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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191612243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19161224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19161224
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-24
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
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Toprrtag, 24. Dezember ISIS Nr. SS4. SormtagG-ArlAgabe. Seite 1- Leipziger Tageblatt Wissenschast»Leben Kunst Das göttliche Gebot der Liebe, wie cs das Christentum verkündet, ist vielleicht das Gewaltigste, was dle Menschheit an wirklichen Fortschritten im Gebiet der «rohen absolut sittlichen 3d«en qe- leistet hat. Heinrich v. Treitschke. Der Heilandsgedanke in der Antike Von Professor Dr. Rudolf Stüde (Nachdruck verboten.) Wenn die alte Kirche die frohe Botschaft verkündete: .Euch ist bc^ie der Heiland" geboren, so übernahm sie damit ein Work und einen Bedanken, der in der Geistesgeschichte des Altertums eine lange Bor geschichte hat. .Erretter' bedeutet ja das griechische Wort (soter), das wir mit .Heiland' wiedergeben, lind eben dieses Wort ist innerhalb deS KulturkrciscS der Allen Welt immer wieder Träger der Hoffnung und der FricdcnSsehnsucht der Völker gewesen. 2er höchste religiöse Begriff, der die Zeil erfüllte, ist auf JesuS übertragen. Was e.ue lies zerrüttete, von den furchtbaren Leiden und dura- gewaltige Kämpfe erschütterte Welt als höchste Sehnsucht emp fand, das alles faßten die ältesten Christen in dem einen Worte zu sammen, daS die Religionsgeschichte der Jahrtausende vorbereitet hatte. Antike Heilandsgedanken verschmolzen mit der jüdischen Messiasidee. And noch weiter, bis in Religionen der großen altorientaltschen Kultur völker können wir den HeilandSbegrisf zurückversolgen. Fast ein Jahrhundert war vom Lärm der Waffen erfüllt, alles Entsetzen halten die Bürgerkriege durch das römische Weltreich ge tragen. Erst des großen Cäsars Genius stützte mit gewaltiger Hand nass neue den Bau des wankenden Riesenreiches und schien der Welt den Frieden zu geben. Aber seine Ermordung, das schwerste Ver brechen, von den« di« Geschichte weiß, stürzte die Welt aufs neue in blutige Kämpfe. Nirgends fühlte man so tief Verlangen nach Frieden ime in Italien, das unter den Gräueln des Krieges von Römern gegen Römer schwer litt. Der Friede schien der Welt im Jahr« 41 v. Chr. gegeben zu werden durch einen Vertrag zwischen Antonius und Okta- man. An dieses Ereignis knüpft ein merkwürdiges Gedicht Vergils, di« 4. Ekloge, an. Sie ist an AsinuS Pollio, den Konsul des Jahres 40, gerichtet, der gerade die Geburt «Ines erhofften Sohnes erwartet«. Vergil tritt alt glückverheißender Prophet auf. Die Sehnsucht der leidvollen Zeit klingt in seinem Gedichte wider-, dein Pollio verheißt er in dichterischen Bildern, die auffallend an die Sprache der alttestamenk- lickcn Prophetie anklingen: .Unter deinem Konsulat wird der Heiland geboren, der das ersehnte Zeitalter des Weltfriedens bringen wird.' And dieses Kind wird der König des goldenen Zeitalters sein, es ist vorn Himmel gesandt als Anfänger einer neuen Menschheit, eS ist göttlicher Herkunft. Die Erwartung eines Rilterü erhebt sich hier auS d.