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Beilage zum „Riesaer Freitag, AH Dez<mbe- i üt. <!i!,LSS S7 >«dra SW Weitere russische Mobilisierung. Nach Mitteilung von militärischer Leite wird die Mo bilisierung neuer Truppenkörper mit aller Beschleuni gung durchgeführt, und schon in einigen Tagen werden wettere 100000 Mann auf dem KriegSsä;anp!atz sich be geben, um in die Mandschurei - Armeee eingereiht zu werden. ""Die Demission Koerbers ist angenommen worden. Der Nachfolger soll bereits ernannt sein. Koerber konferiert» heute mit dem Freihern Chlumetzky. Es wird hervyrge» hoben, daß der Ministerpräsident dem Monarchen keine« Vorschlag bezüglich seines Nachfolgers gemacht hat. Nordamerika. In der Botschaft des Präsidenten Roosevelt an den Kongreß befand sich eine eigentümliche Stelle, die sich auf die Bestrafung solcher Leute bezog, die Frauen mißhandeln. Der Präsident sagte: „Der Frauen-Prügler ist ungenügend bestraft durch Gefängnis, denn die Gefängnisstrafe bedeutet vielleicht oft nichts für ihn, während sie für sein Weib und seine Kinder, die das Opfer seiner Brutalität waren, vielleicht Hunger und Entbehrungen zur Folge hat. Für diese Art mark, Schweden, Norddeutschland und Finnland beschlossen gestern in einer Zusammenkunft in Limhausen die Bildung einer Vereinigung zum Zwecke der Verbesserung der Frachtverhältnisse in der Ostsee und Wahrneh mung der Interessen der Mitglieder. Die Bereinigung umfaßt 450 Schiffe. Der Krieg in Ostasten. Zur Grioberung des Forts Erlungschan. Nlach einem amtlichen Telegramm aus Tokio ist von der japanischen Armee bei Port Arthur die folgende Mel- düng gemacht worden: Der linke Flügel und das Zentrum sprengten am 28. Dezember 10 Uhr vormittags die Brustwehr in der Front des Forts Erlungtschan in die Lust, nahmen dann die Brustwehr mit Sturm und errichteten unter dem Schüße eines schweren Geschützes und von Feldgeschützen trotz des feindlichen Feuers Verteidigungsanlagen. Um 4 Uhr nachmittags stürmten wir und besetzten im In nern des Forts die Linie der schweren Geschütze, dann gingen wir bis zur Kehle des Werkes vor, wo der Feind sich schließlich nach hartnäckigem Widerstand zurückzog. Um 7 Uhr 30 Min. abends war das ganze Fort Er lungschan in unseren Händen. Zur Würdigung des japanischen Vordringens ist da ran zu erinnern, daß die letzten Erfolge der Japaner der > Westfront gegenüber zu verzeichnen waren. Ihr Haupts angriff richtete sich gegen die Süordostfrvnt, wo sie ein Fort der Kikwan-Gruppe erobert hatten und von diesem Fort aus ihre Angriffe gegen die Nachbarwerke unter nahmen. Der Schutz des Osthasens fällt fort, wenn die Japaner die Westfront umfassen. Nach Eroberung des 174 Meter- und 203 Meter-Hügels war, wie der „Schlcs. ' Ztg " geschrieben wird, die Einnahme aller anderen vor geschobenen Werke nur eine Zeitfrage. Ein besonderer «Erfolg der Japaner ist es nicht, obwohl er ihnen viel Blut gekostet hat. Ter Hügel östlich Hoyangshkau ist vor aussichtlich eine größere Erhebung vor der Westfront, die durch ihre bessere Uebersicht über den Hafen von Bedeutung für die Treffsicherheit der Belagerungsartil lerie werden kann. Tie Niederung nördlich der Berge von Liaoteschan bis zu den Werken hin, vor denen auch der 203 Meter-Hügel liegt, wird von dem 461' Meter hohen Fort auf der Südspitze vollständig eingesehen, und jeder Versuch der Japaner, sich weiter im Südwesten festzu setzen, muß fehlschlagen, so lange Liaoteschjan in unbe strittenem Besitze der Russen bleibt. Tie Umklammerung des japanischen Angriffes findet daher auf seinem rechten Flügel bald da eine Grenze, wo die Niederung anfängt. Alle Angriffe abev auf die Hauptverteidigungsfront der Russen bieten im Westen den Geschützen von Liaoteschan die Flanke. Ter Hauptangriff gegen die Werke mußte da her nach wie vor die Norhostfrvnt bleiben, welche die