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10178 »irs,n«I»u s. d. Dtlchn. vu-Mnt-r, Nichtamtlicher Teil. 206, 4. September 1S12. 2. daß die Sternchen vor den Titeln, die direkte Ein sendung von Angeboten bedingen, besser beachtet würden, weil jedes Leipziger Zettelpaket eine Menge verspäteter Angebote bringe, von denen manche Annahme gefunden hätten, wenn sie rechtzeitig eingetroffen wären. Die Kundschaft zwingt durch ihre Ungeduld in den meisten Fällen zur Annahme eines der am schnellsten einlaufenden Angebote; außerdem ist es höchst ärgerlich, wenn man wirklich aus ein über Leipzig einge langtes Angebot hin bestellt und nach etlichen Wochen bangen Harrens den Bescheid »inzwischen verkauft« erhält; 3. daß die Firmen in Großstädten sowohl in ihren BUcher- gesuchen als auch in den Angeboten ausreichend genaue Adressen angcben. Das Nachschlagen verursacht Mühe und Zeit und ist bei ganz neuen Firmen — und gerade solche halten es am häufigsten unter ihrer Würde, ihr Domizil genau anzu- geben — nicht selten resultatlos. Im Zusammenhänge mit diesem Komplex von Fragen verweist ein anderer Kollege auf eine Unsitte in der Schwester- Rubrik » Angebotcue Bücher«. Er nennt es zumindest »unaufrichtig«, wenn irgend ein Partie-Artikel so angeboten wird, daß durch Gegenüberstellung des früheren Laden preises und des jetzigen Bar- Preises der Anschein ganz be sonderer Billigkeit erweckt wird. Es sei z. B. nicht wahr, daß ein gewisses Werk »statt 5 jetztnur 2 ^k« koste, wenn 5 der Ladenpreis gewesen sei, von dem überdies bis 50 Prozent Barrabatt gegeben wurden, 2 aber den jetzigen Netto - Barpreis darstelle. »Statt 2 ^ 50 H netto jetzt nur 2 ^ netto« nimmt sich schon ganz anders aus. Es sollte nur die Gegenüberstellung gleichartiger Preise, also entweder der früheren und jetzigen Ladenpreise oder der früheren und jetzigen Netto Preise statthaft sein. Das Harrpt-Schmerzenskind unzähliger Antiquare, der Gegenstand intensiven Nachdenkens aber ist und bleibt die An ordnung der Titel der »Gesuchten Bücher«. Die weitaus meisten Kollegen schwärmen heftig für ein durchlaufendes Alphabet.*) Allerdings würden streng alphabetisierte Bücher kisten weitaus größere und vor allem dauerndere Beachtung finden, das Offerieren würde außerordentlich erleichtert, das Nachschlagcn in späteren Zeitpunkten überhaupt erst möglich gemacht sein. Wie oft kaufte ich schon Bücher, von denen ich bestimmt wußte, daß sie desselben Tags oder einige Tage vorher im Börsenblatt gesucht worden waren, verzichtete aber auf jeden Versuch, das betreffende Inserat ausfindig zu machen! Daß sich jeder Titel auf Wochen zurück leicht finden läßt, wenn er alphabetisch eingeordnet ist, versteht sich von selbst. Wie *> Es ist nicht das erste Mal, daß der Wunsch laut wirb, die Gesuchten Bücher alphabetisch nach dem Titel zu ordnen und dem Gesamtverzeichnis einen »Schlüssel« beizugeben, durch den weit gehende Abkürzungen der Firmen bei den einzelnen Titeln sich er mögliche» lassen. Wenn dieses Verfahren zweckmäßiger wäre als die gegenwärtige Praxis der Aneinanderreihung der Gesuche der einzelnen Firmen, so dürste die unzweifelhaft größere, durch die Zerstückelung der Offerten und die Alphabetisierung der Titel ver ursachte Mehrarbeit der Redaktion kein Grund für diese sein, sich ihr zu entschlage». Auch die größere Nauminanspruchnahme und die dadurch bedingten Mehrkosten für den Inserenten könnten nicht in Frage kommen, wenn dadurch Hunderte von offerierenden Firmen Zeit und damit Geld sparen würden. Es ist aber mehr als wahr scheinlich, daß die Vorteile dieser Neueinrichtung hinreichend ausge wogen werden durch ihre Nachteile. Das demokratische Prinzip des Alphabets macht alles gleich und verwischt eine Reihe von Fein heiten und Beziehungen, die nicht von Buch zu Buch, sondern von Firma zu Firma hcrübergehen, so daß sich siir den sachkundigen Antiquar aus dem Gesamtinhalt des Inserats einer Firma viel mehr hcranslcsen läßt