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s. Beilage. Sonrrtag, 18. Juni ISIS Leipziger Tageblatt W Nr. 305. Sonntags-Ausgabe. Seite 21 Ernäbvungs- und Vevbruuchevfvugen MNgetettt vom Kriegsausschotz fSr Konsvmenten-Interefien Bezlrk-aotschutz Letpriß Die leidige Kattoffelfrage In der Bevölkerung macht sich eine große Unruhe darüber gellend, daß in -er letzten Woche die Kartoffel zu fuhren nach Leipzig sich sehr bedeutend verringert haben. Der Kriegs- ausschuß für Konsumenten-Interesfen führt die knappere Zufuhr vor allen Dingen darauf zurück, daß vor dem IS. Juni die Land wirte mit den, Verkauf von Kartoffeln zurüächielten, weil zu dem genannten Zeitpunkt wieder einer der unglückseligen Zuschläge zu den Preisen in Kraft trat. Bisher ist jedesmal bei dem Inkraft treten solcher vorher bestimmter Preiszuschläge eine Knappheit in den Kartosselzufuhren elngekreten. Hoffentlich zieht das Retchs- Kricgsernährungsamt aus dieser unbestreitbaren Tatsache die nötigen Folgerungen und läßt sich für das kommende Ernkejahr auf steigende Preise nicht wieder ein. Im Gegenteil würden in dieser Zeit entsprechend der geringeren Güte der Kartoffel Preis abschläge sicher ihre günstige Einwirkung auf den Kartoffelmarkk nicht verfehlt haben. Dazu kommen die leidigen Ausfuhr verbote der über tausend Einzelverbände, wie wir sie in den preußischen Landratsämtern usw. haben. Wie wir vernehmen, hat auch der Rat der Stadt Leipzig sich mit einem Telegramm an das Reichs-Kriegsernährungsamt t. cwandt und um sofortige Aufhebung aller Ausfuhrverbote er sucht. Dsni Bezirksausschuß Leipzig für Konsumenten-Interesfen mar bekannt geworden, daß in einzelnen Bezirken in Thüringen noch reichliche Kartoffclvorräte vorhanden sind und daß dieselben sogar der Gefahr des Verderbens ausgesetzt seien, weil auch da Ausfuhrbeschränkungen bestehen. Der Rat der Stadt Leipzig ist sofort in dringlichster Weise bei -en betreffenden Behörden vor stellig geworden, so daß zu erhoffen ist, daß ein Teil der Vorräte für Leipzig freigegeben wird. Immerhin darf in der Gegenwart nicht außer Betracht gelassen wer den, daß in anderen Iahren Ende Iunl kaum noch alte Kartoffeln gekauft worden sind. Auch der Kriegsausschuh für Konsumenten-Interesfen bittet dringend, diesen Verhältnissen durch eine recht besonnene Haltung Rechnung zu tragen. Da in diesem Jahre der Anbau von Frühkartoffeln be sonders stark betrieben worden ist, so erhoffen wir dadurch eine recht baldige Besserung der Lage, obgleich auch hierbei nicht außer Betracht gelassen werden darf, daß der große Kartoffelbedarf durch Frühkartoffeln keinesfalls gedeckt werden kann. * * * * Der Gemüseverkauf -es KriegSausschusteS für Koasumeuleu- inleressen tm Auffchlagerschen Gemüseschuppen nimmt «inen erfreulichen Fortgang. In der kommenden Woche treffen bereits einige Waggons rheinischen Wirsingkohls ein, auch werden sich die Zufuhren in .'Köhren, Kohlrabi, Schoten und Gurken weiter heben. Auch Kirschen u. d Erdbeeren werden reichlicher erwartet. Da die Zufuhren von der Vcrcilsteliung der Waggons abhängen, so kann der Tag und die Stunde nickt Immer rechtzeitig bekanntgegeben werden, doch legt der Kriegs- ousschuh Wert darauf, eine möglichste Gleichmäßigkeit zu sichern. — Für die bevorstehende Beeren- und Pilzernke ist es dem Krtegsausschuß ge- i innen, sich eine große Anzahl von Einkäufern im Bogtlande, im Erz gebirge, in Bayern und in Schlesien zu sichern, so daß auch darin erheb liche Zufuhren erwartet werden. — Auch außerhalb hat die neu» Ein richtung