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Morgen - Ausgabe n, bei ie be- agend» intlich So»»' aufe. ng be- , dem eitrag rdende r der l den beiter» stossen beiter» , zur g die nicht orden. tür L«Ip»>a unü Vorort« Sur» unser« »rla«« VuAUA . uaü SprültturrrmaltSo»» In« hau»g«drachtr monatUck» 1.23 M., »irrtrNührUch 3.7» M. V«t -rr Vr<Ü>aft«st,U«. «ns«ru ztUal«» und ftuogad«strll«n adgrhoU: monatlich I M., vt«rt«ItührUck> 3 M. Durch »l« Post: ina«rhald vrutschlanü« und »«r »rutschen K»l»at«n monatlich 1^0 M., »>«rt«ltührllch 4-LO M., au»schU«8Uch postd«Nellg«lü. Va» L«lp;lg«r llagkdlatt «rsch«lat w«rktog« »mal, Tonn» u. Z«l«rtag» »mal. 3« Leipzig, »«« Nachbarort«« un» »«« <vrt«n mit «lgeu«u ZlUalen wir ble sldenüauogad« noch am »den» »«, «rscheinea» in» Hau« g«Urs«rt. Serllnrr Nebaktion:3n»enZelten 17. jerniprech.Anschluß: Moabit Nr.«»7. ISS. Jahrgang lbr 3us«rat« au« L«tpz>g und Umgebung Sie » » IspaltlgrpetitzeNersPt., »I« Neklameiell«i NI., von auowarl« 30 Vf., Neklamen 1.20 M.. tlleia« Nnzetgen »lepetltzelle nur 2»pt.d.wt«b«rb»t.Nab., Inserat« oon Vr!>»r»«a im amtlichenieii »tr Petit» -«»« »0 Pf. »«schüftoanzeigen mit playoorschrift im Preis« erhSht. Nadatt uach Carit. 0«ilag«u - Sesamtausl. S M. üa» Lausen» auoschl. postgidlihr. Nozilg«n»Maoakm«i lodaoniogassr«. bei sämtlichen silialen »«« Leipzig«, Lagidlottr» ua» all«« Nanoneen'Lxprüttioaen »«« In» unü Nuolonü«». SeschtiftoKiU« fllr Serlln u. »te pr.0ran»enburg v>rekttonwolt«rZlirg«l, Vertin !v i» MargaretbenstraAr ». Zernsprech» finschluA- LUtzow »»71. /IrrttsblLtt des Rates und des pokreuuutes der Stadt Lerpzio Nr-aktion un» VeschüstoNell»' ?»ho»ai»gaff« Nr.»- » Zrrnspr«ch»Nnschluß Nr. I»»«. 1«»»3 an» 1»»»4. se der e die nreich enheit )a die ll im »n, so illung itisch« irlage vemo» )ort- Die Ein lin, rthat nach leelitz a u f rchter gen wie ch en luf- aus i d e- vett- > ab- ge. um > hat st er vor- aom- ;gen. stille als des ihrt. :ldet sich : in obin die eler luel in ien, ids- re): >ter uer idl. h 1 7 88. bc lin eb- an Ur. l7l. Soimsben», »en Npril. IS 14. Vas wichtigste. * Die Nachrichten über das schlechte Befin den des Pap st es werden dementiert. (Sieche letzte Dep.) * Die russische Duma hat in geheimer Sitzung acht dringliche Gesetzesvorlagen angenom men. (Siehe Ausland.) »In Epirus nehmen die Unruhen einen immer ernsteren Charakter an. (Siehe Ausland.) * In Anatolien sind die Kurden in eine Aufstandsbewcgung eingetreten. (Siehe Ausland.) . — die neue Streikgefahr in England. Der wachsende Riesenausstand in den Gruben non Vorkshire und seine Wirkungen auf den Eisenbahnverkehr, auf die Elektrizitätsindustrie und das Baugewerbe lassen die Furcht berechtigt erscheinen, dass sich der große -streik von 1912 j wiederholen könnte. Damals nannte die Lon- » doner „Times" den Bergarbeiterstreik die „größte Katastrophe, die das Land seit der spanischen Armada bedroht hat". Das war natürlich Angstmeicrei. Aber man darf nicht übersehen, daß sich in den englischen Gewerkschaften, be sonders in denen der Bergarbeiter, in der letzten Zeit eine immer stärker werdende Neigung zum revolutionären Syndc kalismus nach französi schem Vorbild breit macht. Das Vertrauen zum Parlamentarismus und zur Regierungshilfe schwindet. An seine