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Morgen - Ausgabe kür leipeig «»ad Vororte durch unser« Träger VL^UAvpkkef« . und Sp»dttrur»r»naltäglich in» you» gebrachtr monatlich t.SS M.. »ierteyährtich 3.73 M. Sei der chelchäftasteU«, unser« Zilialea und siuogadeftellen adgeholt: monatlich t M., vierteijährUch 3 M. Durch dl« Post: tanerhald veutschlaad« und »er deutsch«« Kolonie« monatlich l.Sd M.. vierteiiährUch ».LS M., auoschUegllch postdestellgetd. voo leipziger Tageblatt erscheint werttog» »mal, Sonn» u. Zetrrtag» tmat. ?n leipzig, den Nachbarortrr. und -en chrtrn mit eigenen ZIlialen wird di« ridcndauogad« noch am sibend Sea grschcinen» in» tzauo grliesett. Srrliner Nedaktion: ^n den Zelten 17. Zeralpre<t>»stnschlug: Moabit Nr. «»7. /trntsblcUt des Rates ru^.despollzeuirnLes der Stadt Leipzig NeäoNto« and Seschäftestell«, ?odannisgaff« Nr.». * Zerasprech-stnschlug Nr. >«»«. >4d»3 an» >«»»«. ISS. Jahrgang sür Sasarat« an» Leipzig «nd Umgebung dl, /I nzeigenpre^ e. »spaiUa« ptttt,»n,u p,„ dl, «eklamiHeile I m., vo» auamärt» 30 Pf., NrName« l.ro m.. Klei«, Anzeigen diepetitzeile nur Sd pf d.wi^erbaUtäb..3aserate »oa veh-rde« Im amtlichen Teil »le Petit» zell« Sb Pf. ch«schäft»aazeigen mit plaNvorschrift im Preis, erhöht. Kabatt «ach Tartf, 0eilag«a> S,famtaufl.LM.da«Toos«ad aueschl. Postgebühr. Mazeigea-staaabme! lohaaatogass««, b«t sämtlichen filialen a»a leipziger Tageblatt«» and allen ftanoaren-Lxprditionrn de» 3a» und stuelonüe». Seschüftastell« für Serlin a. die pr. Sraadendurg virektionwalter Zliegel, veriia w I» Moraarethenstralie «. §ernspr«ch»Nn>chluH, lüyow »»7! Vonnerswg, den 23. April. Nr. 203 1S14. ———WS ' Vas wichtigste. * Die Zweite Kammer beschäftigte sich am Mittwoch mit Anträgen zur Abänderung des Waf- sergesetzcs und mit zwei Dekreten über Tal sperren. (S. Bericht.) * In dem Westfälischen Husarenregi ment Nr. 2 inKrescld sind mehrere Soldaten an Typhus erkrankt. (2. Nachr. v. Tage.) * Der sranzösiscl-c Flicgerhauptmann Faure, der eine Zwischenlandung auf deutschem Bode n ausgeführt hatte, ohne sich bei der Behörde zu melden, ist disziplinarisch bestraft worden. lS. Ausl.) * Die amerikanischen Truppen haben die ganze Stadt Beracruz besetzt. Huerta hat den mexikanischen Gesandten in Washington ab berufen. (S. des. Art.) * Der Kampf zwischen Bergarbeitern und der Staatsmiliz in Denver hat nach den bisherigen Feststellungen 2 6 Opfer gefordert. (S. Nachr. v. T.) gedämpfte Töne. wird die Sache peinlich. Der König von England und Präsident Poin- carö haben an prunkvoller Tafel die üblichen Trinksprüche ausgebracht. Der Wortlaut war natürlich auf das genaueste vereinbart, was nicht hinderte, daß eine gewisse Verschiedenheit der Ausmachung auffiel. Der "Ton macht die Musik. Wir sind auf jene Beobachtung schon gestern bei der Mitteilung der beiden Reden zu sprechen gekommen, hatten aber nicht erwartet, daß man auf englischer Seite Wert darauf legen würde, noch unmittelbar hinterher in auffallender Form der französischen Begeisterung einen Dämpfer zu versetzen. Das ist aber tatsächlich geschehen. Aus London kommt nämlich eine Drahtmcldung folgenden Inhalts: . ' Der Sonderberichterstatter des Rcutcrjchen Bureaus, der den König auf seiner Pariser Reise begleitet, ist zu folgender Erklä rung ermächtigt: Was die bevorstehenden Besprechungen während des Besuchs des Staatssekretärs Grey und die mutmaßlichen Ergebnisse der Zusammenkunft des britischen und des französischen Ministers des Aeußcrn betrifft, so kommt ein neues, formelles schriftliches cnglis ch-f ranzösischcs