Volltext Seite (XML)
wird, steht um so mehr dahin, als konservative Tradition für Elsaß-Lothringc» ein strasses preu ßisches Regiment verlangt und niemand weih, ob Herr v. Dallwltz süddeutscher und speziell elsässischer Eigenart ein tiefer? Verständnis adzngewinncn vermag." Auch die „Vojjiichc Leitung" glaubt, Herr von Dallwitz werde es vermeiden, preußisches Regiment ins Rcichsland z» verpflanzen: „Als Lanbrvl vernnglüüt, dann tleinslaatiiä>e Exzellenz, preußischer Oberprästdent, Minister des Innern, Statthalter der Reichslande — eine seltene Laufbahn. Herr von Dallwitz ist nicht eigentlich Reaktionär von Herzen, aber er war es in dem ostclbischcn Milieu. Die preußischen Junker sahen in ihm den „starken Mann", und er konnte sich ihrem Einfluß nicht ent ziehen. Wenn sic von ihm erwarteten, daß er die von dem Träger der Krone als wichtigste Ausgabe der Zeit bezeichnete Reform des preußisches Wahl rechts verhindern werde, wie hätte er seine freunde enttäuschen sollen? Dam fühlte sich t-er „starke Mann" nicht stark genug. Also, wenn es zu der Wahlreform kommen sollte, mußte zuvor Herr von Dallwitz fallen, Jetzt ist er die Treppe binauf- gefallcu. Er hat vor einiger Zeit unter schwerer Krankheit gelitten, deren Nachwirkung sich noch mitunter fühlbar macht. Er wird cs nicht unlieb sam empfinden, dem Mittelpunkte der politischen Kämpfe entrückt zu werten. Zn Straßburg wird er zwar das Oberhaupt dcr Regierung sein, aber nicht regieren. Die Aufgabe wird vorzugsweise dem Staatssekretär Grafen Rödern zufallen, mit dem ihn verwandtschaftliche Band« verknüpfen. Auf der einen Seite der Reichskanzler, auf der an deren der Staatssekretär, wird Herr von Dallwitz in seinem neuen Wirkungskreise vielleicht bald freieren Blick gewinnen und erkennen, daß für die astelbisch-junkerlichen Methoden kein Ra u m in Elsaß- Lothringen ist." k>olitilette Ueberliettl Fortschritte -er Organisation -er -eutschen Militaranwärte. Die Organisation dcr deutschen Milimranwarter I>at im verflossenen Jahre bedeutende Fortschritte ge macht, wie ans soeben abgeschlossenen Berechnungen herovrgeht. Der Bund zahlte 1912 insgesamt 710 Vereine mit 73 751 Mitgliedern. Ende .913 dagegen 710 Vereine mir 77 012 Mitgliedern. Dcr Zuwachs gegen das Vorfahr ergibt also 30 Vereine mit 11^8 Mrtglieoer".. i.'»6 Vereine des Bundes deutscher Mr- litäranrvärtcr habe,' gegenüber dem Vorjahre zu- genammen, algenoinmcn haben nur 191 Vereine, während 93 Vereine ihren bisherigen Bestand behal ten hoben. Die prc,entiiale Zunahme des Bundes beträgt 7>,68 Prez. Die Zunahme dcr einzelnen Landesverbände zeig» folgende Aufstellung: Anhalt 0.07 Pro;.. Baden 10,18 Proz., Bayern 5,39 Proz., Berlin 5,19 Proz., Brandenburg 7.41 Proz., Bremen 1.11 Pro»., u.l>aiz-Lothrln.gen 3,13 Proz., Hamburg x,7>9 Proz.. Hannover 1,96 Proz., Hessen 2M Proz., Hesjen-Rassau 3,01 Pioz., .Kurhesscn 5,22 Pro.z.. Lausitz >,«:i Pro,., Mecklenburg 1,70 Proz., Oberschlesien 1,67 Pro-,.. Ostpreußen 6.33 Proz., Pommern -1,12 Prozent, Posen 0,57 Proz., Rheinland 5,20 Proz., König reiä, Sachsen 5,17, Proz., Provinz Sach jen §19 Proz.. Schlesien 6,12 Pro;., Schleswig Hol stein 7,5' Pioz. Thüringen 6,97 Proz., 'Westfalen 7,13 Proz., 2l<cstp.eüfze" 6,12 Proz. Abrcnommen hat allein der Uhrband Württemberg, aber nur um 0,27. Gestorben sind 212 Mitglieder. Streikstatistik. Daß unsere amtliche Streikstatistik nicht imstande ist, ein ganz zuverlässiges Bild von den Arbeit?