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11V. ^kchryaag Nr. 1v Schrisll«i«iing und S«lchäsltstelle Zohannitga^r Är. 8 Freitag, den 7. Januar A«r»Iprrch L»!chI»h Nr. 1«E. l««!» und l4VS< 1V16 Mc NeWWtM in erster Lesung nngennnmen st» Der deutsche Tagesbericht DaS Wolfffche Büro melde! amtlich: Großes Hauptquartier, 7. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Oestlicher Kriegsschauplatz AuS dem Kirchhof nördlich von Lzartorysk, in dem sich gestern eine russische Abteilung festgesetzt hatte, wurde der Feind heute nacht wieder vertrieben. BalkanLriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Die miMSrische Lage Bon unserer Berliner Schrlftleikuna «D Berlin, 7. Januar. lieber die militärische Lage läßt sich im Anschluß an die letzten Generalstabsberichte zusammenfassend folgendes sagen: Im Westen haben starke Arkilleriekämpfe be gonnen. Es hat dabei den Anschein, als ob die Franzosen nach der Erfolglosigkeit ihrer bisherigen Bemühungen jetzt dazu über gehen wollten, uns artilleristisch niederzukämpfen. Nun sind aber inzwischen unsere Unterstände bis in die vordersten Reihen ausgezeichnet ausgebaut worden, und man kann daraus ermessen, wie gering die Aussichten der Franzosen auch bei diesem neuen Unternehmen sind. Bisher sind unsere Verluste erfreulich gering geblieben. Was das östlicheKriegskheater angeht, so ist im Norden und Süden kaum etwas Neues zu berichten. Bei Czernowitz haben gestern Borpostenkämpfe stattgefunden, die indessen keine Bedeutung hatten. Anders steht es an der beßarablschen Front. Wäh rend der ersten Tage der russischen Offensive fanden dort Mas senangriffe statt. Sie lösten sich aber bald darauf in Einzel gefechte auf. Sowohl die Massenkämpfe als auch die Einzelgefechke sind dann übrigens mit großen Berlusten für die Russen niedergeschlagen worden. Heute hat nach zweitägiger Ruhepause bei Buczacz ein russischer Angriff wieder begon nen. Es ist aber einstweilen noch nicht ersichtlich, ob es sich dabei um eine von den eben geschilderter Einzelhandlungen handlt, oder um die Wiederaufnahme der Offensive großen Stils. Daß die Hal tung unserer österreichisch-ungarischen Verbündeten in diesen schwe ren Kämpfen über jedes Lob erhaben ist, haben wir schon vor ein paar Tagen hier angedeutet. Bom Balkan ist nichtsNeues zu melden. Die Offensive der Oe st erreichet gegen den Nordosten Montenegros, die einige Tage geruht hatte, ist wieder ausgenommen worden. Die Insel Milos vom Dierverband okkupiert Eigener Drahtbericht (r.) Budapest, 7. Januar. .A Bilag' meldet aus Athen: Ungeheures Aufsehen erregt in der griechischen Hauptstadt die zur Veröffentlichung gelangte Mit teilung der Bieroerbandsheeresleitung in Saloniki, mit der die grie chische Regierung verständigt wird, daß die Bierverbands truppen zur Sicherung der KrlegSoperationen die Insel Milos für die Kriegsdauer okkupieren. Bei allen bisherigen Okkupationen war gleichzeitig immer erklärt worden, daß die betreffen den Inseln noch immer nicht endgültig der griechischen Herrschaft unter worfen seien, well die Türkei noch nicht das Aufhören der türkischen Souveränität anerkannt habe. Um so peinlicher berührt es, daß der Bierverband es jetzt nicht für notwendig hält, sein Borgehen zu ent schuldigen. Die griechische Presse stellt fest, daß die Erklärung der Okkupation zur Sicherung einer Operationsbasis eine Gefährdung Griechenlands sei. Die Insel Milos liegt In der Mitte des Schiff fahrtsweges Kreta—Athen, so nahe dem griechischen Festlande, daß man mit dort aufgestellten welttragenden Geschützen Athen in Trümmer