicht käme, derselbe solle, wenn die Kerze
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