Volltext Seite (XML)
Ausgabe k und S SarMliie volkssettuns Nummer 2S0 — 32. Jahrgang Gezchelxt S «al wöchentlich mit ver lllnsteleete« GeaN- bellag, ^)«r FeuerreUer' und mehrer«» TerlbeUagen vlonatl. ve>ug«pr«l»! ilusg. A mit St. Bennoblatt M. 7 70 Au»g B ahn« L« Bennoblait M LK> Tin-elnummer tll Pfg., Sonnabend- u. Eonniag-Rr. v> PI». Dienslag, den 7. November 1S33 ve,ta»««rt Tee«»«. tlnzeigenpreti«! di« llpalt <ü mm breile PeltlzeUe <8 PIg, — sllr Familienanjeigen und Slellengeluch« i0 Psz. — Für Platzvorlchrilte» Unnen mir lein« Lewöhe leilie. Redalti-n: Dresden-A., Polierstr. l?, gerne. L07U u. 710» GelchLII-stell«, Druck und Berta,: Germania Buchdruckerel «. Berta, Th. «. G. Winkel, Polierstr. l7, geene. 21017, Postlcheck: Nr. 107S, Bank: Stadtbank Dresden Nr. 917S7 KZnskksiHgigv Gül* «rki'isKIivlHv u« Xuttun Im Falle von höherer Gewalt, Berdot, Streit oder Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Inserent lein« Anlpriiche, tall» die Zeitung in b-Ich'önll-m Umlang«, verspäiet oder nicht erlchetnt. — Erlüllungsorl Dr<" aen poiizeipMenISemes'AemenMase Sinftllndige VettlebSflttle im ganzen Reich am lammenden Freitag während der Rundfunkrede des Reichskanzlers Oer 32. Tag im Brandstister-Prozeß habe. Torgler ist Zyniker, dem ich absolut die Teilnahme an dieser Brandstiftung ohne weiteres zutraue. Er hat wohl manchmal bessere Formen als andere Kommunisten, aber in Wirklichkeit war er immer der, der die Hetze an schürte. Wenn irgendetwas war, sah man Torgler immer, wie er die anderen vorwärts trieb. Er war nicht derje nige, der geschrien hat, sondern der hinten stand und an trieb. Vorsitzender: Sic haben als Polizeipräsident das Recht, so etwas auszusagen, weil es auch zu Ihrem Amts bereich gehört. Ich bitte Sie, nun zu dem eigentlichen Be- weisthcma zurückzukehren. Sie haben schon gesagt, dasz Sie damals in Eleiwitz waren. Von welchem Tage ab waren Sie in Eleiwitz? Zeuge: Von Sonnabend abend bis Dienstag oder Mittwoch. Vorsitzender: In der Zeit Ein Belastungszeuge gegen Taneff Als Belastungszeuge gegen Tanesf wird dann der Kauf mann Vannert vernommen. Er bekundet, dass er fricher Mit glied der KPD. und bis zum November 1928 bei der Roten Hilfe tätig gewesen sei und dort in der Zeit vom Oktober 1927 bis Oktober 1928 wiederholt Taneff gesehen habe. Auf eine Frage des Oberreichsanwaltes erklärt der Zeuge es für möglich, das; Taneff damals seinen ständigen Wohnsitz nicht in Berlin hatte, sondern vielleicht immer dann aus Oesterreich oder einem anderen Lande, vielleicht auch aus Rußland nach Berlin kam, wenn eine Besprechung notwendig war. Auch im Karl-Lieb- Knecht-Haus habe er Taneff wiederholt im Gespräch mit dem Funktionär Kratzert gesehen. Er könne es deswegen mit Be stimmtheit behaupten, weil ihm Taneff damals durch seine eigen artige Gesichtsbildung ausgefallen sei. Er habe eine etwas hän gende Backe und erwecke dadurch den Eindruck, als ob er ständig an Zahnschmerzen litte. Der Angeklagte Taneff erhebt sich auf Anweisung des Vor sitzenden, der Zeuge Vannert sicht ihn an und erklärt: Jawohl, das ist derselbe Mann. Auf eine Frage des Vorsitzenden gibt der Zeuge Vannert an, daß er 192-1 vom Staatsgerichtshos wegen Beihilfe zum Hoch verrat verurteilt worden sei. Es habe sich damals um ein Was- senlager gehandelt. Die Strafe sei aber durch die Amnestie ge löscht worden. Auf Fragen von Rechtsanwalt Dr. Teichert erklärt der Zeuge, er selbst habe mit Tanesf nicht gesprochen, aber nach seinen Beobachtungen habe sich Taneff mit Kratzert gebrochen deutsch unterhalten. Rechtsanwalt Dr. Teichert: Tanesf versteht aber auch heute noch kein Wort deutsch. Der bulgarische Dol metscher bestätigt das. Der Angeklagte Taneff bleibt bei seiner schon öfter ab gegebenen Erklärung, dost er zum ersten Male am 2 t. Februar 1933 nach