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1SI4. aier. r: Sledval. . 3. AN» l. Möhn, vurlt. Redlich. Ixe!sek>ae» liügge. Moor. nn»r. »unisslo«, lm?i'tsrlN Slarle. t«e Tag.: >cnva r»r stießern. !aen >1. nnabend, »ausl c- » und Uchmar. oltcrS. >üye. rwinkel. !rug r- »aclts. lfrom. >cli. aurenr« irr Iqu». Zweiter Wohn- ele. roher«' Ihr. gleit. ich >m iveretn och ine ldand »i«z» Menü-Ausgabe kür Leipzig und Vorort- »urch unsre- tseSgre VstAUASzIrklfL. unöSp-oitrur-rmoltSgiichinohauog-brnchtr monatlich t.S» M.. vi-rtrhührlich Z.7! M »,t »,r »,schSft»st,Ue. unsren Ztltalr» un» Nuogad-NrUrn odgrholtr mona«ltch l M..o>«etr»»helichr M. Durch »I« postr ianrrhald vrutschlaa»» un» »er »»utschrn «olontra monatlich 1^» M., oirrtrliShrlich » r» M.. auoschlirSlich postd-st-Ugel». vaoL-ip-ig-rLagrdlatt erscheint Werktag» Lmal, Sonn» u.Zeirrlagstmal. In Leipzig, »rn Nachdarortrn un» »en Orten mit eigenen Zilialen wir» Sie fldenüausgade noch am flden» Seo Erscheinen» in» Hou» geliefert. Vrrliner «»»oktion: Ja »en Seiten >7. ZernIprech-NnschluA: Moadit Nr. »»7. hcurdelsFeitung ArrrtsblrUt des Rute» und des pollsrinrntLS der Stadt Leipzig Neöoktiou un» Seschüftssiell«! ^ohannisgass« Nr.«. * Zernspcech./lnschloS Nr. 14d»L I4S42 un» I«d»4. ISS. Jahrgang sür Inserat» au» Leipzig UN» Umgebung »»« /inzeigenprrise. Ifpaltig»p,u«„u»upf., »le Nettam»,»u«i m.. »on au»wart»rs Pf.. Neklamen t.SS M., tUela« Nnzeigen üieprtitzeil« nur r»pf.b.wt»»«rbol.Nad.,Inserat» »on vehörüra im amtNchcnOeil üte Petit» zeit« S» Pf. Oefchäftoanzeigen mit piayvorschrift im Preise erhöht. Rabatt nach kortf. 0-ilagrn« Oesamtaufl.SM.üa»lraus«n»ousschl postgedUhr. Mnzetgen'ftnnahmr: )obann>»gaff»«,det sämtlichen Zillalen üe» Leipzig»» Sagrdlatte» un» allen jtnnon<en-E»p«»ition«n üe» In» un» Nuolan»«». SesÄäftsftiUi für Verli«, u.Sie pr.Sranoenburg: virrklionwalterZliegel. Serlin w. I». MargareihrnNratz» ». Zernsprech.flnschluft: Lützow »»71. Nr. 217. Vomierst»-, »en 30. April. 1914. Vas Wichtigste. * Pom R a t d e r S ta d t L e i pzig ist die Aus schreibung eines Wettbewerbes zur Erlangung von Entwürfen für Ten Neubau eines Kunst gewerbemuseums, das 2'4 bis 2^ M llionen Mark kosten soll, beschlossen worden, sowie ferne: ein Erweiterungsbau des K r a s s i m u s e u o s, -essen Kosten auf 956 700 .tt berechnet sind. (Tiehe Leipzig.) * In der Zweiten Ka m m e r finden heute die Erörterungen über die Ebatskapitel 42 und 43, Ministerium des Innern, sowie Kreis- und A mtshaupt in annf^chastcn, statt. * Im Vcranlagungsbezirk der Stadt Berlin werden voraussichtlich 74V, Millionen Mart an Wehr beitrag aufgebracht werden. (Liehe Deutsch. R.) * Aus A lbanie n wird eine Verschwörung Kemal Beis gegen die Regierung gemeldet. (Liehe Ausland.) * Die füdamerikanischen Regierungen erstreben einen Waffenstillstand zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, (siehe bcs. Art.) * Das Sch ü t r e - L a n z - L u f ts ch i f f „8.1^' I I" wird heute abend bereits seine Repara turen erledigt haben, (siehe Sp. u. Sp.) Mrikanisches in -er öuügetkommistion. Im Reichstage sind die Erinnerungen an Marokko noch nicht überwunden, nnd der Zweifel an der Erspriesslichkeit des Eintausches von Neu- Kanrcruu ist noch nicht gehoben. Das zeigte sich in den gestrigen Verhandlungen der Pudqct- kominission, über die wir in der heutigen Morgenausgabe des näheren berichteten. Es wird uns hierzu von parlamentarischer Seite geschrieben: „Man hatte bei den Auskünften des Nuter- staatSsekrctärs Zimm ermann ans die ver schiedenen fragen des Abg. Basser m