Volltext Seite (XML)
ZkntsblLtt des Rates und des pollreüuntes der Etccdt Lcrpzio Ue-oM», »,» «eschafttsteUer 1»hamü»«ass« Nr.«. « r«ns»rech»N»schU>8 vr.7444», »44« «4 >4»*«. Morgen »fiusgabe S.zug-preise: Ltz^>A^.K^W! «»«uuösl.u»., »I«teyeh»Uch^7»«. Set »er «egtzMwfteU», »«s«, KU«l,n u»t Nus^-eNeUe« e»,etzott! «»nettlch 1M., viertel,ShrUch, ». Durch »I, Pest: taoerhaltz veutschleu»»« und »er »eutfch«, Kolout«, «onatUch 1.« M., »ierteljLhrtlch 4.« «., auefchUe-Uch postdestellget». Ve» leipziger kagedlatt «scheint »««tag« »«al, Eoao- u. Zeierta^lmal. S« Letpzla, »en Nechbarerteo ua» »en wrtea mit eigenen Malen »tr- 4t» stkenoauegad» noch am pd«» 4« «rscheiae», la» Hou» gellrfert. berliner N»0akt1»ai2n-»aL»lt»n17, Z»r»fpr»ch.stnsthlu8: M»adlt0r.447. ISS. Jahrgang staM-mprels-! L' »on «N»a»rr1» w Pf., «»Na»»» ,.« m., Met«, Anzeigen »lepetttzeiie an, 4»Vf.4L»^«N»l.S«d., Inserat» »»aveh»r0en un amtlichen t»U di» Petit» »etl, 4»ps. ch»schlist»aaz,i,»n mit platzevrschrift im Preis» »rtztht. «avat« nn» kartf. »rilagen r Sesamtausi. r M. »an Lausen- au»schl. Postgebühr. Maz^gea-ftnaahme: 1 »Hanoi,,ass,I, bei s-mtiichen fiUalea -»» Leipzig« r»ge»latte» «nt all« staa»n«»n»<»p»->tioaea Sn» un» stimlooüe». »«schtift»st«U, für Sertla u. -t« pr. SranSendurg r Direktion Walter -Uegei, Derlla w. 1», MargarethenstraS« 4. Lerasprech» fiaschlust: Lützm» «7>. Nr. 274. Vas wichtigste. * Am Sonntag und Montag wurde in Leipzig der IX. Deutsche Esperanto- Kongreß abgehalten. Landtagsabgeordneter Dr. Steche wurde zum Ehrenmitglieds des Deutschen Esperanto-Bundes ernannt. (S. Ber.) -* Vom 29. Mai bis 2. Juni fand inLeip - zig die Pfingstta ung deutscherBuch- Handlungsgehilfen statt. (S. Ber.) * Der französische Ministerpräsident Dou- mergue ist zurückgetreten. (S. bes. Art.) * In Albanien sind unter den Aufstän dischen Meinungsverschiedenheiten entstanden. (S. bes. Art.) -* Der Deutsche Lehrertag tagte zu Pfingsten in Kiel. (S. bes. Art.) * Der Dreieckflug brachte die Strecke Dresden-Berlin-Leipzig, die 24 Flie ger erledigten. i(S. Sp. u. Sp.) * Anläßlich des Bundestages des Deut schen Fußball-Bundes wurde die deut sche Meisterschaft von Spielvg. Fürth gegen Leip ziger V. f. B. 3:2 nach 153 Min. Spielzeit ge wonnen. (S. Sp. u. Sp.) * Während der Münchner Interna tionalen Hockey-Woche mit 26 Mann schaften fand der Bundestag des Hockey-Bundes und das Silberschild-Schlußspiel Süd- d e u t sch l a n d-Norddeutschland 4:2 statt. (S. Sp. u. Lp.) * Der deutsche Weltmeister Rütt siegte in Amerika im Radrennen, Kramer nahm Revanche an Clark, die deutschen Flieger erlitten in Paris eine schwere Niederlage. (S. Sp. u. Sp.) * Den Großen Preis von India napolis gewinnt der Franzose Thomas auf . Delage. (S. Sp. u. Sp.) vtrnsm. ar» r. Juni. Stimmungen. Zu den großen Festen Pflegt die Presse tiefer ausholende Betrachtungen zu bringen als sonst. Nun ist das Pfingstfest ja berufen, be- sonders freundliche Stimmungen auszulösen, und so begegneten wir auch diesmal manchem zuversichtlichen Gedanken. Allein — der Grund ton war doch allenthalben ernst, und von einer hochgemuten Auffassung der nächsten Zukunft war wenig zu spüren. Offenbar haben die Er eignisse und Vorgänge der letzten Wochen allent halben Eindrücke hinterlassen, die nach keiner Seite hin das Gefühl wahrer Befriedigung auf kommen ließen. Klerikale Blätter wie die „Ger mania" machen es sich mit ihren Pfingstbetrach- tungen freilich leicht. Mit einer Hochfahrigkeit, die