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Riesaer H Tageblatt »-.»>-»1« ««d Anrelger (LlbeblM Ml- Ameiger). Fernruf Nr. SO. Da« Riesa« Tageblatt Ist da« zur Veröffentlichung d« amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmarmschast «irokasse: Postfach Str. 52. Großenhain, de« Amtsgericht« und der AmtSanwaltschast beim Amtsgericht Riesa, de« Rates der Stadt Riesa, Riesa Nr. 52. de« Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 47. Freitag 24. Februar 1938, abends. 8tt. Indra. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abends */,6 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 «inschl. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de» Eintreten» von ProduktionSoerteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis. «Höhung und Rachsorderung vor. 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GeschiftSsteil«: Goethestrotzr »A Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa, für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. vMlseber Vmsklilsg in Senk sbgelebnl vsr Lcklullberickt für üsn ksrnost-Aanflikt sngenommsn. AlMWriM MW in SM. Der Führer der deutschen DelegEon in Gens, Bot schafter Nadoluy, lmt sich unterfangen, in letzter Stunde den gesunden Menschenverstand gegen die starre Form durchleben :u wollen. In der Ueberzeugung, datz die Genfer Sachverständigen sich nicht der Erkenntnis ver schließen würden, datz HeereSoerfassung und Heeres- rnaterial voneinander untrennbare Begriffe feien, bat Motschasler Nadolmch einen Abändernngsautrag zu dem festgelegten Diskussionsthema eingebracht. Kurz und gut: Botschafter Nadoluy hat noch einmal — nach Dutzenden vergeblicher Versuche — eine Anstren gung gemacht, die Abrüstungskonferenz endlich au den Kernpunkt des ibr zur Lomng gestellten Problems heran- rubringen, da ganz offensichtlich die Gefahr bestand, die Konferenz werde averinals einer Entscheidung ausweichen sind sich wieder in der Beratung sinnloser Formalien vergraben. Der Erfolg dieser Anstrengung Ivar eine offenkundige, peinlich vermerkte und — um der Wahrheit die Ehre zu geben— sonst bislang von dem Präsidenten der Ab rüstungskonferenz Henderson sorgfältig vermiedene Brüs kierung des deutschen Vertreters. Wenn mau die Sache des gefunden Menschenver standes gegenüber der Arroganz geistlosen Formalismus' verficht, so wird man auch versuchen müssen, die Schwere des formalen Berstotzes, der in jener Brüskierung lag, auf ihr richtiges Matz zurüetführen zu müssen. Bon den bei den beteiligten Parteien ist das bereits gescheiten. Es gibt bei solchen Gelegenheiten immer die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Auffassungen und mit der Berschiedenlzeit der Berbandluugssitteu in den verschiedenen Ländern zu entschä digen. Das ist geschehen und der Verdacht der Böswilligkeit, der einen Augenblick lang auftauchte, darf als unberechtigt erklärt werden. Dafür darf die Tatsache nicht verschleiert oder baga tellisiert werden, datz dieser Zwischenfall eine durchaus natürliche und innerlich logische Auswirkung des atmosphürisclzen Spannungszustandes darstellte, der nun mehr feit rund 13 Monaten in Genf herrscht und der sich jedesmal dann in mehr oder minder gefährlichen Ge wittern entlädt, wenn eine entschlossene Aktion Bewegung in die Stickluft der Verhandlungen bringt. Es wäre gefährlich, sich darüber im unklaren zu sein, datz derartige atmosphärische Störungen aber auch einmal zu ernsteren Entladungen führen können, ja führen müssen, wenn sich die Praxis erneuern sollte, mit geschäftsord- nungsmätzigen Manöveru den Fortgang — oder richtiger gesagt: die Inangriffnahme der wirklichen Arbeit zu be hindern. Wenn man auf Grund der letzten unerquicklichen Vorgänge in Genf dem cngliscken Präsidenten der Ab rüstungskonferenz einen Vorwurf machen kann, so ist cs der, in einem vielleicht nervösen Augenblick der Ver suchung zum Rückzug auf diese Praxis zum Opfer ge fallen zu sein. Ein solcher Rückfall aus der immer noch nur allzu zaghaften Aktion in die Starrheit des Formalismus ist aber heute gefährlicher als irgend wann sonst in dem Jahrzehnt, in dem sich sieben vorbereitende Abrüstungs konferenzen mit der Aufgabe beschäftigt haben, aus Selbst verständlich keilen Probleme zu machen. Ric hat in jenen Jahren Europa so sehr unter dem Druck akuter Konflikts- gesahren bestanden, wie in diesem Augenblick. Sie sind da- Resultat des Verrats an der Idee der Abrüstung und sie werden nickt beschworen werden können, ehe nicht die Mäckte, die vor k4 Jahren Deutschlands Entwaffnung er zwangen, um dann selbst abrüsten zu können, aufhüren, den Bruch dieser ihrer feierlichen Zusicherung mit for malen Spiegelfechtereien gegen die Forderungen de« ge funden Menschenverstandes und der weltgeschichtlichen Ge rechtigkeit zu verteidigen. uiMWUklM der WWM vlliizri lii vMeii. )s Berlin. Im Berliner Polizeipräsidium ist jetzt der Beginn gemacht worden mit einer Umorganisierung der Abteilung I ^Politische Polizei), die allmählich dem Ministerium des Innern angegliedert nnd schlagkräftig aus gestattet werden svll. Oberregierungsrat Dr. Diels vom preußischen Ministerium des Innern ist zum Leiter -er Ab teilung l im Berliner Polizeipräsidium ernannt worben mit dem Auftrage, diese Umorganisierung durchznfnhren. Der neue Leiter der politischen Polizei für Preußen, OberregierungSrat DielS, ist etwa 85 Jahre alt. Er ist der Lohn eines angesehenen Landwirts aus Berghausen in Nassau und entstammt dem altliberalen Lager. Er wurde imzg ins Ministerium des Innern berufen nnd hat von dieser Zeit ab die Bekämpfung nnd Beobachtung der kom munistischen Bewegung zur Aufgabe gehabt. Die Berufung dieses verhältnismäßig jungen Beamten auf einen so ver antwortungsvollen Posten wird als der Anfang einer Ver jüngung des preußischen Beamtenkörpers angesehen. MWz Wil U dkl WlWMskW. ds Genf. Ter Präsident der Abrüstungskonferenz er teilte gleich zu Beginn der gestrigen Sitzung des Haupt- auSschusseS der Abrüstungskonferenz dem dentscheu Vertreter Botschafter Nobolny das Wort. Nadolnu erklärte, baß er gestern nicht mehr die Mög lichkeit gehabt habe, am Schluß der Debatte sich noch einmal genau über den Charakter des deutschen Vorschlages anSzu» sprechen. Er benutze die Gelegenheit, um heute auf die Be merkungen, die verschiedene Redner gemacht hätten, zurück- zukommen. Man habe behauptet, daß der deutsche Vorschlag im Widerspruch stehe zur Entscheidung des Haupt aus schütz es vom 16. Februar. Nach diesem Beschluß solle der Hauptaus schuß sich zunächst über den ersten Punkt des Fragebogens, den ein Redaktionskomitee ausgestellt habe, anvsprechen. Punkt 1 des Fragebogens heißt: a> Ist der Hauptansschuß der Auffassung, daß die curvväischen Festlandarmeen dadurch vereinheitlicht werden sollen, indem man sie auf Armeen mit kurzer Dienstzeit nnd geringen effektiven Waffen be schränkt. Diese Frage könnte, so führte Botschafter Nadolnu aus, bejahend oder verneinend beantwortet werden. Ter Hauptausschnß könne aber auch seine Antwort gewissen Bedingungen unterordnen, wenn er nämlich feststelle, daß einer sofortigen Entscheidung sich Hindernisse entgegenstellen. In diesem Falle könne er beschließen, daß dic^'e Hindernisse zunächst ansgeschaltct würden und dann erst ein Beschluß über die Vereinheitlichung der Heerestypen gefaßt werde. Unter diesen Umständen glaube er, datz jede Delegation daö Recht hat, jedes Argument geltend zu machen und jeden Vorschlag vvrzubriugen, der sie für nützlich