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S5.Iahrg Volkszeitung Sonnabend, 15. August 19ZK Schilslleltung: Dr«s^«n-A., PoUersti. 17, Fernruf 20711 n. 2I0I2 velchSItsstelle, Druck und Beilag: Germania Buchdrucker«! «. Vrrlag Th. u. G. Winkel, P»N«rsttob« 17, Fernruf 2I0IL, Posycheck: Nr. 102S, «an«: Stadtbanl Dreier, Nr. «707 Trfchelnf 0 rnak »ltchentllch. Monatlicher Bezugopre!» durch TrSger elnlchl. »0 Psg. Lj«. 10 Psg. TrSgerlohn 1.70; durch d!« Post 1.70 «InschUebUch Postuberwelsungogebllhr, zuzüglich 30 Psg. Post-Bestellgeld. Einzelnummer 10 Psg., Sonn« u. Festlagsnummer 20 Psg. Abbestellungen müssen spätestens ein« Woche vor Ablauf der Bezugszcit schrlstNch beim Verlag eingegangen sein. Unser« Irriger diirstn kein« Abbestellungen «nlgegennehmeir. Zm FaN« von häherer «Lewa», V-rdol, elntretender «etrt-b«. stärungen hat der Bezieher »der Werbungtreldend« tetn« A» spräche, fall, die Zeitung in beschränktem Umtange, verspätet oder nicht erscheint er r i ii l l u » g s o r t ist Dresden. Verlagsort Dresden. Anzeigenpreise: dl« lspaltig« 22 mm breit« Itil« i Pil i sllr Famili«nanzetg«n b Psg Für Platzwünsch« lbnnen wir lein« Dewähr leiste». - Nummer 1SV LachIWe Oer Stand -er Kämpfe in Spanien Weitere Ersetze der Aationalisten Erneuier Protest -es Gegen die zahllosen Ermordungen Die von den spanischen Sendern in der Nacht zum Freitag verbreiteten Meldungen ergeben folgendes Bild: Truppen der Militärgruppe haben sich im Laufe des Don nerstag abend weitere sechs Kilometer an Santander her- angearbeitet. Badajoz ist von den Nationalisten nckch mehrstündiger Beschiessung stur Halste eingenommen worden; in dem westlichen Teil der Stadt wird noch gekämpft. Auf der Strecke Merida — Madrid konnten die Trup pen des Generals Franco die 120 Kilometer südwestlich von Madrid liegende Stadt Talavera in ihren Besitz bringen und zahlreiche Gefangene maclzen. Vor Malaga warf ein Flugzeug der Nationalisten Bom ben auf den Kreuzer „Jaime l." ab, durch di« ein Teil der Echisssartillerie zerstört wurde. Zivel andere Kriegsschiffe der Madrider Linksregierung sind zu der Militärgruppe Überge naugen. In Anteguera bombardierten Flugzeuge der Marxi sten das Lazarett und das städtisclz« Krankenhaus. In San Sebastian erwartet man stündlich den Ein marsch der nationalistisclzen Truppen. Die „Revolutionskomi tees" befehlen die Einwohncrsckmft in die Keller zum Schuh vor Artillerie- und Fliegerwirkung; ferner wurden die Milizen aufgeiordert, keinen Gebrauch von der Waffe gegenüber Flie gern der MilitärgruplX! zu machen, um Vergeltungsmassnahmen zu vermeiden. Die Stimmung in der Stadt soll auf den Null- puukl gefasten sein. Der Ort R e n t e r l a auf der Strecke Irun—San Sebastian ist eb.'nsalls mit Bomben belegt worden. In Alicante liegt an- aeblich el>enso wie in Valeuzia ein Kriegsschiff für die Madrider Negierung bereit, das ihr die Flucht ermöglichen soll, falls Madrid fallt , „ .Nach einem hier aufgcsangenen Funkspruch aus Madrid soll fick dort die Laie von Tag zu Tag verschlechtern. Der Sender Burgos teilt mit, daß der Vatikan bes der Madrider Regierung erneut wegen der zahllosen Ermordungen von Geistlichen durch die Kommunisten vorstel- lig geworden sei. Ferner verlaute« zuverlässig, das; General Mola am Donnerstag in Sevilla gewesen sei und ml« General Franco eine Besprechung gehabt habe. Die Madrider Vatikans in Madrid von Geistlichen und Ordensleuten Regierung soll versucht haben, die Eingeborenen in Marokko dazu aufzuhetzen, General Franco in den Rücken zu fallen. Als Antwort auf