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Seite 2. Nr. 223. Morgen-Nusyüve Leipziger Tageblatt Montag, 4. Mat 1914. Die Einstellung der Feindseligkeiten. Mexiko, 3. Mai. Das Kriegsministerium hat ulle Befehlshaber der BundestrupPen ange wiesen, ans Grund des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten einzustellen. Waffenstillstand zwischen der Regierung und den Bebellen. Washington, 3. Mai. Einem Telegramm zu ,olge haben die mexikanischen Bundes lrl'ppen mit den Znsurgenten einen Waffei > stillstand geschlossen. politilelte UeberlicM Soziat-rmokratijche Un-utüfamkeit. Mit 27 378 gegen «MX» stimmen l)«t sich der Parteitag der italienischen Sozialdemokratie für die Ausstossung der Freimaurer aus der Partei ausgesprochen. Die Bemühungen frei maurerischer „Genossen", nachzuwcijen, duz sic nach ihrem Verhalten in der Partei beurteilt werden -nützten und sich nicht von anderen verschreiben zu lassen brauchten, was sich mit ihrem Gewissen ner- trage, waren vergebens, „Genosse" Mussolini er widerte trocken: „Wir müssen gegen die humanitäre Infiltration Stellung nehmen." Und „Genosse" Mazzoni stellte nicht minder rroclen fest, datz eine Partei t-ie Negation der persönlichen Freiheit wäre: man solle Politil treiben ohne Philosophie; nicht Bildung tue den Massen not, sondern Klasscn- bewutztjein. — Wie die Abstimmung zeigt, denkt die übergrosse Mehrheit der italienischen Sozialdemo kratie nicht anders. Der freimaurerische „Genosse" Lerda aber wird darin recht haben, datz dein Streben nach absoluter Partcireinheit die Akademiker morgen ebenso würden geopfert werden, wie heute die Freimaurer. Für die Unduldsamkeit der Sozialt-emokratic sind diese italienischen Vorgänge überaus charakteristisch. Heer un- Flotte. Der Große Generalslab und „eiserne KolstcnbejtänLc" für den Krieg. Die eminent wichtige Frage der Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Brcnnstoffmaterial ni tzricgszciten hat bereits Anlatz gegeben, datz auch der Grotze Generalstab diesem Punkte lebhafte Aufmerk jamkeit zuwendet. Wie uns mitgetcilt wird, ist der Generalstab mit dem Zentralverband der Kohlen. Händler Deutschlands, E. V., Sils Hamburg, in Füh lung getreten, der als erster rechtzeitig auf die Schwierigkeiten der allgemeinen Brennstosfverjorgung in Kriegszeiten hinwies und Vorschläge zur Ver hütung der schlimmsten Nöte machte. Bereits auf der letzten Gcschäfrsausschutzjitning in Mainz fasste oer genannte Verband alle Abhilfeinatznahmen in dem Vorschlag, eiserne Bestände an Kohle und sonstigem Brennmaterial für die LKrjorgung der Be völkerung in Kricgszeiten zu errichten, zusammen. Bei Ausbruch des Krieges werden selbstverständlich alle waffeniähigen Bergleute, Kohlenlagcrarbciter, Kutscher usw. unter die Fahnen berufen. Die Eisen kähnen haben ihren Transportpark dem Heere Zur Verfügung zu stellen. Alas auf den Gruben noch an Kohle gefördert worden ist, geht ohne weiteres in beit Besitz der Armee- und Marineverwaltung über, die die Kohlen mengen im Landesinteresse beschlag nahmt. Bedenkt man ferner, Latz die Vorräte der berufsmässigen Brennmaterialicnhändler nach all gemeiner Schätzung, um so mehr als auch das Nah rungsmittelgewerbe in den Tagen der Mobilisierung erhöht in Anspruch genommen wird, höchstens zwei Wochen Vorhalten tonnen, so tritt damit das Schreck