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48. Aahrg Sonnavtnd, 21 Dezember 1895, Abends. sss Mke. 3902. L. Lad Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, vierteljährlich« Bezugspreis bei Abholung ln den Expeditionen in Ries, und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaijerl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei in« HauL 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei in« Hau« 1 Mark 65 Pf. Anzrigeu-Annahm« für di« Run«« de« Ausgabetage« bi« vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastemten-raße 59. — Für die Redaktion venmtworüich: Her»««« Schmidt in Rias«. Großenhain, am 17. Dezember 1895. Die Königliche Amtshauptmannschaft. v. Wllneki. Die Herren Gemeindevorstände und GutSvorsteher des hiesigen Verwaltungsbezirks werden Einreichung dieses Verzeichnisses resp. eines Bacatscheines, soweit dies noch nicht geschehe», unter Bezugnahme auf die amtshauptmannschaftliche Verfügung vom 22. August 1884 — hiermit erinnert. ' No. 1165. L. —, die Anlegung von Verzeichnissen derjenigen Gartenbau- oder botanischen .... - - Anlagen, Schulen und Gärten, welche zum Zwecke der Ausfuhr von zur Kategorie drr Rebe nicht gehörigen Pflänzlingen, Sträuchern und sonstigen Begetabilien über die Grenzen des Reiches regelmäßigen Untersuchungen in angemessener Jahreszeit unterliegen pp. betreffend, an sofortige Nähe des Gasthofes zur Baumwies« den Oberpostsecretair a. D. Bernhard Friedrich Oswald Kretzschmar aus Reichen berg ermordet und in der Nacht zum 18. d. M. zu Moritz burg an dem Gendarmen Ockwitz einen Mordversuch verübt zu haben. Maiwald wird auch wegen eines am 9. Decem- ber l. I. auf der Straße zwischen Hirschberg und Hartau verübten Mordes von der Königlichen Staatsanwaltschaft Hirschberg steckbrieflich verfolgt. Beschreibung: Alter: geb. 17./K. 1869, 1,65 rn, untersetzt, blonde Haare, freie Stirn, graue Augen, ovales gesunofarbigeS Gesicht, je eine Narbe über dem rechten Auge und am Hinterkops, bekleidet mit grauem Jacket mit doppelreihigen Hirschhornknöpfen, schwarzer Krimmermütze. Großenhain, 19. December. Heute Nachmittag, wurde ein Abbild des zu errichtenden Bismarck-Denkmals auf den verschiedensten Plätzen der Stadt probeweise aufge stellt, um den geeignetsten Standpunkt auswählen zu körnen. Man entschied sich schließlich für den Platz am Hotel de Saxe in der AugustuS-Allee. Lommatzsch. Am Mittwoch früh zog ein Transport utShrfach die Aufmerksamkeit de« Publikums auf sich GS wurde ein vor drei Wochen bei einer Zigeunergcsellichafr in Leuben als Seiltänzer auftretender Mensch, Namens Pohl, welcher von dem dort stationirten Gendarmen verhaftet und ins hiesige Amtsgerichtsgefängniß eingeliefert worden war, durch Schutzmann Roßberg, an beiden Händen geschlossen, mit dem ersten Zuge über Riesa nach Halle transportirt, von wo aus der Genannte wegen Mordes st ckbrieflich ver folgt wurde. (L. A.) Meißen. Der Frau eines hiesigen Handwerksmelsters geschah das Unglück, als sie mit den Borbereitungsanstalten zum Stollenbacken beschäftigt war, daß sie ihre« kleinen drei jährigen Mädchen die oberen Glieder des Mittel- und Zeige fingers der rechten Hand mit de« Wiegemesser fast gänzlich durchschnitt. Das Kind hatte sich unbemerkt an die Mutter herangeschlichen und wollte sich eine Mandel von dem Wiege brett wegnehmen, wobei