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Das rettende Ausland. q«. Er hat «in« «bwanderung au» Deutschland nach dem «»land« stattgefunden, wovon sich wenig« nur ein Bild lachen können. Man hörte nur gelegentlich, wenn eine Verhaftung wegen Untreue, Unterschlagung, Betrug vor» genommen werden sollte, daß wieder einer ins Ausland spur» los verschwunden war. Leider gibt e» noch keine Liste derer, die den Staub Deutschlands »heldenmütig" von ihren Mützen geschüttelt haben. Diese Liste bald herzustellen und bekannt- »ugeSen, könnte eigentlich Aufgabe der maßgebenden Stellen sei«, denn man würde einen wunderbaren Einblick in die Verhältnisse gewiffer Parteien und Institutionen erhalten, würde manchem Namen begegnen, hinter -em sich einmal ei» sogenannter großer Mann verbarg, der in Deutschland eine Rolle und den Helden spielte, nun aber um sein Leben bänglich besorgt, in Furcht vor dem schützenden Gefängnis oder dem Internierungslager seine Schäflein im Stiche ließ. Gerade in der schweren Zeit großer Umwälzungen zeigen sich Charaktere. Bei uns haben sich wenige Charaktere offen bart. Sie waren grob, di« Braun und Greztnski, so lange sie am Ruder waren und sich von der Polizei geschützt sahen, sie wurden klein und landflüchtig, als sie mannhaft ihre Politik verteidigen und sich rechtfertigen sollten. ES wäre ihnen kein Haar gekrümmt — selbst Thälmann ist ja nichts geschehen — aber selbst den Mut zur Verantwortung brach ten sie nicht auf. WaS ihre Anhänger dachten, schien ihnen plötzlich gleichgültig geworben zu sein, Ueber die Grenze ging ihr Zug, dort fühlen sie sich sicher, dort kann kein Staatsanwalt sie verhören und kein irregeleiteter Partei genosse fragen, was nun zu tun sei, nachdem sie die Karre in den Dreck gefahren haben. Man muß, da, wie getagt, noch kein offizielles Verzeich nis der Landklüchtigen vorliegt, sich mühsam die Namen derer zusammensuchen, die nicht mehr.in Deutschland weilen. Der preub. Ministerpräsident Brann ist schon genannt, mit ihm hat der würdige Polizeipräsident Grezinski -en deutsch-»« Boden verlassen. Und tanter wie er war, ist der Vizevoli- zeiprästdent den gleichen Wea gegangen. Der ungekrönte König von Preußen, Herr Heitmann, war schleunigst nach Oesterreich gefahren und ließ sich nur mit Mühe bewegen, zu der ersten Landtagssitzung nach Berlin zu kommen. Ob er eS lange in Berlin ausgehalten hat. weiß man nicht. Seine ehemaligen Freunde vermissen ihn. Jedenfalls scheint er verschollen zu sein. Verschollen ist der moderne Iuaend- erzieher Dr. Löwenstein, verschollen der plötzlich zum Deut sche» gewordene angebliche Finanztheoretiker Dr. Hilfer- -ing. Er bat sich wohl wieder seiner Heimat erinnert, nach dem er in Deutschland eine Gastrolle selbst als Minister, jedenfalls als großer Mann gegeben hat. Der sozialdemo kratische Führer Sollmann weilt in Belgien, der ehemalige preußische Finanzminister Dr. Klepper ist nach Finnland geflohen. Der lebhafte Führer des Reichsbanners ließ sich von seinem Schäflein vergeblich suchen: Höltermann war und blieb seit der Wahl verschwunden. Ob er ruhelos durch Berlin wandert wie sein Freund, der sozialdemokratische Abgeordnete, Chefredakteur des Vorwärts und Mitglie des Hauptvorstandes der SPD.. Friedrich Stampfer, -er sich nicht entschließen kann, in seine Wiener Heimat zurückzu kehren, weiß man nicht. Nun hat aber auch der Führer der sozialdemokratischen Neichstagsfraktion. Dr. Breitscheid, sich krank gemeldet, er versucht mit Kind und Kegel seine Ge sundheit in -er Schweiz wieder zu gewinnen. Der Renegat in der Sozialdemokratie, der immer mürrische Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld, der die Sozialistische Arbeiterpartei gründete, ist, wohl für immer, nach Paris gefahren, und Scydewitz, der zweite Vorsitzende dieser jetzt aufgelösten Partei, nach Straßburg. In Paris wird Dr. Rosenfeld übrigens neben vielen anderen Deutschen auch den hypermodernen Kritiker und Allerweltsmenschen Dr. Kcrr treffen, der sich ja in der dortigen Atmosphäre sehr wohl fühlen wird. Sein Chef, Theodor Wolff vom Berliner Tageblatt, hat sich dagegen lieber in die sonni geren Gefilde der Südschweiz begeben. Dort können sich sehr viele treffen, die In Berlin eine dauernde Clique bil deten. Vielleicht hört man noch die Namen. Sie sind jedenfalls nicht mehr unter uns, und müssen daher wohl im Auslände Unterkunft gefunden haben. Wenn man von großen und wandelbaren Journalisten spricht, so kann man den ruhmreichen Professor Bernhard, der ehedem die Vos- sische Zeitung beleitartikelte, später aber eine glänzende Stellung im Verband der Warenhäuser fand, nicht über sehen, der sich in Kopenhagen aufhält und von dem man an maßgebender Stelle -es Außenministeriums vermutet, daß er sich an der AuSlairdspropaganda gegen Deutschland be teiligt. DaS sind einige Namen, Namen solcher Männer, die in der Revolution und der Nachsolgezeit groß wurden, die bei unS eine Nolle spielten, die sich in Versammlungen an schwärmen ließen und dem deutschen Volke den Weg ins Glück zeigen wollten, die mannhaft ihre Brust reckten und vorangehen wollten, wenn es sei, meinten sie nicht schüch tern, auf die Barrikaden. Sie sind aber, als sie Barrikaden errichten konnten, lieber in sichere Gefilde ausländischen Schutzes entschlüpft. Und wie gesagt, man hätte ihnen hier nichts getan. Sic brauchten gar nicht zu fliehen. Oder hatten sie etwas auf dem Gewissen, das ihre Flucht be schleunigte, fürchteten sie, für irgend einen »kleinen Egoismus" zur Rechenschaft gezogen zu werden? Die nationale Revolution ist loyal gewesen. Sie hat keinem den Aufenthalt in Deutschland verwehrt. Die Flüchtigen aber degradierten sich selbst und trugen durch ihre Tapfer keit dazu bei, daß ihre Anhänger sich klar wurde», wie be logen und betrogen sie all die Zett hindurch wurden. Die Fahnenflucht der Führer hat viel dazu beigetragen, daß die Gläubigen sehen und hören lernten und nun die neue Zeit verstehen. Mer liellgel W-ölanW MOM. WIIMMM Mil re« iMerm MrMemMr W. vdz. Berlin. Der Berliner Staatskommissar Dr. Lippert hat die Geschäsrssjihrung des früheren Oberbürger meisters Böß nachgeprüft und dabei sestgcsteNt, daß Böß durch unrechtmäßige Zuwendungen der Stadt einen Schaden zugefügt bat, der in die Hnnderttansende gebt. Dr. Lippert hat das Material dem Oberbürgermeister Dr. Sahin znge- leitet und ihn um Ergreifung scharfer Maßnahmen gegen Böß ersucht. Er regt an, die Pension des früheren Oberbürger meisters in Höhe von 1850 monatlich zu sperren und da ¬ bei auch den an sich unpfändbarcn Betrag nicht sreizulassen, da es sich nm Veruntrenungen handele, für die die Innehal tung der Pfändungsgrenze nicht in Frage komme. Böß wird vorgeworfen, daß er die Dienstanfwandsentschädignng von Ll öUll die er neben dem Iahresgebalt von 86 Mill bezog, praktisch als Gestalt verwendet und in Wirklich keit alle Answandskosten noch besonders lignidiert hat. Dr. Lippert hat auch eine Liste ausgestellt, die diejenigen Beträge nmsaßt, die Böß für „Repräsentation" von der Stadt ange- fordcrt und bezahlt bekommen hat. Es scheint, daß zum Teil auch der tägliche Lebensunterhalt von besonderen An« fordernngen für Dienstanswand bestritten worden ist. In der Aufstellung befinden sich u. a. Anforderungen für Staub sauger, Ausstattung der Gartenlaube, für einen Kammer jäger zur Mäusevertilgung. für einen Schwechtcn-Flügel und einen Kühlschrank, zwei Kleiderbürsten für die Toilette, so gar Toilette-Papier, Krankenbehandlung einer HauSbe- dienten, Ankauf gestrickter Decken, ein Blumenstrauß zum Geburtstag des Arztes, bei dem Frl. Böß als Schwester aus gebildet werden sollte und vieles andere. n M, tzestellungen MW M M IM IE Riksacr Tageblatt Nsi nehmen noch an all« ZeitungSauStrSaer und zur Vermittelung an dieie die Taaebiatt- GeschäftSftelle, Riesa, nur Cioetheftr. Sl». Telefon Nr. 20. Ar vmlW« sSr Nr WklM ler WisrleillMW. vdz. Der Ostern in Kräft getretenen Vereinbarung der Länder über die Beschränkung dcS Zuganges der Abiturienten zu den Hochschulen sind eingehende Vorberatungen sachverständiger Männer der Hochschulen, der Philologenschast und der Unterrichtsbehörden vorausgegaugen, da eine nicht ge ringe Anzahl von Vorschlägen zur Regelung der Frage zur Beratung stand. Es wird weite Kreise interessieren, zu wissen, warum diese oder jene Vorschläge als undurclp sithrbar abgelehnt werden mußten. Vielfach war gefor dert, die Abiturienten sollten sich zu Beginn des Studiums einer Aufnahmeprüfung an der Hochschule unterziehen. Eine solche Prüfung würde aber mit allen Mängeln be haftet gewesen sein, die schon jetzt bei der Reifeprüfung von Nichtschülern beobachtet werden. Sie würde schließlich nur ein Zufallsergebnis zeitigen und zu einer wirklichen AuSlele kaum führen. Man hatte weiter vorgeschlagen, die Berechtigungen zum Studium auf bestimmte Schularten aufzuteilen. Da aber die Ergebnisse der Staatsprüfungen die Gleichwertigkeit der verschiedenen Schularten bewei sen, mußte dringend davor gewarnt werden, unter Bruch des SchulfriedenS von 1001 neue Kümpfe um die Berech tigungen der verschiedenen Schularten zu entfachen, die umlo leidenschaftlicher geführt werden würden, als viele Schüler durch ihren Wohnort auf eine bestimmte Schul art angewiesen sind. Man hatte auch vorgeschlagen, nur solche Schüler zum Studium zuzulassen, die die fstcifevrü- sung mit Auszeichnung oder Gut bestanden Hütten. Die ser Weg erwieS sich ebenfalls nicht als gangbar. In diesen zusammensassendcn Prädikaten, deren Wert stark umstritten ist, kommen gerade die besonderen, oft einsei tigen Begabungen nicht zum Ausdruck, die für bestimmte Studien oft die günstigsten Voransfetzungen find, wie überhaupt daS Reifezeugnis keineswegs eine unbedingt einwandsreie Prognose für das Studium gestattet. Es gibt Hochschulstudien, die zu den Unterrichtsfächern ein zelner Schularten kaum Beziehungen haben. Man hatte endlich vorgeschlagen, zwei Arten von Reifezeugnissen aus- zustellcn, von denen nur das eine zum Hochschulstudium befähigen sollte. Es mußte aber bedacht werden, daß dann auch sofort alle anderen Berufe und Berufsorganisa tionen dieses Reifezeugnis fordern würden und das andere nicht zur Hochschule berechtigende Zeugnis völlig entwertet würde. Man mußte daran fcsthalten, daß jedes Reife zeugnis für alle Berufe und für die Hochschule berechtigte und daß die Differenzierung der Zeugnisse im Interesse der höheren .Schule und ihres LeistungsuivcauS nicht tragbar sei. Ak ekllk ölMkMiue Mast WM. Zusammenschluß der deutschen Apotheker. WK. Mit dem am 22. dS. Mts. in Berlin erfolgten Zusammenschluß der deutschen Apotheker — Apotheken besitzer und Apothekenangestellten — zu einer Standesge- meinschast Deutscher Apotheker hat sich zum ersten Male eine Tatsache vollzogen, die dem vom Nationalsozialismus erstrebten ständischen Aufbau des Staates ent spricht und in ihrer Art richtunggebend für andere Berufe sein dürfte. Wie die Wohlfahrts-Korrespondenz dazu mit teilt, soll die Standesgemeinschaft alle Apotheker um schließen, die das pharmazeutiscl-e Staatsexamen bestanden haben. Hinsichtlich der Wirtschaftsfragen werden alle Be lange, die bisher von den einzelnen Gruppen oder Ein richtungen vertreten waren, künftig im Rahmen der Stan desgemeinschaft vertreten sein. Vor allem gehört dazu die Frage der Tarisgemeinichaft. Um die Leistungen des Standes zu fördern und die Standesarbeit zu möglichster Höhe zu führen, wird innerhalb der Standesgemeinschaft eine Erziehungsgruppe gebildet werden, die den Namen Arbeitsgemeinschaft Deutscl>er Apotheker führt. Alle Apo theker arischer Rasse können ihr beitreten. Die Ehrenge richtsbarkeit der Standesgemeinschaft wird nach den Grund sätzen der Erziehungsgruppe geführt werden. Der deutsche Apothekerstand ist der erste deutsche Stand, der restlos und bis in alle Folgerungen hinein ständische Verfassung an nimmt. Der Deutsche Apotheker-Verein hatte bereits am 30. März ds. Js. den entscheidenden Schritt dazu getan, indem er feine Führung in die Hände deS Kommissars Dr. Heber und des Reichsfachschaftsleiters der NSDAP. Hans R. Fiel legte, die im neuen Geiste zu arbeiten ge willt waren. feinen klugen Augen zu Helga auf, die sich niederbeugte und ihn streichelte. Dann traten sie in das Haus. Der Oberst fühlte sich sofort in der behaglichen Bauern stube wohl. »Wunderhübschi Was haben Sie aus dem Raume ge macht! Ich kenne ihn noch von früher her, als ich versuchte» Mutter Colditz in der Prozehsache zu einem Entgegenkommen zu überreden. Da war der Raum schon behaglich Aber was haben hier fleißige Hände noch geschaffen! Ich staune, daß Sie immer noch Zeit zu Handarbeiten finden." „Jetzt wenig," entgegnete Helga. „Aber In der ersten Zeit» als noch Schnee und Eis die Felder bedeckten, da haben wir die Hände geregt. Die Kissen und Fenster-Häkeleien stammen aus dieser Zeit. Wenn der Winter wieder kommt, dann gebt es fröhlich weiter. Unser Hof soll ein Schmuck kästchen sein, denn er ist unsere Heimat." Dann nahmen sie an der festlich geschmückten Tafel Platz. Hans und der alte Christian und das Ehepaar Sattler kamen dazu, und gemeinsam nahmen sie unter fröhlichem Plaudern das Frühstück ein. Der Oberst fühlte sich wohl. Die Behaglichkeit der ganzen Umgebung spann ihn völlig ein, und Hans Berghoff er heitere alle mit seinen lustigen Plaudereien. Sogar des Obersten still-vornehme Nichte Ella wurde warm und scherzte mit Hans. Helga beobachtete dabei Anita, und sie sah, wie sich eine Falt« in des Mädchens Stirn grub und der Blick ihrer Augen bekümmert wurde, so sehr sie sich auch Mühe gab, es zu ver bergen. Die anderen sahen es wohl kaum, aber Helgas Augen konnten in Anitas Seele lesen. Sie fühlte einen Stich in der Brust. Hatte Anitas Herz gesprochen? Liebt« sie Hans? Helga hatte über Hans Berghoff schon mehrmals nach gedacht. Sie alle wußten nur, daß er der Maler Hans Berg hoff war, der etwas Vermögen besitzen mußte, um sich mancherlei zu leisten und zu leben, wie es ihm öehagte. Das wußten sie. Aber Helga war sich darüber klar, daß Hans Berghoff bestimmt der ersten Gesellschaft angehörte und sicher sehr, sehr vermögend war. Er war gut im Herzen, aber ... erwiderte er Anitas Liebe? Würde er Anita, die doch nicht reich war, die nur ein paar Tauiender belaß und hier wie ein einfaches Landmädchen schaffte, einmal zum Altar kübren? HreKicUWof <3S. Fortsetzung., Helga teilte dem Obersten auch ganz offen die Spesen mit, di« am Geschäft hingen, und er freute sich, daß sie nicht so hoch waren, wie er befürchtet hatte. Vor allem hatte er die Autotransportspesen viel höher eingeschätzt. Sie kamen dann an die Äärtnereianlage. Mistbeetreihen liefen den ganzen Morgen entlang. Di« Anlaae in ihrer Sauberkeit war einzig in ihrer Art und nötigte dem Obersten wi« seiner Nichte Bewunderung ab. „Aber diese Mistbeetanlage muß doch ein Heidengeld ge kostet haben?" meinte der Oberst. „Wir haben Glück gehabt. Herrn Berghoff müssen wir dafür dankbar iein. Wir haben die ganzen Fenster und auch die Mauersteine für insgesamt dreihundert Mark vom Ab bruch gekauft" „Das ist allerdings ein großes Glück. Aber der Trans port des Materials muh doch noch teurer gewesen fein als diesem" „Nein, der war inbegriffen " „Dann ist alles geschenkt, und Sie können Herrn Berghoff wirklich lehr dankbar sein Ein vorzüglicher Mensch übrigens. Sie werden ihm sicher keine Pensionsgelder für den Auf enthalt auf dem Drer-Eichen-Hof abnehmen?" „Bewahrei" IE» Helga. „Wir müßten ihm noch heraus zahlen. Einen so tüchtigen Schaffer gibt's nicht wieder, der in allen Sparten gleich geschickt ist. Er ist ein Maurer, ei:: Zimmermann, ein . . . was soll ich alles noch anführen? Es gibt beinahe keine Tätigkeit, der er nicht gewachsen ist." „Und dabei ist er Maler!" „Gemalt hat er aber noch nichts!" lachte Anita. „Das Hand werkszeug will und will nicht kommen." „Vielleicht versteht er das gerade nicht." Die Mädchen lachten. „Möglich. Aber jetzt lasten wir ihm keine Ruhe, er muß den Drei-Eichen-Hof malen, unter allen Umständen " Sie traten wieder in den einem Schmuckkästchen gleichen den Hof. FloL der Hund, sprang ihnen entgegen und lab mit Es tat Helga so weh, als sie sich selber ein« verneinende Antwort gab. Nach zwei Stunden fuhr der Oberst wieder nach seinem Rittergut zurück, nicht ohne die Bewohner des Drei-Eichen» Hofes vorher zu sich einHuladen. Gegen abend saßen die beiden Mädels unter dem Eichen baum, an dem kleinen Tisch. Die junge Frau Sattler ge sellte sich den beiden zu, und schon kam Sattler und mit ihm zusammen Hans Berghoff. Auch Hermann, der zu einem Plauderstündchen kam, wurde herzlich willkommen geheißen. „Ich . .. wollte mich nur erkundigen, wi« den Damen das Erntefest bekommen ist." Helga lachte leicht auf. „Hatten Sie Sorge, daß wir das Frühaufstehen ver säumen, Hermann? „Das nicht. Ich bin auch nicht gekommen, um danach zu fragen, ganz ehrlich gesagt, sondern ich möchte gern an dem Frieden, der über dem Drei-Eichen-Hof liegt, ein wenig An teil haben." »Fehlt Ihnen der Frieden auf dem Rüsterhof?" „Ja, er fehlt. Das Band zwischen meinem Großvater und mir, es ist am Zerreißen. Vielleicht kommt bald der Tag, da ich den Rüsterhof verlasse." Helga erschrak etwas. „Sie wollen fort von hier?" „Vielleicht. Einer muß nachgeben, und ich kann es nicht." „Soviel Trotz ist in Ihnen, Hermann?" Der junge Bauer sah das Mädchen ernst an. „In Ihren Worten ist ein Vorwurf, Helga. Sie verkennen mich viel leicht. Ich bin nicht so hart, und ich leide darunter, daß ich dem alten Bibelspruch: „Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen und das Alter ehren", nicht gerecht werden kann. Aber ich kann nicht zum jämmerlichen Schwächling werden und nachgeben. Mein Nachgeben wär« Sünde." Dann erzählte er in seiner ruhigen Weise alles, was in den letzten Tagen zwischen ihm und Gottlieb Rüster gesprochen worden war Zum Schluffe sagte er: „Jetzt will mein Großvater mit aller Gewalt durchsetzen, daß ich Dorothee Paulmüller heirate Di« beiden Güter sollen eins werden. Er hat mir ein Ultimatum gestellt: Entweder ich heirate sie, oder er ent erbt mich."