gewiß nicht überboten weroen kann — nur die sozialdemokratische Presse leistet an Dünkel haftigkeit in ihrem Sinne gleiches —, nimmt die „Germania" den heiligen Pfingstgeist für ihre Sache in Anspruch; er war allezeit bei ihr und wird allezeit bei ihr sein. Abgemacht! Die übrige Welt versinkt in Zweifel und Hilf losigkeit. Diese Art „Feststimmung" mag für die Leser des Blattes beglückend sein, und es hat wenig Zweck, bei den Widersprüchen, die nur durch gewaltsame Gedankensprünge zu über winden sind, zu verweilen. Die Blätter, die sich an die etwas aufdringlichen Tatsachen aus letzter Zeit halten, srnd durchweg weniger ge neigt, alles nach eigenem Wohlgefallen zurecht zulegen, einerlei, ob es sich um die auswärtige Politik handle oder um unsere inneren Ange legenheiten. Unser Berliner O*Mit- arbeiter kommt auf einige dieser Eindrücke zu sprechen; er schreibt: „In nicht eben feierlicher Stimmung be gingen die Deutschen Heuer Pfingsten. Da man Ostern feierte und ein Lenz in sommerlicher: Ge- Wandung dies zu erheblichen Teilen doch recht nördliche Land erquickte, war man froher Hoff- nunaen voll. Herr v. Dallwitz war Statthalter im Reichslande geworden, dafür hatte der füh rende Einzelstaat einen Minister des Innern bekommen, von dem man; weil er, um seine Zeit auszufüllen, in den letzten Jahren ein paar Aufsichtsratsstellen versehen hatte, uns kündete: er wäre der Bringer neuen Geistes; die Wahl reform, um tue wir nun schon das sechste Jahr ringen, würde er uns verwirklichen. Der neue Herr hat sich beeilt — vielleicht aus Grün den der Selbsterhaltung sich beeilen müssen —, die Vorschußlorbeeren sich von der Stirn zu reißen und die Gerüchte, die über ihn gingen, zu zerstreuen. Nur ein Sammlungsminister will er sein; ein Wahlminister — wenigstens fürs erste — nicht. Darüber ist denn schnell eine neue Verstimmung aufgekommen, die in der Wahl von Osterburg-Stendal ihren ersten sicht- barlichen Ausdruck fand. Ehedem freilich — in den sechziger Jahren — hatte auch das Dreiklassenwahlrecht starke liberale Mehrheiten gezeugt. Aber diese Fähig- keit ist in den anderthalb Menschenaltern seither ihm doch wvhl abhanden gekommen. Vielleicht ist auch die Konkurrenz von Reich und Reichstag an solcher Entwicklung nicht ganz schuldlos ge wesen. Die hatten die großen Fragen an sich gezogen, die starken Leidenschaften absorbiert. Wahlreform in Preußen? Ganz unzweifelhaft: eine ungemein ernste, dring liche, schier unaufschiebbare Sache. Aber so lie gen die Dinge nicht, daß um ihretwillen die Völker aufstehen möchten. Schon deshalb nicht, weil es schwer würde, dem breiten Publikum verständlich zu machen, einen wie großen Ein fluß dies antiquierte preußische Parlament fort gesetzt auf die Gestaltung der Reichspoli tik übt. Wie durch die preußische Verwaltung, die ihm konform ist, die Minister, die ihm ent sprechen, und die Einführungsgesetze, die in beider Hände gegeben sind, ein ansehnlicher Teil libe raler Reichsgesetzgebuna einfach paralysiert wer den kann. Diese Probleme sind für die Menge viel zu kompliziert; vielfach wohl auch nicht fesselnd genug, als daß die Massenpsyche von ihnen je getroffen werden könnte. Daran ändern die wüsten Schimpfartikel des „Vorwärts" nichts, und auch nichts die randalierende Bersamm- lungstätiakeit der Sozialdemokraten. So wird das Wesentlichste in Sachen der preußischen Wahlreform von der Regierung zu tun sein. Ist sie klug, vermag sie über den schwanken Be dürfnissen