- kämpfen zu liefern, hat die Regierung selbst im Reichstage anerkannt. Deshalb hat auch der Reichs log im Fahre 1910 zwei Resolutionen angenommen, die um eine Neuordnung der Streikstatistik ersuchen. Amtliche Erwägungen hierüber schweben bereits se'.t einem Zahrzehnt. da aber trotzdem die praktische Inangriffnahme dcr Reform auf sich warten läßt, tritt Th. O. Eassa n in der „Sozialen Praxis" dafür ein, das; die Streikstatistik endlich auf eine neue Grundlage gestellt wird. Eassau erblickte den Haupt- übclstand der bestehenden Einrichtungen in dcr Art, wie das 'Material zusammenlommt, und man wird ihm darin bcipflichten, das; die Polizeiorganc im ».ll- gemeinen nicht geeignet sind, einwandfreie statistische Erhebungen zu bewirken. Vielmehr verdient im Sinne Bissaus der unmitt lbarc Verkehr des Sta tistischen Amtes mit den Arbeiter und Arbeitgeber- Organisationen, der l>ei t-cr sonstigen Arbeitsstatistik die Regel bildet, ebenso den Vorzug, wie die Ver wendung sachkundiger Spezialbeamter für die Nach prüfungen. Die Schwierigkeiten sind, da die Gewerk schaften zur Mitarbeit bereit sind, und da die Arbeit geberverbände ihre Unterstützung nicht versagen wer den, zu überwinden. Mit Hilfe beider Gruppen ließe sich gewiß zuverlässiges Material für alle Arbeits streitigkeiten, auch die slrcikloscn. beschaffen. Eine -reiste Erfin-ung. Der Verein für das Deutschtum im Ausland bittet uns in eigener Sache nm Ausnahme der nachstehenden Erklärung: „Das in Oicnvest crsh'incnde Bialt „Magya- roszak" erzählt seinen Lesern, dasz im Berliner „Deutschen Schulverein" ein Herr Dr. Otto Rotter mann. lsthcfreüatteur dcr Auslandsrubrik der halb amtlichen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", einen Vortrag gehalten habe, in dem er als einzige Möglichkeit, den europäischen Frieden dauernd zu sichern, empfohlen habe, „den Brandl erd Europas", die ö st c r r e i ch i s ch - u n a a r i s ch e Monarchie, aufzuteile n". Wir stellen zunächst fest, das: ein Chefredakteur Dr. Otto Nottermann oder überhaupt ein Herr dieses Namens in dcr Redaktion der „Norddeutschen All gemeinen Zeitung" wie auch in dem Berliner Verein für das Deutschtum 'm Ausland, der zweifellos wohl mit dem „Berliner deutschen Schulverein" gemeint ist. sowohl dem N onen als auch dcr Person nach völlig unbekannt ist. Wir stellen zu zweit lest, daß in keiner Berliner Abteilung unseres Vereins ein derartiger Vortrag geholten worden ist. Der Verein für das Deutschtum im Ausland hat niemals darüber einen Zweifel ge lassen, daß er den Fortbestand der österreichisch ungarischen Monarchie als durchaus im Interesse des Deutschen Reiches liegend betrachtet. Er hat jeder zeit nur betont, dasz die Erhaltung der starken deutschen 'Minderheiten innerhalb dieses Staates in dessen eigenem Interesse gelegen ist. Dcr ganze Bericht des „Magyaroszak" kenn zeichnet sich demnach als eine dreiste Erfindung ohne jede sachlich Unterlage. Dcr Verein für das Deutschtum im Ausland nimmt nur deshalb von ihr Notiz, weil sie aus der obengenannten trüben Quelle auch in die Spalten eines angesehenen deutsch öster reichischen Blattes, dcr „Wiener Reichspost", hinein geraten ist und von dort miederuni durch reichs deutsche Blätter übernommen wurde." Frankreichs Liebe zu Rumänien. Das französische 'Werben um Ru mänien wird jetzt mit Hoä-sruä betrieben. Stephane Lauzanne, der Chefredakteur de? „Matin", den man auch, was bezeichnend ist, als „Lonst'leucier" nach Bukarest kommen liest und der vom Könige empfangen wurde, schreibt in seinem Blatte: .