es mit dem Händchen unter das Wiegemesser gerieth. Ost ritz. Durch die hiesige Ortspolizei wurde dieser Tage ein elfjähriger Knabe, welcher seinen in Großpostwitz bei Bautzen wohnenden Eltern aus Furcht vor zu erwarten der Strafe entlaufen war, aufgehalten. Der keinen schlechten Eindruck machende kleine Kerl hat sich hier einige Tage da durch ernährt, daß er die zur Schule gehenden Kinder um ein Stück ihres Frühstücks- bezw. Besperbrodes ansprach. Der Flüchtling hat nicht gewagt, sich ein Obdach zu suchen, sonder« hat fünf der in letzter Zeit ziemlich kalten und »assen Nächte im Freie« zugebracht. Ein kümmerliches Lager hatte er fich dadurch geschaffen, daß er sich am Bahnhofe bei der Wagnerschen Strohhandlung Halme sa«melte, um sich we nigstens etwas zu schützen. Bei seiner Festnahme war er so entkräftet, daß er beim Gehen gestützt werden mußte. Auch waren die Füße sehr wund und die Beine stark angeschwollen. Bis zu seiner Abholung wurde der Knabe einer hiesigen Familie in Pflege gegeben. Aus de« oberen Elbthale. Der Betrieb in den Sandsteinbrüchen ist bis jetzt noch immer flott i« Gange, sa daß die sonst um diese Zeit übliche Ablohnung eine« Theiler der Arbeiterschaar nicht zu erfolgen brauchte. Be sondere Rührigkeit herrscht hier in den Teichbrüchen bei Schöna und link« der Elbe bei Tlbleithen, aus welche« Brü chen da« Material zu de« Dresdner BahnhsfSumbauten vor herrschend geliefert wird. Gleiche Verhältnisse bestehen im Postelwitzer Gebiet und in der Kirchleithe. Pirna. Die zur Erschließung artesischen Wassers für die hiesige Stadtwasserleitung durch Herrn Ingenieur Horra au« Naumburg auf Rottwerndorser Ritterguts-Areal unter nommenen Wasserbohrungen haben weiter« befriedigende Re sultate ergeben, da nunmehr der erzielte Au«fluß sich auf 1000 Liter für die Zeitdauer von 80 Sekunden gesteigert hat. Die Bohrungen werden noch fortgesetzt. Roßwein. Die hiesige Deutsche Schlofferschirl« ist Vettliches ««d Sächsisches. Riesa, 21. December 1895. — Da« Wetter fährt fort zur Weihnachtsstimmunz wenig zu passen und ebenso wenig zum Anfang de« Winter«, welch' letzterer nach de« Kalender seine Herrschaft doch nun mehr antreten muß. Der Himmel zeigt sich fortgesetzt un freundlich, trüb und düster und die Natur malt sich grau in grau. Hoffentlich besinnt fich der Schneemann doch noch darauf, daß er nun voll berechtigt ist, seinen Einzug zu hal ten, und daß „seine weiße Maare" von Alter« her zu den noth- wendigen Attributen eine« echten und rechten Weihnachtsfestr« gehört, zu dem verkündet eine alte Wetterregel ominös, bei „grünem Weihnachten ein weiße« Ostern", und damit ist ge wiß Niemandem gedient. — Die Gefährdung der jugendlichen Gesundheit durch Rauchen ist schon ost der Gegenstand einzelner Warnungen gewesen. Die Einsicht in die Verderblichkeit de« Tabakge- «usse« für die Jugend hat sogar bereits vielfach dahin gewirkt, daß, wie im Kreise Zni« in Posen, auf Anregung der Pro- vinzialsynod« das Rauchen jugendlicher Persoue« durch Polizri- verordaung unter Strafe gestellt worden ist. Neuerdings wird wieder in der „Niederrheinischen Volkszeitung" zu Krefeld Klage über da« Tabakrauchen unter der Jugend erhoben. Das Blatt schreibt: „Wir müssen ernstlich tadeln, daß halb reife Burschen, wenn sie kaum der Schule entwachsen sind oder in «och früherem Alter mit der Pfeife