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1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt RotatioaSdrack «ad vrrlag von Langer t Winterlich in Nies«. — Für di, Redaktion venmttoortlichr Arthur HIHnel in Riesa. Dienstag, SV. Ge-temver ISIS, abeuvs «6. Jahr« SS7 Motlenüml8 Kieäek Geschäftsubernahme erhallen. Sie ist insbesondere ein drohender Fingerzeig für Italien, da» sich im Gebiet« de» Mittelmeer«» mit der Zeit stärker ausgedehnt hat al» «S England lieb sein kann. Sius dem Balkan sind serner die Dinge noch ganz im Fluh und England mag beizeiten an irgend einer Stelle seinen Willen onmeldrn wollen. Große Umänderungen bereiten sich unter englischem Einfluß auch in Aegypten vor. Standen bisher die Angehörigen srrmder Nationen in Aegypten unter der Gerichtsbarkeit der Konsulate, so will England, um Aegypten immer sester in seinen Besitz zu nehmen, eine allgemeine britische Gerichtsbarkeit etnsühren. Und eine Meng« anderer Interessen, die «ine Anwesenheit der englischen Kriegsflotte im Mittelmeer schließlich nicht unerwünscht macht, bestehen sür England auch sonst noch. Röävutouäo L.usvvabl in Vlovli-, LvLl»- »»li IkettrvuseRe ru asisrmoärigztsu kreisen. Ae SMbtlswsIiit m Meilen. BD. Da« vierte Schlachtschissgrschwaber der englischen Kriegsflotte ist am Sonntag, nachdem «S bet Gibraltar vor Anker gelegen hatte, nach Letuan weitergetzampst. Sieben« undzwauzig englisch« Schlachtschiffe und Kreuzer werden im Laus« der nächsten Wochen im Mittelmeer zusammen gezogen sein und eine Anzahl von englischen Kriegsschiffen liegt außerdem noch, fern von den Gewäffrrn der Nordsee, vor den Vermuda-Jnseln. Die Tatsache, daß nach einer langen Reihe von Jahren die englisch« Kriegsflotte die Nordsee verließ, in der sie gleichsam auf wache stand gegen die UeberfallungSgelüste de» bvsen Vetter», ist überall in der Welt, besonder« aber in Deutschland ausgefallen und gebührend vermerkt worden. Bet un« zu Lande glaubte man in der Entblößung de» englischen Heimatlandes von der schützenden Flotte vor allem ein hochbedeutsame» Symptom sür die Besserung de» Verhältnisse» zwischen England und Deutschland erblicken zu müssen und e« mag in diesen Tagen wohl auch nicht an naiven Gemütern gefehlt haben, di« da meinten, daß die englische Kriegsflotte «ine Reise nach dem Mittelmeer angetreten habe, um Deutschland und aller Welt einen weithin sichtbaren Beweis herzlichen Einverständnisse» zu geben. Die Besserung in den gegenseitigen Beziehungen ist allerdings eine wichtige Voraussetzung sür da» Ereignis und diese» wäre vor einigen Jahren noch kaum möglich gewesen. Aber England würde diese» ebenso aussehen« erregende wie kostspielig, Unternehmen nicht begonnen haben, wenn e» nicht von wirklichen, der Weltmacht de» britischen Reiche» dienenden Absichten geboten worden wäre. Leicht ersichtlich ist der Zweck der Abkommandierung englischer Kriegsschiffe nach den Bermuda'Jnseln. Diese Inseln, die schon seit Jahrhunderten englischer Besitz sind, erfahren eine neue Verstärkung in ihren kriegsmäßigen Ver stärkungen, just zu der Zeit, al« die Beendigung der Arbeiten am Panama-Kanal den Blick auf das politische Uebergewicht lenkte, das die Vereinigten Staaten durch dieses Riesenwerk zu Osten und zu Westen erhielt. Auch die Frage wurde damals besonder» lebhaft wieder erörtert, welcher Einfluß der Union auf Hinterindien durch den Kanal eingeräumt werde. Und als Antwort auf diese und andere Schritte der Vereinigten Staaten