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Geve L Nr. M4. Sonntags-Dusgabe Leipziger Tageblati Sonntag, 24. Dezember 1V1S Wtlfo» sich mühen, feine» Frean-e» in London und Pari» di« Steg« gangbarer z» machen, die -um Frieden führen — unser« tapferen draußen Kümpfen «eiter mit festen Herzen, »ad wir oahetm bereite» ihn« die RLstona z» nenen Erfolgen, btt »nsere Feln-e dennoch den Frieden a»t deakfcher Han- entgegennehmen 'Nüssen. ' 3m Namen der MenfchllchkeN erging bat deutsche Friedens angebot, und darum fand et auch so lauten Widerhall allüberall^ wo Hatz und Neid und böser Wille die Herzen noch nicht völlig verstockt haben. Und mögen die Verantwortlichen in England und Rußland, in Frankreich und Italien noch so sehr in Dem Dahn sich wiegen, die deutsche Kratt zermürben und zerbrechen zu können, in den Herzen ihrer Völker wohnt dennoch die gleiche Sehnsucht nach Frieden wie in den unseren. Dat ist die frohe Hoffnung, die wie ein stiller feiner Glanz über diese Trme sich breitet. Zum dritten Male ertönen, seit dat entsetzliche Ringen anhob, die Weihnachktglocken über dat Erdenrund: Frieden auf Erden. Ihr Ruf verhallt auch diesmal wohl noch ungehört und unbeachtet. Aber zum vierten Male, dat ist der Trost, der durch die Herzen aller Völker in diesen Tagen zieht, werden sie nicht mit dem Klange der Waffen sich mischen. Einmal muß die Nacht, di« uns umgibt, erhellt werden von den Lichtern der Freude und der erfüllten Hoffnung. Daß der Tag bald Heraufziehen möge, der uns diese Erfüllung und den heißersehnten Frieden bringt, das ist der Wunsch, der an der dritten Kriegsweihnacht aus Mil lionen und aber Millionen Menschenherzen zum glitzernden Winterhimmel dringt. Folgen des Krieges für Frankreich William Marlin, der vor dem Kriege Berliner Korrespondent ivcstschwcizerischer Malier war und heule eine der Hauptstützen der französischen Propaganda in der Schweiz ist, gab in einem in der Schweiz gehaltenen Dortrage über die Zukunft Frankreicht einige sehr drmerkensweUe Arleile und Eindrücke wieder. Zuerst erzählt er, daß während seiner kürzlichen Reise durch Frank- icich dein» Besuche an der Front ihm die großen Gegensätze ausgefallen seien, die sich hcrausgeblldel hätten zwischen den verwüsteten, nahe der Front liegenden Landschaften sowie deren Bevölkerung und den im Zentrum und Süden Frankreichs befindlichen Gegenden. Einerseits t> ostlose Zustände, zu deren Hebung und zur Wiederherstellung normaler Verhältnisse vielleicht zwanzig Jahre erforderlich seien. Während dieser Zeit könne von gröberen öteucreingänoen, geschweige denn von In- dustrte und Handel größeren Umfanget nicht die Rede sein. So ist z. B. die große Textilindustrie Nordsrankre'chs gänzlich zerstört. Die kost- Ipieligen Maschinenanlagen sind weggeschasft oder unbrauchbar. Edenso stände es uni die maschinelle Einrichtung der großen im Norden befind lichen Kohlenbergwerke, des Rückgrates der französischen Industrie, sowie de- für ganz Frankreich notwendigen Heizmaterials. Anderseits de- sande sich im Zentrum und im Süden die riestge, intensive und schnelle «.' nkwicklung der Munilions- und der damit verwandten Industrien, wie iii'erhaupt der aus den setzt von Deutschland besetzten Gebieten nach dem Süden verpflanzten Industrien. Also Elend und Unzufriedenheit auf der «inen Seite, intensive Tätigkeit, riesige Gewinne und Wunsch nach deren Fortsetzung aus der anderen. Auch über den «Poilu", den gewöhnl.chen Frontsoldaten, mache man sich allgemein eine ganz falsche Vorstellung. Er sei nicht der stet« heitere, kampflustige Soldat, wie ihn Kinos und Journalisten dem Publikum präsentieren. Er sei