oder Cigarre im Munde auf der Straße umherstolziren, o.'er gar von gewissen- oder gedankenlosen Eltern zum Rauchen angehalten und angeleitet werden. Derartige rauchende Knaben trifft man leider immer mehr an. So sahen wir dieser Tage einen ganz zerlumpte« 12 bi« 13 jährigen Jungen auf der Hochstraße, Löcher in den Schuhen, Löcher in den Kleidern und — die dampfende Pfeife im Munde. Der Verein gegen Mißbrauch geistiger Getränke hat jüngst eine Schrift „Zum Schutz unserer Kinder gegen Wein, Bier und Branntwein" verbreitet; er hätte auch darin über die schädliche Einwirkung des Tabakrauchen« auf die leibliche, geistige und sittliche Ge sundheit der Kinder berichten sollen. „Höchst schädlich", sagt Klenke, „ist da« Tabakrauchen der Knabe«, überhaupt nicht ausgewachsener Menschen, die fich dadurch Magen-, Lungen-, Herz- und Gehirnkrankheiten zuziehen können, bleich un> st-wächlich werden und an Geist, Ernährung, Muskelkraft und Lebensspannung verlieren." Die Erfahrung zeigt die Wahr heit dieses Urtheile«; mancher mag von» allzusrühen Rauchen seinen sittlichen und leiblichen Ruin herschreiben. Am be- trübendsten aber ist e«, wenn Eltern sogar stolz auf den rauchenden Sohn sind oder e« dem Lehrer verdenken, wenn er rauchende Schüler straft. — Maskenbälle dürfen nur in der Zeit vom 7. Januar bis spätesten« zum FastnachtS-DienStag kommenden Jahre«, also bi« zum 18. Februar, jedoch weder an einem Sonnabend noch an einem Sonntag abgehalten werden. Geschlossenen Gesellschaften kann von der König!. Kreishauptmannschaft die Abhaltung von Maskenbällen an einem Sonntage diSpensationS- weise gestattet werden. Zu öffentlichen wie auch Gesellschafts- Maskenbällen ist die Erlaubniß de« StadtratheS vorher ein zuholen. — Einen beachtenSwerthen Beschluß faßte der Confer- vative Verein zu Dresden. Auf Anregung des Herrn Buch händler Winter wurde beschlossen, zur Heranbildung von Rednern und geschickten Debatte«» DiSkusfionSabende einzu richten. Dieselben sollen zunächst in den Vrzirk«versa«mlun- gen stattfinden und zwar etwa von Beginn de« neuen Jahres ab. Diese Anregung ist jedenfalls sehr nachahmenSwerth. — Gegen den Arbeiter Friedrich Wilhelm Julius.Mai- wald an« Niederleipa in Schlesien, welcher, wie wir schon mitgethrllt haben, in der Nacht zu« 18. December l. I. in Moritzhurg bei seiner Ergreifung wieder flüchtig geworden ist, ist die Untersuchungshaft verhängt worden, well derselbe verdächtig ist, am 12. December l. I. Abend« zwischen 7 bis r/,8 Uhr auf der Dresden-Moritzburger Chaussee in der am Dienstag in die neuerbaute Lehrwerkstätte an der Döbelner Straße übergesiedelk. Dieses neue Werkflattgebäude umfaßt einen Flächenraum von 800 Quadratmeter. Frankenberg. In dem in der Nähe seiner Wohnung befindlichen Teiche fand man am Sonntag früh den 57 jähr. Korbmacher Riedel in Ottendorf als Leiche auf. Riedel ist anscheinend in der Nacht auf oem Heimwege in Folge des starken Nebels in den Teich gerathen und hat darin seine« Tod gefunden. Burgstädt, 19. December. Ein recht betrübender Unglücksfall hat sich im benachbarten DiethenSdoxf ereignet. Der 21jährige Sohn des Spinners Kühne« daselbst wollte am Sonntag eine erkrankte Katze erschießen ; in dem Augen blick aber, in welcher er die mit Schrot geladene Pistole ab drückte, lief sein 7 jähriges Brüderchen auf das Thier zu und ein Theil