Deutschland gekommen sei. Der Zeuge Kratzert war zehn Jahre lang Mitglied der KPD. und als technischer Angestellter im Karl-Liebknecht-Haus und auch in der Nachrichtenabteilung beschäftigt. Er ist 1931 aus der Partei ausgetreten wegen verschiedener Differenzen. Auf Vor -er Abrüstungsdebatte im englischen Unterhaus sind Sie nicht in Berlin gewesen? Zeuge: Nein, auch nicht außerhalb von Eleiwitz. Vorsitzender: Also Sie nehmen auf Ihren Eid, das; Sie in dieser Zeit ständig in Eleiwitz gewesen sind, und das; Sie an dem Kcgenstand der Anklage nicht beteiligt sind? Zeuge: Das kann ich unter meinem Eid sagen, das; alles, was über meine Person im Braun buch steht, gemeine Lüge ist. Ich habe mit dem Reichs tagsbrand in keiner Weise irgendetwas zu tun. Neichsauwalt Parrisius: Wann haben Sie Oberleut nant Schulz zum letzten Male gesehen? Zeuge: Ich glaube bei der letzten Neichstagstagung Ende 1982. Angeklagter Torgler wendet sich gegen die Bemerkung des Polizei präsidenten Heines, er, Torgler, sei der Hetzer gewesen, und erklärt, gerade er habe zu wiederholten Malen ver hindert dasz es zu irgendwelchen Prügelszenen im Reichs tag gekommen ist. Der Zeuge Heines wird dann entlassen. Grund der Bilder hat er gesagt, daß er Poposs und Diinitroff schon einmal gesehen und das; er auch mit Taneff wiederholt zu tun gehabt hoben müsse. Er erinnere sich ober nicht mehr wann und wo. Es komme die Zeit zwischen 1927 und 1929 in Frage. Es sei möglich, das; er mit Tanesf auch gesprochen Hobe. Er hielt ihn siir einen Russen. Deutsch sprach er wohl nicht, viel leicht ein paar Worte. Angeklagter Torgler: Hotten Sie den Ein druck, daß cs der Partei ernst ivar mit der Bekämpfung jeder terroristischen Einstellung? Der Zeuge bejaht dies. Torgler: Sind nicht organisatorische Maßnahmen gegen solche Personen oder Gruppen getrossen worden? Zeuge: Sie wurden immer getroffen, ober die llntersunklionüre hoben sie nicht immer so durchgesührt, wie sie durchoekiihrt werden mutzten. Der Angeklagte Tanesf lässt durch den Dolmetscher er klären: Die Aeutzerung, die ich vorhin getan Hobe mit Bezug auf den Zeugen Bonnert gilt auch siir den Zeugen Kratzert. Um popoffs Aufenthalt Als nächster Zeuge wird der Steuerberater Jung vernom men. Der Vorsitzende teilt ihm mit, das; zwei russische Zeu ginnen bekundet haben. Poposs habe sich von Mitte Mai bis Ende Oktober in Rutzlond aufgchalten. Der Zeuge erklärt, er müsse dennoch bei einer schon vor dem Untersuchungsrichter unter Eid gemachten Bekundung bleiben, dotz er Poposs min destens 3g bis -INmal als Besucher der Wohnung des Kommu- nistcnsührers Kämpfer in der Zcchlincr Stratze gesehen Hobe. Er selbst wohne schräg gegenüber van Kämpser Er habe beob achtet. n>ie von Mitte oder Ende Mai bis Mitte oder Ende Juli Poposs mit einer arotzen Aktentasche sehr o!I vormittags aus der Kämpscrschcn Wohnung wcggegangen und abends wieder gekommen sei. Dann sei Poposs längere Zeit verschwunden gewesen und erst im Oktober und November ein paar Mal wieder zu Kämpser gekommen. Kämpfer sei immer die trei bende Kraft bei den kommunistischen Zusammenrottungen im Norden Berlins gewesen, aber er habe sich selbst bei solchen Zu- sammenstötzcn im Hintergrund gehalten. Ank die Frage des Vorsitzenden, woran der Zeuge Poposs wieder erkenne, gibt Berlin, 6. Nov. Als erster Zeuge erscheint auf der heutigen Zeugen liste Polizeipräsident Heines-Breslau, der aus Italien zurückgekehrt ist, und nun noch; nachträglich zu den im Braunbuch gegen ihn erhobenen Vorwürfen aussagcn wird. Die Angestellten des Hotels „Haus Ober schlesien" in Eleiwitz hatten, wie erinnerlich, bereits als Zeugen bekundet, daß Heines zur Zeit des Reichstagsbran des in Eleiwitz geweilt hat. Der Angeklagte Dimitroff ist für die heutige Sitzung noch ausgeschloffen. Die Zeugenvernehmung des