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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140430023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914043002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914043002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-30
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 217. tiveno-nusvaoe. Leip-l-er 4ag«rv»v»L. Häfen ManM»nlllo. San Bla», T«ptc, Colima und Guadalasava an Bord zu nehmen und nach San Francisco zu bringen. Zusammenstöße vor Beracruz. Beracrnz, 30. April. Der Sonderberichterstatter der „Telegraphen-Union" meldet von Bord des Schlachtschiffes „Arkansas": Die zur Rekognoszierung der Truppen des Generals. Maas ausgesaNdten Ka valleriepatrauillen sind wieder mit dem Feinde zusammen gestossen. Rach ihren Meldungen stehen die Mexikaner 15 Meilen nord westlich von Veracruz in der Nähe von Paso del Macho. Die mexikanische Armee soll sich in schlechtem Zustande befinden. Larrenza will verhandeln. Washington, 56. April. General Carranza hat den vermittelnden Mächten mitgeteilt, er sei bereit, die Vermittlung anzunehmen, und über diesen Gegenstand zn unterhandeln. Amerikanische Schmeicheleien. Washington, 50. April. Nach einer K onferenz mit Staatssekretär Bryan telegraphierte Dr. Tupper, der als Wilsons nichtamtlick-er Vertreter bei den Verhandlungen mit den mexikanischen Kon stitutionalisten gilt, an die Generale Carranza und Villa, er beglückwünsche sie zu ihrem Zu sammengehen mit den Vereinigten Staaten zu einem tapferen Kampfe gegen »en Usurpator. Dr. Trupper legt ihnen ans Herz, ihre ruhmreiche Sache zu be endigen. Japan hält sich fern. Washington, 20. April. Bevor Spanien die diplo matische Vertretung Huertas übernahm, wurde Japan darum ersucht, hatte aber ab gelehnt. Folgen des Krieges. Washington, :ro. April. Die Stadt Tampico ist infolge der Ansammlung riesiger Oel - m engen in den grossen Bohrlöchern nahe bei der Stadt sehr gefährdet. Das Staatsdepartement hat daher die in der Nähe stehenden Konstitutionalisten ersucht, zuzustimmen, dieses Gebiet für neutral zn erklären. — Die b r i t i s ch e G c s a n d t s cha f t in der Stadt Mexiko bemüht sich, Huerta zu ver anlassen, die Massnahmen zum Schuhe der Stadt zu unterstützen. politiletie UeberlieM Vas Programm -es Kaiserbesuchs in -en Neichslan-en. Nach dem Abschluß der Braunschweiger Tauffcier lichkeiten trifft der Kaiser am Montag, den 11. Mai, l1,50 Uhr vormittags, in Met; ein. Er begibt sich vom Bahnhof zum Königs-Infanterieregiment 145, wo der Vorbeimarsch des Regiments im Parade marsch erfolgt. Im Anschluß an das Frühstück im Offizicrskasino dieses Regiments finden Besichtigun gen der Befestigungen westlich und nordwestlich Rieß' durch de» Kaiser statt. Nach der Rückkehr von den Besichtigungen nimmt der Monarch im General kommando Wohnung und nimmt das Diner beim Bezirkspräsidenten Freiherr» v. Gemmingen ein. Am Dienstag, den 12. Mai, wohnt der Kaiser einer größeren Truppenübung in der Gegend von Ars- L agncnexy bei, an die sich ein Vorbeimarsch der beteiligten Truppen in der Gegend nordöstlich Bclle- Croix anschließt. Im Anschluß daran begibt sich der Kaiser im Sondcrzugc von Courcellcs nach Dieben- Hofen und nimmt dort die Befestigungen nordöstlich und nordwestlich von Diedenhofen in Augenschein. Sodann