Abkommen, welches von einigen Stellen vermutet wird, nicht in Frage. Die Bo ziehungcn Englands und Frankreichs sind gut und fest begründet und auf der Grundlage gegenseitigen herzlichen Einvernehmens stark befestigt. Zweifellos werden Angelegenheiten von beiderseitigen: Interesse, wie die der Reuen Hebriden, besprochen werden. Die An nahme ist jedoch grundlos, daß Grey und Doumerguc eine Liste von Angelegen heiten für einen formellen Meinungsaustausch planten. Wenn eine Grundlage des Einver ständnisses besteht, wie bei England und Frank reich, so werden Fragen, Ivie die genannte, bes ser zwischen den technischen Experten erledigt. In den englisch-französischen Beziehungen ist tatsächlich keine formellere Art und Weise not wendig, ebensowenig wie ein Abgchcn von dem bestehenden Einverständnis. Obwohl als Er gebnis des Pariser Bcsuci-eü eine Erweite rung der bestehenden Beziehungen nicht zu erivartcn ist, so darf doch auf eine klarere Definition des bestehenden Einverständnisses gerechnet werden. Diese merkwürdige Auslassung soll also, das ist der klar ausgesprochene Zweck, das Aufkom men der irrtümlichen Meinung, es sei ein förm liches Bündnis im Werke, verhüten. Wer hat aber diese Meinung in die Welt gesetzt? Fran zösische und russische Blätter haben dies getan, obwohl von englischer Seite Hchon bei der An kündigung des Besuches des englischen Königs paares dieser Auffassung mit aller Entschieden heit cntgegcngetretcn worden ist. Grey hat erst vor kurzem in einer vielbesprochenen Rede, die „Ucbernahmc von festen Verpflichtungen", die England bei der Behandlung seiner Angelegen heiten die Hände binden könnten, ausdrücklich abgelehnt. Wenn diese Erklärung jetzt in dem Augenblick wiederholt wird, wo König (^Korg noch als Gast auf französischem Boden weilt, so muß das in höchstem Maße auffallen. Es wäre kein Wunder, wenn Herr Poincarv und .Herr Doumcrgue darin eine verletzende Vor sicht erblicken würden, denn cs entsteht ja der Eindruck, als sei diese abermalige Erklärung nicht nur zu einer Berichtigung der öffentlicknm Meinung, sondern auch zu einer Ablenkung et waiger diplomatischer Versuche, die englische Politik trvtzalledem für eine stärkere Bindung zu gewinnen, bestimmt. Doch das wäre erst recht eine merkwürdige Maßnahme, denn cs ist doch wohl selbstverständlich, daß Herr Grey seine grundsätzliche Meinung über solche Ver suche in aller Form längst mitgeteilt hat. Nun wird am Schlüsse freilich gesagt, wenn auch eine „Erweiterung der bestehenden Beziehungen" nicht zu erwarten sei, so dürfe doch auf eine „klarere Definition des bestehen den Einverständnisses gerechnet werden". Was heißt das? Im Zusammenhänge mit dem Vor- hcrgegangencn deutet cs eher auf den Wunsch, ein für allemal dem Frcundschaftswerbcu Frank reichs eine bestimmte Grenze zu ziehen, als auf die Geneigtheit zu weiteren Zuge ständnissen. Ist das die wahre Meinung, so werden wir bald an der Stimmung der fran zösischen Presse merken, daß mau in Paris um eine Enttäuschung reicher ist. Es wird dann heißen: was nützt eine Freundschaft, die bei jeder Gelegenheit ihre Vorbehalte von neuem betont! Was man in Paris und Petersburg will, ist die feste Zusage Englands, in einem etwaigen Kriege mit Deutschland auf die Seite des Zwei bundes zu treten, auf daß Dreibund gegen Drei bund stehe, und eben diese Zusage kann Eng land nicht geben. Rach alter Gewohnheit will cs freie Hand haben. Wenn das für uns noch keine unbedingte Sicherheit ist, auf die wir uns cinrichten könnten, so ist cs doch immerhin gut, daß auch in der Rechnung unserer Gegner Eng land ein unsicherer Posten ist und bleibt. * * * Paris. 