Breslauer Polizei präsidenten Polizeipräsident Heines-Breslau erklärt u. a.: Was in dem Braunbuch über mich behauptet wird, sind nichts anderes als unglaubliche Lügen. Ich glaube, durch die vorher vernommenen Zeugen aus Eleiwitz ist schon nach gewiesen worden, daß ich am 27. Februar in Eleiwitz war. Ich war schon am Sonnabend in Eleiwitz und habe dort abends eine Parade abgcnommen. Die Berichte und Photographien davon sind in der Eleiwitzer Zeitung ver öffentlicht worden, die ich hier mitgebracht habe. Am nächsten Morgen hatte ich einen großen Aufmarsch vor zunehmen. Ich war den ganzen Tag über, auch am Sonn tag und Montag, in Eleiwitz. Am Montag, den 27. Fe bruar, abends 8 Uhr, habe ich in einer Versammlung in der „Renen Welt" in Eleiwitz gesprochen. Ich bin erst am 28. Februar von Eleiwitz abgefahren. Dom Reichstags brand erfuhr ich in Eleiwitz nach meiner Versammlung am 27. Februar nachts. Der Zeuge erklärt dann: Ich fühle mich auch hier als Vertreter der SA. und deshalb will ich das eine sa gen, daß die SA. kaum mehr versteht — und das muß auch einmal gegenüber dem Auslande zum Ausdruck ge bracht werden — mit welcher Langmut die Angeklagten hier behandelt werden. Der Vorsitzende unterbricht den Zeugen und er klärt, daß dies nicht hierher gehöre. Der Prozeß ziehe sich im wesentlichen deshalb in die Länge, weil sehr viele Fragen gestellt werden. Es komme hinzu, daß die ganze Angelegenheit mit ausgedehnt werde auf die Frage, in wieweit der Kommunismus überhaupt schiild sei an der artigen Vorkommnissen. Das erfordere selbstverständlich eine gründliche, weitgehende Erörterung. Wenn es sich nur nm van der Lubbe gehandelt hätte, wäre es schneller gegangen. Seines war zur Zelt der Vrandsilfiuna in Gleiwlh Zeuge Heines: Es ist im Prozeß mehrmals gesagt worden, daß Torgler konziliant sei. Ich muß schon sagen, daß ich Torgler auch oft in anderer Weise kennen gelernt WjWjjjjjjjWjjjWjWjWjWWjjjjWj Vicht -üv mich besucht Shv ruv tvabluvne ru sehen, sondevn süv Euch selbst. Nicht ich besuche gestützt rn wevden- ich bin ftsvk und fest genug, ükuev Keich nrtttzt Zhe stützen. Sch wevde nicht schwanken, sondevn devweit wüt She reisen, das das deutsche Volk nicht mebe wankeiimütig ist. Adolf Hitler am 26. Oktober in Köln. Dienstag Zusammentritt des Parlaments Loudon, 6. Nov. Am morgigen Dienstag tritt das Parlament zu seiner Herbsttagung zusammen. Im Unterhaus wird schon am 1. Tage eine Debatte über die Abrttstungsfrage stattfinden, die bereits ihre Schatten vorauswirft. Die Negierung hat beschlossen, diese Frage sobald wie möglich erörtern zu lassen und ihre Haltung klarzustcllen, ein Beweis siir die große Bedeutung, die sie dieser Angelegenheit beimisst. Die Erundlage der Aus sprache wird eine im Namen der Negierung abgegebene Erklärung des Außenministers Sir John Si mon bilden. Die Beteiligung von Männern wie Lans- bnry, Samuel, Chamberlain, Lloyd Ecorge, Churchill und schließlich Macdonald wird die Diskussion zu einer der bedeutendsten gestalten, die das Unterhaus in den letzten Jahren erlebt hat. Die Regierung wird sich sowohl gegen die Arbeiterpartei wie gegen die Opposition von rechts, der Lord Bcavcrbrock in seiner Presse Ausdruck gibt, zu verteidigen haben. Beide werfen ihr vor, dasz sie das Land in den Krieg treibe, indem sie sich auf Erund des Locarnovcrtragcs ganz ins Schlepptau Frankreichs bege ben habe. Die französische Regierungserklärung vom ver gangenen Freitag hat dieser Opposition neue Nahrung ge geben, indem sie Locarno als ein gegen Dcntschland gerich tetes englisch-französisches Bündnis hinzustcllen versuchte. Die innerpolitischc Bedeutung, die diese Frage im Augen blick für England hat, erklärt der Nachdruck, mit dem be reits am Freitagabend der englische Untcrstaatssekretür Eden diese Auffassung zurückgewicsen hat.