Aufsehen erregt. Verschiedene sächsisch« Gemeinden haben sich an den Kriegsausschuß gewandt und um Itederlassung von Gemüsemengen gebeten. Dem Verlangen wird entsprochen werden, aber nur insoweit, als die Lage des Leipziger NahrungsmtttelmarkteS die Abgabe gestattet. Margarine -Verkauf Infolge der Neuregelung der Maraarlnevertellung für das ganze Deutsche Reich ist dem Rat der Stadt Leipzig endlich die Möglichkeit gegeben gewesen, eine planmäßige Verteilung der zur Verfügung stehenden Margarine einzuführen. Dadurch werden vor allen Dingen die Ansammlungen vor den Margarineläden voraussichtlich vom 27. Iunt ab verschwinden, und es wird eine ge rechte Verteilung auf Grund des Bestellmarkensyfiems gewährleistet sein. Diese Neuregelung ist entschieden zu begrüßen, auch wenn auf die einzelne Karte zunächst nur 50 Gramm in der Woche ent fallen. Leider ist der Nutzen, der den Kleinhändlern an dem Ver kauf erwächst, ein so außerordentlich bescheidener, daß verschiedene Kleinhändler sich entgegen ihren dem Rat der Stadt Leipzig eingegangenen Verpflichtungen geweigert haben, Vorausbestel lungen von Margarine anzunehmen. Wir weisen die Verbraucher darauf hin, daß diejenigen Kleinhändler, bei denen ein städtisches Verkaufsschild aushängt, unter allen Umständen verpflichtet sind, Vorausbestellungen anzunehmen, und daß sie sich nicht adzuweifen lassen brauchen. Anderseits möchten wir auch den Kleinhändlern empfehlen, die eingegangenen Verpflichtungen zu halten. Wir wir hören, sind Schritte unternommen, um den Verdienst beim Verkauf der Margarine etwas zu erhöhen. Diejenigen Kleinhändler, die jetzt ihre Verpflichtungen nicht innehalten, würden später dann auch nicht an dem Höheren Nutzen teilnehmen können. Abnahme von Fleischmarken Wiederholt eingegangene Beschwerden haben erkennen taffen, daß über die Abgabe von Fleischmarken noch vielfach irrtümliche Auf fastungen verbreitet sind. Wir weisen daher darauf hin, daß bet der Entnahme von Fleisch nie ein höherer Betrag an Marken gefordert werden darf, als daS Gewicht des Fleisches ausmacht, bei einem Pfund Fleisch mit eingewachsenen Knochen mithin nur 4 Marken zu 100 Gramm ohne Knochen oder 125 Gramm mit Knochen. Obst- und Einmache-Kursus Bei allen Gemüse- und Obstverkäusen hat preisverteuernd immer gewirkt, daß sie schnell dem Verderben unterliegen und leicht unansehnlich werden. Aus diesem Grunde sind auch in jedem Iahre nicht unwesentliche Mengen verdorben. Da damit in der gegenwär. Ligen Zeit unschätzbare Ernährungswerte verlorengehen würden, so wird der Bezirksausschuß Leipzig für Konjumenten-Interessen dem nächst einen Einkoch- und Einmache Kursus veranstalten, zu dem der bekannte Hauptschriftlelter Herr Johannes Schneider, Lelpzig-Marien- brunn, gewonnen worden ist. Vor allen Dingen soll Werl darauf ge legt werden, daß breite BevölkerungSschichten in der Konservierung, Trocknung, im Llnsäuern, Einmachen und Einkochen ausgiebig belehrt werden, wobei als Ziel gesteckt ist, die Verwendung teurer Einkoch- gläser und Einkochapparake zu vermeiden und sich der einfachsten Hilfs mittel, wie sie in jedem Haushalt vorhanden sind, zu bedienen. Näheres wird demnächst mitgeteilt werden. Massenhafte Herstellung von Fischkonserven Die Konservenfabriken haben ein neues Feld für ihre Tätigkeit gefunden! Eie werfen sich plötzlich in großem Umfang auf die Her stellung von Fischkonserven, die bisher im Handel gänzlich unbekannt waren. ES unterliegt keinem Zweifel, daß dadurch eines der letzten vollwertigen und verhältnismäßig billigen