a n n den Eindruck, als wenn auch bei der Regierung keine rechte Freude über unseren mitte'lafrikanischen Erwerb anfznkommen vermöge. Auf französi scher Seite hat man zweifellos mehr Grimo, mit dem Tauschgeschäft vom Jahre 1011 zu frieden zu sein: Frankreich ist heute der Herr- Marokkos und hat alle Aussicht, aus dem gro ssen, mit mancherlei Werten und Schüssen be gabten Lande nicht nur seinen wirtschaftlichen Russen zu ziehen, sondern auch eine politische und militärische Machtsteigernng zu gewinnen, die für die Zukunft überaus bedeutsam werden kann. Was dagegen unseren Erwerb angelst, so scheint unser Auswärtiges Amt schwer an die sem Kiderlen-Wächtcrscheu Erbe zu tragen, eine Vermutung, mit der wir ihm wohl nicht wehe tun. Man erinnert sich von der Besprechung des Kolouialetats her der Schilderungen, die der deutsche ärztliche Sachverständige über die geradezu entsetzlichen Verheerungen der Schlaf krankheit gab. Damals war das Wort gefallen: DaS beste wäre wohl, einen Teil der neuen Er werbungen zu sperren! Dem wurde auf der anderen Seite der wachsende militärische Wert Marokkos für Frankreich gegenübergestellt. Man weiss, dass unser Auswärtiges Amt diese sog. schwarze Gefahr nur gering einschässt, was auch seht wiederum zum Ausdruck kam.'Anders be kanntlich der deutsche Generalstab, der — bei der Begründung der grossen Wehrvorlage — in auffallendem Widerspruche zu dem Optiinis- mus des Auswärtigen Amtes sowohl auf die Bewährung der schwarzen Truppen im Kriege 1870/71 — bei Wörth und Sedan! — hiuwieS, als auch auf ihre mögliche Verwendung in der Zukunft, die gar nicht gering geachtet werden dürfe. Tas Schlimmste ist, dass man gar nicht absehen kann, wie etwa Frankreich zu verhin dern wäre, seine schwarzen Söhne einmal gegen uns loSzulasscu. Mit Recht wurde in der Bnd- gctkommission darauf hingewiesen: man solle wenigstens nach Kräften der Torheit steuern, dass unaufhörlich deutsches Blut in die französische Fremdenlegion strömt und dadurch die Kräfte der marotteuischen Bevölkerung und die eigenen Kräfte Frankreichs freiznmachen erleich tert zur Verwendung au der deutsch-französischen Grenze. Man sieht, wie wichtig es ist, dass Rc- giernng, Presse nnd jeder Wohlgesinnte im Volte immer und immer wieder vor dem Ein tritte in die französische Fremdenlegion warnen. Wohl die Hälfte der Fremdenlegionäre sind deutscher Herkunft — welch eine beschämende und traurige Tatsache für uns! Wie gestern mit gekeilt würbe, hat sich die französische Regierung zu einer Verständigung herbeigelasscn, wonach angeworbcne Deutsche unter 20 Jahren wieder frergcgcben werden können; aber dieser Er folg unserer Bcmühnngen will wenig besagen. Die Eintragung in die Listen erfolgte schon seit her in der willkürlichsten Weise, und es wird natürlich künftig erst recht dafür gesorgt wer den, dass die Eintrctenden das „rechte" Alter haben . . ." Es Ivar, Ivie gesagt, nicht viel Erquickliches, was gestern den Mitgliedern der Budgelkommis- sion an der Hand dieser äfrikanischen Angelegen heiten mitgeteilt wurde. Der misslichste Eindruck haftete jedoch an der Auskunft über Neu- Kamerun, denn obwohl der Unlerskaarssckretär die Auffassung zurückwies, als ob wir mit die sem Erwerb ein „schlechtes Geschäft" gemacht hätten, steht doch wohl sest, dass wir auf viele Fahre an diesem Besiss keine ungemischte Freude erleben werden. Larson tm englischen Parlament. sir Edward Earson, der Führer der Ulsterleute, hat im englischen Parlament auf Aufforderung Chur chills hin das Wort ergriffen und seine Ziele, d e in der Wahrung