Japaner umfassend angreifen konnten, ohne in das Kreuz feuer russischer Batterien zu kommen. Erschwerend kam hinzu, daß auf Liner Front von etwa einer deutschen Meile die Angreifer an mehreren Stellen der Hauptver teidigungslinie so nahe gerückt sind, daß sie diese Stellen gleichzeitig stark bedrohen und der Verteidiger daher ge nötigt wird, seine Truppen auf der ganzen in Frage kommenden Front fortwährend bereit zu halten, Sturm angriffe abzuwehren. Tiefe stete Bereitschaft nimmt in hohem Maße Kräfte und Nerven, der Belagerten in An spruch und fällt um so mehr ins Gewicht, als der schließ liche Erfolg doch davon abhängt, wie lange die Kräfte der tapferen Verteidiger reichen. Ter Korrespondent des Reu berschen Bureaus bei der dritten japanischen Armee meldet, daß mit der Einnahme von Erlungtschan 500 Mann der Besatzung gefangen ge nommen wurden; der dritte Teil der Besatzung entkam. — Tie Verluste deck Japaner bei der Einnahme des Forts werden auf 1000 Mann geschätzt- Oesterreich. Wie von informierter Seite verlautet, ist in der Frage des Gersten- und Malzzolles zwischen Oesterretch-Unganr und Deutschland eine Verständigung erfolgt, in welcher mich die Wünsche der österreichisch-ungarischen Unterhändler hi» sichtlich der Einfuhr der russischen Gerste in Deutschland die möglichste Rücksicht erfuhren. Es finden nunmehr Bev- handlungen der deutschen Reichsregierung mit Rußland ÜA dieser Angelegenheit statt und es wird erwartet, daß au» Petersburg eine zustimmende Erklärung eintreffen werd«.— Der Rücktritt v. KörberS wird keine Stockung in de« Handelsoertragsoerhandlungen mit Deutschland herbetführ«^. da die Verhandlungen in erster Reihe von den Fachminister« des Handels und des Ackerbaues geführt wurden, diese ab« wahrscheinlich auch schon mit Rücksicht auf diese Verhand» lungen dem neuen Kabinett angehören dürsten. „Bah, wer spricht davon? Zwingen ist ein häßliches Wort, Du wirst als verständige Frau es nicht io weit kom men lassen. Hier kannst Dn nicht lange mehr bleiben, nach dem ich Dich wieder-gesunden habe; eS fragt sich nur, ob mir ein Vorteil daraus erwächst, wenn ich Dich noch einige Zeit hier lasse. Darüber möchte ich Deine Ansicht hören; ich erwarte bestimmte Vorschläge, über die ich mit Dir beraten kann." Herta wollte in sichtbarer Entrüstung von ihrem Sitze emporspringen, er legte seine Hand auf ihren Arm und zwang sie, sitzen zu bleiben; sie erschrak vor dem entschlos senen Blick seiner glühenden Augen, der durchbohrend auf ihr ruhte. „ES hilft Dir alle» nichts," fuhr er fort, „ich folge Dir bis ans Ende der Welt, wenn Du abermals mir zu entfliehen suchst. Dein Vorteil liegt nicht in der Trennung von mir, denn was Du auch beginnen »tagst, ich werde Deine Pläne durchkreuzen, Dein Vorteil liegt nur in un serer Bereinigung. ES ist möglich, daß wir in viesem Hause die lang gesuchte Gelegenheit siiiden, zu dem ersehnten Reichtum zu gelange»; weshalb sollen wir dies« Gelegen heit nicht benutzen?" Herta blickte starr vor sich hin, sie war in Nachdenken versunken. Sie kannte die eiserne Willenskraft dieses Man ne», sie wußte, daß sie nun wieder mit unlösbaren Ban- den an ihn gekettet war. Konnte Heinrich Wallendorf sie auch jetzt noch von diesem Manne befreie»? E» war nur eine sehr schwache Hoffnung, aber sie hielt noch an ihr fest ; jedenfalls mußte sie Zeit zu gewinnen suchen, um über die» alle» nachdenken zu können. „Wa» verlangst Du von mir?" fragte sie nach einer langen Pause, während der er ihr schöne» Antlitz unver wandt beobachtet hatte. „Da» weiß ich in diesem Augenblicke selbst noch nicht." antwortete er; „ich muß mich zuvor üb« die Verhält nisse in diesem Hanse genau unterrichten." „Deine darauf bezüglichen Fragen kann ich beantwor ten." Gefahrvolle Wege. Roman von Ewald August König. 