gespenst einer allgemeinen Kohlennot sehr deutlich vor Augen. Was eine solche Not für das gesamte öffentliche Leben bedeutet, bedarf keiner weiteren Er örterung. Es ist daher höchst anerkennenswert, wenn sich jetzt alle berufenen Stellen, voran Generalstab und Zcntralvrrband der Kohlenhändler Deutschlands, in dem einmütigen Bestreben zusammcnfinden, dem Schlimmsten vorzubeugen. Zwar darf inan zugeben, Latz die Kohlenshiiditale und andere grosse Handels gesellschaiten bereits heule schon umfassende Neserve- lager unterhalten, aber diese Massnahmen reichen bei weitem nicht aus, um auch nur die dringlichsten Be dürfnisse der Bevölkerung in den Kricgszeiten zu befriedigen Deshalb merdienen die Vorschläge des Zcntralverbandes der Kohlenhändler Deutschlands die allerernstl'chste Beachtung. Diese Vorschläge laufen darauf hinaus, auf kostenlosem Gemeindcareal „eiserne Kohlcnbestände", die 'n ihrer Menge durch laufende Ergänzungen gleich gross zu erhalten sind, zu errichten. Das nur zu notwendige gervaltige Kapital wäre vielleicht durch staatliche oder ähnliche Lombar dierungen dieser unter Kontrolle zu stellenden eiser nen Bestände zu beschaffen. Weiter schlägt der Ver- lmnd vor, die bisher schon an den Zechen und Brikett- fobriken unterhaltenen Lager aus die gesamten Pro vinzplätze zu verteilen, wobei jede crorbitaute Preis steigerung vermieden werden soll. Der Verband ist der Ansicht, datz sich eine richtige Verteilung der Re serven mit Hilfe der grossen Verkavfszcntralen der Kohlcnproduktion und des organisierten Platzhandels, je noch Frncbtlagc und Ortsvcrbrauch ohne Schwierig keit bewerkstelligen lätzt. Die neuen Militärattaches auf dem Balkan. Deutschland hat bisher bei den Balkanstaaten nur einen Militärattache unterhalten, und zwar war ein Hauptmann oder Stabsoffizier des Gcn.ralstabv der Armee gleichzeitig bei den kaiserlichen Gesandt schaften in Bukarest, Belgrad und Sof a zugetcilt Mit dem Wohnsitz in Bukarest. In Athen sind wir gänz lich unvcrtretcn. Früher hat lange Zeit der jetzige lü-Generolstabsoffizier des Eenerallominandos des 1. Armeekorps in Königsberg, Nkajor Ewald von M asjvw , ein alter zweiter Gardist und sohn des früheren Präsidenten des Neichsmilitärgerich:s, den vielseitigen Balkanpofren inncgchabt. Er ist auch während des letzten Hialkantrieges dem bulgarischen Hauptquartier attachicrt gewesen, nachdem er in- zwisck>en in der Berliner Generalstabszeutralstelle wieder Dienst getan hatte. -Schon aus der Tats.-che, L-atz zwei der Armeen, zu denen Major v. Massow kurz vorher noch freundschaftlich-pol.tische Beziehun gen amtlich zu pflegen hatte, nunmehr Bulgar en feindlich im Felde gcgenüberstanden, geht die Un- haltbarteit des jetzigen Zustandes sder dreigeteilten Attachierungs hervor, die allerdings zur eit nech durch den in Bukarest sitzenden Major Günther Bronsart v. Schellendorf, früher >nr Ersten Garderegiment z. F., fortbesteht. Es ist nur natür lich, Vatz einem von Bukarest her vorübergehend auch in Sofia tätigen preußischen Diploncatoffizier mit einem gewissen Misstrauen begegnet wird. Bei Len reichen kriegerischen Erfahrungen, über die Bul garien, Seroien und Griechenland verfügen, ist es ober durchaus wünschenswert, Latz solche mögl chc Erwägungen uns nicht von dem Studium der Heercs- einrichtungcn der einzelnen Balkanstaat'n scrnhalten. So