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gehe«, dle durch Abstimmung „ausgeglichen" worden find. Hat aber schon der Vunde-rat den mnprtttensten Teil der Vorlage nicht einmütig gntgeheiße», so Ulkt sich voraussehen, daß im Reichstag erst recht leidenschaft liche Auseinandersetzungen kommen werden. Um ihnen ein wenig die Spitze ab-uLrecheu, hat der Reichskanzler schon vor Beginn der Finanzminister- konserenz mit den Führern der bürgerlichen Parteien vertraulich Fühlung genommen. ES verlautet, daß diese diskrete Vorbesprechung während der Osterferien fort gesetzt werden soll. Senn dabei von der Einberufung «ftm» Rumpfparlaments die Rede ist, so entspricht diese Verlautbarung sicher nicht der Wirklichkeit. Sohl aber ist anptnehmen und- nach Lage der Dinge zu billigen, daß der Reichskanzler während der Osterferien die Frak- tionSführer der bürgerlichen Parteien noch eingehender über die Einzelheiten der kommenden Vorlage unter richtet, die er bet Beginn der parlamentarischen Ferien selbst noch nicht kannte. Jedenfalls wird der Wunsch ganz allgemein bet allen Parteien geteilt werden, daß durch vorsichtiges und um sichtiges vorgehen di« Wege nach Möglichkeit für die Gesetzentwürfe geebnet werden, die ohnedies Schwierig keiten genug in sich bergen. Luch in der inneren Politik tut allgemeine Entspannung und hoffnung-frohe politische Osterfeier bitter not. Nt HMMtM iü kntsliki LiiwWMtS hat auch in diesem Jahr« nach dem Beispiel de« Ackerbau» dureauS in Washington «in« Erhebung über die am 1. März noch im vesitz« der Landwirte befindlichen Ge. trrtdevorräte vorgenommen. Nachstehend wird da- Ergeb nis mit den Vergleichszahlen sür die letzten drei Jahre mitgetetlt: weize«. Roggen. Ernt« im Vorjahr Vorrat am I. März in Tonnen: in Proz. in Tonn«: 1918: 4360 624 28,4 1288 735 1912: .4 066 335 20,2 818 338 1911: 3 86147S 22,8 879 862 1V10: 3755 747 22,6 852 109 1913: 11598 289 29,4 3 414 979 1912: 10 866116 22.0 2 385 272 1911. 10 511160 26,9 2824 039 1910: 11348 415 27,8 3158 680 Hafer. 1913. 8 520 183 41,5 3 533 183 1912: 7 704 101 31,1 2 397 040 1911: 7 900 376 35,9 2839 725 1910: 9125 816 36,9 8 373 061 Gerste. 1913: 3481974 27,1 945 084 1912. 3159915 16,5 520 449 1911: 2 902 938 23,2 673 225 1910: 3495 616 26,2 915101 Bei Beurteilung obiger Zahlen ist einmal zu beachten, daß infolge der Verzögerung der Ernt« und der späten Bestellung im letzten Herbst weniger als in anderen Jahren gedroschen werden konnte, und ferner, daß ein großer Teil d«S Getreide» sich als nicht marktfähig erwies. Wieviel oou den am 1. März noch vorhandenen Beständen bi« zum Ende de« Erntejahres im eigenen Betriebe verwendet und wieviel für den Markt abgegeben wird, ist im allge meinen äußerst schwierig zu beantworten; e» hängt die« meist von der Preisbewegung im Lauf- d,S Frühjahr« und Sommers, von den Futtervorräten und anderen Fak toren ab, so daß bet der Fragestellung bisher stet« davon Abstand genommen wurde, eine solche Unterscheidung zu machen. Immerhin geht au« »en meist« Mitteilungen hervor, daß ein erheblicher Prozentsatz wegen geringer Ve- schasseaheit nicht wird aus dm Markt gebracht werden können. Der Atpdrock. Die österreichisch-russische Demobtüsierung tst in ganz Europa wie eine Befreiung von schwerem Alpdruck em pfunden worden. Die panslawistische Presse in Peters burg ist über diesen LuSgang freilich sehr enttäuscht und sie tst ehrlich genug, mit Sorten des Bedauerns davon zu reden. Die „Rowoje Sremja" bemerkt, daß statM aller friedlich« Versicherungen Oesterreich vor allem an der Düdgrenz« die Demobilisierung hätte durch führen müssen. An der russischen Grenze, so sagt das Matt Mit echt russischer Höflichkeit, wirke die österreichische Armee wie eine Vogelscheuche. In verschiedenen Blättern , bezweifelt man unverhohlen die friedliebenden Absichten Oesterreichs und warnt