Stelle tritt das Dogma von der „direkten Aktion". Man höre nur Tom Vtann, den bekannten Wortführer des englischen Syndikalismus: „Es ist der Zweck der Gewerk schaften, den Klassenkamps zu führen und jede Gelegenheit zu ergreifen, um den Feind zu schä digen. Revolution ist das Mittel der Evolution, nicht die Alternative zu ihr. Die Regierung ist das Werkzeug der Plutokratie, wodurch und wo mit sic die Arbeit niederhält." Was wollen jetzt die Streikenden von York shire? Einmal die vollständige und endgültige Durchführung des Wochcn-Mmdcstlohnes. Seit dem Jahre 1888 haben die englischen Berg arbeiter diese Forderung auf ihre Fahnen ge schrieben. Schon im großen Kvhlcngräbcrstreik von 1893 erreichten sie cs, daß die Arbeitgeber es seit jener Zeit vermieden haben, die Löhne unter den von der Arbeiterorganisation fest gesetzten Mindestbetrag hcrabzudrückeu. Alle Teilkämpfe im englischen und schottischen Berg gewerbe haben sich seitdem um die Erringung eines Mindestlohncs gedreht. Im Oktober 1911 beschloß der englische Bergarbciterbund (die Minuers Federation), diese Forderung für das Vereinigte Königreich um jeden Preis, auch auf dem Wege eines alle Räder stillegcn- den Generalstreiks durchzusetzen. Auf jenen Beschluß gründet sich der jetzige Streik genau so gut wie der von 1912. Welches Ziel aber- allen diesen Riesenbeweguugen vorschwcbt, das sprechen, die Pamphlete, die unter die Massen der Streikenden geworfen werden, deutlich ge nug aus; nach Einführung des Mindestlohncs, so wird darin verkündet, müsse zunächst die Zahl der Arbeitsstunden und später die Quantität der Kohlenförderung verkürzt werden. Wenn aus diese Weise die Ertragsfähigkcit der Kohlen werke vernichtet sei, stehe der Nationalisierung der Gruben und dex Schaffung einer indu striellen Demokratie nichts im Wege.... Die englische Regierung, die in dieser neuen Krise nun wieder die öffentliche Ordnung retten und aufrechterhaltcn muß, hat so gut wie gar keine gesetzlichen Handhaben, um die Gefahr des Generalausstandes einzuschränken. In den neun ziger Jahren erging ein richterliches Urteil, wel ches den Gefahren der Praxis steuern wollte. Aber das Arbcitsstreitigkeitcngcsetz von 1906 hat alle gesetzlichen Bestimmungen, die zur Begrün dung jenes Urteils herangezogen waren, abge schafft und z. B. das Postenstchen im denkbar weitesten Sinne gestattet. Die Folge war die Organisierung der Streiks als Krieg und Kampf bis aufs Messer, ein Zustand, der das Land nun schon wiederholt in überaus schwierige Lagen gebracht hat. England ist ja von jeher das Laboratorium, die Versuchsstation für Streiks gewesen. Bisher haben die syndikalistischen Führer so gut wie nichts erreicht. In keinem Punkte haben die Arbeitgeber nachgegeben, also nicht bezüglich des Achtstundentages, nicht be züglich der Besetzung der Maschinen und nicht bezüglich des Rechtes der Bestimmung der Lohn form. Noch jedesmal haben sich die Unternehmer als besser organisiert, geschickter geführt und hartnäckiger in ihrem Widerstand erwiesen, als die Arbeiter in ihren Forderungen. Und schließ lich haben sich die Arbeiter in letzter Zeit bei der öffentlichen Meinung dadurch immer mehr ins Unrecht gesetzt, daß sic die Notwendigkeit nicht anerkannten, die Produktivität