22. April. (D ra h t m e l d u n g.) Der König von England empfing heute vormittag den russischen Botschafter Iswolsky. — Die Ma jestäten begaben sich um 11 Uhr nach der englischen Botschaft, wo sic verschiedene Abordnungen emp fingen, die Adressen überreichten. Das Königspapr nahm das Frühstück in kleinem Kreise. Paris, 22. April. (Drahtmcldung.) Der Präsident der Republik und Frau Poincare fuhren heute nachmittag nach s^2 Uhr vor der eng lischen Botschaft vor, wo der König und die Kö nigin von England in ihrem Wagcn Platz nahmen, um sich unter den Kundgebungen der Menge zur Truppenschau nach Vincennes zu be geben. Soll das Konkurrenzklauselgesetz zustande kommen oder nicht! Vom Justiziar Dr. Zunü, M. d. N. Bekanntlich hat der Reichstag in der letzten Sitzung vor Ostern die zweite Beratung dieses Ge setzes turz abgebrochen. Das geschah, nachdem der Staatssekretär des Reichsjustizamtcs eine Er klärung abgegeben hatte, nicht etwa nur für sich und das von ihm vertretene Reichsamt, sondern namens der veroundeten Regierungen. Zeder er fahrene Parlamentarier weiß, was das bedeutet. In solchem Falle geht es hart auf hart, und es heißt: Soll das Gesetz zustande kommen oder nicht? Es war deshalb nur vernünftig, wenn der Reichstag den Wunsch hatte, cs möchte den Hauptintercssenren bei der Sache, namentlich Len großen Handlungsgehilfen verbänden, Gelegenheit gegeben werden, in dieser letzten Stunde, nachdem eine vollkommene Klärung über die Stellung der verbündeten Regierungen ein getreten sei, sich in einer verantwortlichen Weise und rn vollem Bewußtsein der Verantwortlichkeit dar über zu entscheiden, ob man nehmen will, was zu haben ist, oder ob man den bisherigen Rechtszustand vorzieht. Nicht ohne Humor und treffend wurde im Reichstage gesagt: das sei eigentlich gut „demo kratisch". Allein die unentwegte, wie üblich in sitt licher Entrüstung aufjchäumende Sozialdemokratie wollte das nicht einsehcn. Man spricht von „Um fall". Natürlich! Dies Wort wird ja mit Vorliebe und Gedankenlosigkeit dem politischen Gegner an gehängt. Man fabelt vom „kaudinijchen Joche", das die Regierung errichtet habe, und was solche stark abgenutzte Redensarten mehr sind. Die Lage ist zweifellos kritisch. Wer innere Fühlung hat mit Angestelltenkreisen und die Fähigkeit besitzt, sich in ihre Gedankengänge zu versetzen, weiß, wie lebhaft die Frage der Konkurrenzklausel — aut verdeutscht „Wettbewerbsoerbot" — die Gemüter be schäftigt hat. und wie sie, wohl etwas übertrieben, geradezu in den Mittelpunkt einer Standesbewegung geschoben worden ist. Um so dringlicher ist die Mahnung zur Besonnenheit, um so ernster die War nung, wohlgemeinten Rat nicht in den Wind zu schlagen. Dieser Rat kann auch von jetten solcher, die die sozialen Bestrebungen der Angestellten so weit als nur irgend möglich zu unterstützen ent schlossen sind, gar nicht anders lauten, als: Zu greifen! Denn das neue Recht bedeutet aus jeden Fall einen großen Fortschritt, womit ja noch keines wegs gejagt ist, daß es der letzte Schritt sein soll und sein wird. Das eine ist sicher: eine völlige Be seitigung der Konkurrenzklausel ist jetzt nicht zu erreichen; aber wenn ihr das neue Gesetz noch nicht das Lebenslicht ausbläst, so würden doch die ver traglichen Wettbewerbsverdote in Zukunft nur noch seltene Ausnahmen sein. Muß sich doch der Prin zipal — um nur einiges aus vielem herauszuhcben — verpflichten, für die Dauer des Verbots eine Ent schädigung in der Höhe der Hälfte des Gehalts zu zahlen, sonst ist die