die russische Regierung vor zu großer Vertrauensseligkeit. — In der österreichischen Presse wird die Entlassung der Reservist« als wichtiges Jrieden-zetch« begrüßt, allerdings wird festgestellt, daß eine vollkommene Auseinandersetzung über die sachlichen Gegensätze noch nicht erfolgt sei. Die „RetchSpost" sagt in Bezug hierauf: „Die volle Verständigung wird erst dann erreicht werd«, wenn man in Rußland erkannt hat, daß man Oesterreich nicht auf die Knie beugen, ihm nicht- diktieren, ihm kein Opfer an Ansehen und Kraft zumuten darf." Nach neueren Meldungen wird Oesterreich seine Grenztruppen nicht mehr auf den frühe ren normalen, sondern auf erhöhtem FrtedenSstand halten. Oesterreich-Ungarn und Serbien. Der serbische Gesandte in Wien Jowanowitsch, der gestern von Belgrad nach Wien zurückgekehrt ist, hat einem Vertreter der Neuen Freien Presse folgendes er klärt: Die serbische Regierung ist bestrebt, durch Tat sachen zu beweisen, daß sie ihre guten Beziehungen zur Monarchie zu verbessern wünscht. Man ist im Zuge, die Bedingungen vorzubereit«, unter denen die Wünsch« Serbien- verwirklicht werden können und die darauf abzielen, die Beziehung« zu Oesterreich-Ungarn immer besser zu gestalten. Wenn die serbische Regierung Trup pen nach Skutari schickt, so tut sie nicht- andere-, al bte Erfüllung der elementarsten Bundespflicht. Da- Schicksal der Stadt Skutari wird auf der Londoner Bot schafterkonserenz entschieden werden. Bevor die Ent scheidung nicht endgültig tst, haben die Montenegriner da- Recht, an der Verwirklichung ihre- Wunsches zu arbeit«. Der frühere serbische Gesandte in England Mijata- witsch veröffentlicht im Londoner -.Daily Telegraph" ein« Artikel, in dem eS heißt, daß Europa nunmehr sich mit großer Schnelligkeit einer schweren Krisis nähert. In den nächst« 14 Tag« werde eS sich Herausstellen, ob der Fried« erhalt« bleibt oder ob ein allgemeiner Krieg äuSvricht. Der Artikel behauptet, daß der Balkan krieg auf russischen Mnfluß zurückgehe und daß Ruß land den Bund dirigiere. Rußland wolle den Erfolg Oesterreichs in der albanisch« Frage durchkreuzen. Oesterreich sei nunmehr im ersten Dilemma und könne in die Lage kommen, entweder vor Rußland zu kapitu lieren oder d« Krieg mit Rußland zu wag«. Vom Kriegsschauplatz. Seit vorgestern hat die allgemeine Beschießung von Ldrianopel begann«. Die Festung antwortet nur schwach, vielfach explodieren die türkisch« Geschosse nicht; man findet unter ihnen auch griechische, die 1897 in Thessalien erobert wurden. Man nimmt an, daß eS den Türk« an Munition fehlt. Der allgemeine Sturm aus Adrianopel steht unmittelbar bevor. TaaeSgeschichte. Lettische» Reich. Die Probefahrt de» Motorschiffe» »Hagen- der Deutsch-amerikanischen Petroleum-Gesellschaft fand gestern statt. Da» Schiff wurde von der Germania- werkt Krupp» erbaut uud stellt da» erst« deutsch« Ozean schiff mit »misch« velawtoren deutsch« System» dar. Die Tragfähigkeit de» Schiff,» beträgt S3b0 Tonnen. An der Probefahrt nahm auch Prinz Heinrich persönlich tttl. Prinz Heinrich hielt sich über zwei Stunden «m Maschinen- , ran« ans und ließ sich die »inzriheit« der Anlage «klären. Pfarrer Jatho» Beisetzung. Die Leiche de» - vorgestern verstorbenen Pfarrer» Jatha wird in der Christus- kirche aufgebahrt werden, von wo au» dl, Beerdigung am Freitag nachmittag 3 Uhr erfolgen wird. Die Trauerrede wird Pfarrer Padick« halten. Am Grad, wird wahrschein, lich Pfarrer Traub au» Dortmund sprechen. Landtagswahl Teltow-VeSkow. Bei der gestrigen Landtageersatzwahl für da» preußisch« Abgeordneten- hau» im Wahlkreis« Teltow-VeSkow erhielt Pfarrer o. D. Traub sF- Bpt.) 455 Stiminen, Etsenbahnobersekretär Hase- loff (kons.) 612 Stimmen. Danach ist Haseloff gewählt, von den sozialdemokratischen Dahlmännern war niemand erschienen, wodurch die Wohl de» konservativen Kandidaten ermöglicht