kehrt der Monarch im Automobil nach Meß zurück und wird am Abend des 12. Mai dem Diner bei dem kommandierenden General v. Mudra bei wohnen. Gegen ll Uhr erfolgt dann die Abfahrt des Kaisers mittels Sonderzuges von Meß nach Wiesbaden, wo er den Maifestspielen bei wohnen wird. fius -en Neichstagskommisiionen. Die Leuchtölkommission nahm am Dienstag nach langer Panse ihre Beratung wieder auf. (54 sollte die dritte Lesung beginnen. Dazu liegen zwei Anträge vor, der bekannte Ko n t i n g e nt ie r u n g s a n t r a g des Zentrums und ein Antrag des Berichterstat ters, Dr. v. Schulzc-Gaevernitz (Vp.), der die Uebertragung der vom Reiche in Anspruch ge nommenen Befugnisse an Dritte ans einen Zeit raum von höchstens 20 Jahren (statt 30) her- absctzt und ausführliche Bestimmungen für die Reichsleuchtölgesellschaft trifft. Es entspann sich eine kurze Geschäftsordnnngsdebattc. Da der Berichterstatter an der Sitzung nicht tcilnchmen konnte, wurde Vertagung beschlossen. * Die Kommission für Hausierhandel und Wanderlager setzte ihre Beratungen bei dem Anträge des Zentrums sort, den Hausierhandel von der Be dürfnis frage abhängig zu machen. Die Regierungen erklärten dazu, daß sie dem Anträge aus formellen und sachlichen (Grün den nicht zustimmeu könnten. Es sollen aber weitere Untersuchungen über die Bedürfuissrage eingcleitet werden. Zwei Sozialdemokra ten und ein Fortschrittler sprachen sich gegen den Antrag aus. Die Vertreter der Ra tio n a l l i b e r a l e u und der Konservativen er klärten, da>: der Zentrumsantrag gesetzgeberische und verwaltungsrechtliche Schwierigkeiten biete, das; er auch nicht genügende Rücksicht nehme auf den berechtigten Hausierhandel, und das: es au ausreichendem statistischen und volkswirtschaftlichen Material zur Beurteilung der Streitfrage fehle. Rach weiterer Beratung wurden die Verhandlungen abgebrochen. Zur Konkurrenzklausel-Zrage. Wie der Rejchstogsabg. Dr. Iuuck im „Leipziger Tageblatt", so spricht sich auch ein Führer in der -Handlungsgehilsenbewegung, Alfred N oth - Ham burg, für die A n n a h m edes K o m promijses aus, das die verbündete» Regierungen dem Reichs tage in der Konkurrenzklanselfrage vorgeschlagen haben. Roth begründet in der „Sozialen Praxis" eingehend seine Zustimmung zu diesem Kompromiß. Cr warnt zunächst vor dem Irrtum, daß der Wider tpruch der Handlungsgehilfen gegen das Angebot der Regierung diese zur Nachgiebigkeit bestimmen müsse, und rechnet mit einer Hinauszögerung der Reform aus 2—3 Jahrzehnte, wenn die Regierung infolge des Wiederstandes der Handlungsgehilfen in die Notwendigkeit versetzt wirb, die Vorlage scheitern zu lassen. Sodann weist er nach, daß die im Kompromiß enthaltenen Fortschritte die gleichzeitige Erweiterung der Prinzipalsrcchte auswicgcn. Denn das Verbot der Klausel für Handlungsgehilfen, die bis zu 1500 « Cinkommcn haben, bringe für einen recht er lieblichen Teil der Handlungsgehilfen aller Berufs stellungen das völlige Verbot der Konkurrenzklausel. Durch die Beschränkung der Bindungsdauer auf zwei Jahre würden ferner fast zwei Drittel der bestehen den Konkurrenzklanseln betroffen. Die Festlegung der Entschädigungspflicht des Prinzipals schränke gleichfalls die Konkurrenzklauselplagc für die Hand lungsgehilfen ein, weil semand, der später bezahlen müsse, cs sich doppelt