erklärt sich die Nachtragsforderung an den Reichs tag, durch die der Etat des G e n e r a l st a b-s der A r m e e sich um drei Offiziere erhöht, «o Latz mit der Bewilligung der Posten ein Nach'chub in den Großen Generalstab aus der Reihe der dort zur Ausbildung kommandierten Houvtleute, R tt- meister und Oberleutnants noiwendig wird. Die Ortszulagen für die neuen Attaches sind genügend hoch bemessen worden, um eine Auswahl ohne Rück sicht auf die privaten Geldverhältnisse der zu be fehligenden Offiziere treffen zu können. Deutscher Reich. * Zur 2. Lesung des Konkurrenzklauselgesetzes ist im Reichstage von den konservativen, natio- naltiberalen, freisinnigen und Zentrumsabgeord- neten der 12. Rcstchslagsloinmffsion für das Plenum ein K o m p r o m i ß a n t r a g gestellt worden, der dahin geht: „DaS Konkurrcnz- ilauselverbot soll nichtig sein, wenn das Ge halt des Gehilfen den Betrag von 1500 Mark nicht übersteigt. Die Kommission hatte 1800 Mart beschlossen. Die Regicrnng erklärte da- . mals, über die Summe von 1500 Mark nicht hinausgehcn zu köuncn." 8 75v soll lauten: „Hak der Handclsgehilfe für den Fall, das; er die in der Vereinbarung übernommene Ver pflichtung nicht erfüllt, eine Strafe versprochen, so kann der Prinzipal Ansprüche nur nach Mast gabe der Vorschriften des 8 310 des BGB. gel tend machen. Die Vorschriften des BGB. über die Herabsetzung einer unverhältnismäßig hohen Vertragsstrafe bleiben nuberührl. Ist die Ver bindlichkeit der Vereinbarung nicht davon ab- nängig. daß sich der Prinzipal zur Zahlung einer Entschädigung an den Gehilfen verpflichtet, fv saun der Prinzipal, wenn sich der Gehilfe einer Vertragsstrafe unterworfen hat, nur die ver- wirtte Strafe verlangen, der Anspruch auf Er- füilnng oder auf Ersah eines weiteren Schadens ist ausgeschlossen." (Auch hier hat man die Vor lage wiederhergcstellt.) * Anfrage. Im Reichstage haben die Abgg. v. M eding nud B e h r e tt s folgende A tt - frage eingeorackst: „Gemäß 8 LOK der Reichs- versichernngSordnnng entsteht für die Versiche- riingspflichligen der Anspruch aur die Regel leistungen der Krankentasse mit ihrer Mitglred- fchajt. Die Mitgliedschaft Versichcrungspflichtigcr beginnt mit dem Tage des Eintritts in die ver sicberungspflichtige Beschäftigung. Zn den Regel leistungen der Krautentaise gehört auch das W ö ch n e r i n n c n g e l d. Allerdings soll dieses nur solchen Wöchnerinnen gewährt werden, die im letzten Fahre vor der ?cicdertnnft mindestens 6 Mvnaie hindurch auf Grund der Reichsversiche rung oder bei einer knappschaftlichen Krankenkasse gegen Krankheit versichert gewesen sind. Diese Vorschrift kann aber doch nicht für solche Wöch nerinnen angewandt werden, die erst am 1. Ja nuar 1914 versicherungspflichtig geworden sind. ES gibt aber Krauteulassen und VersicherungS- bchörden, die solchen Wöchnerinnen, die am 1. Januar d. I. versicherungSpslichtig wurden, das Wöchnerinnengeld mir der Begründung ver weigern, daß sic noch nicht sechs Monate der Krankenkasse angeboren. Da eine derartige Hand - habulig der Reichsversicheruugsordnung unserer Auffassung nach diesem Gesche nicht entspricht, so richten wir die Anfrage an den Reichskanzler, ob er eine derartige Interpretation des Ge sches für die richtige hält?" Die Grenzen der Angestelltenversicherung. In der Angestelltenvecsicherunz