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1886 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 41, 18. Februar 1907. indem er nochmals um Rücksendung des -Export-Auftrags- bat. Die Herren Rtchardson hatten die Tatsachen sofort dem Verleger- veretn mitgeteilt und lehnten es ab, den Auftrag heraus zugeben. Als dann Herr Carr abermals schrieb und um eine Zusammenkunft bat, erwiderten sie, daß die Dokumente eine deutliche Sprache wären und sie nicht weiter iiber die Sache mit ihm verhandeln wollten. — Wie erwähnt, befindet sich unter den Firmen, deren Namen auf den von Herrn Lee bei Herrn Carr bemerkten Etiketten standen, auch derjenige von Driffell, Poulter L Co., 12, Lsäeross- strost L.O. Dieser Umstand wirft ein interessantes Licht auf eine andre, in meinem Besitz befindliche Korrespondenz. Am 13. No vember schrieben Poulter L Co. an die Herren Macmillan und verlangten deren »billigste Versandbedingungen gegen sofortige Kasse-, die auch gegeben wurden, und am 20. November schickten Poulter L Co. einen Auftrag auf gewisse, zu vorstehenden Be dingungen zu liefernde Bücher. Das führte zu folgender Korrespondenz: November 21. Macmillan L Co. an Poulter L Co.: -Wir nehmen an, daß die von Ihnen am 20. d. M. be stellten Waren zur .Ausfuhr', wie in Ihrem Briefe vom 13. Nov. angegeben, bestimmt sind, und haben den Anschlag (beiliegend) unter dieser Annahme aufgestellt. -Da uns Ihr Name jedoch unbekannt ist, müssen wir Sie, ehe wir Bücher zu Export-Bedingungen liefern, bitten, uns be stimmt anzugeben, sür welchen Teil der Welt sie gefordert werden.- November 23. Poulter L Co. an Macmillan L Co.: »In Beantwortung Ihres Briefes v. 21. d. M. verstehen wir nicht, warum Sie die Anfrage stellen; unser Kunde ist ein südafrikanischer Kaufmann, und unsere Instructionen lauten für Natal. Wie sie verteilt werden sollen, wissen wir nicht.- November 24. Macmillan L Co. an Poulter L Co.: »Im Besitze Ihres Geehrten vom 23. d. M. nehmen wir zur Kenntnis, daß die in Ihrem Briefe vom 20. d. M. bestellten Waren zur Ausfuhr nach Durban bestimmt sind. Der Grund unsrer An frage war der, daß wir ein Londoner Haus kennen, dem wir die Lieferung unserer Verlagswerke verweigert haben, und das sich bemüht, sie zu Export-Bedingungen auf indirektem Wege zu erlangen. Da wir so weit wie möglich vermeiden wollen, ein Verfahren gegen eine Firma oder Firmen wegen Erlangung oder versuchsweiser Erlangung von Waren unter Vor- spiegelung falscher Tatsachen einzuleiten, so haben wir es uns zum Prinzip gemacht, jeden neuen Kunden zu warnen, der uns die Absicht kundgibt, sür Exportzwecke zu kaufen. Da die Waren für Südafrika bestimmt sind, so wollen wir, falls Sie Scheck und die vollständige Adresse Ihres Kunden schicken, die Absendung vornehmen.- Poulter L Co. haben auf diesen letzten Brief nicht geantwortet, und es scheint, daß die Andeutung wegen Beschaffung von Waren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die Firma etwas aus der Fassung gebracht hat. Nachdem die Herren Macmillan bis zum 29. November gewartet hatten, schrieben sie, daß ihnen viel daran läge, den südafrikanischen Auftrag zu erledigen, sowie die Rimesse nebst den in ihrem Brief vom 24. November geforderten Auf klärungen zu empfangen. Die Herren Poulter bewahrten jedoch Stillschweigen. Am 7. Dezember sandten die Herren Macmillan einen dringenderen Brief, in dem sie ihr Erstaunen ausdrückten und erwähnten, cs schiene ihnen, als ob ein Versuch gemacht worden wäre, Ware unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu er langen, und sie wollten in diesem Sinn Maßregeln treffen. Das veranlaßte sofort die folgende, vom 8. Dezember datierte Antwort: »In Beantwortung Ihres Geehrten vom 7. d. M. bedauern wir, daß Ihr Schreiben vom erwähnten Tage nicht sofort er ledigt werden konnte, und versichern Ihnen, daß wir in Sachen des Export-Auftrags in gutem Glauben gehandelt haben. Wir sind Ihnen jedoch eine Erklärung schuldig, welche wir hoffen Ihnen baldigst, wenn möglich nächsten Montag, zugehen zu lassen.- Der -nächste Montag- kam, brachte aber die den Herren Mac millan zugesagte Aufklärung nicht, noch hat diese Firma seit dem Briese vom 8. Dezember wieder etwas von den Herren Poulter gehört. Der Verdacht der Herren Macmillan, daß das Geschäft wie ein Versuch aussähe, ihre Ware zu Export-Bedingungen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu erlangen, verliert gewiß nicht an Wahrscheinlichkeit, wenn auf dem Tische des Look 6Iub- Direktors Etiketten mit der Adresse Driffell Poulter L Co. gefunden werden. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache und des Fehlens jeder Aufklärung der Herren Poulter L Co. gegenüber den Herren Macmillan wird es dem Leser nicht schwer fallen, sich ein richtiges Bild von dem oben angeführten Briefwechsel zu machen. Ein andrer Londoner Verleger, Herr William Heinemann, liefert einen noch deutlichern Beweis, auf was sür zweifelhaften Wegen sich der Look Llab Bücher verschafft und was für Mittel angewendet werden, um den Londoner Verlegern zu imponieren. Gegen Mitte Oktober, kurz nach der Kriegserklärung, empfing Herr Heinemann eine Anfrage bezüglich des Preises von Bram Stoker's -Liks ok Sir Lonr^ Irving- seitens des Anglo-Deutschen Annoncen- und Reklame-Bureaus, Ferdinandstraße, Hamburg, dessen Leiter ein Herr Friedrich Lehfeldt zu sein scheint. Die Anfrage betraf -250 Exemplare franko Hamburg-, und es wurde hinzugefügt: -wir können auch 500 verwenden-. Herr Heinemann stellte seinen Preis, der angenommen wurde, und 100 Exemplare wurden ab geschickt. Es folgte ein Auftrag auf 50 Exemplare -Lobenlobo Llswoirs». Diese großen Aufträge auf englische Bücher erregten in Anbetracht der gegenwärtigen Sachlage natürlich Verdacht. Ehe der erste Auftrag ausgeführt wurde, telegraphierte infolge dessen Herr Heinemann an seinen Hamburger Kunden und ersuchte ihn um das Versprechen, daß der -Irving- nicht zum Verkauf in England bestimmt sei. Herr Lehfeldt antwortete telegraphisch -Bücher sür Deutschland- und ließ einen Brief folgen, in dem er jedes Einverständnis mit irgend jemand in England in Abrede stellte. Cr schrieb: -Ihr Telegramm ist uns ein Rätsel. Wir kaufen keine Bücher für England, sondern für Deutschland und den Export. Wie könnten wir in Hamburg Bücher von England für Eng land kaufenl Was würde der Zweck sein und warum stellen Sie die Frage? Wir hoffen, daß Sie die Absendung der Bücher nicht verzögert haben; sonst müßten wir Sie bitten, diese auf Ihre Kosten auf dem schnellsten Wege nach Harwich zu schicken, wenn es nicht schon geschehen ist. -Wir machen hier Reklame, und cs ist unsere Spezialität, englische Bücher zum Originalverlagspreis zu liefern; ein Ver zug in der Absendung würde sehr ernste Folgen für uns haben.- Ungeachtet dieser Unschuldsbeteuerung wies Herr Heinemann seine Spediteure an, die Bücher bis auf weiteres zurückzuhalten, was einen weiteren Protest des Herrn Lehfeldt gegen dieses -un gewöhnliche Verfahren- veranlaßte. -Wir haben in Berliner, Frankfurter, Leipziger, Stuttgarter und Hamburger Blättern inseriert«, schrieb er. -Wir haben schon Geld von unfern Kunden empfangen und können jetzt nicht liefern- usw. Nachdem er von dem Zurückhalten der Sendung unterrichtet worden war, kündigte er Herrn Heinemann in einem weitern Briefe an, er würde eine Klage gegen ihn einleiten. Inzwischen erfuhr er aus Mit teilungen zwischen seinen eignen und den englischen Spediteuren, daß Herr Heinemann glaubte, die Waren wären für Herrn Hooper bestimmt; er verleugnete deshalb Herrn Hooper in einem spätern Brief und deutete an, daß er 45 -§ Schaden und Kosten bean spruchen würde, falls die Bücher nicht bis zu einem bestimmten Datum abgeliefert würden. Die Verhandlungen zwischen den beiden Firmen wurden durch ein Mißverständnis bezüglich des Preises ausgehalten, was aber hier nicht in Betracht kommt. Es genügt, hier festzustellen, daß Herr Lehfeldt bis zum letzten Augenblick fest blieb, alle Kenntnis vom Mwes Look Llab zu leugnen. Schließlich wurde er sehr bös und sogar beleidigend, und in seinem letzten Brief vom 1. Dezember bittet er um Ent schuldigung, daß er die frühern Mitteilungen des Herrn Heine mann als -höchst anmaßend- bezeichnet und gesagt hatte, -seine Annahme, daß wir Bücher an den limss Look 6lub verkauften, wäre a pisoo ok gratuitous iwportinsves«. Inzwischen hatte Herr Heine mann die Bücher liefern lassen. Vorher war er aber so vorsichtig, sie sich zurückgeben und mit einem Privatstempel versehen zu lassen, der ihn in den Stand setzte, sie zweifellos wiederzuerkennen. Nach erfolgtem Versand hielt er Ausschau nach deren Wiederauftauchen in London. Er hatte nicht lange zu suchen. Vierzehn Tage nach Empfang des letzten Briefs von Herrn Lehfeldt, bekam Herr