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der sachliche Inhalt der HauSerziehung und wächst in Industriegebieten das gewerbliche Interesse an syste- Malischer Arbeitserziehung der Volks» »nasse. Trotz der großen vorhandenen Schwierigkeiten ist aus diesem,Gebiet sowohl im Interesse der Unternehmer und Arbeiter wie in dem der nationalen Volkswirtschaft überhaupt ein neuer kostspieliger Fortschritt des Schul wesens nottvendig. Begreiflicherweise erhebt sich die Frage nach der Rentabilität dieser Ausgaben. Der Erztehungspslichtige allein kann allerdings die für das einzelne Kind verhältnismüßig hohen Kvste» nicht aufbringen. Die Last muß aus tragkräftige, breite Schul tern verteilt werden. Ta.also alle Aufwendungen, mögen sie von Staat oder Gemeinde aufgebracht werden, vom Ertrage der Gesamtarbeit genommen tverden müssen, so liegt es im eigensten Interesse der Schule, alles zu tun, »vas diesen Ertrag fördern kann. In diesem Sinne ist die Schule nicht nur eine moralische, sondern auch eine volkswirtschaftliche Anstalt. Rauschender, langanhaltender Beifall und herzliche DankeSwvrte lohnten die tiefgründigen, sachlichen und anregenden Ausführungen ocs Redners, sodaß der Leiter der Versammlung ihm als besten Tank zurufen konnte: Wir werden unseres Lehrers nicht vergessen. Aus Mer Welt. Berlin: Vor dem Berliner Landgericht hatten sich gestern der Kaufmann Wreschner und der Mssenbotc Thiel wegen eines gegen die Dresdner Bank beabsich tigten Schwindels zu verantworten. Sie hatten durch eine gefälschte Quittung und Entwendung von Kontroll marken versucht, sich 30 500 Mark auszahlen zu lassen. Die Angeklagten wurden wegen schwerer Nrkundenfäl- schuug und Betruges, Thiel auch noch wegen Diebstahls unter Zubilligung mildernder Umstände, Wreschner zu 1 Jahr 9 Monaten, Thiel zn 2 Jahren 1 Woche Ge fängnis verurteilt. Der Mitangeklagte Handlungsgehilfe Karl Hartlep wurde sreigesprochen, da der Gerichtshof nicht die Ueberzeugung erlangt hatte, dast er das Be wußtsein des Betruges hatte. — Als die im Eüdosten Berlins wohnende Gräfin K. von einer vicrmonatigen Reise zurückkehrte, während der sie ihre Wohnung ohne Aussicht gelassen hatte, entdeckte sie zu ihrem Schrecken, daß Einbrecher die Wohnung säst völlig aus^cplündcrt hatten. Kostbare Bilder, Silberzeug, Schmucksachen, Por zellan und Kupsergcschirre, Wäsche, Teppiche usw., kurz alles, was irgend wie verwertbar ist, war fortge schleppt. Der Wert dec Beute beträgt etwa 15 000 Mark. — Glciwitz: Zum zweiten Male hatte sich gestern der Amtsrichter Knittel aus Rhbnik in Oberschlcsicn, der in zwischen nach Reiße verseht worden ist, wegen Belei digung hoher militärischer Kvmmandostellen zu verant worten. Tie Vorgeschichte deS Prozesses ist bekannt: Amtsrichter Knittel hatte 1908 bei der Laudtagswahl, einem Abkommen zwischen Zentrum und Polen ent sprechend, einen polnischen Wahlmann und einen Zen trumsmann gewählt und war deshalb aus Veranlassung des Bezirkskommandos von der Reserve zur Landwehr übcrgeführt worden. Knittel erblickte darin eine Strafe und versuchte seine Rehabilitierung und stieß schließlich, als ihm diese nicht gelang, in Eingaben an die hohen Kommandastellcn und an den KrleaSminister schwere Beleidigungen gegen mehrere Bezirksoffiziere und hcn Divisionskommandeur, «veueralleutnaut von Windheim aus. Das Landgericht in.Ratibvr, vor, dem sich Knittel deshalb vor einem Jahre zu verantworten hatte, hatte ihn» den Schutz des Paragraphen 193 St.