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Aufruf des voüzeilommissarS von Sachsen Dresden. (Funkspruch.) Der ReichSkommtssar für die staatliche Polizei hat folgenden Ausruf erlassen: „Der Reichsminister deö Innern hat mich wegen Ge fährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Laube Sachsen beaustragt, die zur Erhaltung dieser Sicherheit und Ordnnng notwendigen Maßnahmen zu treffen. Ich habe das Amt übernommen nnd werde mit allen dem Staate und mir zn Gebote stehenden Mitteln lebe Störung der Ord nung, des Verkehrs und der friedlichen Arbeit der Bevölke rung zu vermeiden wissen. Soweit die SA. nnd SS. von sich ans stir notwendig gehalten hat, in Verwaltung, Polizei nnd Verkehr einzugreisen, danke ich ihr für die von ihr ge troffenen vorbeugenden Maßnahmen. Sie sind nunmehr jedoch durch den mir gewordenen Auftrag hinfällig geworden. In Zukunft muß es mir überlasten bleiben, alle notwendigen Maßnahmen und Eingriffe cinznleiten und durchzustthren. Es sind deshalb alle von der SA. getroffenen Amtshand, lungeu und Eingriffe unverzüglich auf,«Hede«, soweit ich oder die mir unterstellte« Behörde« und der Gruppenführer in Sachsen nicht für gut befinde«, sie aufrecht zu erhalten. Die Hakeukreuzsahneu und di« alten Reich-farben bleiben gehißt. Ich erwarte von der Disziplin der SA., daß sie im Ver trauen darauf, daß ich Herr der Lage fein werde, allen meine« Befehlen pünktlich nachkommt. Ich werde dafür sorge«, daß auch i« Sachse« in künftiger Zeit dem Willen deS Volkes die ihm gebührend« Achtung gezeigt wird. Die Bevölkerung deS Landes ermahne ich, ruhig wie bisher ihrer Arbeit nachzugehen und Ansammluuge« zu vermeiden, «m nicht Gefahr z« lausen, an Leib und Lebe« Schaden zu leiden. Ich werde nicht zurückschrecke«, alle Persone«, die Ruhe und Ordnung störe« ober zur Arbeitseinstellung aufsordern, der härteste« Straf« z«z«sühreu. Der Reichsbeauftragte für Sicherheit «ud Orduung gez. um, Silltnger." Lertliches mid Sächsisches. Riesa, den S. Mär» 1938. —* Wettervorhersage für den 10. März iMitgeteilt von der Sächs. LaudeSwcitcrwarte zu Dresden.) Meist schwache Winde aus wechselnden Richtungen. Be- w-lkungSröckgang, Akmahine de? Nebels, nach kalter Nacht tagsüber stärkere Erwärmung, höchstens vereinzelt nciffelnde» »etter. —-Daten siirden 10. März 1933. Sonnenauf gang 6,27 Uhr. Soniieiniutergang 17,54 Uhr. Moud- aufgana 15,öS llhr. Monduntergang 5,55 Uhr. 1776: Königin Luise von Preußen in Hannover geb. (liest. 1810). 17S8: Der Dichter Joseph von Eichendorff in Lnbowitz geb. laest. 1857). 1873: Der Romanschriftsteller Jakob Wassermann in Fürth neb. 1910: Ter Komponist Karl Reinecke in Leipzig geft. (geb. 1824). * W GM »kl neuen Zeil. Mestern nachmittag in der 5. Stunde formierte sich die hiesige Gendarmerie-Abteilung zn einem Marsch zuge, der verschiedene «tragen von Riesa-Altstadt berührte. Diese polizeilich militärische Formation trug hierbei Stahl helme. Im Zuge beianden sich auch die Fahneuaborduungen der „SA." nnd des „Stahlhelms"; außerdem begleitete den Zug ein Musikkorps mit klingendem Spiel. Dieser Marsch zug trug den Charakter einer Kundgebung für die neue R c i ck> s r e g i c r u n g. Die sirässc Marschdisziplin der Truppe blieb nicht ohne Wirkung auf die zahlreichen Zuschauer, die sich in allen Straßen, durch die marschiert ward, zu diesem Zuge gesellten. — Heute sah man an ver schiedenen behördlichen kommunalen Gebäuden gleichfalls die Hakenkreuzslagge aufgezogen. — Allenthalben fühlt man auch, daß die einheimische Bevölkerung mit dem Wechsel der Dinge sich durchaus vertraut gemacht hat. Aus solcher Grundlage sieht man einer für das Allgemeinwohl gedeih lichen