des Augenblicks die Erfordernisse der Zukunft zu erkennen, hat sie vor allem die Ner ven, dem kurzsichtigen Egoismus der glücklichen Besitzer, der Preußen bislang beherrschenden konservativen Schichten zu trotzen, so wird sie- tun. Reichen Mut und Spannkraft dazu nicht aus, so wird man'- voraussichtlich auch weiter hin mit dem System versuchen, für da- Graf Taaffe Technik und Namen seiner illustren Kol- legenschäft hinterließ. Man wird fortwursteln. Aber es'gibt auch noch andere Sorgen, die sich weit fühlbarer uns auf Sinne und Seele legen. Im allgemeinen sind die Deutschen ja kein weltpolitisches Volk, obschon wir seit Jahren erstaunlich viel von Weltpolitik deklamieren; mehr jedenfalls, als zuträglich und nützlich ist. Aber dem großen Durchschnitt liegen die auswärti gen Dinge fern, und nur selten geschieht es, daß sie einen Nerv in ihm berühren. Neuer dings scheint das sich doch ein wenig gewandelt zu haben. Bon Algeciras her ist ein starker Rest von Unbehagen in der Nation zurückgeblie ben und die Entwicklung, die das Balkan IS 14. Problem neuerdings genommen hat, ist kaum geeignet gewesen, dies Unbehagen zu mindern. Man ist nicht gerade nervös (denn ein Volk von sechzig Millionen, das unausgesetzt mit tie fem Ernst an seiner Rüstung arbeitet, wird nicht so leicht nervös); aber man sängt doch an, ein wenig unmutig sich in der Welt um zuschauen. Warum schließen sich die Völker ringsum zu Bündnissen und Ententen zusam men, die alle angeblich nur dem Frieden dienen wollen und deren gegen uns gerichtete Spitze doch unverkennbar ist? Was treibt Reiche und Nationen, die nichts, aber auch nichts gemein haben, einander in die Arme? Wozu das be- slissene Reisen und Begrüßen, dies aufgeregte Hin und Her und Aufeinanderschichten von Asse- kuranzverträgen und offenen und geheimen Ab» machungen? Der Friede soll gesichert werden! Ja, aber wer bedroht ihn? Man darf uns schon nicht verübeln, wenn wir uns nachgerade etwas getroffen fühlen: doch nicht wir? Unausge setzt haben wir in den vierundvierzig Jahren unserer neuen staatlichen Einheit uns um die Werke des Friedens bemüht. Das Mühen ist auch nicht ganz vergeblich gewesen, und mit frohem Behagen genießen wir die Früchte un seres Gewerbefleißes. Wir freuen uns des Wachstums, des zunehmenden Wohlstandes, und streben in sehr ernsthafter Arbeit ihn zu meh ren und zu erhalten. Zudem gibt es beim in neren Ausbau des zunächst doch nur eilig mit ein paar wuchtigen Hammerschlägen aufgerich teten Reichsgebäudes Arbeit noch für Genera tionen. Warum also mißtraut man uns? Was machte uns so unbeliebt, so verhaßt? Und wer trägt überhaupt die Schuld: die Führung oder die Geführten? Man müßte die Psychologie der Völker und ihrer ragenden Persönlichkeiten zergliedern, müßte, in der Schule der neuen WirschaflShisto- riter ausgewachsen, wohl auch die weltwirtschaft lichen Zusammenhänge klarlegen, wollte man diesen Fragen eine einigermaßen zuverlässige Antwort suchen. Das kann hier unseres Amtes nicht sein. Nur von den Sorgen sollte gesprochen werden, die um diese pfingstliche Zeit Lar nrcht lieblich uns die Seele beschleichen." . . . Der Rücktritt Voumergues. Die Meldungen, die von einem bevorstehend den Rücktritt Doumergues sprachen, haben recht behalten. Doumergue hat sich trotz Zuredens nicht im Amte halten lassen und den vorge schlagenen Versuch, mit der neuen Kammer zu regieren, überhaupt nicht unternommen, wohl weil er der Ansicht war, daß keine