-G>B. (Wahr nehmung berechtigter Interessen) zugebilligt und ihn freigesprochen. Aus die Revision des Staatsanwalts hat das Reichsgericht das Urteil aufgehoben, da die Bor instanz die Bedeutung des Paragraphen 193 verkannt habe und hat den Prozeß zur nochmaligen Verhand lung an das Landgericht Glciwitz verwiesen. Tie belei digten Offiziere haben sich nachträglich als Neben kläger der Anklage «»geschlossen. — Aarmouth: Zwei städtisch« (yolfspielvlätze sind durch darauf geschüttete Säuren zerstört worden. Bei dem Tatort wurde eine Karte gefunden, aus der stand: K«ein Stimmrecht, kein Sport, kein Friede. Gebt den Frauen Stimmrecht. — Am Sonnabend wurde ferner ein Holzhof durch Feuer zerstört. Der Schaden wird auf 35000 Pfund Sterling geschäht. Auch in diesem Falle wurde eine Karte ge sunden, aus der hervorging, daß Anhängerinnen des Frauenstimmrechts den Brand verursacht haben. — Pe tersburg: Nach Blättermeldungcn ist der Kriegsdam- pfcr „General Bobrhkow" an der Küste Finnlands, 60 Kilometer von Willmannstrand, auf ein Riff aufge laufen und hat ein großes Leck bekommen. Der Dam pfer sank schnell. Ein Privatdampfer brachte rechtzeitig Hilfe und nahm die Passagiere auf. Unter ihnen befan den sich der Stabschef des Petersburger Militärbezirks Generalmajor Gulewitsch, der Brigadekommandcur der finnischen Schützen, General Nosbek, der Stabschef der Festung Wiborg und noch ein Offizier. General Nos bek war ins Wasser gesprungen und hatte das Ufer schwimmend erreicht. — Vor einigen Wochen hatte die Meldung großes Aufsehen erregt, daß in KutaiS (Trans kaukasien) zweitausend Personen verhaftet wurden, um einige Schuldige festzustellcn, die einen Aufstand ange- zettclt hatten. Die Behörden erklärten damals, daß sie gemäß des Gesetzes von» Belagerungszustand das Recht hätten, diese Personen solange in Haft zu halten, bis die Schuldigen festgestellt wären. In der Duma ergrif fen darauf einige Linksdeputiertc Partei für die un glücklichen Inhaftierten, und kritisierten schärf die Maß nahmen der Regierungsbehörden in Kutais. Zuerst hielt man die Angelegenheit für übertrieben und wollte nicht glauben, daß 2000 Personen ohne Grund in den Kerker gebracht wären. Der Minister des Innern hat eine eingehende Untersuchung cingeleitct und den Befehl er teilt, die 2000 Verhafteten sofort freizulassen. Tic Ver waltungsbehörde, die so scharf zu Werke gegangen war, wird sich nunmehr für diesen unglaublichen Akt der Barbarei zu verantworten haben. Sport. Pferdesport. Nennen zu Dresden. Die herbstlichen Veranstaltungen deS Dresdener RciuivcreinS, welche am kommenden Sonntag den ü. Oktober, nachm. 2 Uhr, nach abermaliger vierwöchentlichcr Pause ihre Fortsetzung finden, werden wieder stattliche Felder und guten Sport bringen. Für diesen Renntag ist die Glanznummer das Herbst-Jagd-Renncn mit 15000 Mk. und Ehrenpreis für den Bc- Was das vdol besonder» aus- zeichnet vor allen anderen MundrelnigungSmitteln, ist seine merkwürdige Dauerwirkung, die aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zurückzusühren ist, daß sich das Odol beim Mundspülen förmlich in die Zähne und die Mundschleimhaut einsaugt, diese ge wissermaßen imprägniert und so gleichsam die Mund höhle mit einer mikroskopisch dünnen, aber dichten anti septischen Schicht überzieht, die noch stundenlang, nachdem man sich den Mund gespült hat, ihre Wirkung äußert. Diese Dauerwirkung besitzt kein anderes der für die tägliche Mund- und Zahnpflege überhaupt in Betracht kommenden Präparate. Sie gibt demjenigen, der Odol täglich gebraucht, die Ge wißheit, daß sein Mund stundenlang geschützt ist gegen die Wirkung der Gärungsstoffe und