-r allgemeinen Zeitflimmung, die wir in der römischen Lyrik oft ver nehmen: das Elend der Gegenwart soll durch eine glückliche, nahe Zu kunft überwunden werden. (Horaz, Epod. 7). Das Bild vom goldenen Zeitalter wird nach dem alten Vorbilde in Hesiods .Werken' neu ge staltet. (Tibull I, 3, Georgien!, 124 ff., Ovld, Metam I, 89 ff.) Als der tapfere SerkortuS deS Bürgerkrieges überdrüssig ge worden war, plante er durchaus ernsthaft, von Portugal in den Atlan tischen Ozean hinauszufahren, um auf den .Inseln der Seligen' In be glückter Ruhe zu leben. (Plutarch, Sertorius 8 f.) Auch in Vergils Gedicht klingt dies« Stimmung. Aber wir finden hier noch den beson deren Gedanken, daß ein göttlicher König die Zeit des Heiles vollenden wird. Und daneben steht die Anschauung, daß diese Zeit schon ange brochen Ist. Der letzte Gedanke läßt sich aus der politischen Zeitlag« er- Klären? zugleich steht er mit römischen Säkularfeiern (seit 463) in Zu- srmmen-ang. Gleich nach Cäsars Tod« nahm man auf Grund etruski scher Wahrsagungen den Beginn eine» neuen Säkulums an, das nach EäsarS Kalenderreform mit dem 1. Oktober 40 begann. In dieses Jahr ober fällt Vergils 4. Ekloge. Die Sehnsucht der Welt erhoffte den An bruch einer neuen Frlebenszeit, einet goldenen Zeitalters, wie es di« Dichter schilderten. Woher aber stammt das Bild des Königs aus göttlichem Geschlecht, des Heilbringert? Wir wissen, daß et in der orientalischen KönigSidee wurzelt. Di« altorirntalischr Auffassung vom göttlichen Charakter des Königs war seit Alexander -. Gr. vom Griechentum ausgenommen. Alexander selbst, d«r dat Erb« der alten orientalischen Könige in feierlich kultischen Handlungen übernommen hatte, erschien den Völkern als der Gottkönig. Sein Bild aber lebte in Dichtung und Anschauung weiter. Schon seine Nachfolger, di« Diadochen, übernahmen die Idee des Goit- königiumS- Damit aber verband sich die altgriechische Vorstellung deS .Heilandes' (eottr). So nannte man ursprünglich manche Götter, die als Heilbringer, alt .Nothelfer' angerufen wurden, besonders ASKlepioS, aber auch Zeut, Hermes und Apollo. Auch weiblichen Gottheilen wurde der Titel (säteira Erretterin) belgelegt. Aus der Sitte, die Toten zu Heroen zu erheben, ging dann der Brauch hervor, daß Gemeinwesen politisch verdient« Männer nicht nur zu Heroen erhoben, sondern ihnen den göttlichen Titel deS .Errettert' beilegten. Um 300 v. Ehr. tritt diese Sitte in Griechenland auf. Als 307 v. Chr. Demetrius PolierketeS in Sei getreu! t l i Roman von krica Grupe-Lörcher c'opxrliktN ISIS d» Loverl tk w. t>> U. öerlla. (Nachdruck verboten.) Der alt« Herr war Ihnen bis hierher entgegengekommen, um sich an ihrem Glück zu freuen. Dann wollte er Weiterreisen und sich in ein Schwarzwalobad zu einem Erholungsaufenthalt zurück- ,ziehen. Eine Erholung war ihm durchaus nötig. Seit Jahr und Tag war er vorher nicht aus dem Redaktionszimmer hcrauüge- kommen. Er lächelte, wenn ihm früher jemand einen Urlaub vor schlug. Jetzt wirkten all« diese seelischen Erlebnisse und körper lichen Entbehrungen mit schwerer Wucht in ihm nach. Er war zum Greise gealtert. Aber er dachte gar nicht daran, sich jetzt ins wohlverdiente Alienstübchen zurück,zuzichen. O nein, er wollte sich jetzt nur erholen und Kräfte sammeln. Dann ging er wieder auf seinen Posten. Er begann von seinen Eindrücken in der Stadt zu erzählen, die er jetzt für einige Lage ausgesucht hatte, we l die linrnhe ihn doch wieder dort hingerrieben: .Die Franzosen-Elsäsier sind plötzlich sehr bescheiden gegen früher geworden. Ja, sie halten sich ganz ruhig, weil