schießen kann. (?) Mlnisterrat in Bukarest Telegraphischer Bericht tu. Bukarest, 7. Januar. Die .Minerva' meldet: Am Mittwoch hat in der Wohnung des Ministerpräsidenten Brattanu ein Ministerrat statgefunden. In erster Linie wurden Fragen der äußeren Politik besprochen. Es folgte eine Erörterung der allgemeinen Lage auf dem Balkan. Auch über die Verhaftung der Konsuln in Saloniki entspann sich eine Debatte. Costinescu berichtete über die Finanzlage Rumäniens. Er gab zu, daß gegenwärtig eine Finanzkrisis vorhanden sei und in vielen Hinsichten Minderungen des Budgets vorgenommen werden mußten. Auf der anderen Seite betonte er» daß sich durch die Getreideexporte für Rumänien neue Einnahme- qu eilen eröffnen. Handelsminister Radowici gab einen Ueber- bllck über die Lage des rumänischen Handels. — In dem gestern ab gehaltenen Ministerrat wurden auch die vom bukowinischen Kriegsschauplätze eingelaufenen Meldungen verlesen. Die Komman danten der Grenzwachen haben Anweisungen erhalten, strengste Wacht zu halten und jede Grenzverletzung zu verhüten. AuS Tultscha wird gemeldet, daß die Telephonverbindung Odessa— Benda—Kisenow wieder eröffnet ist. Die verhafteten Dierbundkonsuln freigelaffen? Eigener Drahtbericht tu. Genf, 7. Januar. Die «Giornale d'Jtalia" meldet aus Athen, daß die Ge sandten des Dierverbandes der griechischen Regierung mitgeteilt haben, daß die in Saloniki verhafteten Konsuln in Freiheit gefetzt worden seien. Die griechische Regierung soll sich für befriedigt erklärt haben. Das Wehrpflichtgesetz iu erster Lesung angenommen Rücktritt dreier Minister Reutermeldung vtb. London, 7. Januar. Mit 403 gegen 105 Stimmen hat das Unterhaus inerster Lesung die Mehrpfllchkvorlage angenommen. Die drei Arbeitsminister Henderson, Brace und Roberts sind zurückgetreken. Gegen das Wehrpflichtgesetz stimmten 58 irische Nationalisten, 36 Liberale, 12 Abgeordnete der Arbeiterpartei. Zu diesen Liberalen gehörten die früheren Minister Simon und B«r«S. Sechs Arbeiterführer stimmten für dat Gesetz. Die drei zurückgetretenen Arbeitermiaifier waren abwesend. Der MarlnemlnlsterBalfonr erklärte, eS handle sich mn eine außergewöhnlich wichtige Ehrensache. Das Ergebnis der Ab stimmung wurde mit lebhaftem Beifall begrüßt, da die Minderheit zum größten TeU aus irischen Rationalisten bestand und kleiner war, als man erwartet hatte. Der englische Arbetterkongretz gegen die Wehrpflicht Eigener Drahtberlchk wtb. London, 7. Januar. Die Arbeiterkonferenz hat gestern nachmittag eine Entschließung angenommen, laut der sich die Konferenz gegen die Wehrpflichtvorlage auSfprechen müsse trotz der Er klärung der drei Arbeitsminister, daß sie zuräckkreten würden, wenn ihnen nicht freie Hand gelassen werde. dr. Amsterdam, 7. Januar. Die Sitzung des Arbeiterkongresses verlief, wie Reuter berichtet, äußerst lebhaft. Die Reden der Arbeiterführer, die sich meist in gemäßigtem Tone hielten, wurden wiederholt stÜrmisch von gegnerischen Zwischenrufen unter brochen. Die Erregung erreichte ihren Höhepunkt, als Minister Henderson die Erklärung abgab, daß er sich weigere, gegen die Regierungsvorlage Stellung zu nehmen. Der Arbeiterführer Sexton rief aus, er wünsche, daß der Krieg vollständig ge wonnen werde, und daß eine Wiederholung desselben ausgeschlossen sei. Deshalb werde er jede Regierung unterstützen in ihrem Be streben, den Krieg zu Ende zu führen. Henderson, Roberts und Brace erklärten hierauf, baß sie zurückkreten würden, wenn ihnen nicht freie Hand gelaßen würde. Trotzdem nahm der Kongreß mit 1 715 000 gegen 934 000 Stimmen ben Antrag der Eisenbahner