^Lon Len acht Ministern, die das gegenwärtige .Kabinett bilden, genossen sechs ihren Unterricht auf französischen Schulen und Universitäten. In den LäLea siebt inan nur jranzäsijäh: Bücher, in den Laboratorien wird keine andere als französische Wissenscimft angewandt, auf den Lehrstühlen dcr Universität nur französische Doktrin gelehrt. An diesen fernen Tore» des Orients finden wir Frank reich in Miniatur wieder, mit seinen Gesetzen, Sitten, seine: Kunst und Sprache. . . Ich sehe noch die Hände, die sich nach dem Reisenden ausstrecken, wenn man hört, Last er ein Franzose ist; ich sehe auch noch die blau weiß-roten Fähnchen, die wie aus einem Versteck heroorgeholt lverden und die di« .Kinder schwingen, wenn sic erfahren, daß ein Fran zose durch ihr Dors kommen wird; und ich sehe auch noch die Blumen, die die Studenten von Crajova mit dem Rufe: „Hoch Frankreich!" dem bescheidenen Vortragenden zuwaricn, der den Grust lrer geistigen Mutter überbrachte. Und ich höre immer noch einen Obersten als die natürlichste Sache von der Welt erzählen: „Bei den Klängen der Mar seillaise mobilisierte mein Regiment im letzten Jahre. Uno Schilder mit dcr Aufschrift: „Nieder mit Oester reich!" wurden während zwei Tagen durch die Buka- rester Straßen getragen und d^nu ans Gitter des Königlichen Schlosses gehängt." Auf einer Speise karte lese ich wieder den Satz, den ein Rittmeister als Tischnachbar für mich geschrieben: „Jeden Tag liebe ich Fraulreich mehr: heute mehr als gestern und viel weniger als morgen. . Und ich erinnere mich der Tagesordnung, sie 1K70 bei der Kriegs- erkcärnng vom Parlament in Bukarest einstimmig angenommen wurde: „Das Herz Rumäniens wird überall sein, wo die Fahne Frankreichs flattern wird!" Ab. wenn Frankreich nur wollte! Wie leicht würde es die Sympathien finden, die sich ihm an- bictcn! Welches Freundschaftsspiel es gewinnen könnte' . .. Man müßte sich allerdings weniger vom hellenischen Spiegelbild blenden lassen und mehr daran denken, daß die wahre Fricdensstützc im Bal kan die? ausblühende und heitere Rumänien ist. Unsere Leiter der Hochfinanz (Aba!) müßten auch ibren Patriotismus auf die Höhe ibrer Millionen er beben und nicht wieder, wenn sie mit der rumänischen Regierung über ein Geschäft verbandeln, wie :m letzten Jahre dem Finainmiyister sagen: „Wir wollen uns Zwar mit ihnen verständigen, aber unter dcr Be dingung, daß die deutschen Banken, mit denen wir ein Abkommen haben, an dem Geschäft teilnehmen." Mäo-' urMre Diplomatie daran denken, daß zwei Na- t'onen, d:e gleiche Bildung besitzen, bald auch gleichen Herzschlag verspüren können, gleiche Sympathien nnd gleiche Allcheu empfinden!" Abscheu vo> wem? Natürlich vor Deutschland und vor Oesterreich Ungarn, meint wohl Monsieur Lauzannc. Wir tun ihm wohl kein Unrecht, wenn wir annchmen, daß er sich bei seine: begeisterten Schilderung stark von dem Wunsche, seine rumänischen G'wlge ins rechte Licht zu setzen, bat bestimmen lassen. Deutsches Reich. * Deutschland und die MiuifterzusawArentunft in -lbbazia. Die „Norddeutsche Allge- meine Zeitung" schreibt in ihrer Wochen- rundschau: In einem fünftägigen intimen Bei sammcnsein haben Graf Bcrchrold und Mar quis di San Giuliano Gelegenheit gehabt, die schwebenden politischen Fragen eingehend durch,zufprechen. Eine beim Abschluß der Be gegnung veröffentlichte Mitteilung stellte in nach drücklicher Form die völlige Uebercin- stimmung in den Ansichten der Leiter der auswärtigen