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Wegen Unpässlichkeit des Herrn Krausse muss die „Ballade des Harfners“ ausfallen; anstatt dessen wird Herr Otto Hunger aus Leipzig vortragen: Gesang des Wolfram von Escliinbach aus der Oper „Tannhäuser“ von R. Wagner. Blick’ ich umher in diesem edlen Kreise, Welch’ hoher Anblick macht mein Herz erglüh’n 1 So viel der Helden, tapfer, deutsch und weise, — Ein stolzer Eichwald, herrlich, frisch und grün. Und hold und tugendsam erblick’ ich Frauen, — Lieblicher Blüthen düftereichster Kranz. Es wird der Blick wohl trunken mir vom Schauen, Mein Lied verstummt vor solcher Anmuth Glanz. — Da blick’ ich auf zu einem nur der Sterne, Der an dem Himmel, der mich blendet, steht: Es sammelt sich mein Geist aus jeder Ferne, Andächtig sinkt die Seele in Gebet. Und sieh! Mir zeiget sieh ein Wunderbronnen, In den mein Geist voll hohen Staunens blickt: Aus ihm er schöpfet gnadenreiche Wonnen, Durch die mein Herz er namenlos erquickt. Und nimmer möcht’ ich diesen Bronnen trüben, Berühren nicht den Quell mit frevlem Muth: — In Anbetung möcht’ ich mich opfernd üben, Vergiessen froh mein letztes Herzensblut. — Ihr Edlen mög’t in diesen Worten lesen, Wie ich erkenn’ der Liebe reinstes Wesen! III. Hauptprüfung am Königlichen Conservatorium der Musik Leipzig, am 22. Februar 1889. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.