hat die Hebung der Reichsv-rsicherungsanstalt bereits eine Reitst von Grund,atzen eigeven. Proiessaren, Privatdazenten und Assinenten an Universitäten und technischen Hochschulen unte.liegen nicht dem Versicherun.us- zwange. Für Assistenten gilt dies aber nur, sofern sie gleichzeit g Prioatdozenten sind. Ebenw sind Gesellschafter einer offenen Handelsgesellschaft nicht versichcrungspjlichtia, auch wenn sie als Geichäfts- tührer der offenen Handelsgcsellschasl einen be sonderen Entgelt beziehen. Weibliche Hilfskräfte bei Lotterieeinnchmern, die Lose verkamen, Gewinne auszahlen und den Schriftverkehr mit den Los inhabern be argen, sind dagegen versicherungSpslichtig. Klavierstimmer sind nicht versicherungSpslichtig Kolporteure, die sich nach den besonderen Umständen in einen' Angestelltenverhältnis befinden, sind ver- sichcrungspflichtig. Dies ist z. B. auch der Fall, wenn der Kolporteur zwar auf eigene Rechnung für seinen Auftraggeber tätig ist, aber eine monatliche Beihilfe von ihm erhält. ' Die Heiraten der Offiziere betrifft ein Erlaß, über den wir im „Berliner Salon ' folgendes lesen: „Es ist Tatsache, datz die Klasse der Heirats vermittler männlichen und weiblichen Ge schlechts neuerdings auch vielfach von aktiven Offizieren in Ampruch genommen wird, falls dieie durch eine recche Heirat ihre Vermögens umstände zu verbessern juchen. Gegen diesen Un- sug richtet sich ein Geheim er tast, der den Offizieren der Armee und Marine soeben zur Kenntnis gebracht wurde. In diesem Geheim erlaß wird erklärt, daß jeder Offizier, der sich in Zukunft an einen Heiratsvermittler wendet, mit schlichtem Abichied entlassen werden würde. Gleichzeitig werden in dem Erlaß eine Anzahl solcher Heiratsvermittler namhaft ge macht, vor denen speziell gewarnt wird." Es ist doch außerordentlich bezeichnend, datz dieser Erlast überhaupt erst ausgegeben werden musste. Ausland. Zronkreich. * Umfrage über das Frauenstimmrecht. Dio vom „Journal" unter den französischen Frauen über bas Frauenstimmrecht veranstaltete Umfrage hat 296 739 Einsendungen zu verzeichnen. Nur 6 2 Frauen sollen gegen die Verleihung Les Stimmrechts an ihre Schwestern gewesen sein. Die Liste wird am 10. Mai geschlosst". * Kämpfe in Marokko. Nach einer Meldung aus Tanger hat die Kolonne des Generals Courreau auf dem El Hodoani-Berge Las Lager des Roghi von Nordmarokko angegriffen und vernichtet, wobei die Franzosen 9 Tote und 25 Verletzte aufzu weisen hatten. Türkei. * Die Schulden der Balkanstaaten. Die Pforte hat der französischen Regierung Tabellen übermittelt, in denen angegeben wird, welcher Betrag der öffent lichen Schuld und der anderen Schulden der Türkei einschließlich der schwebenden Schuld auf jeden ein zelne-n der Balkanstaaten zu entfallen hätte. Nach Liesen Tabellen, die an die fremdländischen Dele gierten der Internationalen Kommission für die finanziellen Baltanfragen zu verteilen sind, lstitten Griechenland 11315406 türkische Pfund, Bul garien 4 075 590 t. Pf.. Serbien 4 451 473 t. Pf., Albanien lwxz<>85 und Montenegro 151040 t. Pf. zu übernehmen. Die Kommission soll am 15. Juni die Arbeiten wieder aufnehmen. Die otto- inanischen Delegierten haben auch eine Liste der Forderungen otromanischer Prioatperjonen für die ihnen während des Krieges seitens der Baltan- stavten verursachten Schäden vorbereitet. Vereinigte