Arbeit aller für alle voller Hoffnung entgegen. VerW Sder den Mellsmr» im MM Mm ms. Di« Mrbeit-marktlage in Miesa ist, der Zeit ent sprechend, verhältnismäßig ruhig. Die Nußenberuse stag nieren, vorwiegend unter dem Einfluß des saisonmäßigen Tiefstände« nnd auch in der eigentlichen Industrie zeigen sich nur ganz geringfügige Veränderungen. Mit wesent lichen Betriebreinschränkungen wird zurzeit allerdings nicht gerechnet. Besonders erwähnenswert find die zusätzlichen Maß nahmen. Die Notstandsarbeiten, die vorwiegend aus Teich- «utschlammungSarbeiten bestehen, haben leicht ungezogen «nd erfassen über 100 Beschäftigte. Auch der Umfang des Freiwilligen Arbeitsdienstes bat bereits wieder ungezogen und steht zurzeit auf über 800. Mädchen werden hierbei in kleiner Zahl für KüchenhilsSarbeiten und ähnlichem be reit» benötigt. Inwieweit da» Sofortprogramm sich auswirke» wird, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen, doch wird immerhin mit namhaften Anträgen gerechnet, deren Verwirklichung ebenfalls einer Anzahl Fach- und ungelernter Arbeiter Lohn und Brot geben kann. Auch dar Notwerk sür die deutsche Jugend hat sich be- reite quSzuwirke» begonnen. Es lausen zurzeit 16 Maß nahmen mit zusammen 400 Teilnehmern bezw. Teil nehmerinnen. * —-Unfall. Gestern nachmittag ist der Zimmerer lehrling Wilhelm Kregel, bei der Fa. Siegelt, dadurch verunglückt, daß er rückwärts durch ein Fenster fiel und sich schwere Schnittwunden an der linken Hand zuzog. —* ES werden A r b e i t S d i e n st m i l l i g e ein gestellt. Für das Stahlhelm-Arbeitslager Großen hain, das aus 400 Arbeitöfreiwillige gebracht werden soll, werden Arbcitodienstsreiwillige bis zum Höchstaltcr von 25 Jahren eingestellt. Meldestellen Stahlhelm-Arbeitslager Großenhain, Geschäftsstelle Lchlvßplatz 1, oder Stahlhelm- Landesamt Sachsen, Abteilung, Dresden, Llittichaustraße 18, 1. Etage (9-1 Uhr). —-„Ehrt eure deutschen Meister!* Unter diesem Wort Wagner« wirb der Meister in einer Richard-Wagner-Feier Dienstag, den 21. März a. c., abends 20 Uhr, im Stern geehrt. Die Feier veran staltet daS Riesaer Sinsonie-Orchester (Arbeits gemeinschaft der BerufSmusiker von Riesa und Umg.) unter Mitwirkung von Einar Christians«« (Tenor), Kurt Rieger (Bariton), Cüorverein Riesa und Ober- re a l s ch u l ch o r (150 Sänger). Zur Ausführung gelangen aus „Nienzi" die Ouvertüre; aus „Loh eng rin" Einleitung zum 8. Aki, Brauichor, Gralserzählung; aus „Tannhäuser" Lieb a. d. Abendstern, Einzug der Gäste auf der Wartburg; ans den „Meistersingern" die Schluß-Szene; Auszug der Meistersinger, Wach aus!, Erste Ansprache deS Sachs, PrciSlied, Zweite Ansprache des Sachs, Schluß-Chor. Die Eintrittspreise sind niedrig: 1.20 <§?.§, 00 nnd 00 Näheres in den demnächst erscheinenden An zeigen. —* Der P o I i z e i k o m m i s s a r für SackZen. Der n us Grund der gestrigen Verfügung der Rejclv- regierung als Reichskommissar für die polizeilichen Be fugnisse in Sachsen eingesetzte MichStagsnbgevrdnete von Kill inger wird heute Donnerstag die Polizeigewalt übernehmen. — Manfred von Killinger ist am 14. Juli 1886 auf Freigut Liudigt bei Nossen geboren. Er trat 1!)04 als Seekndett in die Kaiserliche Marine ein und wurde bei Kriegsausbruch Kommandant eines Torpedo bootes, mit dem er die Skagerrak-Schlacht und alle grö ßeren Seegefechte, zuletzt als Kapitänleutnaut mit machte. Nach der Revolution war er Führer des Sturm- bataillonS jm Freikorps Ehrhardt, von Killinger war erst in den letzten Tagen zum Obergruppenführer der NSDAP. Von Berlin ernannt worden. Der am Sonnabend vor der Reichstagswahl von der NSDAP, in Dresden veranstaltete Fackelzug war gleichzeitig als