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Rr. 58. Sächsische Volkszeitung Seite 8 Revolte um die „komische Alte" Polizei, Feuerwehr und Zrrenwärter greifen ein Auf der Readbühne in Philadelphia gab es dieser Tage «inen regelrechten Aufruhr, der nur mit Blühe von der Polizei, der Feuerwehr und der Thenterleitung beigelegt werden tonnt«. Schuld an dieser Palastrevolution war eine einzige Frau, nämlich die „komische Alte" des Theaters. Liese Dame, Mrs. Syline Stoerwaery, ist wegen ihrer Spottlust ebenso bekannt wie gefürchtet. Sie zählt zwar erst 3t Jahre, spielt aber bereits seit vier Jahren die Rollen ihres ehrwürdigen Faches. Mehr als einmal lies; sie ihrer bos haften Zunge freien Lauf, und ihre Kolleginnen konnten sich grün und blau ärgern, wenn Mrs. Syline Stoerwaery ihre schauspielerischen Leistungen „begutachtete". Die prominente sten Stars und die kleinsten Statisten waren ihr als Objekt dieser Betrachtungen gleich willkommen. Bor einigen Wochen bekamen die Darsteller der Readbühne di« ewigen Sticheleien Sylines endlich satt, und sie richteten an den Direktor die Aufforderung, die unbeliebte Kollegin zu ent lassen. Der Direktor war jedoch durch seinen Vertrag gebunden und hatte auch selber vor seiner „komischen Alten" ein wenig Angst. Syline blieb also weiter im Engagement, schwor jedoch, ihrer Kollegenschast den feindseligen Schritt mit Zinsen und Zinseszinsen hcimzuzahlen. Eines schönen Morgens erschien im Straßenverkaus eine neue Theaterzeitschrift, die in großer Ausmachung eine Rubrik „Was Philadelphia über feine Schauspieler wissen musj" brachte. In diesen Spalten wurden Sylines Kollegen derartig bloßgestellt. das; ein einziger Sturm der Empörung durch die Bühnen der Stadt ging. Denn was Syline da an „Kritiken", Tratsch und Bosheiten zum Besten gab, überstieg alle Grenzen. Unmittelbar vor der Abendvorstellung stellten Sylines Kollegen den Direktor vor die Wahl, entweder die „komische Alte" zu entlassen oder auf die Abhaltung der nächsten Aus führung zu verzichten. Der Theaterdirektor mus;te sich wohl oder übel diesem Diktat beugen. Aber Syline lies; sich nicht so leicht bezähmen. Die beiden Mitglieder der Abordnung, die ihr die Entscheidung der Direktion überbrachten, wurden mit Ohrfeigen und Fußtritten bedacht. Die gewalttätige Schau spielerin jagte sie schließlich mit einem abgebrochenen Stuhlbein aus ihrer Garderobe. Dann verbarrikadierte sie sich so, daß man die Polizei holen mußte, um sie zum Ver lassen ihrer „Festung" zu bewegen. Auch die Versuche der Polizei verliefen ergebnislos. Man wandte sich nun an die Feuerwehr um Hilfe. Di« Feuerwehrmänner schlugen das Fenster der Earde.rove ein und holten Syline, die wie eine Rasende um sich schlug, auf diesem Wege heraus. Es blieb schließlich nichts übrig, als sie in eine Zwangsjacke zu stecken und sie unter großem Auf sehen ins Polizeigefängnis zu überführen. Die Schmähschrift der boshaften Mrs. Stoerwaery ist in der Zwischenzeit beschlagnahmt worden, aber die Revolte im Theater wird wahrscheinlich auch noch ein gerichtliches Rach spiel zur Folge haben.. König und Zigeuner Beifallsstürme um einen Zigeunerprimas. Es sind jeßt schon ziemlich viele Jahre her, da fand in der musikbegeisterten Hauptstadt Ungarns ein großer Wett bewerb für Zigeunerkapellen statt. Den ersten Preis holte sich damals der