Staaten. * Der Streik in Colorado. Die „Ageuzia Stefani" erfährt ans Washington, die Bundesregierung habe sehr wenig Nachrick' tcn über den Streik und die Arbcitcrkä in p fe 'in Colorado, da dafür nnr die Rcgiernng des Staates Colorado zuständig sei. Die Bundesregierung habe sich darauf beschränkt, auf Bitten des Staatsgouoerneurs von Colorado Truppen und zwei Beamte als Vermittler zwi scheu den amerikanischen Arbeitern und den Berg werk wesihern zu entsenden. Die Bundesregie rnng in Washington wisse nichts über die Zahl und die Staatsangehörigkeit der Toten und Ver wundelcn. Unter den Opfern des Kampfes be fänden sich anster Amerikanern auch öster- r eichi s ch u ngaris ch e und g r iechi s cP e Untert a ncn; an Italienern sollten zwei Männer, eine Frau uud füuf Kinder getötet fein. Der griechische Geschäftsträger habe bereits eine Protestnote an das Staatsdepartement gerichtet. Koloniales. * Das Programm der deutsch-ostasritanischen Feier- richkciten. Landesausstellung, Schutztruppeujubi- läum und Einweihung der 'Tanganjikabahn sind drei Progranuupuntte der vstaf-rikauischen Feier uu August. Die „Deutsch-Ostasritauische Zei tung" veröffentlicht das vorläufige Programm, das uns ein Beweis dafür ist, in wie gastlicher Weise nufere Ostafritauer ihre Gäste zu emp fangen gedenken. Es ist vorgesehen: Aw 15. August 8,80 abends Begrüßung der Gäste ans dein Ausstelluugsplatz. Festspiel, .Konzert der „Liedertafel" und der Askarikapelle; am 16. August nachmitatgs feierliche Eröffnung der Ausstellung; abends wird Empfang bei dem Gouverneur statlsinden, auf dem Ausstel lungsplatz wird ein großes Konzert ansgeführt werden; am 17. August Fest der Kaiser lichen Schuhte uppc, abends gemeinsames Essen im Ausstellungsrestauranr, verbunden mit großem Feucrweet und Konzert: am 18. August Besichtigung der Stadl, durch die heimischen Be sucher, abends Bierabend, veranstalte! durch die Kaiserliche Schutztruppe; am 10. August vormit tags Parade der Schntztruppe, ferner Besicht' gung der industriellen Betriebe und abends Ab reise der Gäste zur Teilnahme an der feier lichen Eröffnung der Taugaujita- bahu nach Tabora-Kigom a mit Sonder zug: am 21. und 22. finde" große Veranstal tungen des Sportvereins statt, darunter- inter nationales Tennisturnier, wozu auch die Sportvereine von Tanga, Zanzibar und Mom basa cingeladen werden. Entsprechende Verband lungen sind im Gange. Prcisverteiluug am 22. nachmittags; am 23. August großer Blumeukorso durch die Hauptstraßen der Stadt. Die besten Geführte werden preisgekrönt. Abends am dem Ausstellungsplatze Prcisverteilnng und daran anschließend großes bengalisches Feuerwerk mir Konzert; am 25. August wird ein großes Kinder fest für die Europäerkiuder veranstaltet; am 26. August Scg elrcgatta des Segelklubs mit anschließender Prcisverteiluug auf dem Aus- stellungsplatze; am 27. August sind große Fuß ballspiele und T u r n vorf ü h r uuge u ge plant. Drrzu sollen die Mannschaften der Kriegs schiffe cingeladen toerdcn. Auch hierfür sind eben falls Preise vorgesehen; am 29. August Pferde- und Maultier renn en für Europäer und Radrennen für Eingeborene, daran anschließend ziiegerleutlignt NreOrung. !>I Roman von Paul Burg. .'