an, der dringend aufforderk, gegen die Borlage Stellung zu nehmen. In einer Unterredung mit Zeitungsbericht erstatkern erklärte der bekannte Arbeiterführer Robert William, er sei überzeugt, daß die englische Arbeiter schaft entschlossen sei, niemals den Wehr zwang anzuerkennen, unter welcher Form er auch aufkreken möge. Aufruf König Peters an fein Volk Eigener Drahlbericht (r.) Zürich, 7. Januar. Aus Mailand berichtet die .Neue Zürcher Ztg.': König Peter hat wie .Corriere della Sera' berichtet, an sein im Exil lebendes Volk einen Aufruf gerichtet, in dem er alle waffenfähigen Männer auf forderk, das Schwert zu ergreifen und sich den Truppen, die Serbien be freien sollen, anzuschließen. Englisch-französische Patrouillen durch ziehen . die Straßen . von Saloniki, um die waffenfähigen serbischen Flüchtlinge aufzufordern, sich in dar Heer einreihen zu lasten. Truppenschau über die serbischen Reste Telegraphischer Bericht -> . tu. A1 h « n, 7. Januar. AuS S alo »! ki wirb gemeldet: König Peter wirb in ben nächsten Tagen eine Truppenschau (?) abhälten über die mittels der Transportschiffe au- Albanien hierher gebrachten Ueberreste der serbischen Armee. ES verlavtet, daß die griechischen Gendarmen in Saloniki den Befehl erhalten haben, sofort abzureisen, wenn die Angriffe auf Saloniki be ginne«. Die russische Offensive Bon Major a. D. von Echreibershofen. Das bemerkenswerteste Ereignis der letzten Zeit ist die er neute russische Offensive gegen die Stellungen der Verbündeten in Beharabien und Ostgalizien. Rußland ist augen blicklich der einzige unserer Gegner, der den Krieg in offensivem Sinne führt und trotz aller bisherigen Niederlagen und der damit verbundenen schweren Verluste es immer wieder versteht, be deutende Kräfte auf einem Punkte zu vereinigen und mit ihnen Angriffe zu unternehmen. Dieses ganze Verfahren steht in auf fallendem Gegensatz zu der Art der Kriegführung, wie sie von den Russen im mandschurischen Feldzüge angewendet wurde, und zeigt, daß die Russen die dort gemachten Lehren und Erfahrungen gründlich berücksichtigt haben. Die bloße Absicht der Offensive führt aber allein noch nicht zum Siege, es müssen auch die dazu notwendigen Kräfte sowohl in bezug auf die Zahl, als auch auf die Güte vorhanden sein, und die ganzen Verhältnisse müssen sich zur Durchführung des Angriffes eignen, denn so wertvoll auch die Offensive an und für sich ist, so bildet sie allein doch niemals ein unfehlbares Rezept, um den Sieg zu erzielen. Darin besteht eben die Kunst der höchsten Führung, und darin zeigt sich der wirkliche gottbegnadete Feldherr, daß er zwischen den ihm zu Gebote stehenden Mitteln, je nach den Verhältnissen und der allgemeinen Kriegslage, das Zweckmäßige und Zutreffende aus wählt. So sehen wir auch, daß die Heeresleitung der verbündeten Zentralmächte nicht einseitig die Offensive begünstigt, sondern trotz ihrer Ueberlegenheit sich auf die Defensive beschränkt und nur an einzelnen Stellen und nur zeitweise die Offensive ergreift. Bei einer Beurteilung der jetzt wieder aufgenommenen russischen Offensive in Galizien und Beßarabien wird man zwar der Energie der russischen Truppenführung volle Anerkennung zuteil werden lasten, muß aber doch bezweifeln, ob den Rusten die notwendigen Kräfte zur Verfügung standen, um einen erfolgreichen Durchbruch durch die Stellungen der Verbündeten unternehmen zu können. Als die große Offensive der Verbündeten, die im Mal vorigen Jahres mit dem Durchbruch bei Tarnow und Gorlice begann, im Herbst vorigen Jahres nach der Befreiung Galiziens und der Er oberung