Abrede von vornherein nichtig. Die oerbündcten Regierungen wollten nach langem Hin und Her nur bis zu einem Drittel gehen, sind aber bereit, in diesem Punkte noch werter nach zugeben. Man mag über diese sog. bezahlte Karenz denken, wie man will, namentlich vom ethi schen Standpunkt aus: sicher ist. daß sie auf die Kon. kurrenzklauscl stark eindänrmend, vielleicht sogar ver nichtend wirken wird. Gewiß wird die Karenz entschädigung bei niedrigem Gehalte absolut ge nommen nicht eben hoch sein. Allein es genügt, daß überhaupt eine bare Zahlung geleistet werden muß. Die Neigung dazu wird auf seiten des Prinzipals um so geringer sein, je unbedeutender — was sich in der Regel eben in der Kehaltshöhe ausprägt — die Stellung des ausscheidendcn Handlungsgehilfen war. Ferner: das Wcttbewerbsverbot soll insoweit un verbindlich sein, als cs nicht zum Schutze eines be rechtigten geschäftlichen Interesses des Prinzipals dient. Diese Bestimmung wird in der Praxis noch gan anders wirken, als man jetzt glauben mag, einerlei, wer juristisch gesprochen, die sogenannte Beweislast trägt: der bloße Einwand des Hand lungsgehilfen wird den Prinzipal zur Aufdeckung seines berechtigten Interesses an der Durchführung gerade dieses LIZcttbcwerbsvcrbotes zwingen. Im Falle des Streites muß der Prinzipal dem Prozeß gerichte darlcgen, warum er gerade diesem Ange stellten gegenüber und in diesem Falle auf der Einhaltung des Vertrages besteht, und der Richter wird dann die Berechtigung d-azu nachprüfen. Wollen sich etwa die deutschen Angestellten über mangelndes Verständnis unserer Gerichte für ihre soziale Lage beschweren? Für die Regel und im Ernste könnte diese Beschwerde nicht erhoben werden. Es fielen somit, wenn der Entwurf zum Gesetz würde, fast alle sormularmäßigcn, unnützen und gerade deshalb er bitternd wirkenden Konkurrenzklauseln weg; nament lich bei kleinen Gehältern, so daß die vielumstrittene untere Gchaltsgrenze fast in den Hintergrund treten wird, wobei gern zugegeben werden soll, daß man recht gut nach österreichischem Dorbilde mit der Gehaltsgrenze hätte höher greifen können, und daß der Widerspruch der verdünnten Regierungen gerade in diesem Punkte bedauerlich ist. Immerhin ist es ein Fortschritt, daß das Wettbewerbsoerbot bei Diensteinkommen von nur IstOO und weniger überhaupt nichtig sein soll. Nimmt man alle son stigen Sicherungen und Erschwerungen hinzu, so kann man dem Staatssekretär nicht Unrecht geben, wenn er sagt: in den seltenen Fällen eines wirklich be rechtigten Wettbewerbsverbotes, die schließlich übrig bleiben würden, rväre der Ausschluß der Erfüllungs- klage mit Treu und Glauben unvereinbar. Letzteres ist ia schließlich der Punkt, um den sich am Ende alles dreht. Nach bestehendem Rechte kann der Prinzipal, wenn eine Vertragsstrafe ausgemacht war. nur die verwirkte Strafe verlangen, nicht aber die Erfüllung, d. h. die Ablehnung oder Aufgabe der Konkurrcnzstcllunq selbst. Dieser Anspruch auf Er füllung soll allerdings nunmehr möglich sein. Das sei ein Rückschritt hinter das bestehend« Recht, eine unerträgliche Verschlechterung, lagen die Angestellten verbände! eine natürliche Folge der Umgestaltung der Konkurrcnzklausel, wie sie das neue Gesetz bringe, sagen die verbündeten Regierungen . . . Man kann nun die Empfindungen der Verbände verstehen und würdigen: allein sicher ist, daß die Konkurrcnzklausel des neuen Rechtes eine ganz andere sein wird. Von Rückschritt und Verschlechterung könnte also, streng genommen, nicht die Rede sei, vielmehr stünde der Satz: Das Wettbewerbsgesctz soll zwar