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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140730026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914073002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914073002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-30
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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» »ltttk. Da» Jnterefie Italien» liege -rate darin, daß e» loyal «ad »oll ,n» Dreibund -alt» und seoiel »ie möglich die benachbarten Verbündete» gegen Angriffe und Intrigen uaterstütze und »er» leidig«, denn di« Stärke und da» Aaßehra der ver- kündete» seien ein Teil der eigenen stärk« und de» Ansehen» Italien» in Europa, zumal seit vielen Jahren der Dreibund bi» heute den Frieden er» halte» habe. Italien müsse «in« ehrliche, klar, und entschiedene Politik treiben. London, 30. Juli. Die „Times" betont, datz die Besprechungen zwischen Berlin und Petersburg fortgesetzt würden. Es sei ei» offene» Geheimnis, bah Deutschland sein Beste» tue, um den Draht zwischen der russischen und öfter» rcichischen Hauptstadt wieder herzustellen. „Daily Telegraph" sagt: England bleibt der Tripel-Entente treu und ist vollkommen bereit, seine Verpflichtungen gegenüber der Entente zu erfiillen. Der „Standard" schreibt, man müsse sich darüber klar sein, datz England sich in keinerlei Verpflichtung befinde. Sir Edward Grey habe noch am 12. Juli im Parlament erklärt, datz England im Falle eines Bruches zwischen europäi schen Mächten vollständig freie Hand habe. Der „Daily Graphic" hofft auf eine fried, liche Ausgleichung, teils, weil alle Mächte mit groher Aufrichtigkeit und Selbstverleugnung handelten, teils, weil die Differenzen zwischen Oester reich und Rußland tatsächlich nicht so außerordentlich große seien. Der „Daily Chronicle" meint, daß man aus den durchaus angemessenen Vorbereitungen der britischen Flotte keine falschen Schlüsse ziehen dürfe. Das Blatt sagt: In den wichtigsten Hauptstädten sei soviel guter Wille vorhanden, daß wir uns an die übrig gebliebenen Hoffnungen klammern. „Daily Mail" schreibt: Solange der Deutsche Kaiser und der Zar, die beide in der unmittelbaren Vergangenheit erst den Beweis für ihre Friedens liebe gegeben haben, in freundschaftlicher Korre spondenz stehen, kann die Lage nicht als absolut verzweifelt angesehen werden. Ver ösierreichisih-serbijche Krieg unö -as Völkerrecht. k. Das Wiener Kabinett hat den Mächten die formelle Kriegserklärung Oesterreich-Ungarns an Serbien zur Kenntnis gebracht und erklärt, daß Oesterreich-Ungarn während der Feindselig, leiten unter der Voraussetzung eines gleichartigen serbischen Vorgel-cns an die Bestimmungen der Haager Konvention von 1907 sowie an die Bo stimmungen der Londoner SecrechtS-Deklaration von 1909 sich halten werde. Was die Bestimmun, gen der Haager Konvention von 1907 angeht, so kommt davon hauptsächlich folgendes in Frage: über die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges, über die Behandlung der feindlichen Kauffahrtei schiffe beim Ausbruch von Feindseligkeiten, über die Legung von unterseeischen selbsttätigen Kon- taktmincn, über die Beschießung durch Secstreit- lräfte in Kriegszeiten, über gewisse Beschränkun gen in der Ausübung des Bcutercchts im See- kriege. Zu diesem Abkommen tritt eine Erklärung hinzu, die das Verbot des Wersens von Ge schossen und Sprengstoffen aus Luftschiffen in nachstehender Fassung ausspricht: „Die Vertragsmächte sind dahin überein gekommen, daß für einen bis zum Schlüsse der dritten Friedenskonferenz reichenden Zeitraum das Werfen von Geschossen und Sprengstoffen aus Luftschiffe» oder auf anderen ähnlichen neuen Wegen verboten ist." Diese Erklärung — so heißt es in der „De- tlaration" ivciter — ist für die Vcrtraysmächtc nnr bindend im Falle eines Krieges zwischen zwei oder mehreren von ihnen; sie hört mit dem Augenblick auf verbindlich zn sein, wo in einem Kriege zwischen Vcrlragsmächten eine Richtver tragsmacht sich einer der Kricgsparleien an schließt. Weiter erhielten wir bis 4 Uhr nach' mittags noch folgende Drahtmeldungen: Der Reichskanzler beim russischen Botschafter. Berlin, 30. Juli. Der Reichskanzler hatte heute morgen «ine Unterredung mit dem russi» schen Botschafter. Keine Mobilmachung öes deutschen Heere». Berlin, 30. Juli. (W. T.