beschloß schon vor langem England eine Verstärkung der Bermuda-Inseln durch die Stationierung vermehrter Kriegsschiffe. Nicht so einfach fällt die Erklärung auS, die man sür die Anwesenheit der englischen Kriegsflotte im Mittelmeer finden kann. England ist nicht die einzige Nation, die dort ihr« Schiffe zusammenzieht. Am 25. Oktober schicken auch die Bereinigten Staaten ihre atlantische Flotte mit neuen Linienschiffen in da« Mittelmeer und auch Deutsch- land wird mit seiner Mittelmeerdivision, die aus einem Schlachtkreuzer und drei kleinen Kreuzern besteht, in den südlichen Gewässern vertreten sein. Und dann rücken auch Frankreich, Italien, Oesterreich-Ungarn und Griechenland mit Schiffen auf, so daß in den kommenden Monaten da» Mittelmeer einem internationalen Uebungkplatz sür Schlacht- schiffe gleichen wird. Aber auffällig bleibt die Tatsache, daß England bet weitem die größte Flotte unten kreuzen läßt und durch den Termin der Abfahrt au« der Heimat in die Mittelmeergewäffer seine Aktion besonders betont hat. Nicht zuletzt werden kaufmännische Interessen aus schlaggebend gewesen sein. Die Mtttelmeerstaaten bilden einen guten Markt sür Schiffbauten, Griechenland hat es jüngst noch bewiesen, und eS kann, so mögen die Eng länder denken, der heimischen Industrie nur nützen, wenn man dort den Staaten eindrucksvoll vor Augen führt, wa» für vortreffliche Schiffe man zu bauen vermag. Wichtiger find natürlich die rein politischen Zwecke der Mittelmeer- sahrt. England will neuerlich mit Nachdruck betonen, daß die Vormachtstellung tm Mittelmeer ihm gebührt und daß eS willens ist, diese unter allen Umständen aufrecht zu ES ist Aar, daß ein westelbischer Parteitag der Polen, den sie des Sprachenparagraphen' ,im ReichSveretnSge- setz wegen im Ausland, wahrscheinlich in Holland, ab halten wollen, gut besucht wird. Vielleicht lenkt dieser Parteitag dafin etwas mehr, als das seither geschehet, ist, die öffentliche Aufmerk samkeit auf da» nicht minder schwierige westliche Polen problem. In den durchweg deutschen Westen sind die Polen nur durch Zuwanderung gelangt. Die Kohlen gruben mit ihren hohen Berdicnstmöglichkeiten locken sie an. Einzelne Gegenden gewinnen heute schon durch Zuzug und Geburtenhäufigkeit ein polnisches Ansehen. 1911 gab eS allein in Westfalen schon 20432 Schul- linder, die ausschließlich polnisch sprachen, und 22657, die neben polnisch auch deutsch verstanden. Und die Ziffer der .fremd- und zweisprachigen Kinder ist fort gesetzt viel beträchtlicher gewachsen als die Gesamt kinderzahl im Provinzdurchschnitt. Die kirchliche Ver sorgung macht ähnliche Schwierigkeiten. Die landfremde Polenbevölkerung mit ihren geringen Kulturbcdürfnisscn und ihrem niedrigen Kulturnivcau bedeutet auch für die ansässige Bergarbeiterbevölkerung Rheinland-Westfalens eine ständige wirtschaftliche, kulturelle, nationale Gefahr. Je schärfer sie sich in ihre polnische Besonderheit rin- PoleubehaMimg. Zlvei Vorgänge rücken das schwierige Problem der Polenbehandlung wieder einmal in den Vordergrund. Ter eine spielt sich in Oberschlesien ab. ES ist der alte Beleidigungsprozeß, den in vierter Auflage hohe militärische Kommandostellen gegen den Amtsrichter und Reserveoffizier Knittel aus Rybnik führen. Die.Einzel- heilen dieses Prozesses, der schon das Reichsgericht be- schäftigt hat und gestern vor der Strafkammer in Glci- Witz aufs neue verhandelt wurde, sollen hier nicht ge würdigt werden. Nur an die erste