der bürgerlichen und religiösen Frei heit der Ulsterleute gipfeln, dargelegt. Wir haben seine Rede bereits in der Morgenausgabe nneder- Aegoben. Rach ihm sprachen Bonar Law. der sichrer der Konservativen, und Ministerpräsident Asquith. Das Misstrauensvotum, das gegen die von der Regierung ergriffenen Massnahmen te antvagt war. wurde schliesslich abgelehnr. London, 30. April. Bonar Law erklärte: Es ist Asquiths Pflicht, anzuerkennen, dass das Unglück, dem wir gegenüberstehen, so furchtbar ist, dass ein Weg zum Frieden gefunden werden muss, toste es, was es wolle. Ich kann nur das sagen, dass wir unsererseits , wenn Asquith nach Frieden sucht, alles tun werden, was in unserer Macht steht um eine friedliche Lösung zu ermöglichen. (Beifall.) Bonar Law gab sodann seiner Bereitschaft Ausdruck, den Vorschlag eines Föderatiosystems zu er wägen, und erklärte, dass, wenn Asquith daran dächte, dass die Verhandlungen zwischen den Partei führern erneut werden sollten und er es aus irgend einem Grunde Vorzüge, sie mit Lord Lansdowne oder Sir Edward Carson zu führen, auf seiner, Bonar Laws Seite, kein Gefühl verletzter Eigenliebe im Wege stehen würde. Asquith verspottete in seiner Rede den angeb lichen Anschlag gegen Ulster. Mit Beziehung auf die Rede Carsons sagte er, eine Vereinbarung könne nicht erfolgreich erstrebt werden durch parla mentarisches Feilschen in den Wandel gängen des Hauses. Es sei nutzlos, zu ver suchen, hinter dem Rücken der Ulstcrleutc oder der Rationalisten zu einer Vereinbarung zu gelangen. Er nähme von der Erklärung Carsons Kenntnis, doch sei diese in vielen Punkten unbestimmt und bedürfe noch starker Ergänzung, bevor man einer Einigung näherkommen könne. Die Rede Carsons sei bedeutungsvoll und zeige die Absicht, eine Bei legung zu ermöglichen. Die Regierung erwidere vollkommen den Geist der Rede- Er könne und werde nicht mehr sagen, als dass die Negierung ein auf richtiges und vernünftiges Angebot gemacht habe, das noch offcnstehe. Asquith schloss: Ich habe niemals die Tür verschlossen vor irgendwelchen Mitteln, die zu einer Beilegung führen könnten, vorausgesetzt, dass die ehrliche und aufrichtige Zu stimmung der hauptsächlich interessierten Iren auf beiden Seiten und der beiden grossen politischen Parteien sich erhält, und ich werde diese Tür nie mals schliessen, wenn ich nicht durch die absolute Macht der Umstände dazu gezwungen werde. Unter keinen anderen Bedingungen halte ich es sür mög lich, zu einer Verständigung zu gelangen, und ich flehe zum Himmel, dass wir zu einer Verständigung imstande sein werden. — Das Unterhaus hat nach längerer Debatte das Tadels Votum mit 344 gegen 264 Stimmen ab gelehnt. waffenMMnü in Sicht. Die Vermittlungsaktion zwischen Mexiko und der Union geht langsam vor sich, aber sie macht doch Fortschrirte. Das Bestreben der südamerikanischen Regierungen zielt jetzt in erster Linie auf einen Waffenstillstand hin. damit die Erbitterung der beiden Parteien durch neue Zusammenstösse nicht geschürt werde und die Neigung zu friedlichen Verhandlun gen nickt verschwinde. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Vorschlag eines Waffenstillstands. Washington, :;o. April. Die Vorschläge über das ein zu sch legende weitere Verfahren in der Vermitt- lungsaltion sind seitens der A-B C-Staaten für Ende der Wocke in Aussicht gestellt. Rach einer Er klärung. die der brasilianische Botschafter dem Staatssekretär Bryan gemacht hat, werden die nächsten Schritte dem Abschlusseines Waffen- st i l l st a n d e s gelten. Von den Beratungen der Konstitutionalisten wird die Entscheidung darüber er wartet, ob ein Teil von ihnen die Unterftützung Huertas beschliesst. Dies würde natürlich die Friedcnsaussichten gefährden. Zmmer neue Flüchtlinge. Washington, -29. April. Konteradmiral Fletcher meldet: Gestern abend sind 109 Amerikaner und 26 andere Ausländer aus dem Binnenlande in Veracruz angekommen. So gut wie alle Aus länder in der Nähe von Durango und Torreon haben das Land verlassen. Zwei vom britischen Ge sandten bestellte Son Verzüge, welche die eng lische und die amerikanische Flagge führten, haben gestern abend mit Flüchtlingen die Hauptstadt vor" lassen. Unterwegs nehmen sie noch weitere 60" Flücht'liny e auf. Bundestruppen und sechs Ver treter der verschiedenen Gesandtschaften begleiten die Züge. Das britische Kriegsschiff in Puerto Mexiko wird bis zur Ankunft der amerikanischen Transport schiffe den Schutz der Jlüchrlinge übernehmen. Die Hauptstadt war gestern ruhig. Seit Sonntag haben keine Kundgebungen stattgefunden. Ealveston, 29. April. (K a b e l a r a m m.) Im hiesigen Hafen langten heute Vie Dampfer „Espe ranta" nnd „Cyclop" an, die Hunderte von Flücht lingen an Bord hatten. Die Flüchtlinge gaben den hiesigen Blättern eine Erklärung ab, in der sie jagten, dass die amerikanische Flotte am 21. April Tampico plötzlich verliess und Hunderte von Amerikanern dem Pöbel der Stadt ohne Schutz überliess. Nur dem Eingreifen des deutschen Kreuzers „Dresden" und des eng lischen Kreuzers ..Hermione" ist es zu danken, dass ein Blutbad vermieden worden ist. Die Besatzungen beider schiffe kamen den Amerikcnern zu Hilfe und die Amerikaner dankten den Mannschaften für ihre Hilfeleistung. Mexiko, 29. April. Der englische Dampfer „Ci priano" hat d-en Auftrag erhallen, deutsche Flüchtlinge an der Westküste Mexikos in den Ungemein ist die höchste Tugend und unnützlich, leuchtend ist sic und mild im Glanze: eine schenkende Tugend ist die höchste Tugend. Nietzsche. berliner Kunstfrühling. II. (Kunftsalon Gurlitt.) Im Laufe dieses Winters har Gurlitt nach einander fast die ganze Reihe der jungen Künst ler zur Ausstellung gebracht, die ehemals teils der Künstlervereinigung „Brücke", teils der ..Reuen Sezession" angehörten und von denen mehrere zu den fortschrittlichsten Talenten zäh len, die jetzt in Berlin tätig sind. Als Letzter in der Reihe bei Gurlitt hat Schmidt-Rott luff ausgestellt. Die stattliche Reihe sei ner Bilder und Zeichnungen wirkt etwas ein- tönig: denn Schmidt-Rottluff ist weniger stark als gewalttätig; man spürt zu sehr die Lust des Manues, gross und schlicht zu sein. Man wird schließlich den Eindruck nicht los, als würde hier eine Not zur Tugend gemacht, nämlich die Not einer wenig vielseitigen nnd tiefen Be gabung. Diese Landschaften, wo die Bäume wie gepreßte Blätter über einem Halbkreis Wasser mit der Silhouette eines Bootes stehen, diese Menschenlciber, die hockend verirümmt find, fü gen sich zwar dekorativ prächtig in den Rahmen ein; jedoch könnte diese Dekoration ebensogut aus normaleren Bestandteilen anfgebam sein als aus derart absonderlichen. Man glaubt dem Maler seine Absonderlichkeiten nicht ganz; die Ab weichungen, die er vornimmt, sind weniger Stil, d. h. Notwendigkeit, als eben Abweichungen, die der Lust des Bürgers entspringen, den Bür ger zu entsetzen. Schmidt-Rottluff lässt einen kalt; deshalb ist man vielleicht ungerecht gegen ihn. Viel eher gelingt cS mir, zu Erich H ecket ein Verhältnis zu gewinnen, der ebenfalls bei Gurlitt Anfang April eine Ausstellung von 20 Bildern nebst zahlreichen Zeichnungen