-B.) Die Meldung, daß der Kaiser die Mobilmachung de» Heeres und der Marine angeordnet habe, ist unwahr. Zur augenblicklichen Lage. Unsere Berliner Redaktion drahtet: Berlin, 30. Juli. E» ist nicht zu verkennen, daß die Lage gegen gestern «ine beträchtliche verschlechte, rung erfahren hat. Die Berschiebungen russischer Truppen haben einen solchen Umfang angenommen, daß «an schon von einer Mobilisierung sprechen muß. und daß «» im Interesse der Sicherheit des Vater» lande» nachgerade ein« Pflicht wird, nach Peteraburg die Frag« zu richten, gegen wen diese militärischen Vorkehrungen sich kehren. Daß zwischen Wien und Petersburg die direkten Beziehungen, wie die „Times" meldet, bereit, abgebrochen feien, wird amtlich nicht bestätigt. Ebenso wird un» die Mel» duug. daß heute früh die Mobilisierung der russische« Armee augeordnet ward«« sei, einst weilen noch al» Gerücht bezeichnet. In, übrigen brancht man sich allerding» nicht zu wundern, wenn un» die nächste Zeit diese Meldung bringt. Auch Deutschland beginnt, um für alle Fälle sicher ,« gehe», militärisch« Vorbereitungen zu treffen. Deutschland konnte sich dabei darauf berufen, daß e» länger ruhig «bgewartet hat, «l» irgend «in anderer Staat. Schuß der serbischen Staatoangehörige». Verli», 30. Juli. Die kaiserlich russische Re» aterung hat den Mächten di« Uebernabme des «chutze» der serbischen Etoat»angohvri-rn in Oester« ich-Ungarn angeküudigt. rietzt, eme Maßnahme, fügt wurde, während Patriotismus und der hinreißenden Begeiste» der Wiener Bevölkerung. Die An, des Monarchen ist auf 12^. Uhr angesetzt, um 8 Uhr morgen» begann eine wahre Lokalisierung -es Krieges. (Eigener Drahtbericht.) Frankfurt a. Mai«, 30. Juli. In eine« län gere» Telegramm der „JrankfurterZrituug" au» Berlin wird hervorgehoben, der Deutsch» Kaiser und die Reich»r«gieru»g »olle« ket»«»Kri«g,Engla»d will ihn sicherlich nicht und anch nicht Rom, und ohne dem Elan der Fran» zose« zu nahe zu trete», kann «an ohne weiteres be haupten, sie würde» herzlich froh sei», wen» dieser Kelch jetzt an ihnen vorübergeht. So ist die Stim ^ »u«gfürei»ev«schränrungd,»Waffe«^ sänge» auf Oesterreich und Serbien, also für eine Lokalisierung, wie «an e» seit de« Balkaakrieg» nennt, reichlich vorhanden. Offiziöse Kund» gedungen von Peter»burg und Wie«, und gestern von Berlin auogehend, versichern, daß «an den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen teile. Militärische Vorkehrungen. Straßburg, 30. Juli. Wie die „Bürger,eitung,, meldet, sind infolge der ernsten Wendung der deutsch- französischen Lage im Bereich der elsässisch-lothringi schen Armeekorps noch keine Einberufungen aber umfangreiche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Den Beamten der Jntendanturbehörden ist der Urlaub zurückgezogen worden und in den Kasernen sind Instruktionen über das Verhalten im Mobil» machungsfalle ausgegeben worden. Sämtliche Truppen kehren bi» Freitag aus ihren Uebungsplätzen in die Garnisonen zurück. Die französischen Grenz üb ergänge sind bereits auf französischer Seite durchweg mit Militärposten besetzt, eine Maßnahme, die seit 1887 nicht wieder verfügt wurde, während auf deutscher Seite noch keine militärischen Grenz maßnahmen getroffen sind. Eine Rechtfertigung -es -eutjchen Stan-punktes. Wien, 30. Juli. Das „Fremden blatt" schreibt: In einem Teile der europäischen Press« wird in den letzten Tagen wiederholt auch von hervorragenden Politikern die Meinung aus gesprochen, daß Oesterreich-Ungarn zu der gegen wärtigen Aktion von Deutschland angestif- t e t worden sei. Von mancher Seite wird dies« Dar stellung noch durch die Angabe ergänzt, daß man in Berlin infolge der bestimmten Abschätzung der mili- tärischen Kräfteverhältnisse den Augenblick für die Entfesselung des so oft angekündigten Weltkrieges für besonders geeignet erachte. Man kann nicht genug darüber staunen, daß eine solche Auffassung entstehen lonnte. Einerseits reichen die Ur achen, die zum Ausbruch de» Konfliktes mit Serbien führten, auf Jahre hinaus zurück und wurzeln in dem feindseligen Ver halten des serbischen Königreiches gegen die Monarchie, auf das oer deutschen Politik, wenn überhaupt, jo doch selbstverständlich nur ein mäßigen der Einfluß zuyeschrieben werden kann. Anderseits konnte das Attentat von Seraiewo natürlich weder in Berlin noch anderswo vorhergesehen und als Posten in welche politische Rechnung auch immer ein gestellt werden. Es sind dies so elementar« Fest stellungen, daß man kaum den Wunsch unter drücken kann sie wären uns erspart geblieben und von jenen gemacht, die sich jodann sicherlich gleich von vornherein auf die richtigere Grundlage des Urteils begeben hätten. Die gegenwärtigen Be mühungen der deutschen Diplomatie bedeuten nur eine Wiederholung der Politik, der Deutsch land, das auf diesem Wege mit England zusammen traf, wählend der letzten großen Orlentkrisc zum Durchbruch verhalfen hatte. Deutschlands Verhalt«» ii« diesem Augenblick entspricht nicht nur seinem Ver halten in der letzten Krise, sondern auch den Jahr zehnt« langen Ucberlieferungen seiner auf der Liebe zum Frieden und dem Wunsche nach einem Ausgleich der Gegensätze in Europa ge gründeten Politik, die infolgedessen wohl das Recht hätte, zu verlangen, daß der Verdacht solcher Machenschaften, wie sie ihr jetzt zugemutet werden, sich nicht an sie herandränge. Ab gesehen davon übersieht und unterschätzt man die Auf fassung, die uns für fähig hält, von welcher Seite auch immer kommenden Anstiftungen dieser Art zu erliegen, die Stellung Oesterreich-Ungarns im Kreise seiner Bundesgenossen und sein unbedingtes Bedürf nis nach Aufrechterhaltung seiner Großmachtwürde, zu deren Schutz wir soeben nach langer Friedcnszeit die Waffengewalt angerufen haben. Auch die vielen wichtigen Dienste, die Oesterreich-Ungarn aner kanntermaßen dem Weltfrieden bereits geleistet hat, geben ih n vielleicht das Recht, die Hoffnung auszu drücken, daß jene, die ihn ebenfalls erhalten wissen wollen, die Berechtigung des deutschen Standpunktes einsehend, ihm schließ lich beitreten und damit zu dem ihnen und unseren Verbündeten nicht minder als der Monarchie selbst am Herzen liegenden Ziele gelangen. Rückkehr des Kaisers nach Wien. Wien, 30. Juli. lWiener K. K. Tel.-Korr.- Bureau.) Zum zweiten Male unterbricht in diesem Jahre der Kaiser seinen Aufenthalt in Ischl, um in die Residenz zurückzukehren. Die Nachricht von der Ankunft de» Monarchen rief in der Stadt unbeschreiblichen Jubel hervor. Allenthalben sind Vorbereitungen getroffen, di« dem -errscher Zeugnis ablegen sollen von der glühenden Liebe, dem hohen rung tunst Schon Völkerwanderung nach Penzing. Männer, Frauen und Kinder, sämtliche Korporationen und Vereine mit Fahnen und Musikkapellen find hinaus gezogen und haben die Straßen vom Schloßtor in Schönbrunn bi» zum Bahnhof in Penzing besetzt. Die Häuser vom Penzing »nd Hietzing tragen Fahnen schmuck. In musterhafter Ordnung und Ruhe harren die Mafien der Ankunft des Monarchen. Der Wiener russisch« Botschafter beim Grafen Berchtold. sEigener Drahtbericht. Wien, 30. Juli. Der russische Botschafter Sche de ko w konferierte heute verschiedentlich mit dem Grafen Berchtold. Der Bot.chafter soll indes aus Petersburg keinerlei Direktiven mitgebracht haben, die auf die Haltung Rußlands schließen lassen. Die Kämpfe an der Grenze. Arankfnrt, 30. Juli. Ein Telegramm der „Frankfurter Zeitung" meldel aus Pest, daß di« Feuerkämpse an der Grenze Mischen Oester, reichern und Serben unvermindert sort» bauern. Beschießnng «ine» Dampfer». Semli«, 3«. Juli. Etwa um 4 Uhr wurde der ungarische Schleppdampfer „Allotmany" mit einem großen Boot im Schlepptau von serbischer Seite mit Feuer überschüttet. Das Schiff geriet in Brand, doch gelang es. ihn bald zu löschen, woraus der Schleppdampfer nach dem österreichischen Ufer zu- rückkehrte. Von den fünf Mann der Besatzung wur den Mei getötet und einer verwundet. Das Manö ver des Dampfers hatte den Zweck erreicht, nämlich den Beweis zu erbringen, daß die Belgrader Festung nicht geräumt ist, sondern zahlreiche Verteidiger hat. (??) Belgrad vor der Einnahme beschossen? Athen, 30. Juli. Nach hier über Risch eingrtrof- fenen Meldungen soll Belgrad von zahl reichen Geschossen getroffen worden sein; u. a. wurden da» Gymnasium, da» Grand-Hotel, die Französisch-Serbische Bank und zahlreiche ander« Ge oäud« beschädigt. Bei Vichnitza, fünf Kilometer von Belgrad entfernt, soll ein Artilleriekampf statt finden. (Die Meldung ist zweifelhaft.) Zweiter nächtlicher französischer Minlsterrat. sEigener Drahtbertcht.) Paris, 30. Juli. Heute nacht hat ganz unerwar- teterweise «inzweiter Ministerrat im Elysee- palast stattgefunden. Eine Anzahl Minister erschien plötzlich gegen Mitternacht im Elyfeepalast und ließ den Präsidenten Poincarö, der sich bereits zur Rübe begeben hatte, wecken. Di« Minister unter breiteten dem Präsidenten eine Anzahl von Tele grammen, die in später Nachtstunde im Auswärtigen Amt noch eingelaufen waren, lieber den Inhalt der nächtlichen Ministerkonferenz ist nichts bekannt- geworden. Die -alt««- Frankreich». (EigenerDrahtbertcht.) Pari», 30. Juli. Da» „Echo de Pari»" will erfahren haben, daß alle Minister mit dem Präsidenten in bezug auf die Haltung Frankreichs in dem gegenwärtigen Konflikt einig sind und besonder» darüber, daß Frankreich den Rußland gegenüber eingegangenen Verpflich tungen vollkommen treu bleiben wird. Zur russischen Mobilisierung. sEigener Drahtbericht.) Ostrowo, 30. Juli. Nach hier aus den russischen Grenzgebieten angelangten Meldungen erhielten die dortigen Miltärbehörden gestern nachmittag 3 Uhr die drahtliche Aufforderung, daß das ge samte militärische Aufgebot an der Grenze in Bereitschaft zu halten sei, um vorläufig die nach Deutschland führenden Wege und die Brücken zu bewachen. Die Erste Flotte von Portland in westlicher Richtung in See gegangen. London, 30. Juli. Die Blätter melden, daß die Erste Flotte gestern von Portland unter ver siegelten Ordern in westlicher Richtung in Seegegangen ist. keine Mobilisierung Englands. London, 30. Juli. Amtlich wird gemeldet, daß die Militärbehörde keine Maßregeln traf, die den Eharakter einer Mobilisierung hatten. Die einzigen Befehle, die gegeben wurden, seien lediglich Vorsichtsmaßregeln defensiven Charakter». Di« Maß regeln bei der Marine sind ebenfalls Vorsichtsmaß regeln. Es wurde keine Mobilisierung angeordnet. Ernste Aentzernngen des russischen Unter staatssekretärs Nelidow. (Eigener Drahtbericht.) London, 30. Juli. Der Petersburger Korrespon dent der „Daily News and Leader" meldet seinem Blatte, daß sich der russische Unterstaatssekrctär Nelidow dahin geäußert haben soll, daß, wenn Deutschland darauf besteht, daß Oesterreich in seinem Vorgehen gegen Serbien völlig freie Hand behält, die Situation außerordentlich besorg niserregend würde, da Rußland unter keinen Umständen zugeben könne, daß Serbien von Oester reich zerschmettert und zertrümmert werde. Sollte Oesterreich außerdem zur Besetzung serbischen Gebietes schreiten, so würde Rußland sofort die allgemeine Mobilisierung anordnen. In diesem Falle wäre der Krieg unver meidlich, außer wenn Oesterreich sich dazu versteht, seine Truppen aus dem okkupierten Gebiet wieder zuröckzuziehcn. Italienische Vorbereitungen für eine etwaige Mobilisierung. (Eigener D r a h t b e r i cht.) Köln, 30. Juli. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Rom gemeldet, daß der italienische Generalstab und das Kriegsministerium in den letzten Tagen alle Vorbereitungen für eine etwaige Mobili sierung getroffen haben. Auch die nötigen Vorräte fürdieArmeestndbe'chafst worden. Kenner des russischen Heeres und russischer Zustände glauben allerdings nicht an den Ernst der russischen Drohungen. Sozialistische Kundgebungen gegen den Krieg. Brüssel, 30. Juli. Das internationale sozialistische Bureau veranstaltete gestern abend eine Kundgebung, in der verschiedene sozialistische Führer, und zwar aus Deutschland Ledebour, aus England KairrHardy, Holland Troelstra, Italien Merenberg, Rußland Rubano- witsch, Belgien van der Velde und Frankreich Jaures gegen den Krieg und für den Frieden sprachen. Neutralität -er Me-erlan-e. Amsterdam, 30. Juli. Da, Amtsblatt ver, öfsentlicht eine Erklärung, daß die Niederlande während des österreichtsch-ferbischen Kriege» streng neutral bleiben werden. Friedensappell an die Königin Wilhrlmin«. Amsterdam, 30. Juli. Das Blatt „Telegraaf" veröffentlicht einen Artikel eines früheren bevoll mächtigten Ministers, der der niederländischen Re gierung empfiehlt. bei der englischen Regierung einen Schritt zu unternehmen, daß dies« im friedlichen und beruhigenden Sinne bei Rußland ihren Einfluß zur Aufrechterhaltung des Friedens Europas ausübe. Der Artikel schließt mit einem Appell an di« Königin Wil helmine, die als Vorkämpferin für den Welt frieden bekannt sei, sie möge sich persönlich beim eng lischen Hofe bemühen, dieses Ziel zu erreichen. politische lleberlicht Serücksichtigung -er Wünsche -es Han-- werks in -en Zortbll-ungsjchulen. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, wird jetzt im Auftrag« de» preußischen Handelsmintsters dafür Sorge getragen, datz bei der Festsetzung der Unter- richtszeiten in den Fortbildungsschulen auf die Wümch« und Bedürfnisse der beteiligten Gewerbe treibenden Rücksicht genommen wird. Der Vorstand des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages hatte vor einiger Zeit den Minister gebeten, anzu ordnen, daß die Gemeinden zur Festsetzung der Unterrichtszeiten für die gewerblichen Fortbildungs schulen den Handwerkskammern Gelegenheit zur Aeußerung geben. Der Minister nahm dieses Ersuchen zum Anlaß, darauf hinzuweisen, daß es Aufgabe der Schulvorstände sei, die 'Wünsche der Gewerbetreibenden zu berücksichtigen und zu betonen, daß er Wert darauf legt, daß in dieser Beziehung die Fühlung zwischen den Schulverwaltungen und den beteiligten Kreisen gewahrt bleibt. Selbstver ständlich bezieht sich dies nicht nur auf die Kreise des Handwerks. Es wird erwartet, daß die Schul vorstände außer mit Innungen und Innungsaus- schlissen im Bedarfsfall auch mit Gewerbeoereinen, kaufmännischen Vereinen usw. in Verbindung treten. Er bezeichnet es als zur Anbahnung eines guten Verhältnisses zwischen Fortbildungsschule und Ge schäftswelt dienlich, wenn die Schulvorstände vor grundsätzlichen und weiter reichenden Anordnungen mit der beteiligten Handwerks- oder Handelskammer Fühlung nehmen. vorbll-lkche Grün-ung von Naturschutz gebieten -urch Semein-eu. Durch die deutsche Naturschutzbewegung geht zur zeit, wie der „2nf. geschrieben wird, ein frischer Zug. Gemeinden, Kommunal- und Provinzial verbände streben in schönem Wetteifer die Sicherung ihrer Naturdenkmäler und die Einrichtung ganzer Naturschutzgebiete an Wieviel Bedeutendes bereits auf diesem Gebiete geleistet worden ist, mag aus folgen der Zusammenstellung ersichtlich werden. Die Stadt Danzig reservierte große Forstflächen mit Mooren und Seen für Unterrichts- und Studienzwecke. Die Städte Elbing und Neustadt in Westpreußen haben Mittel dereitgestellt, die in ihren Kammereiforsten vorhandenen erratischen Blöcke dauernd zu sichern. Der Kreis Putzig kaufte eine bemerkenswerte diluviale Sandsteingrotte an, der Kreis Karphaus ein interessantes, eigenartiges Moränengelände. Die Kreise Berent und Schlochau bemühten sich ebenfalls um die Erhaltung ihrer erratiichen Blöcke. Dies allein die Leistungen einer einzigen Provinz, Weftpreußens, in der Naturschutzpflege. Ebenso rührig zeigen sich die Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein. Die Provinz Hannover und die Landschaft Lüneburg kauften ein Hochmoor mit seltenen Zwergbirken an. Die Stadt Magdeburg sicherte sich den Auewald mit reichem Vogelleben und errichtete auf dem Gelände des Herrenkruges Vogel schutzgehölze. Frankfurt a. M. baute seinen Stadt wald zu einem Naturschutzgebiet von 20 im aus. Hannover, Bremen und Hainburg zahlen ansehnliche Beihilfen zur Erhaltung des Naturschutzparkes in der Lüneburger Heide. Ausland. Zraakrelch, * Nachklänge zum Eaillauir-Prozeß. Der Vorstand des Vollzugsausschusses der soziali stisch, r a d i k a l e n P a r t e i hat beschlossen, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Eaillaux im Auf trage aller Parteimitglieder eine Adresse zu überreiche», in der ihm die lebhafteste Sympathie und gleichzeitig der Wunsch ausgesprochen wird, er möge nach der Zurückhaltung, die er sich freiwillig auferlege. die tatsächliche Leitung des Voll zugsausschusses der Partei wieder übernehmen. — Dem Gerichtsrat Dogoury. der sich das Recht vorbehalten hatte, nach Entscheidung der Vorgesetzten persönliche Genugtuung zu verlangen, erklärte der Gerichtspräsident Albanel. daß er ein solches Verlangen nichtzulassen könne. — Labori sandte gleichzeitig zwei Advokateu als Sekundanten zu Albanel. NaÄZkicfften vom Osge. * Eine blutige Rcvolvcrjzene spielte sich am Mittwoch abend in der Schloßftraße in Steglitz bei Berlin ab. Einer der Inhaber einer Delikatessen handlung unterhielt ein Liebesverhältnis mit einem jungen Mädchen aus Charlottenburg, das in letzter Zeit Grund zur Eifersucht zu haben glaubte. Gestern abend kurz vor Geschäftsschluß erschien es im Laden Nach einem Wortwechsel mit dem Geliebten zog die Eifersüchtige plötzlich einen Revolver hervor, gab einen Schuß auf den von ihr für untreu Gehaltenen ab und tötete sich, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß die Kugel ihr Ziel nicht verfehlt habe, darauf selbst durch einen Schuß in die Herzgegend. * Unter Mordverdacht verhaftet. Die 07jährige Rentiere Meier aus der Lautener Straße in Berlin, auf die im Hausflur ein Mordversuch verübt worden war, ist gestern ihren Ver letzungen erlegen. Der unter dem Verdacht der Täterschaft in das Charlottenburger Amts- gerichtsgefängnis eingelieferte frühere Pastor Schmidt leugnet nach wie vor, mit dem Vor kommnis in Verbindung zu stehen, doch soll das gegen ihn vorliegende Belastungsmaterial sehr er- heolich sein. Potsdam, 30. Juli. Der Bankier Lugen Bieber, Inhaber des Bankhauses M. L I. Bieder in Potsdam, und seine Ehefrau wurden in de: vergangenen Nacht in einem Berliner Hotel ver giftet aufgefunden. Die Ursache des Selbstmordes sollen Verluste durch die Kriegswirren von über 230 000 Mart sein. * Äuwelenraud. Au» Rom wird gemeldet: Am Hauptaltar der Basilika Sankt Paul brachen Räuber kostbare Juwelen au» dem Marmor. Als di« Geistlichen zur Frühmesse kamen, ent flohen die Diebe mit ihrer Beule. * Tödlicher Antennfall. Der Prinz La- tourd-Auvergne fand gestern abend infolge eines Automobilunfalles in der Nähe von Pans den Tod. Vie. prok. Oebmlckt IlM MIM Die krrNrßeide A»--ite imfip 8 Veite«.
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