VolksnahruugS- mittel in großen Masten aus dem Markt« gezogen, und dasi d« Rest erheblich verteuert wird. Ader auch die fertige Fischkonserve wird und muß unverhältnismäßig teuer sein, dafür werden die hohen Blech preise und Betriebsspesen und — die Verdtenstadflchten der Hersteller sorgen. Am Beispiele der Herstellung von Fleischkonserven für das Heer haben wir gesehen, welche ungeheuren Materialverluste bet dieser Fabrikation erstanden sind, — ein Vorgang, der sich bei den neuen Unternehmungen wiederholt, und der zu einen» wahren Raubbau mit den zur Verfügung stehenden Flsckmrngen führen wird. Deshalb müssen wir fordern, daß das Verbot der Konservenherstel lung auf alle gekochten und gedämpften gtschspeisen ausgedehnt wird, und daß die Fische nur wie bisher frisch oder als Räuchecware dzw. mariniert gehandelt werden dürfen. Der Kriegsausschuß für Konsu- mententnteresten hat in diesem Sinne bereits ein« Eingabe an -le RrtchSleltung gerichtet. Der Eiermangel In der Eigentümlichkeit der Ernährung des GeffägekS, namentlich aber auch der Haushühner, liegt eS begründet, daß die Erzeugungs kosten der Eier nicht in dem Maße gestt«g«n sind, wle diejenige anderer tierischer Produkt«. — Hühner sind Omnivoren, sie leben von tierischer wie von pflanzlicher Nahrung. Di« meisten der in Deutsch land gezogenen Hühnerrasten decken ihren Bedarf »n Nahrung selbst ständig durch Sammeln von Futterstoffen, die von keinem anderen Haustier auSgenutzt werden, von Samen, Käfern, Schnecken usw., wie sie Hofplähe, Weg«, Feldraine und Wiesen bieten. Zu hohe Produk tionskosten können daher zur Begründung des LtermanaelS und der Preistreiberei nicht geltend gemacht werden. An «ine Zurückhaltung der Eier durch die Landwirtschaft darf gleichfalls nicht in dem Maße gedacht werden, wie das im allgemeinen geschieht. Die Ursachen unseres ElermangelS sind vielmehr im Ausbleiben des größten Teils des Eier imports zu suchen, besten wir uns vor dem Kriege erfreuten. -ff' Leider »fi «ch «tu der Geftttgechattmra za verzeichnen; d«r Fleischmangel hat zu einem »eitgehenden Adschlachten der Hühner geführt. Umfangreich ist zudem die deutsche Geflügelhaltung nur in landwirtschaftlichen Klein- und Zwergbetrieben gewesen. Das größere landwirtschaftliche Unternehmen hat sich von jeher vor einer weitgehen den Ausgestaltung der Geflügelhaltung gescheut, da der Letter des land wirtschaftlichen Großbetriebes durch die Mannigfaltigkeit und Vcr- schtedentllchkett feiner Betriebsmittel meist in dem Maße in Anspruch genommen ist, daß ihm die gründliche Wahrnehmung einer umfang- reichen Geflügelhaltung nicht möglich ist. Bet der bestehenden Fieisch- knappheit braucht es nicht wnnderzunehmen. Sag die Eier ein außer- ordentlich begehrter Artikel geworden und beständig im Preise gestiegen sind. Um zu verhindern, daß Eier «ingcbainstcrl und d^r Aüg.i-^-.chcil entzogen oder daß sie nntrrde Hand von solchen rierbra.ui-.ern zu- sammengekaust werden, die .Beziehungen' besitzen, erscheint es doch noch angebracht, nicht nur die Ve-teilung vcr Eierkiifiihren, sonder-, auch die der Inlandsproduktton zu regeln und die inurkenwcife Ab gabe, aber für das ganze Reich, zu fordern. Woher der Mttchmangel? ES wird in letzter Zelt an den verschiedensten Orlen über Mil h- mangel geklagt. DaS ist gerade jetzt, wo die Weiden im üppigsten Grün stehen, eine gewiß auffällige Erscheinung. Aber man braucht sich nicht darüber zu wundern, wenn man eine Aeußeruiig e-.ne^ weslsäli' ).