er öffnet hat. Heckel ist ein sprödes Talent, sein Vorzug ist ein schreckhaft übernäcbtigtes Sehen, das in der Natiir staunend Züge wahrnimmt, an denen die Impressionisten achtlos vorbei ¬ gegangen sind. Heckels Phantasie ist vorwiegend linear; den klarsten Ausdruck seines Wesens fin det er in graphischen Arbeiten, in Holzschnitten, Zeichnungen, Lithographien. -Wie er z. B. das Motiv einer winterlich kahlen Baumschule emp findet, das ist mit prachtvoller Siclierheit auf mn Gerüst von Linien gestellt: auf die dunklen Furchen des gewellten Bodens, die in ungleich mäßigen Abständen mit krüppclhaft nackten Stämmchen bestanden sind. Die gemalte Aus führung aber bereichert dieses Motiv kaum; die gelbliche Farbe des Erdbodens, an sich leuch tend schön, wirkt wie eine neutrale Papierfarbe; der Waldsaum und noch mehr der Streif Him mel sind Füllsel; sic waren in der ursprüng lichen Erfindung offenbar nicht mitcnthalten und gingen darum leer ans. Solche Stellen ge raten Heckel in der malerischen Gestaltung auch häufig ganz impressionistisch, eben weil sie im Keim nicht vorgesehen waren. Heckels Motive sind oft zu weit getrieben; sie wären besser nicht zu dem reicheren Organismus eines Gemäldes ausgebaut worden; sie hätten, wenn sie auf dem Papier geblieben wären, vielleicht reiner und größer gewirkt. Fällt also Heckel gelegentlich bei der Ausgestaltung seiner Bilder in Natura lismen, so hält er sich anderseits frei von jeder spielerischen Ornamentik, ein Zug, der ihn von E. L. Kirchner, mit dem Heckel häufig zusammen- genaunt wird, grundsätzlich nnd vorteilhaft un terscheidet. Kirchner ist dem Naturalismus aus gewichen, indem er die Natur einer flächen haften Stilisierung unterwarf: Heckel wird viel leicht einmal imstande sein, den Naturalismus innerlich zu überwinden, d. h. sich ganz jen seits jeder Schule und Tendenz zu stellen. Er muss dazu nur die Kraft haben, sachlich zu sein: er muss es vermeiden, in der Auffassung irgendwie originell sein zu wollen, jene Gefahr, die oft ein Zeichen jugendlich glühenden Willens ist, die aber meist aus einem stolzen Erkennen eige ner Eigenheiten eine bequeme Eitelkeit ent stehen- lässt, die Manier gibt, wo sie Stil geben sollte. Wie gesagt, Heckel hat cs nicht nötig, irgendwelche Anleihen bei der Dekorations malerei oder der Psychologie der Mühseligen und Beladenen zu mache«: er wird sich besckzeiden tönncu uud dann ganz frei und selbstsicher sein. Or. l^. kureb.vci. Kunst UN- Wissenschaft. * Berichtigung. In der heutigen Kritik des I r c n e- Tr i elf ch- Gastsp iel e s ist ein Satz durch einen sinnlosen Druckfehler entstellt worden. Es muss heissen: Irene Triesch hat das FKnnervjgc, Tastende, das an den harten Alltäglichkeiten sich verwundet. * Erstaufführung in Posen. „Sturm und Drang", eine sinfonische Dichtung in vier Sätzen von Paul Geisler, hatte Dienstag unter persönlicher Leitung des Komponisten beim letzten Konzert der Posener Orchestervereinigung einen vollen Erfolg. Reben einer glänzenden Instru mentation tritt eine Fülle von Motiven in den Vordergrund, die namentlich im letzten Satz durch die meisterhafte kontrapunktische Verwertung unge mein fesselt und den Komponisten Mahler an die Seite stellt. * Zu der beabsichtigten Sanierung Les Berliner Deutschen Künstler-Theaters teilt Herr PaulCassirer mit, dass die erforderlichen Gelder nicht von ihm, sondern den Aktionären dieser Bühne unter der Voraussetzung gezeichnet worden seien, dass Frau Tilla Durieux dem Unternehmen bcitritt. Kommt die Neuordnung der Verhältnisse bis zum 15. Mai nicht zustande, dann würde sich die Sozietät a u f l ö sc n. * Mirfikchronik. Im Verlage von Adolph F Ä r st n e r in Berlin nnd Paris erschien soeiben die Spieloper in zwei Akten „Die Marketenderin" von Robert Misch mit der Musik von Engel bert Humperdinck. Hoffentlich lässt die Erst aufführung des Werkes in Leipzig nicht gar zu lange auf sich warten. * Die diesjährige Hauptversammlung des Ver eins Deutscher Chemiker findet vom 3. bis 6. Juni 1914 inBonn statt. Zn den allgemeinen Sitzungen werden folgende Vorträge gehalten werden: Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Haber über die syn thetische Gewinnung des Ammoniaks, Privatdozent Dr. Bergius über die Härtung der Fette, Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Anschütz über die Entwicklung unserer graphischen chemischen Formeln und Professor Dr. Strauss über mikroskopische Stahluntcrsuchungen. Ausserdem tagen die verschie denen Fachgruppen. * Die Dozentenschaft der Handelshochschule für Professor Jastro». Von der Dozentenschaft der Berliner Handelshochschule wurde folgende Erklärung abgegeben: „Die jetzt auch in der Oeffentlichkcit zur Sprache gebrachte überaus befremdende Klündigung Iastrows hat schon am Montag abend das Kollegium der haupt amtlichen Dozenten der Handelshochschule be schäftigt Das Tozentenkollegium war darüber einig, dass sich in diesem Falle bedeutsame persönliche Momente mit wichtigsten sachlichen und prinzipiellen Gesichtspunkten vereinigen. Die entscheidenden Ver dienste Iastrows bei Beoründung der Handels hochschule sind in der Presse bereits hervor gehoben, ebenso wie seine hervorragende Stel lung als akademischer Lehrer und Forscher. Wenn gegen einen solchen Mann, der seine besten Jahre dieser Schöpfung gewidmet hat, ohne jede Veranlassung in so schroffer Weise vorgegangen werden kann, so tritt damit ein im deut', en aka demischen Leben unerhörter Missstand grell in die Erscheinung. Zum Wesen einer deutschen Hochschule gehört die L e h r f r ei h e i t ihrer Dozenten. Diese aber ist im Kern gefährdet, wenn ein Pro fessor auf Kündigung angestellt ist. In diesem Sinne hat das Dozentenkollegium einstimmig beschlossen, gegenüber den Aeltesten der Kaufmannschaft und den Ministerien seinen Standpunkt auch offiziell zu vertreten. Dieses und ähnliche Vorkommnisse, wie sie sich im unmittel baren Bereiche der preussischen Staatsverwaltung nie ereignet haben, sind um so bedauerlicher, als es sich bei der Handelshochschule Berlin um eine Schöpfung des liberalen Bürgertums handelt, aus welche die grössten Hoffnungen gesetzt werden durften." * Einen hochbedeutsamen literarischen Fund hat der Direktor der Dresdner städtischen Samm lungen Prof. Minde - Pouet gemacht. Er hat acht neue Briefe Kleists aus der Königs, bergcr und Dresdner Zeit an den Minister v. Altenstein und an seine Cousine Marie v. Kleist ausgefunden. Ferner umfassendes biographisches Material über die letztere, weiter den Bericht über den Selbstmord Kleists und der Frau Hogel, Briefe de» Staatsrats v. Stegemann über den Tod Kleists, ferner ein Tagebuch von August v. Pannwitz mit Mitteilungen über den Aufenthalt Kleists in der Schweiz und in Frankreich und endlich eine Anzahl Gedichte Kleists in bisher unbekannter Fassung. Aus den aufgcfundenen Sachen geht hervor, datz Kleist kein Liebesverhältnis mit seiner Cousine ge habt und auch keine Pension von der Königin Luise bezogen hat. Vielmehr hat ihm seine Cousine eine Unterstützung gewährt und, um ihn zu deren An- nähme zu bewegen, hat sie das Gerücht von einer Pension erfunden.