diese Machenschaften habe das Oberhaupt des grössten Stammes dem General Franco 20 000 Krieger zum Kampf gegen Madrid angeboten. Der Sender Madrid verkündet, das; die Negicrungsslieger 5 t Bomben über Granada, das in den Händen der Nationali sten ist. abgeworfen hätten. Von anderer Seite wird hierzu gemeldet, das; diese Bomben einen Teil der Alhambra zerstört hätten. Das französiscl>e Konsulat In Madrid hat die noch in der Stadt befiudlicl)cn französischen Staatsangehörigen aufgefordert, Madrid zu verlassen und über Valencia nach Frankreich zu reisen. Sonderzllge wurden zu diesem Zweck bereitgestellt. Spanische Kommunisten ermorden nationali stischen Oberst In der Nähe des portugiesischen Grenzortes Campo Maior überschritt eine größere Abteilung spanischer Kommunisten die Grenze und drang in portugiesisches Gebiet ein. Die Kommuni sten bemächtigten sich eines Obersten der spanischen Nationali sten, der sich nach Portugal geflüchtet hatte. Die portugiesischen Grenzbeamten waren der Uebermacht gegenüber nicht in der Lage, das Eindringen der Kommunisten zu verhindern. D i e Kommunisten erschossen den Oberst auf portu giesischem Boden und verschwanden dann Uber die Grenze. GeiselerWeßungen in San Sebastian Wie der Sonderberichterstatter des „Echo de Poris" mel det, sollen 1 4 nat! onasistische Geiseln a u s T o l o s <k von den Marxisten nach San Sebastian gebracht und dort er schossen worden sein. Kurz zuvor habe man in San Seba stian 5 6 aktive Offiziere und eine Anzahl Reserve offiziere erschossen, weil sie nationalistisch gesinnt ge wesen seien. Die Olimpla-Yämpfe am Hreltag Turmspringen der Männer, Pflichtübungen Grhardt Weiß (Dresden) Gruppenbester Im Olipnpia-Schwimmstadlon begann am Freitag früh das Turmspringen der Männer mit den Pflichtübungen, bei denen sich in der ersten Gruppe der Deutsche Erhardt Weitz- Drcsden als der weitaus Beste erwies. Schon nach seinem ersten Sprung, der mit 8.36 Punkten bewertet wurde, führte er vor Roth mit 7.9, Fidan und Masters (Australien), die mit 7,70 Punkten schlecht bewertet wurden. Ebenso gut gelang dem Sachsen der zweite Pflichtsprung (Kopfsprung vorwärts mit Anlauf). Auch in diesem zweiten Durchgang gefiel der überaus mutig springende Dresdner mit 9,24 Punkten weitaus am besten. Roth mit 8,88, Masters und Kurth, die beide auf 8,64 kamen, sprangen im Gegensatz zu Weitz etwas ängstlich, nur auf Sicher heit. Endlosen Beifall gab es, als der deutsche Meister Im drit ten D"eckgang für seinen fast kürmätzigen Salto rückwärts aus dem Stand mit 13,86 erneut am besten bewertet wurde. Im deutschen Lager, bei den Trainern Käfer und Schmitz, herrschte arotze Zuversicht. Weitz war tatsächlich in einer kaum noch zu steigernden Form. Als er schließlich seinen hochangcsctztcn, In der Durchführung überaus eleganten, fast spritzerlos elngetauch- ten Auerbach-Kopfsprung aus dem Stand mit 14,63 Punkten bewertet erhielt, mar ihm der Gruppensieg sicher. Einen kaum schlechteren Auerbachsprung zeigte Vidar; dieser wurde mit 14,2 Punkten bewertet. Watme vor Stork und Sbtbahara In der 2. Gruppe lag die Führung nur zwischen Wayne- USA. Europameister Stork-Deutschland und Shibahara-Iapan. Marshall Wayne, der „Liebling" des Sprunggerichts, hatte einen nicht allzu überzeugenden Start. Seine beiden ersten Sprünge zeigten zu viel und zu wenig Schwung. Trotzdem wurden sie beide überraschend gut bewertet. Was der zum Turmspringen fast Ideal gebaute grotze Amerikaner aber alles kann, zeigte er In den beiden letzten und ohne Zweifel schwie rigere» Pflichtsprüngcn. Für seinen Salta rückwärts aus dem Stand gab das Sprunggericht ihm 14,68 Punkte, also fast einen Punkt mehr als Weis; beim gleichen Sprung erhalten hatte. Die Vollendung der Sprungkunst offenbarte der Amerikaner Im letzten Durchgang. Sein Auerbach-Kopfsprung aus dem Stand war geradezu klassisch In Ansatz, Ausführung und Ein- tauchtcchnik. 