.achöruck vcNiolcu.) Mein Kind, du lannst mim heute verstehen, wenn ich dir sage, das; ich lanm eine Stunde vorher den oejetigenden Gedanten mit allen Wonnen und Schauern ansgedactzt hatte, den eine junge Fran dann immer wieder für den Mann, den Vater und Geliebten empfind,!. Nun so ans allen Himmeln gerissen! Mein Saunerz war groß, so groß, daß ictz ihn heute wieder fühle. Deine Brüder iiiv Kadeucnlorps ;n schicken, ging noch nicht an: sie. waren noch zu Nein. Einer fremden Fran dagelassen hätte ich sie nie mals. Meine Mutter lebte noch, in Berlin. Ihr brachte ick; die. drei Jungen. Ich selber jnlu zu der alten Taine Gabriele, die dir immer jo liebe Briese aus Säur-den geschrieben Hai. Ta habe ich auf dich gewartet, Gemma; du bist meine Sehnsucht gewesen, alte Tage und Nächte. Gebetet habe ictz uni dick', an dein alten Dorfaliar vor «Kott ans den Knien ge legen, er solle mir diesmal eine Gefährtin im- Unglück schenken, ein Mädchen. Manner gehen treulos ins Leben. Was ist ihnen Mutter, Weib und Kind'? Daß die drei Zungen zum Vater halten wüi-den, war mir klar. Ohne dich wäre ich allein, verraten. Er würde mir effic Geldreme aus setzen, vielleicht das vierte Kind lassen. Das mußte ein Mädchen sein, stand bei mir fest. Und ich habe dich so grenzenlos Gott abgebeten, daß ich kaum mehr als Genugtuung über deine Geburt empfand. Wärst du ein Knabe geworden, ich baue dich vielleicht - - — Nein, teile Mutter iann ihr eigen Kina aussetzen. Eine Mutter i''!tzl, nur eine Dirne oder eine Unglückliche, belassene, die ohn, Gott ist. Ich harte dich. Und du solltest fortan mein L-ebcn sein. Laß mich das Letzte meiner Geschichte noch sagen: Dein Varer lain als ein geschlagener Manu uactz einigen Monaten zurück und holte mich Heini. Du bist dann unter seinem Dache getauft und hast alle Nor mit mir geteilt. Tn bist eine rechte Schwedin geworden, wohl von meiner Sehnsucht erfüllt, als du taum von wir empfangen warst. Cs war dein Schicksal, Gemma, daß du dem Schweden Elmau Bären sprung folgen mußtest." „Und es ist mein Schicksal, daß Elmau mich lassen muß nm seines Todes willen," sagte Gemma inic starrer Ruhe. „So will auch ich "da oben in der Einsamtcit mein Kind erwarten. Aber es soll ein Sohn sein, Ekinan soll er heißen und seinem Vater gleich werden." Die Mutter schüttelte wehmütig den Kops. Die Beichte ihres Lebens halle einen stillen Frieden in ihr Herz gesenkt. „Das Iann Gert nicht wollen, Kind. Er ist nicht grausam. Unser aller Vacer iß (Kokt. Hätte er uns sonn diesen Mann geschickr, die Ehren bergs zu reuen und zugleich zu verderben?" Gemma sah sie nut großen, in '.veile Fernen sctzweifenden Blicken an. „Zctz suhle es, Mnrier." Sie entriß sich den Armen der Baronin. „Ich ticve ibn so sehr, daß ich uiclit ans- liörei' rann, zu hassen. Mnuer, laß mich!" Die Baronin iüßte ihre Docylcr scheu auf Stirn und verließ leise das Zimmer. Gefaßt und still erschien Gemma mittags am Tische, saß den Nntzmirtag träumend am Bäre.ffvrnnggrabe. Der Baron harte sich fein Pferd fatieln las sen und war ins Manöuergekände tunauSgeritten. Auch idn trieb eine Unruhe hin und der. E' n'dlli seinem S>--nueg.u sohn wenigsten-.