Politik Ocsterrcicb-Ungarns und Ita liens fest. Das glückliche Ergebnis der Be sprechungen von Abbazia wird, wie bei unseren Verbündeten, so auch in Deutschland mit aufrichtiger Genugtuung zur Kennt nis genommen werden. * Die Erhebungen zur Frage der Fannlien,zulagen. Es ist kürzlich gemeldet morden, die von dcr preußischen Regierung durchgeführtcn Ermitt lungen über die Familienvcrhältnisse der Be amten seien zum Abschluß gebracht und das Ergebnis läge den zuständigcn'Rcsforts nunmehr vor. Diese Meldung scheint teilweise zu der An nahme geführt zu haben, daß die gewonnenen Unterlagen demnächst für eine gesetzliche Einfüh rung von Kindcrznlagen verwertet würden. Diese Annahme ist aber nur geeignet, zu Enttäuschun gen zu führen. Die Erhebungen über die Fa- inilicnvcrhältnisse dcr Beamten, die die Reichs regierung in Gemeinschaft mit dcr preußischen Negierung veranstaltet hat, beruhen auf einer Resolution des Reichstages. Das gewonnene Er gebnis hat jedoch einstweilen nur statisti sche Bedeutung. Nachdem eine Reihe von Gemeinden dazu übergegangen sind, in ihre Be soldungsordnung nach dcr Kinderzahl abgestnstc Familienzulagen einznführen, war eS von Inter esse, fcstznstellen, welche finanziellen Folgert die Einführung solcher Zulagen für die Beamten des Reichs nnd Preußens haben würde. Die Absicht mit der Einführung solcher Zulagen vor zugehen. besteht jedoch einstweilen weder im Reich noch in Preußen. * Eine polnische Agitationswoche nach dem Vor bild« der roten Woche hat das polnische Krciswahl- komite« in Herne (Westfalens veranstaltet. 10000 Aufrufe des Krciskomitecs und 6000 Ausrufe zum Spenden von Gaben für den 'Bau eines polnischen Vcr«inshaus«s in Herne wurden verbreitet. Der Erfolg bestand darin, baß 152 Mitglied«: für die 'Wahlvereine gewonnen wurden, und zwar 290 für die drei ni H.rne selbst bestehenden, der Rest für di« benachbarten. lieber das Ergebnis der Spenden wird nichts mitgetcilt, sie werden allo sehr lpärlich geflossen sein. Ausland. Frankreich. * Die Zwischenlandung eines Fliegerhauptmanns auf frnnzösilchem Boden. Wie aus Paris gemeldet wird, Hal der K r i e g s m i n i st e r sofort einen Bericht über die Zwischenlandung des Flieger hauptmanns Fort!' eingefordert, die dieser in der Nähe von Rßzorwüke ausgesnhrt hat. Forth Hal damit inkorrekt gehandelt, daß er, als er von herbeigeeilten Leuten erfuhr, er sei auf deutschem Boden gelandet, sofort wieder am- gestiegen nnd nach Fraulreich ziirückgeflogen ist Er hätte sich uactz den zwischen Deutschland uu^ Frankreich getroffenen Vereinbarungen bei der nächsten deutschen Behörde melden und erst die Ertei'nng der Erlaubnis zum Rück fluge abwarteu müssen. Voraussichtlich wird gegen ihn ein Disziplinarverfahren eiugeleitet werden. Rvfilan-. * Eine Sympathiekundgebung französischer Juristen. Wie aus Petersburg gemeldet wird, haben fran zösische Juri st en den finnländischen Richtern, die im Petersburger Gefängnis eine Strafe wegen Verstoßes gegen das Gleichlkrechtigungsgesctz vor büßen, in einem gemeinsamen Schreiben ihre Sym pathie ausgcdriickt. * Gegen die auswärtigen Versicherungsgesell schaften. Wie aus Lodz gemeldet wird, sind bei 16 Agenten ausländischer'Lebensversicherungen, die in Rußland nicht konzessioniert sind, nachts Haus suchungen vorgenommeu nnd eine Menge Papiere be schlagnahmt worden. Alle, bei denen belastendes Material gefunden wurde, werden zur gerichtlichen Verantwortung gezogen werden. Ist OVIDkM Q, Omsr^ntz^söc.