sie fürchten, sie bekommen «ins aufs Dach.' Er lächelte in grimmig. «In -en allerersten Augufiwochen, als wir den Sieges lauf durch Belgien machten, schienen plötzlich viele Elsässer ihr deutsches Herz entdeckt su haben und fühlten sich gedrungen, sich deutsch zu geven. Jetzt, wo dle Sache so lange dauert, sind sie natürlich längst wieder kleinmütig und schwankend geworden. Bei vielen von ihnen stützt man auch setzt auf eine absolute Verständ nislosigkeit gegenüber unseren deutschen Erfolgen. Ja, ich weih, daß cs eine ganze Reihe von Familien gibt, die den Kanonen donner über die Stadt in dem geheimen Wunsche dahlnrollcn hören: .Möge die Trikolore sich nns nähern und uns nach Frank reich zurückisibrenl' Er hielt Linen Augenblick inne, um Atem zu schöpfen, oder weil ibm vielleicht de: Ingrimm die Kcble zuschnürte. .Ich bub« auch Madame Bott gesprochen, Almuth! Sie ist mir noch nie so lächerlich vorgekommen, als wie ich sie mit einer atzderen Dame, d^- ebenfalls früher nie anders als französisch .parliert', seht ^ampfhafl Deutsch sprechen hörte. Jetzt können diese plötzlich alle Deutsch, seitdem der Erlaß überall angeschlagen ist: .Wer sich im Elsaß öffentlich der französischen .Die Erzieh ungüpraxiS, Eltern'. Den Mitgliedern der Zeitschrift kostenlos zugcskellt. In diesem Jahre haben sich Akademie dazu entschlossen der bisher noch keinen Träger Kleine Mitteilungen In der Zeit vom Mittwoch, den 27., bis Sonnabend, den 30. Dezember, findet vormittags von 10 bis 1 Uhr an der Abendkasse des Neuen Theaters (Eingang Augustusplatz) di« Ausgabe der An rechtskarten für die l. Folge des JahresanrechtS 1917 statt. — Die ver- ehrlichen Theaterbesucher werden höflichst gebeten, die für die Feiertag« schriftlich oder telephonisch vorbestellten Eintrittskarten möglichst bald an der Tageskasse der betreffenden Theater einlösen zu wollen. Um Irrtümer zu vermeiden, wird nochmals darum ersucht, die verschiedenen Anfangszeiten der Vorstellungen in den städtischen Theatern an den drei Weihnachtsfeiertagen besonders zu beachten.— Für die Silvester-Vorstellung am 31. d. M. bereitet die Oper Johann Strauß' Operette .Der Zigeunerbaron' in neuer Einstudierung vor. Die musikalische Leitung hat Professor Otto Lohse, die In szenierung Oberspielleiler Dr. Ernst Lert. Den eingeleglen Tschardasch studiert Tanzmeistcrin Emma Grondona mit dem gesamten Tanzpersonal ein. Die Hauptrollen liegen in den Händen von Gertrud Bartsch, Valeska Nigrini, Lucia Schläger, Else Schulz-Dornburg und Eugen Albert, Walter Elschncr, Stefan Kaposi, Albert Kunze, HanS Müller, Ernst Possony. Der Anfang ist 6 Uhr. — Dienstag, den 26. Dezember, kommen außer Anrecht Richard Wagners .Meister singer von Nürnberg" unter Leitung von Professor Otto Sprache bedient, setzt sich der Gefahr aus, als Feind des Landes angesehen und verhaftet zu werden." .Ja, diese Madame Botts Ich danke dem Schicksal, -ah ich dich ihrer Sphäre entziehen konnte, Älmuth!' Friedel legte seinen Arm in den ihren, so schritten sie etwas langsamer den bergigen Weg hinauf. .Ich kann dir nicht sagen, wie weh es mir damals lat, als ich dich auf dem Friedhof in dieser ganzen protesilerischcn Gesellschaft von Madame Bolt, Meyerwnld, Jean Rieding und Sarah Bernhardt am Grabe Vonlminols sah.' .Ich bin nur wie eine innerlich Fremde zwischen jenen mit gegangen!" Der alle Herr begann sich wieder zu ereifern: „Dos Grab Voulminots! Gall sei