hochzuhalten! Kaltblütig sehen die Streik komitees auch jetzt wieder zu, wie der Preis der Kohlen beängstigend steigt, wie in den Haus ¬ haltungen in ganz England ein wahrer Berg von Kohlen aufgestapclt wird und wie gerade die Grubenbesitzer das beste Geschäft machen. Die englische Negierung wird sich angesichts der immer wiederkehrenden Gefahr entschließen müssen^ außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Das Militär muß unterderhand und in kleinen Trupps dazu ausgebildet wer den, die wichtigsten Funktionen der Arbeiter im Falle eines Generalausstandes zu über nehmen. Man wird große Vorratsmagazine bereitstellen müssen mit Lebensmitteln, vor allem Mehl und kondensierter Milch, ganz wie das für den Fall eines Krieges in den Festungen geschieht. Für den Engländer ist dieser Gedanke der Selbsthilfe sogar etwas sehr Naheliegendes und wiederholt hat sich diese Selbsthilfe als ausreichend erwiesen. Gleichwohl steht England wieder vor einer schweren Erschütterung seiner Volkswirtschaft. Herr Gpitz und -er Liberalismus. Zu dem in den „Leipz. N. Nachr." erschiene nen, an dieser Stelle besprochenen Artikel: „Ge trennt marschieren, vereint schlagen" erhalten wir folgende Zuschrift: „Herr Opitz schreibt gegen den Schluß: „Eine reinliche Scheidung der Geister, das ist das Lo sungswort der Gegenwart: Entweder der Liberalismus wendet sich vollends der Sozial demokratie zu und tritt damit in die Reihen der ausgesprochenen Feinde der Monarchie und des Vaterlandes, des Staates und der Gesell schaft Oder er sucht seinen Anschluß wieder wie früher bei denen, mit denen er bisher die gleichen Grnndanschanungen über Staat und Ge sellschaft geteilt hat: bei den rechtsstehenden Par teien. Ein Drittes läßt die Lage nicht zu." Sein Parteifreund Dr. Böhme hat zwar in der gestrigen Sitzung des Landtages, offenbar vhne richtige Kenntnis des Artikels, bestritten, daß mit diesem „Entweder — oder" die national liberale Partei gemeint sei. Iü dem Absatz, der von dem früheren Anschluß an die konservative Partei spricht, liegt aber die klare Feststellung, daß mit dem Liberalismus nicht die Freisinnige Aoltspartei, sondern nur die nationalliberale Partei gemeint sein kann. Herr Geheimrat Opitz hat seit Jahrzehnten inmitten des politischen Lebens rn Sachsen gestanden. Er weiß, in wie scharfem Kampfe sich die nationalliberale Partei jederzeit zur Sozialdemo kratie befunden hat, und daß eine Scheidung in dem Sinne, daß die National liberalen sich der Sozialdemokratie anschließen und damit in die Reihen der ausgesprochenen Feinde von Monarchie und Vaterland treten, allezeit ausgeschlossen war und bleiben wird. Das Ansinnen einer solchen Möglichkeit ist eine Ungeheuerlichkeit! Daß Herr Opitz eS an uns stellt, beweist — nicht, daß er die Ver hältnisse nicht kennt, sondern daß er sich nicht scheut, uns mit den abenteuerlichsten und un gerechtesten Vorwürfen zu bewerfen. Ich ge stehe es, auch ich bin oft in den unerfreulichen Kämpfen der letzten Jahre dem Wunsche und der Hoffnung nachgegangen, mit der konserva tiven Partei wieder auf einen erträglichen Fuß der Verständigung zu kommen. Aus dem Ar tikel des Herrn Geheimrat Opitz aber, dem schon andere ähnlicher Art vorausgegangen sind, exsche ich erneut mit