wurde. Da» kostet ein europäischer Krieg» Der Professor an der Sorbonne in Pari», Dr. Charle» Pichet hat e» ausgerechnet und al» Grundlage seiner Berechnungen »inen Krieg de» Dreibünde» gegen die Tripleentente ge nommen. Die Mobilisierung der Streitkräfte zu Wasser und zu Lande würde 21 Millionen Soldaten unter die Dassen bringen. Davon entfallen auf Deutschland 3606600 Mann, auf Oesterreich 2600000 Mann, auf Italien 2 800 000 Mann, auf Rumänien 300000 Mann, auf Rußland 7000000 Mann, auf Frankreich 3400000 Mann und auf England 1500000 Mann. Die täglichen Ausgaben der kriegführenden Mächte berechnet Professor Rtchet auf 216*/, Millionen Franc». DerKönig von Schweden in Berlin. König Gustav V. von Schweden und seine Schwiegertochter, die Herzogin Maria von Södermannland, find gestern abend 6 Uhr 34 Min. auf dem Stettiner Bahnhof eingetroffen. Der König und di« Prinzessin Maria begaben sich zunächst in die schwedische Gesandtschaft in der Bellevuestraße. Die VermögenS-uwachSsteuer tst, wie di« »Köln. Ztg? meldet, vom Bundesrat fallen gelassen worden. Stimmung der verltner Börse vom 12. März. Die österreichisch - russische Demobilisierung übte auf die heutige vörse eine gute Wirkung au». Die Jndustriepaplere swwWUEUwess»wtW»»ww»««»»ww«swi»sw»»w»«» der Graf jetzt die zierlich neben ihm hertrippelnde Schwester des Kommerzienrate», eine kleine, blonde Dame, an der alles nach der neuesten Mode war. Gin Uebermaß von Schmuck glänzt« auf der schillernden Seide ihre- am Halse geschlosse nen Kleide». Sie war durchaus nicht hübsch, aber sehr lebhaft und beweglich, und in diesem Augenblick strahlte ihr Gesicht or- dentlich, wie sie«» zu dem höflich sie unterhaltenden Gra fen emporhob. Ellen folgte am Arme de« ebenfalls klemm, beleibten, wie seine Gemahlin nach neuester Mod« gekleidet« Pariser Bankier». Tie sah sehr erhitzt au», und der miß- trauisch sie beobachtende Arnold glaubte einen Wechsel von Blicken beim Niedersitzen -wischen ihr und dem Grafen zu bemerken, der ihm Bedenken erregte. Seine Unruhe teilte sich jetzt auch der Kommerzienrätin nnt, und sie mahnte zum Auf bruch. Alle erhob« sich. Holm erbat sich die Erlaubnis, die Herrschaften nach Hause begleiten zu dürfen, was natürlich nicht abgelehnt werd« konnte. Auch war «S nicht zu hindern, daß der Graf an Ellen» Seite ging und, als wäre e» selbst verständlich, ihr wieder seinen Arm reichte. Sie blieben die letzten, da Madame DuplesstS mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin ein äußerst schnelle» Tempo anschlug, dem sich der Gemahl, der sich an Arnold» Seite geheftet hatte, an- schloß. Bei einer Kreuzung de» Wege» war da» junge Paar den Lugen der voranschreitenden plötzlich entschwunden. Di« Kommerzienrätin, die zuerst aufmerksam wurde, blieb war- tend stehen. Der Schall heftig auSgistotzener Worte drang an ihr Ohr. «in weiblicher Aufschrei folgte. Beflügelten Schrit- te» eilten alle zurück. Au» einer der Seitenalleen flog eine laut aufschluchzende Frauengestalt der Kommerzienrätin in die Arme. .Ellen! Wa» ist geschehen?-stieß diese erschreckt hervor. Da» geängstigte Mädchen war keine» Worte» mächtig. Im Dunkel der Baume erkannte nian nun die schattenhaften Um- risse «ine» Her« und zweier Damen. Zwei andere Herren stan den einige Schritte entfernt. »Nehmen Sie Ihr Wort zurück, Baron von Rothenfett," klang die vor Erregung ganz heisere Stimm« de» Grafen Hol», durch die Still« der stacht. .Nicht «in« Silbe, Graf Holm,-war dl« schneidend ge- Kdttha. Roman von Tlarissa Lohde. 