sehr unzufrieden mit sich, mit seinen Kameraden, mit der Kriegführung, insbesondere mit seinen Vorgesetzten, iowie mit seinen Landsleuten hinter der Front. Im allgemeinen ist sein« Stimmung deprimiert und gereizt. Was daraus nach dem Kriege werden würde, wolle er setzt lieber nicht prophezeien. Der englische „Befreiungskrieg" in Australien Als neueste Blüte des englischen .Befreiungskriege-' stellt sich ein Gerichtsverfahren dar, das in Sydney (Australien) gegen Zwölf Mit glieder des Verbandes der .Industriearbeiter der Welt' «lngelettet wurde und unlängst mit deren Verurteilung endete. Die barbarische, unmenschliche Strenge des Urteilsspruche» wirft ein grelles Schlaglicht» ans di« Maßnahmen, mit denen England seine Macht und sein Ansehen 'ogor in Australien aufrechtcrhalten zu müssen alaubt. Sieden Mit glieder des Verbandes wurden zu je fünfzehn Jahren, vier zu je zehn Jahren und einer zu fünf Jahren, alle zusammen zu ISO Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Angeklagten waren zuerst des Der- lates beschuldigt, später wurde die Anschuldigung auf eine Verschwörung, in» Brandstiftungen hervorzurufen und um einen Aufstand zu organi sieren, beschränkt. Dl« genannte Vereinigung in England und seinen Kolonien ist ein Verband für eine radikale Vewerkschaftstaktik und für den Zufammenschlub der Gewerkschaften zu Industrteverdänden. Die außerordentliche Strenge de- Urteilsspruches jedoch hat einen lieferen Grund. Seit Beginn des Krieges haben die Industrie arbeiter Australiens eine lebhafte Propaganda gegen den Weltkrieg entfaltet, und nichts anderes als diese ihre Tätigkeit hat ihnen die 150 Jahre Zuchthaus eingebracht. Der australische Minister präsident Hughes, der selbst aus dem Arbeiterstande hervorgegangen ist und früher Gewerkschaftssekretär war, hatte der englischen Regierung die Einführung der Mtlitärdlenstpslicht in Australien versprochen: deren Annahme aber scheitert« an dem Widerstande der Industrie arbeiter, di« für englische Machtgelüste keine australischen Blutopfer bringen wollten. Der Renegat Hughes, mit dessen Billigung ohne Zweifel den Verurteilten der Prozeß gemacht wurde, rächt sich so offen bar an seinen früheren Kollegen. Politische Nachrichten Maßnahmen gegen den Wucher Man schreibt uns: Zur Bekämpfung üe- Lebensmlttelwuckers haben dle Straf- beslimmungen gegen den Wucher eine erhebliche Verschärfung er fahren, und es sind inzwischen auch staatliche KrlegSwucher- 6 mler elngertchtet worden, um die Ermittelung und Verfolgung von Straffüllen burchzuftthren. Nach den bisherigen Wahr nehmungen ist dle Tätigkeit dieser Wucherämter eine sehr gründ liche, und in einer erheblichen Zahl von Fällen konnte mit Erfolg durchgegriifen werden. Erschwert wird die Bekümpsung des Wuchers durch das Verhalten vieler Verbraucherkreise, die, um nicht von früheren Lebensgewohnheiten ablassen zu müssen, un gerechtfertigte Preise zahlen. Die Iteberzahlung von Höchst preisen macht zwar auch den Käufer straffällig, aber dieser Um stand trägt nach den Erfahrungen nur dazu bei, die Aufdeckung von Dreisschlevungen zu verhlnoern. An den zuständigen Stellen erwägt man die Frage, den Käufer von der Straffälligkeit zv defreten und dem Verkäufer die Straslaft allein oufzoerlegen, in der Annahme, baß dann die Er mittelung von Wuchersallen wesentllch erleichtert werden würde, da dem Käufer die Zeugnispflicht obläge. Noch erheblich größere Bedeutung müßte aber einer Ausgestaltung der geltenden Be- stimmungen beigemessen werben, durch di« in jedem Falle auf die Einziehung des bei dem strafbaren Geschäft erzielten Gewinnet zu erkennen wäre. Di« Höhe der Geldstrafe blelbt in vielen Fällen hinter den Gewinnen ganz bedeutend zurück. Tritt zu der Strafe IndcS noch dle Einziehung des Gewlnnes hinzu, so wird die Verantwortlichkeit des Verkäufers wesentlich verschärft. * * Vom Reichstag«. Dle Nachricht von der Einberufung des Aus schusses des Reichstages zum S. Januar ist, wie wir hören, verfrüht. Der Ausschuß wird erst eir.berufen werden können, wenn die Aeoßerungen bes.Vierverbands auf unser Friedensangebot und auf die «onblerungsversuch« MlfonS »»rllegen «erben, voraussichtlich aber noch vor MM« Januar, Wilson» Note bringt die Entscheidung? (r.) Frankfurt a. M. 23. Dezember. (Elg. Draht bar ich t») Nach einer Meldung der «Frkft. Zig." berichtet die «Neve Zürcher Atg.' aus de« Haag: Die Not« WllsonS bringt di« L«tschei-«»g. Man hält nunmehr eine ab- «rlfetzde Antwort der Entente für »umöqlich. Di« Rvte Wilsons ist den Londoner Negierungskreisen vollständig über raschend gekommen. - vvtb. Rotterdam, 23. Dezember. (Drahtbericht.) Der Lon doner Korrespondent des «Manchester Guardian' erfährt, daß die Wilsonsche Rote am Dienstag abend auf der amerikanischen Bot schaft empfangen wurde, so daß sie abgefaßt sein muß, bevor Lloyd George seine Rede gehalten habe. Die Stimmung in Amerika (r.) Köln, 28. Dezember. (Eig. Drahtbericht) Der .Köln. Ztg. ' wird au-W a s h l n g t v n vom 20. Dezember gedrahtet: Wilsons Note erregt ungeheures Aufsehen. Lansings Bemerkungen von heute vormittag waren absichtlich irreführend. Graf Bernstorff ist unbe dingt davon überzeugt, daß eine Konferenz die Folge fein wird. Die neutralen Diplomaten hier wußten sckon seit einiger Zeil von dem Schritt. Sie sind begeistert und sagen, es sei überflüssig hinzuzufügen, baß sie den Vorschlag mit allen ihren Kräften unterstützen würden. Die Diplomat« nder Alliierte» erklärten, ihre Regierungen seien bereit, ihr« Kriegsziele und Friedens- dedingungcnzu veröffentlichen. Auf die Oesfenilichkeii hat es den stärksten Eindruck gemocht, daß Wilson erklärte, die Kriegs ziele seien niemals bekannigegeden worden, es sei daher möglich, daß sie nicht so verschieden seien wie man vermute und daß der Friede näher sei als jedermann glaube. Das amerikanische Volk ist wild vor Freude, ausgenommen die Nutznießer der Kriegslieferungen und die Börsen spekulanten. (r.) Rotterdam, 28. Dezember. (Drahtberichk.) Dis Meldungen, bi« die englischen Blätter aus Amerika «.rhaiten, stimmen turciauS nicht überein mit ihren eigenen redaktio rellen Ausführungen über die Nole Wilsons. So meldet der Washingtoner Korrespondent ter .Times'' .ES würde hier jeden scharien Beobachter verwundern, w-nn d:r Schritt Wilsons, ausgenommen in konseroativcn Kreisen, nicht uligemUn sreuölg begrüßt werden rvürdc: denn er entspricht zu nächst de» humanistischer Bestrebungen der Amerikaner, dem Blut- öcrgichen 'm Ende zu machen, zweitens aber befürchten die Amerikaner Verwicklungen, solange der Kriea dauert, und ryre Befürchtungen wach sen, je länger er dauert. Ausschlaggebend lst dir llrberzeugung, daß Deuischlarö, wenn sein Vorschlag aufrichtig gemeint ill, eine An- frage Lloyd Georges um weitere Aufklärungen nicht un beantwortet lass»» kann. Man glaubt hier, daß die Note d Präsidenten den Gang der Ereignisse in immer engere Beziehungen zu Washington treiben und daß sich eine kräftiae Bewegung in Gaya setzen werd«, damit die Friedensbedingungen bekannigegeden werden. .Daily New»' melden, Wilson habe mit Zustimmung aller Neutralen gehandelt. Die neutralen Staaten hätten Amerika ersucht, für sie alle zu reden. Die Stimmung in der englischen Armee vtb. Kristiania, 23. Dezember. (Drahlberlchk.) Der Be richterstatter