Bedauern, daß die Grundlage hierzu fehlt. Als die Grundlage einer Verständigung kann ich nur die volle An erkennung der nationallibcralen Partei und ihre Gleichberechtigung mit der konservativen ansehcn. In den Worten: „Ein Drittes läßt die Lage nicht zu" drückt sich nicht nur ein Uebergehcn historischer Tatsachen, sondern auch ein großes Maß von Geringschätzung aus. Die Taschenspielecci mit dem Liberalismus hat schon als Agitationsmittel des konservativen Partei sekretärs Fritzsche viel Unheil angerichtet. Wenn der Fraktionsführer der konservativen Partei sich dieses zu eigen macht, so mache ich ihn für die verderblichen Folgen verantwortlich, die daraus für die Entwickelung unseres politischen Lebens in Sachsen entstehen müssen." Dresden, 3. April 1914. vr. Konrad Niethammer. Der Siegeszug -es Esperanto. Von Dr. phil. Albert Stech«, Mitglied her Zweiten sächsischen Ständekammer. I. Der Philosoph Leibniz erkannte schon im Jahre 1606, daß uns ein Drittel unseres Lebens Zuwächsen würde, wenn durch die Annahme einer Hilfssprache das Erlernen fremder natürlicher Sprachen auf ein vernünftiges Maß eingeschränkt würde. Volapük wurde 1880 veröffentlicht, aber es vermochte sich nicht durchzusetzen. Im Jahre 1887 erschien Esperanto, führte lange ein Leben der Verborgenheit und wurde dem großen Publikum in Deutschland erst bekannt durch den Dresdner internationalen Kongreß des Jahres l908. Esperanto ist keine willkürlich erdachte Sprache, sondern ein Extrakt aus den germanisch» romanischen und wenig anderen Sprachen des euro päischen Sprachenkroises und entspricht allen Anforde ¬ rungen, die man heutzutage an ein Weltverständi- gungsmittel stellen muß. Denn es ist leicht erlern bar, einfach, klar, außerordentlich ausürucks- unü an passungsfähig, und die 27 Jahre seines Bestehens haben bewie,on, daß die heterogensten Völker und Menschen sich relativ mühelos miteinander darin ver ständigen können. Es gibt keine unregelmäßigen Verben und keine Ausnahmen, überhaupt keine Hrlss- zeitwörter bis auf eins, keine Doppelsinnigkeiten und Mißverständnisse, keine Betonungs- und Aussprache schwierigkeiten. Die Syntax ist verblüffend einfach, und kein Volk hat ein Recht oder eine Veranlassung, über Satzbau oder Aussprache Vorschriften zu machen oder Kontrolle zu üben. Denn die Sprache ist inter national und wird international verwaltet. Wer die etwa 2000 Wortwurzeln der Umgangssprache, die übrigens der gebildete Europäer zu zwei Dritteln kennt, sich aneignet, hat bannt ein unschätzbares Mittel gewonnen, sich auch in den gewachsenen romanisch-germanischen Kultursprachen verständlich zu machen, er besitzt einen Schlüssel, der ihm das Aus land erschließt. Bei diesen glänzenden Eigenschaften der neuen Welthilfssprache nlmnn es nicht wunder, daß etwa ein Dutzend Konkurrenzsprachen nach und nach aus getaucht sind. Sie sind aber fast alle wieder ver schwunden, und ihre Anhänger haben sich dem Esperanto wieder zugewandt, und wo wirklich neue fruchtbare Gedanken in der Konstruktion der Sprache zuraze gefördert werden, so dürften sich diese mit Leichiigkcit in Esperanto eingliedern lassen. Denn bei unseren heutigen so enorm wachsenden inter nationalen Beziehungen entscheidet gar nicht mehr die absolut beste