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Dor Abschluß -es Reichskonkordals Grun-züge -es Uebereinkommens gesichert Don unserem eigenen römischen Mitarbeiter: Die Atmosplzäre, die Vizekanzler von Pa. pen und ErzbischofGröberim vatikanischen Rom fanden, ivar sogleich ein Anzeichen dafür, daß jene miß günstigen Avslandsstimmen, die ein Scheitern der deutsch vatikanischen Verhandlungen ankündigten, fehl gingen. Diese Stimmungsmache konnte bei der außerordent lich vertraulichen Behandlung, die die zur Verhand lung stehenden Fragen von Anfang an fanden, nur auf Kombinationen beruhen, deren Zweck allzu durchsichtig war. Erzbischof Gröber war gerade in der nun ange packten endgültigen Klärung der deutsch-vatikanischen Beziehungen unter dem neuen Kurs keine zufällige Wahl. Seine Person genießt das besondere Vertrauen der deut schen Regierungskrise, und im Vatikan haben die ober- hirtlichen Erklärungen Erzbischofs Gröber vom April d. I., die ein Programm der neuen Zeit waren, sehr guten Eindruck gemacht. Auf dieser Basis konnte man sich von beiden Seiten finden. Es ist heute noch verfrüht, über Einzelheiten der ge genseitigen sehr speziellen Besprechungen, die auf ein schon heute im Prinzip gesichertes Ueberein kommen hinzielen, sich auszulassen. Es ist auch gar nicht möglich, da bis zur Stunde die gegenseitige Vertraulichkeit noch bis aufs äußerste gewahrt wird. Nur soviel läßt sich sagen, daß der ganze Komplex der Fragen, der kirchlicher- und staatlicherseits in Be tracht kommt, und den wir vor der Ankunft des Vize kanzlers kurz skizzierten, angeschnitten wurde. Es grenzen sich deutlich die Umrisse eines R e i chs k o n k o r da t s ab, dessen Abschluß durch die Reichsregierung an Bedeutung nicht hinter dem Konkordat Mussolinis zurück stehen wird, und das den beteiligten Män nern, wie namentlich einer so angesehenen Führerpersön lichkeit wie Erzbischof Gröber, der auf dem Wege ist, in die beste Tradition der großen deutschen Bischofs gestalten hineinzuwachsen, ein bleibendes Denkmal in der deutschen Staats- und Kirchengeschichte sichern wird. Wir haben sci-on friil)er hervorgehoben, daß Kirch- licheOrganisationen, die tief m i t d e m d e u t- schen kulturellen und völkischen Leben verankert seien, nicht ohne weiteres eili ge r i s s e n werden könnten und es sicherlich auch nicht würden. Den Trägern der Reicl>sregie- rung sei ganz genau bekannt, wieviel Kraft und Segens ströme von dort in das gesamte deutsche Volks- und Staatsleben geflos- sen seien. Wir schrieben das, iveil uns bekannt ivar, wie stark gerade diese Erwägung deutscherseits bei allen neueren Ereignissen und Plänen mitspielt. Es kann nun auf Grund des Fortgangs der vatika nisch-deutschen Verl)andlungen als sicher angenommen werden, daß auch in dieser Beziehung eine beiderseitig befriedigende Lösung gefunden wurde. Im ganzen ist das Vorbild des mit dem saschistisäM Italien abgeschlossenen Konkordats unverkennbar. Wenn einmal die Paraphierung vorliegt und der Text bekannt wird, hat eine Vergleichung beider sicher ihren besonderen Reiz. Jedenfalls kann man die Genugtuung des Vatikans verstehen, daß so bald schon eine Lösung gesunden wurde, die der Vatikan von Anfang an als die erstrebenswerteste bezeichnet hatte: ein Uebereinkommen mit dem Re ichs- ganzen. Die in der Oeffentlichkeit bereits verbreiteten Nach richten über das Abkommen entsprechen insoweit den Tatsachen, als dieses Abkommen