der Zeitung .Aftenposten" meldet aus London: Auf die Aeirherung des liberalen Abgeordneten Professor Lees Smith i« Unterhanfe, -er als Korporal ln -er englischen Arme« in Frankreich Dienste getan hat, daß alle eugllfche» Sol daten ln Frankreich einstimmig für dle Ei»ses- lang von e nsverha « - su » ge n feien, enlgegnete Bonar Law, falls diese Auffassung im englischen Volke Boden ge- »lttM «Ürde Wes «Mit, das England im Krieg« geopfert Hab«, vergebens vergossen sei«. vtb. Rotterdam, 23. Dezember. (Drahlbericht.) Der .Ntenwe Rotterdamsche Lourant" meldet aus London: Bonar Law antwortete gestern im Unterhaus« auf dle friedenStreundltche Rede von Lees Smith, Korporal bet einem SanttätSkorps der Armee. Dieser hatte gesagt, daß dle Soldaten einstimmig für eine billige Beratung über den Frieden sein würden. Sir John Simon sprach seine vollständige Uebereinstimmung mit -er Rede Lloyd Georges auS und legte dadel Nachdruck auf die Tatsache, daß Lloyd George nicht die Tür für den Frieden zu- geschlagen habe. wid. Rotterdam, 23. Dezember. (Drohkbericht.) Die .Time-" sagen ln einer Uebersichl über die Parlamentsverhandlungen: All gemein herrscht« die Auffassung, daß der Premierminister daS lebte Wort über daS Friedensangebot gesprochen habe, biS der Ab geordnete Lees Smlth daraus hinwleS, daß dle Tür noch offen stände. Fortgesetzte englische Kritik an Wilson vtb. London, 23. Dezember. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) .Daily Ehro niete" schreibt: .Die gesamte englisch« Presse hat in ihrer Ausnahme der Note Wilsons große Einstimmigkeit an den Tag gelegt und so hi« Stimmung der überwiegenden Mehrheit der Nation richtig ausgedrückt. Wir nehmen an, daß die Alitierten Deutsch- land antworten, indem sie es aufsordern, seine Bedingungen zu nennen. Wir nehmen nicht an, baß Wilson gegen die Logik und Billigkeit einer solchen Antwort etwas einwenden könnte.' .Daily News' führt aus: .Die Aufnahme der Note bes Präsidenten Wilson in England war achtungsvoll, aber unnachgiebig. Es besteht bemerkenSwerterweis« wenig Unterschied zwischen den Kommentaren der englischen und der ameri kanischen Blätter. Beide drücken ihre Aeberraschung und Bestürzung aus. Eins ist klar, daß, was Amerika auch befürchten mag, es keinen Krieg mit der Entente führen kann; denn die SchiedSgerichisverträge, dle eS mit England und Frankreich geschlossen hat, und die Begeisterung der Amerikaner für di« Sache der Alliierten sind eine Bürgschaft des Friedens.' .Daily Mail' sagt: .Die Presse hat einstimmig die Antwort der britischen Nation auf Wilsons Not« gegeben. Nirgends Hai man im geringsten gezögert «ine verneinend« Antwort zu erteilen. Di« Thronrede ist ein« stillschweigend« Antwort auf die Note. Sie schlägt eine Saite an, die in jedem britschen Herzen «in Echo findet.' * Der .Relchsanzeiger' veröffentlicht Bekanntmachungen über die Zulassung von Ausnahmen von der Höchstpreisverordnung für Benz > n, di« Zuckeruna von Wein, die Ausführungsbestimmungen und die Uebergangsbestimmungen zum Hilfsdienstgesetz sowie über Druckpapier; ferner Bekanntmachungen über eine Aenderung der Verordnung über die Regelung des Verkehrs mit Web-, Wirk- und Str ick waren für die bürgerlicke Bevölkerung und die Aus- führungsbekanntinachung der Reichtbekleidungtstelle dazu. Italiens Zensur für Wilson vtb. Beni, 28. Dezember. (Drahlbericht.) .Popolo -'Italia* schreibt: .Wilson hätte unter den derzeitigen Umständen seine Zu- rück Haltung de «behalt en können, wie es die Schweiz tut. (Nach der Schweizer Note ist der Vergleich hinfällig. Die Schriftltg.) Er hätte an di« Erklärung eines Ministers der Entente denken