14,80 Punkte, also die höchste Punktzahl des Ta ges, war der gerechte Lohn. — Hermann Stork, dem die elegante Sprungart der Amerikaner von Natur aus ganz liegt, ging nur auf Sicherheit. Seine 4 Sprünge lagen alle über dem Durchschnitt. Sie waren derart überzeugend in der Durchfüh rung, das; er den 2. Platz bereits nach dem 2. Durchgang so gut wie sicher hatte. Das eine steht fest, seit der Europameister schaft von Magdeburg hat der Frankfurter sich stark verbessert. — Von den übrigen 11 Springern dieser Gruppe gefiel erneut Japans Meister Shibahara am besten. Wenn man bedenkt, dntz die Japaner bis vor einem Jahr nur in Tokio über einen 10-m-Turin verfügten, mutz man über das Können und die große Sicherheit von Shibahara und Koyanagi erstaunt sein. Der Stand nach den Pflichtübungen 1. Wayne-USA 46,65 Punkte; 2. Weitz-Deutschland 46,09; 3. Stork-Deutschland 44,53; 4. Roth-USA 44,03; 5. Shi- bahara-Iapan 43,49; 6, Kurth-USA 41.71; 7. Schiban-Deutsch- land 41,39; 8. Masters-Australien 39,55; 9. Koyanagi-Iapan 38,81; 10. Tomalin-Grotzbritannien 38,06; tt. Niemeläiucn- Finnland 37,60; 12. Lelkert-Tschcchoslowakei 36.74; 13. Hidvegi- Ungarn 36,50; 14. Raouf-Acgyptcn 36,22; 15. Flores Albo-Me- xiko 36,12; 16. Hody-Ungarn 35,60; 17. Kacl-Tschechoslowakei 33,98; 18. Athans-Kanada 33,96; 19. De Viasi-Italicn 33,90; 20. Olander-Schweden 33,10; 21. Melberg-Norwegen 32,14; 22. Ziherl-Iugoslavien 31,80; 23. Marlanctti-Italien 29.16; 24. Ferraris-Italien 28,04; 25. Khalil Ibrahim-Aegypten 27.34; 26. Nesvndba-Tschechoslowakci 18,50. Nicht am Start Mohamed An war-Aegypten, Vajda-Ungarn und Chirinos-Peru. Dl« Entscheidung fällt mit den Kürübungen am Sonn abend. Mr noch zwei Deutsche im Säbel-SlnzelHechten Als am Freitagmorgen das Säbel-Einzelsechtcn begann, wurde bekanntgcgebeiz, daß der deutsche Altmeister Erwin Cas- mir nicht startete. Iilfolge der Abwesenheit des Frankfurters sind die deutschen Farben nur noch durch Wahl und Heim vertreten. Sozialismus in Umkehrung Dio vorherrschenden marxistischen Theorien wirkten sich im Nachkriegsjahrzehnt auch dahin aus, das; die soziale Frage säst ausschließlich als eine städtische Frage angesehen wurde. Nicht nur Soziologen und Nationalökonomen sahen im Phänomen der Stadt das vordringlichr Studien objekt, sondern im Eesamtdenken der Oesfentlichkeit rückte immer stärker diese Betrachtungsweise vor und nahm des halb auch in der Dichtung der Zeit den Vorrang ein. Seit Gerhart Hauptmann und dem Naturalismus hat sich der Begriff des Arbeiters immer stärker einseitig im sozialisti schen Sinne festgelegt, bis schließlich nur noch der Prolet im Mittelpunkt der sozialen Diskussion stand. Es ging in der Elendsmalerei immer ausschließlich um seine Nöte in Beruf, Gesellschaft und Familie. Die Großstadt sah man als den einzigen sozialen Raum. Man sah immer weniger, daß der unvergleichlich größere Teil der arbeitenden Menschen -- trotz der Millionenanhäufung in den Großstädten und in den Jndnstriebezirken — draußen am Rande der Stadt oder sogar auf dem Lande wohnte, und daß seine Tragödien zu weilen viel furchtbarer verliefen als der des Großstadt proletariats. Wie viele dieser Menschen mußten ein uner trägliches Doppelleben