Aussicht Kunst und Wissenschaft. Leipzig, 2. Juni. * Neue« Operetten - Theater. Wieder einmal er götzte LehLrs ..Graf von Luxemburg" eine schaulustige Menge. Die Neueinstudierung hielt sich streng an das frühere Vorbild. R. Haas' szenische Leitung gab eine überzeugende Vorstellung bewegten BohSmetreibens wie auch stilisierten Salonlebens. Als Fürst Basil stellte der ausgezeichnete Charakter komiker eine urkomische Gestalt hin. Unter den von früher her schon bekannten traten L. Heines sehr aristokratisch gehaltener, aber von Lebenslust überschäumender RenS und A. Untuchts immer die Situation beherrschende Angele aufs neue bedeutend hervor Ein froher Geselle war H. Claus' Maler Brissard. von unverwüstlich guter Laune M. Seuberts Juliette, eine allerliebste kleine Grisette, deren Uebermut von der Grazie in Schranken i gehalten wird. Auch die zahlreichen Chargen sanden treffliche Vertreter. Kapellmeister Gabriel spielte sich häufig mit dem Orchester gar zu sehr in den Vorder grund und übertönte zuweilen unbarmherzig die Solisten. Doch verdienen Eifer und Elan gerechter weise Anerkennung. L. 8. * »Die verflixte Liebe." Unser Berliner Schau spielreferent schreibt: Sekt ohne Kohlensäure, ein Frauenfuß mit dicker Fessel, Eindeutigkeit ohne Charme: das ist dieser „französische" Schwank, erzeugt vondemMener LudwigHrrschfeld. Der Grund- riß -u einer richtigen Boulevarbposse — ach, ein so oft schon kopierter Grundriß! — kann nicht verkannt werden. Der Kriegsminister snatiirlich ein Idiot und, damit die monarchistische Zensur nicht aufmuckt, ein französischer Minister!) läßt sich und sein Ressort regieren von seiner Maitresse. Exzellenz Pompadour wird die Dame genannt. Unglücklicherweise ist Madame gerade mit Potiphargelüsten hinter einem blutjungen Ehemännlein her, als in der Kammer die peinliche Haubitzenaffare zum Platzen kommt. Sie hat jetzt keine Zeitz sich um Politik zu kümmern. Deshalb stürzt der ratlose Minister. Mit Ohr feigen bedeckt, verläßt er da» Schlachtfeld. ... So derb, wie die Wange de» Ministers, wird der mittel europäische Geschmack von den Witzen des Herrn Hirschseld behandelt. Daß es hie und da doch Witze find, daß man, wenn nicht gerade bösartige Senti- Mentalität den Verfasser anwandeltz doch lachen muß, sei eingestanden. Die Besucher de» Residenztheater» korri gierten nicht ihr Lachen nach den Aktschlüssen mit einem strengeren Urteil: sie gaben mäßigen Beifall. /Den >erwarb sich redlich der komische Julius Fal le n st«t n, dessen gebrechliche Würde beim bloßen Anblick da» Zwerchfell neckte» Eine gar nicht schwind süchtige und ebenso wenig pariserische Pompadour stellte die temperamentvolle Kon stanze von Linden auf dralle Beine. Hatte man sich einmal an die Neulerchenfelder Mundart der Salondame ge wöhnt, so nahm man ihre Verve mit Vergnügen an. U. L. * „Da» Märchen vom Wolf." Aus Berlin wird uns geschrieben: Franz Molnars, des Ungarn, neueste Mischung aus Feuilleton und Theatralik, das „Märchen vom Wolf", kam nun auch nach Berlin, und zwar ins Lessingtheater. Nicht zum ersten Male arbeitete dieser Einzehnteldichter und Neunzehntel-Faiseur mit dem Requisit der ent materialisierten Poesie: mit dem Traum. Diesmal nur mit dem nackten, handfesten Requisit Eine junge Frau wird gezeigt, gequält von der unbe gründeten Eifersucht ihres Gatten. Ganz unbe gründet? Nach ihrem Bewußtsein: ja. Doch in ihrem Unterbewußtsein schlummert das Phantasiebild einer Jugendliebe. Der Traum führt