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10180 VSrsenblaU f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 206, 4. September 1912. logischen Kliniken Operationen beizuwohnen. An Festlichkeiten sind vorgesehen: am Dienstag Empfang durch den Präsidenten des Kongresses Geheimrat Bumm im Hotel Adlon, am Mittwoch im Rathaus durch die Stadt Berlin und für den Freitag nach mittag ein Ausflug an die Havelseen und nach Potsdam, veran staltet von der Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin. Eis isteruationaler Kongretz für Stadtes-esen — Im Anschluß an die rheinisch.westfälische Städte - Ausstellung in Düsseldorf findet in der Woche vom 23. bis 28. September ein internationaler Kongreß für Städtewesen statt Die zur Verhand' lung kommenden Materien erstrecken sich auf den Städtebau, die städtischen Betriebe und auf die Pflege von Kunst, Wissenschaft und Wohlfahrt in den Städten. Bis jetzt sind in diesen drei Gruppen über SO Vorträge angemeldet, u. a. von Ministerial- direktor vr. Freund, Geh. Oberbaurat Stübben, Berlin, Professor Blum, Hannover, v--. G. van der Borght, Berlin, R. H Aldridge, Leicester, Damaschke, Berlin, Abgeordneter vr. Südekum, Ober- bürgermeister vi-. Scholz-Kassel, Freiherr von Berlepsch und Pro- fessor Kamp, Bonn. PersonalnachrichLen. Auszelchviungen. — Aus Anlaß der bevorstehenden Herbst. Manöver wurden auch Angehörigen des Buchhandels Auszeich nungen zuteil. Herrn Verlagsbuchhändler Max Winckelmann, Berlin, ist der Kgl. Preußische Kronenorden 3. Klasse, Herrn Ver lagsbuchhändler Ernst Globig, Berlin, der Kgl. Preußische Kronenocden 4. Klasse und Herrn Kommerzienrat Julius Neu- mann, Neudamm, der Charakter als Geheimer Kommerzienrat verliehen worden. Gestorben: nach nur zweitägiger Krankheit am 28. August infolge einer Herzlähmung Herr Verlagsbuchhändler Erich Leonhardi in Dresden-Blasewitz. Der Verstorbene war seit I. Januar 1909 Inhaber der Firma gleichen Namens in Dresden, die sich hauptsächlich mit dem Ver- läge von Kalendern befaßte. Georg Winter — In Magdeburg ist am 1. September der Direktor des dortigen Staatsarchivs, Geh. Archivrat l)^ Carl Georg Winter, im Alter von 76 Jahren gestorben. Ein Schüler Leopold von Rankes, schloß er sich eng an den berühmten Historiker an und stand ihm mehrere Semester hindurch als Amanuensis und Hilfsarbeiter bei den Vorarbeiten zu Rankes Alterswerk, der »Weltgeschichte«, zur Seite. Obwohl ein eifriger Beamter, hat Winter doch noch Zeit gefunden, eine Reihe von Werken zur mittleren und neueren deutschen Geschichte zu veröffentlichen, die fast durchweg verdiente Anerkennung bei der Fachkritik fanden. Hervorzuheben sind: »Deutsche Geschichte im Zeitalter der Hohenstaufen« (mit Jastrow) (1897 ff.), »Hans Joachim v. Zielen« (2 Bde. 1886) und »Geschichte des dreißig, jährigen Krieges« (1893). Besonderes Interesse widmete Winter dem Zeitalter Friedrichs d. Gr, dessen Verständnis er durch eine Reihe gediegener Monographien gefördert hat. Auch auf dem Gebiete der hannoverschen Provinzialgeschichte und Landeskunde hat er verdienstlich gewirkt. Sprechsaal. Ausschaltung des Sortiments in Verbindung mit Preisunterbietung. <Vgl, Nr. L00.