überlege, ob er seinem An gestellten eine Konkurrenzklausel auferlcgen solle. Atzas aber die Einführung der E r f ü l l n n g sk l a g e anbelangt, so erinnert Roth daran, daß die -klerbändc der sozialen Arbeitsgemcinfäsaft Ende 1012 sich dahin geeinigt haben, den Konturrcnzklauselvorschriftcn des Handelsgesetzbuches folgende Bestimmung anzufügen: „Im anderen Falle kann der Prin zipal Erfüllung verlangen, wenn die Zahlung der Strafe nicht erfolgt: der Anspruch ans Ersatz eines weiteren Schadens ist ausgeschlossen. Geht der Gehilfe ein neues Dienstverhältnis ein, so haftet neben ihm als Gesamtschuld ner der neue Prinzipal, wenn cr gewußt hat oder wißen mußte, daß der Gehilfe durch den Eintritt in seinen Dienst einer bestehenden Ver einbarung der im 8 71 bezeichneten Art zuwider gehandelt bat." Auch Professor Dr. E. Franckc rät in derselben Ausgabe der „Sozialen Praxis" dem Reichstage, sich mit der Regierung auf Grund der letzten amtlichen Erklärung zu einigen. Eine Denkschrift zur Frage eines Staatsarbeiterrechts. Das Reichsamt des Innern wird dein Reichstag eine Denkschrift zur Frage der Schaf fung eines Stocusa b. iterrecbts zngcheu lassen. Fm Reichstag sind die Verhältnisse der Arveiter in den Betrieben des Reichs und der Bundes staaten in rechtlicher und tatsächlicher Beziehung wiederholt zum (Gegenstand von Erörterungen gemacht worden. Fm vergangenen Jahre wurde durch eine Petition die Schaffung eines Staats- arbeiterrechts gefordert. Die verbündeten Re gierungen sind in ihren Ertvägungen über diese Resolution zu einem ablehnenden Bescheid ge kommen. Trotzdem ist die Reichsregierung be reit, zur Prüfung der ganzen Frage eine Denk schrift vorznlegen, in der das gesamte einschlägige -Material und die Stellungnahme der Bundes regierungen zur Darstellung gebracht sind. Die Frage enthält eine Reihe erheblicher Schwierig keiten. So tonn es zweifelhaft sein, ob es Sache des Reichs ist, die Regelung von Fragen aus dem Arbeitsverhältuis auch bei den Arbeitern der Staatsbetriebe in den einzelnen Bundes staaten durch Reichsgesetz zu regeln, oder ob eine solche Regelung nicht den Landesregierun gen Vorbehalten werden muß. Die Staats arbeiter vertreten den Standpunkt, daß die Reichsgesetzgebung hierzu befugt wäre, da sie auch ans ähnlichen Gebieten durch die sozial politische Gesetzgebung eingegriffei! hat. Die Arbeiter der Staatseisenbahnverwaltnngen ver treten auch den Standpunkt, daß sic für die ihnen vorenthaltene gesetzliche Wohltat der Ge werbeordnung ans andere Weise durch die Ge setzgebung geschützt werden müssen. Vor allem wird Werl gelegt ans eine völlige Klarstellung bes persönlichen Verhältnisses der Staatsarbciter zu ihrer vorgesetzten Behörde. Die Zahl der Staatsarbeiter im Deutschen Reich beläuft sich ans rund drei viertel Millionen. Deut ches Reich. * Militärische -Versetzung. Das „Militärwochen- blatt" meldet: Herzog Albrecht Eugen von Württemberg, Leutnant im Grenadierregiment „König Kari" -Nr. 125, ist in das Erenadicrrcgimcnt „Königin Olga" Nr. 110 versetzt und zum Dienste in das letztgenannte Regiment cingetreten. * Ein sympathischer Gruß an den Statthalter v. Daüwitz. Ein Bürgerineiner aus dem Unterelsaß schreibt der „Straßb Post": Nachdem die Ernennung des neuen Statthalters Herrn v Dallwitz nun mehr in alten ösfcnttichen Blättern