über 30 Artikel enthält. In der Frage der katholischen religiösen Ver eine scheint man deutscherseits anzuerkennen, daß die Existenz dieser Vereine gerade in kultureller Hinsicht von Bedeutung ist. Deshalb dürften wohl die Vereine be stehen bleiben. Der Text des Abkommens liegt bereits in Berlin vor und man erwartet den endgültigen Abschluß für Mittwoch. Was die politische Frage betrisst, so hat das Zentrumsproblem dabei überhaupt keine Rolle gespielt, Konfordatsentwurf wird in Berlin geprüft Berlin, 4. Juli. Der Entwurf über die zwischen Vizekanzler von Popen und dem Vatikan getroffenen Vereinbarungen wird zurzeit in Berlin geprüft. Es ist anzunehmen, daß diese Prüfung binnen kurzem abgeschlossen werden Kan». Angebot deo Mandlchurelstoatco auf die ostchinesische Bahn. Tokio, 5. Juli. sReuter.) Die Vertreter des Mandschurei staates teilen mit, sie seien bereit, für Erwerbung der sowjet russischen Anteile an der ostchinesischen Bahn 50 Millionen Den zu zahlen. Die Bayerische Dolksparkei ausgelöst Graf Oua-t-Isny ersucht um Aufnahme tu -le 7IGOAP. München, 4. Juli. Der ehemalige Staatsminister und Reichstagsalrge- ordnete Eugen Graf Ouadt-Isny gibt folgende Erklärung bekannt: Im Benehmen mit der bayerischen Staalsregierung erkläre ich als Bevollmächtigter der Landesparteileitung der Bayerischen Volkspartei, daß mit dem heutigen Tage jede Tätigkeit der Bayerischen Volkspartei aufgehört hat und ihre Mitglieder aus dem Treueverhältnis zur Partei entlassen sind. Der Zweck, für den die nachgenannten Organe und Einrichtungen der Partei geschaffen wurden, ist damit weggefallen. Es sind dies: Landesvorstand der Bayerisci>en Volks partei e. V., der Landesverband, sämtliche Kreisvcrbände, Bezirksverbände und Ortsgruppen, der Landesverband der Presse der BVp, der kommunalpolitische Landesver band der BVp., der Hochschulverband der BVp., die M- aintenvereinigung der BVp., die Mittelstandsvereinigung der BVp., die Arbeitnehmergruppe der BVp., die Baye rische Volksparteikorrespondenz, die Reicl-stagskorre- spondcnz der BVp. (Der Wirtschostsbeirot der BVp. als selbständig eingetragener Verein hat seine Auflösung schon am 23. Juni 1033 beschlossen.) Es ist jedermann verboten, sich weiterhin unter der Bezeichnung Bayerische Volkspartei oder im Sinne des Programms derselben, soweit dieses mit dem Programm der NSDAP, in Widerspruch steht, irgendwie politisch zu betätigen. Die Partei ist praktisch damit aufgelöst. Ibre ein zelnen Organe und Organisationen haben sofort die not wendige technische und finanzielle Abwicklung sPersonal- kiindigungen, Kündigung gemieteter Räume, Bezahlung offener Rechnungen usw.) einzuleiten und raschesteus durchzustihren, sowie die erforderliche Löschung im Ver- einsregister zu veranlassen. Durch die nationalsozialistische Revolution gibt es außerhalb der NSDAP, keine politische Wirknngsmög- lichkeit mehr. Es ist desl)alb für jeden bisherigen Ange hörigen der BVp. der Weg frei, unter der unmittelbaren Führung Adolf Hitlers am Aufbau des neuen Deutsch land mitzuwirken. Zu dieser Erklärung wird noch bekannt, daß Graf 60 Millionen Reichsbevöllerung Dl« ersten Volkszählungsergrbnlsse. Berlin, 4. Juli. Nach den soeben im Statistischen Reichs amt zusammengestellten vorläufigen Ergebnissen der Volkszäh lung vom 16. Juni 1033 beträgt die ortsansässige Bevölkerung des Deutschen Reiches ohne Saargeblet 65,3 Millionen Einwoh ner. Zusammen mit den rund 830 000 