führen, indem ein Teil des Tages der Fronarbeit in der Fabrik gehörte, der Nest aber dazu benutzt wurde, ein kärgliches Stückchen Land oder einen be scheidenen Garten zur Erleichterung des eigenen Lebens unterhaltes zu beackern. Die Sozialproblematik des Nationalsozialismus hat dieser Einseitigkeit dadurch ein Ende gemacht, daß sie der falschen Ideologie des Marxismus eine neue Wertung ent gegenstellte. Sie übernahm nicht erst die falsche Vorstellung, daß der bedrückte Mensch Ausgangsobjett sei, sondern sie urteilte vom gesunden Menschen her und strebte mit allen Kräften der Gemeinschaft, jenseits aller Klassengegensätze . und Eesellschastsschichtungen, das starke Volk im gesunden Lebensraum an. Diese grundsätzliche Umschaltung in der Betrachtung der gesamten Frage mag zunächst rein theore tisch erscheinen; denn sie ändert nicht sofort die Tatfachen der Vorgefundenen sozialen Halb- oder Unordnung. Trotz dem liegt in ihr die einzige wirlliche Möglichkeit einer positiven Ueberwindung von Not und Elend, weil hier zuerst andere Denkkategorien geschaffen werden, ans denen sich eine neue Haltung zwangsläufig ergibt. Diese Haltung hat den gewaltigen Vorteil, daß sie den Menschen die größ ten Lebenskräfte zurückgibt: den Glauben an eine Möglich keit der Besserung und die Hoffnung auf einen Zustand echten menschlichen Glücks. In dieser Umwertung der Werte allerdings tritt die Frage nach dem Gelderwerb, die im marxistischen Denken die alleinige, zumindest vorherrschende Nolle gespielt hat, an eine völlig andere Wertstelle. Damit ist der lebensvergistende und dascinsbelastende „Kapitalis mus im kleinen", der der alten sozialistischen Haltung das Gepräge gab, abgestellt und überwunden. Die Menschen werden an mehr gebunden als an ihr nacktes kleines Ich. Sie denken über sich hinaus. Sie werden zufriedener, auch wenn sic in einfachen Lebensformen existieren müssen. Ja, sie sind stark genug, sogar Opfer und Leiden zu erdulden, wenn ihnen der größere und höhere Sinn der Gemeinschaft dabei einlenchtet. So klar und selbstverständlich das Gesetz, daß Gemein nutz vor Eigennutz geht, aus allen Lebensgcbieten sich um« zusetzen beginnt, und sich auch in den Vorstellungen aller Volksgenossen einschaltet, so wenige gibt es bisher, die diese Erkenntnis auch in unserem Schristtum schöpferisch gestal ten können. Darum sind noch immer die Romane und Dramen, die die soziale Frage an sich aufrollen, zumeist in die Stadt verlagert. Und die auf dem Lande spielenden Bauerngcschichten scheinen diese Frage gar nicht zu kennen. Es besteht dabei die Gefahr, daß Dorftnm und Bauern wesen in einem dem Leben nicht mehr entsprechenden rosen roten Lichte erscheinen, und daß das Leben auf dem Lande zur Idylle wird und zur romantischen Spielerei. Oder aber man macht aus dem Bauern eine Idealfigur, die nichts mehr an sich trägt von den wahrhaft heroischen Zeichen eines zähen und alltäglichen Kampfes ums Dasein. Gerade weil der bäuerliche Mensch in gefunden Voraussetzungen lebt, zumindest aber in einem tiefen Eleichklang der ihn umgebenden Natur, hat sein Lebensgeschick einen viel tieferen Gang und fordert von ihm eine viel zähere, heroische Velvährung. In diesen Tagen erschienen im Verlag Herder, Freiburg i. Br., zwei Bücher, die in ihrer Haltung alles das ausdrücken und gestalten, was wir hier als die Umkehrung des früheren Sozialismus gekennzeichnet haben. Der eine spielt im österreichischen, der andere im Schweizer Alpenland. Beide Romane sind der Landschaft entwachsen, di« iLres Dichters Heimat ist. Der Oesterreicher Carl