besprochen worden ist, gestatten Sic einem Altelsässer, der die Ehre hatte, seinerzeit mit dem damaligen Ein jährigen v. Dallwitz seinen Militärdienst bei der 2. Schwadron des S ch l e s w i g - Holstei nischen U l a n e n r e g i m c n t s Nr. 15 abzu.cisten, ein Wort der Begrüßnng. Möge Herr v. Dallwitz uns Elsässern ein ebenso gütiger und gerechter Star^ Halter werden, wie er uns »einerzeit ein entgegen kommender, freundlicher und netter Kamerad ge wesen. Mit diesem Wunsch heißen wir alten Ulanen unseren neuen Statthalter aus das herzlichste will kommen." * Der Wehrbeitrag in Berlin. Von zuständiger Seite wird der „T. N." miigeteilt, daß tm Vcr- nnlagungsbezirk der Stadt Berlin nach den bis jetzt vorliegenden amtlichen Feststellungen voraussichtlich im ganzen 74235600 Mark an Wehrbeitrag aufgebracht werde». Von den 500 einkommcnsteuer pflichtigen Aktiengesellschaften in Berlin sind :Mi mit einem Ertrag von 12' Mill. Marl zum Wehrbeitrag veranlagt.Von diesen Aktiengesellschaften br i »gen allein lOGroßunternehmungenS'/rMill.Mark ans. Die Groß tausleute, Finanziers und Börsenbesncher. die in einer besonderen Kommission veranlagt werden, bringen 18'/, Millionen Mark Wehrbcitrng. Die Gesamtzahl der Einkommensteuerpflichtigeii in Berlin beträgt für 1014 684 000, davon 616 OOo mit einem Einkommen unter 300 > Von diesen 616 000 sind nur 2850 zuni Wehrbeitrag mit einem Ertrag von 1150 000 ./Z veranlagt worden. Die Gesamtzahl der in Berlin zum Wehrbeit.ag Veranlagien beträgt etwas über 10000. Die Ergänzungssteuer für 1014 beträgt rund 1 Millionen Marl, was einem Mehr von 200 000 ./L gegenüber 1913 entspricht. Das Einkommensteuersoll beläuft sich auf 45,8 Millionen Mark Dazu kommen die Zuschläge mit 10,4 Millionen Mark, so daß sich für Berlin ein Ostesamtbetrag an Staatseinkommen steuer von 56,2 Millionen Mark ergibt. * Der Zwischenfall in Zauern, über den wir im Depeschenteil der heutigen Morgennummer berichteten, hat sich nach amtlichen Feststellungen dach erheblich anders zugctragen, als die „Straßb. Bürgcrzcitung" es dnrstelltc. Wir lesen darüber: „Am Sonntag abend befanden sich eine große Anzahl Zobern er Einwohner in der Wirtschaft auf der Ottaswaldcr Höhe nahe Zaber». Vier angetrunkene Fabrikarbeiter fingen einen Streit an, in dessen Verlauf einer von ihnen die T o ch t c r der Wirtin, die mit einem Sergeantcn des 00. Infanterieregiments ver heiratet ist, tätlich angriff. Der Sergeant nahm seine Frau in Schutz, und mit Hilfe der i PiWrlrlitlisnt MeOriing. 35s Roman von Paul Burg. (Nachdruck verboten ) Am schönsten waren noch die Wollten im ViUcnstädtchcn, da unten im Auengrnnde. Die Flitterwochen! Das war noch ein Leben und Lieben, schöne Gemma! — Heute geht der Tag schon ein wenig anders zwischen uns. Sic hat mich damals richtig ge- guält mit ihrer dummen Augst vor dem Flie gen. — Aber nachher in der Garnison, ist sie da über all den Ablenkungen nicht ein wenig tühlcr gegen mich geworden? — Wir haben uns wohl gar ein bistchen entfremdet? Und vollends im Manöver habe ich sogar Geheim- nissc vor meinem Weibe. — — Liebe ich sie denn noch wie damals? Oder ist mir ihre Angst gleichgültig? — — Rein. Das wäre ja nicht anszndcnken! das überlebte ja Gemma nicht. AI>cr du, Ekman Bärensprnng, du! Bist heimlich wieder geflogen, lmst allerhand Pläne im Kopse, Pläne — — Na, davon braucht sie ja vorläufig nichts zn »vissen. Es würde sic nur aufregcn. Das hat ja auch alles noch Zeit, bis das Kind da ist. Das Kind — ! Wenn s ein Junge wäre, ein Bärensprnng! Was der wohl mal werden wird? Glück licher Bursch, das Fliegen, nach dem sich die Menschen tausend und tausend Fahre gesehnt haben, dem sie so viele Opfer gebracht haben, es ist ihm schon in die Wiege gelegt; sein Vater und seine Mutter sind geflogen wie die Vögel unter dem Hinrmel. Glückliches nngcborenes Kind! — Der Rittmeister hatte im Sinnen und Trän men langst das Pfeifen vergessen. Nun stand er vor dem Ahncngrab. Welke Blätter lagen auf dem moosigen Bärensprung stein. Der späte Enkel fegte sie mit einer weiten, weichen Handbewegnng herunter und ließ sich an dem Grabstein nieder. „Da wären wir also wieder mal, alter Wildtlan Bärensprnng! Wo ist denn meine Gemma ? Seid ihr etwa nicht die alten Freunde mehr? — Weg, Dachs! Du hast hier Respekt zn be wahren!" stiest er seinen Brannen beiseite, der die Schnauze nach dem Steine streckte. Unschlüssig erhob er sich nach einer Weile wieder und ging ans das Schloß zn. Durch die Bäume winkte ein Weißes, kam langsam näher, Gemma. Das (stehen wurde ihr schon schwer, und ihr Anblick rührte den Mann unendlich. Mit ansgcbreiteten Armen lief er auf sic zn. Der Braune trottete langsam hinterher, zupfte Grasbüschel und scharrte mit dem Hu» un Waldboden. „Gemma!" Erschrocken blieb er vor ihr stehen. Sie kam so langsam auf ihn zu, hob müde den Kopf und sah ihn mit einem verlorenen Blicke an, fast, als sähe sie über ihn hinweg, weit weg ins Uferlose. „Gemma, ist das dein Gruß für mich?!" Er riß sie an sich. Sie wankte stumm in seine Arme, bebte wie im Frost, schluchzte an seiner Brust und sank weinend an ihm nieder, daß cr sie vor Schreck fast hätte zu Boden gleiten lassen. „Was? Liebe, liebe Gemma, was ist dir? —" Oer Rittmeister preßte seine Lippen auf ihr blondes Haar, drückte sie mit festen Armen an sich, streichelte ihre Hände, ihr Haar. Sic schlitterte vor Schrecken mit gcrnzem Leibe in seinen Armen und gab keine Äntwort auf alle seine Bitten und Fragen. Da hob er sie leise aus und trug sie lang- sam ans eine nabe Bant. Zart wie eine Mutter ihr Kind setzte er fte nieder und kniete vor ihr. L<r Braune stand dabei und spitzte die Ohren. „Sieh mich doch wenigstens an, Gemma! Gmk, was ich dir mitgebracht habe!" Er hatte ein Kästchen ans der Tasche her- vorgezogcn, wotlte cs ansspringen lassen, ihr den kleinen Schmuck zu zeigen, der ihm so ge fallen hatte, aber sie schob es mit einer hastigen Handbewegnng von sich. „Du hast mich belogen, Ekman!" kam cs ihr fern nud fremd vom Munde. „Gemma!" Schreck und Zorn rief aus ihm. „Ich sitze hier geduldig und glaube an dein Wort. Unterdes sind alle Zeitungen Volt von deinem von des tühncn Rittmeisters neuem Flicgcrstnckchen." Fhre Stimme war vott Trauer und An- ktage. Er hatte ui diesem Augenblick lein Füh len dafür, so hart traf ihn der Vorwurf der Lüge. Als ivolltc er das von sich abwchrcn, erhob er sich nnd sprach mil gepreßter Stimme: „Also das war cs wieder. Wie oft soll ich denn das noch erleben? — Gemma, ich weiß nicht, was in den Zeitungen gestanden hat. Es scheint mir aber sehr übertrieben zu sein. Laß dir erklären . . „Fch will nur eine Ectlärung!" ilamincrte sic sich