Qualität einer Sprache, sondern in erster Linie die beste Organisation. Und da ist es klar, daß ein« seit 27 Jahren ausgvbaute Organisation mit ihren Landes- und Ortsgruppen über den ganzen Erd kreis und ihren inzwischen angehäuften Literatur schätzen eine Macht bedeutet, die nur durch eine sehr groß angelegte Gegenorganisation, die etwas offen kundig Besseres bieten und außerdem gewaltige Kapitalien besitzen müßte, erschüttert werden könnt«, um so mehr, al» die Esperantospvachverwaltung inter national so sicher fundamentiert ist, daß ein jeder, der Esperanto «rlernt, die Gewißheit Haden kann, daß seine aufgewandte Mühe nicht vergeblich gewesen ist. Diese Erkenntnis der Sachlage bricht sich nun neuerdings mit einer geradezu elementaren Gewalt bhonderd in den mittleren und unteren Schichten unseres Volkes Bahn, während die oberen, sehr zu ihrem Schaden, noch lässig und abwartend, mit der Begründung, sie verständen ja Englisch und Fran zösisch und mehr brauchten sie nicht, der neuen Um wälzung gegenüberstehen. Denn um eine Umwälzung unseres Verkehrs- und Verständigungsiocsens handelt es sich, um eine tief in unser Volks- und wirtschaft liches Leben einschneidende Erfindung, die an Genia lität derjenigen des Dampfwagcns, des Dampf- und des Luftschiffes nicht nachsteht. Wenn ein Gymnasial - abiturient, der in der Welt etwas herumgekommen ist, Lateinisch und Griechisch, Französisch, Italienisch und Englisch versteht und seine Muttersprache Deutsch dazu spricht, also fünf fremde Sprachen, so ist das doch alles mögliche; aber Spanisch und Portugiesisch, di« Sprachen der großen, so glänzend aufsteigenden Rc- publiken des weiten Südamerikas und das wichtige Russisch, das über halb Asien und Europa herrscht, die anderen slawischen und vor allem die weitver breiteten mongolischen Sprachen beherrscht er nicht, obwohl sie in der Literatur, in Handel und Verkehr immer bedeutungsvoller werden Und auch die frem den Sprachen, die er mühevoll in Schule und Leben erlernt hat, beherrscht er nicht, sondern beim Durch schnittsmenschen, der gerade kein Sprachgenie ist, wird cs meist nur auf ein Radebrechen hinauslaufen. Und da, in dieser Verlegenheit, die immer unangenehmer wird, kommt jemand und bietet als universelles Ver ständigungsmittel lächelnd eine Kunstsprache dar, die man in 11 Tugen verstehen und in einem halben Jahr einwandfrei sprechen kann! Diese Gabe soll man nicht nehmen? Als das Telephon aufkam, nahmen cs auch viele nicht, weil sie sich mit denen doch nicht verständigen konnten, die ksins hatten. Heu« ist es Allgemeingut aller Kultur völker und einfach unentbehrlich. Genau so ist es mit dem Esperanto, nur init dem angenehmen Unterschied, daß es keiner Konzession und keiner Leihgebühren bedarf. Wer es besitzt und pflegt, hat es für immer, und sein Wert nimmt stetig zu, mit jedem neu Lernenden. Hat denn aber Esperanto wirklich jetzt schon eine solche Bedeutung, daß man eg lernen muß? Ja, es ist vorteilhaft, denn Esperantisten sind jetzt über die ganze Welt verbreitet, und mit ihrer Hilfe kann man Erfolge erzielen, welche die Sprachverschiedenheit häufig verhindert. Man kann durch fremde Länder reisen, ohne ein Wort der Landessprache zu verstehen, einfach dadurch, daß man vom Betreten