Abschiedshuldi gung für von Killinger gedacht. —vdz. W oh l f a h r t § - N n t c r st ü tz u n g wird nicht mehr angerechnet. Ein Erlaß der Reichsanstalt sür Arbeitsvermittlung an die Lanbesarbeits- nnd Arbeits ämter erkennt den Standpunkt des StädtetagcS an und gibt den Behörden die Anweisung, Unterstützungen, die von d.r öffentlichen Fürsorge gewährt werden, nicht mehr auf die Arbeitslosenversicherung oder Krisenunterstützung anzu rechnen. —* N e l i g i o n S p ä da g o g 1 s ch e Rüstzeit. In den Tagen vom 2. bis 5. April wird in Klotzsche bei Dresden die 10. religivnspädagogische Rüstzeit des Lchrcrbundcs im cv.-luih. Schul-verein abgehalten. Diese Rüstzeiten sollen der wissenschaftlichen Fortbildung christlicher Lehrer und Lehrerinnen, sowie einer praktischen Arbeitsgemeinschaft von Pfarrern und Lehrern bienen. Tie 10. Rüstzeit wird im Zeichen der Kunst und der Mission stehen. —* Schneeglöckchen. Das zierliche Schneeglöckchen steckt als erstes Blümelein das Köpfchen ans der kalten Erde hervor. Es läutet gewissermaßen mit seinen weißen Glöck chen den Frühling ein. Wenn das erste Schneeglöckchen sich hervorwggt, dann ist cs mit des Winters Macht nicht mehr K/irersen G /Ü5 ck/e /o/mabenü-Kr/M-e ksrnruß 20 mit ^nkünäixunxsn kür Lonntax oäsr Ilovtsx volle man oofort abxsbsv lassen, ^nreixen-^onskme unck unent- xsltliebs Lille bei XnksrtiAunx von Lmrsixon täxiiost von trük 8 Ukr ab. DsgvdIIaNv«. viel, wenn auch der eisige Wind noch sein Köpfchen zerzaust. Tas bescheidene weiße Blümchen ist ans dem südlichen Europa zu uns gekommen. Wir sind dem weißen Blümchen dankbar, daß es die rauhe Luft des Vorfrühlings nicht scheut und sich kühn hervorwagt aus dem dunklen Schoße der Erde. Das Schneeglöckchen liebt die frische Lust, den kühlen Wind,, darum darf man es nicht in die warme Stube verpflanzen wollen, um seinen Anblick immer zu genießen. Tort würde eS gar bald traurig das Köpfchen hängen lassen. * Bahra. Urnengräber der Bronzezeit ge- funden. Nachdem Herr Gutsbes. A. Trapp auf seinem Felde an der Boritz—Hcydacr Straße mit seinem Pflug mehrfach auf Bruchsteine gestoßen war, die vorgeschichtliche Anlagen vermuten ließen, fand gestern sein Schwager, Herr Gutsbes. Alfred Lorenz daselbst, mehrere Urnengräber. Herr Lehrer Eichhorn, Bahra, rief Herrn Lehrer Minschin aus Riesa herzu. Durch die weitere Grabung konnten fünf Gräber festgestellt und deren Neste geborgen werden. Sie waren alle mit einer großen Zahl von Bruchsteinen bedeckt, die bei einem Grab eine große, dicke Pflasterung von 2 Meter zu 1 Meter Ausmaßen ergab. Doch fanden sich ge rade unter dieser Steinsetzung nur ganz wenige verstreute Scherben. Bei einem zweiten Grab saß unter einer größeren Steinplatte ein zcrguctschicS Gesäß. Recht gut konnten aber die Gegenstände aus einem weiteren Grabe geborgen werden. ES waren vier Gefäße, die in einer Reihe fast in Nordsüd-Richiung standen. Das südlichste, ein einhenkliger Krug, wurde von auis hohe gestellten Bruch steinen flankiert. Der Krug lag umgektppt, Mündung nach NO-, seine oberste Stelle nur 87 Zentimeter unter der Erd oberfläche. Nach Norden schloß sich dem Krug ein zerdrücktes eiförmiges Gesäß, diesem eine aufrecht stehende zweihenklige Amphore an. Den Abschluß bildete eine aufrecht stehende Schale. Gefüllt waren die Gesäße mit schwarzem Sand, der sie auch umgab. B'-andknochen fanden sich merkwürdiger weise nicht. Tie Gräber sind wie die ans dem benachbarten Felde von Gutebes. Lommatzsch befindlichen vor rund 8000 Jahren angelegt morden. Die Funde wurden dem Riesaer Heimatmuseum geschenkt, wofür und auch kür die tatkräftige Hilfe an dieser Stelle bestens gedankt sei. — Nordsächsische