an ihn. Seinen Arm faßte sie nnd sah zn ihm auf mit einem Blick erschütternder Trauer nnd Liebe. „Bist du geflogen, Ekman?" „Za." Langsam, leise, ganz unmerklich wich sie von ihm zurück, ließ seinen Arm los. Sie lehnte sich weit zurück von ihm nnd sprach cs aus, das wie ans weiter Ferne an sein Ohr zn drin gen schien: „Dn reißt dich los ans meinem Herzen, dn selber!" Das Wort stand zwischen ihnen in dein herbstlichen Walde und wollte nicht weichen. Sie lauschten beide darauf mit einem bangen Sehnen un Herzen: Verklinge doch, verhalle! Aber das Wort war wie ein Finch, der nicht auslüscht, nnd dröbnte in ihre Herzen: Dn reißi dich selber los, du selbst! Da saßen sic beide aus dec Bant »in stillen Wald, cr mit der roten verschnürten Uniform, die hol-e Mütze auf dem Kopf, den Säbel an der Seite. Und sie in ihrem weichen, wallenden. oonnersras, 30. ZprU 1914. besseren Elemente in der Gesellschaft waren bald die vier Hänbelsucher au» dem Lokal entfernt. Al» sie sich schon vor der Tür befanden, fielen einige Nevolverschüsse. Wer sie abgegeben hat, konnte in der Dunkelheit nicht mehr festgestelli werden. Die einen behaupten, sie wären aus dem Hause heraus abgefeuert, die andern sagen, die vier Arbeiter hätten geschossen. Sicher ist fedoch, daß der Sergeant nichts damit zu tun hat. Im Laufe der allgemeinen Schlägerei wurde einer der Fabrikarbeiter durch einen Hieb über den Kopf und durch Messerstiche verletzt." Nach der „Nat. Ztg." rühren die Verletzungen der angrcifenden Arbeiter von den Stockhieben der Zivi listen her, die den Sergeanten unterstützten und sich gegen die Radaubrüder wandten. Der frühere preußische Landtagsabgeordnete Stengel gestorben. Heute früh ist der Bergwerks besitzer und Konsul a. D. Rudolf Stengel im Alter von 85 Jahren in Staßfurt gestorben. Er war Ehrenbürger der Stadt Staßfurt und gehörte dem preußischen Abgeordnetenhause von 1866 bis vor wenigen Jabren als Mitglied der freikonservativen Fraktion an. An-tand. Gesterreich-Ungarn. * Das Befinden des Kaiser». -Wie aus Wien. 50. April, gemeldet wird, hält die Besserung im Befinden Kaiser Franz Josefs erfreulicherweise an. Die un gestörte Nachtruhe und der feste Schlaf des Monarchen haben zur Folge, daß der Kaiier sich immer friicher zeigt. Die Umgebung des Kaisers iü wieder zuversichtlicher gestimmt und hofft, daß die kräftige Konstitution des Kaisers dazu beitragen wird, daß sich der gefährliche Katarrh schon in den nächstenTagen vollständig lösen wird. Frankreich. * Militärische Untersuchung in Verdun. Aus Paris. 50. April, wird gcmewet: Während der Wahlkampagne der letzten Tage haben verschiedene Offiziere und Unteroffiziere in ganz un zulässiger Weise auf die Wähler cinzuwir t c n versucht. Zwei Offiziere verteilten Broschüren mit Angriffen gegen die Republik, während non den Unteroffizieren Rufe wie „Hoch das Königreich'" usw. laut wurden. Die Vresse hatte lebhaft gegen diese Einmischung der Armee in die Politik Ein sprnch erhoben. Der K r i c g s in i n i st c r hat jetzt den General d ' A m a d e , Kommandeur des 6. Ärincckorps, beauftragt, sich nach Verdun zu begeben, um anläßlich der von zwei Offizieren des 2. Hnsarenregimcnts betriebenen antirepubli- kani scheu W a h l p r o pa g a n d a nnd der van mehreren Unteroffizieren in einer Wählcrversamm- ftmg des Cnmerals