Veranlassung der im ganzen recht unerfreulichen Affäre sei erinnert: der Amtsrichter und Reserveoffizier Knittel wählte als Ur- Wähler bei der preußischen Landtagswahl von 1908 öffentlich, entsprechend dem Wahlabkommen zwischen der ihm nahestehenden Zentrumspartei und den Polen, einen Zentrums- und einen polnischen Wahlmann. Und als er kurze Zeit später ohne eigenes Vorwissen durch eine polnische Jntrigue in den katholischen Kirchenvorstand gewühlt wurde, wo er mit Polen zusammen beraten und zu entscheiden hatte, legte er das kirchliche Ehrenamt erst nieder, als ihm erhebliche Unannehmlichkeiten da raus für seinen Beruf und seine gesellschaftliche Ctel- lung drohten. Dieser Ausgangspunkt der Ehrenhändel des Falles Knittel zeigt die ganze Schärfe des Problems der Polenfrage im Osten. Dort sind die Gegensätze so scharf, daß mancher, überall sonst ganz harmlose Zwischenfall sich leicht zur großen Affäre auswächst. Deutsche und Polen stehen sich feindselig gegenüber und fechten auf politischem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Kampf platz ihre großen und kleinen Fehden mit einander aus. Man weiß, daß die preußische Staatsregierung bei' allen gelegentlichen taktischen Schwenkungen entschieden auf Seiten des Deutschtums steht. Es ist unaufhörlich ein offener und versteckter Kleinkrieg, trotz gelegentlicher wahltaktischer Verständigungen zwischen Polen und an deren Parteien. Ganz anders sieht die Polenfrage einstweilen noch im Westen Preußens aus. An sie denkt man in der Regel gar nicht, wenn man das Problem der Polen behandlung berührt. Und doch erinnert uns die eben eintreffende Nachricht von einem bevorstehenden Par teitag aller westelbischen Polen daran, daß nicht nur die preußischen Ostmarken einen starken polnischen Ein schlag in ihrer Bevölkerung haben. Das Statistische Jahrbuch für den Preußischen Staat belehrt uns aber schon, dast am 1. Dezember 1910 unter den 40165129 Einwohnern Preußens 3>/s Millionen Polen waren, von denen rund Vi Million in den Provinzen Rheinland und Westfalen sitzen. Wie riesig sie auch dort, im Westen, angewachsen sind, bezeugen die drei Zählungsergeb nisse von 1890 : 28391,1900 : 113869, 1910 : 247 028. Im Regierungsbezirk Arnsberg gab es allein 119130 Polen, in Düsseldorf 67 211, Münster 62 624, Berlin 30858, Pots dam 36135, Magdeburg 15 322, Mäerseburg 14118 usw. Unser Kekkame-KnnätuclZ «laguarä, vsiü, 43/110 cm groll Ll. 7.30 mit 5 o/g Rabatt b?w. Rabattmarken. «ircheanachrichteii. Riesa: Mittwoch, den 1. Oktober ISIS, abend« »/.8 Uhr vttel- stnndt tm PfarrhaiiSsaal über 2. Samuelt» 1 ff. (Pfaerer Friedrich). Rsr Rklliiä AK. 1.40, 1.50, 1.60, 1.70, 1.80, 2.—, 2.20 unck 2.50. Vonslldsitsrls LsriigsssllsIIg für MsaerverkSufsr. LostoNungon irvr Raua. Isisls^n dM WM IIUIlUv M lMMW SoelMS Liislllsdigllslt — vollslss Lroou. Hochachtungsvoll C. A. Schulze, MM Arm ZI gegründet 1866 — Telefon 110. Einer geehrten Einwohnerschaft von Riesa und Umgegend zur gefl. Kenntnisnahme, daß ich vom 1. Oktober 1913 ab, das X KohlengeschSft X wieder selbst betreibe und werde die mich beehrende Kundschaft mit nur guten Qualitäten Rariascheiuer Braunkohle« in allen Sortierungen, Salo«-, Würfels und Nutzbriketts, beste Marken, bedienen. — Auf Wunsch frei Haus und Keller. Ich bitte, mir das früher in reichem Maße entgegengebrachte Wohlwollen und Ver trauen auch jetzt wieder auf mich zu übertragen. Riesa, am 1. Oktober 1913. «M MPH ÜLl8Sr-VlII>SlM-?IStt. rsrllsvrseder ISO.