-ec QN^ver^err'cTsckvrHX ZF X«r»i«r2Z«?7I>r'esctsr^.TrKr ttUFcr 2tstr AS nottiekdrsrrt 3 bl cüXörügLvorrLLcbserr O Triuttpet r D ZliWkleuliMt MeOrmg. lös Roman von Paul Burg. (?!acl>öruli vcrbülcic.) Das Brummen des Motors, das Brodeln des Oels war ihr längst schon eine liebe Melo die, auf die sie Tag nnd Nacht mit aller .Hin gebung horchte. Es war ein stolzes Flugzeug, das in schnellem Flug heran'choß, in der .Gide blieb und den Platz überquerte. Hinter den Flugschnppen hörte das Motoegeränicb am 'Alle horchten nnd warteten. „Das ist er, gnädige Fran." sagte dcr Flug dircktvr neben ihr. Sie sah ihn glücklich an. „Herr von Bärenfprnng har seine besondere Landungsmethode. Er nimmt den Bogen beim Gleitslug sehr weit nnd setzt hoch an. Dabei hat man gute Uebe»ficht über das Gelände, kann beliebig answeichen, anjvringen lanS» uns schult sich auch gut für den Fall, daß einem nie! oben was passiert." Jetzt glitt der Flieger in iveilem, flachem Bogen über die Felder nnd fehle weil draußen auf dem Exerzierplatz ans, stand still. „Nanu? Da ist der Motor nicht wieder an- gesprungen. Ging gui . . ." Gemma fühlie Herztlopien. Sie hob 'ich auf die Fuß Pisten, nach dein Flugzeug ihres Etman Ausschau zu halten. Da ratterte es schon wieder los, und der große Vogel schoß in schnellen Stößen lärmend vor den Schuvpenvl,h. Bürcnspcnng stellte den Motor ab und wintie seiner Frau mit dcr .Hand zu. „Monteure!" Zwei Männer in blauen Kitteln kamen ans dem Schuppen aus das Flugzeug zugelaufen, Putzlappen in der .Hand. „Kühlwasser Nachsehen!" Sic liefen zurück, holten eine Letter nnd schraubten an dein Waist'rbebalter des Motors herum. Der Oberleutnant i n sitzen geblieben, er lehnte sich über den Bordrand. ,Herr Direktor, mit dem Knhlwaiserver- branch stimmt hier was nicht. Lassen Sie mal, bitte, genau anffnllen, nnd dann will ich ge rade 1.', Minuten oben bleiben. Wir müssen das mal selbst mir tonrrollieren." Gemma stand dabei, sah mit staunenden Augen auf die schlanke, blanke Maschine, das leuchtende Messing am Motor, die weißen Spannslächen nnd oic dünnen Berbindnngs- drabte. Sie empfand keine Furcht vor ihrer Fahrt, aber sie fühlte sich ein wenig verletzt, daß Ekman sic so gar nicht beachtete vor all den Leuten. Da rief er ihr schon zu: „Verzeih', Gemma: du weißt: Dienst —" Nicht einmal die alte häßliche Lederbrillc nabin er von den 'Augen. A >ei sie war glücklich über sein.' 'Warte nnd gab fröhlichen Herzens zurück: „Bitte, bitte, lieber Mann, laß dich durch mich nicht stören." '.Nau brachte ihr eine Sturzkapve, die sie sich nif die weichen Locken nregle und fest lchnallke. 'Auch eine Brille band ne vor'? ficht, zog den Regenmantel enger nm Nm und irar schnell ans den Dopveldecler 'n. Der Oberleutnant war fertig mir feinen 'Anordnungen, die Monteure vninen am Motor herum. Er zeigte ans dre Trittstufe und den Handgriff für den vorderen Sih. Die Trittstnfe war ziemlich hoch. Gemma raifte iiiit hastigem Gru: Manier und Kleid. Es ging noch nicht. Sie zog die Röcke übers Knie nitd slreckie den schlanken Ins; ßocban', schwang iico hinauf „Warum reicht inan der Dame :.me Lütter?" schnauzte der Direktor wütend die Monteure un. Gemma faß am blinden Steuer hinter dem Motor nieder. Ein Monteur stand an den Propellerfln^cln bereit. Der Oberleutnant jragie nach den« Sitze seiner Fran hin: „Bist du fertig'?" „Io!" „Dann tos! Plast da . . , ! 