- n rlie sein. S' erlebte Boiho von El renoerg das selt sam, 2ck»uispiel, ein halbes Armeekorps von endlosen Lachkrampfe» gefchnuelt zu sehen, ein paar hundert Offiziere sehr betreten, einen tom- mandicrendeu General fassungslos zu finden. Und das alles durch eine ilciuc, verloren ge gangene Schraube. Der alte Baron ritt in langsamem Trabe straßauf, fragte sich nach der „Roten" Armee durch und kam ans Hauptquartier, wo er höf lich seinen Hut abnahm und sich nach dem Rittmeister von Bärcnsprung und dessen „Bär" errundigte. Ein junger Leutnant gab ihm achselzuckend Bescheid, man habe leine Ähnung von dem der zeitigen Aufenthalt der beiden Fliegeroffiziere Dörenberg und Bärensprnng. Während sie noch ein paar Worte plauder ten, kam eine Stafette auf das Zelt des Höchst- louunandierendcn zugerast. Ein Ulancnofsizter sprang von' Pferde und riß das Zelttuch zurück. „Vom Vorposten Nordost 26u!" stand der Leutnant wie crzgegcffsen qus der Schwelle. ..Ja?" Seine Crzcllcnz wandte sich am Kartentische herum. „Melde gehorsamst Euer Exzellenz: Doppel decker „Peter" mit Fliegerhauptinaun von Dö renberg und (tzeneralniasor von Grotenhansen als Beobachter sind von der „blauen" Armee gesungen genoilin>.-u." „Waaas'?" Der Koniniandierende war auf gesprungen, daß der Feldstnln nnfflvg und der Kecrlenllsch schantetle. „Waaas sagen Sie da, Sie —'?!" ließ er den kleinen Leutnant stehen und raste aus dem Zelte. Die Herren Offiziere! blies der Trompeter. Der auc Ehrenberg bekam einen der zor nigsten Generalsblicke, dielt aber stand und horchte. „Meine Herren, cs ist dem Herrn Genera! von Grmeni'.insen, nachdem ilm neulich der Ritt- uieincr von B.irenspruug durch eine schneidige Husarenlat ans der Paticdc rettete, doch endlich gelungen, scctz v-.'n den „Blauen" gefangen neh men zu lassen. Das Flugzeug ist aufgcgrisfcn. Wissen Sie, warum der Brigadekommandcnr nicht mit dein Rittmeister geflogen ist? Ich weiß es jedenfalls nickst, und der Herr General wird cs auch nicht wissen." Das Ivar deutlich. Man sah sich allgemein nach einen' Filzhutlaaer um. Sogar der alte Ehrenberg, der vor 30 Jahren auch mal einige Monate Offizier gewesen war, fühlte cs eiskalt über seinen Rücken rieseln und empfahl sich un vermerkt, wie er gekommen war. Ist doch ein verfluchter Kerl, dieser Ckmau mit seinem „Bär"! zog er das Fazit der Kritik des sassungoloscn Hvchstkominandwrenden. — Der Brigadier kann seinem Schöpfer danken, wenn er noch de» Exzellenzen titel namgeschmissen kriegt. Aber in den dichten Auenwäldern lachte sich ein halbes Armcekorvs dreiviertcl tot. ES war so gekommen: Anfangs hatte der Generalmajor von Gro- tenhausen entsetzt in den spektakelnden Motor gestarrt und taüm einen Blick hinab ins Ge lände riskier'. Als er aber merkte, daß in dem Brummen und Brodeln, das ihm wie mit Aexten gegen den Schädel hieb, Methode war, verlor er allen Argwohn nnd fing an, sich von oben herunter die Welt zu besehen. Wie die Regimenter in dem grünen Wald bilde lagen nnd zogen! Als ob man im Kasino aus den grünen Tisch mit dem Moutags-KricgS- spiel blickte, wo die Nürnberger Zinnsoldaten fein säuberlich anfgereilst standen. Hauptmann von Dörenberg schraubte seinen „Peter" gute tausend Meter hoch und HSHer, damit der Brigadier einen weiten Umblick habe, und zog langsam einen weiten Halbkreis um die ganze Auc. Der Generalmajor streichelte mit seinen. Stift in den Karten, veiltc den Kompaß und richten- das GlaS hinab, die einzelnen Regi menter zu erle'inen, denn sie waren alluitihiich so hoch gekommen, daß Soldaten eben Soldaten waren, gleichviel ob zu Fuß, zu Pferd oder Wagen. (Fortsetzung in der Abendausgabe.)