Einwohnern des Saar gebietes. in dem wegen der vorübergeliendcn Lostrennung von der deutscl-en Verwaltung nicht gezählt iverden kannte, beziffert sich die Reichslxwölkcrung auf 66.1 Millionen Einwohner Die ses Ergebnis bleibt um rund 1.7 Millionen hinter der Einwoh nerzahl des Deutsclien Reiches vor dem Krieg« zurück <67.8 Mil lionen Im alten Gebietsstand des Reiches). — Gegenüber der Zählung vom 16. Juni 1925 hat die Neichsbevölkerung (ohne Saargebiet) um rund 2,7 Millionen zugenommen Von der Ge- saiiilbevölkerniig entfallen 31.7 Millionen auf das männliche und 33.6 Millionen auf das weiblickie Geschlecht. Der absoluten Bevölkexnngsznkl nach ist Deutschland nächst Rußland der volksreichste Staat Europas. von Ouadt Isny mit Schreiben vom 4. Juli beim zustän digen Gauleiter der NSDAP., Staatsminister Adolf Wag ner, seine Aufnahme in die NSDAP, beantragt und eben so beim Vorsitzenden der Reichstngsfraktion der NSDAP., Reici)sminister Dr. Frick, den Antrag gestellt hat, als Hospitant in die Reichstagsfraktion der NSDAP, über nommen zu werden. Graf Ouadt fordert diejenigen Mandatsträger der bisherigen Bayerischen Volkspartei, die für einen solchen Schritt in Frage kommen dürften, auf, seinem Beispiel Folge zu leisten oder durch Mandatsniederlegung den Ersatzmännern die gleiche Möglichkeit einzuräumen. Das Danziger Zentrum Danzig. 5. Juli. Die „Danziger Landeszeitung", das Or gan der Danziger Zentrumspartei. beschäftigt sich mit der Aus lösung der Zentrumspartei in Deutschland und lehnt für Danzig eine Auslösung des Zentrums ab. Sie nimmt zur Lag« u. a. mit folgenden Worten Stellung: „Wir «vollen der Parteileitung in keiner Weise vorgreifen, aber für uns in Danz-g liegen die Dinge klar: Das Danziger Zentrum ist seit Schaffung unseres Freistaates eine völlig selbständige Partei, die nur ideelle Mr bindung mit der Mutierpartei im Reich hat. und es ist selbst- cerständlich. daß sie weiterbesteht. Unser Danziger Zentrum, die starke Bastion des katholiscl-en Volksteiles, hat auch weiter eine große Mission zu erfüllen. Darum muß und wird bei uns das Zentrum iveiterbestel-en." (N.) Entlassungen. Der Herr ReichsstatthaUcr hat nach dem Vorschläge des Ministeriums für Volksbildung auf Grund des Geseßes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentunis vom 7. April 1933 den Amtstechniker lx-im Zahnärztliche» Institut der Universität Leipzig Kurt Hanke und den wissenschaft- liä-en Assistenten Dr Karl Scharf beim Physikalischen Institut der Technisäien Hochschule Dresden aus dem Dienste entlassen. Oie apostolische Gendung der lattw<ifchen presse Bologna, !>. Juli 1033. Der Nachfolger Benedikts XV. auf dem bischöflichen Stuhl von Bologna, Kardinal Nasialli-Rocca, veröffentlicht in Bersolg einer Anregung des Kardinalstaatssekretärs Pacelli ein bemerkenswer tes Rundschreiben an den Klerus seines Erzbistums, in welchem er unter Bestimmung des letzten Sonntags im Mai zum Sonntag des Presseapostolates u. a. folgendes ausführt: „Die katholische Tageszeitung hat wahrhaft eine apostolische Sendung, wie wir das tausendmal schon sag ten. Sie ist der wahre Gradmesser des Einflusses und der tatkräftigen Mitarbeit der Katholiken im christlichen Sinne in dieser durch verschiedene Vorgänge und Ideen so unruhvollen Bewegung der menschlichen Gemeinfchast in der Gegenwart. Die katholische Tageszeitung dahin siechen zu lassen, bedeutet eine der schwersten Verant wortlichkeiten, die das Gewissen eines Katholiken und eines Priesters sich ausbürden kann. Eine katholische Zei tung im Hause nicht zu halten, das heißt abseits stehen und sich nicht verbunden fühlen mit dem großen Leben der Kirche. In der Tat, wer die katholische Tageszei tung nicht liest, weiß nicht über das Bescheid, was in dieser geistigen Gemeinschaft vor sich geht." Der Metropolit weist in seinem Rundschreiben in eindringlichen Worten aus die Pflicht zur Förderung der katholischen Presse hin. Bergbehörbl. Untersuchung auf Zeche Blumenthal Dortmund, 4. Juli. Der Unsnllnusschuß der Grul«ensicher- heitskommifsion Dortmund trat aesiern aus Anlaß der Explo sion zusammen, dke sich ans der Schachlanlaae General Blumen thal ereignet hatte und durch die 12 Bergleute getötet und weitere 6 verletzt worden sind Es wurde sestgestellt. daß an einem Waschbergtransportband kurz vor der Erploiion Schneide arbeiten vorgenommen worden sind Es l>eslebl die Möglich keit. daß hierin oder in Störungen an eleklriictien Einrichtun gen die Ursache der Explosion zu sucl>en ist. Die Untersuchung nimmt ihren Fortgang. Zur evangelischen Neuordnung in Sachsen Oer Amtsei- -er Geistlichen In den letzten Tagen ist für den Bereich der preußi schen evangelischen Kirchen eine Anordnung getrosten worden, die die Gehorsamspflicht der Geistlict>en nach der erfolgten Neuregelung der kirchlichen Verhältnisse in Preußen zum Gegenstand hat. Das hat vereinzelt zu der Frage geführt, ob auch für die säcWsche Landeskirche eine entsprechende Anordnung zu erwarten sei, nachdem Herr Pfarrer Coch durch das sächsische Ministerium des Innern mit der Führung des Landesbischofsamts und der Kirchen regierung beauftragt worden ist. Wie hierzu die Sächsische Evangelische Korrespon denz mitteilt, liegen die Voraussetzungen, die in Preußen eine Befreiung von der bisl-erigen Gehorsamkeitspflicht notwendig gemacht haben, für die eimngelisch-lutherische Landeskirche des Freistaates Sachsen nicht vor. Nach den bestehenden Bestimmungen werden den Geistlichen bei der erstmaligen Uebertragung geistlicher Amts verrichtungen das Religionsgelöbnis und der Amtseid abgenommen. Das Rcligionsgelöbnis verpflichtet die Geistlichen, „aller kirchlichen Ordnung Gehorsam zu lei sten", der Amtseid, „unter genauer Beobachtung der Ge ¬ setze des Landes und der Landesverfassung ihr Amt nach bestem Wissen und Gewissen zu verivalten und sich allent- halben den Anordnungen ihrer Vorgesetzten gemäß zu bezeigen". Hieraus geht hervor, daß die Geistlichen der sächsischen Landeskirche nach der Neuregelung der kirch lichen Verhältnisse nicht Einzelpersönlichkeiten, sondern der „kirchlichen Ordnung" und damit jetzt nur den An ordnungen des mit der Führung des Landesbischofsamts und der Kirci)enregierung Beauftragten Folge zu leisten l)aben, ohne daß hierüber besondere Anordnungen not wendig sind. * Die Versammlung, die der kommissarische Landesbischof Pfarrer Coch für Donnerstag. 6. I u l i nach mittags nach Dresden einberufen hat. hat vor allem den Zweck, die kirchlichen Amtsträger mit der geschichtlichen Entwicklung des Verhältnisses von Landeskirche und Staat in den letzten Tagen vertraut zu machen. Es soll vor allein darülier Aufklärung gegeben werden, wie die staatlichen Stellen sich bemüht haben, die Einsetzung eines Kommissars von sich aus zu verhindern und weläie Gründe sic schließlich dazu veranlaßt haben, einen kom missarischen Landesbischof cinzuseken