der Ladung verletzte das Kind schwer am Kopfe. Obwohl der unglückliche Barer sofort ärztliche Hilfe hinzu zog und das Kind in da« Chemnitzer Krankenhaus übergt- führt wurde, ist der verwundete Knabe doch a« Montag seinen Verletzungen erlegen. Waldenburg, 19. D.cember. Auf dem hiesigen fürstl. Vorwerke verunglückte am Dienstag Nachmittag der 18 Jahre alte Verwalter Freund. Infolge eine« Fehltritts auf der Dreschmaschine bei der Ablösung des Einlegers ge rieth der junge Maun mit dem rechten Bein in die Ma schine, wobei ihm dasselbe bis zum Knie vollständig zer schmettert wurde. Er wurde nach dem Krankenhause gebracht, wo er in der darauffolgengen Nacht starb. Aus dem Vogtlande. Die Teppichfabrikation, die sich seit länger als einem Jahrzehnt in OelSaitz eingebürgert hat, geht zur Zeit recht flott. Die neue« amerikantfchen Zollgesetze haben es ermöglicht, daß deutsche Teppichwaaren auch nach den Vereinigten Staaten ausgeführt werden, während der Absatz nach Portugal, Spanien und der Türkei, der früher sehr lebhaft war, nicht mehr groß ist. Es sind daran theil» die Zolloerhältniffe, theils die Zahlungsschwierigkeiten der be treffenden Länder schuld. Durch den besseren Geschäftsgang sind auch die Teppichgarne im Preise gestiegen. Diese müssen noch immer vorwiegend aus England bezogen werden, doch kommen in neuester Zeit auch deutsche Wollgarne zur Ver wendung. Hoffentlich befleißigte« sich unsere Wollspinnerei«» immer mehr, auch auf diesem Gebiete die englische Konkurrenz zu verdrängen. Vvorf, 19. December. Gestern verschied hier nach läugeEKrankheit im Alter von 46 Jahren der Hoflieferant OSkar Schmidt, Chef der ersten und größten hiesigen Perl- mutteMaarenfabrik. Der Verstorbene hat fich um die Ver- besserÄlg und Erweiterung unserer Industrie sehr große Verdienste erworben, die auch die Bürgerschaft dadurch an- erkamW, daß sie ihn durch ihre Vertreter zum Mitgliede des StadtratheS wähle« ließ. Die Perlmutterinduftrie, die vom Vater des Verstorbenen hier eingeführt wurde, hat vielen Bewohnern des oberen Vogtlandes, auch zur Winterszeit eine sichere Erwerbe quelle erschlossen, und dazu hat der Heim gegangene ein gutes Theil beigetragen. Crimmitschau, 19. December. In seiner gestrigen voraussichtlich letzten diesjährigen Sitzung genehmigte unser Stadtverordneten-Kollegie« zwei hochwichtige Rathsvorlagen, nämlich die Erwerbung und Säkularistrung des alte« Fried hofes und die Einführung obligatorischen HauShaltungS- nnd Kochunterricht» in organischer Verbindung mit der hiesigen einfachen Mädchenschule. Für die Erwerbung de» alten Friedhofs, welcher in einen Bismarck-Hain um-ewandelt werden soll, zahlt die Stadt 10 Jahre je 4000 Mark und genehmigte gleichzeitig die vom Kirchenvorstand beschlossene Renovation der LanrentiuSkirche in Höhe von 80000 Rk. Zu dem 2. Punkte: Einführung des KochunterrichtS, wurde beschlossen, da» hierzu nöthige Gebäude, welche- mit 9000 Mark Baukosten veranschlagt ist, auf eine« Schulgrundstück in der Ltndenstraße zu errichten. Zu diesem segenstiftenden Werke hat Herr Fabrikant Beruh. Albrecht die Summ« von 30000 Mk. ausgesetzt und außerdem zu den Einrichtung»- Mesaer G Tageblatt und Anzeiger (EMlatt md Luftiger). Telegnumn-Adresse ssH m 4 K I uA 4 Femlprechsi-'i- „Tageblatt Riesa. M RrSv der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa.