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l9l4 Nr. 383 vomierst»-, -en 30. Zull. M . . Men-»Ausgabe süe telpAl- NN» Vorort» »arch uns»», rrllaer V» AU gvpr alf a » nn» Sproltrur» »mal tli,l>ch la» hau» ««dracht« monatlich I.1S M>, »l»rt»l>ahrllch r.7» M. V»l ü«r vischüfiosteU», uns»rn FlUalra na»Nu»gad»ft«Urn adg»h»lti monatlich > M., vlrrtellllhrltch Z M. Durch tl» poft, lan»rtzald d»utschlanü» un» -»» -»alschea ftoloul»» monatlich 1^0 M„ olrrtill-hrllch «^» M., ou»schll»Allch poftd«ft»Ug»l». da» L»lpzl-»r ra,»dlatt »rsch»lnt «»rktaz» »mal, Sonn» u. j»t«rta,»tmal. Sn Ltlpzlg, S»n Nachbarort»« un» »,n chrt«n mlt »la»a»n Zlllal»» wir» öl» ftdrndauogab» noch am ftd»n» »»« «rsch»ln»n» la» Hao» g»ll«s»rt. V»rllu»r Ne-aktloni Sn»«a2rlt»ni7, Z«rnspr»ch»ftnfthlu-, Moablt Nr. »»7. /lrntsblrM desRocke» und despoUseuuntes der Etrrdt Leipzig «»Sattlon un» ch»schSst»st»U«, )»danal»aass» Nr.«, o r»ruspr»ch-sluschlu- Nr. >4»»L I4»»r un» 14»»«. los. Jahrgang sdr Sns»rat, au» r»lpzlg UN» Umq»»una »>« /inzetaenprelfe. ifpattls»p»tl^»ll»2»p,..»>«n,nam»,»tl»im., von au»w»rt» 3» Pf.« Neklamen I.ro m., «l»ln» Nn,»l,,n ül»p»tlt,«ll» nur rovs.b.w>«»»rb»l.Nab..Sas«rat» von S«b»r»»n lm am«lich»nr»ll »l» p»Nto zell« »»Pf. d»sch»ft»an,»lg»n mltplahv»rschrlft impr»lf»«rh»ht. Nada« na» «artf. v»llag»«i v»fam»aufl.SM.»a»«aus»n»au»schl.p»ftg»bah». Nn»»ta»n.ftaaabm»i lohannlogaft»«, b»l fSmtll»»a;«llal»n »»» Lrtpzl,»« »a-»blatt»» uni aU»n stnnonc»n««xp»S>tlon»n »», Sn» un» ftu»lan»»». »,schSft»ft»ll« für vrrltn u. »l» Pr.vran»,ndurn: vlrektlonwalterZll»,»«, 0»rlln«.t«, dr»»»«n«rStraS»»7. Zrrnsprech.ftnschluS! Morltzplah 107«. Die zweifelhafte Haltung Rußlands. Die russischen Ariegsvorkehrungen. — Die Entscheidung der deutschen Regierung über Gegenmaßnahmen wird heule erwartet. — Die Auffassung der Regierungskreise ist heute sehr ernst, da über die Beschlüsse des gestrigen russischen Rlinisterrates angeblich keine bestimmten Mitteilungen erfolgten. — Auch aus Mien liegt keine Nachricht über die Ver handlungen mit Petersburg vor. — Die erwartete Forderung Rußlands nach einer Gewährleistung sür die Erhaltung des serbischen Besitzstandes ist noch nicht in aller Form gestellt. — Die Besetzung von Belgrad wird bestätigt. — Wirkungen des Rrieges in Deutschland. — Arbeitermangel. — Verluste der Ausfuhrindustrie. Hr Wiederum peinlichste Ungewischeit. Ruß land schweigt. Die Versicherung der Friedens liebe des Zaren hat unser Kaiser in der Hand, ebenso wie der Zar die Meinung des Kaisers kennt. Ter Tepeschenwechscl galt noch gestern als gutes Anzeichen. Aber — es ist kein Ziveifel mehr: Rußland trifst umfassende Kriegsvorkeh- ruugen, nicht bloß im Süden, sondern auch an der deutschen Grenze. Eine Mobilmachung? Noch nicht. Aber der Unterichied zwischen diesen Kriegsvorberei tungen und einer Akvbilmachung ist nicht eben groß. Es fragt sich deshalb, ob die deutsche Regierung sich auf das Abwarten verlegen kann. Die Entscheidung wird heute erwartet. Wir sagten schon: Die Mobilmachung ist noch nicht der Krieg. Wenn auch im Augenblick über den Fortgang der diplomatischen Verhand lungen nichts verlautet, so wäre es doch falsch, bereits vom toten Punkte zu reden. Es ist nicht unbedingt nötig, an ein Versagen der diplomati schen Arbeit zu glauben, weil Rußland angeblich in Wien noch keine bestimmte Forderung wegen einer Gewährleistung des serbischen Besitzstandes gestellt hat. Kein Anzeichen spricht dafür, daß der allgemeine Wunsch nach einer Verständigung über die örtliche Beschränkung des österreichisch serbischen Krieges au irgendeiner Stelle aufge- gebcn worden sei. Wie uns nach guten Quellen versichert wird, hält Kaiser Wilhelm an der Hoff nung fest, daß eine europäische Auseinander setzung zu vermeiden ist; er wird das Seine dazu tun, um das namenlose Unglück eines Weltkrieges zu verhüten. Ebenso ist nach zuverlässigen Londoner Meldnngen die Meinung des SiaatS- ministers Grey noch dieselbe, die er im Unterhause äußerte: es muß möglich sein, das Gespenst einer Katastrophe zu bannen. Die Vernnnft kann nicht über Nacht zu einem leeren Begriff wer den. Vielleicht — wir hoffen es — kommen die Kriegsereignisse im Osten selbst den Bemühungen der Mächte zn Hilfe, nämlich durch einen raschen Fortgang, der Serbien zu der Einsicht zwingt, daß sein Widerstand nutzlos ist und Opfer lostet, die auf Jahre hinaus Land und Volk zugrunde richten werden. Jedenfalls ist schon heute der Zustand der denkbar traurigste, nnd leicht kann sich der Zorn über die entladen, die das Schicksal des Landes heraufbeschworen haben. Veutschlan-s Rolle. Ein Mitarbeiter unseres Blattes schreibt: Ten Krieg zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien zu verhindern, steht nicht in unserer Macht. Und wenn wir die Macht hätten, wir würden von ihr keinen Gebrauch machen. Im Gegenteil, wir decken mit unserer gesamten Wehr macht, ja mit Einsetzen unserer Existenz unserem Verbündeten den Rücken, damit er seine gerechte Lache gc^cn Serbien ausfechten kann. Auf der anderen ^eite liegt die Macht in unseren Händen, einen allgemeinen, europäischen Krieg zu ver hindern. Von dieser Macht müssen wir in un serem eigensten Interesse Gebrauch machen; denn das Deutsche Reich hat kein Bedürfnis nach einem Krieg, geschweige daß unsere nationale Existenz von irgendeiner Seite bedroht ist. Unsere Existenz könnte bloß bedroht werden, wenn wir den Krieg führten. Unsere Macht für den Frie den einzusetzen zwingt uns aber auch das allge meine Kulturintercsse, das Interesse der Mensch heit. Eine Großmacht, wie das Deutsche Reich, darf sich seiner Verantwortung für die große Sache der Mcnschhcit nicht entziehen. Noblesse vblixe! Es gibt wahrscheinlich nur einen Weg, Ruß land daran zu hindern, Oesterreich-Ungar» den Krieg zu erklären. Das Deutsche Reich muß dem Zarenreich gegenüber die Bürgschaft übernehmen, daß Oestcrreickf-Ungarn nach Niederwerfung dec serbischen Armee darauf verzichtet, wesentliche Teile der serbischen Monarchie zu annektieren. Wenn Rußland diese Gewißheit erhält, so kann es dem neuen Baltanlrieg seinen Lauf lassen. Seine Interessen würden erst dann bedroht sein, wenn Oesterreich-Ungarn durch erhebliche Ge bietserweiterungen aus Kosten Serbiens eine Vormachtstellung aus dem Balkan erhalten würde. Eine Niederlage der serbischen Armee ist keine Niederlage Rußlands und auch keine we sentliche Schwächung seiner Macht oder seines Ansehens, während Oesterreich-Ungarn durch einen solchen Sieg die erforderliche Genugtuung erhalten würde. Soll das Deutsche Reich diese Bürgschaft übernehmen'? Die Bürgschaft müßte das Verspreche» enthalte», Oesterreich-Ungarn nicht zu Hilfe zu kommen, wenn es wegen einer Besitznahme serbischen Gebietes von Rußland mit Krieg überzogen würde. Die Frage muß im Interesse oes Deutschen Reiches besaht werden und wir zweifeln nicht daran, daß in diesen Tagen zwischen Petersburg und Berlin hierüber die ernstesten Verhandlungen schweben. An die sem Halen hängt ja der Friede der Welt. Das Deutsche Reich rst nicht dazu berufen, jeden An spruch seines Verbündeten mit Einsetzung seiner Existenz zu unterstützen. Das Bündnis ver pflichtet unsbloß, Oesterreich-Un- garn in seinem gegenwärtigen Land- und Machrbefitz zu schützen. Darüber hinaus kann unser Verbündeter auf unsere Hilfe nicht rechnen. Ebensowenig wie wir von ihm verlangen könnten, daß er uns zur Eroberung Hollands oder Belgiens die Hand böte. Vor allem aber dürfen wir nicht vergessen, daß eine beträchtliche Vergrößerung Oesterreich-Ungarns durch serbische Landesteile nicht in unserem Interesse liegt. Im Gegenteil, ein solcher Machtzuwachs würde den Wert, den das Bündnis mit Oesterreich -U ngarn füruns hat, in Frage stellen. Oesterreich- Ungarn ist heute scyon zu 40 Prozent eine sla wische Macht. Seit vielen Jahren kämpfen un sere deutschen Brüder in Oesterreich nm ihre nationale Existenz. Sic ist verloren, sobald die Deutschen dauernd in die Minorität der im österreichischen Reichsrat vertretenen Völker ge raten. Eine Verstärkung der österreichisch-unga rischen Monarchie um l bis 2 000 000 Serben würde der Todesstoß für die deutsche Nationali tät sein. Unser Bündnis mit Oesterreich beruht aber in der Hauptsache auf der Solidarität beider Länder als deutsche Mächte. Ohne dieses Band könnten wir uns ebensogut mit Rußland ver bünden, einer Macht, deren Armee doppelt so stark ist, als die österreichisch-ungarische. Sicher lich haben wir das Bündnis mit Oesterreich-Un garn nicht geschlossen, um die Deutschen in Oesterreich in ihrer Nationalität zu beschützen; denn wir brauchen einen Verbündeten zu unserem eigenen Schutz. Aber wenn wir Oesterreich-Un garn und nicht Rußland gewählt haben, so ist das mit Rücksicht auf den deutschen (dualistischen) Charakter der österreichisch-ungarischen Mon archie geschehen. In dieser ernsten Stunde darf das deutsche Volk nicht unbeherzigt lassen, was Fürst Bismarck in seinen Gedanken und Er innerungen über das deutsch-österreichische Bund- nis gesagt hat: „Es läßt sich daher, wenn in der europäischen Politik Wendungen eintreten, die für Oesterreich-Ungarn eine antideutsche Po litik als Staatsrettung erscheinen lassen, eine Selbstaufopferung für die Vertragstreue ebenso wenig erwarten, wie während des Krimkricges die Einlösung einer Dankespflicht erfolgte, die vielleicht gewichtiger war, als das Pergament eines Staatsvertrages." (II, 6, Seite 2.st0.) Und insbesondere die folgende Betrachtung: Wir müssen und können der österreichisch-ungarischen Monarchie das Bündnis ehrlich halten; es entspricht unseren Interessen, den historischen Traditionen Deutschlands und der öffentlichen Meinung unseres Volkes. Die Eindrücke und Kräfte, unter denen die Zukunft der Wiener Politik sich zu gestalten haben wird, find jedoch komplizierter als bei uns, wegen der Mannigfaltigkeit der Nationalitäten, der Divergenz ihrer Bestrebungen, der klerikalen Ein flüße und der in den Breiten des Balkans und des Schwarzen Meeres für die Donauländer liegenden Versuchungen. Wir dürfen Oesterreich nicht verlaßen, aber auch die Möglichkeit, daß wir von der Wiener Politik freiwillig oder unfreiwillig verlassen werden, nicht aus den Augen verlieren. Die Möglichkeiten, die uns in solchen Fällen offen bleiben, muß die Leitung der deutschen Politik, wenn sie ihre Pflicht tun will, sich klar machen und gegenwärtig hallen, bevor sie eintreten, und sie dürfen nicht von Vorliebe oder Ver stimmung abhängen, sondern nur von „objektiver Er wägung der nationalen Interessen". Somit erscheint es als die welthistorische Rolle des Deutschen Reiches in diesem Augenblick Oesterreich-Ungarn seinen politischen Beistand un Kriege gegen Serbien zu leihen; anderseits aber einen Weltkrieg zu verhindern. * Eine Konferenz in pots-am. (Eigener Drahtbericht.) Berlin, 3V. Juli. Gestern in später Abend stunde sand im Neue» Palais bei Potsdam eine Konferenz statt. Der Reichskanzler, Staats sekretär v. Jagow, Kriegsminister v. Falken- hayn, Staatssekretär des Reichsmarineamts von Tirpitz, der Chef des großen Eencralstabes von MoltIe, der Chef der Admiralität o. Pohl, der Kabinettschef General der Infanterie Freiherr von Lyncker, Admiral v. Müller, ferner der Ches des kaiserlichen Hauptquartiers, Generaloberst von Plessen und mehrere andere höhere Militär- und Marinebeamte nahmen daran teil. Die Konferenz dauerte bis in die späte Nacht hinein. — Gestern nach mittag war Prinz Heinrich von Preußen beim Kaiser im Neuen Palais eingetrossen. Wirkungen des Krieges. (Eigener Drahtbericht.) Berlin, 30. Juli. Aus dem Ruhrindustriegebiet wird gemeldet: Auf den großen Werken ist bereits durch die Einberufungen von nahezu 12000 österreichischen Reservisten ein empfindlicher Arbeitermangel eingetreten. Auch die russischen Gruben- und Industriearbeiter werden seit einigen Tagen eingezogen. Die Wirkungen des Krieges zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien machen sich auch bereits in der E x p o r t i n d u st r i e geltend, be sonders in der Textilbranche und der Eisenindustrie. In den letzten Tagen sind die meisten der noch nicht erledigten Privataufträge aus Oesterreich und Un garn, sowie aus den Balkanländern von den Be stellern telegraphisch zurückgenommen worden. Auch eine Reihe serbischer Staatsaufträge sind durch den Krieg vorläufig unausführbar geworden. Gegen -le sozial-emokratischen Protest kundgebungen. Essen (Ruhr), 30. Juli. Der Ausschuß des deutschen Arbeiterkongreßes, in dem die großen nationalen Ge werkschaften, evangelische und katholische Arbeiter vereine und Handelsangestellten mit zusammen IsH Million Mitglieder vereinigt sind, veröffentlicht eine Kundgebung, worin unter Betonung der Frie densliebe gegen die von sozialdemokrati scher Seite ergangenen Kundgebungen protestiert wird. Generaldirektor Ballin über die Lage. Hamburg, 30. Juli. Generaldirektor Ballis hatte mit einem Vertreter des „Hamb. Korresp." eine Unterhaltung über die politische Lage. Er sagte u. a.: Der Umstand, daß eine verhältnismäßig große Zahl von Kriegsschiffen sich in einzelnen englischen Häfen befindet, hängt mit der kürzlich stattgehabten Flottenparade zusammen. England hat keine Veranlassung, gegenwärtig Maßnahmen zu treffen, die auf den Fall gerichtet sind, daß England aktiv an einem kriegerischen Konflikt t e i l n i m m t. Keine Bedrohung der Handelsschiffe in russischen Häfen. Hamburg, 30. Juli. Entgegen beunruhigenden Nachrichten an der hiesigen Schiffahrtsbörse erklärt das russische Konsulat, daß kein« Befürchtung über das Schicksal der Handelsschiffe', die augenblicklich in russischen Häfen liegen oder nach dort unterwegs sind, zu bestehen brauche. Es seien von Rußland keinerlei Maß nahmen kriegerischer Art zur See oder in russischen Handelshäfen getroffen worden, eine Unterbindung des Handelsverkehrs also nicht zu befürchten. vir gesamte -rutsche Hochseeflotte in Sen heimischen Gewästern. Wilhelmshaven, »0. Juli. Die letzt, Torpedoboot.flottill« ist aus Norwegen hier eingetrossen. Somit befindet sich die ge samte Hochseeflotte in den heimischen Gewässern. Eine Nachtübung bei Straßburg. Straßburg l Elsaß), 30. Juli. Die „Straßburger Post" schreibt: Um falschen Gerüchten oorzubeugen, teilen wir mit, daß eine in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli seit längerer Zeit vorbereitete Uebung in der Umgegend von Straßburg stattfindet. Die Einwohnerschaft braucht sich also durch den nachts ertönenden Kanonendonner nicht beunruhigen zu laßen. Rückkehr -es -rutschen Schulschiffes ,Hertha". London, 30. Juli. Aus Edinburgh wird gemeldet: Das deutsch« Schulschiff „Hertha-, da» bis zum 2. August in Firth of Forth zum Besuch ver weile» sollte, ist gestern morgen eiligst abge» dampft. Da viele von der Mannschaft de» Schiffe» aus Urlaub an Land waren, so mußten Kameraden die letzte Nacht hindurch sie in Leith und Edinburgh aufsuchen und an Bord bringen. Die „Hertha- ging sofort, nachdem der letzte Mann an Bord war, nach der Nordsee ab. fiuftuf an -ie wiener aka-emische Jugend. Wien, 30. Juli. Unterrichtsminister Hussarek von Heinlein richtete an die akademische Jugend einen Aufruf, in dem er daran er innert, daß auch der nicht ins Feld gezogenen Jugend die Möglichkeit geboten wird, werktätig sür da» Vaterland zu wirken, indem sie ihre Kräfte der frei willigen Krankenpflege widmet und sich der öffentlichen Verwaltung zum Dienst für das allgemeine Wohl zur Verfügung stellt. Schließ lich appelliert der Minister an die Jugend, eingedenk zu sein in der schicksalsschweren Stunde der erhabenen Größe der Vergangenheit und des Tages; dann sei die Wiedergewinnung und Sicherung der Ehre und des Ruhmes des Vaterlandes auch ihre Tat. kun-gebung im wiener Semem-erat. Wien, 30. Juli. Der Gemeinderat trat gestern zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Der Saal und die Galerien waren dicht gefüllt. Der Bürgermeister hielt eine wieder, holt von stürmischer Zustimmung unterbrochene Rede, in der er auf die an dem Thronfolger und seiner Ge mahlin verübte Untat hinwies und aussührte, daß die österreichisch-ungarischen Bataillone hinausziehen in einen gerechten Kampf, um die Ehre des Vater, landes zu schützen. Er forderte den Eemeinderat auf, die Schwierigkeiten des Kriegszustandes in rastloser Arbeit z» überwinden und schloß mit einem begeistert ausgenommenen Hoch auf den Kaiser. Der Bürger- meister kündigte an, daß eine Sammelstelle für Geld und Liebesgaben für Soldaten und deren Familien errichtet werde und daß der Ge meinderat sich mit 50 000 Kronen an die Spitze der Sammlung stelle. Die Anwesenden sangen darauf die Voltshymne. Der Stadtrat von Wien hat 100 000 Kronen für das österreichische Rot« Kreuz bewilligt. Wien, 30. Juli. Die gestrigen Kundgebun gen übertrafen die bisherigen weit an Stärke der Kriegsbcgeisterung. Sämtliche Beteranenver, eine und Kriegerkorps veranstalteten vor dem Rathause patriotische Kundgebungen, an denen eine tausendköpsige Menge teilnahm. Der Bürgermeister hielt eine Ansprache, die mit brausenden Ovationen, Hochrufen auf den Kaiser und dir Armee, auf Oesterreich, Kaiser Wilhelm und Deutschland ausgenommen wurden. Darauf zog die Menge vor das Deutjchmeisterdenkmal und da» Kriegsministcrium, wo sich im Lause des Nachmittags ungeheure Maßen ansammelten. Hier fanden körm- liche Verbrüderungsszenen statt. Der Jubel wollte lein Lnde nehmen. Die Kundgebungen dauerten bi» in die späten Abendstunden. Wien, 29. Juli. Nicht nur in Wien, sondern auch in den Haupt st ädren der Provinz erreichten d.e Kundgebungen patriotischer Begeisterung heute ihren Höhepunkt. Ueberall wurden Hochrufe auf den Kaiser und das Heer sowie zugunsten des Krieges ausgebracht. Die Offiziere waren Gegenstand stür mischer Kundgebungen. Sc^ wurden in Lemberg mehrere Offiziere auf der Straße vom Publikum auf die Schultern gehoben und unter dem Jubel der Be völkerung durch die Straßen getragen. vorgehen gegen stawisthe Vereine. München, 30. Juli. Auf brieflichem Wege wird aus Wien berichtet: In den Räumen der zahl-