> Herr Ulrich Meyer i/Fa. Ulrich Meyer Verlagsbuchhandlung G. m. b. H. Sortimentsabteilung als Geschäftsstelle zur Ver breitung guter volkstümlicher Schriften fordert mich zum Wort auf. Seinem Wunsche will ich gern entsprechen. Ich hatte behauptet, 1. Herr Ulrich Meyer schalte beim Vertrieb seiner Verlags- werke das Sortiment aus, 2. er unterbiete die Preise. Meine erste Feststellung hat Herr Meyer glatt zugeben müssen. Meine zweite Behauptung muß ich aufrecht erhalten, solange Herr Meyer die 8 Pfennig - Ausgabe der Feierstunden für den Massenvertrieb) nicht als solche im offiziellen Zeit- schriftenkatalog öffentlich anzeigt. Es mag sein, daß einzelne Verleger ohne Hilfe des Sorti ments groß geworden und zu Wohlstand gekommen sind; die Mehrzahl unter ihnen dürfte indessen der treuen, fleißigen Mitarbeit des Sortiments alles zu verdanken haben. Es kann deshalb meines Erachtens nicht scharf genug Protest erhoben werden gegen jene dem Börsenverein angehörigen Verleger, die das Sortiment, angeblich weil es versagt, umgehen. Ich halte es für meine Pflicht, auch künftig im Interesse des Sortimenterstandes die Redaktion des Börsenblattes zu bitten, alle mir bekannt werdenden ähnlichen Fälle zu veröffentlichen. Im übrigen handelt es sich für mich um eine viel zu ernste Angelegenheit, weshalb ich auf allerlei scherzhafte Zitate, wie sie Herr Meyer anwenden zu sollen glaubte, verzichte. Bayreuth, 1. September 1912. Georg Niehrenheim. Veraltete Expeditionswege. <VgI. Nr. L0I u. 204.> Wenn Verleger am Ausgabetage keine direkten Sen dungen machen, so ist das nicht die »bequeme Abwälzung eigener Arbeit auf Kosten der Gegenseite«, sondern eine Not wendigkeit, an der in erster Linie im Interesse des Sortiments festgehalten wird. Denn wenn an eine Anzahl von Firmen wichtige Novitäten am Ausgabetage direkt expediert würden, wären sofort die Konkurrenten dieser Firmen da mit der Beschwerde, warum der Kollege ll. das Buch schon erhalten habe, während sie noch nicht im Besitze seien. Die Firmen, denen die Novität durch Kommissionär zuging, würden also im Nachteil sein. Um letzteren für die Zukunft zu vermeiden, müßten auch sie sich zu direktem Bezug entschließen. Damit wäre einem großen Teile des Sortiments (nach meinen Beobachtungen dem weitaus größten) ein Mehraufwand von Spesen (Porto) aufgezwungen, den die meisten Firmen nicht wünschen. Und da Kollege ^ nie wissen kann, ob Kollege U ein Buch direkt kommen läßt oder nicht, würden die unangenehmsten Zweifel beim Sortimenter selbst und endlose Unzufriedenheit gegenüber dem Verleger die Folge sein. Der Verleger könnte es keinem recht machen. Wollte er an U auf eigene Initiative direkt expedieren, weil der in derselben Stadt domizilierte ^ direkt verlangt hat, dann würde er riskieren, mit der nächsten Post einen Brief etwa folgenden Inhalts zu bekommen: »Wie kommen Sie dazu, mir direkt per Postpaket zu senden, nachdem ich doch ausdrücklich durch Kommissionär verlangt habe! Ich bitte, meine Be stellungen künftig pünktlicher zu erledigen. Die mir unnötig ver ursachten Spesen erhebe ich durch Barfaktur.« Oder wenn der Verleger wie verlangt an ^ direkt, an L durch Kommissionär expedierte, dann schreibt event. 6: »Sie können sich doch denken, daß ich meiner Konkurrenz nicht nachhinken will! Ich habe dadurch, daß Sie die Firma ^ bevorzugten, einen meiner besten Kunden verloren, der nicht begreifen konnte, warum ich Novitäten nicht ebenso schnell liefern kann wie ^.« Darum sendet der Verleger, der die Verhältnisse kennt, am Ausgabetage nichts direkt; er zieht es vor, die Spesen auf sich zu nehmen, die auch ihm die Beförderung durch die Hand seines Kommissionärs verursacht, wenn er nicht selbst am Kommissions platze domiziliert ist. Die Praxis: »am Ausgabetage keine direkten Sendungen« ist eine für beide Teile, Sortiment wie Verlag zweckmäßige. Aber es heißt ausdrücklich »am Ausgabetage«. Nach dem Ausgabetage werden direkte Sendungen wohl ausnahmslos gern gemacht, dann fallen die obenerwähnten Bedenken fort, weil ein wenigstens annähernd gleichzeitiges Eintreffen der direkten und der durch Kommissionär bewirkten Sendungen am Be stimmungsorte ermöglicht ist. St. I4.