als aus den einzelne» Büchertiteln. Er müßte daher wieder die durch die Vereinzelung der Titel zerrissenen Fäden miteinander verknüpfen, um sich ein Bild von dem zu machen, was das Inserat in seiner Gänze besagt. Nicht viel anders ist es aber kenntlich machen, wer das betreffende Werk sucht? Nicht einer der zu meiner Kenntnis gekommenen Vorschläge ist meiner Ansicht nach durchführbar, und ich selbst weiß auch keinen, der cs wäre. Beachtenswert sind noch am ehesten folgende: 1. Jeder Titel erhält eine Nummer. Am Schlüsse der Rubrik nennt ein »Nummern-Schlüssel« die suchenden Firmen. Dieser Vorschlag würde die Jnsertionskosten verdoppeln, weil der Inserent auch die korrespondierenden Zeilen des »Schlüssels« zu zahlen hätte. 2. Am Ende eines jeden Titels ist die suchende Firma ab gekürzt anzugebcn, z. B. Fo für Fock, Lo für Lorentz usw. Auch hier wäre ein Schlüssel der Abkürzungen nicht entbehrlich und eine große Mehrarbeit der Redaktion ausgebllrdet. 3. Für die Bllcher-Gesuche ist eine Zentralstelle ähnlich dem Hinrichsschen »Katalog-Konto« zu schassen. Jeder Titel eines gesuchten Buches ist mit Angabe der suchenden Firma auf einen besonderen Zettel zu schreiben; diese Zettel gehen der »Zentralstelle« zu, die sie, alphabetisch geordnet, als Kollek tiv-Inserat unter ihrer Firma im Börsenblatt veröffentlicht. Alle Angebote gelangen infolgedessen nur an die Zentralstelle, die sie an die suchenden Firmen weiter leitet. Hier träte gleichfalls eine erhebliche Verteuerung ein, denn es müßten die verschiedenen Porti getragen werden, außerdem wären Verzögerungen im Erscheinen der Gesuche und im Eingang der Angebote unvermeidlich. Mit jeder Stunde aber, um die ein Angebot später eintrisft, wächst die Möglichkeit: einerseits, daß das betr. Objekt inzwischen ander weitig verkauft wird, andererseits daß bereits ein vielleicht minder vorteilhaftes Angebot akzeptiert wurde. So sind wir denn sehr weit davon entfernt, diese Frage einer gedeihlichen Lösung zuzuführen. Da ich dies einsah, begab ich mich zu einem Antiquar, der ungefähr den Ruf eines Patriarchen unseres Berufes genießt, las ihm diese Zeilen aus dem Manuskript vor und bat ihn nun um seine Wohlmeinung. Ist alles nichts, sagte er, nachdem er mir aufmerksam zugehört hatte, denn die Titel der gesuchten Bücher sollten nach Wissenschaften oder nach Schlag- worten geordnet sein Hier wollte ich schließen, da erhielt ich Kenntnis von dem Beitrag zur »Offertenfrage« in Nr. 202. Ich mutz dem be- treffenden Verfasser entgegenhalten, daß zwischen den Offerten eines »wissenschaftlichen« und eines »modemen« Antiquars ein wesentlicher Unterschied besteht. Ersterer setzt die Preise auf Grund von Erwägungen, die ich geradezu »Quellenstudien« nennen möchte (Quellen: Kataloge anderer Firmen, Auktions- ergebnisse usw.), fest, letzterer richtet sich nach Angebot, Nach frage und Einkaufspreis. Ein Buchhändler, der 8 »kleine Meher« lagernd hat, kann Exemplare desselben billiger offe rieren als sein Kollege gegenüber, der sich im Bedarfsfälle ein Exemplar zu beschaffen weiß. Als »wissenschaftlicher« Anti quar aber bilde ich mir wenigstens ein, genau zu wissen, daß irgendein Werk sagen wir 20 wert ist; ich offeriere es daher für 10—12 und gehe von dem Preis auch dann nicht ab, wenn mir der suchende Kollege nachweist, daß er ein mit einer Anordnung nach Wissenschaften oder Schlagworten, nur daß hier noch die Schwierigkeiten der Einteilung hinzukommen, da einzelne Werke nicht selten unter drei oder vier Disziplinen oder Schlagworten aufgeführt werden müßten, wenn der beabsichtigte Zweck erreicht werden soll. Was den Vorschlag am Schlüsse des Artikels anbctrifst, so ist er bei der starken Inanspruchnahme dieser Rubrik schon deswegen undurchsührbar, weil der Geschäftsstelle gar kein Recht zustcht, die Ausnahme von Inseraten buchhändlerifcher Firmen aus anderen Gründen als wegen strafbaren Inhalts (Gesuche von verbotenen Büchern etc.) zu verweigern. Red.