Fäulnis- erreger, die die Zähne zerstören. Preis: V, Flasche (Monate ausreichend) M. I.SH V. Flasche M. —.85. sttzer de« siegenden Pferde«. In hervorragender Weise habe» Li» Rennstallbesitzer ihre Sympathien für diese« Nennen kundgrgeben, da hierfür 59 Unterschriften erfolgten, von denen für 24 der zweite Einsatz gezahlt und 16 Pferde un Nennen belassen wurden. ES dürste sür diese« wertvolle Rennen, welche« dem ersten 10000 Mk. , und Ehrenpreis, dem zweiten 2500 Mk., dem dritten 1500 Mk., dem vierten Pferde 500 Mk. und dem Trainer des Sieger« 500 Mk. garantiert, alles mobil gemacht werden, was iraendwte mit Thancen »n da« Rennen ziehen kann. Skadspor.. Der Große Preis von Europa. Sonntag wurde bei schönstem Wetter aus der Leipziger Radrennbahn der Große Preis von Europa, ein 100 Kilometer-Rennen mit Motorführung au«gefahren. Den ersten Platz belegte Walthour, der die Strecke in 1 Stunde 15 Minuten 30 Sekunden zurücklegte. Zweiter wurde Guignard mit 1 Stunde 18 Minuten 39 Sekunden. Er folgten als dritter Janke, vierter Günther und fünfter Stellbrink. — Im 1 Kilometcr-Hauptfahren der Flieger plazierten sich als erster der Weltmeister Rütt, "zweiter Perchstot, dritter Lorenz, vierter Peter. Im Endlauf des Vorgabefahrens wurde erster Perchstot, zweiter Fuchs, dritter Schrage, vierter Techmer. ' Jer Kampf um das Majorat. Roma» von Ewald Ang. König. 28 „Der juuge Herr ist wieder da," sagte er leise, „er hat bereits erklärt, daß er dem Personal scharf auf die Finger scheu wolle." „MaS liegt mir cm ihm!" antwortete Nanny schnippisch. „Er Hal mir uichlS zu befehlen, ich bin die Dienerin der Ba ronesse." „Wäre cs Ihnen angenehm, wenn die Baronesse HanS Eichenharst verlassen und von der Gnade ihres Vetters le ben müsste?" „Welche Frage! Wie könnte mir das angenehm sein?" „So kommen Sie bei Ihrem nächsten Ausgang zu mir. Kann das heute noch geschehen?" „Ich will-sehen, ob es sich machen läßt." „Aber Verschwiegenheit!" „Natürlich!" nickte die Zofe verständnisvoll, und da in diesem Augenblick der Kammerdiener am Ende des Korri dors anftanchte, eilte sie hastig von dannen. Der Notar ging dem Mann mit der freundlichsten Miene entgegen. „Das war ein freudiges Ereignis, wie?" fragte er scherzend. „Ich weiß es noch nicht," Vntwortete Jakob ernst, „ich will erst abwarten, wie der Hase läuft." Sie hatten die Droschke, die vor der Tür wartete, erreicht, Jakob öffnete sie, und der Notar stieg ein. Mit sorgenvoller Miene blickte der alte Kammerdiener Len» Wagei» nach. „Es ivär« manches anders und besser geworden, wenn die ser böse Dämon in die Angelegenheiten der Familie Darbo ren nicht seine Nase hineiugestcckt hätte," brummte er; dann kehrte er ir» daS Hans zmück. 7. Kapitel. Doktor Hermann Steiufelder war sosehr von seiner Praxis .kn Anspruch genommen, daß ihm kaum mittags nach Tisch ein Stündchen verblieb, daS er mit seiner Schwester ver plaudern konnte. Sie hatten sich auch heute in das Zimmer der Baronm zurückgezogen, um über die Zukunft zir beraten, denn Paß es so nicht bleiben konnte, ivie es jctzl war, das wurde ihnen beiden mir jedem Tage klarer. „Ich habe die Akten- und Familienstatnlen nochmals stu diert und ich wiederhole Dir, wir können nichts machen," sagte Hermann, während er den Zucker in seiner Tasse zer rührte. „Du hast nur das einzige Recht, eine standesgemäße Wohnung im Herrenhanse und eine Jahresrente zu fordern und, so peinlich es Dir auch sein mag, mit Deinem Schwager zusainmenznwohncn —" „Nimmermehr!" fuhr sie leidenschaftlich ans. „Wohlan, reden ivir nicht mehr davon,ich wollte Dir