ungarische Zigeuner Laci Nacz XXXVI., der nach diesem großartigen Sieg auch sofort zum König aller Zigeuner ausgerufen wurde. Laci Nacz XXXVl. hat seinem Titel in der Folgezeit alle Ehre gemacht, und seine Laufbahn ist eine wahrhaft königliche gewesen. Dieser Zigeunerprimas, dessen Ruf und Ruhm sich über die ganze Welt verbreiten sollte, ist wiederholt East an alten Höfen Europas gewesen, und der König von England hat ihm sogar die Ehre erwiesen, ihn eines Tages an die königliche Tafel im Vuäingham-Palast zu bitten. Vor einem Jahr faßte der inzwischen gealterte König aller Zigeuner nun den Entschluß, mit seinem Orchester nach den Vereinigten Staaten hinüberzufahren, um sich dort in Amerika, das für ihn noch Neuland war, so daß er auf besondere Triumphe rechnen konnle. einen Abgang von der Bühne des Lebens zu schassen, wie ihn vor ihm noch kein Primas gehabt halte. Seine Hosjnungcn haben sich auch in vollem Umfange erfüllt. Sowohl in Nenyork wie in Ehikago, überhaupt überall, wo er austrat, wurde er mit einer geradezu zügellosen Begeiste rung gefeiert, überall brausten die Beifallsstürme durch die Konzertsäle, nnd seine Ankünfte und seine Abfahrten in den Städten glichen wahren Triumphzügen. Am meiste» gefreut hat ihn jedoch die Begeisterung, mit der er bei seinen Lands leuten, den ungarischen Bergarbeitern in Pennsylvanien, aus genommen wurde, denen er «ine Freivorstellung gab. Trotz der außergewöhnlich vorteilhaften Angebote, die Lari Nacz in den Vereinigten Staaten von allen Seiten erhalten Hatto, war er nicht dazu zu bewegen, in den Staaten zu bleiben. Es zog ihn wieder nach Ungarn, in seine Heimat, dorthin, so erklärte er selbst, wo er geboren wurde und wo er zum König gekrönt morden ist. Kompo-tteren mit Kindcrgeschrei. Spontini, der Komponist des „Wasserträgers", arbeitete stets in einem Zimmer, das auch seinen zahlreichen Enkel kindern als Spielraum diente. Ihr Geschrei und Lärmen störte ihn in keiner Weise. Nur dursten sie beileibe nicht einen von Spontini mit Kreide mitten durch das Zimmer gezogenen Erenzstrich überschreiten, der ihm gleichsam als unttbecsteigbare Maner gegen die Außenwelt galt und ihn genügend vor dieser zu schützen schien. Frommer Wunsch. Der gefürchtete Ches verläßt zum Staunen der Angestellten vormittags das Büro. Aus dem Schreibtisch läßt er einen Zettel zurück mit fol gendem Text: „Ich bin aus dem Friedhof." Als er zurülikam, war folgendes darunter geschrieben: »Die Erd« möge Ihnen leicht seins" Der Scheitel. „Unseren Freund Holmscn hab» ich schon lange Zeit nicht mehr gesehen. Wie sicht er denn jetzt aus? Trägt er das Haar noch immer in der Mitte gescheitelt?" „Allerdings, aber der Scheitel ist inzwischen 20 Zentimeter breit geworden." körssn vnrl ^iörlclo Dresdner Schlachtvlehmarkt vom S. März. Austrieb: Och sen 115, Bullen 338, Kühe 211, Färsen 38, Fresser 30, Käl ber 1512, Schafe 613, Schweine 3661, zusammen 5619 Schlacht, tiere. Preise: Ochsen al 31-33 (59), a2 29-36 (57), bl 28 bis 28 (51), b 2 23-25 (51), c 26-22 (53), Bullen a 29-31 (52), b 26-28 (56), c 21-25 (18), d 22-23 (18); Kühe a 26-28 (59), b 22-25 (16), c 17-29 (16), d 12-16 (37); Färsen a 31-38 (59), b 25—36 (55); Fresser ohne Notiz; Kälber a —, b 16—13 (67), c 35-38 (61), d 36-34 (59), e 24-29 (53); Schase al a2 42-43 (87), b 39-11 (87), c 35-38 (87); Schweine a 48 (66), b 47 (61), k 45-46 (61), d 43-44 (61),e 42-43 (61), g 43—45 (59). Uebernotizprcise bei Schweinen: 9 zu 52 NM, 26 zu 51 NM, 96 zu 56 NM, 123 zu 49 NM. Geschäftsgang: Rinoer und Kälber langsam, Schafe gut, Schweine mittel. — Ueberstand: Ochsen 12, Bullen 31, Küye 3, Schweine 73. Leipziger Börse vom 6. März. Das Geschäft war wieder lebhaft, ohne daß die Umsätze größeres Ausmaß annahmen. Färberei Glauchau und Elauziger Zucker se 3, Prehlitzer Kob- len 4 Prozent höher. Niedriger lagen Lhromo Nafork um 2,5, Falkensteiner Gardinen um 4 Prozent, Sächsische Bank 1,25 Pro zent erholt. Der Rentenmarkt hatte unverändert ruhiges Ge schäft. Leipziger Schlachtviehmarkt vom S. März. Austrieb: Och sen 119, Bullen 285, Kühe 246, Kalben 84, Kälber 749, Schaf« 976, Schweine 2987, zusammen 5416 Tiere. Direkt von Flet- scher» zugesührt: Rinoer 11, Kälber 12, Schase 239, Schwein« 151. — Preise für 56 kg Lebendgewicht: Ochsen 1 31—33, 2 27 bis 36, 3 25-26, 4 21-24; Bullen 1 29-31, 2 26-28, 3 23-25, 4 26-22; Kühe 1 28-36, 2 25-27, 3 26-24, 4 12-19; Kalben 1 31-33, 2 26-39, 3 18-23; Kälber 1 —, 2 43-56, 2 37-42, 4 39-36, 5 22—29; Schase 1 -, 2 39-41, 3 35-38, 4 36 -34, Schweine 1 46-47, 2 45-46, 3 43-44, 4 41-42, 5 38-46, 7 46—45. Geschäftsgang: Rinder Kälber und Schweine lang sam, Schase mittel. Ueberstand: Ochsen 31, Bullen 51, Kühe 34, Kalben 9, Kälber 22, Schafe 88, Schweine 222. Leipziger Eetreidegroßmarkt vom 6. März. Weizen inl. Durchfchnittsgual. 76-77 kg unverkäuflich; Prcisgebiet W 3 187: Roggen hies. Durchschn. 72—73 kg 157—158; Preisgebiet R 4 157; Sommergerste inl. Brauware 176—186; Futter- und Industriegerste und Wintergerste 2zeil. 166 -176; Wintergerste 4zeil. 166—165; Haser inl. gelber und weißer je 141-146; Mais La Plata 264—268; Mais cinanantin 212 -216; Erbsen inl. Viktoria 469—456. — Richtamtliche Notierungen: Weizcnllei» 11,5—12; Noggenkleie 16,75—11,25; Weizenmehl 36,3—31,3; Noggenmehl 22,8—23,3. Chemnitzer Schlachtviehmarkt vom 6. März. Austrieb: Och sen 131, Bullen 127, Kühe 313, Färsen 7, Kälber 726, Schase 819, Schweine 2688, zusammen 4199 Tiere. Geschlachtet wurden Sem Markt gestellt: Rinder 396. Kälber 78, Schafe 163, Schweine 174. Preise für 59 kg Lebendgewicht: Ochsen 1 39 32, 2 26—28, 3 24—25, 4 24—25, 5 21—33, 6 17—19; Bullen 1 29-31, 2 25-27, 3 26-23; Kühe 1 28-39, 2 22-27, 3 15-26, 4 19-13: Färsen und Fresser ohne Notiz; Kälber 1 —, 2 46—42, 3 36 bis 38, 4 39-34, 5 22—28: Schase 1 —, 2 46-42, 3 35-39, 4 28-34; Schweine 1 48- 56, 2 47-49, 3 45-48, 4 42- 46, 7 36—45. Geschäftsgang: Rinder schlecht, Kälber und Schase mittel, Schweine schleppend. Ueberstand: Ochsen 41, Bulle» 27. Kühe 34, Färsen, Fresser und Kälber ausverkaust, Schaf» 11 und Schweine 36.. Madrid, 7. März. In der DienslagnachmiNagssitzung stellte sich das neue Kabinett dem Parlament vor. Lerroux gab keine Regierungserklärung ab. sondern beschränkte sich darauf, eine allgemeine Amnestie für den 14. April, den Erinnerungstag der Republik, in Aussicht zu stellen. HaupIIchrlülkll«» G«okg Wtnlet: Vertret«» De. Gerhard Drsrtat. Verantwortlich sür den politischen nnd Nachrichten»'!!: Georg Winket: tir Lokales und Feuilleton: Dr. Gerhard Descznk, iämlüch tn Dresden. Verantwortlicher Änzelgenleiler: Theodor Winkel. Dresden Druck und Verlag: Germania Vuchdruckeret Dresden. Pollerltratze I?. D. A. II. 34: 5886. Am 8. Mürz, abends 10 Uhr, verschied nach schwerem Leiden unser lieber Bruder, Schwa ger und Onkel, der Prokurist Paul Bauer im Alter von 63 Jahren 9 Monaten. Dresden, den 7. März 1934. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen Emma Wolf geb. Bauer. Die Beerdigung findet Donnerstag, den 3. März, nachm. N5 Uhr, von der Halle des inneren katholischen Friedhofes, Friedrichstraße, aus statt. Wo lause ich dieses? - Wo lause ich das? Das Publikum hat in den Notjahren das Ein käufen verlernt, hat keine rechte Vorstellung mehr von dem, was jedes einzelne Geschäft zu bieten hat. Manches Geschäft hckt zudem manches abge- fchafft, anderes „sich zugelegt", ohne daß die große Masse der Käufer davon weiß. Ta gilt es für jeden Kaufmann, das Publikum durch Inserate über seinen Lagerbestand zu unter richten. Wie findet belratS- lihlgc» Mädchen den passenten Paitner zue Heirat? Durch eine .Kleine Anzeige* In der Söch>.Volkszeitung Dresdner Theater Opernhaus: Mittwoch Der Vogelhändler (7) Donnerstag Geschloffene Vorstellung Ricnzi (7) Kaufe bei. gnslalionsgel- u. zahle h. 10 - Mk p. Sick. — NLHeieS M. Grimm, Vrmburg Schauspielhaus: Mittwoch Lanzelot und Sanderein; Der zerbrochene Krug (8) Donnerstag Geschlossene Vorstellung: Die endlose Straße (8) Albert-Theater: Mittwoch Liebe in Not (8.15) Donnerstag Liebe in Not (8.15) Komödienhaus: Mittwoch Rutsch-Asphalt (8.15) Donnerstag Der Mann mit dem Kuckuck (8.15) IM- jüW M M in moderner Ausführung Residenz-Theater: Mittwoch Die Försterchristel (8) Donnerstag Die Försterchristel (8) Central-Theater: Mittwoch Venus in Seide (8) Donnerstag Venus in Seide (8) liefert kttnmla MÄe» Rundfunk Deutfchlandsender: Donnerstag, 8. März wir Kuden nockmals einen Posten vneßumLckisgs in 6er bekannt guten tzuslität kereinbekornrnen, 6ie zvir so lange 6er Vorrat reickt ?u lttelerbar in clon karben: grtin unU dlsu «dgeden cvercken. 6,35 Frühkonzcrl aus Berlin; dazw. 7,96 Nachrichten; 9,66 Ve- cussschulsunk:Der große Zug zum Osten; 16,60 Nachrichten; 16,16 Deutsche Spracl-e und Dichtung: .Wilhelm Busch". Hörsolg? van Heinz Schwitzke; 11,36 Zur Er- ösfnung der deulsck)en Automobil- Ausstellung; 12,16 Unterhaltungs musik (Schallplatten); 13,45 Nach richten; 14,66 Sinsoniscl)« Werke (Schallplatten); 15,15 Tierschutz funk für Kinder: Seltsame Tier freundschcksten; 15,45 Vorlesung aus „Briefe zweier Liebenden" oon Will Vesper; 16,69 Nachmit- tagskonzerl aus Breslau; 17,00 .Weißt Du nach, Kamerad?" Hör ¬ spiel von Bruno Fenzlaff; 17,30 Zur Eröffnung der Automobil- Ausstellung: Das deutsche Auto auf dem Vormarsch; 17,50 Schall- Kalten, die vergessen wurden. Mu sik auf dem Fundbüro; 19,00 Stunde der Nation aus Leipzig: .Doktor Johannes Faust", Hör spiel in 10 Bildern von Walter Nilbricht; 20,10 Orchestcrkonzert; dazw. 21,00 Hans Teßmcr Dra maturg der Städt. Oper, Berlin, spricht über die Uraufführung des vkonats: Paul v. Klcnaus „Michael Kohlhaas"; 22.00 Wetterdienst, Nachrichten, Sport; 22,20 Worüber man in Amerika spricht; 23,00 Nachtmusik aus München. Ein Bauplatz am Markt —— oder am Ning oder in den Hauptstrassen kostet viel Geld, ihn zu kaufen kommt sür den größten Teil der Geschäfte nicht in Frage. Aber sich in die vorderste Reihe zu stellen durch entsprechend klare, allgemein verständliche ansprechende Inserate in der Sächsischen Bolkszeituug -as kann je-er!