Dank hat sich diese Talcngrnft geschlossen. Im wahrsten Sinne des Mortes. Weil inan mir sagte, das Grab mal sei vor einiger Zelt von der deutschen Behörde entfernt wor den, bin ich selbst auf den Friedhof binausgegangen, um mich zu überzeugen. Die ganze Grabplatte mlt den» sich öffnenden Grab deckel und die Totenhand, die nach dem Revanchedegen griff, sind letzt im Bartholdy-Museum aufbewahrt, da der Bildhauer Barlboldy ein Kind der Stadt war. — Ja, dieser Grobdeckel Hot sich nun geschlossen. Vielleicht wird auch nun endlich dieses Revanchegeschrel verstummen, mit dem sich auch das Elsaß In diesen Krteq hinelngeheht hat. Und wenn ich auch weiß, wie große Strecken dieses Landes jetzt bluten durch den Krieg, so kann ich doch das Elsaß selbst nicht ganz frei von Schuld sprechen. Warum ließ eS In seiner Mitte dies« skrupellosen Protestler groß werden? Es wählte Blumenthal zum Bürgermeister. Wählte Wetlerlö als Vertreter des ganzen Kreises Rappoltsweiler hier — trotzdem man das Programm dieser Männer mit der Rückkehr zu Frank reich nur zu gut kannte. Und alle dle vielen, deren uederzeugung nicht mit diesen Protestlern ging, waren zu lau, erkannten die Ge fahr nicht rechtzeitig. In welche diese Hetzer das Elsaß hlneln- trleben. Wenn sich starke Kreise zu einer einzigen imponierenden Demonstration zusammcngeschlossen und verkündet hätten: .Wir wollen nicht auf Kosten eines Krieges an Frankreich zurück! Des wegen wollen wir deutsch bleiben!" — wer weiß, ob in Frankreich drüben nickt 3er Revanckegedonke seiner Lebenskraft beraubt worden wäre!' Das Sprechen wurde ihm immer mühsamer, darum hielt man jetzt zu kurzer Rast. Man betrat ein Btrke,Häuschen auf einer welk vorspringenden Bergwandung, dle eine weite Aussicht bot. .Sie müssen mlt Ihren Kräften jetzt haushalten, lieber Doktor, lassen Sie uns hier etwas ruhen.' .Ja, ich will Kräfte sammeln. Denn es ist mein einziger Wunsch, daß ich nach all den Kämpfen, die ich hier mit durch gefochten habe, den Frieden erlebe und einen neuen Tag für das Elsaß kommen sehe." Friedel trat mit Almuth an den Rand der Berghütte. Uebcr die Ebene hinüber schweifte der Blick zu den dunklen Linien -es Schwarzwaldes. Dort zu Füßen der dunklen Tannen fand jetzt nach ihren langen Irrfahrten Clemence mit ihrem Bübchen bet Heger endlich ein Helm. An der Bergwendung hier tauchte die Hohkönlgsburg dicht vor ihnen auf. Breit und massig krönte die Burg den nahen, spitz aufragenden Bergkegel, von einem Frühlingszauber inmitten der Bergwülder umflossen, wie kein Künstler ihn zu bannen ver- - mochte! Friedel zog Almuth an seine Schulter und deutete hinüber: .Sieh dort unsere Kalserfeste! Laß sie heute, an diesem ersten Tage unserer jungen Ehe unser Symbol sein! Fest und kraftvoll, wie dle deutsche Kalserfeste sich über das Elsaß erhebt, sott auch das Deutschtum im Elsaß sichen. — In unserem Wirken hier, in unserem Heim wollen wir auch hierzu beitragen. — ES ist mir damals bitter schwer gewesen, dich in jenen fürchterlichen Stunden planloser Erregung in Paris bei der Mobilmachung allein zurück lassen zu müssen, um meine Treue dem deutschen Vaterland« ein lösen zu können. Jetzt aber habe ich die seligste Uederzeugung davon, einem wie grohen und herrlichen Ziele ich meine Treue hielt!' — Almuth lehnte den Kopf an seine Schulter zurück. Wortlos empfand sie daS Glück völligen Geborgenseins. Das Glück dieser Stunde bot auch ihr reichen