mu rinen guten und wohlgemeinten Rat geben." „So sprich Dich ans," sagte sie ungeduldig. „Ten Rat, diese Wohnung zu fordern und zn beziehe»» und damit Deine Rechte zn wahren. Wir dürfen ja nun hoffen, daß Dagobert noch unter den Lebenden weilt und zurückkehren wird —" „Wenn daS nnr bald geschähe!" „Es »pacht nichts ans, wenn eS auch erst nach zwei Jah ren geschieht! In dein Familienstatnt der Darboren findet sich ein seltsamer Passus. Wenn der Majoratsherr einen min derjährigen Erben hinterläßt, so soll diesem Erbe»» erst nach Ablauf seines dreißigsten Lebensjahres das Majorat über geben werden; es läßt sich mit Sicherheit erwarten, daß Dein Schwager von diesem Paragraphen den nmfassendsten Ge brauch machen wird." „Und daran läßt sich »licht rütteln?" fragte die Baronin entrüstet. „Gesetzlich nicht, dein» der Landesherr hat dieses Fami- lienstatut genehmigt. Man könnte nur dann mit einiger Stils- sicht aus Erfolg dagegen protestieren, »venu bewiesen »vürde, daß Baron Kurt das Majorat schlecht verwaltet und das Interesse der Familie gröblich verletzt habe, nu» sich selbst Vorteile zu verschaffe»; dieser Beweis wird aber schwer z» führe» sei»." „Welche Ungerechtigkeit! So »vürde Dagobert, wen» er jetzt heinrkehrte, »och zwei Jahre unter der Vormundschaft seines Onkels bleiben?" Ein schwerer Seufzer folgte diesen Worten, der Rechtsan walt, der in Nachdenken versunken »var, achtele »licht ans diese Klage eures sorgenvollen und bekümmerten MutterherzeuS. „Rittmeister von Schwind kommt auch nicht," nahm sie nach einer Panse wieder daS Wort, „er schnnt schon vergessen zu haben, was er in einer mcinseligen Laune Dir gesagt hat." Hermann blickte auf, langsam fuhr er mit der Hand über seine Stirn, dann rückte er lächelnd an seiner goldenen Brille. „Habe ich Dir dem» nicht gesagt, daß ich heute vormittag ihm begegnet bin?" fragte er. „Herr von Schwind Mit seiner schönen Tochter wird heute nachmittag die Aufwartung machen." In dei» dunkeln Augen Adelgundens leuchtete eS freu dig auf. „Wird er auch Wort halten?" fragte sie zweifelnd. „Es liegt ja jetzt kein Gnmd mehr sür ihn vor, sich fern zil halten, und nachdem er mir gegenüber so offen gewesen ist, glaube ich auch seinem Versprechen vertrauen zu dürfen. Du ivirst Deinen Gästen eine Tasse Kaffee oder ein GlaS Wein anbieten, je »machen» sie früher oder später kommen, ich finde mich dann auch ein." „Um den Rittmeister und dessen schöne Tochter zu be grüßen?" fragte sie, einen scherzenden Ton anschlagend. „Beide, Adelgunde," erwiderte er, das Antlitz abweudend, um ihrem prüfende»» Blick auszuweichen. „Du liebst Leontine von Schwind!" „Ich habe sie nnr einmal gesehen," sagte er sichtbar be fangen, „ist es möglich, daß iu solchem kurzen Augenblick die Liebe erwachen kann?" „Daß es möglich ist, habe ich an mir selbst erfahre»»!" „Daun »var es wohl nur eine flüchtige Neigung." „Nicht doch, Hermann, es war jene Liebe, die mich spa ter so unglücklich machte." „Die Liebe zu Hans von Schwind?" „Jawohl. Als ich zum ersten Mal ihn sah, liebte ich ihn auch schon, und er sagte mir später, daß ihn in jenem Augen blick dasselbe Gefühl gleich einen» Blitzstrahl diuchzuckt habe." Doktor Steinfelder wiegte mit gedankenvoller Miene daS Haupt, ein tiefer Atemzug entraug sich seinen Lippen. „Ich weiß nicht, »vie der adlige Rittmeister über eine Ver bindung seiner Tochter mit einein Rechtsanwalt denke»» »vürde," sagte er leise, „er ist freilich arm, aber das hindert ihn nicht, stolz zu sein; »md ich will mich »licht zwischen Vater und Tock- ter drängen." 214,»)