hält. So habe die deutsche Delegation cs getan. Die deutsche Abordnung stelle sich völlig auf den Boden -e» englischen Arbeitsprogramms, nach dem die Effektiv frage erst an dritter Stelle stehe, dagegen die mit dem Hoover-Plan zusammenhängende grundsätzliche Abrüstungs frage zunächst behandelt werden müsse. Ter französische Vorschlag einer Vereinheitlichung des europäischen Heeres- systemS sei kein Abrüstungsvorschlag, sondern eine bloß« Berechnungsmethode, deren Durchführung auf die größten Schwierigkeiten stoße nnd die Konferenz wieder in die frühere Phase uferloser Sachperständigenbcratungcn znrück- werfen würde. Die deutsche Negierung lehnte es ab, zu dem französischen Plan Stellung zu nehmen, bevor nicht über wirksame AbriistnngSmatznahmen, vor allem über die Beschränkung des Kriegsmaterials nnd die Herabsetzung der effektiven Druppcnbestände, eine Entscheidung getroffen sei. Die deutsche Abordnung halte ihren Vorschlag auf Ueber- weisung des französischen Planes an den zuständigen Esfek- tivauSschuß nnd sofortige Behandlung der qualitativen Matrialabrüstnng uneingeschränkt aufrecht. Sraatssekrctär Eden jEngland) beantragte, die Aus sprache über den französischen Plan sofort zu eröffnen. Er begreife die deutschen Einwände nicht. Ter italienische General Cavallero verteidigte in einer langen Rede den italienischen Vorschlag, einen Redaktivns- auSschuß mit der Ausarbeitung eines dem französischen Vor schlag entsprechenden Fragebogens über die Kriegsmaterial- srage zu beauftragen, damit die .Konferenz endlich die Ent scheidung über das künftige Kriegsnmterial und die schweren Angriffswaffen der einzelnen Mächte treffen könnte. Paul-Bonconr erging sich in langatmigen Wieder holungen des bekannten französischen Standpunktes, aus denen wieder nur hcrvvrging, welchen Wert die französische Regierung ans die Zertrümmerung der deutschen Reichs wehr legt. Die Konferenz müsse sich entscheiden, ob sie di« Vereinheitlichung der Hceressysteme wolle oder nicht. )l Genf. Der Hä n piano schuß der AbrUstuugskouserenz hat gestern nach Abschluß der Debatte über die ihm vorge- tegte Frage, ob die kontinentalenropäischcu Armee» in einen Einheitstypns mit kurzer Dienstzeit und beschränkte» Esfcktivbeständcn umgewandclt werden sollen, über die vor liegenden Anträge abgestimmt. Tie meisten Stimmen, nämlich -'l, erhielt der französische Vorschlag, der u. a. besagt, daß allein ein Heeresstatut mit rein defensivem Charakter mit einem StcherheitSrcgim vereinbar ist und baß in Konti- nenialenrvpa die Armee mit kurzer Tienstzeit nnd be schränkten Essektivbestünden der militärische Organisations typ ist, der am meisten defensiven Charakter ausiveise. Ei» italienischer Vorschlag, der sich an den französischen Vor schlag anlehnt, aber die Frage der Abrüstung des Kriegs materials erwähnt, erhielt nnr 5 Stimmen. Der deutsche Vorschlag, wonach vor der prinzipielle» Entscheidung über die Vereinheitlichung der Heercstnpen im Hauptansschuß die Krage der Abschaffung der besonder» offensiven Waffen nnd die Begrenzung des zugelaffenen Kriegsmaterials zn regeln sei, und daß das Komitee für die Personalbestände vorher die Bestimmungen zur Herab setzung und zum Ausgleich der Streitkräfte im Sinne deS Hooverplanes festsetzen möge, wurde abgelehnt. Für den deutschen Vorschlag stimmte lediglich Botschafter Nadoluy. )l Genf. Nach der Ablehnung des deutschen Vor schlages, über den zuerst abgestimmt wurde, gab Botschafter« Nadoluy eine kurze Erklärung ab, in der er seine Sympathie mit dem italienischen Vorschlag anssprach, der viele Eie- mente enthalte, mit denen die deutsche Delegation einver- standen sei, namentlich in bezug auf das Kriegsmaterial. Indessen werde er sich ebenso wie bei dem