Meldestelle für Nrgeschichtssundc: Lehrer Mirtschin Riesa, PvvpGer Sir. 21a, erreichbar durch Tel. deS Herrn Dachdeckermcistcrs Grimm, Riesa. Strehla. Ein ''ein -r-'eu werter Beschluß der bürger lichen nnd not-G'.. Dlad'verordneteinraktion in Strehla. DaS „Icreblaer Taa<MaU" veröffentlicht nachstehende«, au Herrn Stadtverordnete nnnL'e''e'' Klemm gerichtetes Schrei ben: „Durch die in den leh'en Taien enolgte Aufdeckung der Pläne und Ziele der KBD sehen sich die unterzeichneten Fraktionen genötigt, iede Mitarbeit mit den Vertretern dieser Partei in den Ausschüssen nbznlehnen und werden deshalb Ansschnßsißunaen, an welchen diese Herren teil nehmen. nicht besuchen " — Betriebsunfall. Am Dienstag verunglück e in der Metallwarenfabrik Bnrkert in Strehla der Schlosser Karl Mans von hier. Er war im Begriff, auf eine Leiter zn steigen, dabei ist er wohl angestoßen morden, die Leiter kam mit der Transmission in Berührung, wurde mit großer Gemalt zm nckaelchlagru nnd trat G. am sZuß. Mit einer erheblichen Verletzung wurde der juuge Maun ins Krankenhaus Oickok einnelie'ert. * Dresden. Die Zmnngsversteiaerung des Las« Hüllert rechtskräftig. Die Zwangsversteigerung des Caw- bauses Hüllert ist abgeschlossen. Rechtsanwalt Geisler, der ni't 350000 RM. daS Höchstgebot abgegeben batte, wurde der Zn'chlao orte'lt * Dresden. Ans der Dresdner Ratssitzung. Die Sitzung des Gesamirates cim Dienstag wurde vor Eintriti in die Tagesordnung nach einer Erklärung der nat.-soz. Natsfraktion, daß ihr ciu Zusammenarbeiten mit den an wesenden kommunistischen Ratomiigliedern unmöglich sei, ans Antrag von bürgerliche? Seite vertagt. * Pirna. Die Stadtverordneten ohne Vorstand. Nach dem zwei Mitglieder des kommunistischen Stadtverordneten- Präsidiums verhaftet mordeu sind und der 3. Vorsteher zur Zeit unauffindbar ist, ist das Stadtverordnetenkolleainin ar,genwärtig ohne Geschäftsführung. Die nat.-soz. Fraktion bat daher benntrant, ani die Tagesordnung der nächsten Sitzung deS Kolleginins als ersten Punkt die Neuwahl des Vorstandes zu sehen, ^er Schulleiter Renker (Soz.) hat sein Stadtoerordneteninandot niedergelcgt. * Pirna. HanSsnchungen und Waffenfnnde. Dir Polizei nahm neuerdings bei hiesigen führenden Komm»- nisten Haussuchungen vor. In Cop'tz wurden in einer Wohnung eine Granate, eine größere Anzahl Wurfgeschosse sowie ein Revolver gesunden und beschlagnahmt. Mehrere Personen wurden in Hott genommen. * Freiberg. Schwerer Krnftwagenunsall. Ein Todesopfer. Am Mittwoch mittag gegen V2I2 llhr ereig nete sich auf der Ttaatsst.'aße nach Großhartmannsdorf ein schwerer Krastwagenunschl. Eine aus Freiberg kommende Limousine fuhr iu Freiwald die sogenannte Telle hinab. Auf der linken Straßenseite war ein Sperrblock ausge stellt. Hierdurch dürfte der Kraftwagenftthrer irritiert worden sein. Nach Augenzeugenberichten bog die Limousine plötzlich links aus und fuhr mit furchtbarem Anprall gegen einen Baum. Der Wagen wurde völlig zertrümmert. Die Insassen wurden die Straßenböschiring hinunicrge- schleudert. Ein Insasse war sofort tot, während zwei In sassen schwere Verletzungen erlitten. Der Wagen soll aus der Leidiger Gegend stammen. - Mutzschen. Ein SittlichkeitSverletzvr fistgenommen. Dir hiesigen Polizei gelang es, einen erwerbslosen Arbeiter au» Wermsdorf feKzunehme», der i« der Gegend der Kirche und de» Marktes ou« der Schule k«mm«nd« Kinder in unsittlicher Weise belästigte. * Leipzig. Berliner Labendiebe in Leipzig verhaftet. Am Montag waren in einem Pelzkonfektionsgeschäst in der Goethestraße zwei unbekannte Männer als Ladendiebe aus getreten und hatten in einem unbewachten Augenblick einen Silberfuchs im Werte von 170 