Lohn für ihre Liebestreue. Hinter ihren halbgesenkten Lldern schwelfke lhr Blick über die stolzen Linien der HoykönigSdurg, über die grünenden Vogesen waldungen hinab zu der Rheinebene. — Sie -achte plötzlich jener Vision, die über sie gekommen, als sie sich lm Rittersaal von Du- plaissy in der alten Sänfte unter dem ersten Kuß von Friedel neigte, und er dle Ziele ihres künftigen Lebensglückes im Elsaß vor ihr ausbreitete. — Hand In Hand schritt sie nun mit Friedel über die Höbenzügc der kcrrlichcn Vogesen, und in der fernen Ebene des Elsasses klang ein Lied aus — ein Llcd, daS auch ihr Lebensziel wurde: ,O du mein Elsaß! Nie kann Ich -ich vergessen! , Deutsch bist du «inst gewesen — Deutsch wirst du immer feinst' —- . — Ende — Athen die Demokratie wlederhergcstellt hatte, wurde er wie sein Vater AntlgonuS in die Zahl der HeilandSgötter ausgenommen. Lin HymnuS begrüßte ihn: .Di« andern Götter sind weit entfernt, oder sie haben kein« Ohren, oder st« existieren nicht, oder sie kümmern sich nicht um uns. Ader du bist anwesend, und wir sehen dich, du bist «in wahrer Gott.' (AthenäuS VI.) Die gleiche Anschauung von der anwesenden lebendigen Gottheit (tkeäs epiplirm^) tritt bald auch bet den Ptolemäern in Aegypten und den Seleuziden in Syrien hervor. Hier ist der alt griechische HeilandSgedank« mit dem orientalischen Gottkönigium ver schmolzen. So ist der Heilandsgedanke in der Gestalt entstanden, wie er die römische Welt beherrscht hat, wie ihn z. B. Horaz auf Augustus angewandt hat. (Oden III, 5.) AIS die Reich« der Diadochen dem römischen Weltreich einverleibt waren, ar aus dem .Heiland" schon eine konventionell« Titulatur ge- worden, die man auch den römischen Prokonsuln als Regenten der Pro vinzen beilegte, auch ihnen wurden göttliche Ehren erwiesen (s. auch Apostelgesch. 12, 22). Nun aber trat tn Julius Cäsar zum ersten Male seit Alexander wieder ein« Persönlichkeit aus, die wirklich Herr der Welt war. Für ihn zuerst können wir die Bezeichnung .Welt heiland' nachweisen. Im Jahre 48 nennt ihn «in Volksdeschluß von EphesuS .den von AreS und Aphrodite stammenden Gott auf Erden und allgemeinen Heiland für das Menschenleben'. Aber Cäsar erlag den Dolchen seiner Mörder. Erst Augustus festigte sein Werk; er brachte der Well den Frieden. Mit ihm hat sich die Idee d«S Weltheilands dauern- verbunden. Und -er Geburtstag des göttlichen Cäsar wurde als .Anfang der Weltgeschichte' erklärt. Denn er hatte die dem Unter gang« verfallene Welt wieder aufgerichtet; er war zum Wohle der Menschheit mit Kraft erfüllt und .als Heiland gesandt, der dem Krieg ein Ende machen und daS W ordnen sollte'. Mit dem Geburtstag« deS Kaisers (23. September) war der Welt die .frohe Botschaft' (Evange lium) offenbart; deshalb sollt« bas Jahr fortan mit dem Geburtstage deS Kaisers beginnen. (Dekret der kleinasiattschen Städte 9 v. Chr.) So war aus dem göttlichen König der einzelnen Staaten der Heiland der ganzen Well geworden. Eine Inschrift aus Hellcornares schildert dle neue glückliche Zeit: .Mit Augustus ist den Menschen überschwengliche Wohltat geschenkt, er ist der Heiland des ganzen Menschengeschlechtes, denn im Frieden ruhen Land und Meer, die Städte blühen durch gute Gesetze und Eintracht, das Gute trägt reiche Früchte, die Menschen sind voll guter Hoffnung für die Zukunft und voll guten Mutes für di« Gegenwart.' Immer wieder erklingen diese Gedanken tn der römischen