des Landes ab bis zum Wiederaustritt von einem Esperanto verein an den anderen empfohlen und über alles Ge wünschte unterrichtet wird. Der glühende Eifer für ein« große Sache schafft dienstwillige Freunde überall. Man kann mit fremden Menschen in Gedankenaus tausch dadurch treten, daß man seinem Briefe einen Istchtfaßlichen Uebersetzungsschlüssel für 5 Ps«nnige beifügr. Für 17 Sprachen sind solche Schlüssel bereits vorhanden, und die Rückantwort ist schnell und leicht abgefaßt. Für die Leipziger internatio nale Buchgewerbeausstellung ist auf diesem Wege überraschend viel gesammelt worden. Man kann durch ein« einzig« Drucklegung der ganzen Welt seine Waren anbicten und seine Erfindungen bekanntgeben. Die Weltgeschäfte und die Welt sanatorien versenden jetzt vielfach ihre Kataloge in Esperanto, Pilz und Lahmann ebenso wie die Stadt Los Angeles 'ür Kalifornien, die Ripiera des Westens, und die König!. Porzellanmanufaktur in Meißen. In Deutschland gibt es etwa 300 Esperanto gruppen, in Frankreich 250, in England 160, in Oesterreich-Ungarn 150, in Rußland 100, in den anderen Ländern zusammen etwa 500 Gruppen. Zn der Mitgliederzahl marschiert Frankreich an der Spitze; ein französisches Lehrbuch war schon 1911 in mehr als 70 000 Exemplaren, ein deutsches in über 50 000 Exemplaren verkauft, eins von den 30 jetzt er schienenen deutschen Lehrbüchern hat die 26. Auflage bereits überschritten. Es gibt etwa 200 Zeitungen, von denen 100 regelmäßig erscheinen. Das Neue Testament in Esperanto ist in der zweiten Auflage nach einem Jahr herausgekommen, das Alte zum Teil übersetzt. In Esperanto veröffentlichen ihre Ge danken und Mitteilungen heute die Katholiken, Pazifisten, Sozialisten, Anarchisten, Philatelisten, Polizisten, Artisten, Juristen, Theosophen, Gut templer, Freidenker, Freimaurer, Eisenbahner, Post beamten, Bankbeamten, Apotheker, Aerzte, Gelehrte, Vegetarianer und viele andere Vereinigungen und Verbände. Und was in dem einen Lande veröffent licht ist, wird glatt im anderen verstand«» und löst dort seine Wirkungen aus. Die Verbilligung der Druckkosten kommt natürlich der Verbreitung zugute, und der unhemmbare Drang nach internationaler Organisation und Betätigung tut das übrige. Die verschiedenartigsten Kongresse, wo nur Esperanto ge sprochen wird, festigen nun noch die nationalen und internationalen Beziehungen. Ich habe im ver gangenen Jahre den internationalen Kongreß zu Bern besucht, um mich persönlich von der Brauchbar keit der Welthilfssprache zu überzeugen. Und da habe ich festgestellt, daß sich die ca. 1200 Kongreßteilnehmer, die 23 verschiedenen Nationen angehörten, ganz be quem untereinander im Konversationston verständig ten, und nur mit Mühe konnte ich die Nationalität hcrausfinden. Ich hörte z. B. die Esperantopredigt eines Geistlichen und erfuhr erst nachher, daß er ein Engländer war. Die Engländer sind überhaupt, trotz dem man das Gegenteil erwarten sollte, durchaus für Esperanto. Erwähnen will ich noch, daß bei den inter nationale» Katholikenkongressen 1910 in Paris, 1911 im Haag, 1912 in Pest und 1913 in Rom Esperanto die alleinige Verhandlungssprache war. Die 200 Delegierten aus 17 verschiedenen Ländern sollen sich so leicht verständigt Haden, als sprächen sic ihre