Polens, sowie Kurlands und Livlands ihr vorläufiges Ende erreicht hatte, wurde als allgemeines Ergebnis festgestellt, daß das russische Millionenheer zwar nicht gänzlich vernichtet, aber doch in seinem inneren Halte und in seiner Widerstandskraft so sehr erschöpft sei, daß es für eine erfolgreiche Offensive für längere Zeit nicht mehr in Betracht käme. Wenn die Russen nunmehr wieder zum Angriff übergegangen sind, muß sich die Frage erheben, ob das russische Heer tatsächlich inzwischen eine solche Kräftigung erfahren yat, daß es den Angriff mit Aussicht auf Erfolg unternehmen konnte. Zweifellos steht und stand der russischen Heeresleitung noch zahlreiches Menschenmaterial zur Verfügung, das zum Heeresdienst herangezogen werden konnte, obgleich auch das menschenreiche Rußland schon ge zwungen gewesen ist, auf die ältesten Jahrgänge der ungedienten Reichswehr zurückzugreifen, und auch alle Truppen aus dem fernsten Osten heranziehen muhte. Aber mit Menschenmakerial allein ist es nicht getan, daraus allein lassen sich keine kriegs tüchtigen Heere schaffen, und selbst, wenn man annehmen wollte, daß der ganze dafür notwendige Vorrat an Bewaffnung, Muni tion, Ausrüstung und sonstigem Kriegsmaterial durch auswärtige Lieferungen beschafft worden wäre, was an und für sich noch zweifelhaft sein kann, so fehlt es doch immer an den notwendigen Chargen aller Grade. Die fehlenden Offiziere und Unteroffiziere, die das Rückgrat des ganzen Heeres bilden, lasten sich nicht ohne weiteres aus der Erde stampfen, namentlich nicht bei einem Volke, das auf einer so niedrigen Bildungsstufe steht, wie es bei dem russischen Volke der Fall ist. Gerade in dieser Hinsicht sind wir allen unseren Gegnern bei weitem überlegen. Nach alledem kann wohl bezweifelt werden, ob das russische Heer tatsächlich jetzt schon in der Lage war, eine neue große Offen sive zu unternehmen. Wenn es trotzdem geschehen ist, so haben dafür nicht lediglich militärische, sondern wesentlich auch poli tische Momente mitgesprochen. Bereits vor längerer Zeit war berichtet worden, daß eine neue russische Armee in Südruh land an der rumänischen Grenze und am Schwarzen Meer zu sammengezogen worden sei, die zum Angriff gegen Bulgarien be stimmt sei. Da aber Rumänien einen Durchmarsch durch sein Gebiet verweigerte, und die Ueberführung der Truppen auf dem Seewege zu einer Landung an der bulgarischen Schwarzen Meer- Küste, wie es wohl ursprünglich beabsichtigt war, auf große Schwie rigkeiten stieß, mußte der Plan eines unmittelbaren Angriffes auf Bulgarien aufgegeben werden. Diese Truppen sind nun an scheinend an die beßarabische und galizische Front gebracht und dort zu einer Offensive verwendet worden, die seit Ende Dezember durchgeführt wird. Es hat sich auf diese Weise eine größere Schlacht entwickelt, deren Brennpunkte nördlich Czernowitz und an der Strypa liegen. Bei der Ausführung der Angriffe haben die Russen wiederum ihre Vorliebe für tief gestaffelte Massen angriffe gezeigt. In zahlreichen Reihen gingen sie hintereinander vor, sie rechneten anscheinend damit, daH die vordersten Linien war dem wirkungsvollen Feuer der Verteidiger zum Opfer allen, dafür die Hinteren Abteilungen aber immer näher an die eindlichen Stellungen herankommen und daß die letzten Reserven chließlich den Durchbruch erzwingen würden. Es ist dasselbe Verfahren, das die Rusten auch im vorigen Jahre bei ihren Kar pathenkämpfen angewendet haben. Aber ebenso wie damals der russische Ansturm gänzlich scheiterte und nur zu ungeheuren Men schenverlusten führte, ohne einen entscheidenden Erfolg zu er-