Dichtung. (Vergil, Aen. VI, 791 ff., Horäz, Oden I, 2, 41; IV, 2, 37.) Das war nicht bloß rhetorisch« Phrase oder leere Schmeichelei, «S war die allgemeine Empfindung der Zeit, die nach unablässigen, furchtbaren Kriegen aufatmete, als der Kaiser endlich der leidenden Welt Frieden und Wohlstand brachte. Und AugustuS wußte dies« Stimmung klug zu nutzen. Sein Siegelring trug das Bild Alexanders. Und im Jahre 17 ließ er als Beginn einer neuen Zeit das Säkularfest begehen, zu dem Horaz die bekannte Festhymne geöichtet hat. Augustus Hal freilich die Heilandsvorstellung und die Vergötterung nicht selbst auf sich angewandt, aber er ließ sie gern auf sich anwenden. Rasch ist dann der Heilands gedanke mit dem römischen Kaisertum verwachsen. Freilich ist er — wie im Orient — bald zu einer leeren Titulatur herabgesunken. Bis zur Zeit Konstantins ist .Heiland des gesamten Menschengeschlechtes' ein stehender Titel der römischen Kaiser! Seneka hat in der grimmigen Satire auf Claudius, der .ApokolokynthosiS', darüber gespottet. Der Grundgedanke aber, auS dem die Hellandsidee der Kaiserzeit erwuchs, war das orientalische Gottkönigkum, die Anschauung, daß der König als ein göttliches Wesen oder ein mit göttlichen Kräften ansge- rüsteter Herrscher eine Zeit unendlichen GliickeS herbeiführen werden. Diesen Gedanken kann man in Babylonien und Aegypten nachweisen. Mit ihm ist der griechische Soter-Begriff und der römische Säkular gedanke verbunden worben. Lohse mit Kammersänger Walter Soomet und Ernst Ott» vom Hoslheaker in Dessau als Gästen zur Aufführung. Anfang ist 5 Uhr. Die Direktion des Schauspielhauses gibt bekannt, daß sie für telephonische Billettbestellungen neben der Nummer 1060 noch «ine Zweigstelle mit der Nummer 1099 eingerichtet hat. — Das Weihnachts märchen .Klein Däumling" wird vom 1. Feiertag ad täglich, nach mittags 3>L Uhr, gegeben. — Die Dezember-Abschnitt« der Jahreskarten haben bis zum 15. Januar Gültigkeit. Ludwig FuldaS .Verlorene Tochter', ein Lustspiel tn bekannter glatter Technik mit verständlichen Pointen, errang zur Ur- aufführung im Dresdner König l. Schauspielhaus«, wie unser Dresdner Mitarbeiter drahtlich meldet, «inen außerordentlichen Pudlikumserfoig. In Paris starb Henri Micheau, der einst als Direktor der Nouveautes im dortigen Theaterleben eine große Rollo gespielt hatte. Zahlreiche Schrisstelier, die später als .Gentes' gefeiert wurden, ex. schienen mit ihren Erstlingswerken auf seiner Bühne, u. a. Alphonse Allalü, Alfred CapuS und Georges Feydeau. Im Jahre 1911 wurde sein Theater geschlossen, um mit anderen Häusern einem großen Neubau . Platz zu machen. Micheau grollte darüber so sehr, daß er sich für immer von jeder Bühnentätigkeit zurückzog. Di« Ausstellung deS Kunstvereins — die auch an den Feiertagen wie Sonntags geöffnet ist — seht sich aus einer abwechslungs reichen Reihe größerer und kleinerer Sonderkollektionen zusammen. Im Oberlichlsaal Oeigemälde von Aob. Weise, Weimar, Otto Höger, Cassel und große Pasteilandschasten von Alb. Stagura. Gießen; die Übrigen Räume Haden lünger« Leipziger Künstler besetz!: Willi Münch-Khe, Kurt Kluge, C. Hockoff, Hugo Wach, Helene Baumeyer (Leipziger Stadtbilder), M. A. Bramme (Plastiken) und Paul Hartmann (Originalholzschnitte). Dl« Chemnitzer Kunsthütte eröffnet am 1. Weihnacht-- feteitag «ine Gedächtnis-Ausstellung für Otto Greiner. Sie ent hält einig« Oeigemälde, darunter