Muttersprache. Man ersieht auch hieraus wieder die Weitsichtigkeit der katholischen Kirche: schon vor vier Jahren ersetzte sie das starre, mittelalterliche Latein, welches den Forderungen der thegcnwart nicht mehr gewachsen war, durch das viel einfacher« und bieg samere Esperanto. f>olitiletie UeberlieM Ersatz ruMcher Zuttergersse üurch koloniale pro-ukte. Seit längerer Zeit wird von der Regierung die Hebung der deutschen Futterproduktio» durch die Ein fuhr kolonialer Produkte ins Auge gefaßt. Es Han- dclt sich dabei in erster Linie um eine» Ersatz für russische Futtergerste. Wissenschaftliche Untersuchun gen wie praktische Proben haben nämlich das erfreu liche Ergebnis gezeitigt, daß wir vielleicht in abseh barer Zeit, wenn auch nicht völlig, so doch immerhin in größerem Umfange oon russischen Futtermitteln unabhängig gemacht werden könnten, wenn wir die landwirtschaftliche Produktion unserer Schutzgebiete zu Hilfe nehmen. Es hat sich gezeigt, daß die in den Kolonien produzierte Sorgum-Hirse sehr ernstlich als Ersatz für russische Futter- gcrste in Frage kommt. Der deutsche Landwirt schaftsrat hat sich bereits mehrfach mit dieser für die deutsche Landwirtschaft wichtigen und dringlichen Frage befaßt und glaubt gleichfalls, unseren kolonia len Ersatzprodukte» eine gute Zukunft prophezeien zu können. Die Vorteile für das Mutterland wie für die Schutzgebiete, die aus einer solchen Einfuhr von Futtermitteln notwendigerweise entspringen müssen, bedürfen kaum näherer Betonung. Für unsere Land wirte ist es jedenfalls ungleich vorteilhafter, ein deutsch-koloniales Produkt zu billigerem Preise zur Hand zu haben, das an agrarkultureller Bedeutung d«r russischen Futtergerste nach dem Urteil aller Sachverständigen durchaus gleichkommt. Vie „Genossen" als Arbeitgeber. Der Verlauf der ersten „R e i ch s k o n f c r c n z", die von den Lagerhaltern der sozialdemo kratischen Konsumvereine in Leipzig aogehalten wurde, hat den alten Ruf dieser sozialdemokratischen Arbeitgeber oon neuem befestigt. Darüber läßt selbst der vorsichtig abgefaßte Bericht des „Vorwärts" nicht den geringsten Zweifel. Daß sich die Konsumvereine in Bayern und in Mecklenburg gegen den Abschluß von Bezirkstarifcn sperren, erscheint noch verhältnis mäßig belanglos. Aber bezeichnend ist cs, wenn sogar die von der Organisation der Lagerhalter einerseits und der Organisation der Konsumvereine anderseits abgeschlossenen Verträge entweder nicht als bindend anerkannt oder durchbrochen werden. Derartige Versuche haben die Konsumvcretns- leitungen nicht etwa vereinzelt, sondern in der Rheinprovinz, in Westfalen, in Hessen und in Nassau gemacht. Nicht minder herrisch verhalten sich zahl reiche Konsumvereine, indem sie die Schiedsgerichte oder deren Urteile nicht anerkennen. Die Reichs konferenz der Lagerhalter hat deshalb in einem Bc- schlußantrage auf die Einhaltung des Schiedsgerichts vertrages durch die Konsumgenossenschaften ge drungen und erklärt, nötigenfalls die Auf hebung der Schiedsaerichtsverträge herbciführcn und die Vertragsbrüchigen Konsumvereine an den Pranger der Oeffentlichkcit stellen ,zu wollen. Die Herrschsucht der sozialdemo kratischen Konsumverein slcitung wurde vollends In Helles Licht durch die Aeußerung des