Können, wonach jede Interveiliion eine» Neutralen als unfreundlicher Akt u»d als uniicuträl angesehen werden würde. Wir müssen uns daher über die Zweckmäßigkeit der amerikanischen Note mit dem grüßten Vor- behalt aussprechen.' „Perseveranza" schreibt: .Ossendac befürchtet Wilson, die Euro päer könnten ohne seine wertvolle Mitwirkung Frieden schließen. Der Friede ist abet noch fern." " - - .Secolo' schreibt: .Wilson hat den Zeitpunkt für seine Vor- schläg« schlecht gewählt. Sein« Rechtfertigung, daß fein« Ini tiative unabhängig von der Deutschlands ist, beweist daS Unzeittge seiner Note.' Ueberraschung in Frankreich (Ij Basel, 28. Dezember. (Drahtbericht.) Man drahtet den .Basler Nachrichten' aus Paris: Die Überreichung-er NokeWilfonS bedeutet« für bie Öffentlichkeit in Frankreich eine Arber- ra schung und ist ber Gegenstand der allgemeinen Unterhaltung. LS werdcn verschiedene Vermutungen über die Beweggründe Wilsons ge äußert: Gefühle der Menschlichkeit beim Präsidenten, Kricgsmüd'gkeit in den Vereinigten Staaten, Befürchtungen vor den Folge» eines mit Schärfe geführten deutschen U-Bootkrieges für Amerika. Vom diplo matischen Standpunkte aus nimmt man die Note hier weniger bcgeiyert entgegen als bei den Feinden. Die Antwort der Entente wird sich in dem Sinne erledigen, daß sie keinerlei Interesse an Friedensverhand- langen hat, solange der Gegner nicht zu Enischädigungcn gezwungen werden kann. Neutrale Urteile über Wilsons Rote v/td. Kopenhagen, 28. Dezember. (tdicihlbcrichi.) Zur. Rote des Präsidenten Wilson an die kriegführenden Mäcktc bemerkt ..Berlingsk« Tidcnde: Line Friedensnots darf man sie kaum n-nien, höchsten?, eine Note zur Vorbereitung des Friede»-. Aber auf jede» Falt ist si<- ein wichtiges Ereignis. Zum ersten Male während des '."jährig:» Wc't- Krieges glaubte die machUgste neutrale Macht, daß ein solcher Schritt bei den Kriegführenden Aussicht auf Erfolg haben könnte. Der Prä sident stellt nur den Kriegführenden anheim, ihre Bedingungen zu ec- läutern, damit man sich «in Urteil darüber bilden könne, wie nahe oder wie fern sich die Parteien noch gegenüderstehcn. . National Tidende" sagt, daß Präsident Wilson mit seiner Note die Welt überrascht habe, und fährt u. n. fort: Es ist ganz undenkbar, daß eine der kriegführende:» Parteien jetzt ihr sogenanntes Ziel Mitteilen wird. Der Präsident schlägt daher auch irickt den Frieden vor, sondern nur eine Sondierung der Lage, damit die Weit wissen könne, wie nahe inan dem Frieden sei. Der Präsident ist bereit, daran initzuwirkeir cd'r sogar die Initiative dazu zu ergreifen. Dieses Vermittiungsongebor ii't das einzige Praktische in der Note. Es hak ober auch besonderes In teresse. Präsident Wilson hebt hervor, daß sein Vorschlag in keiner Weise mit der von den Mittelmächten eingeleiteten Frieüensouvertü.e in Verbindung steht. Das ist eine persönliche, in Wirklichkeit ganz gleichgültige Sache. Tatsache ist nun einmal, daß die Sondierung dc > amerikanischen Präsidenten unmittelbar auf das Friedensangebot der Mittelmächte gefolgt ist. Wilsons Vorschlag erhält dadurch Bedeutung. Diese Bedeutung ist im Augenblick ganz gewiß recht unklar. Aber die Note wird in ganz eigentümlicher, eigentlich recht amerikanisch-prak tischer Weise durch die drohende Mitteilung des Staatssekretärs Lansing unterstützt. Staatssekretär Lansing hat ganz gewiß später und nach Be sprechung mit dem Präsidenten Wilson die neue Erklärung veröffent lich», tn der gesagt wird, daß in der Neutralitätspolitik Amerikas keine Aenderung eingetreten sei. Aber man wird sowohl tn London als auch in Berlin feiner ersten Mitteilung genaue Aufmerksamkeit