das Bildnis seiner Frau, eine große Anzahl Zeichnungen und fast das gesamte graphisch« Lübenswerk. Sämtliche Werke wurden von Kommerzienrat Hans Vogel der Aus stellung zur Beifügung gestellt. Das .Komitee zur Einrichtung und Erhaltung eines Archivs für LrziehungSerfahrungen" in Leipzig hat dieser Tags seine im Jahre 1913 begonnene Sammlung von Erziehungserfahrungen der neu gegründeten .Deutschen Gesellschaft zur Forderung häuslicher Erziehung" schenkungsweise überwieset'. Die .Deutsche Gesellschaft" wird die interessante und in ihrer Art einzig artige Sammlung forkssihren. Sie wird ferner alles Material, wo§ für , die praktische Erzieh nngSarbeik insbesondere der Familie Bedeutung hat, der Oessentnchkeit zugänglich machen durch ihre demnächst Im Verlag V. G. Teubner-Leipzig erscheinende Zeitschrift Vierteljahresschrift für .Deutschen Gesellschaft' wird diese die Mitglieder der Goncourl- Akademie dazu entschlossen, zwei Preise auszuteilcn, den von 1911. der bisher noch keinen Träger gefunden hatte, und den von 1016. Nach einstimmigem Beschluß sollten dafür nur Schriftsteller in Frage kom men, die am gegenwärtigen Kriege als Kämpfer leilgenommen Haven. Als die beiden besten Arbeiten solcher Autoren wurden zwei Romane preisgekrönt, der eine .Der Ruf deS Bodens" von Adrien Bettrand und der andere .Das Feuer von Henri Barbusse. Beide Schriftsteller > sind in der Front gewesen, Bertrand, der augenblicklich Unteroffizier ist, ist sogar schwer verwundet worden. Henri Barbusse, der Chefredakteur - der bekannten Zeitschrift .Je sais tont" hat sich schon früher einen literarischen Namen durch seinen Roman .Die Blktondan" gemacht. Im Verlag Bruno Cassirer, Berlin, ist ein neues prächtiges > Merk Karl Schefflers erschienen. Ein Quartdand mit 108 M-« bildungen. Das Bilch enthält 25 Aufsätze über Künstler der Gegen- » wart, über Maler und Bildhauer und bietet kurze, erschöpfende Analysen d sowohl künstlerischen als auch psychologischen Charakters dar. Es eirt- yält u. a. Abhandlungen über Corinth, Kalchreuth, Slevogt, Barlach, Rösler, Beckmann, Walser, Hodler, Munch und über die .Jüngsten". Es ist als ein wichtiger Beitrag zu einer Geschichte der neuen Kunst zu be trachten.— Im gleichen Verlage wurden An ton in Prausts Erinne- , rungen an Eduard Manet herauSgeaeben. Dieses Porträt Manets auS der Feder eines Freundes und begeisterten Anhängers, eines feinen und einflußreichen Kenners, der sich als ein Minister der schönen Künste für den großen Impressionisten mit der Tat cinsetzte, wie Zola es mit dem Worte getan, steht in der Literatur über Manet an erster Steile. < Es gib! den geistvollen Boulevardier und stillen, unbestechlichen Maler auS nächster Rahe gesehen, mit allen Merkmalen lebendigster Gegen wart. ES enthält viele persönliche Züge, die schon berühmt geworden sind, und viele, die es noch zu werden verdienten, in einem Stil, der in demselben Milieu wie der Stil Manets wurzelt. Im Verlage von C a l l ro e y - München ist ein Aoenarlus- Buch anläßlich seines 60. Geburtstages erschienen, «in Bild des Mannes aus seinen Gedichten und Aussätzen von Wilhelm Stapel, das den Freunden deü Dichters «ine willkommene Gabe sein wirb. Sie enthält außer poetischen Stücken eine wertvolle Auslese von Aeuße- rungen deS Dichters zu allen möglichen künstlerischen und kulturellen Angelegenheiten und Problemen.
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