53 „Freilich wäre es besser, als das abenteuerliche Leben, bas ich an Deiner Seite führe» mußte," erwiderte sie ru hig „Schade nnr, daß dieses Glück Dir nicht zu teil wer den kann!" „Vielleicht wäre eS doch möglich!" „Doch wohl nur dann, wenn ich eS Dir erlaubte! Da» aber wird nicht geschehe»; ich bin zn sehr in Dich ver narrt, als daß ich mich von Dir trennen könnte. Du hast nicht schön an mir gehandelt, Herta, ich hätte nimmer ge- dacht, daß Du so hinterlistig mich verlaßen würdest. Du wußtest ja, wau» ich zuriickkehrte, und bis dahin konn test Du ohne Sorgen leben. Ueberdie» war auch Dein Gewissen nicht so rein, daß Du die Berechtigung gehabt hättest übermich entrüstet zu sein." „Ich hatte dieses unstäte, abenteuerliche Leben satt," sagte sie, ihn fest anblickend. „In London war unsere» Blei bens nicht mehr, da» wirst Du zugebe» muffen ; Du hat test unseren Namen entehrt." „Lassen wir," unterbrach er sie mit einer energisch ab- lehnenden Geberde, „lassen wir die Vergangenheit ruhen ; ich habe eine Dummheit begangen, in Zukunft werde ich klüger sein. Beschäftigen wir un» nun mit dieser Zukunft I Glaube nicht, daß Du da» Band zerschneiden könntest, das Dich an mich fesselt." „Wenn ich e» wollte, so müßte da» Gericht meinem Verlangen Folge geben, denn auf meiner Seite ist da» Recht!" „Mag sein, aber denkst Du, daß die» heimlich gesche hen könne? Baron von Navenberg würde Dir augenblick lich die Tür zeigen, wenn er die Wahrheit erführe, und der Prozeß gäbe mir Gelegenheit genug, Deinen guten Rus für immer zu vernichten. Mach Dir keine Illusionen, Herta, wir beide gehören zusammen, so lange wir leben!" „Go willst Du mich zwingen ..." von Vergehen würde wahrscheinlich die Körperstrafe in irgend Deutsches Reich. ! einer Form das geeignetste Mittel sein." Diese Erklärung Der Fischereikreuzer „Zielen" machte im Juni und; Roosevelts soll, wie die „Daily Mail" aus Washington Juli d. I. eine Informationsreise nach Island. Die ge-'erfährt, eine Bewegung zu gunsten der Prügelstrafe heÄei- druckten Reiseberichte des Kommandanten, Koro.-Kapitäns - geführt haben. Herrklotsch, liegen nunmehr vor. Dem Schiffe war die - Marokko. Aufgabe zugefallen, die geographischen und navigatorischen: Nach einem Telegramm aus Toulon wurden die bel- Verhältnisse an der Südküste Islands zu erkunden. Es j den Linienschiffe Frankreichs, die nach Marokko abgehen wurde festgestellt, daß es wegen der natürlichen Beschaffen- : sollen, „Charlemagne" und „Jena" bezeichnet. In Madrid heit der Küste, mit ihrem ganz flachen, sumpfigen Strande,! hat der Ministerrat beschlossen, den Ausbau der Häfen in ohne Baum und Strauch, ohne jede Erhebung und mensch-! Ceuta, Melilla und auf den Chafarinas-Jnseln sofort in liehe Wohnung auf meilenweit ins Land hinein, unmöglich Angriff zu nehmen, da ein dringendes Bedürfnis dafür ist, zurzeit an der Küste irgendwelche Marken zu bezeichnen, s vorliege. welche den deutschen Fischdampfern die Navigierung erleich- r Rußland. lern könnte. Der deutsche Konsul Thomsen läßt zur Zeit: Dem „L.-A." wird aus Petersburg gemeldet: Der eine Hütte für Schiffbrüchige am Skeidarar-Sard errichten.' kaiserliche Ukas, der eine Antwort auf die ReformbewegunK. Der Errichtung von Schutzhütten oder Baken wird die is-! in ganz Rußland bildet, hat im allgemeinen wenig befriedigt, ländische Regierung keinerlei Schwierigkeiten entgegensetzen. § Er sollte bereits vor acht Tagen erscheinen, und man hat Die deutschen Fischdampfer befischen während des ganzen nicht erfahren, warum er so lange zurückgehalten wurden Jahres die Medalland-Bucht, d. h. die Südküste Islands Gerüchtweise wird behauptet, daß er ursprünglich eine« von Portland bis zum Hornerfjord. Der Kommandant! andern Text gehabt habe. Wie er jetzt stautet, bewegt « des dänischen Fischereidampfers „Hekla", Kapitän Grove,' sich in zu allgemeinen Ausdrücken. Man vermißt die Aw gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß er über die deut- gäbe genau bestimmter Reformen. Die Gemäßigten.lasse« schen Fischer niemals zu klagen gehabt hätte und daß diese den Ukas wenigstens als einen guten Anfang gelten. Die im Gegensätze zu denen der anderen Nationen, besonders große Partei der liberalen Fortschrittler verspricht sich Ka der Engländer, die Bestimmungen achteten und gut navi-! gegen von der Ausführung des Manifestes wenig, da mit gierten. ! seiner Verwirklichung lediglich wieder die Bureaukratie be- Ungefähr 50 Schiffsreeder und Kapitäne aus Däne- auftragt ist, d. h. der in Rußland meistgehaßte Beamten stand. Soweit aber die Kundgebung des Zaren eine« günstigen Eindruck machen könnte, würde er sofort mied« ausgelöscht durch das gleich darauf folgende RegierungS- communiqrch worin wieder Drohungen ganzstnach alte« Rezept ausgesprochen wurden. Alle Schichten der Intelligenz fühlen sich durch diese Sprache zurückgestoßen, so daß von „Das glaube ich wohl, aber ich zweifle an Deiner Auf richtigkeit, ich werde Herrn Wallendorf darum bitten. Dl» kennst ihn ja anch, er hat in London uns besucht." „Ich kenne ihn ganz genau, nm zu wissen, daß er Dir gegenüber noch weniger aufrichtig sein wird als ich." „Bist Du ihm hier schon begegnet?" „Mehr als einmal." „Und er erkannte Dich wieder?" „Natürlich, er bot mir seine Freundschaft an." „Dann wird er Dir auch die Stelle hier besorgt ha ben?" „Wenn er mich empfohlen hätte, wäre ich ganz gewiß; nicht engagiert worden!" spottete sie. Sein Blick ruhte so fest auf ihr, al» wolle er in die geheimsten Tiefen ihrer Seele eindringen; seine Hand zit terte, als sie mechanisch nach dem Weinglase griff, da» « kurz vorher wieder gefüllt hatte. „Du weichst mir au»." sagte er, „Du bist mit diesen Wallendorf» enger verbun den, al» Du mir gestehen willst. Ich werde dahinter kom men; so schlau Du auch fein magst, mich betrügst D« nicht. Bi» morgen lasse ich Dir Zeit zum Nachdenken, Lo be» Weibchen, bi» dahin werde auch ich einen Plan ent worfen haben. Wo wohnt Deine Schwester?" Herta erhob hastig da» Haupt, ein trotzig« Zug um- zuckte ihr« Lippen. „We-Halb willst Du da» wissen ?" fragte st«. „Weil ich bei ihr wohl mit Dir zusammenkomme» muß; hier darf e» nicht geschehen, wenn wir nicht ver dacht erregen wollen." ISö.lS „Bei meiner Schwester können wir e» ebenfall» nützt. Sie würde unsere Pläne eher verraten, al» billigen; st« weiß nicht, daß Du noch lebst. Goll der Baron von Ra venberg nicht unser Gehetmni» erfahren, so dürfe« tote meine Schwester nicht in da»felbe etnweihen. Die Schwo ft« ihre» Verlobten war vor Fahren di« vraut de» Ba ron». p« soll ihn heute noch Neben: ich glaub« Du Wirst nun die Gefahr erkenne«, vor der ich Dich war«»." Am Schaho finden auch fortgesetzt kleine« Gefechte statt. Tas japanische Hauptquartier meldet: Am Dienstag um 3 Uhr nachmittags beschossen russische schwere und Feldgeschütze die Eisenbahnbrücke Über den; Schaho und die Umgebung der Station; die russischen Geschütze in Talien- tun beschossen Chihsianghun und Schulintzn. Russische Ka vallerie griff Heilintun bei Sonnenuntergang desselben Tages an, wurde aber durch japanische Kavallerie zurück- „ „ , ....... geworfen. Um halb 9 Uhr! abends umzingelte n ssische D Die „Neue Freie Presse" meldet unterm 29. d. Kavallerie japanische Vorposten, die aber, nachdem sie "" --- - -- --- Verstärkungen erhalten hatten, die Russen vertrieben. Un ser Verlust ist unbedeutend. Gepanzerte Wagen. Petersburg, 27. Tezember. Dem russischen Hauptquartier am Schäho sind Nachrichten zugegangen, daß die Japaner gegen 1000 vierrädrige Wagen, die gut gepanzert und mit Schießscharten für Geschütze und Ge wehre versehen sind, ins Feld gebracht haben. Vorläufig ist man noch auf Vermutungen darüber angewiesen, in welcher Weise die Japaner diese Panzerwagen verwenden »vollen.