RM. entwendet. Die Täter wurden noch am gleichen Tage von einer Verwandten des Geschäftsinhabers aus der Straße angctrosfen, so daß die Festnahme veranlaßt werden konnte. In den Verhafteten wurden zwei als reisende Ladendiebe bekannte Berliner Kaufleute fcstgesiellt. Sie legten ein Geständnis ab, be- 2l.WM Des SlaMealers Mein im „Capitol" am 8. März 1088. „Ter Raub der Sabinerinnen" Schwank in 4 Akten von Franz und Paul von Schönihan. Wohlbekanntes Geschütz ward gestern abend ansgesahrcn mit diesem Schwank, von dem mau einst behaupten konnte, daß er altbewährt sei nnd immer mit Hallo und Jubel aus genommen werde. Ob heute alles noch so ist? Wohl kaum. Bor allem liegt das am Publikumsgeschmack nnd an dem Niveau, in dem es lebt. Nicht mehr sür Jedermann ist dieser Schwank geschaffen. Außerdem ist in den letzten Jahren zn viel über das ^heaterpublikuni ergangen, als daß man unbedingt darauf hoffen könnte, das hohe Haus würde bei jeder Situation der einzelne» Szene» restlos und spielend leicht mitgchen. Es konnte also Vorkommen, daß nicht jede „Bombe" dieses an sich köstlichen Humors des Stückes einschlng, sondern es konnte sich eeeigncu, daß hie und da Blindgänger zn verzeichnen waren. Aber, wie ge sagt: an den Künstlern lag das nicht! Die Aufführung war flott; es fehlte ihr nicht an Schliss, welche Gefahr bei Stücken, die sich sozusagen von selbst spielen, die keine toten Punkte haben, trotzdem auSgiebig vorhanden ist; freilich, cs war auch eiu altbewährter Thcatcrfachmaun nm Regie-Steuer, Direktor Curt Setzer persönlich. Auch für die seine ionmäßigc Abstimmung des Ganzen war dadurch die beste Gewähr geboten. Will man hier von einem Chorus der Darsteller sprechen, so war dessen Jncinanderspiclen eine PrüzisiouSleistuug; dank der ruhigen, leitenden Hand des Regisseurs. Der Erfolg war daher teilweise auch unausbleiblich, besonders bei den haus backenen Situationen; vor allem erwärmte sich das Haus am Spiel des 8. Aktes. Der Magnet des Schwanks ist sencr Emanuel Striese, Theatcrdirektor von Beruf. Schon manchen Striese hat man sehen können; Komiker von Ruf und solche, die dazu gelangen wollten, mimten ihn. Und wer über einiges Talent verfügt, kann sich in dieser Rolle ausleben. Ohne „besondere" Begabung aber ist an sie doch nicht heranzn- kommen. Willi Foer sterling war hier so recht am Platze. Er verfügt über jene Quellen ausgiebig, die den Striese zu einer erfreulichen Wirkung kommen lassen. Alles mixte er durcheinander: zarte Höflichkeit mit beinahe bür gerlicher Würde; rührselige Resignation mit tnpisch sächsischer „Helligkeit"; sentimentale Gesühlsmclvdik mit hausbacken knöchernem Spott. Alles, aber auch alles einfach von köst lichem Humor; ein amüsautcs Spiel, au dem man seine wahre Freude Hai. Um ihn herum bemühte sich natürlich gleichfalls alles sehr für sich und das Ganze. Bon feiner Komik nnd nicht ohne elegische Untermalung war Ferd. Held - Magnens Professor Gollwitz. Drastisch nnd derb wie es sein sollte Trante ThenerkanfS Dienstmädchen Rosa. Hede Balz traf den rechten Ton als empfindliche, neugierige und schnell beleidigte Marianne, die junge Frau des Dr. Neu meister, den Richard Zinburg mit Temperament auS- stattetc. Die machthnngrige Professorin der Rosa Mühl und das muntere Töchterchen Paula, von Charlotte Feh re voller Liebreiz dargestellt, nicht minder auch Hans Schlicks komisch derber Weinhändlcr Groß und Artur Stiege» (allerdings etwas zn weicher) Emil Groß- Sterncck rundeten das Ganze ab. So kam cs, baß das leider nur mäßig besuchte Hans doch noch ans sich hcrausging, und hie und da tollem Lachen sich ergeben mußte. An Beifall fehlte cs demzufolge auch nicht. I. Tb-, R.