62 .Sie können doch nie ernst sein. Und doch, wenn ich Sie nun eifersüchtig mach« wollte? Daß Bruno für Ihre Frau «ine wahr« Anbetung hegt, da» ist doch nicht zu leugn«? «Gewiß nicht, denn er hat einen guten Geschmack? .Dasselbe kann man vom Grafen und Ellen sagen? »Glauben Sie da» wirklich? Nun, ich wünsch« nur, daß Ihr Glaub« Sie nicht täusch«, doch vergessen wir beim Plau dern unsere» Amte». Seyen Die noch unser junge» Paar? Pardon, da» »jung- paßt freilich nur auf Ellen; der Graf da gegen wird sich wohl meinem Alter nähe«. Doch, addiert man die Summe von den Jahren Beider zusammen, so ste hen sie fraglos in der Blüte ihres LebenS? Di« Kommerzienrätin blickte sich suchmd um. «Ich kann sie wirklich nicht mehr finden? «Dann schlage ich vor, wir kehr« auf unseren Platz zu rück. Denn nun sehen wir sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht eher wieder, al» bi» «I ihnen beliebt, dem von ihn« je- dmfaltt gesuchten Alleinsein ein Tilde zu bereiten und zu UN» Alt« freiwillig zurückzukehren.- »Ste sind ein Pessimist, lieber Arnold? widersprach di« Kouuueuienrätin, »nur vorwärts, Sie werden Ihr übernom mene» FÜbreramt so leicht nicht wieder lo«? Er seufzte, fügte sich aber in sein Schicksal. Doch er sollt« «echt behalten. Trotz eifrigen Durchsuchen» aller Alleen de» Kurgarten», selbst der entferntesten, waren die Verschwun denen nirgend» zu finden. Der Rückweg mußte endlich ,in geschlagen werden, doch fanden sie, wie Arnold e» im Vorau» wußte,»«Kommerzienrat noch immer allein an seinem Tisch«. »Na, da» muß ich sagen? grollt« dieser. »Ihr seid lange auSgeblieben; wo aber ist Ellen und der Graf?" »Ja, find sie denn noch nicht wieder hier?- entgegnete die Gattin etwa» kleinlaut, doch setzte st« gleich wieder bl» ruhtaend hinzu. »Sie werden den Duplessi» begegnet sein und kehr« wahrscheinlich mit ihnen zusammen zurüa? Dl«»mal «rwteS sich ihre Voraussetzung al» begründet. Ein« Halbs Stunde zwar orrging noch, dann kehrten di« Gesuchten «Mach uckt de« Ehepaare Duplessi» zurück, und »war führte «ebene Erwiderung. „Sie hätten sich vorsehen sollen. Wer den Tugendwächter spielen will, darf nicht selbst von verbotenen Früchten naschen und im Schatten der Nacht die Braut eine» Anderen küssen. Revanche, Graf, nicht» al» Revanche? Ein laute» Lachen ertönte, in da» sich da» einer Frauenstimme mischte. Graf Holm schäumte vor Wut. Mit geballter Faust ging er auf den, hochgehobenen Haupte» vor ihm stehenden An greifer loS: »Sie wag« e». Baron Rothenfels?- Fürst Soeben wollte sich schützend an Dietrich» Seite stellen, dieser aber schob ihn zurück. Obgleich der in Fülle genossene Champagner in seinen Adem prickelte, verlor er doch kein« Augenblick die Haltung. „Lassen Sie, lieber Fürst. Graf Holm scheint augenblicklich, von Liebe trunken, nicht zurechnungs fähig zu sein. Doch hoffe ich, er wird sich darauf besinnen, wie man unter Edelleuten einen Streit zu schlichten pflegt. Ich stehe Ihnen zur Disposition, Graf Holm, so bald ich mor gen mein« Verpflichtungen auf dem Rennplatz genügt ha ben werde? Er drehte sich um, noch vernahm man ein Ge wisper unter den Zurückstehenden, dann war alle» still und wie von der Nacht wieder verschlungen. Arnold preßt« heftig der neben ihm stehenden Kammer- -ienrätin den Arm. »Da haben Sie e», der noble Herr Graf? grollt« er. Graf Holm aber trat ziemlich sicheren Schritte» auf die noch immer fassungslos Dastehenden zu. »Ein unliebsamer Zufall? sagt« er mit einer Stimme, in der die vorherge- gangme Erregung noch zitterte, „zwingt mich an diesem un geeigneten Orte schon zu einer Erklärung, Vie ich morgen kn aller Form vor Ihnen abzugeben gedachte. Ich habe mich mit Fräulein Ellen soeben verlobt? Der Kommerzienrat fuhr sichtlich zusammen, und auch seine Frau konnte sich eine» heftigen Erschrecken» nicht er wehren. Nur Madame Duplessi» schien keineswegs überrascht. Und in der Tat war sie die Beschützerin diese» neuen Bünd nisse» gewesen. »Du Glückliche? lispelte sie mit ihrem Hellen Sttmmchen Ellen in» Ohr. Noch hatte keiner den Mut gefunden, an da» NächsMe- «ende zu erinnern, daß Ellen nicht mehr da» Recht habe, stet über sich zu verfügen, daß st« gebunden sei. 206,20