selten und sparsam, und nur im Falle wirklicher Notwendigkeit, dann aber auch wirksam angewandt werden, mit dem Gedanken unserer Rechtsordnung und der erforder lichen Achtung vor dem Gesetze durchaus im Einklang. Allein es wird schwer, wenn nicht unmöglich sein, noch in letzter Stunde sachlich zu überzeugen, wo schon soviel Worte gewechselt wurden, soviel Tinte geflossen und Druckerschwärze konsumiert worden ist. Hier handelt es sich um Politik! Mit Recht sagt man: Politik sei d-ie Kunst des Erreichbaren. Kein Kunst stück — um im Bilde zu bleiben —. vielmehr eine wahrhaftig billige und schlechte Leistung wäre es. den Unentwegten zu spielen und die auf dem Tische liegende Einigung mit der Regierung abzulehnen, etwa in dem Bewußtsein, daß eine vernünftigere Mehrheit d«s Gesotz mit seinen unleugbaren Dor- teilen ja doch zustande bringen werde. Es gab bis lang noch kein Gesetz, das alle befriedigte, am aller wenigsten ein sozialpolitisches? In letzter Stunde gilt es fetzt, mit warmem Herzen und kühlem Kopse, namentlich aber im Vollgefühle der Verantwortlich keit, Vorteile und Nachteile abzuwägen. Wer dies tut, muß auch hier dazu kommen, daß er das Erreich bare hinnimmt. Noch eins: Das Gesetz beschränkt sich auf die Handlungsgehilfen. Schon aber hat der Staats sekretär in Aussicht gestellt, daß die technischen An gestellten nachfolgen sollen. Also ein weiterer Schritt zur sachlichen, wennschon nicht formellen, Vereinheit lichung des Angestelltenrcchts. Das Kaufmannsrecht gebt wieder einmal voran, cs ist der Pionier für die änderen. Ein guter Pionier nützt jeden Terrain vorteil aus, wenn er damit dem Endziele näher kommt. Der Krieg in Mexiko. Wir haben bereits in unserer gestrigen Abendnummer umfangreiche Drahtnachrichten über die nunmehr tatsächlich ausgebrochenen Feindseligkeiten zwischen der Union und Mexiko veröffentlicht. Veracruz ist von Landes truppen der Union besetzt. Tampico wird voraussichtlich binnen kurzem dem gleichen Schicksal erliegen. Es sind Schüsse gefallen, es hat Tote und Verwundete gegeben. Der Krieg ist also ausgebrochen. Die Amerikaner halten freilich zunächst immer noch an der Fiktion fest, daß es sich nur um eine Besetzung wichtiger Hafcnorte zur Perhinderung von Waffen- und Munitionszufuhr für die Mexikaner handle. Eine Blockade der Häfen ist offiziell den Mäch ten noch nicht angezeigt. Gerade infolge dieser Halbheiten und Unschlüssigkeiten Wilsons er geben sich aber bereits Schwierigkeiten. Der deutsche Dampfer „P piranga" von der Hamburg-Amerika-Linie hatte eine Waffen- ladung für Huerta an Bord; er lief am Dienstag abend in Beracruz ein. 2n Washington ist man der Ansicht, daß eine Behinderung des deutschen Dampfers nicht möglich sei, weil bisher noch keine Blockade über Vera cruz verhängt ist; im übrigen sei es dem Er messen des Admirals Fletcher überlassen, wie er in Veracruz vorgehen will. Dieser hat denn zunächst die Ausladung der Waffen und der Munition in dem von den Amerikanern besetzten Zollamt verlangt, dann aber, offenbar auf Weisung aus Washington, diese Forderung widerrufen. Die „Bpiranga" wird also voraus sichtlich die Waffen an Bord behalten, wird die deutschen Flüchtlinge aufnehmen — dazu ist sie vom deutschen Gesandten in Mexiko bereits aus ersehen — und wird dann vielleicht doch den Hafen von Veracruz wieder verlassen. Während der friedselige Herr Wilson durch seine Unentschlossenheit hier Unklarheiten schafft und Schwierigkeiten verursacht, wird ihm vom Senat in Washington immer heftiger zugesetzt. Zweifellos wird dieser mit seinerForderung eines schärferen Vorgehens gegen den Staat Mexiko durchdrücken. Das hat sich auch bereits Huerta offenbar selbst gesagt; er hat seinen Gesandten in Washington abberufen. Die offiziellen Be- ziehungenMexikoszurUnion sind alsoabgedrochen. Wir verzeichnen folgende Drahtmeldungcn: Die Senatsdebatte über Mexiko. Washington, 22. April. Die Debatte im Senat über die Resolution über Mexiko trug einen leidenschaftlichen Charakter. Es wurden viele bemerkenswerte Reden gehalten, darunter die Rede des Senators Root, der verlangte, daß das in der Resolution für die Handlungen des Präsidenten vor geschlagene Wort „Rechtfertigung" nicht mit dem Zwischenfall in Tampico, sondern mit der langen Reihe von Verbrechen begründet werde, die gegen das Leben und Eigentum ameri kanischer Bürger begangen worden seien, mit Einschluß derjenigen, die in Norümcxiko, wo die Insurgenten herrschen, verüvt worden seien. Ein Zusatzantrag zu der ursprünglichen Resolution, der vorschried, daß die Unionstaaten nach Niederwerfung des Gegners sich wieder aus Mexiko zurück ziehen und alle Teile Les Landes seinen Be wohnern überlassen sollten, wurde abgelehnt. Abbccufnilg Ul'xilau sü cn GZanVtcn. Wajninntou. 22. Ter mexikanische G:jchus»sttäg7r Aigara wo Le uo.i v.ena an- gewrseu, uorn Staats,etrriär iryru eine >-äjje zn ueritiu reu. — Zetter ro;.ö .o.! ; Micro ««>>»- jicbeuLer, ade» urnt um.t.ch.r L»cüe ert ön, Huertu haue das Ecsncie r gesrcilr, sic Vcr- cuwlte. Staate.r mochten cqre» Ge,ct,ast trauer i r -srcxuo, L'Syaugdnesiy, .ibzernsrr. Am.rr uni ch? FlnchtUüg.' ungehalten. New Pork, 22. April. Nach eurer Depesche aus Beracruz sind zwei Erjenbahnzüge voll amerikanischer F l ü ch t l i n g e rrgencwo zwischen Mexiko und Veracruz an gehalten worden, man glaubt auf Anordnung des Generals Ak aas. Die Telegraphenverbindung mit der Hauptstadt ist ab- geschnitten. Der deutsche Dampfer „2-piranga" ,n Beracruz. Veracruz, 22. April. Der Dampier der Hamburg- Amerrka-Lune „Ppiranga", der vom deutschen Gesandten zur Aufnahme d e u t < ch e r F l ü ch t - linge requiriert worden ist, ist gestern rn den Hasen eingesahren, nachdem er dem Flaggschiff signalisiert hatte, daß er sich freiwillig unter den Befehl des Konteradmirals Fletcher stelle. Der Kapitän gab dem Konteradmiral die Versicherung, daß er sich nicht außerhalb des Bereichs des Flagg schiffes entsernen werde. Etwas seltsam mutet der Inhalt solgender Draht-. Nachricht aus Washington über die „Ppiranga" an' Washington, 21. April, abends. Der für die Aus nahme deutscher Flüchtlinge requirierte Dampier der Hamburg-Amerika-Linie „P plranga" ist mit dem sür die mexikanische Regierung be stimmten Waffen- und Munitions- transport in Veracruz eingetroffen. Der ameri kanische Admiral Fletcher verbot anfänglich dem Kapitän, den Hafen mit Waffen an Bord zu verlassen. Die amerikanische Re gierung präzisierte aber inzwischen ihren Stand punkt dahin, daß sie zwar hofft, die Waffen» jendung werde in dem von amerikanischen Truppen besetzten Zollamt von Veracruz gelandet werden, um dort amerikanischcrfeits verwahrt zu werden. Da indessen ein Kriegszustand nicht be stehe, beanspruche sie nicht das Recht, die Ab fahrt des Dampfers zu verwehren oder über die Waffenjendung eine Kontrolle auszuüben, cs sei denn, daß sie in dem von amerikanischen Streit- krästen besetzten Zollamt gelandet werde. Admiral F l e t ch e r e n t s ch u l d i g t e s i ch aus die Weisung seiner Regierung bei dem deutschen Kapitän. Besetzung der Ltadt Veracruz. Washington, 22 April. Ter amerikanische «anfnl in Prracr«;, namens W. W. tzaaaVa