französischen Vor schlag auch bei der Abstimmung über den italienschen Bor« schlag der Stimme enthalten, da die deutsche Delegation grundsätzlich der Annagung sei, daß über die Vereinheit lichung des Heercssystems jetzt eine prinzipielle Entscheid düng nicht stattsinden solle. Tic italienische Vertretung hat unverzüglich nach Schluß der Sitzung bei Henderson die Anfrage gestellt, welche Be deutung der Abstimmung beiznmesscn sei, da im Hauptaus schnß sämtliche 64 Konfercnzmüchte vertreten sind und dem Ausschuß in der Abstimmung nicht Gelegenheit gegeben war, die Ablehnung von Anträgen zum Ausdruck zu bringen. Die nächste Sitzung des Hauptansschusscs ist ans Montag nachmittag einberusen worden. Iss FiMWWlt W UM UWlMlMl. Genf. sKunkspruch.s Die Bölkcrbundsversammlnng hat den Schlntzbericht, der die Praktiken für die Regelung de» chinesifch-fapanischen Konflikte« enthält, einstimmig an genommen. Der Bertretcr Japans hat als einziger gegen den Bericht gestimmt. * Gens. sKunkspruch.) Di« außerordentliche Völkerbund», Versammlung trat heute vormittag unter dem Vorsitz des belgischen Außenministers Hyman zusammen, nm ihre letzten Entscheidungen im chinesisch-japanischen Konflikt zu treffen. ES waren diesmal besondere Maßnahmen getroffen, um den ungeheuren Andrang des Publikums und der Presse zn dieser denkwürdigen Sitzung zu regeln. Deutschland ist durch den Gesandten von Keller vertreten. Ter Präsident eröffnete die Sitzung mit der Bekannt gabe -er Zusammensetzung des Verhandlungsausschusses, der in dem, der Versammlung vorliegenden Bericht für die Regelung der einzelnen Streitfragen im chinesisch-japani schen Konflikt vorgesehen ist. Sodann gab der Präsident eine Erklärung ab, in der er betont, daß die Bemerkungen die die japanische Delegation zu dem Bericht eiwgereicht habe, vom Ncnuzchuer-Ausschuß zur Kenntnis genommen worden seien, daß der Ncnnzehncr-Ausschuß den Bericht aber nicht ändern könnte. In der Beurteilung der Lage seien die Mitglieder des Nennzehncrausschnsses vollkommen einer Meinung und sie hätten ihn deshalb beauftragt, zu er klären, daß sie darans verzichteten, in den Verhandlungen das Wort zn ergreifen. Ter Präsident erteilte zuerst dem Vertreter Chinas, Botschafter Dr. Beu, das Wort. Botschafter Dr. Be« führt« aus, er ergreife mit einem Gefühl der Erleichterung das Wort, weil der Völkerbund jetzt endlich dazu gekommen sei, die Verletzung des Völker bundspaktcs, die durch ein hervorragendes Mitglied des Völkerbundes begangen worden sei, zu verurteilen. Es er fülle ihn mit großer Genugtuung, daß die Sache und die Politik seines Landes gerechtfertigt worden seien. Er wies darans hin, daß in dem Bericht des Nennzehnerausschusscs die Mandschurei als ein integrierender Bestandteil Chinas anerkannt werde. Tie chinesische Delegation stelle mit be sonderer Genugtuung fest, daß der Völkerbund in der Frage der Nichtanerkennung des neuen Mandschiircistaatcs fest bleibe. Ter Vertreter Chinas schloß seine Ausführungen mit folgender feierlichen Erklärung: Die chinesische Regierung wird für den Bericht stimme». Ich kündige zu gleicher Zeit au, daß gemäß den Instruk tionen, die ich erhalten lmbe, die chinesische Delegation nach der Annahme des Berichtes durch die Versammlung den Generalsekretär des Völkerbundes unterrichten wird, datz die chinesische Regierung ohne Vorbehalte die Empfehlungen, die der Bericht enthält, annimmt. Wenn dagegen Japan de» Bericht nicht annimmt, sondern den Bericht und seine Empfehlungen ablehnt, so würden dadurch die Rechte Chinas als Streitpartei, die sich aus dem 8 6 des Artikels 15 der Rölkerbundssatzung ergeben, in keiner Weise berührt. Nach Dr. Ben erteilte der P^isident dem Vertreter Japans, Botschafter Matsuoka, das Wort.