-n Bauernsohnes hört, die dieser Tage siel. Der junge Arin i ck wundet aus dem Felde heimgckehrt. Bei einem Gc ft räch über a.e Echwere und die Dauer des Krieges sprach er die ganz natürliche E'- wartung aus, daß bald der Frieden wiederkehren möge. Auf den E.n- wand, daß der Kriegszustand für die Landwirischasi i' . besonders aber, daß die Landbevölkerung vollauf zu leben habe und in Butter und in Fett schwimme, gab er zur Antwort, daß er in seiner UrlaubSzeit noch keine Butter zu essen bekommen habe. De» erstaune» und ungläubigen Gesichtern diente er mit der Aufklärung, daß sein Vater sämtlich« Milch an dl« Ferkel verfüttere. Bei dem Preisstand der letzteren sei da« daS rentabelste Geschäft. Im Augenblick hau sein Vater einen Bestand von 80 Ferkeln. Da die Mil., ein sicher Förderer des Wachstums sei, so sei der Geldumsag in küiiestei Frist erreicht. Wen» auch nicht alle Bauern dir Fcrkeizuchl so int.-n iv betreiben, wie es nach vorstehender Erzählung der Fnll ist, so hat die Verfülterung doch sicher «inen starken Anteil an der noch immer an dauernden Milchknapphelt. Marmeladen- und Kunsthonigpreise Marmelaüenhöchstpreise bestehen seit dem 14. Dezember 10i5, aber die feinen Sorten sind bet dieser Verordnung ausgenommen. So war es den Produzenten leicht, auch das Rohmaterial für geringere Sorten der Höchstpreisgefetzgebung zu entziehen; sie vertrieben die daraus gr- wonnenen Marmeladen als erste Sorte. Die billigeren Mar meladen begannen vom Markt zu verschwinden, die feinen Sorten wurden zu ungewöhnlich hohen Preisen gehandelt. Auch der Kunsthonig besteht wie «in guter Teil dieser sogen, feinen Marmeladen auS Rohmaterial, daS nicht annähernd den Preis von 1 Ut für 0,5 Kilo gramm Kunsthonig rechtfertigt; Sachverständige schätzen seine Herft.-l kungskosten auf 28 biS öS Pfg. für 0,5 Kilogramm. Ein Höchstpreis f r Kunsthonig von 50 Pfg. für 0,5 Kilogramm, sowie die Erfassung der Marmelade» 1. Sorte durch «ine entsprechende Erweiterung der HSchll- preisverordnuna vom IS. Dezember 1015 ist unerläßlich und durch eine Eingabe deS KrieaSauSschosset für Konsumenteninteresten an das Reicks amt des Innern beantragt worden. Ergebnis der Hamsterkontrolle V«r Vorwurf b«S Hamsterns wird von landwirtschaftlicher Erike besomdorS oft gegen städNfche Haushalt« erhoben. Demgegenüber sei hier mltgeteltt, z» welchem Ergebnis die Verwaltung Kölns ge langt«, als ste den Bestand an Nahrungsmitteln in Haushaltungen auf nahm. Ingelamt wurden 5052 Kilogramm Zucker und 2U8 Kilogramm Fleisch und Wurst in 1685 Haushaltungen vorgefunden. In der Marien- buraer Straß« hat man dl« größten NahrungSmIttelmengen gesunden, sie beliefen sich auf 566 Kilogramm Zucker und 270 Kilogramm Fleisch waren und verteilten sich auf 31 Haushaltungen. In manchen Etrnßcn hat man überhaupt kein« Fleischoorräte gefunden, und in der Großen Telegraphenstraß« und vor St. Martin erreichten di« Vorgefundenen Zuckervorrare im Durchschnitt noch nicht 1 Kilogramm aus «inen Haus halt. Auch in München sind bet der dortigen Hamsterkontrolle nur lehr wenig Vorräte entdeckt worden. Trotzdem ist «ine häufige Prü fung zweckmäßig. Dann ist es aber ein einfaches Gebot der Gerechtig keit, nun auch auf dem Lande, wo die Schränke aus .natürlichen' Gründen gefüllt sind, auf die Hamsterjagd zu gehen. Vie MsetLliek vorgeseftriebene WWWWWWIiWWWWWWWWWWWWWWWWW ist in unserem Hause beenäet. In unseren umkanßrsioken rH Lonäer-^dtsilunßen verlüden rvir inkoIZe krüd^eitiZer Lin- künke über Zroöe IVaren-sVlenAen, rvsiebe in cien bekannten W porM/-sMr S'reü/M-r I 2UM Verdank bereitßestelit sincl. Ä MSMavHE M. Z