sie in Ver suchung, täuscht ihr den Halbvergessenen in mancherlei Gestalten (nein: Rollen) vor die Sinne, und nach dem Erwachen taucht die traurige Figur des Fremden in Wirklichkeit auf und verwischt alle Traumgespinste. Die psychische Logik hat einen bösen Riß. Denn wer so wenig krank war, brauchte nicht geheilt zu werden. Oder war der Traum selbst ein plötzlicher Krankheitsanfall? Ein schlafender Mensch untersteht nur dann der dramatischen Verantwortlichkeit, wenn der Traum die Hemmungen seiner wachen Wünsche löst. Der Verfasser gab sich nicht die Mühe, über diese Dinge nachzudenken, da» Traum-Intermezzo rechtfertigte sich ihm rein-theatralisch. Und rein- d. h. schlecht theatralisch spielt es sich ab. Wenn Molnar lwie z. B. in den Himmelsszenen seines Schauspiels „Liliom") sich auf Wolken ntederläßt, sind es immer Theatersoffitten. Sein „Märchen vom Wols" hat nur zwei Szenen, die gelungen sind; die eine liegt vor, die andere hinter dem Traum. Das Stück zwischen dem flotten Eingang und dem wirkungs vollen Ausgang ist verpfuscht. Die sehr hübsche Dar stellung de» Lessingtheaters, mit der eleganten und charmanten Elsa Galaftts in der weiblichen Haupt- rolle, rettete einen Achtungserfolg. Max Lands spielte den eifersüchtigen Gatten mit starker Männ lichkeit, Georg Lengdach da» Schaf im Wolfspelz, den Iugendgeliebten, mit großer Gewandtheit. 6. * Ein Bild von der deutschen Sprachgrenze im Osten zeigt der folgende Brief einer Ortsgruppe de» Lundes christlicher Deutscher in Galizien, der im genauen Wortlaut wiedcrgegeben sei; „Die Bücherei entwickelt sich langsam. Es fehlt« früher Anregung zum Lesen, Jung und Alt hatten kein Interesse daran, weil unsere Livliothek lauter alte kirchliche Sonn tagsblätter früher besaß- T» wußte niemand von deutscher Dichtung, vom deutschen Volke, feinem Trei ben und Wissen. Dank ihrer Eebewilligkeit und deutschen Treue kamen zu uns bessere Bücher, die mit Freuden von unserer ganzen deutschen Gemeinde begrüßt wurden. Die Leute fingen an zu lesen. Langsam kamen sie zum Stammesbowußtsein und erkannten, was sie verloren haben. Es ist jetzt eine wahre Freude zu schauen, wie Sonntagnachmit tag sich die ganze Jugend in der Schule versammelt und wartet auf Austausch der Bücher. Es find im Dezember 1913 von der Deutschen Dichter-Gedächtnis- Strftung Hamburg-Großborstel (aus Veranlassung des deutschen Schmoereins in Karlsruhe) uns zwölf Bände zuaeschickt worden, die «ine wahre Perle in unserer Bücherei bilden. Solche Bücher gebrauchen wir, aus diesen Büchern lernt man den großen deut schen Stamm kennen. Es befinden sich leider solche nur zwölf. Dies ist, was di« Seele unseres Bauersmannes verlangt, nach was sie sehnt . . ." — Wieviel überschüssige Kräfte und Geldmittel sind im deutschen Volke, die nicht besser verwendet werden könnten, als um diesen vergessenen Brüdern ein wenig von den Schätzen deutscher Kultur zu ver mittln! Zn Leipzig bestehen seit Jahren zwei Orts gruppen der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung unttr der Leitung der Herren Dr. Max Mendheim, Lößniger Straße 9, und Lehrer A. Kratzer, Leipzig- Gohlis, Wiederitzscher Straße 20. Die Herren und jederzeit gern bereit, nähere Auskunft über die Be strebungen der Stiftung zu erteilen und Mitglieder anmeldungen entgegenzunehmen. Der Mindestjahres- beilrag beträgt 2 wofür den Mitgliedern ein Band der Hausbücherei nach freier Wahl zur Ver fügung steht. . * -ochschulnachrichte». Wie wir