'Aus . . . an, auf! Los!" Alle sprangen zurück. Die Propeller schlu gen unwirsch herum. Der Motor raste mit keuchenden Stößen. Ein Griff ElmanS. Gemma spürte eilt Hüpfen, Laufen. Die Kornfelder am Exerzierplatz kamen naher, lagen mit einem Male unter ihr. Sie schwebte. Und hatte die brummende, brodelnde Me lodie des Motors in Armwcile vor sich. Du gutes Lier, dachte sie, es ist recht, daß man dich immer hübsch sauber hält, denn auf dich kommt ailes an. Sic lehnte sich ein wenig zurück und schickte den Blick zur Rechten über den Bordrand hin unter. Da lag der Rangierbahnhof. E-t unabseh bares Schicneumeer erglänzte im Scheine dcr sinkenden 'Abendsonne wie gleißendes Erz. Und schnelle 'Wagen, Lokomotiven glitten wie Ketten hin und her. Kleine Rauchsäulen wirbelten ciiivor. Lauter Spielzeug! Herrlich! Herrlich! Sie flogen so hoch über aller Welt dahin, Gemma und Eunan Bäremprung. Sie blickt» mu ganz leiser Bewegung nach links und fal> die Siadl. Stolz ragte der Rarhanstnrin über dem un endlichen Hänsermeere auf. Breit stand das kolossale Monuincnt der Völierschlacht am dunsti gen Horizont, klein wie ein Kinderspiclzeug. Den Blick voraus sperrte der rastlos ar beitende .Notar. Bald sah sie rechts und links Wald unter sich. 'Man fuhr die grüne Flut- riune entlang nnd bog rechts ab. Zwischen den Bäumen leuchtete der bläuliche Gtebelban des Krenzon'-gscheil Mausoleum.- an-, Gemma kannte cs: sie hakle cus ganz junges Mädchen noch zu- geschaut, wie ein «ungcr Diplomat, vou dem sic sagten, er sei ein besonderer Freund des Kai sers gewesen, dort mir königlichen Ehren be grabe.« wurde. Sie sah den unflätigen Herkules vor dcr Tannentniissc am aufblinlenden ElSte.ich mit den Hellen Strich, n des Birtenstandes, den schmalen Weg am Flusse, dann den Bauernstcig über den Fluß. Jetzt inilßle die kleine Vtllenstadl, ihr Häuschen auflauchen. Sie neigte sich ein wenig vor. Dcr setzte der Motor aus. Gemma erschrak auf den Tod. Sie bebte zurück. „Stillsitzen, Schatz!" mahnte in die tödliche Ruhe hinein eine liebe Stimme hinter ihr, Ekman. Die Hände, an den kalten Bordrand ge klammert, fühlte s«e ein leises Knirschen, ein schwaches Rucken und Gleiten. „Lieber Gott! Tn lieber Golt! Hilf uns beiden!" jammerte sie lautlos, vo!l höchster Angst, in ihrem Herzen. Umfing mit einem letzten Blick die schone Welt und sah sich abglcitcn in Tiefen und Tod. Leb' wohl, du Leben, Liebe, Glück! Sic erkannte mit einem letzten, leeren Blicke die Villcnstadt, den weißen Flügekbau ihre.- .Häuschens, ihres Glückes Gral und Grab. Das schwebte ihr entgegen wie ein letzter, seliger Traum. Das Leben grüßte den Tod. Ein Leierkasten quarrte unten am Riesen: Nur einmal blüht im Jahr dcr Mai. . . Das letzte, was sic wahrnahm. 9Uin kam dcr Tod, das grausige Zerschmettertwcrdcn . Ihre Sinne schwanden. „Na, da hättest du's ja nicht weit nach Hause, Schatz." Träumte sic denn. Das war doch Ekmcrns Stimme. Und lachend hatte er die Worte ge- sprachen. Zwischen Himincl und Erde! — „Gemma, wir müssen 'runter, er will nicht mehr. Mal sehen, — — aus der Wiese da Na, die Bauern werden sich Pedanten." Sic erwachte aus Todesängsten, yochte aus. Sprich, o sprich! jubelte es in ihrem Herzen. Sprich in meine Träume, meinen Tod, du lievcr, lieber Mann! Ach, dasz sie nie erwachte! jauchzte eS in ihrer Seele. Sie wiegte sich in Träume vom Tode und taumelnden Seligkeiten. Ihr Auge unterschied nicht mehr Himmel, Wald und Diese. Dal ruck, ruck, surrrrrr! Der Motor butterte friedlich wieder los und weckte sie aus wesenlosen Phantasien vom Sterben. (Fortsetzung in der Abendausgabe.)