Mailrat vcranstaltctcn r a y a ! i st i schc n Kundgebung eine Unter suchung über die Gesinnung und die Haltung der dortigen Garnison einzuleiten. * Militärisches Fechten und Turnen in Franckeich. Wie die „France milftairc" mittcilt, ist die Militärturn- und Fechtschulc van Joinvillc bei Paris so beträchtlich vergrößert worden, daß alljährlich in vier Unterrichtskursen nicht weniger als 2400 Turn- undFcchtlchrer l>erangebildet werden können. * verhafteter Matrose. In Toulon wurde an Bord des Torpedobootszerstürcrs „D a r d" ein Matrose unter der Beschuldigung verhaftet, daß cr in die Schmiervorrichtung der Maschine Schmirgelpulver geschüttet habe, nm die Abfahrt des Schiffes nach Biseria zu verzögern und so länger bei seiner in Toulon wohnenden Familie bleiben zu können. Nufilan-. * Der Minister des Aeußern Ssasonow Hot, wie aus Petersburg gemeld-ct wird, sich nach P alt» begeben. * Eine neue Bahnlinie im Innern Asiens. Aus Petersburg, 30. April, wird gedrahtet: Die Budgetkommission der Reichsduma hat die Gesetzes vorlage über den Bau einer Bahnlinie von Wcrchnc Udinsk nach Kjachta auf Staats kosten angenommen. " Regelmäßiger Dampserverkehr nach sibirischen Häfen. Wie aus Pe 1 ersburg, 30. April, gemeldet wird, Hot ><er Ministerrat den Handelsministcr bevoll mächtigt. in der Rcichsduma eine Gesetzesvorlage einzubringcn über den regelmäßigen Ver kehr von Dampfern unter russischer Flagge zwischen den Häfen des europäischen Rußlands nnd den Mündungen d»es Ob und Jenissei. weißen Kleide, das ihre mütterliche Fülle mit keuschem Schmeicheln umfloß. Nahe bcr ihnen hinter der Bank stand der Braune ganz still nnd horchte in den Abend, der mit pnrpurnem Leuchten über den hochästigen stummen Eichen verrann. Und es war ein unablässiges Rieseln und Sinken von wclkbnntcn Blättern im herbstlichen Walde. Sic saßen beide ganz still. Sie fühlten sich einander so fern und hatten so viel heiße Sehnsucht zueinander in ihren Herzen beide. Aber sic reichten sich die Hände nicht hinüber und herüber, rührten sich nicht und lauschten in den herbstlichen Wald hinein auf das Wort, das (urchtbare Wort. Die Fran in ihrem Mutterhvffen, und der Mann in feiner stolzen Kraft. Und durch ihre Seelen ging ein jähes Fühlen nnd Erkennen, wie ein Blitz lähmend: Dem Herbste wird für euch beide folgen, mehr. lein Frühling wieder keine glücklichen 'Tage Der Mann sah den Tod, einen Augenblick lang, blitzschnell. Der trug eine rote Husaren- uniform und lag ans grüner Wiese unter star renden, schirmenden Eichen. Mit den kinder- auten^Zügen des lieben kleinen Fahnenjunkers Hritz Mosenthin, den sie diesen Mittag im feier lichen Trauerkondukt zur letzten Reise in die Heimat abgebracht hatten. Ein Begräbnis mit allen soldatischen Ehren. Als erster hinter dem Sarge war der alte Tiedemann gegangen, mit unbewegten Zügen. Man sah ihm nichts an. Nur die Zähne hatte er fest aufeinandergebissen und ging mit harten, festen Tritten hinter der Lafette, die den Sarg trug. Mit den Offizieren im Zuge Mttmcister Bärensprnng. So wollte er auch einmal be graben werden ivie Fritzchen von Mosenthin. Mit allen soldatischen Ehren. Und der alte Tiede ¬ mann, ja der würde wohl auch wieder hinterher gehen hinter seinem Sarge .. . (FortsehmHg in der klNvvgeinrnnAülde.)
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