erfahren, hat der ordentliche Professor der Kunstgeschichte an der Uni versität Freiburg Dr. Wilhelm Böge einen Ruf an die Frankfurter Universität erhalten. — Der ork-ent- liche Professor an der Technischen Hochschule in Danzta Wilhelm Hä dich ist als Nachfolger von Prof. H. Berg zum Ordinarius für Maschinenzeichnen sowie für Anlage und Organisation von Fabriken und für Betriebslehre an die Technische Hochschule nach Stuttgart berufen worden. — Privatdozent Dr. Ernst Hetlinger in Marburg hat den Ruf al, a. o. Professor t«r Mathematik an die Universität Frankfurt zum 1. Oktober 1914 an genommen. — Der Tübinger Anatom Prof. Dr. M. Heidenhain wurde von der schwedischen Ge sellschaft der Aerzte zu Stockholm „Societas medico- rum Solcana" zum auswärtigen Mitglied« ernannt. — In der Marburger philosophischen Fakultät habilitierte sich Dr. Friedrich Pfister mit einer Antrittsvorlesung über „Tine jüdisch« Gründungs geschichte Alexandrias". — Der bekannte Vertreter der Kunstgeschichte an der Universität Straßburg i. E. ord. Professor Dr. Georg Gottfried Dehio wurde auf seinen Antrag vom 1. Oktober d. I. emeritiert. Prof. Dehio, geboren zu Reval, steht im 64. Lebensjahre. — Der Privatdozent für Staats und Handrlswissenschasten an der Universität in Bonn, Dozent an der Kölner Handelshochschule und Geschäftsführer für Volkswirtschaft an der Land- Wirtschaftskammer für die Rheinprovinz, Prof. Dr. Willy Wygodzinski ist, wie man uns mitteilt, zum etatmäßigen Professor für Volkswirtschaftslehre und Genossenschaftswesen an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf ernannt wor den. — Dem a. o. Professor für gerichtliche Medizin an der Universität in München, Landgerichtsarzt Dr. M. Richter ist die erbeten« Entlassung aus dem Staatsdienste erteilt und an seiner Stelle der a. o. Professor Dr. H. Merkel in Erlangen vom 1. Mai ab zum etatmäßigen a. o. Professor für ge- richtliche Medizin und zum Landgerichtsarzt am Landgericht München I ernannt worden. — Der Wirtschaftsgeograph und Statistiker Prof. Dr. Karl BaIlod, Privatdozent an d:r Universität Berlin und Mitglied des Kgl. Preußischen Statistischen Landcsamts, ist zum o. Honorarprofessor ernannt worden. * Kleine Kunftchroaik. „Die Lieder de» Euripides". Wildenbruchs Drama, ist vom Grafen von Eulenburg als Oper komponiert worden. Die Uraufführung dieser Oper findet im Stuttgarter Hoftheater statt. — Der Maler Carlo Boecklin, Arnold Boecklins Sohn, der in Florenz lebt, stellte sich der Jugend von Florenz als Puppenspieler und -dichter vor und erntete starken Beifall. Auch die Puppen der Miniaturbühne rührten von Boecklin her — In diesen Tagen wurde in Newcastle on Tyne (England) ein Denkmal für den verstorbenen Feldyerrn und Staatsmann Lord Coulsen enthüllt. Das Denk- mal hat der in Paris lebende deutsche Bildhauer Arnold Rechbera im Auftrage der Stadt geschaffen. Der Künstler hat seine Studienjahre in Leizrg verbracht und ist ein Schüler Max Klinger» und KarlSeffner». — In Ferrara wurde ein Denkmal Giuseppe Verdi» aufgestellt, da» von dem Bildhauer Zilocchi herrührt. Die Kosten des Denkmals trägt die frühere Sängerin Maria Waldmann, jetzige Herzogin Massari. — Der Dresdner Dichter Max B « wer, der den Preis für die beste Hymne auf Köln errang, erhielt vom Oberbürger meister Dr. Oehler in Düsseldorf den Auftrag, ohne Mitbewerber auch eine Dichtung auf Düssel dorf zu entwerfen. Di,» Gedicht wurde einstimmig plr Stadthymne von Düsseldorf erhoben.