schenken. .Ekftrablabet' sagt u. a.: Man wird bemerken, daß Präsident Wilson den europäischen Mächten nicht vorschlägt, Frieden zu schließen. Er weiß, baß dies hoffnungslos ist, und man wird auch bemerken, daß in der Befürchtung, in den Verdacht zu kommen, von Deutschland be einflußt zu sein, eine tiefe Kluft zwischen seiner Friedensaklion und dem Angebot der Mittelmächte besteht. Sin spätere- Telegramm aus Washington legt WllsonS Gründe dar, die so befreiend egoistisch sind. Allein aus Rücksicht aus Amerika will der Präsident loten, wie tief man noch im Kriege steckt. vib. Ber», 28. Dezember. (Drahtbericht.) Der «Bund' schreibt zu Lansings Erklärungen: ES ist nicht anzvnehmen, daß di« amerikanische Note mit -en deutschen Vorschlägen in engerem Zusammenhang« stehl. Das «rgibt sich schon ar»S -er scharfen Betonung oer Recht« Amerika-, die durch beide Parteien verletzt würden. Mit diesen Interessen be gründet Amerika seine Berechtigung für seine Frag« nach den Kriegs- zfttenr Mit welchem Ernst Amerika a»f s«ln« eigenen Interessen hin» weist, ergibt sich aus der Wendung Lansings: .Wir stehen selber am Rand« bes Krieges.' Nichts wäre daher verfehlter, als das amerika nische Auswärtige Amt oder andere neutrale Negierungen, die sich viel- leicht dem Vorgehen Amerika- anschliehen, als Sprachrohr Bethmann Hollwegs anzusehen. Es liegt im Interesse aller Neutralen, dies mit aller Deutlichkeit hervorzuheden, um so mehr, als di« Presse der Entente, -«sonders die englische, sich recht unwirsch gegen das Voraehen Lansings äußert. Noch viel weniger darf der Versuch zur Einleimng von Ver handlung«» etwa als unfreundlicher Akt angesehen werden. Das steht schon formell fest. Maa di« amerikanisch« Initiativ« noch so ausschließlich mit amerikanischen Interessen begründet werben, es liegt darin doch das Angebot guter Dienste, mögen sie angenommen werben oder nicht. Graf Lzeruins Urteil (r) Wie«, 23. Dezember. (Drahtberlcht unseres Sonderberichterstatter-. Nach Mitteilungen von .in ständiger Seite ist dle erste Aufgabe, dle Graf Czernin als Erbe BortanS üdernlmmt, daS Studium der mit dem Friedens- a n g e b o t zusammenhängenden Frage. ES wird betont, daß er der Note WllsonS durchaus sympathisch gegenüber steht. ivii). Men, 23. Dezember. (Drahtbertcht.) Heute mittag fand die Vorstellung -eS BeanUenkörpers -es Ministeriums des Aeußern bei dem nevernannten Minister Graf«» Lzerntn statt. Der Minister wurde vom ersten Sektionschef, Botschafter Freiderrn von Macchia, begrüßt, der ihn der treuen Mitarbeit der Beamtenschaft versicherte und um sein Wohlwollen für diese bat. Graf Czernin erwiderte in einer kurzen Rede, in der er für den freundlichen Empfang dankte und die Hoffnung auf «in gedeihliches Zusammenarbeiten ausdrückte. Er be tont« sodann, daß er nicht beabsichtige, jetzt «in politisches Programm zu entwerfen, daß er aber an den Richtlinien der Politik de - BaronS Burian unverändert f«sthalt«n werde. Insbe- sonder« td«ntisizi«rte sich der Minister völlig mit d«n von den Mittel mächten und deren Verbündeten gemachten letzten Vorschlägen, da die Siege der Verbündeten jede Mißdeutung seiner Friedensbotschaft aus- schließen. Die inner« Lage streifend, erklärt, Graf Czernin, er siche selbstverständlich voll und ganz aus dem Standpunkt des 67xr Ausgleichs und betrachte eine strengeParltäl Mischen Oesterreich und Ungarn als dos Fundament seiner Tätigkeit. „tttnclLNburg UL" I iZrirsr-s dsson0«l7s » Stott vsrrn oslllttsrls N. W.2O VVLRLVSSOKSL» -- Vvr>2Qnr0 bloctvrokvrM --- I änyod» u«» «Vasen Nir. II : N» raieiaupvalelsUtui»« H. L Os U Sk-uni LS-22 I-EtpLlA Laks LotÄ^rr. D »rot«»